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wenn es seine Eisenbahnobligationen mobilisiert, zum minde­ſten verfrüht. Sie ist aber nicht nur verfrüht, sondern auch die Gesichtspunkte, von denen sie ausgeht, sind sehr einseitig. Es ist unfinnig, die Dinge so darzustellen, als ob Frankreich ein ungeheures ,, Opfer" brächte, wenn es das Rheinland ein par Jahre früher verließe, als es nach strengster Auslegung des Friedensvertrags ohnehin muß. Und es wäre unver antwortlich, wenn Deutschland sich finanziell und wirtschaftlich ruinierte, bloß um den Prestigeerfolg einer etwas rascheren Räumung zu erzielen.

Tatsächlich hat ja auch Frankreich ein starkes eigenes Intereffe, baldmöglichst die Besatzung verschwinden zu lassen. die heute nur noch eine finanzielle und moralische Belastung darstellt, ohne sonst irgendeinen ersichtlichen Zweck zu haben. Auf der anderen Seite hat aber auch Deutschland ein starkes eigenes Interesse an der Stabilisierung des französischen Franken, weil sie dem französischen Dumping ein Ende be= reitet und für fruchtbare wirtschaftliche Beziehungen erst die rechte Grundlage schafft.

Man sollte sich also in den Erörterungen, die neben den Verhandlungen von Thoiry einherlaufen, nicht allzusehr auf die Opfertheorie versteifen. Das scheint uns ein Fehler von beiden Seiten, besonders aber auch von der französischen . Denn schließlich steht die Sache doch nicht so, daß Deutschland für jeden Tag früher, an dem die Räumung erfolgt, jeden geforderten Preis zu bezahlen genötigt wäre.

Wünschenswert wäre ein stärkeres Hervortreten des Grundgedankens, daß man sich selber hilft, indem man dem anderen hilft. Die Folge wäre, daß die Verhandlungen auf beiden Seiten mit mehr Noblesse, mehr Weitherzigkeit und weniger Krämergeist geführt werden könnten. als es der Fall ist, wenn man zwei aneinander doch garnichtme B bare Größen wie Besagung und finanzielle Hilfeleistung nach Zenti- und Milligrammen gegeneinander abzuwägen fucht.

Ein Festhalten an dem Grundgedanten einer weitgehen den Interessensolidarität, die eben in dem wendiger, als ja der Weg zum Ziel ohnehin noch weit genug gesuchten Ausgleich zum Ausdruck fommen soll, ist umso not und genug mit Hindernissen gepflastert ist.

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Der politische Stahlhelm. Offene Bekenntnisse.

Nachdem der Stahlhelm", das Organ des bekannten Bundes, feinen verfassungsfeindlichen Programm­artifel ,, Der Weg zur Feiheit geht nur über die Leiche der Weimarer Berfassung" mit längerem Verbot gebüßt hat, ftellt er sich jetzt ganz offiziell auf die politische Arbeit ein. Allerdings nur im Sinne der nationalen Opposition", was ein sehr nebelhafter Begriff ist. Auf jeden Fall aber poli­tisch, trohdem das Reichswehrministerium den Stahlhelm­bund im Gegensatz zum Reichsbanner" immer noch als unpolitisch" wertet.

In seiner letzten Ausgabe seht der Stahlhelm" ausein­ander, warum die innere Umstellung des Bundes auf das Bolitische notwendig geworden sei. Er kommt zu folgender

Feststellung:

Es ist also richtig, daß die Wehrverbandsbewegung heute gezwungen ist, in Gebiete politischer Arbeit einzu dringen, die bisher von den Parteien als ihre besondere Aufgabe

betrachtet wurde."

reine Politik treiben und sich als die bewußte ,, nationale Opposition" etablieren will:

,, Die nationale Front hat bisher die notwendige Anerkennung ihres politischen Lebensrechts bei uns noch nicht gefunden. Es ist jetzt Sache der Wehrverbände, ihr dieses Recht zu er= tämpfen."

