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Peinliche November- Erinnerung?

Aber im Gegenteil!

Die Herren von der Claß- Zeitung haben auf ihrem Kriegspfade wider den preußischen Innenminister, Genoffen Grzefiniti, eine Entdeckung gemacht, die ihnen das Herz im Leibe lachen läßt. Jm November 1918 nämlich, als Genosse Grzesinsti Borsitzender des Zentralarbeiter und Scldatenrats in Kassel war, hatten drei monarchistische Fanatifer im Offiziersrod die Frechheit, zwei rote Banner am Triumphbogen, zur Begrüßung der heimkehrenden Krieger, herunterzureißen. Ja, einer von ihnen, ein Leutnant Krüger, schoß auf die Bachmannfchaf ten, die sich den Attentätern entgegenstellten, aus einem Gewehr, das er verbotswidrig bei sich führte. Als sich hierauf die Wache pflichtgemäß zur Wehr fetzte, erhielt Krüger einen tödlichen Schuß, während ein zweiter der Attentäter festgenommen und ins Militär­gefängnis abgeführt wurde.

Auf Grund dieses Borkommnisses erließ Genosse Grzesinsti nun einen Aufruf an die Kasseler Bevölkerung, den das Blatt des Herrn Claß heute mit der triumphierenden Ueberschrift: Eine. peinliche November Erinnerung" veröffentlicht. In diesem Aufruf heißt es:

Mitbürger und Soldaten! Wir sind nach wie vor ent schlossen, unser Versprechen zu halten, nur im äußersten Notfalle von der Waffe gegen diejenigen Gebrauch zu machen, die fich der neuen Ordnung der Dinge entgegenstellen. Wenn letzteres aber in so herausfordernder, die Gefühle der überwältigen den Mehrheit der Kasseler Bevölkerung tief verlegenden Beise geschieht, wie durch das Herunter reißen der roten Fahne am Bahnhof und wenn jemand den wach habenden Soldaten gar mit bewaffneter Gewalt entgegentritt, Sann werden wir nicht die geringste Rüdjidht walten lassen, sondern mit größter Schärfe gegen das gemein gefährliche Treiben folcher gegenrevolutionärer Elemente ein fchreiten. Wir find fest überzeugt, daß ihr für diesen Standpunkt vollftes Verständnis habt. Wer sich in diesen Tagen schwersten Uebergangs nicht einzuordnen versteht, wer Handlungen begeht, die darauf abzielen, die eben gewonnene Boltsfreiheit wieder zu vernichten, verdient feine Schonung. Diejenigen, die mit ihrem Herzen noch auf dem Boden des zerbrochenen menar­chischen Syſtems stehen, mögen sich das muflerhafte besonnene Verhalten der Zehntausende unferer städtischen Mitbürger als Borbild dienen laffen, die feit vielen Jahren überzeugte Sozialisten find."

Und diese November- Erinnerung soll dem jezigen preußischen Innenminister peinlich" sein? Der Fall liegt doch klar! Eine Wache hat sich gegenüber einem bewaffneten Angriff pflicht. gemäß verteidigt und hat hierbei, da sie sich ja zudem in der Notwehr befand, von der Waffe Gebrauch gemacht. Der Arbeiter­und Soldatenrat als damals zuständige Behörde warnt nun den rechtsradikalen Butschismus vor der Wiederholung eines solchen Angriffs und verweist mit begrüßenswerter Ener gie darauf, daß allen ähnlichen Angriffen auf die Boltsfreiheit mit größter Rücksichtslosigkeit und Schärfe entgegengetreten würde. Was an diesem Tatbestand peinlich" sein soll, begreifen wir nicht! Im Gegenteil! Es erscheint uns erfreulich, daß Grzesinfti schon damals der Reaktion die 3ähne gezeigt hat. Und der Borgang vom November 1918 gibt uns die Gewähr, daß der preußis sche Innenminifter im Ernstfalle die Gesinnungsgenoffen der Claß und Sodenstern in seiner Weise zur Ordnung rufen wird!

