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Milde wurde von den Feinden der Republit als Schwäche erkannt und mit steigender Dreiftigkeit be­antwortet. Als 1921 Erzberger ermordet wurde, ging eine Welle der Empörung durch das Land, wiederum aber geschah nichts Ernstliches gegen die Reaktion. Als Pfingsten 1922 das Blausäureattentat auf der Wilhelmshöhe bei Kaffel ohne den beabsichtigten Erfolg verlief, wurde zunächst kaum von der Absicht der Attentäter, sondern fast ausschließlich von der Erfolglosigkeit des Attentats gesprochen und geschrieben. Man wäre vielfach, auch in leitenden republikanischen Kreifen, offenbar froh gewesen, wenn nach drei Tagen fein Mensch mehr von dem monatelang sorgsam vorbereiteten Unternehmen geredet hätte. Da, wenige Wochen nach Pfingsten, fiel Ratheau den Mordbuben zum Opfer! Nun tochte die Volksseele aber doch derart, daß etwas geschehen mußte. Die Gesetze zum Schutze der Republik wurden gemacht, wie sich bald genug herausstellte, un­genügende Maßnahmen gegenüber der immer brutaler auf tretenden Reaktion. Beffer wäre zweifellos die von dem Ber­fasser damals geforderte Auflösung des Reichstags gewesen, damit dann die neugewählte Volksvertretung durch greifende Maßnahmen hätte treffen können. Man stelle fich einmal vor, wieviel Schmerz bisher wir uns hätten ersparen können und wieviel schneller wir auf vielen Gebieten mit einem Reichstag gekommen wären, der nach der Ermordung Rathenaus gewählt und bis 1926 in Tätigkeit gewesen wäre! Man denke nur an die Ruhrinvasion, die die Folge der deutschnationalen Heß- und Telegraphenstangenpolitit unter dem gefügigen Kanzler Cuno war. Man gedente auch der Inflation und Stabilisierung: 1 000 000 000 000 Papiermart = 1 Reichsmart!

Den Einzelmorden folgte dann, wieder unter hervor­ragender Beteiligung des Herrn Ludendorff, der Hitler Butsch von München aus. Und da geriet nun, endlich aller Welt sichtbar, die königliche Rechtsprechung in der deutschen Republit in bengalische Beleuchtung. Die Teilnahme Ludendorffs an einem sorgsam vorbereiteten hoch­verräterischen Unternehmen zum Sturze einer Regierung stand fest, war doch der General an der Spizze schwerbewaffneter Massen durch München gezogen. Und dennoch: Ludendorff setzte sich vor seinen föniglich banerischen Richtern in Bofitur, reklamierte die Verdienste des Generals Hoffmann für sich, und erklärte: In Mir sehen Sie Tannenberg!" Schon mar er freigesprochen.

Es scheint nicht notwendig, hier zahlreiche Fälle reaktio­närer Leistungen republikanischer" Beamten, wie wir sie täglich in der Verwaltung, in den Gerichtsfälen, in der Schule und auf den Universitäten erleben, zu verzeichnen. Wir brauchen hier auch nicht alle Standalosa der Reichswehr zu verhandeln, weder die Tätigkeit des Femeoberleutnants Schulz, noch die Teilnahme eines Hohenzollernprinzen an den Manövern in Württemberg . Biel wichtiger ist die Frage, was endlich geschehen soll, um die Republit in die Hände der Republifaner zu bringen. Die Repu blit ist jekt start genug, um zupaden zu fönnen. Freilich bleibt die Feststellung dieser Tatsache Deflamation, so lange an die Spitze des Reichs nicht eine Regierung gestellt wird. deren Mitalieder nicht nur sogenannte Bernunft­und Verfassungsrepublikaner, sondern ehrlich über­zeugte Republikaner, die auch mit dem Herzen bei der Sache sind.

Die erste und vornehmste Aufgabe einer jeden Reichsregierung muß darin bestehen, die Republit zu fichern, fie in ihrem Bestande unerschütterlich zu machen. Daß ein Staat bis in die einflußreichsten Aemter hinein feine erbittertsten Gegner duldet, ist unverantwortlich, deshalb muß von jeder Regierung verlangt werden, daß sie zunächst die Berwaltung von allen reattionären Ele mentensäubert. Auch muß die Rechtssicherheit, die mir jetzt vermissen, um jeden Preis endlich hergestellt werden. Daß

Sturm? Sturm!