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Die Sache liegt also jetzt flar: Die Stahlhelmer wollen eine politische Gruppe bloß nicht Partei! bilden und sich in alle politische Dinge mischen. Das ist ihr gutes Recht, das wir zuletzt ihnen bestreiten wollen. Aber es ist gut, daß sie diese politische Betätigung jetzt offen bekennen. Daraus ergeben sich besonders für das Reichsmehr ministerium Konsequenzen, die es hoffentlich nicht übersehen wird. Es ist ganz undenkbar, daß auch in Zukunft noch die ,, nationale Opposition" das einzige Rekrutierungs­gebiet der Reichswehr der Republik bilden darf.

Thälmann träumt von Barrikaden.

Wieder rrrevolutionär?

Heute vor drei Jahren unternahmen einige hundert opfer­mutige, aber irregeführte Arbeiter in Hamburg den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, mit Waffen­gewalt die politische Macht an sich zu reißen. Dieses traurige Ereignis, das so vielen Menschen Leben und Freiheit foftete, wird heute in einem äußerst schwungvoll geschriebenen Artikel, den Thälmann zeichnet, verherrlicht. Ihr Herren," heißt es da zum Schluß, wollt wissen, wie der Kampf um be proletarische Dittatur aussieht. Seht auf am burg!"

Die Bourgeoisie wird über diese Redensarten nicht er schrecken. Wenn der Kampf um die proletarische Diktatur so aussieht, daß ein paar hundert Proletarier erschossen werden oder ins Gefängnis fommen, so wird sie sich davor nicht fürch­ten. Sie wird sich höchstens gewarnt fühlen und ihre Vor­bereitungen treffen.

Polizeiübergriffe gegen Landarbeiter.

Landpolizei und Rittergutsbesizer.

Dem Verbandsvorstand des Deutschen Landarbeiterverbandes werden aus Schlesien folgende Begebenheiten berichtet:

1. Der Arbeiter G. C. wurde von dem Rittergutsbesitzer A. G. in T. im Kreise Bunzlau zur Arbeit verpflichtet. Als er 14 Tage in Gemeinschaft mit seiner Frau und seiner 19 Jahre alten Tochter gearbeitet hatte, verlangte er 2ohn. Der Lehn wurde ihm verweigert mit der Begründung, daß er die Umzugstosten abzuarbeiten hätte. Angesichts der Unmöglichkeit, eine ſechs­föpfige Familie ohne Geld über Wasser zu halten, stellte G. C. die Arbeit ein. Was machte der Rittergutsbefizer? Er holt sich den zuständigen Landjägereibeamten heran, läßt in seinem Beisein den Schweinestall des G. C. erbrechen und ein 1,40 3entner schweres Schwein entführen. Der Arbeiter legte daraufhin bei dem Beamten ein geharnischte Beschwerde ein, worauf er folgende Antwort erhielt: Arbeiten Sie doch, der Herr muß sich doch schadlos halten. Dagegen tann ich nichts machen." Dieser Fall ereignete sich am 17. Juli 1926. Bis jetzt hat der Arbeiter das Schwein, das er sich von der letzten Arbeitsstelle mitgebracht hat, noch nicht zurückerhalten.

eine 23 öchnerin mit einem 5 Wochen alten Kind. Am 31. August 2. In einer auf demselben Rittergut gelegenen Wohnung wohnte 1926 fand sich der in den vorstehenden Zeilen bereits erwähnte Land­jägereibeamte auf dem Rittergut ein und unterſtügte den Ritterguts zu setzen. Die Frau wurde dabei von dem Beamten sogar be­befizer in dem Bemühen, die Wöchnerin auf die Straße dreht, indem er sagte: Ob Sie ein fleines Kind haben oder nicht, ist mir egal, jegt fliegen Sie auf die Straße." Notge­brungen wurde ein Wagen gemietet und die Wöchnerin erst am Spät­nachmittag nach einem 18 Kilometer entfernt liegenden Orte trans­

portiert.

Bunzlau bekamen die Arbeiter nicht den Tariflohn

Das Tragikomische dabei ist, daß die KPD. im Ernst faden zu suchen. Die rollenden Redensarten sind nur dazu nicht im entferntesten daran denkt, den Weg nach den Barrischen Landarbeiterverbandes in Berbindung. Seine Berhandlungen, bestimmt, die Anhänger darüber zu täuschen, daß diefer Weg längst verlassen worden ist.

