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gedenken mit Alexander Weis/; ihre Wahlkampagne zu de- streiten. Arm in Arm mit diesem von ihnen tief verachteten Weiß, Arm in Arm mit den bestochenen Cato und der Erpressung überführten Revolverjournalisten wird der Prälat Seipel in die Schlacht ziehen.
Der Lorbeer-Kranz von Lanüsberg. Alles wird auf die Müchtigen abgewälzt. Von den Fememördern aus Küstrin   sind B ü s ch i n g und F a h l b u s ch flüchtig. Ihnen kann also, wie der Vorsitzende im Landsberger   Prozeß gelegentlich bemerkte, derLorbeerkranz nicht gereicht werden". Aber gerade des- halb scheint es, daß die gefaßten Verbrecher alle Schuld auf Büsching und Fahlbusch abwälzen wollen. Ein Zeuge nach dem anderen wird aufgeboten, um zu beeiden, daß Büsching ein gewalttätiger Mensch gewesen sei. Büsching steht aber nicht vor Gericht, sondern die anderen, die a n den Schandtaten mitschuldig sind, und die jetzt unter Führung der d e u t s ch n a t i o n a l e n(!) Anwälte Sack und Hahn die Geschworenen auf die Flüchtlinge dressieren möchten, um von der eigenen Schuld abzulenken. Aber Lorbeer, wem Lorbeer gebührt: Die Schulz und Raphael, die Kommandanten derSchwarzen" im Fort Gorgast  , haben die furchtbaren Barbareien gegen den armen Gröschke geduldet, ja selbst offen unterstützt. Und der Fall Gröschke war ja nicht der einzige dieser Art. Dieses Zu-Tode-Prügeln und schließlich der Fangschuß in den Hinterkopf, das sind ja die Kennzeichen all der Feme  - morde, die bisher bekannt geworden sind. Will man in Landsberg   auf das Gleiche hinaus, wie vor dem Bombe- Gericht in Berlin  ? Hier wurden die für ihre Trupps" verantwortlichen Offiziere, die Senden und Gutzeit, freigesprochen» diekleinen" Glieder des Femesystems aber zum Tode verurteilt. Soll sich ähnliches in Landsberg   wiederholen? Alles scheint darauf hinzuzielen, den Schulz zu entlasten und die ganze Schwere der Anklage auf diejenigen fallen zu lassen, die nicht mehr gefaßt werden konnten. Warum eigentlich die Verhandlung gegen Sch ulz, Klapproth und Hayn neulich abgebrochen wurde, ist bis heute noch nicht recht klar geworden. DasAuspacken" des Schulz wurde doch nicht verhindert, warum also mußte abgebrochen werden? Eine Vermutung steigt auf: In dem jetzigen Prozeß stellt die Verteidigung Fragen und Anträge, die der Vorsitzende als überflüssig ansieht. MWeit in der Auseinandersetzung über die Notwendigkeit stellt der Vorsitzende plötzlich die Frage: Ja, Herr Rechtsanwalt, wollen Sie denn darauf hinarbeiten, daß wir hier die Verhandlungen gegen Schulz-Klopproth ab- trennen und sie mit der Sache G a e d ick e verbinden?" Peinliches Schweigen. Kein Antrag der Verteidigung: Jawohl, beide Klagen gegen Schulz und Klapproth gehören in e i n Verfahren, da alle Handlungen einem Willensakt ent- sprungen sind. Wie gesagt, der Antrag wurde nicht gestellt. Warum nicht? Allerdings im Fall Gaedicke sind zwei Anwälte anwesend, die als Vertreter des Mißhandelten und mit Mord Bedrohten die Rechte eines Nebenklägers haben. Die könnten freilich noch Fragen zu stellen haben, wenn der Wis- sensdurst des Vorsitzenden und des Staatsanwalt schon ge- löscht wäre. » B. S. Landsberg  , den 2. November 1926. In der heutigen Verhandlung, die nach den bisherigen Dispo  - sitionen den Schluß der Beweisaufnahme bringen soll, wurde zunächst der Vater des ermordeten Gröschke, ein Arbeiter aus Frankfurt   a. d. O vernommen. Er schilderte seinen Sohn als etwas einfältig, aber guten Gemüts: er sei etwas ängstlich gewesen, einer politischen Harte! habe er nicht angehört. Gegen den Willen des Vaters sei er von einem Freund namens Schönherr weg- geholt worden und nach Küstrin   gegangen, weil er anderwärts keine Arbeit fand.
