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Nr. 51043. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Landwirtschaft und Arbeitslosenkrise.

Soziale Fürsorge und hohe Löhne sichern den Lebensmittelmarkt!

Bis in die jüngste Zeit hinein haben die Klagen rechtsstehender Politiker und bekannter Führer des industriellen und agrarischen Großfapitals über die angeblich untragbaren Soziallaften nicht aufgehört. Besonders heftigen Angriffen waren die Ausgaben für die Erwerbslofen ausgefegt. Man hat behauptet, daß die materielle Fürsorge für die Opfer der Wirtschaftskrise ein wirtschaft­lich unproduktives System darstelle, ja man ist vor Be schimpfungen der Erwerbslosen nicht zurückgeschreckt. Ferner find häufig genug Versuche unternommen worden, die tariflich festgesetzten Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten abzu bauen, um auf diese Weise die schwächsten Schultern mit den

Kosten der Krise zu belaften. Es wird für immer ein Ruhmesblatt in der Geschichte der sozialdemokratischen Partei und der Gewerk­schaften bleiben, daß fie alle Angriffe auf den Tariflohn mit Erfolg verteidigt, daß sie aber auch dafür gesorgt haben, daß der Staat sich der Erwerbslosen und Kurzarbeiter annehme. Die dabei erzielten Erfolge sind gewiß noch nicht zufriedenstellend; was aber überhaupt erzielt worden ist, das verdantt die arbeitende Bevölkerung ihren Organisationen.

Jetzt kommen hervorragende Vertreter der Agrarpolitik und stellen fest, daß beides: die Erhaltung der Tariflöhne und die Unter­ftüßung der Erwerbslosen und Kurzarbeiter, die Voraussetzun gen dafür gefchaffen haben, daß der Martt für landwirt. schaftliche Produkte in Deutschland überhaupt noch gehalten werden konnte. Wären Sozialdemokratie und Gewerkschaften nicht gewesen, so hätten wir in diesem Jahre eine neue, scharfe Agrarfrise erlebt. So führt Prof. Bed­mann von der Landwirtschaftlichen Hochschule in Poppelsdorf bei Bonn in der neuen Auflage seiner Schrift: Die wirtschaft, lichen Beziehungen der deutschen Landwirtschaft" zuerst aus, daß der

Zoll die Lage des Kornbaues nicht gebeffert

hätten, denn in allen drei Produkten herrschte Ueberangebot, das auf den schwächsten Käufer zurückgreifen muß. Des anderen ist es nicht zu einer herabsehung der Tariflöhne gekommen. Die Masse konnte den gewohnten Verzehr fort­setzen und brauchte feine Lohnkürzung weiterzuwälzen auf das schwächste Glied, den nicht organisierten Landbau."

Hier finden wir also von einer Seite, die wohl auch die deutschen Agrarier als autoritativ anerkennen werden, eine Bestätigung dafür, daß die sozial- und wirtschaftspolitischen Kämpfe, die die organisierte Arbeiterschaft zur Erhaltung ihres Lebensstandes führt, auch der deutschen Landwirtschaft zugute tommen. Welche Kurzsichtigkeit liegt nun darin, wenn vor einigen Tagen in einer Sigung der Düsseldorfer Industrie- und Handels­kammer Herr Dr. Simon, Vertreter der Hauptlandwirtschafts­tammer für das rheinisch- westfälische Industriegebiet, noch folgendes

auszuführen wagt:

Ein Hauptfehler der römischen Geschichte war die Begünsti­gung des hauptstädtischen Proletariats zu ungunsten der Land­wirtschaft. Fast dasselbe sehen wir heute in Deutschland , eine Bevorzugung des städtischen Proletariats unter teilweiser Nichtachtung der schaffenden Stände, Industrie, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft. Ich brauche in diesem Zusammen­hang nur Ihr Augenmerk auf die Erwerbslosenfrage zu richten."

Allen Respekt vor dem Niveau der Versammlung der Düssel­ dorfer Industrie- und Handelsherren, die sich solche Weisheiten vor­tragen lassen!

