Sonnabend
6. November 1926
Unterhaltung und Wissen
Feuerwerk.
Bon Mag Barthel. ( Schluß.)
Die Musik verstummte. Ein gewaltiges Feuerwerk musizierte und knallte in den nächtlichen Himmel empor. Scheinbar mitten aus dem See stiegen gleißende Räder hoch, drehten sich in allen Farben und verspritten nichts als Licht. Winselnd, wie im Krieg die Ausbläser, stürzten ab und zu leere Raketenhülsen aus der Höhe. Bor dem wimmernden Geschrei aber schwebte und fiel eine glühende Wolfe goldener und silberner Schnee. Dann eroberten sich neue Raketen die Nacht und funfelten heller und schöner als die Sterne Mars , Benus, Sirius und die Lichtbilder im Schwan, Wagen und im Großen Bär. Ueber das samtschwarze Wasser sauften glühende Stachele schweine mit feurigen Stacheln und fauchten ganz wie ängstliche Tiere, ehe sie verzischten und verbrannten. Immer noch schossen die Raketen in die Sternenwelt, aber sie erreichten die Sterne nie. mals. Auch den gläsernen Mond erreichten sie nicht. 3wei feurige Männlein drehten sich wie auf einer Schaufel auf und ab. Ehe fie ausgetanzt und gestorben waren, erheiterten sie durch ihr flammendes Spiel, durch Funkenfall, irdische Rüpelei und den goldenen Wind, den sie frech im Spiel abbliesen. Sie blieben auf der Erde und wollten nicht in die Sterne wie die steilen Raketen.
Mitten im Feuerwerk begann Agnes zu seufzen. Aber ihr Seufzer tam nicht bis zu Karl. Die Nacht, die vorher sein Blut betäubt hatte, machte es durch das gleißende Feuer wieder klar. Bis in die Sterne flog sein Herz. Bis an den fühlen Mond spritzte sein heißes Blut. Wer wird seufzen und von heiraten sprechen, wenn das Feuerwerk abbrennt wie eine phantastische und leidenschaftliche Liebe? Noch stand sein Herz voller Schwärmerei, noch versprigte es in silbernen und goldenen Farben, jagte in den Himmel, war feuriger Fisch über dem Wasser, goldener Schnee mitten im Herbst, bunter Vogel auf der Flucht vor dem November. Liebe? War das die Liebe, die an das warme Bett dachte, an die stets bereite Frau, an den gedeckten Tisch, an das Grammophon, an den Hund, an den Freund und an die Kinder? Wie bald waren die füßen Jahre vorbei und das erotische Feuerwerk abgebrannt! Dann fam die Bitternis. Das Gefreuzigtfein. Der ewige Kampf der Geschlechter.
Feuerwerk vor den Sternen!
Raketen nach dem gläsernen Mond!
Plötzlich fezte die Musik, die lange geschwiegen hatte, mit einem verrückten Gebrüll ein, als solle die Klarheit der feurigen Minuten ausgelöscht werden, als sei fein Tanz der Gestirne, sondern nur Tanz auf der Terrasse des Bootes in den schwarzen See hinein, Liebestanz zwischen Mann und Frau, Tanz und Sprung vor der endlosen Ruhe des Todes. Auf der schwankenden Diele budelte und trampelte Ameritas gemachte Lebensfreude. Der tanzende Jazzbandführer sah aus wie ein verkrachter Student der Theologie, dessen Schwarze Hornbrille nur noch an das einstige Studium erinnerte. Jetzt schmiß er die Beine, tanzte und sang: Ich schwör' auf Sufi " und beshwor auch Karl und Agnes, auf Sufi zu schwören.
als etwas unsichtbares auf dem freisenden Punkt. Einem Miniatur Planetarium glich diese sich in Taustgröße vor mir abspielente Bision. Unwillkürlich dachte ich an ein Atom, an das kleinste, weder physikalisch noch chemisch zerlegbare Teilchen einer Substanz. Nach der modernen Atomtheorie freisen in einem Atom unberechenbar fleine Körper, die Elektronen, auch um ein Zentrum, um das Ur atom. Wie die Sterne nach unerforschlichen Gesetzen um die Sonne freifen, fo bewegen sich die Elektronen um das Üratom.
Wie ist's aber, wenn es in einem Atom auch so aussieht, wie
in unserem Sonnensystem? Ist es denn unmöglich, daß das Üratom im Sinne, wie unsere Sonne diese Eigenschaft hat! Und noch weiter, ein Werden und Gedeihen auf seinen Elektronen überwacht, ähnlich
Der Prinz„ dementiert"!
