triebe. Die beiden Medienburg haben einen Zuwachs von 1530 Betrieben. Hier sind zwar die Kleinbetriebe von 8462 auf 8249 zurückgegangen, aber die Zahl der bäuerlichen Betriebe von 5 bis 20 Heftar um 1917( pon 7129 auf 9046) erhöht.
Die Siedlungstätigteit macht sich hier start bemerkbar In Mecklenburg- Schwerin sind bis zum Jahre 1922 408 Betriebe mit 6135 Hettar durch Neusiedlung entstanden und 3797 Heftar für Anliegerfiedlung verwandt. Anteil nehmen daran 1167 Kleinbetriebe und 55 Gemeinden. So erfreulich diese Entwicklung ist, überwiegt dennoch start der Großgrundbesiz, deffen Anteil an der Gesamtfläche, wenn man den Befiß über 100 hektar nimmt, 60,3 Proz. beträgt. Anhalt meist eine geringe Zunahme von 224 Betrieben auf und eine Verschiebung des Befiges zugunsten der Klein- und bäuerlichen Betriebe. Der Großgrundbesitz über 100 hektar ist in feinem Gefamflächenanteil von 42 Broz. auf 35 Broz. zurückgegangen. Bei allen diesen Berechnungen find die 3 wergbetriebe unter 2 Heftar ausgeschaltet, um die Uebersicht zu gewinnen über den wirklich bäuerlichen Betrieb.
Ganz überraschend nehmen wir bei Sachsen einen Rüdgang der Betriebe von 3559 wahr. Dabei ist der Kleinbetrieb von 26 904 auf 24 720 zurückgegangen, des gleichen der bäuerliche Betrieb von 37 690 auf 37 229 Betriebe, aber es muß hier gegen 1907 eine Verschiebung zugunsten des größeren Befizes in dieser Klasse eingetreten sein, denn der Anteil an der Gesamtfläche, den diese Betriebe haben, stieg gegenüber 1907 um 17 906 Heftar, während der Besiz über 100 Heftar eine geringe Einbuße erlitt und nur 15 Broz. über 100 Hettar eine geringe Einbuße erlitt und nur 15 Pro3. der landwirtschaftlich benutten Fläche inne hat. In Bayern ift die Zahl der Betriebe um 1903 geringer geworden. Diese Einbuße geht zu Lasten der Betriebe von 10 bis 100 hektar, während die unter 10 Heftar fogar um 11 597 zugenommen haben; der Großgrundbesig verfügt hier nur über 3 Proz. der Gesamtfläche. In Württemberg ist die Zahl der Betriebe um 1263 zurückgegangen; der Kleinbetrieb von 2 bis 5 Heftar verzeichnet allein eine Einbuße von 1205 Betrieben, während dagegen die Betriebe von 5 bis 10 Heftar eine Zunahme von 950 aufweisen. Der Großgrundbesig hat einen Anteil von 19 Proz. der Gesamtfläche in Besiz.
Seffen läßt eine verhältnismäßig starte Berschie bung des Besizes erkennen. Die Kleinbetriebe von 2 bis 5 Hettar sind von 27 920 auf 29 564 hinaufgegangen, während die Betriebe bis zu 100 hektar von 25 899 auf 24 163 zurüdgingen. Der Bodenanteil des Großgrundbesizes ( Betriebe über 100 hektar) ging in diesem Lande relativ am stärksten zurück; er fant von 55 316 auf 22 284 hektar und nimmt nur noch 3 Proz. der Gesamtbodenfläche der Landwirt. schaft ein. Die Zunahme der Kleinbetriebe ist im wesentlichen zurückzuführen auf die Siedlungstätigkeit auf Grund des Reichsfiedlungsgesetzes, die in Heffen mit größerem Eifer betrieben wurde als anderwärts. So sind in den Jahren von 1919 bis 1924 insgesamt 7024 Hettar auf dem Wege der Anliegersiedlung dem Kleinbetrieb zugeführt worden.