Erhöhung des Ertrages,

Freitag, 29. Oktober 1926

Boraussetzung der Gewährung dieser Staatsbeihilfe ist, daß die Bedürftigkeit an sich leistungsfähiger Betriebe von Fall zu Fall von dem eingesetzten Prüfungsausschuß beim Oberbergamt Bonn einwandfrei festgestellt ist."

Das Siegerland , als einziges Erzgebiet Deutschlands , in dem manganhaltiger Eisenstein vorkommi, ist mit dem Lahn­und Dillgebiet infolge der schwierigen geologischen Verhältnisse der starken Auslandskonkurrenz und der Einstellung unserer Rüstungs­industrie, zu der vornehmlich manganhaltiges Eisen verbraucht wurde, im vergangenen Jahre erneut als Netstandsgebiet anerkannt worden.

Wie stark der Rückgang der Betriebe und Förderung war, ergibt sich aus nachstehenden Zahlen:

Im Jahre 1913 waren im Siegerland 60 Eisenstein­gruben mit 10 000 Mann Belegschaft und 200 000 Tonnen monat­licher Förderung in Betrieb. Am 1. April 1926 dagegen nur 11 Eisensteingruben mit 4000 Mann Belegschaft und 80 000 Tonnen Förderung.

Am 1. Oktober 1926 find durch die Staatsbeihilfe wieder 31 Eisensteingruben mit 7800 Mann und einer Förderung von 159 600 Tonnen in Betrieb.

Im Lahn - und Dillgebiet waren im Jahre 1913 90 Eisensteingruben mit 5000 Mann Belegschaft und 100 000 Tonnen monatlicher Förderung in Betrieb. Am 1. April 1926 waren in demselben Gebiet nur 12 Eisensteingruben mit 1500 Mann Beleg­schaft und 30 000 Tonnen Förderung in Betrieb. Am 1. Otto­ber 1926 sind durch die Staatsbeihilfen wieder 30 Eisenstein­gruben mit 2400 Mann und 48 300 Tonnen Förderung in Betrieb.

Dem­

Bis zum 1. Oktober 1926 seit dem 1. Juni d. I. sind von Reich und Staat rund 1 600 000 M. Staatsbeihilfe gezahlt: gegenüber sind aber in den 4 Monaten zirka 1 100 000 mt. Erwerbs­lofenunterstützung von Reich, Staat und Gemeinden eingespart worden. Rechnet man hinzu, daß die Reichsbahn in den 4 Monaten zirka 350 000 M. Mehreinnahmen an Frachten erzielte, daß ferner ein Mehreingang von zirka 300 000 m. Steuern zu das ist das Ziel, dem die Landwirtschaft nach den Aus- verzeichnen ist und daß durch die Berdienstmöglichkeit( wenn auch führungen der von uns genannten Agrarwissenschafter zustreben nicht ganz zulänglich durch die fehr niedrig gehaltenen Löhne) muß. Dieses Ziel fann nach dem heutigen Stande der landwirt einigen Tausend Familien Eristenzmöglichkeit gegeben wurde, so hat schaftlichen Technik erreicht werden. Die vergrößerten landwirt die Subvention ihren Zweck als Ersatz der produktiven Er schaftlichen Erträgnisse werden mühelos ihren inneren Markt finden, werbslosenfürsorge erfüllt. Reich und Staat sind nun wenn die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung erhöht wird, das dahin übereingekommen, die Staatshilfe für das Siegerland mo= habe. Alle diejenigen, welche ihn der Landwirtschaft als Allheil- heißt, wenn die Löhne der Arbeiter und die Unternatlich nicht über 470000 m. und für den Lahn - und Dill­mittel empfohlen haben, haben sich getäuscht und der Landwirtschaft stühungen der Erwerbslosen wesentlich gesteigert bezirk monatlich nicht über 60 000 m. zu gewähren. Da die Sub­letzten Endes mehr geschabet als genügt" Und den Leuten, die 60.000 werden. Daß diese Lohnsteigerung beim heutigen Stande der ventionierung nicht eine Dauereinrichtung sein kann, beabsichtigen troz dieſer bösen Erfahrungen den Roggenpreis nur durch neue Zoller: Technik und der Rationalisierung der Betriebe an vielen Stellen die Regierungen, sie im Laufe des Etatsjahres 1927 staffelweise höhungen und andere Maßnahmen fünftlich steigern wollen, sagt durchaus möglich ist, darüber kann es nach den Bilanzen der ein­abzubauen. Dieser Abbau könnte dann auch bei der Berück­Beckmann: Heute sieht jedermann ein, daß ein höherer Roggen- zelnen Werke feinen Zweifel geben. Sie wird aber von den Unter- fichtigung unserer Wirtschaftslage möglich sein, zumal ja durch preis einfach am Konsum scheitern würde." Wie in den anderen Tarifabmachungen mit der Reichsbahn Ermäßigung des Mengen­Zweigen der deutschen Wirtschaft können die Krisenerscheinungen Friz Fries, Siegen. auch in der Landwirtschaft nicht beseitigt werden durch Erhöhung tarifs ab 1. November um 10 Proz. erreicht würde. der Preise, sondern nur durch Verstärkung des Umsatzes, also durch der Preise, sondern nur durch Berstärkung des Umsages, also durch Hebung der Rauftraft der arbeitenden Bevölke=