Stresemann Alfen
Hatte keine Ahnung dass
ich den
Fer beschenk
Gesicht. Mit müden Gebärden wischte sie den Puder aus dem Wie er der Deffentlichkeit blauen Dunst vorzumachen versucht! Gesicht. Karl hatte die Dahlie aus dem Knopfloch genommen und verstreute die zarten Blätter. Die zwei Menschen hatten, als das Feuer am Himmel vor den Sternen stand, ganz flar ihr Spiel mit hem feurigen Käfig erkannt und wußten sich nichts mehr zu sagen. Es wurde auch fühler.
Das Boot schwankte vom Rhythmus der vielen Tänzer. Mitten in einem Charleston fam ein Arbeiter in weißer, beschmutzter Matrosenbluse und schloß die hohen Fenster der Terrasse. Er hatte ein schmales, edles Gesicht, wie es sonst nur die Helden in den amerikanischen Filmen haben, wenn sie unrafiert, unerfannt und gehetzt gegen Gott und Teufel kämpfen und leuchtend siegen. Der Matrose war stumm und tat mit fühler Sachlichkeit seine Arbeit. Wie ein Schatten aus der Unterwelt tauchte er auf und stand, ehe er wieder in seine Tiefe ging, einen Trommelschlag lang wie aus Bronze gegen die strahlenden Musikhallen und gegen das goldene Muschelhaus am See.
Schwiegen die Musikanten, als der Mann die Fenster verschloß? Stockten die Tänzer, als er bunkel und tonlos gegen jede Musik und das goldene Muschelhaus stand? Nein, alles ging weiter, der Tanz, die Musif, das Würfelspiel und das Liebesspiel des Lebens. Mit beiden Händen verstreute die Nacht ihr Gift. Die Jünglinge riffen die Mädchen an sich. Die Frauen und Männer rüttelten an ihren Käfigen.
Agnes und Karl erhoben sich und verließen das schwankende Boot. Sie tauchten unter im Strom der vielen tausend Menschen. Eine kleine Beile trieben sie noch stumm nebeneinander, dann nickten sie sich flüchtig und auch schmerzlich zu und verloren sich rasch in dem bunten Jahrmarkt des großen und strahlenden Parkes.
Die Vision.
Bon Arthur M. Fraedrich. Gurgelnde Wellen webelten zu meinen Füßen. Der weiße Sand bettete mein Materielles mollig und warm. Bon fern drang ein filbernes Lachen an mein Dhr. Ganz vorn, dort, wo Himmel und Basser sich umarmten, ftand ein weißes Segel, das sich scharf vom tiefblauen Himmel abhob. Ueber mir blizte ein Stern auf; bort ein zweiter, langsam zerfloß ein Vorhang und unzählige Sterne Ipie gelten sich im stillen Meer. So hoch standen sie, und so tief lagen fie im Blau... Was ist hinter diesem Blau, wo ist die Grenze des Universums? Ist denn das Weltall unendlich? Diese Fragen sentten fich mit dem tommenden Abend auf mich. Ich begann damit, mein aftronomisches Wissen zu durchwühlen; auch fuchte ich im Labyrinth der Kantschen Philosophie und fand feine befriedigende Antwort. Da, ganz plößlich geschah etwas Seltsames: Die strahlenden Sterne tamen auf mich zu, einer nach dem anderen fam näher! Aber sie wuchsen nicht an Dimension, sie wurden nicht proportional der Weg. länge zu mir größer, nein, im Gegenteil, je näher fie tamen, um fo unscheinbarer und kleiner schienen sie mir. Bald freisten sie vor mir wie fleine Leuchttäferchen. Ich griff nach ihnen griff aber ins
fann es nicht sein, daß auf den Elektronen auch Lebewesen existieren, fo flein, daß wir Menschen sie nicht errechnen können, und daß biese bas sie umgebende Tote für sich dienlich gestalten, genau so, wie der Mensch es in unserer Welt tut? Wie groß bist du, o Mensch, aber wie wenig weißt du von der Beschaffenheit der Atome, geschweige denn von dem, was in ihnen vorgeht! Es sträubt sich doch was ist dein geniales Disponieren gegenüber der weisen Vordein räumliches Vorstellungsvermögen ob einer solchen Synthese; aussicht göttlicher Vorsehung!