Geht man zu der Betrachtung über, welche Aenderungen fich in der Aufteilung der Anbaufläche nach Fruchtarten seit dem Jahre 1907 vollzogen hat, so wird es nicht über raschen, wenn im Weinanbau ein Rüdgang zu verzeichnen ist. Es entspricht das dem Nachlaffen im Konsum des Weines und der damit begründeten Notlage der Winzer, die, wo die Möglichkeit gegeben ist, zu anderer Verwendung der Anbaufläche übergehen. In den drei Ländern, in denen Weinbau betrieben wird, ergibt sich folgendes: Die Anbaufläche für Wein betrug in Hektar:
Bayern Hessen Württemberg
•
1925 17 210 11 989 9 906
1907 22 527 14 107 16 054
Wie in der Industrie, fann auch die Landwirtschaft an eine Umstellung ihrer Betriebe nicht vorübergehen, wenn sie sich den Berhältnissen anpassen will.
Wieder einhistorisches Schauspiel
( Neithardt von Gneisenau von Wolfgang Goetz im Deutschen Theater.)
Das Deutsche Theater hat wieder einmal eine glückliche Wahl getreffen. Das Schauspiel ,, Neithardt von Gneisenau" fand bei seiner gestrigen Erstaufführung begeisterte Aufnahme. In ben 17 bunten Bildern des historischen Schauspiels wird die Atmo: [ phäre der deutschen Befreiungstriege aus den Jahren 1813-15 lebendig. Mit warmem Herzen versucht der Dichter, Wolfgang Goes, preußischer Regierungsrat, den Generalftabschef Blüchers aus dem Dunkel zu heben, in bas ihn die Geschichtsschreiber gestellt haben. Dem Bublifum wird hier geboten, was felten feme Wir fung verfehlt: die Abenteuerlichkeit des Soldatenlebens, die erregte Spannung militärischer Entschlüsse, Intrigen einer Hoffamarilla, Kanonendonner und Trommelwirbel, Entlarvung der hohen Politit. Der Zuschauer glaubt sich selbst am Rad der Zeitgeschichte. Das Schauspiel des Wolfgang Goeg ist eine Tragödie des unbefriedigten Ehrgeizes. Schon in den ersten Szenen merkt man, wo der Dichter hinaus will. Gneisenau, von seinen Fähigkeiten überzeugt, fühlt fich zu großen Taten berufen und steht sich stets geduckt und in den Schatten eines populären Helden gerückt. In feiner Seele bohrt die Empfindung, daß er weder von seinem König Friedrich Wilhelm III. noch von der Menge des Bolles anerkannt wird. Er haßt den Stommiß und ist selbst ein Opfer des Kadavergehorsams, der ihn zwingt, finnlose Befehle auszuführen. Ein einziges Mal gibt ihm der Zufall die Möglichkeit, nach eigenem Ermessen zu handeln. Sein Genie trägt einen glänzenden Sieg davon, ohne daß er bei jeinem König Dant findet. Aber in seinem Innern lodert der Jubel, einmal er selbst gewesen zu sein.
Auffallend ist der verhältnismäßig starte Rüdgang im Anbau von Getreide. Hier ergibt sich folgendes: Getreideanbaufläche in Hettar: 1925 1 519 021 440 983 882 367
Bayern Sachsen Württemberg
Hessen Anhalt
Mecklenburg- Strelig
Medlenburg- Schwerin
Oldenburg
Insgesamt
•
160 807
1907 1740 645 489 757 485 235 182 798
73 319
76 328
64 926
73 460
854 055
398 079
117 472
103 919 3 099 397
3 522 774
Es ist mithin eine Minderung in der Anbaufläche für Getreide um 423 377 Heftar, das sind 12 Broz., eingetreten. Allerdings handelt es sich mit Ausnahme der beiden Medlen burg hier nicht um typische Länder des Getreidebaues, und das etwas stärkere Hervortreten des Klein- und Mittelbe triebes wird den Ansprüchen der Biehhaltung mehr Rechnung tragen; darauf deutet die Zunahme der Wiesen- und Weidenflächen um 126 554 Hettar hin.