rung.

Wie sehr die Erhaltung des Marktes für Agrarprodukte vom Arbeitslohn und von der Erwerbslosenunterstüßung ab­hängig ist, das erkennt Prof. Mag Sering an, der in der Zeit­schrift für Agrarpolitik folgendes darüber schreibt:

nehmern, die den Ueberdruck am Arbeitsmarkt zu ihrem Vorteil aus. nußen, verhindert. Die Landwirte jedoch, von ihren politischen ihr die Kunden für Qualitätswaren fehlen, und nur all­Führern irregeleitet, wundern sich, wenn infolge dieser Berhältnisse zu viele unterstützen die großagrarische Demagogie ,, die den In­dustriearbeiter zum niedrig bezahlten Knecht machen will, ohne zu bedenken, daß sie damit den besten Abnehmer ver nichtet!

Wir sehen also, wie töricht es ist, Arbeiterbewegung und Für die Gestaltung im legten Jahresdrittel 1925 und in den Landwirtschaft in einen Gegensatz zueinander zu stellen. Die Ar­ersten Monaten 1926 wurde es von Wichtigkeit, daß die organi beiter und Angestelltenorganisationen haben dafür gekämpft, daß fierte Arbeiterimaft eine gerablegung der der Tariflohn troß Krise erhalten blieb, daß die Erwerbslosen und Tariflöhne zu verhindern gewußt hat. Die Ver- Kurzarbeiter in hinreichendem Maße unterstützt werden. Sie werden minderung der Kauffraft trifft also wesentlich nur das Heer der ihre Anstrengungen verdoppeln, um bei einer allgemeinen Neu Erwerbslosen und Kurzarbeiter. Daß deren gemin- belebung der deutschen Wirtschaft eine wesentliche Erhöhung dertes Einkommen von entscheidendem Einfluß bei der Preis- der Löhne und Gehälter durchzusehen und die Unterstützungen fentung gewesen ist, läßt sich für die Milch mit Bestimmtheit für die Erwerbslosen auf einen Stand zu bringen, der eine aussprechen. Genauere Verbrauchsuntersuchungen würden wohl menschenwürdige Existenz gewährleistet. Damit dienen auch ergeben, daß sich eine neuerliche Verschiebung von den hoch- Sozialdemokratie und Gewerkschaften nicht allein den Arbeitern wertigen zu den niederwertigen Lebensmittel vollzieht." Hier wird schon auf den anderen wichtigen Faktor hingewiesen, selbst: fie schaffen die Grundlagen dafür, daß die Ertragsfähig. der einer Verschlechterung der Verhältnisse in der deutschen Land- feit der Landwirtschaft gesteigert wird und die Absatz­wirtschaft entgegengewirkt hat, die Unterstüßung der Er. möglichkeiten für Agrarprodukte wesentlich vergrößert werden. Eugen Prager. werbslosen.