Was sie verschweigen. Sozialisten in russischen Gefängnißfen. Die Auslandsvertretung der Sozialbemokratischen Partei Rußlands hat eine Abschrift des folgenden Schriftstücs erhalten, das am 15. September d. 3. an den Bollzugsausschuß der Sowjets in der Ukraine von den politischen Gefangenen des Char tower Gefängnisses gerichtet wurde:

,, Bei den letzten Befuchen der USSR. durch verschiedene Aus­landsdelegationen waren wir Zeugen ber scha mios gefälschten Darstellung der wirklichen Verhältnisse im Chartower Zentral­gefängnisse, wie sie gegenüber den Auslandsdelegationen, die der Sowjetwirtlichkeit fein genügendes Verständnis entgegenbringen, praktiziert wird. Ist es Ihnen befannt, daß in der Nacht vom 14. zum 15 August d. J., vor dem Eintreffen der zweiten deutschen Delegation, im Charkower Gefängnis ein Gewalt att gegenüber den ver­hafteten Sozialisten verübt worden ist? Um 9 Uhr abends erschien im Gefängnis der Oberstaatsanwalt in Begleitung des Kommandanten der politischen Staatsverwaltung, des Gefängnisdirektors fowie zahl­reicher Gefängnisauffeher. Die lekteren stürzten sich auf Befehl des Staatsanwalts auf die politischen Gefangenen, die sich weigerten- bu ihnen der Grund sofort flar war fchen Staatsverwaltung zu folgen und die gegen bie Vorspiegelung falscher Tatsachen und die Verhöhnung der politischen Gefangenen

Protest erhoben.

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Schutz

mag Die neue Zeit." Souß vor dem Import von Blummen und Gemüse aus bem Auslande

Justiz und Preffe.

hätte. Der deutsche Gartenbau fönne ganz allein die Nachfrage decken. Der Magistrat hat in seiner gestrigen Sitzung das Vorgehen Die Ausstellung wolle ein Bild der großen Leistungen der Berliner des Oberbürgermeisters in der Frage der Veranstaltung einer Jnter- Blumenzucht geben und helfen, die Beziehungen zwischen Mensch und Blumenfunft inniger zu gestalten. Unter Führung des Stadtgarten­nationa en Ausstellung im Jahre 1930 für Berlin unter der Bezeich- direktors Barth fand barauf eine Führung durch die Ausstellung statt, nung Die neue Zeit" gebilligt und ihn ermächtigt, mit dem Aeltesten über die noch näher zu berichten sein wird. ausschuß der Stadtverordnetenversammlung Fühlung zu nehmen und anschließend daran beim Reichsminister des Innern den Antrag auf Bestellung eines Reichskommissars für die Aus. stellung zu richten. Demgemäß berichtete der Oberbürger meister heute vormittag dem Aeltestenausfchuß über die Stellungnahme des Magistrats zu der Frage der Veranstaltung der Ausstellung. Der Aeltestenausschuß wird die Stellungnahme der Fraktionen am Mittwoch dem Magiftrat vor dessen Sigung über mitteln. Inzwischen wird der Oberbürgermeister am Freitag vor mittag die Bertreter der Breffe empfangen, um ihnen über die Aus­ftellungsfrage Auskunft zu geben.

Schwerer Verkehrsunfall in Mariendorf .

Zwei Personen schwer, 12 leicht verlegt. Ein folgenschweres Autobusunglüc ereignete sich heute vor­mittag, furz vor 11 Uhr, in der Nähe der Radrennbahn Mariendorf . Dabei wurden zwei Personen schwer, 3 wölf leicht verlegt. Wir erfahren hierzu folgende Einzel. heifen: Ein Doppeldeder des von der Aboag ftändig eingerichteten Pendelverkehrs zwischen Mariendorf und Lichtenrade befand sich eiwa auf der Höhe der Radrennbahn Mariendorf . Aus entgegen­gefehter Richtung nahte ein einspänniges Fuhrwert. Das Pferd scheute und ging durch. Um das Gefährt nicht zu überfahren, riß der Führer des Aboagwagens das Steuer nach rechts herum und fuhr mit dem Oberbed gegen einen Baum. Durch den starken Anprall wurden die Fahrgäste von ihren Sitzen ge­schleudert. 14 Personen erlitten Quetschungen, Berstauchungen und| andere Kontufionen. Alle wurden zur Behandlung nach dem Stand­andere Kontufionen. Alle wurden zur Behandlung nach dem Stand orflazarett transportiert, wo ihnen die erste Hilfe zuteil wurde. 3wel schwerer Berlehte, die Brüche erlitten, mußten im Lazarett verblel­ben. Der Wagen wurde stark beschädigt und mußte abgeschleppt werden.

Der Holzmann- Bartels- Prozeß.

In zweiter Auflage.