Ein anderer Gedanke fam mir; er schien mir findisch und doch fo gewaltig. Ich schloß die Augen, denn unmöglich war es mir, ihn achtlos beiseite zu tun.
Wenn unsere Erde nur ein Elektron ist, das mit den vielen anderen Planeten, die auch Elektronen sind, um unsere Sonne, um das Uratom freist, was wäre dann? Angenommen, unser Sonnenfyftem wäre ein Atom und die anderen für unser Auge sichtbar und unsichtbaren Sonnensysteme ebenfalls, und all diese Sonnensysteme wären von einem riesigen Mantel umspannt und so ein Teil einer beliebigen Substanz in einer anderen, ungeheuer großen Welt, in der abermals Wesen leben, die auf die achtlos am Wege liegende Maffe, welche durch unser Sonnensystem dargestellt wird, herabsehen, ihre Atome spalten wollen und auch mit spannungshohen eleftrischen Strömen auf sie einwirken, wie wir es mit den Atomen der uns umgebenen Substanzen vorhaben, dann können die im Weltall festgestellten alles organische Leben vernichtenden Strahlen von jenen übergroßen Wesen herstammen, behaupten fönnen wir Menschen Elektronen und dem Atomfern besteht, ob aber ein Atom eine Welt Bon einem Atom wissen wir heute, daß es aus im kleinen ist, darüber wissen wir nichts. Man lehrte uns von den Sonnensystemen, daß sie aus Wandelfternen und Sonnen bestehen; was aber jenseits des uns Sichtbaren vor sich geht, lann fein Sterblicher wahrheitsgetreu zeichnen. Vielleicht ist es zutreffend, daß unsere Erdkugel von den Wesen aus jener gigantischen Welt nur als ein Elettron bewertet wird
das jedoch nicht.
Wie klein bist du, o Mensch! Wiederhole ein paarmal diese Steigerung in Richtung der Größe und der Kleinheit, dann hast du den Begriff Unendlichkeit!
Aber Herr Doftor, Sie wollten doch mit mir eine Wanderung am Strand entlang machen, und da find' ich Sie schlafend hier!" Eine junge Dame riß mich mit den Worten aus dem Grübeln. Als fie fortfuhr: Ich bin eben allein gewandert und zwar rund drei Kilometer. ist das nicht eine große Strede?" antwortete ich:" Ja, gnädiges Fräulein, das ist eine große Strede!"
Von ausfliegenden Fischen.
Es ist run schon einige Jahrzehnte her, da ging von einem Fisch eine ganz irrfinnige Geschichte durch die Blätter. Der Reisende Natterer hatte im Jahre 1833 im Amazonas einen Fisch gefunden, ben die Eingeborenen Caramuru nannten. Das Tier, das Lungen und Kiemen hatte und etwa wie ein kurzer dider Aal aussah, erhielt wissenschaftlichen Namen Lepidofiren( Schuppenmolch). Die erste Folge dieser Entdeckung war, daß die Systematif in Unordnung periet. Rechnete man ihn zu den Molchen, so hatte man einen Molch mit Kiemen und Lungen das paßte schon nicht und warf man ihn zu den Fischen, dann hatte man einen Lungenfisch. Die Sache fam etwas in Bergessenheit, man zweifelte schon fast an der Existenz, da fand sich in Afrika ein sehr ähnliches Tier, bas man ebenfalls als Molch ins System sperrte, und, weil er Flossen besaß wie fein anderer, Protopterus, zu deutsch „ Erstfloffer" nannte, Bon beiden Fischen oder Molchen wurde nun aber
Leere. Jetzt fonzentrierten sich die Sternlein genau vor mir zu einer Kugel; das Merkwürdigste aber war, daß das Zentrum dieser schweden benden Kugel ein hellglühender Bunft, die längst vom Horizont verschwundene Sonne war. Im emfigsten Lauf und in präzise inne gehaltenen Bahnen bewegten sich die Rügelchen um den Mittelpunkt. Ich sah weiter, gleichsam von einem erhabenen Blaze außerhalb des Sonderbaren, wie die Kontraktion der Erdfugel anfing, wie sie auch die winzige Gestalt bekam und fich zu den anderen Trabanten ge fellte. So unscheinbar war die Erbe jezt mitten im Wirbel der anderen Sterne und all die herrlichen Bauten menschlichen Könnens waren in ein Nichts zusammengefunten. Wir Erdbewohner waren
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Beilage des Vorwärts
berichtet, daß sie einen höchst abenteuerlichen Ausflug ins Feste unternahmen, der, wenn es wirklich Fische waren, seinesgleichen. nicht hatte. Zur Zeit der sommerlichen Dürre flebten fie nämlich mit Schleim eine Schlammkapsel um thren zusammengerollten Körper, die erhärtete und als sicheres Asyl über die Hizezcit hinüberrettete. Man fandte solche Schlammkapseln nach Europa , wo sie in warmem Wasser aufgeweicht wurden, und ihren Inhalt dem Leben zurückgaben.
