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Die Enttäuschung.

Die Masse fällt nur in die Wagschale, wenn... Ein Genosse schreibt uns:

Heute wird Unterstützung gezahlt. Es ist wenig, sehr wenig. Meine Gedanken sind eben damit beschäftigt, wie lange dieses Elend wohl noch dauern wird. Da drückt mir jemand einen Bettel in die Hand: Einladung zur Versammlung, Erwerbslosenfragen, Ver. schiedenes. Ich gehe auch hin. Man greift ja zu jedem Rettungs­

anfer.

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Etwa fünfzig Männer und Frauen sind erschienen. Elends­gestalten mit eingefallenen Augen, schmalen blassen Wangen, abge­tragener Kleidung, verbitterten Gesichtern, unsteten Blicken: Die Kennzeichen eines sorgenvollen Daseins. Erwartungsvoll bliden fie nach dem Vorstandstisch, an dem einige Leute Platz genommen haben, als müsse von dort das Heil kommen. Jemand eröffnet die Bersammlung mit der Tagesordnung: Erwerbslose und Fürsten­abfindung. Daher weht also der Wind. Ich bin ent­täuscht und andere sind es ebenfalls. Mein Hoffnungsstrahl erblaßt. Es läuft ein Antrag ein, zwei Versammlungsbesucher auszuschließen, mit der Begründung, daß sie gegen die Interessen der Erwerbslojen verstoßen halten. Der eine ist Syndikalist, der andere ein mir bekannter erwerbsloser Genosse, der Bezirksverordneter war. Nicht eine einzige Stimme erhebt sich für den Antrag. Nun hält ein junger Mann, wohl genährt und gutgekleidet, einen Vortrag über Rapitalismus, Rußland  , Erwerbslosenversiche rung usw. so nebenbei und über die SPD.   in der Hauptsache. Fürstenlataien, Arbeiterverräter alles bekannte Schlagworte, die ich so oft gehört, würzen seine geistreichen" Ausführungen. In der Diskussion spricht der obengenannte Genosse. Bom Borstandstisch schreit man dazwischen. Nach zehn Minuten wird ihm das Wort entzogen. Der Referent nennt im Schlußwort die sachlich und verfönhlich gehaltenen Ausführungen des Genossen Frechheiten". Dann folgt Bericht aus dem Landtag", das heißt der Stoßtrupps, die in den Wandelgången und auf den Tribünen des Parlaments Sie fommunistische Sache forcieren. Sie hatten dort Abzeichen der SPD.   und des Reichsbanners angesteckt. Jeder tüchtige Soldat der Revolution" muß diese für gegebene Fälle immer bei sich haben. Damit fommt man besser an die Abgeordneten der SPD.   heran. Die Abzeichen werden auch manchmal auf Kom­mando den Abgeordneten demonstrativ ins Gesicht geworfen. Dann wird ein neuer Stoßtrupp gewählt und rasch noch über einige Resolutionen abgestimmt. Die Versammlung wurde schnell ge schlossen, weil feiner mehr da war. Ihnen ging es wahrscheinlich wie mir. Meine Hoffnungen waren zu Wasser geworden. Hier ist für einen Erwerbslosen nichts zu holen. Es war tommus nistisches Manöver mit Plakpatronen und Attrappen. Auf dem Heimweg fällt mir ein kleines Schriftchen ein, auf dessen Umschlag ein sehr tressendes Wort von Karl Marr steht, das mir viel deutlicher als die ganze Bersammlung einen Weg zeigt: Ein Element des Erfolges besigen die Arbeiter: ihre große Zahl. Aber die Masse fällt nur in die Wagschale, wenn eine Organisation sie zusammenhält und Wissen sie leitet."

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Für Völkerfrieden.

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Gestern abend hielten zwei Abteilungen des Bezirks Friedrichs­ hain   je eine öffentliche Werbeversammlung ab; beide Versammlungen waren außerordentlich gut besucht und die Referate, die gehalten wurden, fanden die einstimmige Zustimmung der Zuhörer. Die 52. Abteilung hielt ihre Werbeversammlung in Schmidts Gesell­schaftshaus in der Fruchtstraße ab. Genosse Dr. Hermann Schüßinger, der das Referat hielt, wies auf die Bedeutung unserer Werbeveranstaltung hin und betonte, daß unsere Partei die einzige fei, die für Völkerfrieden und Völkerversöhnung fämpfe. Die Sozialdemokratie erwartet die Verwirklichung des Sozialismus nicht von dem Vormarsch der Sowjetarmee, auch uns ist der Bölferbund