Konzertumschau von Kurt Singer .

Die Krise des Dirigententums, die in einigen Jahren vollendet sein dürfte, wirft ihre Schatten voraus. Das Interesse der Hörenden für Auslegungserperimente hat lange Zeit so sehr die Sachlichkeit unterbunden, daß eine Realtion unausbleiblich ist. Andererseits find wir, was die klassische Mufit anbelangt, so gehäuft orientiert worden über die Werke selbst, daß auch eine vom Klassischen weg­drängende Interpretationsmethode heute noch unbedingt Bustim mung findet. Es werden sich bald die Lager geteilt haben, sowohl unter den Darstellenden wie unter den Hörenden. Die einen ver­langen von einer in ihren Gefühlswerten durchaus feststehenden Musik auch das Gefühlserlebnis des Interpretierenden. Die anderen wünschen ein Wert zu erleben mit den Ohren, mit den Sinnen und Nerven des Gegenwarts- oder Zukunftsmenschen. Diese werden bei Otto Klemperer auf neue Bahnen gewiesen. Wenn er die Egmont- Ouvertüre dirigiert, so disputiert er gleichzeitig jedes G fühl fort. Es gibt nichts mehr in diesem Wert, das ihn zu einem beschaulichen Verharren, zu einem Hineinfien in eine Melodie zwänge. Alle Weichheit ist vernichtet, auch die gefangsmäßigsten Seitenthemen werden in die harte Form eines gleichmäßigen starren Rhythmus gebannt. Das Adagio wird entseelt, das Tempo beflügelt, das Maschinelle, Heroische, Buchtige in jeder Note, in der Abwehr jedes Ritardando, jeder Atempause betont. Es ist in dieser Interpretation etwas Elementares, etwas Zukunftsträchtiges. Eine Uebertreibung, wie sie auch Klemperer liebt, muß entweder zu einer Sinneswandlung des bürgerlichen Bublifums führen, oder dieses heutige Bublifum müßte solche Interpretation ablehnen. Be­weis der Stumpfheit im Barkett, Beweis aber auch für eine wirt. lich große Mufitantenpersönlichkeit, daß Begeisterung ohne jede Spur einer Ablehnung erfolgt. Des wollen wir uns freuen, ohne die Gefahr zu verkennen, die darin lieat, daß man mit derfelben Methode auch der Lnrif und Romantit eines Mertes wie des G- Dur- Konzerts von Beethoven Unrecht hut. Der Riß, der zwischen Klemperer , dem Dirigenten, und Giefeting, dem Spieler, fich auftat, fonnte Feinhörigen nicht entgehen. Giefeting hat den schönsten An schlag, auch die feinsten und buntesten Tonnüancen auf dem Kla­vier, die man sich erdenten tann. Er baut nicht, er malt, er läßt ruhig ein paar marfante Bässe lauttos, wenn die Bartheit in der Melodie der rechten Hand zum Ausdruck drängt. Es war ein Poetisieren schönfter, feierlichster Art. In der Eroica schließlich hatte Klenmar das Werk vor sich, das er ganz nach seinem Cha­rafter und Temperament aufbauen und gestalten fonnte.

Stärtster Kontrast zu ihm, Wilhelm Furtwängler , Träte er mit demselben Anspruch auf Entromantisierung der Mufit, mit dem Willen, die Zeichen der Zeit auch aus einem Kunstwerk früherer Jahrzehnte zu erspähen, an die Neunte Sinfonie Bruck­ners heran, so würde das Wert zerrissen, und die Wirkung wäre die eines gefährlichen, ja unmöglichen Erperiments. Furtwängler dirigiert also das Berr auch aus dem Geiste des Schöpfers heraus, der seiner Zeit um ein halbes Jahrhundert voraus war, der aber aus feinem Gefühl für die große Musikerlebnis, fein verborgenes Wissen um die unsichtbaren, unhörbaren Dinge hinter der Kunst

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wir Richter wie die Herren Kölling und Hoffmann, um nur diese zu nennen, deshalb sollten ertragen fönnen, weil die Richter unabsehbar sind, fann im Ernst wirklich niemand ver­langen. Dabei ist es wahrscheinlich nicht einmal notwendig, die Gesetzgebungsmaschinerie in Bewegung zu setzen, um den noch immer königlichen Richtern plausibel zu machen, daß die Republit auf ihre fernere Tätigkeit verzichtet. Ein preußi­scher Justizminister, der die Augen offen hält, und, von seinem Kabinett unterstützt, im Interesse des Rechts und der Republik entschlossen zupacken würde, könnte sehr schnell viel Gutes wirfen.