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Wie falsch er war darüber entschlüpft dem Verfasser des Thälmann - Artikels unversehens folgendes Geständnis: Die Zeit, die den Hamburger Kämpfen folgte, war eine Zeit der Niederlage und des Niederganges der Arbeiter bewegung. Die deutsche Arbeiterklasse erlebte am eigenen Leibe die bittere Wahrheit der alten geschichtlichen Er fahrungen: Wenn die Arbeiterklasse auf den Barrikaden ge­schlagen wird, dann wird die Offensive der Bourgeoisie gegen Lebenshaltung und politische Rechte noch heftiger.

Danach hat das unsinnige Losschlagen in Hamburg nur die Folge gehabt, daß ein Niedergang der Arbeiter­bewegung eingetreten und die Offensive der Bourgeoisie noch heftiger geworden ist. Für dieses Ergebnis fönnen sich die Arbeiter bei denen bedanken, die den Weg auf die Hamburger Barrikaden gewiesen haben.

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ähnlicher Art gelüftet und wir wissen, daß sie davon genug Wenn es den Kommunisten nicht nach ähnlichen Erfolgen und übergenug haben dann ist diese gar nicht ernst gemeinte Anfündigung neuer Ereignisse à la Hamburg doch nichts als ein ganz unverantwortliches Geschwäg.

3. Auf den Gütern des Freiherrn von W. in R. im Kreise Sie setzten sich deshalb mit dem zuständen Geschäftsführer des Deut­ihm Veranlassung, am Montag, den 23. August 1926, nochmals mit die er im Beisein fämilicher Arbeiter führte, scheiterten. Das gab den Leuten vor dem Hoftor zu sprechen. Während dieser Aussprache erschienen auf Anruf des Freiherrn zwei Landjägereibeamte, die die Leute, ohne sich an die Aufklärung des Verbandsangestellten zu halten, mit folgenden Worten zur Arbeit antrieben: Leute, seid vernünftig und geht an die Arbeit. Ihr macht euch und uns allen das Brot nur teurer. Der Streif bringt euch nichts ein. Ihr ver­elendet nur dadurch. Es sind Fälle aufzuweisen, wo die Familien jahrelang zu tun hatten, ehe sie aus den Schulden herauskamen, die durch einen finnlosen Streit entstanden sind."

4. Auf dem Gute des Rittergutsbesizers Sch. in M. im Kreise Bunzlau haben drei Arbeiter die Stelle gekündigt, weil es unmöglich war, die im Tarifvertrag vom 6. August vorgesehene Erntezulage zu erhalten. Am 12. September fanden sich diese Ar­Erntezulage zu erhalten. Am 12. September fanden sich diese Ar­beiter mit ihren Familienangehörigen auf ihrem Deputatacker ein, um die von ihnen gefäten Kartoffeln zu ernten. Schnell ent­schlossen setzte sich der Rittergutsbesitzer auf sein Auto, holte je einen Landjägereibeamten aus Thomaswaldau und Kaisers. und brachte sie dann dazu, daß sie den Arbeitern die ge­waldau herbei, wartete mit ihnen die Beendigung der Erntearbeit ab ernteten Rartoffeln in einer Menge von 110 3ent­nern mit der Ertlärung beschlagnahmten, fie feien

als Schadenersag für den Arbeitgeber zu be= werten.

Das find die dem Deutschen Landarbeiterverband gemeldeten:

Thälmann und Konsorten wollen offenbar zeigen, daß man zum Niedergang der Arbeiterbewegung und zur Ber­Der Vorstoß in Sachsen , durch den die Stahlhelmer unterschärfung der Offensive der Bourgeoisie auch schon dadurch Ehrhardts Führung die bürgerlichen Parteien in einen beitragen kann, daß man gar nicht auf die Barrikaden geht, Begebenheiten. Sie zwingen uns zu folgenden Fragen: Bürgerblod gegen die Sozialdemokratie preffen wollte, ist mißglückt. Es hat sich, wie Der Stahlhelm" sondern nur davon schwäßt. befennt, gezeigt, daß wir noch nicht start genug waren, um den Erfolg erzwingen zu fönnen". Des­halb will der Stahlhelm- Bund versuchen, mit den Parteien, die er noch nicht bezwingen fonnte, eine Ber ständigung zu erzielen, wonach diese Partei politif, er selbst aber

Zulu" von Frank Wedekind .