Die nächste Zeugin ist die Mutter der Brüder Klavproih. die auf die Frage des Vorsitzenden, od sie aussagen wolle, resolut erklärt: Ich kann alles beschwören, ich lüge nicht." Vors.: Was war der Erich für ein Kind? Zeugin: Ein sehr gutes Kind. Wir hatten m Westpreußen   80 Morgen Landwirtschaft, aber er wollt« gern Soldat werden und ging zum Seebataillon. Wir tonnten uns keinen besseren Jungen wünschen. Er war stets gehorsam und hat uns nie ein böses Wort gesagt. In einer Versammlung in Königsberg  (Neumark) hat er dann Schulz kennengelernt. Nachdem wir nach Grcifenhagen gezogen waren, wollte mein Sohn ins Ausland gehen, weil er sich zu Hause nicht wohl suhlte. Er blieb aber in Küstrin   hangen. Aus Befragen von Iustizrat Hahn bekundet die Zeugin weiter, daß im Juni 1923ein Herr Büsching" zu ihr nach Greisenhagen ge- kommen und bei ihr ein paar Tage gewohnt habe. Kurz danach sei ihr Sohn Erich nach Hause gekommen und sei g a n z w u t e n d geworden, als er von Büschings Besuch hörte. Er habe ihr ein sur allemal verboten, Büsching wieder auszunehmen und habe dabei die Aeußerung getan: Was der den armen Iungens eingebrockt hat. Erich habe auch seinen Bruder Willi mit zu den Soldaten geholt und seiner Mutter geschworen, daß mit dem Bruder nichts geschehen werde, was das Tageslicht scheuen müsse. Das war mein Verbrechen, so erklärte die Zeugin, denn ich wußte doch, es war etwas mit Muniston und Waffen und durste nicht sein.. Der ehemalige Adjutant Vuch.uckers. Oberleutnant Voigt, benin  - bete ebenfalls, daß er von einer Todesstrafe für Verräter nie etwas gehört habe. Wenn auch in den Arbeitskommandos offiziell keine Disziplinargewalt bestand, so hätten sich die Leute doch einer solchen von selbst unterworfen und bei Vergehen in Arrest schicken lahen. Oberleutnant Voigt schilderte dann Büsching als einen sehr ge- walttätigen Menschen, von dem er ohne weiteres annehmen konnte, daß er Oberleutnant Raphael eventuell bedroht hätte. Er, der Zeuge selbst, habe mit Büsching ein gefährliches Ren- kontre gehabt. Vors.: Ihre personliche Ehre als aktiver Offizier mußte doch durch die Bedrohung durch euren Feldwebel leiden. Zeuge: Ich habe damals auch geschwankt, ob ich Büsching niederschießen sollte, habe aber Abstand genomnicn, und nur Schulz gemeldet, was vorgefallen war, mit der Bitte. Blifching nicht wieder nach Küstrin   zu schicken. Am selben Tag war auch die Autofahrt Büsching und Fahlbusch, bei der sich eine Schießerei ereignete. Major Herher bekundete, daß man damals in Küstrin   mit k o m- munistischen Angriffen gerechnet und Abwehrmaß- nahmen getroffen hätte. Die Kommunisten hätten immer wieder versucht, Spitzel in die Arbeitskommandos zu entsenden. Auch dieser Zeuge schildert Büsching als rabiaten gefährlichen Menschen. Es sei aber keine Rede davon, daß Schulz den Büsching gedeckt halte. Die Verhandlung geht weiter.
D!e Sachsenwahl. Die neuen sozialistischen   Abgeordneten. Dresden  . 2. November.(Eigener Drahtbericht.) Im Wahl- kreis Dresden   sind als sozialdemokratische Abgeordnete ge- wählt: die Ecnosien Arzt, Schulze, Genossin Thümmcl, Genossen Meckel, Doppert, Edel, Wehl«, Menke, Schleinitz, Ebert, Schwarz (Heidenau  ), Geiser. Alt» Sozialdemokratie Sachsens: Buck, Wirth. Es heißt, daß Buck auf das Mandat verzichten werde, so daß Parteisekretär B e t h t e an seine Stelle nachrückt. Im Wahlkreis Leipzig  : Sozialdemokraten: Genosse Liebmann, Genossin Schilling, die Genossen Mucker(Würzen), Neu und Nebrig(Leipzig  ), Müller(Mittweida  ), Dennhardt und Ferkel (Leipzig  ), Vogel(Döbeln  ), Genossin Bauer(Leipzig  ). Alte So- zlaldemokratische Partei: Landtagsabgeordneter Hagen  . Im Wahlkreis Chemnitz  : Sozialdemokraten: die Genossen Büchel, Graupe, Siegnoth. Genossin Schlag, Kautzsch, Hartsch, Gerlach, Müller, Herrmann Alte Sozialdemokra- t i e Sachsens: Müller(Innenminister).