Freilich, darüber muß man vollkommen im flaren sein: der Anfang alles Zugreifens im Interesse der Republik liegt bei der Regierungsbildung. Sicherlich muß die Republik auf lange Zeit mit Roalitionsregierungen rech­nen. Ist eine republikanische Regierung auf der Grundlage eines demokratischen Programms nicht zu bilden, weil dafür eine Mehrheit nicht besteht, dann muß die Taktik der in Be­tracht kommenden Parteien darauf gerichtet sein, schnell­ftens eine solche Mehrheit zu schaffen. Die un geeignetste Art, dazu zu kommen, ist die dauernde oder auch nur längere Zeit dauernde Tolerierung einer Regierung, mit der man im Grunde genommen nicht einverstanden ist. Die Sympathie der Bevölkerung, also der Mähler, gewinnen die Barteien, die fämpfen, fei es nun für, sei es gegen die Regierung. Zwischen den Stühlen, d. h. hier zwischen den Koalitionen und der Opposition zu fihen, ist immer fatal. Daraus ergeben fich naheliegende Schlußfolgerungen. Einer Regie rung, die nicht so schlecht ist, daß man sie rücksichtslos be­fämpfen muß, fann und follte man als Teilhaber beitreten, weil man sie dadurch doch noch besser machte. Eine Regie­rung aber, die so schlecht ist, daß man ihr nicht angehören fann und mag, muß man mit derfelben Energie befämpfen, mit der jede republikanische Regierung gegen die Reaktion vorgehen muß, wenn sie die Interessen des Landes nicht sträflich vernachlässigen will.

Für Schulz, Klapproth und Fahlbusch!

Ein Bekenntnis der Deutschen Zeitung". Landsberger Femeprozeß nicht nur über die viehische Ermordung Was an schauerlichen Einzelheiten durch den gestrigen dritten des Unteroffiziers Brauer, sondern darüber hinaus über die Zustände in den sogenannten Arbeitskommandos" überhaupt be­

etwas den Mund gestopft. Und nur ein Organ darf für sich den fannt geworden ist, hat selbst der unentwegten Rechtspresse traurigen Mut in Anspruch nehmen, nach wie vor für die feigen Meuchelmörder des Jahres 1923 einzutreten: Natürlich zweifelt daran?- die Deutsche Beitung" der Herren Claß und von Sodenstern.

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Mit welchen Argumenten aber arbeitet sie! Was heißt Berrat", so heißt es pathetisch, seit der glorreichen Revolution, bei der Deserteure die erste Rolle spielten?" Bir stimmen zu! Ein Deserteur spielte allerdings bei der Revolution mit die erste Rolle, wilhelm der Zweite nämlich, der nach dreißigjähriger Miß regierung trotz seiner Pflichten als oberster Kriegsherr feige über die Grenze ging. Und weiter lesen wir:

Was heißt Berrat, seitdem Pazifisten und ähnliches Gelichter dem Feinde Material zuführen gegen ihr eigenes Land, wenn Hunderte oder Tausende von Denunzianten dem Feinde Hand­langerdienste leiften? Wenn durch Abmachungen zwischen Deutsch­ land und Frankreich dem ersteren untersagt wird, gegen Landes: verräter voorzugehen? So mußte es zur Selbsthilfe tommen." Nein, da irrt fich die Deutsche Zeitung", und richtig muß es heißen: Wenn eine niederträchtige espresse immer wieder wahrheitswidrig behauptete, daß Pazifisten und ähnliches Gelichter" dem Ausland Material zuführen und Tausende von Denunzianten dem Ausland, Handlangerdienste leisten usw., dann tonnten Verblendete und Verführte zu einer Selbsthilfe kommen, die in Wahrheit doch nur gegenseitige Verleumdungssucht und durch eben diese Presse geschürtes Mißtrauen mit dem Ergebnis ge= meiner Morde war!