Staatstheater.

Der Oberpräsident von Ostpreußen teilt uns mit, daß Regierungs­rat Dr. Rohde vom Königsberger Oberpräsidium an der Reise ostpreußischer Wirtschaftsführer nach Rußland nur als Privat person und nicht als offizieller Bertreter des Oberpräsidiums teilnehme.

anpinselt. Nein, Frank Wedekind war der gewaltsame Epressionist, der alle Vorgänge auf der Bühne überschreit. Die Menschen, die er dramatisiert, sind so sehr vergrößert wie die auf den Kothurn gestellten Wesen der alten griechischen Tragiter. Es ist eine phan­tastische Welt, die Wedekind bildet, die Welt, die auf der Bühne ge­spielt werden soll, darf darum nicht in einen nüchternen Natura­listenstil hineingestoßen werden.

Erich Engel , der Regisseur, blieb der Tragödie Wedekinds sehr viel bei diesem Spiele schuldig. Er scheute sich, die Personen auf der Bühne expressionistisch aufzudonnern. Er typisierte nicht pompös genug. Er hatte Angst vor dem Knalligen, das durchaus zu dem Kunstideal Wedekinds gehörte. So ward die Aufführung in vieler Hinsicht nüchtern. Es wurde die Seele gesucht, wo man nur den Effekt brauchte. Die dramatische Wirkung wurde gestört, wenn nicht gar aufgehoben.

Kurz vor seinem Tode war Frank Wedekind duldsam geworden. Er gestattete Regiffeuren und Theaterdirektoren, daß fie feinen Stücken ein wenig Gewalt antaten, um die Leute ins Theater zu zichen. Ja, er half sogar mit, wenn es galt, ein wenig zu streichen und eine Aufführung zustande zu bringen, die der großen Masse gefiel. So gab er zu, daß man aus" Erdgeist" und Büchse der Bandora" das große Lulu"-Stüd zusammenschmiedete. Bon Lulus Anfängen bis zu ihrer Ermordung soll alles über die Bühne rafen. Es gibt keine Atte mehr, in denen dieses Weibproblem auch idee!! durchgefochten wird, es gibt nur noch Bilder, die schauerlich be­weisen, wie rapide Lulu herunterkommt. Wedekind hatte seine be­sondere Vorstellung vom Theaterspielen. Er hielt nicht viel von forgfältigen Borbereitungen, gefünftelten Psychologien und soge- fluge, eine allzu scharf überlegende und nur spizfindig überlegene nannten Vergeistigungen. Er hat mir selbst auseinandergesetzt, man müßte eigentlich jedes Theaterspiel improvisieren. Ein Saal, irgend eine Erhöhung darinnen, in dem man Bretter über Bierfässer legt. und die Bühne wäre da. Die Kulisse, d. h. die Ausstattung, der Brunt der Requisiten oder ähnliches, mas das Auge nur anzieht, Brunk der Requisiten oder ähnliches, was das Auge nur anzieht, bedeute wenig. Der Mensch, der sich leidenschaftlich im Worte aus­tobt, bedeute alles im Theater. Worte, Worte, durch die sich das Innere des Menschen verrät, das war sein Verlangen.

Jetzt ist Wedekind tot. Man will ihm folgen und im Staats­theater so spielen, wie er es sich dachte. Lulu als Gesellschafts­schauerſtück, etwa das, was die Spanier im bürgerlichen Zwischen

spiel ihrer Mysterien dramatisiert haben. Ein Ausschnitt aus dem Leben, ganz der Wirklichkeit angepaßt, nicht viel verflügelt, die Kolportage am Schopfe ergriffen, teine Ueberfinnlichkeit. Jeder tann die Moral nach Hause tragen, die seinem Gemüt behagt.