Inzwischen sind wir ein Stück weitergefommen, und wissen, daß diefe beiden abenteuerlichen Gesellen Molchsische sind( man kann sie die noch einen Better in Australien besitzen, der den Landaufenthalt im Aquarium sehen), lebende Uebergangsformen aus der Urwelt. der beiden anderen jedoch nicht mitmacht.
Sonderlich ist der Ausflug ja vor allem darum, weil er ins Feste führt; denn Fische, die Ausflüge in die freie Luft unternehmen, fannte man ja schon lange. Das sind die fliegenden Fische, die fast alle wärmeren Meere bewohnen und deren graziöses Spiel ebenso unzertrennlich zur Charakteristik der Tropenmeere gehört, wie das Meerleuchten. Seeschwalbe und Flughahn als die bekanntesten Arten der vielgestaltigen Gesellschaft, die an sonnenhellen nicht ganz windstillen Tagen in Schwärmen die Luft über den Wellenkämmen durchschneiden.
Ueber den Grund, weshalb die Flugfische ihr Element verlaffen, hat man viel gerätselt. Einmal sollte es nur spielerisches Austoben des Kraftüberschusses sein, ein anderes Mal die Flucht vor Raubfischen. Mir scheint das letztere das Wahrscheinlichste; ich möchte aber bemerken, daß man in letzter Zeit an Fischparasiten gedacht hat, die in der Luft absterben follen. Der Streit über die Art ihres Fluges hat aber wenigstens einiges Sichere herausgebracht: Das Tier, das durch die allen Arten gemeinsame abnorme Schwimmblase sehr leicht ist, schnellt sich in einem Winkel von etwa 45 Grad aus dem Wasser hervor. Daß die Fische dabei noch in der Luft mit den großen Bruftfloffen schlagen, ist möglich, aber nicht sicher erwiesen. Nach Erreichen des höchsten Punktes der Flugbahn bleiben die Flossen steif und ein langer, bis 200 Meter weiter Gleitflug beginnt.. Eine Richtungsänderung während des Fluges ist nicht möglich. Deshalb trägt sie der an den Seiten der Schiffe aufsteigende Luftstrom nachts häufig in die Höhe, wo.fie hilflos auf Deck purzeln und dann mit einer Sicherheit, gegen die sogar astronomische Berechnungen durchaus abfallen, in den Topf fliegen", um dort die Segnungen menschlicher Kochlunst am eigenen Leibe zu verspüren. Richtig fliegen fönnen sie ja nicht, es ist auch nur ein beschränkter Ausflug" aus ihrem Element.
Solche Ausflüge machen noch verschiedene andere Fische, diesmal aber weder in die Luft, noch ins Feste, sondern sogar aufs Feste.
Der bekannteste dieser Sonderlinge ist der afrikanische Schlamm= springer, cin taum 15 Zentimeter langes Tierchen mit drolligen roten Glogaugen, die wie bei einem Frosch dicht nebeneinander oben auf dem Kopf stehen. Gewöhnlich springen fie mit Hilfe des Schwanzes und der beinartigen Brustflossen wie Frösche im Schlamm herum, um Kerbtiere und Schnecken zu fangen, fie fönnen aber auch schnell wie Eidechsen davonlaufen. Sogar ein wenig klettern kann dieser sonderbarfte aller Fische, aber schließlich muß er doch wieder ins Waffer zurück wenn auch erst nach Stunden, denn Luft atmen fann er nicht. Ständig außerhalb des Waffers leben tönnte eine Art von Celebes , wenn sie den Schwanz im Wasser hat. Dieser Fisch hat nämlich fast seine gesamte Atmung in die stark durchblutete Schwanzflosse gelegt, die ständig befeuchtet sein muß, so daß er feine Ausflüge aufs Land nicht so weit wie sein afrikanischer Better Periophthalmus ausdehnen kann.
Der Abenteurer als Dichter.
Bon Paul Diner Dénes.