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gerade in diesem letzten sinfonischen Wert des Jahrhunderts zum Klingen brachte. Ich geftehe frei, daß die Interpretation Furt wänglers zu dem Herrlichsten gehört, was selbst bei diesem Meister der Dirigierkunst seit langer Zeit erlebt wurde. Er hat die Ruhe, erſten wie dritten Sah bauherrlich aufzutürmen, er hat die richtige Empfindung für die Beseeltheit und die Außerweltlichkeit eines Werks, dem aber von ungefähr immer Ströme von Gefühl zu fließen. Innerhalb der weit auspendelnden Rhythmik findet er lo bedeutende und natürliche Varianten, daß in Steigerungen und Abdämpfungen, auch solchen dynamischer Art, ungeheure Aufrütte­fungen zu spüren find. Das eine Mal dünft uns eine parfifalnahe Sphärenmufit wie von fern zu flingen, das andere Mal in einem ungeheuerlichen Crescendo der Bläser die Erde felbft fich aufzu reißen. Die vielen kleinen Belebungen gefühlsmäßiger Partien, die Schwächliche Bruckner - Interpreten so gern und so bequem nüan­cieren, fließen in der gradlinigen Art Furtwänglers am schönsten dahin. Das Scherzo tanzt faft zu hurtig. In solchem Tempo gehen Feinheiten faft verloren, Bläser und Streicher find in solchem Eil­tempo faum rhythmisch präzis zusammen zu bringen. Daß es bis zur Grenze des Menschenmöglichen dennoch erreicht wurde, daß überhaupt Interpretationen so verschiedener Art wie unter Klem­perer und Furtwängler ihre gewollte Brägung erhalten, ist Schuld und Verdienst des Philharmonischen Orchesters, das in folchen Feuerproben immer wieder beweist, welch ein unvergleich­liches Instrument dieses Ensemble von Künstlern in der Hand der Berufenen ist. Diesem Klangförper aus einer wirtschaftlichen Not herauszuhelfen, ist vielleicht die fulturell wichtigste Aufgabe, die fich Stadt und Staat in diesem Jahre der Orchesterfeiern, in diesem Bruckner- und Beethoven- Jahr zu stellen haben.

Man sieht. der Kampf zwischen Mt und Neu wird zu einem Ruf der Auslegung nicht nur der schöpferischen Arbeit. Zwei Kon­zerte wie die von Klemperer und Furtwängler beweisen es zur Genüge. Daß hier eine Krise sich vorbereitet, ist unzweifelhaft. Man sieht es auch in einer Veranstaltung des Sturms, der früher mir für das aufrüttelnde Crperiment zu haben war, ohne Rücksicht auf Ablehnung oder Zuspruch. Im letzten Abend hatte er fein Broblem zur Diskussion zu stellen. James Simon ist uns lieb und wert als Repräsentant der musikalischen, der künstlerischen Ar­beit, die mit einem vorzüglichen Handwert ausgerüstet, das Gute nimmt, wo es zu finden ist, und ohne eigentlich strenge Richtung in einem herzhaften Darauf- los- Musizieren ihr Eigenes zu geben versucht. Ein hochbegabter Bianist. voller Sehnsucht und Empfin dung, am liebsten wohl in dem Faden einer Romantik wandelnd, den Spuren modernen Musikausdrucks nicht aus dem Wege gehend. Eine Paraphrase über eine russische Volksmeise, von Therese Bez­fom- Schubert zugleich anmutig und kraftvoll gegeigt, zeigt die Be­herrschung des Sakes und die Phantasie im Variationenwerf, zwei Klavierstücke das Spielerische, Eleaante, programmatisch Wirkungs­volle in sehr leicht gewogenen Einfällen, zwei Gefänge für Bariton, denen die störrische Stimme von Robert Spörrn Leben gibt, dringen in die Tiefe der Morttonvermischung. Es ist also Bewegung, innere und äußere, in diesem Komponisten, wenn auch fein Sturm, der Neues zusammenfegt und Beraltetes verschüttet. Arnold Ebels Talent für Lyrik und Balladestes hat er in unzähligen Liedern erwiesen. Die sehr musikalische Gattin Minna Ebel Wilde

Damit beim Ernst das Satirspiel nicht fehle, sagt das Butschisten­blatt zum Schluß:

,, So belohnt die Republik die Leute, die ihr dienen."