Sieht man diefes Wedekind- Theater heute genauer an, so ist es geniales Dilettantentheater. Es ist losgelöst von jeder artistischen Tradition. Es ist das gleiche Theater, das Wedekind selber spielte, menn er persönlich auf die Bühne trat. Der Schauspieler soll nicht jahrelang mühevoll abgerichtet werden, er soll sich wie ein Besessener auf die Lebensdinge stürzer, die er darstellen möchte. Das nämliche tut Wedekind auch, wenn er die dramatische Tertunterlage für die Komödianten liefert. Die ungeheure Explosion des Gesellschafts­beobachters und Kritikers will sich entladen. Man nannte por einem Jahr noch solchen Stil expressionistisch. Ja, Wedekind ist der Ur­pater des modernen expressionistischen Theaters, das Gott sei Dank im Aussterben, wenn nicht gar schon vollkommen verstorben ist. Hier, in dieser Lulu- Tragödie ist der schreiende Bühnen expressionismus Wedekinds aber etwas Ungeheures. Der Drama tifer zerpulvert allen Widerstand. Er zerschlägt die überlieferte Aesthetik. Man hüte sich, ihn bloß wie einen trockenen Natura­liften einzuschätzen, der sorgfältig Wirklichkeitsbilder für die Bühne

Außerdem war die Lulu der Frau Gerda Müller eine viel zu Frau. Lulu ist ursprünglicher, fie darf nicht von einer Künstlerin gespielt werden, die sich nur Gedanken macht. Frau Müller, die doch sonst wilder und wärmer auf ihre Rollen los geht, schien gehemmt und behindert. Mit einem Wort: die Rolle lag ihr nicht, obwohl die Schauspielerin natürlich bewegen konnte, wenn die großen Ausbrüche am Blaze waren. Doch das kleine, das Kriechende, das Tierisch- Gebundene und darum gerade den mannunterwerfende Naturell fehlte dieser Lulu. Fritz Kortner spielte allein in dem Stil, den diese Wedekindsche Tragödie braucht. Er war der unmittelste Sklave und Gegner diefer Lulu . Er war ihr großartigstes Opfer. Aribert Wäscher fiel auf, da er den Schigolch, den Märchenvater der Lulu, außerordentlich fühl, verlumpt und philosophisch spielte.

Werner Krauß hat hier allerdings einmal den Stil gezeigt, aber Herr Wäscher machte es prächtig nach. Die Geschwiß von Frau Höflich war nicht immer so vollkommen, wie man das früher am Deutschen Theater sah. Man meinte, irgend etwas, das im 3u­sammenhang steht mit der kostbaren Frauennatur der Frau Höflich, spielte heimlich gegen diese Mannweibrolle. Max Hochdorf . spielte heimlich gegen diese Mannweibrolle.

Einafterabend. Ein Einalterabend bekommt immer etwas 3u­fammengesuchtes und Behelfsmäßiges, wenn die Stücke nicht auf Straße" hat brei Einafter zusammengestellt: das Gerichtsstück In einer Linie liegen. Das Theater in der Kommandanten. Ewigkeit Amen" von Anton Wildgans , die Groteske Der gemütliche Kommissär" von George Courtelin und den Echwant des Russen Anton Tschechom heiratsantrag". Den stärksten Eindruck vermittelte der erste Einafter. Wildgans hat seine Tragödie gegen die falte Praris des Untersuchungsrichters mit feinem Herzblut geschrieben. Der mitleidsvolle österreichische Dichter feht sich für die aus der Gesellschaft Ausgestoßenen ein und zeichnet Gefeßesmaschinerie. Wenn der erschütternde Eindruck der flam ein grell naturalistisches Bild von der herzlosen Grausamkeit der menden Anflage gegen die Methoden der Justiz an diesem Abend nicht nachhaltig bleibt, so liegt das an der Wesensverschiedenheit

1. Was gedenken die zuständigen Stellen zu tun, die be teiligten Beamten zur Rechenschaft zu ziehen und dafür zu sorgen, daß für die Zukunft derartige Uebergriffe unter­bleiben?