Seine Eltern waren Proletarier. Bis zu seinem neunten Jahre lebte er in dem fleinen niederösterreichischen Dorfe das Leben der armen Bauernburschen. Dann ein Trupp fahrender Zirkusleute erschien. Das Abenteurerblut regte sich in ihm, er wollte hinaus von zu Hause davon, schloß sich dem Trupp an, und durchstreifte mit aus den engen Verhältnissen, wollte hinaus um jeden Preis. Lief ihm ganz Europa . Seine Aufgabe war, nach der Vorstellung mit der Kappe in der Hand die Gaben der Zuschauer einzusammeln. Haus zu Haus ziehend, sein tägliches Essen erschleicht, erbettelt, erSein Leben glich dem eines reudigen, verstoßenen Hundes, der von beutet. Dies waren seine Kinderjahre.
Dann
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Als Fünfzehnjähriger kehrte er, müde des Kampfes, des Elends, wieder heim. Wurde Lehrling in einer Metalldreherei. Doch er ertrug dieses Leben nicht lange. Die Arbeit war hart, der Lohn targ. Dafür gab es aber reichlich Schläge. Er 30g wieder von dannen. mit sechzehn Jahren, die Laune des Schicksals verschlug ihn nach Indien . Er wurde zum Tierfänger, später auch zum meist in Wildnis, unter den Lieren, mit den Tieren. Er, der die Tierbändiger, Dompteur. Er bereifte alle fünf Weltteile, lebte zuLiebe nie gekannt hatte, er, der bis zum reifen Mannesalter nie ein Weib mit heißen Sinnen begehrt, der bis dahin nie Küsse gegeben und Küsse erhalten hatte, lernte in der Einsamkeit die Tiere, die wilden Tiere lieben, verstehen. Sie wurden ihm gute Freunde, und bestimmten sein weiteres Schicksal... So vergingen seine Jugend- und die besten Mannesjahre.
So wurde Joseph Delmont , der Abenteurer, durch die fagbares Elend. Aber der Drang, empor, in die Höhe zu kommen, ganze Welt getrieben. Er watete durch vielen Schmuh, durch untrieb ihn immer und immer vorwärts. Die mangelnde Schulbildung, die nur zweieinhalb Jahre dauernde Schulzeit bedrückte ihn, hemmte ihn. Er dürftete förmlich nach Wissen, verschlang mit wahrem Heißhunger die Bücher, deren er habhaft wurde. Las wahllos alles durcheinander. Besuchte in den großen Städten, wohin ihn das Schicksal verschlagen, die Bildergalerien, sah und nahm in sich die vielen Schönheiten der Natur auf. Und dabei ihn, den Proletarierjohn. Er wollte schreiben und traute sich nicht. eine innere Glut, ein inneres Verlangen verzehrte Er hielt fich für minderwertig, es peinigte ihn der Gedanke seiner unwiderstehliche Verlangen in fich. Unermüdlich arbeitete, lernte er, Inferiorität. Und er wollte doch Schriftsteller werden, er fühlte das bahnte sich mit stahlharter Energie den Weg von der Wildnis zu Er wurde vom Urmenschen des Urwaldes zum Kultur
rüd.
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menschen. So verftrichen dreiundfünfzig Jahre. Und heute Joseph Delmont , der Proletarier ist in Berlin , hat sein Ziel erreicht. Seit zwei Jahren ist er Schriftsteller, Dichter, schreibt Romane und Novellen. Und er fann schreiben. In diesen kurzen zwei Jahren schuf er drei Werke: Zwei Romane„ Die Stadt unter dem Meere" und In Ketten"( Heloten) und ein Tierbuch Wilde Tiere im Film". unermüdlich arbeitet er weiter, sein Schaffensdrang will nachholen, Das ist die Lebensgeschichte Joseph Delmonts, des Proletarierfindes.
was er bisher versäumt hat.
Eine langwierige Entzifferung. Nach dreizehnjährigem intensiven Studium ist es Prof. Delabarre von der New Yorker Brown Universität gelungen, acht Worte einer Geheimschrift auf einem Felsen zu entziffern. Zu diesem Zweck mußte er etwa 600 Bücher lefen. Die Inschrift bedeutete:„ Miguel Bortereal: 1511, durch den Willen Gottes wurde ich Indianerhäupifing." Miguel Portereal war nämlich 1502 von Portugal ausgefahren, um seinen Bruder Gaspar auf Newfoundland und Labrador zu suchen.