Holzmann steht wieder vor Gericht. In der Hauptsache hat er fich wegen seiner Beziehungen zu dem früheren Leiter des Fremden amts am Berliner Polizeipräsidium Bartels und zum Kriminal­assistenten Rothe zu verantworten.

Bartels war, wie erinnerlich, wegen passiver Bestechung und Urkundenfälschung zu einem Jahre vier Monaten Gefängnis ver­urteilt worden. Die Bestechungsgeschente sollte Bartels von Holz­mann erhalten haben, der, wie die Anklage behauptet, auf diese Beise für sich und feine Angehörigen Aufenthaltserlaubnis hat erwirken wollen. Als gegen Bartels verhandelt wurde, befand sich Holzmann bekanntlich auf einer Sprigtour" in Belgien . 3war erfolgte feine Verhaftung noch während des Prozesses; die Er ledigung der üblichen Auslieferungsformalitäten nahmen jedoch soviel Zeit in Anspruch, daß der Prozeß zu Ende ging, bevor Holz mann selbst als Zeuge vernommen werden fonnte. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt. Es lastet auf ihm auch das Urteil im Kutister- Prozeß von einem Jahr zwei Monaten Gefängnis. Auch in diesem Prozeß spielt die Persönlicheit Kutisters, feindes Holzmanns, hinein. Solzmann foll Rutier 3- droht haben, ihn totzuschlagen, oder durch Bartels seine Aus­weifung au erwirten, falls er ihm nicht 100 000 m. geben wolle. Rutister ist als Nebenkläger zugelassen. Als fein Vertreter ist Rechtsanwalt Dr. Nübell erschienen. Den Borsiz führt Land­gerichtsdirektor Dr. Schulze. Die Anflage vertritt Staatsanwalt Ziegel. Die Verteidigung liegt in den Händen des Rechtsanwalts Dr. Jaffé.

ges

Der Eröffnungsbeschluß wirft dem Angeklagten Holzmann Betrug an Kutister. verfuchte Erpressung und Bedrohung an dem farben vor, ferner Bestechuna Bartels und des Kriminalafſiſtenten Rothe; außerdem den versuchten Betrug an der Schweizer Firma inte. Holzmann schildert darauf mit großer Ausführlichkeit seinen Werdegang und feine faufmännische und dienstliche Laufbahn in Rußland, feine Tätigkeit während des Weltkrieges, feine Flucht ins Ausland während der Bolschewiſtenzeit und feine Unternehmungen und Handlsbeziehungen in Bulgarien und in der Türkei. Er ift Kutister- Prozeß. diesmal nicht so weitschweifig wie im Kutister Brozek. Der Bers fihende hatte ihn ermahnt, fich mit dem Notwendigsten zu be­in das Gefängnis der politi- schränken und bei der Wahrheit zu bleiben. Die Gerichtsverhand lung wird wochenlang dauern. Bartels selbst kann als Zeuge nicht bernommen werden, ba bas Urteil gegen ihn noch nicht rechts fräftig ist. Fehlte im Prozeß Bartels der Hauptzeuge Holzmann, fo wird im Prozeß Holzmann der Hauptzeuge Bartels fehlen.

Die Automobilausstellung. Morgen Eröffnung.

Die Frage der Gerichtsberichterstattung. Der Bezirksverband Berlin im Reichsverband der deutschen Presse hatte gestern abend im Reichswirtschafts rat Journalisten, Richter, Staats- und und Rechtsanwälte zu einer Aussprache das Aussprache über einer ber attuelle Thema Ge­richtsberichterstattung eingeladen. Die Referate hielten der Journalist Schlesinger( Sling), Rechtsanwalt Dr. Als= berg und Landgerichtsdirettor Dr. Siegert.

Schlesinger schilderte die Entwicklung der Berliner Gerichts­berichterstattung von der Typisierung, das heißt der Bersorgung ber gesamten Bresse durch ein einziges Korrespondenzbureau, zur In dividualisierung, das heißt zu einer Gerichtsberichterstattung durch besondere Mitarbeiter der Zeitungen. Das hat aber zu einer Kritif an der Gerichtsberichterstattung geführt. Es wurde behauptet, daß die Berichte die Objektivität verloren hätten; es wurde gefordert, daß die Berichterstatter mit juristischen Kenntnissen ausgerüstet sein müssen. In Wirklichkeit gibt es aber feine objektive Berichterstat­tung und das Interesse des Leserpublikums hängt nicht mit den Intereffen des Juristen zusammen. Das Recht, das der Laienrichter besigt, nämlich selbständig ein Urteil zu fällen, müsse auch dem Ge­richtsberichterstatter zugesprochen werden. Es besteht aber bei den Gerichten gegenüber dem Berichterstatter eine gewisse Nichtachtung und ein Mißtrauen. Je höher die Achtung und das Bertrauen sein wird, desto mehr Charakter und Talent werden die Gerichtsbericht­erstatter entfalten. Der Referent besprach noch außerdem die Pro­bleme der Organisation der Gerichtsberichterstattung, bie Frage bes Beichnens, der Namensnennung usw.