noch nicht das, was er fein foll. Aber er iſt ein Schritt aur na Bölferverständigung und Berföhnung im soziali. tifden Sinne. Der Kampf um die politische Macht, den wir in Deutschland   führen, fann nur mit einer Arbeiterschaft geführt merden, die davon überzeugt ist, daß jede errungene Position ein wichtiger Faktor ist im Kampfe für die Befreiung der Arbeiterklasse. Man macht uns jetzt von links den Vorwurf, daß unsere Landtags. fraftion sich bei der Annahme des Hohenzollernvergleichs der Stimme enthalten hat. Wer aber die Dinge genau tennt, weiß, daß die Fraktion nicht anders handeln könnte. Wenn wir die Republik   bejahen, so erwächst uns daraus die Pflicht, im Rahmen der Verfassung den Kampf um die politische Macht zu führen. Die Versammlung war mit den Ausführungen einverstanden.

Im Rahmen der Werbewoche fand gestern abend in Stralau bei Schonert eine gut besuchte Bersammlung statt. Genosse Mierendorf sprach über die Aufgaben der Sozial.  demokratie. Er führte aus, daß die Arbeitslosigkeit das Kenn­zeichen der jetzigen wirtschaftlichen Lage sei. Die Schuld daran trägt nicht nur der sogenannte Kapitalismus, sondern die Wirtschafts­politik der jezigen Regierung. Ran an den Staat! ist die Parole des Bürgertums. Deutschlands   Gesicht ist heute aber ein anderes als bei den letzten Wahlen. Diese Tatsache kennen, heißt die Taktik der Sozialdemokratie verstehen. Nur eine starke Sozialdemokratie fann verhüten, daß die Folgen der Machtverschiebung auf wirt. schaftlichem Gebiete auf die breiten Massen fällt. Die Verdrossen heit unserer Genossen sei nicht angebracht. Denen es nicht schnell genug geht, sollten berücksichtigen, wie schwer wir um den Aufbau der Republif zu kämpfen hatten. Die Abfindungsfrage hat viel Staub bei den Arbeitern aufgewirbelt, aber überall, wo man die Sachlage flar gemacht hat, ist man auf Berständnis gestoßen. Die Disfuffion bewegte fich in zustimmendem Sinne. Gin alter Genoffe wünschte bei schweren Entscheidungen das Mitbe­ftimmungsrecht der Parteimitglieder. Er forderte die Genossen auf, sich nicht abseits zu stellen, sondern fräftig für die Partei zu arbeiten.

In der Reihe der Republikanischen Abende", die der Kreis Wilmersdorf regelmäßig als Werbeveranstaltung abhält, sprach gestern abend Dr. Rothe zum Thema Leben wir in einem Rechtsstaat?" Der gut bejezfe Saal und die vielen Zurufe während des Referats erwiesen stärkste Anteilnahme der Bevölkerung an der Klärung dieser Fragen. Aus seiner dreißig­jährigen Anwaltspraxis und einem genauen Studium der lezten Justizverbrechen fam Genosse Dr. Rothe zu der lleberzeugung, daß sowohl in der Straf wie in der Ziviljustiz Zustände herr­schen, die für ein Kulturvolt unerträglich seien. Wir hätten 1918 wenigstens für ein Jahr die Un absehbarkeit der Richter aussehen sollen, dann hätte eine Bereinigung der Justiz vorgenommen werden fönnen. Heute schmähen in den Fach­organen des Richtervereins deutsche Richter die Republik und ihre Einrichtungen. Auch die Untersuchungsausschüsse des Parlaments werden von den Richtern angegriffen. Aber nur weil diese Aus­schüsse sehr oft Justizirrtümer aufgedeckt haben. Darum wollen wir den Ausbau dieser Ausschüsse, die ein Ausdrud demo= fratischer Staatsmacht sind.

Revision im Mordprozeß Schumann.

Der vom Schwurgericht des Landgerichts II   wegen Ermordung des Tabathandlers Burzel in Brig   zum Tode verurteilte Buchhalter Walter Schumann hat durch die Rechtsanwälte Dr. Aron und Dr. Mendel gegen das Todesurtell Revision beim Reichs­gericht eingelegt.

Bilige Jchlage. Um bie Nachfrage nach Karpfen zu be leben, findet von Donnerstag bis Sonnabend dieser Beche ein preis. merter Verkauf von lebenden Karpfen statt. Es tommen zur Abgabe lebende Spiegel und Schuppentarpfen aus bester deutscher

Zucht in Größe von 1 bis 3 Pfund. Der Abgabepreis beträgt pro Pfund 1,20 m. Die Verkaufsstellen sind wie immer durch Plakate fenntlich gemacht und befinden sich in den Läden, in den Wochen­märfien und in den Markthallen.