Die Abnahme im Getreideanbau war uns schon bekannt aus den Erntestatistiken, die jährlich veröffentlicht werden. Leider wird das Bild nicht ganz flar, welche Ueberleitung zu anderer Verwendung der Anbaufläche eingetreten ist. Bielleicht erhalten wir darüber in den weiteren Veröffent lichungen mehr Aufschluß. this use
Abschließend fann man nach dem Ergebnis aus diesen acht Ländern sagen, daß allgemein ein wenn auch nicht er heblicher Rückgang des Großbetriebes zu er fennen ist, der sich auswirkt in einer Zunahme der bäuer lichen Betriebe. Wir nehmen in zwei Ländern einen erfreulichen Einfluß der Siedlungspolitik wahr, von der wir nur wünschen, daß sie in einem noch stärkeren Tempo, vor allem aber auch den bisher daran unberührten Ländern, sich Geltung verschaffen möge. An Ded- und Unland, das der Aufschließung als landwirtschaftliche Nutzfläche harrt, fehlt es nicht; das Arbeitsgebiet hat sogar nach der Statistit eine Ausdehnung erfahren.
"
Es wurde von 3eigner darauf hingewiefen, wie groß die Vermögensbestände sind und wieviel Interesse die Wettiner an der beschleunigten Abfindung hatten. Da der Finanzminister feine Geldmittel für die Staatsausgaben auftreiben könne, bleibe als einzige Möglichkeit, die Abfindung der Wettiner zu erledigen, um dadurch die notwendigen Mittel in die Hand zu bekommen. Die Kommunisten machten nachdenkliche Gesichter. Schließlich sagte Brandler: den
„ Nun, wenn es nicht anders geht, müssen wir es eben machen." Die anderen Kommunisten nahmen diese Entscheidung ihres Chefs stillschweigend hin. Auch Böttcher schwieg dazu.
Wenn es nicht anders geht, müssen wir es eben machen. Eine vernünftige Entscheidung! Es zeigt sich, daß die Kommunisten 1923 genau so gehandelt haben wie die preußische sozialdemokratische Landtagsfraktion beim Hohenzollernvergleich. Moran man die verlogene Heuchelei des Kommunistenbie berlogen geschreis über den Hohenzollernvergleich erkennen fann.
Verschwiegene Entschließungen.
Die Kreuzzeitung " erklärt sich.
Wir hatten gestern auf die Tatsache aufmerksam gemacht, daß die Entschließungen des Brandenburger Landesparteitags der Deutschnationalen über seine Königstreue und gegen den französischen„ Erbfeind“ von der ganzen deutschnationalen Presse Berlins mit Ausnahme der„ Deutschen Zeitung" verschwiegen worden sind. Dadurch herausgefordert, brudt die Kreuz- Zeitung " den Wortlaut der königstreuen Resolution noch nachträglich ab und erklärt dazu:
Der„ Borwärts" mag also seine Hoffnungen begraben. Die
„ Kreuzzeitung " hat sich von jeher zur Hohenzollern - Monarchie betannt und wird weiler für sie lämpfen, nicht nur aus dem Gefühl der Ueberzeugung sind, daß das deutsche Volt nur unter einer der Dankbarkeit gegen unser Herrscherhaus, sondern auch, weil wir tonstitutionellen Monarchie seine Größe und seine Ehre wieder gewinnen fann.
Wir dürfen also feststellen, daß die Deutschnationale Partei durch ihr führendes Organ für die Hohenzollernmonarchie und gegen den Erbfeind" Frankreich weiterfämpft. Danach werden alle deutschnationalen Eide auf die Republik und alle deutschnationalen Erklärungen, in außenpolitischer Beziehung auf den Boden der Tatsachen“ treten zu wollen, zu bewerten sein.