Rechtsanwalt Dr. Alsberg stellte die Frage nach der Bedeutung der Gerichtsberichterstattung. Sie bedeutet, nach Alsberg, eine Kon­trolle der Deffentlichkeit über die Rechtsprechung, eine Garantie für die Deffentlichkeit des Berfahrens, fie gibt ben Richtern selbst wie auch ihren vorgefekten Behörden die Möglich­feit, zu erfahren, was in ben Gerichtsverhandlungen vorgeht. Aber die Berichte dürften unter anderem nicht politisch aufgezogen und tendenziös fein, auch nicht in das schwebende Strafverfahren ein­greifen. Ein Teil der Mißstände fönnte durch die Zentralisierung der Information über die vorstehenden Prozesse und der Bericht­erstattung selbst beseitigt werden. Landgerichtsdirettor Dr. Siegert forderte für den Gerichtsberichterstatter die Fähigkeit, eine objettive Darstellung des Tatbestandes zu geben, gewiffe juristische Kenntniffe, Allgemeinbildung und Taftgefühl. Gegen die Kritit an Gerichts­urteilen, besonders wenn sie nachsichtig ist, hätte er nichts auszu= legen.

In der Diskussion setzte sich Amtsgerichtspräsident Bieber für eine Organisierung der Gerichtsberichterstattung ein, Senats. präsident Grohmann befürwortete eine Weimarisierung" ber Rechtspflege. Außerdem forderte er die Deffentlichkeit des Diszi plinarverfahrens auch gegen Richter und sprach sich gegen die Zen­tralisierung der Berichterstattung aus.

Auch Genosse lühs war ber Ansicht, daß die Berichterstat tung je nach der Richtung der Zeitung individuell sein müsse. Er schilderte die Lage der Gerichtsberichterstattung in der Provinz und widersprach der Ansicht Dr. Alsbergs, ber das Ein­greifen der Bresse in ein schwebendes Verfahren tritifiert hatte. Als Beispiel für die Notwendigkeit eines solchen Eingreifens führte er unter anderem den Fall Kölling art.

Landgerichtsdirektor Dr. Neumann fetzte sich für objektive Gerichtsberichterstattung ein, auch für eine Zentralisierung. Die Un­möglichkeit, objektiv felbft Tatbestände zu schildern, fam in den Worten des Genossen Rechtsanwalts Dr. Bendig zum Ausdrud. Der Borfizende der Versammlung, Dr. Do pifat, teilte zum Schlusse mit, daß die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Presse sich ausführlich mit der Frage befaffen wolle, wie im Moabiter Gerichts. gebäude eine einheitliche Information der Pressevertreter über das zur Verhandlung kommende Material sich ermöglichen lasse.

Die neue Flaschenmilch.