Per Vizepräsident des Reichstages, Dr. Bell, hat wegen seiner Ernennung zum Reichsjustizminister sein Amt Im Reichstag   nieder- gelegt. Sein Nachfolger als Vizepräsident dürfte Voraussicht- lich auf Vorschlag des Zentrums der Abg. Esser werden.' Der verband der Preußischen llandaeweinden hält am 13. No- vember, den diesjährigen(dritten) Preußischen Landgemeindstag ab. Auf dieser Tagung werden». a. sprechen: Reichsminister des Innern Dr. K ü l z, Reichssinanzminister Dr. R e i n h o ld bzw. Dr. Po- p i tz. Minister für Wissenschast, Kunst und Volksbildung Dr. Becker, reußischer Minister des Innern Grzesinsti.
der Weiß. Wer ist dieser Alexander Weiß? Bis vor einigen Monaten war er der Hauptredakteur und geistige Leiter desAbend", eines vielgelesenen Blattes, das un- abhängig von unserer Partei gleichwohl sozialistische Politik macht. Nicht immer in den hergebrachten und von strengem Verantwortungsgefühl bestimmten Formen unserer Sozial- kritik und oft gar zu sehr auf Sensation zugespitzt. Wenig- stens so lange der besagte Alexander Weiß die Führung dieses Organes inne hatte. Die publizistischen Leistungen dieses Mannes waren nicht vom Geiste der Sozialdemokratie erfüllt, sondern vom Ungeiste einer wenig gewissenhaften und die Tatsachen in grobschlächtiger Weise mit Unterstellungen und Behauptungen vermengenden S o z i a l d e m a g o g i«, die in ihrer hahnebüchenen Art ja häufig den Nagel auf den Kopf traf, mitunter aber auch entstellende Zerrbilder hervorbrachte. Eben aber wegen dieser Methode war Alexander Weiß in Wien   ein von allen Bürgerlichen sehr gefürchterer Mann und er selbst gab sich den Anschein eines unbeugsamen, un- beirrbaren Korruptionstöters. Da stellte sich plötzlich heraus, daß dieser Sittenrichter und unerbittlicher Ankläger, der als eiserner Cato galt, die Furcht der großen Finanzhyänen vor seinenEnthüllungen" ausgenutzt hat, um ihnen Schweigegelder im Betrage von Milliarden abzupressen. Er hat sich nicht bloß bestechen lassen, sondern hat, wenigstens im Falle Castiglioni, direkt mit dem vorgehaltenen Revolver gebrandschatzt. Der Cato entpuppte sich als Erpresser, als Rcvoloerjournalist allergrößten Stils. Und er wurde inöffentlicherVerhandlungwegen Erpressung zu sieben Monaten schweren Kerker verurteilt. Gegen das Urteil läuft allerdings noch eine Berufung, aber wenn auch die juristische Qualifi- kation seiner Raubtaten noch nicht feststeht, über die m o r a- tische kann nach den Ergebnissen des Prozesses kein Zweifel mehr bestehen. Nun ist aber, noch bevor die höhere Instanz entschieden hat, etwas geschehen, was wohl nur in Wien   möglich ist. Dieser gebrandmarkte Alexander Weiß hat nicht bloß die Stirn, abermals als Zeitungsherausgeber vor die Oeffentlichkeit zu treten, sondern sich auch wieder in Ankläger- positur zu setzen nur diesmal nicht wie ehedem aegen die bürgerliche Gesellschaft, sondern gegen die Sozial» d e m o k r a t i e. Cr hat sich jetzt den Christlichsozi» alen oerkauft, und es ist charakteristisch für unsere Ver- Hältnisse, daß sich tatsächlich Leute finden, die ihn in den Dienst ihrer Sache stellen. Das von Alexander Weiß nunmehr geleitete WochenblättchenDas Tribunal" sieht seine Aufgabe darin, durch ununterbrochene skrupellose Verleumdung der sozialdemokratischen Vertrauensmänner die Blicke der Oeffent» lichkeit von dem Panama   der bürgerlichen Regierung wegzu- lenken. Es arbeitet mit der raffinierten Verleum- d u n gL t e ch n i k, die diesem Weiß zu Gebote steht, und die es ihm ermöglicht, durch Aufmachung, Fettdruck, ankläge�sche Redensarten und Ausbreitung eines aus nichtigem Klatsch gewonnenenMaterials" den Anschein zu erwecken, als ob es bei uns wirklich