Wenn die anderen Entschließungen wegen ihres Umfanges nicht im Wortlaut in unserem Bericht zitiert worden sind, so können Die Kommunisten wollten sie machen. wir nur sagen, daß wir mit ihrem Inhalt einverstanden sind. Und Unsere Feststellungen über die Rolle der sächsischen wenn in einer Reſolution Frankreich als„ Erbfeind" bezeichnet wird, Kommunisten zur Wettiner - Abfindung haben einen But- o entspricht diese Nennung nicht nur unserer Ansicht, sondern den ausbruch der Roten Fahne" hervorgerufen. Sie bezeichnet Tatsachen trok oder vielleicht wegen Locarno und Thoiry. alles als Schwindel und behauptet, die sächsische sozialdemofratische Presse hüte sich, diesen Schwindel" wiederzugeben. Nun, die Chemnizer Boltsstimme" gibt folgende Darstellung von wohlunterrichteter Seite: „ Der Staat brauchte dringend Geld, und alle Bemühungen des Finanzministers Böttcher, Geld zu beschaffen zur Bestreitung der sozialen Staatsaufgaben, zur Unter stützung der in Not Geratenen, der Fürsorgeempfänger usw., waren völlig erfolglos geblieben. Der Abschluß der Ausein andersegung mit den Wettinern hätte schließlich dem Staat Bermögensmerte zugeführt, die wenig stens zum Teil zur Dedung der sozialen Ausgaben verwendet werden konnten.
Aus diesen Erwägungen mußte sich auch die sozialistisch fommunistische Regierung mit der Abfindung beschäftigen. Bei der ersten Besprechung erflärte Böttcher, es sei ganz un möglich, daß die Kommunisten mit einer solchen Morgengabe an die Wettiner ihren Eintritt in die sächsische Regierung beginnen tönnten. Einige Tage später wurde über die Sache gesprochen. Böttcher berichtete erneut, wie er sich vergeblich bemüht habe, irgendwo Geld für den Staat flüssig zu machen. Da drängte sich ganz von selbst wieder die Frage auf:
Wie ist es mit dem Staatsvermögen, das durch die Auseinanderfetzungen mit den ehemaligen Wettinern zur Verfügung des Staates ftehen würde?
Nach langer Beit begrüßt man wieder Werner Krauß auf der Bühne. Der jubelnde Beifall, der auch während der Szenen fpontan ausbricht, gilt vor allem diesem Künstler, der über eine erstaunlich reiche Stala von Ausdrucksmitteln verfügt. Manche Stellen seiner Rolle find hohl und unglaubhaft, nie aber zerflattert feine Darstellung ins Marionettenhafte. Wie er auf der Bühne leidet und fämpft, sinnt und schreit, ist der Ausdruck eines wirklichen Menschen. Die Ausbrüche seiner Leidenschaft, das Aufquellen seines Schmerzes scheinen ebenso wie seine plöglich auffahrenden Gesten cus dem Augenblic geboren. Ein wundervoller Schauspieler von eindringlicher origineller Gestaltungskraft. Wieder fann man in Reinhardts Theater( diesmal unter der Regie von Heinz Hilpert ) ein schön ausgeglichenes Ensemble bewundern. Darsteller stehen an ihrem Platz. Schon die Nennung ihrer Namen bedeutet Lob. Neben Ostar Homolta, Mar Gülstorff, Otto Wallburg , Heinrich Schroth , Paul Otto , Sonit Rainer und Lotte Stein erscheint ein neuer Name: Kurt Junter. Gein ans Pathologische streifender geiftesabwesender und unbeholfener Friedrich Wilhelm III. bleibt Ernst Degner. im Gedächtnis haften.