Berloren in der Linie 174 am Freitag vormittag in der Richtung Friedenau  - Spittelmarkt schwarze Handtasche mit wichtigen Aus­weispapieren und Geld. Da die Berliererin erlakpflichtig ist, wird der Finder gebeten, die Tasche gegen Belohnung in der Haupierpedition des Blattes abzugeben.

Rennen zu Grunewald   am Mittwoch, den 27. Oktober.

1. Rennen 1. Gralsburg( Behmisch), 2. Mädchentraum( Schönfisch), 3. Laufjunge( Weichaus). Toto: 43: 10. Plaz: 15, 31, 19: 10. Ferner liefen: Nilotin, Tirano, Wesel, Nita, Senow, Transuse.

2. Rennen. 1. Lieferer( W. Tarras), 2. Semper idem( Bachmeier), 3. Saladin( Hahnes). Toto: 32: 10. Plag: 18, 120, 34: 10. Ferner lieien: Foomoius, Weltesche  , elfenipige, Siferifi II, Altenberg  , Goldalma, Schmerzenslind, Ofterdingen  , Fabuliit, Andovera. 3. ennen. 1. Biospero  ( Binzenz), 2 Jch dien( 2. Varga), 3. Berse phone( D. Schmidt). Toto: 169: 10. Plat: 32, 16, 14: 10. Ferner Blaue Blume.

beginnt der Kuries Deutsche   Geschichte des 19. Jahrhunderts"( Vortragender liefen: Maifahrt, Orlandus, Konradin  , Smpressionist, Lefels, Diktator,

Urbeiterbildungsschule. Am Freitag, den 29. Dftober, abends 74, Uhr, Simon Statenstein) im städtischen Jugendheim Pankow, ingenstr. 48. Anmeldungen erfolgen bei Beginn des Kursus im Vortragslokal. Die Hörgebühr beträgt 1 Mark.

Sport.

Internationale Automobilausstellung  .

Im Lunapart wurde gestern die zweite Inter­ nationale Automobilausstellung   eröffnet. Ste ist von der Interessengemeinschaft der Importeure und Generalvertreter aus­ländischer Motorfahrzeuge veranstaltet und stellt eine Schau aus­ländischer Automobile und deren Zubehörteile dar, im Gegensatz zur Deutschen Automobilausstellung am Kaiserdamm, die morgen eröffnet wird. Auf beschränktem Raume find eine große Anzahl Wagen ausgestellt, die beweisen, das Amerika  , England, Frankreich  , Italien   sehr gute Autofabriken haben. Sie beweisen aber auch, daß ein guter, großer, ausländischer Wagen immer noch sein Geld foftet. Die Einfuhrzölle machen sich bei diesen Typen nicht so be mertbar, also hat auch die ausländische Autoindustrie nichts zu ver schenken. Die Arbeiter jenseits der Grenspfähle, die Fabrikanten und die hiesigen Vertreter wollen auch leben. Ob ein Luruswagen von 10 000 bis 15 000 m. ein- bis anderthalb Tausend Mart wohlfeiler ist, als sein deutscher Bruder, ist kaum eine Frage des Umsatzes. Allerdings sind die meisten Wagen mit Sechs-, sogar Achtzylinder maschinen ausgestattet. Wirklich billige Volksautos sind auch im Lunapark nicht zu sehen. Haben nun die maßgebenden Firmen nicht ausgestellt, oder wirken bei diesen Wagen die Zölle so preis­verteuernd? Ein kleiner Peugeot für 4150 m. ist nicht billig. Selbst wenn man den Zoll abzieht, halten unsere deutschen   Wagen die Konkurrenz noch aus. Ihre Ausführung ist bestimmt nicht schlechter, als die der ausländischen kleinen Wagen. Lediglich die Abzahlungs­bedingungen erscheinen foulant. Einige objekte werden viel bestaunt. So hat Buick ein Chassis ausgestellt, interessante Sch a it dessen Motor so vollkommen gekapselt ist, daß er in vollem Lauf eine dauernd auf ihn herabriefelnde Wasserdusche verträgt. Eine englische Motorradfirma lötet ihre Rahmen nicht mehr, sondern stellt sie aus einzelnen, normalisierten und deshalb auswechselbaren Rohrstäben zusammen. Ein fleiner Sportrennwagen der Amilcar­Gesellschaft leistet normal 5 PS., mit eingeschaltetem Kompressor aber 56 PS. Er fährt dann 170 Kilometer in der Stunde und kostet 5500 M. Damit beim Autosport jeder seine besonderen Ansprüche befriedigen fann, rühmt sich eine amerikanische   Firma, den längsten Wagen Ameritas" zu bauen. Die Ausstellung ist bis zum 7. Novem­ber geöffnet.