Korruptionsaffären gäbe. Splitter werden da zu Felsblöcken aufgetürmt, Mücken werden zu Elefanten aufgeplustert, aber nicht der kleinste Tatbestand, der unserer Partei zur Unehre gereichen könnte, ist in diesem Verleum- dungskehricht wahrzunehmen. Es ist ein blödmacherifcher Schwindel, aber den Bürgerlichen ist er willkommen. Auf einmal ist der Presiepirat Weiß, den sie noch vor einigen Wochen am liebsten in den Orkus hinabgeschleudert hätten, bei ihnen lieb Kind. Schmunzelnd lallen die bürgerlichen Blätter die Infamien desTribunals" nach und sprechen von Enthüllungen, wo es nur Entstellungen und offenkundige Ver- leumdungen gibt. Und schon ist die alberne Lüge, daß der Alexander Weiß, etwas über die Sozialdemokratie ent- hüllt habe, was ihrem moralischen Ansehen Abbruch tun könnte, auch hoffentlich nur als Kuckusei in die Ber­ liner   demokratische Presse gedrungen. Zumal der Vörsencourier" ist mit einem ArtikelEnthüllte Enthüller" dem Pressepiraten aufgesessen. Unsere Christlichsozialen aber
Wie sie den Arbeiter schätzten. Von Emil Rath. Im vergangenen Jahr starb ein Mann, der lange Jahre in der Nähe des Exkaisers zugebracht hat und das Hofleben aus eigener Erfahrung und am eigenen Leibe so kennen lernte, daß er, ern pflichttreuer Beamter vom alten Schrot und Korn, seinen Söhnen riet, alles andere zu werden, nur nicht Beamter. Denn nach seiner Ansicht mußte ein Beamter immer der Speichellecker feines nächsten Vorgesetzten sein, wollte er zu etwas kommen. Ob- wohl es diesem Manne   er war Oberpiqueur ein Leichtes gewesen wäre, seine Söhne in einflußreiche Stellungen zu bringen, tat er es nicht. Er hatte zuviel gesehen und gehört. Der Hundepark des Exkaisers befand sich früher auf dem Besitztum des Fürsten Leopold, mit dem sich Wilhelm nicht gut stand. Beide ließen den Aerger» den sie einander nicht anmerken lassen wollten, ihr Personal entgelten. Eines Tages ließ Leopold den Kammerdiener rufen.Zigaretten!  " Der Kammerdiener bringt Zigaretten und Streichhölzer und bedient den Fürsten.Steck er sich auch eine an!" Der Kammerdiener gehorcht.Steck er sich noch«ine an!"Noch eine!" Der unglückliche Kammerdiener stand da, zehn rauchende Zigaretten im Munde. Er rauchte mit dem Mute der Verzweiflung, dann sank er bewußtlos um. Der Fürst hatte einen Heidenspaß... Seine Gemahlin trieb es nicht besser. Als die Zofe ihr eines Morgens das Haar auffteckt, läßt die Fürstin zwei Tassen Schoko- lade bringen. Sie trinkt, die Zofe frisiert. Die zweite Tasse Schoko- lade ist schon kalt. Die Fürstin sagt freundlich:Aber so trinken Sie doch!" Heimliche Schadenfreude zuckt um ihre Mundwinkel. Die ahnungslose Zofe trinkt die Schokolade, die ei» starkes Abführ- mittel enthält. Dann bedient sie weiter. Starke Schmerzen im Unterleib stellen sich ein. Die Fürstin verfolgt im Spiegel gespannt das Mienenspiel der geplagten Zofe. Dies« beeilt sich. Ihre Arbeit zu vollenden. Aber die Schmerzen sind so heftig sie kann ihr Werk nicht vollenden und bittet die Fürstin mit tonloser Stimme um einige Minuten Urlaub. Lächelnd gewährt die Fürstin diese Bitte. Nur wenige Schritte kann die Zofe tun und die Fürstin kann abends den Hofdamen von dem wunderbaren Spaß erzählen, den sie mit ihrer Zofe gehabt. Die Schikane» des Fürsten Leopold führten schließlich dazu, daß bei Sacrow   ein neuer Hundepart gebaut wurde, selbstverstand. lich mit allem Komfort für die Hunde. Ehe die Hundezwinger belegt werden, ist selbstverständlich Inspektion. Alles, vom Ober- piqueur bis�zum geringsten Hundewärter muß in grüner Uniform erscheinen. Freiherr von Reivnitz nimmt sozusagen Parade ab. Ist ja fabelhaft, nicht? Oberpiqueur X., haben Sie noch irgend- «inen Wunsch?"