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Alle
Zum Schmuß- und Schundgesetz liegen wieder Neußerungen einiger hervorragender deutscher Künstler und Schriftsteller vor. eopold Gesner schreibt:„ Wenn überhaupt bie Kunst tritit einem organisatorischen Urteil unterworfen werden soll, fo müßte die Zusammenfegung dieser Organisation die-utopische!- Objektivität des Urteils gewährleisten. Der Gefehentwurf zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz- und Schundschriften, wie er vorliegt, entbehrt diese Objektivität und würde in seiner Durchführung eine abdrosselnde Gefahr für jede Kunstleistung bedeuten. Ist deshalb die Zensur abgeschafft, um einer weitaus schlimmeren Bedrohung des künstlerischen Schaffens den Platz zu räumen!" Norbert Jacques :„ Durch Schaffung von Verboten löst man in der Bhantafie des Knaben einen heimlichen Reiz nach diesen verbotenen Früchten aus, den zu befriedigen, wie jeder aus seiner Jugend weiß, nicht schwer ist. Die Erfüllungssucht nach solchen Wünschen stände um und gibt ihm jetzt erst den fatalen Wert, den es nicht erreicht hätte, wenn es als frei zu pflückende Frucht am Baume an der Straße gehangen hätte. Deshalb bin ich überhaupt gegen jedes Gesetz dieser Art." Mar Halbe: Eine Sammelliste verbotener Bücher und Schriften! Man greift fich an den Kopf. Träumt man? Lebt man wirklich im zweiten Bierte! des 20. Jahrhunderts eder ist es am Ende nicht doch die Zeit des Tridentinischen Ronzils, in der man, bie Augen sich reibend, sogleich erwachen wird? Was ist denn dieses Verzeichnis der verbotenen Bücher anderes als der pielberufene Inder Pius IV. , der das geistige Leben der fatholischen Christenheit jahrhundertelang unter seine Geißel gezwungen hat? Und die zu seiner Ausführung eingesezten Berwaltungs organe mit dem sanften Namen Landesprüfstellen, in denen besonders die Vertreter der Kirchengemeinschaften vertreten sein sollen, was find sie denn weiter als eine neue Metamorphose der hoch löblichen Inderkongregation, die im Grunde mit der Inquifition die Seelen der Gläubigen vor dem Gift der Kegerei zu bewahren hatte? 3mei Jahrhunderte geistiger Aufräumungs-, Erleuchtungs, Befreiungsarbeit sind umsonst gewesen! Die gefeßgebende Ber
Der Dichter hat sich bemüht, mit unerbittlicher Strenge, der historischen Wahrheit auf den Grund zu kommen. Sein Drama hat nichts mit den zu Wilhelm II. Beiten üblichen Stücken gemein, die zum Ruhm der Hohenzollern verfertigt worden sind. Im Gegenteil, Wilhelm in Doorn würde den preußischen Regierungsrat zerschmettern, wenn er das Schauspiel fähe. Sein Vorfahrfälscht aber in diesem Falle das Gelesene über die besiegten WiderFriedrich Wilhelm III. ist als ein entschlußloser trottelhafter Schwächling gezeichnet. Mit historischer Treue hat Wolfgang Goetz die unbeholfene, an Schwachsinn grenzende Ausdrucksweise des Königs wiedergegeben. Und doch ist der Dichter nicht unser Mann. So gewissenhaft er auch Historie von einer höheren Warte aus zu machen versucht, gelingt es ihm nicht, sich ganz von altgewohnter Geschichtsschreibung frei zu machen. Auch die sogenannten Befreiungstriege haben nur dynastischen Intereffen gebient. Das hätte gerade in der heutigen Zeit irgendwie zum Ausdruck kommen müssen. Aber das Schauspiel ist ja nicht vom historischen, sondern Dom dichterischen Standpunkt aus zu werten. Und wenn ich im Anfang fagte, er macht ein Stüd preußischer Geschichte lebendig, so muß man bestätigen, daß ihm das gelungen ist. Was wir sehen, find nicht papierne Gelehrfamfeiten, sondern ist blühendes pul fierendes Leben. Das will viel heißen, weil dramatische Spannung en sich schon dadurch verloren geht, daß der Ausgang der Kämpfe bekannt ist. Entschließen sich Autor und Regiffeur, einige Kürzungen vorzunehmen, so besitzt das Deutsche Theater ein Repertoireftüd, mit dem es Monate das Haus füllen kann.
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Die unterschlagene Ruth.
Auch eine Berichterstattung.
Wir berichteten heute morgen über die amüsante Blamage des Rußlandfomitees", dessen mit viel Tamtam inszenierte Ber fammlung über den sogenannten Fall Heinig", tommunistischen Ueberlieferungen geireu, zu einer erregten Auseinandersetzung zwischen den sowjetamtlich beglaubigten Revolutionären und der Opposition Ruth Fischer und Genossen wurde. Auch die Rote Fahne" berichtet über die Kundgebung, und sie läßt die Ausführungen des Hauptredners unter begeistertem Jubel der Tausende ihr Ende finden". Vom Auftreten Ruth Fischers indessen hat der Gewährsmann der„ Roten Fahne" nicht das geringste be mertt: Er erwähnt es mit feiner Silbe! Wie sollte er auch? Ein waschechter und hosenreiner KPD.- Mann darf die Balfen in den eigenen Augen nicht sehen, wenn man dabei ist, mittels mitrostopischer Untersuchungen Splitter bei der bösen SPD . zu entdeden!