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Mocca

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4. Rennent. 1. Dlympier( D. Schmidt), 2. Mon Beguin II( Bach mann), 3. Billiger( Senkich). Toto: 145: 10. Play: 48, 46, 91: 10. Ferner liefen: Batrizier, Kairos, Stolzenfels  , Ciampas, Brd. Mousseux, Kronos  , Dorn II, Winnetou III, Toledo  . Heidfer, Fundin, Aspasia, Nutria. 5. Rennen. 1. Grafenfione( D. Schmidt), 2. Araber( 2. Varga), 3. Tbeoderich( Vinzenz). Zoto: 5010. Play: 15, 17, 16: 10.

6. Stennen 1. Reichstag  ( Jaekel), 2. Nipalin( Dlejnif), 3. Eaſter Lily( Balch  ). Toto: 33: 10. Blaz: 15, 24, 23: 10 Ferner licfen: Die Airifanerin, Engelsgeduld, Drator, Die Treue, Fantasta, Oder, Der Nader, Dttogebe, Verona   II.

7. Nennen. 1. Abteilung: 1. Ad hoc( D. Schmidt). 2. Roblied ( Krüger), 3 Fliegender Fuchs( M. Torte). Toto: 34: 10. Plaẞ: 16, 35, 93 10. Ferner lieien: Die Königin, Marcius, Trianon, Schaumschläger, 2. Abteil:

Engadin  , Streifrage, Hochftopler, Flamberg, Jojo, Eichlaze

( alle). Toto: 29: 10. Plak  : 15, 29, 40: 10. 1. Morgenstern( Bleuler), 2. Donnerwolfe( S. Narr), 3. Immer Vorwärts Bruder, Kriegsgewinnler, Neumärter, Paroid, Heiliger Narr, Albana, Ferner liesen: Dorns Barus, Amandus, Aufbau, Diana.

Weitere Verpflichtungen für das Breiftundenrennen im Sportpalast. Zu den im gestrigen Morgenblatt verpflichteten sechs Mannschaften hat der eportpalait für das Dreistundenrennen am fommenden Sonntag noch weitere interessante Paare hinzuverpflichtet, und zwar zunächst die gut eingefahrene Mannschaft Henty Mayer- Pohl, ferner Baul Stohl, Stolz und Bassenheim  - Soules. Drei weitere Baare tommen noch hinzu. Auf der Sportpalastbahn sind nicht nur die Teilnehmer des Dreiitundenrennens täglich in den Vor- und Nachmittagsstunden tätig, sondern auch die Sechstagefahrer. Einen glänzenden Einbrud hinterläßt besonders die Fahrweise von Oskar Tiek, von dem man beim kommenden Rennen viel

erwarten tann.

Geschäftliche Mitteilungen.

Baer   Sohn A.-G. Auf Stand 101 in der alten Salle hat die Baer

Sohn A.-G. in auffallend angenehmer Weise die Erzeugniffe ihrer Kleider­werte und die Modelle ihrer schneiderted nischen Mitarbeiter ausgeftellt. Zum bilisten und Motorradfahrer ermöglicht, ieder Witterung sich anzupassen. Da­Rraftfahrzeug gehört eine besonders praktische Kleidung, die es dem Automo­neben bedingt das Kraftfahrzeug die Beschaffung wesentlich haltbarerer Be­Kleidungsstücke als jeder andere Sport- und Berufszweig. Die Firma Baer häuser für Kraftfahrzeug- und Motorrad- Ausrüstung. Im Bestreben niedrigster Gohn A.-G., Berlin  , ist eines der bekanntesten und leistungsfähigsten Spezial­Preisbemessung wird nicht nur die für den täglichen Berkehr erforderliche Kleidung für Privat- und Droschkenchauffeure gezeigt, sondern mit besonderem läkt, das Augenmerk des Bublikums auf Stand 101( Alte Salle) ganz besonders Fleiß und Geschmack hergestellte Lugusware, die es empfehlenswert erscheinen hinzulenken.

Bewölft bis heiter und vorwiegend troden. Temperaturen wenig geändert. Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststeile für Berlin.  ( Nachdr. verb.) Für Deutschland  : Jm Westen und Süden zunehmende Bewölkung und Niederschlagsneigung, im Dften wechselnd bewölkt, meist trocken, überall falt.

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ARNAUD 26

Ich ,, Halpaus Mocca"

kreise über Berlin  , um zu sehen

ob ich überall zu haben bin. Ich muß doch überall sein, denn ich bin doch eine so besonders gute und besonders

preiswerte Cigarette.

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600

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阿巴