2. Welche Stellen erstatten den Schaden, der den Arbeitern bei den Vorgängen entstanden ist?

I der beiden folgenden Einafter, die auf eine grotest luftige Note ab. geftimmt find. Die Courtelinfche Groteste befaßt fich zwar auch mit der reformbedürftigen Untersuchungspraris des Gerichts. Der Autor fämpft aber hier mit den Waffen der Satire. Ein entzückendes Idyll aus dem Familienleben malt Tschechom in dem häufig auf geführten Einafter" Der Heiratsantrag", in dem Rechthaberei und andere fleine menschliche Schwächen aufs Korn genommen werden.

Der Abend bewegt sich auf bemerkenswert hohem Niveau. Auf dem Theaterzettel prangen feine Starnamen. Aber der Regisseur Baul Mart versteht es, aus seinen Darstellern ein fein abgetöntes Ensemble zu machen. Camillo Roffuth ist ein erschreckend falter gefühlsarmer Untersuchungsrichter. Paul Marg legt in feine fleine Rolle des alten Zuchthäuslers all den Jammer der Ausgestoßenen und vom Schicksal 3ertretenen. Und Richard Duschinsky hat Gelegenheit, feine fchauspielerischen Fähigkeiten in allen Lichtern alänzen zu laffen. Auch Sidonie orm fällt durch ihre ergreifende Darstellung in der Rolle einer Dirne auf. Dgr.

Eine Radiohochschule für ruffische Bauern. In Leningrad wird eine landwirtschaftliche Hochschule eingerichtet, deren Vorträge für die Bauern des Gouvernements berechnet sind. Da die Bauern nicht die Möglichkeit haben, längere Zeit in der Stadt zu verbringen, so werden die Vorträge, die nicht nur die Landwirtschaft sondern auch Fragen der Sowjetpolitik betreffen, durch Lautsprecher in den Häusern der Dortjowjets weitergegeben. Nach Ablauf von sechs Monaten, dürfen die Bauern sich zu einer Prüfung melden und erhalten beim Bestehen derselben ein entsprechendes Zeugnis.

Schon 13 000 amerikanische Auto- Opfer in diesem Jahr. Eine besondere Bersammlung findet in diesen Tagen in Philadelphia statt, die Mittel und Wege ergründen will, um die schreckliche Totenliste der Automobilunfälle einzuschränken. Bis zum 1. Oktober find in diesem Jahre bereits 13 000 Menschen durch Kraftwagen getötet und 350000 bei solchen Unfällen verlegt worden. Im Jahre 1925 wurden 25 500 Personen durch Kraftwagen in den Vereinigten Staaten getötet. Das ist eine Menge von 17,2 auf 100 000 Cin wohner. 1924 belief sich die Biffer auf 15,7, 1923 auf 14,9 auf 100'000.

Erflaufführungen der Woche. Mont. Tb. a. Nollendorfblaz: a cobs Träume". Milw. Tb. i. d. Klosterftr.:, Stabale u. Riebe". Freit. Th. a. Nollendorfpl.: Sintflut".

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Urania- Beranstaltungen. Sonnf. bis Miffm einschl.: Die Unebe. lichen". Sonnt.( 7): innland. ab Mont. tägl.( 5 u. 9): Da 3 Zukunftsland Zentralamerita". Donnerst. bis Sonnab. einschl.( 7): Ernst Haedels Kunstschäße".

Ein italienisches Bayreuth ". Die italienische Bresse tritt in grohen Aussagen für den Plan ein, in Buffeto, dem Drie, in dessen Nähe Berdi geboren wurde, ein Festspielbaus zu errichten, wie es fich Wagner in Bayreuth geschaffen hat. Dieser Verdi- Tempel" soll alljährlich Muster­aufführungen von Werten Berbis bieten.

Kleist- Preis 1926 Der Beauftragte der Kleist Stiftung. Dr. Bernharb Diebold, verteilt den diesjährigen Preis von 1500 Mart in zwei Teilen zu 1000 Mart und zu 500 Mart an die Autoren: Alexander ernet. olenia für seine dramatischen Arbeiten Desterreichische Komödie", Dllapotriba" und Demetrius". Alfred Neumann für den Roman Der Teufel". Eine ehrende Erwähnung fällt auf Martin effel für seine Großstadtnovellen und eine Gedichtsammlung Gebändigte Surven,