Und nun hören wir, was in der Deutschen Bergwerkszeitung" der schon erwähnte Professor Bedmann schreibt:

" Es ist die Verarmung der deutschen Wirtschaft selbst, das Millionen heer der Erwerbslosen,

der durch Armut erzwungene Käuferstreit,

der die deutsche Agrarfrise verschärft und die Anteilnahme an besseren Weltmarktpreisen verhindert. In erster Linie hat die gut organisierte Erwerbslofenunter stügung den agraren Markt gehalten. Der Landbau felbft trägt zu den Kosten der Arbeitslosenfürsorge unmittelbar nicht bei, mittelbar nur über den geringen Anteil, der durch Steuern aufgebracht wird. Bei der Verwendung für not­wendige Lebensmittel steht er aber an erster Stelle. Milch und Roggenpreis, vielleicht auch der Kartoffelpreis wäre nicht zu halten gewesen, wenn diese letzten Käufer nicht mitgezogen

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Die Subventionen für das Siegerland . Der bisherige Erfolg. Vorläufige Fortsetzung. Am Dienstag, den 26. Oktober, verhandelte im Preußischen Landtag der Hauptausschuß über die Subvention der Erzbergbau­betriebe im Siegerland und dem Lahn - und Dillgebiet. Ein Antrag der sozialdemokratischen Vertreter wurde in folgender Fassung gegen die Kommunisten angenommen:

Der Landtag wolle beschließen: Das Staatsministerium wird ersucht, zu veranlassen, daß die für die Grubenbetriebe des Siegerlandes sowie des Lahn - und Dillgebietes seit dem 1. Juni d. J. bewilligten Staatsbeihilfen, unter Hin­zuziehung der Gruben des Sauerlandes und des Hunsrücks bis zum Ende des Etatsjahres 1926( t. h. bis zum 31. März 1927) gewährt werden.

Aus dem Internationalen Genossenschaftsbund.

Tagungen der verschiedenen Körperschaften und Ausschüsse des Internationalen Genossenschaftsbundes wurden Dom 13. bis 16 Ottober in Hamburg abgehalten. Die Singen des Zentralausschusses fanden in Anwesenheit von 41 Vertretern aus 20 Ländern statt. In seiner Eröffnungsrede erinnerte Präsident Goedhart mit warmen Worten an den verstorbenen Adolf von Elm und gedachte ſeiner Berbienſte um die Hamburger, die beutſche und die internationale Konsumgenossenschaftsbewegung. Diese habe Er­folge erzielt, auf die man stolz sein dürfe, von Hamburgs Tagung aber sei weitere Förderung zu erhoffen.

Das Programm des Internationalen Genossen­schaftstongresses in Stockholm fand lebhafte Beachtung. Es umfaßt außer den Konferenzen der Verbandsinstanzen und aus­schüsse die viertägigen Kongreßfizungen, die internationale Aus­stellung für Presse und Werbearbeit, die Tagung der Internationalen Frauengilde, die Sigungen der siebten Internationalen Sommer­schule und Sondersizungen für internationales Bank- und Ver sicherungswesen.

Bei der Frage der Internationalen Wirtschafts­politit wurden die Berichte gutgeheißen. Dagegen wurde es ab­gelehnt, angesichts der gegenwärtigen Sachlage in der Internationalen Wirtschaftskonferenz, weitere Beschlüsse zu fassen. Die Berichte wurden entgegengenommen und damit die von der Bundesleitung beschlußgemäß getroffenen Maßnahmen gebilligt. Im Laufe der weiteren Aussprache ward von den britischen Bertretern eine scharfe Protesterflärung gegen die in der fommunistischen Presse verschiedener Länder gegen den Zentralausschuß und die Erefutive gerichteten Angriffe verlesen, wie auch gegen die grund­lofen Beschuldigung und Verdrehungen, die häufig damit verbunden seien.

Aus der Sigung der Eretutive ist zu erwähnen, daß in den Bund der Verband der Volksbanken Bulgariens in Sofia , der 83 Banken mit 45 000 Mitgliedern und rund 7 Millionen Mark Umfaz umfaßt, aufgenommen wurde. Der Entwurf des Inter­nationalen Genossenschaftspresse- Adreßbuches wurde mit einigen Aenderungen genehmigt; es wird voraussichtlich gegen Ende 1926

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