Ja, fennen wir denn diesen Passus nicht schon fast wörtlich durch die völkische Dertsche Post" aus Guatemala ? Und hat nicht der gewiß keineswegs linksradikale Vorsitzende der Lands­ berger Berhandlung den Patriotismus und die Verdienste dieser Schützlinge der Deutschen Zeitung" hinlänglich mit den herben Worten charakterisiert:" Menschen, die das Vaterland frei machen, indem sie die anderen von hinten ermorden!" Ja, in der Tat: Claß und Sodenstern können stolz sein auf ihre waderen Klapproths und Fahlbuschs!

Mißhandlungen in der Reichswehr . Eine Anfrage im Reichstag.

Genosse Künstler hat im Reichstag folgende fleine Anfrage eingereicht:

In Demmin in Pommern hat ein Reichswehrsoldat vom 6. Reiterregiment fünf Revolverschüsse auf einen Unterwachtmeister abgegeben und denselben schwer verletzt. Die menschenunwürdige Behandlung durch Borgesetzte soll der Grund des Attentats ge­wesen sein.

Die Zahl der Selbstmorde in der Reichswehr nehmen trotz aller Kritif im Reichstag und trotz aller Versicherungen des Reichswehrministeriums nicht ab. In fast allen Fällen wird der Selbstmord mit der verzweifelten Stimmung der Mannschaften über schlechte, unwürdige Behandlung durch Borgesetzte in 3u­fammenhang gebracht.

Zahlreiche Beschwerden tommen schon seit Jahren von mißhandelten Soldaten aus den pommerschen Garnisonstädten. Bea ftimmte Offiziere und Unteroffiziere vom Infanterie- Regiment Nr. 4 reden die Soldaten der deutschen Republik als Krumm stiebel, Schlipsträger usw." an. Beim Eintritt von Freiwilligen wurde einem Soldaten Grähn aus Stettin von einem Unteroffizier gefagt:

Richtig, wieder so ein Kerl dabei. Früher am Bollwert gestanden und auf die Reichswehr gefpudt, und heute sind sie zufrieden, daß fie bei uns find. Euch Brüder fennt man ja. Na, warten Sie, Sie sollen mein besonderer Freund werden." Das Bersprechen hielt der Unteroffizier. Grähn, in ver Nachdem derselbe vereitelt wird, wird Grähn fahnenflüchtig und zweifelter Stimmung, unternimmt einen Selbstmordversuch.

strafbar.

Bei einer anderen Gelegenheit erklärt ein Leutnant Scholz den Unteroffizieren:

Ich mache die Unteroffiziere verantwortlich. Schleifen Sie die Beute, die Verantwortung übernehme ich, ich der Leutnant Scholz!"

Solche Anweisungen blieben leider nicht ohne Erfolg. Die Soldaten fliehen der Qual, werden fahnenflüchtig, werden bestraft und unternehmen dann einen Selbstmordversuch!

Nachdem die Mitteilungen über schlechte Behandlung der

Soldaten und über Selbstmordversuche nicht verstummen, frage ich hiermit an:

1. Sind dem Reichswehrministerium die oben nur furz geschilderten Zustände befannt geworden?

2. Welche Maßnahmen gedenkt das Reichswehrministerium gegen Borgefekte, die sich eine menschenumwürdige Behandlung ihrer Untergebenen zufchulden tommen lassen, zu ergreifen? 3. Gedenkt das Reichswehrministerium eine Kontroll. instanz zu schaffen, die die Ausbildung der Soldaten überwacht und überprüft?

Zur letzten Funktionärversammlung. Gen. Hoch bittet uns, mitzuteilen, daß sich der Vorstand der Reichstagsfraktion mit der Frage des preußischen Hohenzollern - Bergleichs materiell nicht be. fchäftigt hat und daß sein Antrag, die Fraktion einzuberufen, gegen feine Stimme abgelehnt wurde.