sammlung des deutschen Voltes, das einen Goethe und einen Schiller, einen Herder und einen Leffing geboren hat, führt sieben Jahre nach der Nevemberrevolution den Inder" in das deutsche Geistesleben ein! Welche Satire wäre blutig genug, um das Berbrechen gegen den heiligen Geift, das man im Schilde führt, zu brandmarten? Göttlicher Aristophanes! Steige herab und schreibe sie uns!"
Hans Friedrich Blund ist ein Kind des norddeutschen Flachlandes und des Meeres. Er liebt und versteht die Menschen dieser Gegend und er begreift ihre Verbundenheit mit der Landschaft, die sie geheimnisvoll und oft gespenstisch umgibt. Nicht immer findet er die prägnante Formel dafür, aber in seinen besten Werfen gelingt es ihm. Und was er in einer abendlichen Vorlesung in der Buchhandlung J. M. Spaeth bot, zeigte ihn als beachtens werten norddeutschen Erzähler. Sehr hübsch wirten auch oft feine Märchen. Hier hat Blund die naive Rinderlogit, die jähe Sprünge macht, weil jegt plöglich der böse Gelft oder die gute Fee am Blaze ein müffen, um die Verwirrungen zu lösen und die trotz alledem die Zusammenhänge nie unterbricht. In den drei Märchen, die Blund sprach, in der Geschichte vom Schlehdorn, in der von den Füchsen, die Gänse hüten gingen, und in der vom Geigenmännlein zeigten fich alle Eigenschaften echter Boltsmärchen: ein wenig Trauer und viel Schadenfreude und Humor. Blund, der ein recht guter Borleser ist, durfte sich am Schluß des Abends für Beifall be
danken.
Tes.
Die Vorberatungen zur Internationalen Bauausstellung 1930. Der Oberbürgermeister Dr. Boeß hatte dieser Tage eine Reihe führender Baufünstler aus ganz Deutschland zu einer Besprechung in Angelegenheit der geplanten großen Bauausstellung 1930 einge laden. Es wurde einstimmig die Ansicht vertreten, daß nur die Stadt Berlin für diese Ausstellung in Frage kommen fann, zumal der Oberbürgermeister bekanntgab, daß auch der Reichsminister des Innern denselben Standpunkt vertritt. Es herrschte ebenso Cin stimmigkeit darüber, daß die Borbereitungen zu dieser Ausstellung vom Bund Deutscher Architekten , vom Verband Deutscher Arstitettenund Ingenieurvereine und vom Deutschen Wertbund gemeinsam zu leisten feien, und zwar in gleichberechtigter Zusammenarbeit. Der Bund Deutscher Architekten steht außerdem auf dem Standpuntt, daß auch die führenden Verbände der Industrie und Wirtschaft, besonders diejenigen der Bauwirtschaft, von vornherein zu den Vorbereitungen herangezogen werden müßten.
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Dostojewski - Borlesung Alfred Beierles. Zu der Dostojewski- Borlesung, die Alfred Beierle anf Einladung der Volksbühne am 29., abends 8 11hr im Bürgersaal des Rathauses abhält, find noch Karten zum Preise von 0,60 m. am Saaleingang erhältlich.
Die Gastspiele des Brannschen Marionettentheaters Münchener Künstler im Rahmen zweier Sunft erziehungsabende im neu hergerichteten Großen Saal bes Bentralinstituts für Graiebung und Unterricht, Potsdamer Str. 120, finden am 2. November( Fauft") und 3. November ( Baubergeige"), abends 8 Uhr statt. Sie sind in erster Linie für Lebrer und Lehrerinnen bestimmt, ble dann ihre Schüler und Schülerinnen in besondere Nachmittagsvorstellungen führen sollen. Karten für beide Abenbe zum Einheitspreis von 1 M. find schon jest in der Geschäftsstelle zu haben