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In letzter Zeit, besonders nach den Typhuserfrankungen, brachte man dem Genuß von Milch hauptsächlich im ungefochten Zu­Mißtrauen entgegen. Bei der Wichtigkeit dieses Bolts­stande nahrungsmittels muß natürlich alles daran gefeßt werden, den Be. weis zu erbringen, daß nur wirklich vollkommen feimfreie Milch in den Handel fommt. Ein Presse Rundgang durch die Bollesche Meierei zeigte, auf welche Weise die Untersuchung der Milch auf etwaige Krankheitsstoffe erfolgt. In einem großen Laboratorium, das in eine bakteriologische, chemische und physikalisch­chemische Abteilung gegliedert ist, sind unter Leitung eines Vor­ftehers 2 Chemiter, 5 Laboranten, 3 Laborantinnen, 3 Probenehmer auf dem Lande und 3 Probenehmer in ber Meierei ausschließlich mit der genauesten Untersuchung beschäftigt. lim nun diese nach allen Richtungen hin als einwandfrei festgestellte Milch auch der äußeren Infektionsgefahr zu entziehen, ist es ratsam, ausschließ­lich Flaschenmilch zu beziehen, die während des ganzen Pro­zeffes mit feiner menschlichen Hand in Berührung fommt. Milch ist dauerpasteurifiert, das heißt eine halbe Stunde bei 63 bis 65 Grad schonend erhigt, wodurch sämtliche etwa vorhandenen Keime getötet werden, ohne jedoch die Rohmilcheigenschaft zu zer. stören. Nach der Basteurisation wirb die Milch auf eine Tempe ratur von+3 Grad Celsius abgekühlt. Die Säuglingsmilch bringt die Firma Bolle auf Anregung der Berliner Aerateschaft roh in den Handel. In einem Musterstall stehen die braven, schwarz- weiß geflechten Milchlieferanten, die je täglich bis zu 20 Liter abgeben. Die Stübe werden täglich untersucht, ebenso das Bedienungsper fene und vorher sterilisierte melleimer. Die forgfältigft gereinigten Flaschen werden nach der Füllung plombiert, mit Datum versehen und auf jede Art vor nachträglicher Infektion geschützt.

Die

3ft es Ihnen bekannt, daß man gegen Gefangene Gewalt an­wandte, daß man ihnen die Hände ausrenkte, fie mit den Stiefeln fchlug, ihnen das Gewehr an die Brust fehte und fie gewaltfam nach dem Gefängnis der polifischen Staatsverwaltung brachte? 3ft es Ihnen bekannt, baß die politischen Gefangenen bort den Hungerstreit erklärten als Protest gegen den rohen Gewaltakt, der den Zwed verfolgte, das Zufammentreffen mit der Delegation zu verhindern? Ist es Ihnen bekannt, daß bei dem später erfolgten Besuch der ihre Frage: Befinden sich hier im Gefängnis auch politische Ge­fangene?" die Bersicherung gab, daß hier teine politifchen Gefangenen vorhanden sinb"(?!). Die gleiche Antwort erhielt cuch bie amerikanische Stubentendelegation. Und endlich, als bie deut sche Arbeiterbelegation am 14. September zur Besichtigung des Gefchen Firmen an ausländischen Ausstellungen beteiligen tönnen. Dersonal; der Meltakt erfolgt auf elettrischem Wege in völlig geschlos fängnisses erschien und die politischen Gefangenen, die sich im Hofe be­fanden und zufällig von ihrer Anwesenheit erfuhren, sich an die Gefängnisverwaltung mit der Forderung wandten, ber Delegation ihren Wunsch zu übermitteln, daß sie auch die Einzelzellen befuchen folle, so erhielten sie von der Verwaltung die Antwort, daß es fich um teine Auslandsbelegation, sondern um eine Eg furfion der deutschen Kolonistinnen aus den deutschen Siedlungen in der Sowjetunion" handle, und daß fie die Besucher ver anlaffen werde, die Einzelzellen zu befuchen. Ihr Versprechen haben sie selbstverständlich nicht gehalten, benn wie wir es aus den hanbelte es sich in Wirklichkeit um die Beitungen ersehen haben

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Morgen werden sich die Pforten der Deutschen Automobil und Motorrab- Ausstellung Berlin 1926" am Raiserdamm öffnen. Die dies­jährige Ausstellung wird die letzte sein, auf der nur die Erzeugnisse ber deutschen und österreichischen Automobilindustrie zur Schau gestellt industrie in das Bureau Permanent International des Constructeurs d'Automobiles ift Dom nächsten Jahre ab die Möglichkeit gegeben, auch die ausländischen Firmen zu den deutschen Aus­ftellungen heranzustehen, ebenso wie fich auch in Zukunft unfere Deut­Aufbau für die diesjährige Ausstellung ist faft vollendet. Anmeldungen der ausstellenden Firmen sind auch in der letzten Zeit noch in größerer Bahl erfolgt, fo daß dem Befucher ein füdenloses Bild über ben augen­blicklichen Stand der deutschen Automobil, Motorrad- und Zubehör­industrie gegeben werden wird. Die Bertehrsregelung ist fo erfolgt, daß Störungen vollständig ausgeschloffen sind. Die Anfahrt der Wagen und der Zugang für Fußgänger erfolgt nur vom Kaiser­dammi burch die Rognigstraße und bie Königin- Elifabeth- Straße. Die Abfahrt fämtlicher Wagen erfolgt nur durch die Neue- Kant- Straße. Die Königin- Elifabeth- Straße felbst ist auf der Strede zwischen den beiden Hallen für jeden Wagenverfehr gesperrt und dient nur dem find folgendermaßen festgefeßt. Die Tagesfarte foftet 3 m., von 1 Uhr mittags ab 2 M. Sonntags foftet der Eintritt 2 M. für den ganzen Tag; besgleichen am Eröffnungstage, bem 29. Oftober, an dem die Ausstellung von 1 Uhr ab für das Publikum geöffnet ift.