Der Berband für europäische Berständigung veranstaltet am 2. November im Reichstag eine Rundgebung. Redner sind die Ab­geordneten Schüding, Wiffell, Kahl und Haas.

führt besonders ein Stüd, wie Die Frauen von Nidden" zu großer Wirkung und zu Erfolg. Amüsant, dem Leitmotiv dieser Ballade in der sicher viel später geschriebenen Frau ohne Schatten" als Reifobad- Motiv wieder zu begegnen. Sängerin und Begleiter, Michael Raucheifen, einten fich au einem klugen und har­monischen Zusammenwirken. Hilde Elger ist aus einer Starre ihrer Stimme zu einer ausbrudsstarken Sängerin herausgewachsen. Cine hingebungsvolle, von Temperament und Bathos gleich erfüllte Sängerin Beethovenscher und Mahlerscher Lieder. Woher die höchst charmante und liebreizende Edna Thomas ihren Ruf und ihre Berühmtheit hat, ging mir aus dem Vortrag ihrer Negro Spirituals nicht ein. Eine ftilvolle Kabarettleistung, ein amüsantes Unter­haltungsstündchen, das Zusammensein mit einer die herzhafte Komik im Publikum hervorjubelnden Sängerin. Dore Leefer, an den Lippen ihrer Partnerin hängend, begleitete delikat.

Amerika , das Land der unbegrenzten Möglichkeiten." Das entwidelifte Land der kapitalistischen Zivilisation, bas in vielem unsere eigene Zukunft vorausnimmt, in Wort und Bild immer von neuem fennenzulernen, ist für uns altmodischen Europäer von Reiz und Wichtigkeit. Freilich läuft man bei diesen Gesamtüberblicken, wie sie etwa die Hamburg- Amerika- Linie jetzt in den Kammer­Lichtspielen bietet, Gefahr, daß man gewisse Dinge immer wieder vorgefeßt bekommt und vieles doch nur oberflächlich kennenlernt. Wie foll man aber auch ein so großes Land mit folchen Kontrasten, mit folchen Naturwundern und Don einer solch beispiel. lofen wirtschaftlichen Entwicklung auf einer 17 000 Kilo meter langen Reise in einem Film bändigen! Immerhin wird man anerkennen müssen, daß Wichtiges und Typisches aus Natur wie Wirtschaft, aus Stadt und Landschaft in ausgezeichneten Aufnahmen dem Auge fich darbietet. Ju rühmen ist besonders, daß auch die Wirtschaft so reich bedacht ist: der Mais, die Baumwolle, die Frucht gärten Kaliforniens , das Del, der Weizen, der Lachsfang, das Eisen, ihrer Bedeutung anschaulich gemacht.( Gänzlich fehlt das sozial­die Schlachthäuser Chikagos wie Fords fließendes Band werden in politische Amerika : wie lebt, wie wohnt der Arbeiter).

Die Reise führt wirklich durch die ganzen Staaten: Don der Wolkenkragerstadt New York durch das stille Washington zu den Stromschnellen von Alabama , nach dem tropischen Florida und den fornien( mit Holywood ) sind die weiteren Stationen. Mais- und Baumwollstaaten. Der grandiose Grand Canon, Reli Ueber die Nordstaaten, wie dem Yellowstone Part, Chitago, Detroit , die Nia. garrafälle geht die Rückreise. Amerikanisches Tempo wird in Leben und Produktion offenbar. Ein herrliches Land sagt der Laie, der die andere Seite nicht sieht. Er soll nachlesen, was Kummer, Holit scher, der Bericht des ADGB . darüber sagen.

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Amtliche Führungen finden Sonntag, 10 bis 111, Uhr vorm., im Neuen Muleum( Die Byramidenzeit) Hr. Zippert, im Kaiser- Friedrich- Museum ( Rubens) Dir. Demmler, und in der Sammlung für deutsche Volks. funde, Selofterstr. 36( Das deutsche Bauernhaus)- Prof. Brunner- statt. Bulaßkarten 50 Pf.

Die Kunhandlung Victor Hartberg, Schöneberger Ufer 41, zeigt im Monat November eine Sonderausstellung der neuen Plastiken von Prof. Georg Kolbe und Gemälde von Kurt von Reudell