Und der Oberpiqueur, der Herz und Mund auf dem rechten Fleck hat, tritt vor:Jawohl, Euer Excellenz. Es fehlt an einer Badegelegenheit für das Personal. Könnte nicht" Der Freiherr schaut ihn einen Augenblick sprachlos an, dann quäkt er los:Badegelegenheit? Aber da ist doch der Sacrower See, da können Sie doch alle abends Ihren Dreck abspülen,?" Die Besichtigung ist beendet. Gnädig fragt der Freiherr: Haben Sie sonst noch was?" Jawohl, Excellenz. Der alt« Wärter hat Kinder und muß jeden Morgen eineinhalb Stunden Weg machen, um für feine Kinder Milch zu holen. Ich möchte Euer Excellenz bitten, für den alten Mann vielleicht«inen kleinen Stall bauen zu lassen!" Da kommt der Oberpiqueur schön an!Was fällt Ihnen denn ein? Sie haben sich gar nicht um das Wohl der anderen zu kümmern. Kommen Sie mir noch einmal mit solcher Sache, sind Sie entlassen!" Der Oberpiqueur hatte verstanden. Die Hunde- trcatur durfte in geräumigen Zwingern hausen, bekam das beste zu fressen, wurde gepflegt, gebadet aber die andere Kreatur, Mensch genannt, brauchte dergleichen nicht. Sie hatte unten zu liegen, Schemel für der Herren Füße, sie hatte sich treten zu lassen, sie konnte Staub und Schmutz des Alltags mit hinüber nehmen in den kurzen Schlummer, auch dort noch verfolgt von den hämi- fchen Kobolden, den Launen Ihrer Herren. Man sagt, die glücklichen Sklaven wären die größten Feinde der Freiheit. Daß diese Sklaven glücklich waren, wird niemand behaupten. Sie lebten beständig In Furcht und Zittern. Denn auch Er, der Doorngetrönte, war unberechenbar launisch und ließ seine Umgebung dies« schlechte Laune furchtbar entgelten. Hie Gottes Gnaden hie Herdenvich.
Mars'Nummel. Die größte Erdnähe des Mars, die Ende Oktober erreicht wurde, hat zumindest in der angelsächsischen Welt merkwürdige Früchte gezeitigt. Zwar waren die Astronomen selbst durch das schlechte Wetter außer Aktion gesetzt, aber um so ausgeregter gebürdeten sich die Leute, die ein Rad zu viel. im Kopfe haben. Obwohl die Gelehrten immer wieder auf die Unsinnigkeit der Annahme verwiesen haben, mit unseren Apparaten Marssignalc aufnehmen zu können, haben Taufende und aber Taufende ganze Nächte lang an ihren Apparaten gesessen und nach einer Botschaft vom Nachbarplaneten auegesväht. Natürlich wurden auch diesmal wieder Geräusche gehört, für die es keine Erklärungen von dieser Welt" gäbe. Die von früher her gewohnten Erscheinungen wurden jedoch diesmal durch eine Episode vermehrt, die zwar nicht dem gesunden Menschenverstände ihres Urhebers, wohl aber dem Humor der eng- lischen Behörden das günst'gfte Zeugnis ausstellt. Am Abend des 27. Oktober trat der in theosophifchen und spiritualistischen Kreisen wohlbekannte Dr. Mansfield Robinson an einen Schulter des Lon- doner Hauvtpostamtes und wünschte ein drahtloses Telegramm auf- zugeben. Das Telegramm trug die Adresse des Mars, durch MMM.