Einbruch in einen Zigarrenladen. In der Nacht zum Donnerstag verübten Einbrecher in dem Zigarren- Engrosgeschäft von Buniger, Berliner Straße 17 zu Charlottenburg, einen breiften Einbruch. Ober­halb des Schaufensters drückten fie mit Schmierfeife eine fleine Scheibe Sie ein, brangen ein, raubten und enttamen unbemerkt. Bon den Tätern fehlt räumten das Lager faft vollständig aus. Spur. Durch die Aufmerksamkeit einer Borwärts".

deutsche Arbeiterfrauendelegation. Die Gefängnisverwaltung und die Querverkehr zwischen Halle I und II. Die Eintrittspreise Spediteurin wurde der Einbruch heute früh entdeckt.

Behörden, von denen sie die entsprechenden Weisungen erhielt, waren fich der Tatsache genau bewußt, daß eine Besichtigung der Einzelzellen Der Auslandsdelegation die Möglichkeit geben würde, fich perfön I ich davon zu überzeugen, daß auch verhaftete Sozialisten fich im Ge­fängnis befinden, die auf administrativem Wege nach den enflegendsten Orten und politischen Jfolatoren" verbannt werden, auf die die polififche Staatsverwaltung zu zwingen fucht, Erklärungen über ihren Austritt aus den oppofitionellen Partelen abzugeben, und die wegen ihrer Ueberzeugung rücfichtslos verfolgt werden."

Die Verfasser schließen ihre Erklärung mit einem scharfen Proteft gegen die Irreführung der Auslandsdelegationen und gegen die Ge­waltafte, die gegenüber den verhafteten Sozialisten aus geübt werben. Unter dem Aufruf befinden fidh 17 Unterschriften von Sozialisten und Anarchisten, darunter auch die des ehe. maligen Boltstommiffars( 1918), des linken Sozialisten Revolutionären Wladimir Trutowity.

Eröffnung der Herbstblumenschau.

Heute vormittag wurde die Berliner Herbstblumenschau im Funthause am Kaiserdamm eröffnet. Sie ist vom Reichsverband des deutschen Gartenbaues( Gruppe Berlin), dem Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber( Ortsgruppe Berlin), ber Deutschen Garten­baugesellschaft und dem Berliner Meffeamt veranstaltet und wird vom 28 Oftober bis 7. November offengehalten. Die Eröffnungs­rebe hielt Herr Architekt Ballenfte bt für den verhinderten Chef­redakteur Better. Dann sprachen die Herren Friz Gabbert Wilhelm Bichel und Gartenbaudirettor Beffer. Alle Rebner, wie auch ber Stadtrat Ahrens, der für Oberbürgermeister Böß die Ausstellung eröffnete, führten aus, daß der deutsche Gartenbau nicht genügend

Tüchtige Lehrlinge im Lindenhof. Die Handwertstammer zu Berlin hat dem Stellmacherlehrling Arthur Ronrad im städtischen Erziehungsheim ,, Lindenhof" für hervorragende Leistungen auf der Ausstellung von Lehrlingsarbeiten einen Preis der Stadt Berlin verliehen. Acht Lehrlinge aus dem ,, Lindenhof" haben in diesem Monat ihre Gehilfenprüfung bestanden. Davon drei Tischler mit dem Bräbitat fehr gut", ein Drechsler und zwet Stellmacher mit dem Prädikat ,, gut".

Groß- Berliner Parteinachrichten.

5. Areis Friedrichshain. Die für Freitag, den 29. Oftober, bekanntgemachte Sigung der Freien Schulgemeinde finbet nicht statt.

Jungfazialisten, Gruppe Often. Heute, Donnerstag, abenbs 8 Uhr, im Jugend­heim, Sitter G. 4, Seimabenb. Boztrag: Politisches- Gattrisches. Gäste hers fish willtommen.