ausgedrückt und bestand aus den folgenden, angeblich in der Sprache der Morsbewohner gehaltenen Worten:Opefti, Nipiia, Secomba". Die Kenntnis dieser Worte wollte der Verfasser dieser Botschast auf okkullem Weg« erhalten haben. Der diensthabende Beamte in der Zentralradiostation ließ sich durch diese neue Ausgabe keineswegs beirren. Er machte den Ucberbringer des Telegramms pflichtschuldigst darauf aufmerksam, daß die Postkeinerlei Garantie für den Emp- ang des Telegramms" übernehmen könne, und verrechnete hierauf celennihig 1,6 Schilling für jedes Wort, d. h. die Gebühr der Station Rugby für ihre Fernmcldungen an Schiffe usw. Zugleich versicherte er, daß Rugby die Botschaft auf ihrer größten Wellenlänge 13 249 wunschgemäß zwischen 11 Uhr SS und Mitternacht in den Slsther funken werde. Pressevertretern gegenüber hat der Beamte erklärt, die Reichweite der Station Rugby erstrecke sich über die ganze Erdc. lieber Ihre Zuverlässigkeit im planetarischen System könne er nichts Bestimmtes aussagen. Uebrigens war dieses Telegramm nur eine Episode in den Be- Ziehungen des Dr. Robinson, der im Privatleben Steucrbeamtcr ist, zum Mars. Dr. Robinson hat nämlich mitgeteilt, daß er seit längerer Zeit in regelmäßiger Verbindung mit dem Mars stehe. Als Ver- mittler diene ihm dabei eine von ihm erfundene Maschine: ein an einer Nadel aufgehängtes Aluminium-Malteserkreuz.Durch dieses Instrument," so erklärt Robinson,welches das Verbindungsglico zwischen Geist und Materie bildet, habe ich die Verbindung mit einer Frau auf dem Mars mit Namen Oomaruru ausgenommen. Die Marsbewohner," so hat ihn offenbar seine Marsgcliebte unterrichtet. sind zweieinhalb Meter groß und schlank. Sie haben riesige Ohren und dichten� Haarwuchs. Ihr Gesicht sousdruck ähnelt dem der Chinesen. Sie rauchen Pfeife, trinken Tee aus Teetöpfen mit langen Schnäbeln und fahren in Autos. Diese Autos sind elektrisch betrieben und laufen auf Schienen, die vom Staate mit Elektrizität versorgt werden. Auch ihre großen Luftschiffe w«rd-n elektrisch betrieben. Die El.'ktrizität wird aus den Kanälen und Gebirgswasserfällen ge- wonnen."
«Sabsplel cklieporo. In ber Glödtischen Oper wird Jan Klepuro. b« neue Caruso, am S November in.Rigoletto" den Herzoa und am f>. No­vember in ,To*cn* den Cavaradolsi(innen. Kirpura l» vom Univeifilä!»- lludlrnn»um Theater überaegana-n. 1>/,(fabre sang er in Warschau  und kam dann nach Wien  , wo er entdeckt wurde. Vorträge. Am Donner«taa. 8 Uhr. lpr'cht in der Vibchologilchen Melefl. schait(Kurtaislendam n 45) Dr. R. W. Tchnlie iiber. L e i st u n q S lt e i a e- r u n r durch Plhchotechnit- mit Licklbildern und Demonstralionen. Zulassung von Nichlmitgliedcrn durch Dr. Moll, Berlin   23 15, Kursürsten- damm 45. «rohe Vkrer-Ausstellung In Nürnberg   Im Iobre illS? wird liiki de. Todestag Nlbrecht DilrerS zum 400. Male jähren SluZ die'em'mlab be­absichtigt man in Nürnberg   verschiedene Beransialtungen. Neben Vorträgen, stell'pielcn und Tagungen ist als Mittelpuuli eine Dürer-AuSslelr I u n g geplant, dt- Dürer« Werte in bis jetzt noch nie ae'ebener Poll- sländipkeit zusammenfassen soll. Mit den Vorarbetten wurde beretl« be- gönnen. vle Vertreter der Zeltuagswlffenlchas« an den deutschen   Hochlchulen baden eine SrbeitSgemeinschaft errtchlet. Da» G-Irclariat befinde! sich in, Deutschen Institut sür ZcitungSlunde, Berlin   NW. 7, UniverjUStSstrage 7.