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Einer der gestern vernommenen Zeugen hat erzählt, daß ihm bei feiner Aufnahme in die nicht vorhandene Schwarze Reichswehr die Schweigepflicht durch die drastischen Worte angedeutet wurde:Aber Schnauze halten, sonst...!" Und eine Handbewegung an die Gurgel sagte das übrige. Der Vorsitzende des Gerichts sagte nur:Das Gericht wird seine Gewalt gegen den Anwalt des Nebenklägers anwenden, und es ist stärker als(pie, Herr Rechts­anwalt!" Welch ein Unterschied in der F o r m u l i e r u n g! Aber welch eine Uebereinstimmung in der Sache! Ueber Thema" darf nicht gesprochen werden, wenn es sich n u r um Gädicke handelt. Was geht die Richter und Ee- schworencn in Sachen B. die Tätigkeit des Angeklagten in Sachen A. an? In einem Falle ist der Häuptling der Feme freigesprochen. Warum will man nachweisen, daß er wenig- stens im andern Falle schuldig sei? Blitzartig beleuchtet die Lage jene Aeußerung des Vor- sitzenden zu dem Zeugen Oberst G u d o o i u s. er dürfe nicht nur für Schulz aussagen! Blitzlichtartig be- leuchtet sie auch die gemeinsame Weigerung' der Zeugen, den Vertretern des Nebenklägers Antwort zu geben. Noch schärfer aber die Beschränkung der Aussagengenehmigung, auf die sich alle militä- fischen Zeugen berufen konnten! Sie vor allem hinderte, fest- zustellen, inwieweit Schulz sich als absoluter Herrscher im Reich derArbeitskommandos" fühlen konnte und alsOffi- zier" die Verantwortung trägt für die Greueltaten, die in feiner Truppe gang und gäbe waren. Der Geßlerhut vor Feme und Schwarzer Reichswehr , der G e ß l e r h u t vor der vollen Wahr- heit das ist der Eindruck, den die Verhandlung in Lands- berg hervorrufen muß. Und obschon der gegenwärtige Reichs- wehrminister mit dem historischen Begriff des Geßlerhutes nichts zu tun hat zur Aufklärung der Taten ver- lierternationaler" Burschen, die ebenso unter seiner Bot- Mäßigkeit standen wie General Seeckt. bleibt er verpflichtet! Und vor allem zur B e s e i t i g u n g aller, die in seinem Mi- nisterium und unter seiner Verantwortlichkeit die B e z j e h u n- gen zu denArbeitskonnnandos" schufen und aufrecht er- hielten, die sich, wie trotz allem ans Licht kam, zu Mord- kommandos entwickelten. Wir erwarten nach d?n goldenen Worten von gestern die befreiende Tat von morgen!

bin ein Preuße.. Eine echt Potsdamer Tagung. Du sah man sie also wieder in ihrem geliebten Potsdam , die allen vertrauten Gesichter, die martialischen Generäle, die Herren Majore, mit Einglas und Ordensband, die edlen Fräuleins einer pp. ersten Gesellschaft, die Männer mit schmissebekundeter, akadcmi- scher Bildung, und die deutschnationalen Handlungsgehilfen aus den vaterländischen Verbänden. Denn der Preußenbund hielt seine Jahresversammlung ab, die Hakenkreuze schimmerten, rollende Reden rasselten. Nachdem man zuerst in geschlossener Sitzung die alten Belange geivahrt und die verfl..... Revolution in Grund und Boden ver> donnert hakte, setzte man den Rummel im Wirthaus Sanssouci der Geist des alten Fritzen steigt auf! durch eine öffentliche Kundgebung fort, die freilich nicht unter Ueberfüllung zu leiden hatte. Und ein weitesten Kreisen des deutschen Volkes unbekannter General von Dom in es macht« uns mit militärischer Kürze und Schncidigkeit klar, daßnur eine Monarchie unter dem ruhmreichen Hohenzollernhause Preußen zu seiner alten Größe zurückführen könne". Warum wir aber die Segnungen des Wilhelminismus bitter nötig haben, darüber belehrte uns der Fürstenanwalt Dr. E v e r l l n g. Er wußte nichts über die heute bereits geschichts. wissenschaftlich festgestellten Sünden des persönlichen Regimes Wil- Helms II., aber unendlich viel von den Schwächen und Fehlern des Parlamentarismus! Er wußte nichts von den kaiserlichen Affären

Sechs Tage unö sechs Nächte. Von Hans Bau«r. Im allen Rom Neros amüsierten sich die führenden Schichten an der Zerfleischung ihrer Mitmenschen durch Bestien, und im deutschen Mittelalter galten die öffentlichen Hinrichtungen als anregende Nach- mittagsunterhaltungen. Dos haben wir ja nun glücklich hinter uns. Darüber sind wir hinausgediehen. Blutnmst liegt uns fern. Unsere Sehnsucht geht nicht mehr nach der aufregenden Zerstörung fremder Leiber aber für so ein bißchen Quälerei haben wir nun doch noch was übrig. Wieder eimnal hat Berlin fein Sechstagerennen,«in zuweilen entfernt an sportliche Veranstaltungen erinnerndes Unternehmen erlebt. Eine Anzahl Fahrer bewegten sich im Kreist herum und gaben den Vorwand für erheiternde Bemerkungen des Publikums ab. Früher hatte man«in« gewisst Ehrfurcht vor der zum sechs- lägigen Durchhalten erforderlichen Trampelenergi« und fand das sechs Tage währende Fahren als solches reizvoll. Heut« ist man an- spruchsvoller geworden. Das weiß man nun, daß ein Fahrerduo 144 Stunden abwechselnd Pedal« treten kann. Das allein wünscht man nicht von neuem zur Kenntnis zu nehmen. In einer Zeit fortschreitender Zivilisation wird man ja wohl auch vom Menschen erheblichere Leistungen verlangen dürfen. Für sein Geld will man heute zeitgemäße Jagden sthen, mehr Schweiß, mehr Hingabe als früher, mehr Ernst zur Sache. Es läßt sich nicht behaupten, daß es die Fahrer diesmal daran fehlen ließen. Ein Ueberrundungsoersuch jagte den anderen. Das hieße freilich nicht viel, aber immerhin ist Horder mfolg« zu starken Dopings ohnmächtig vom Rade gefallen, Bauer hat sich in ärztliche Behandlung geben müsstn, und Lorenz ist von Magenkrämpfen be- fallen worden. Solche medizinische Zwischenfälle sprechen für sich und bilden ein werwolles Alustrationsmoterial für die Qualität des Ge- botenen. Trat doch einmal eine Kampfpause ein, so mußten sich die ein- fächeren Leute unter den Zuschauern allerdings mit der ruhigeren Situation begnügen, aber die besseren hatten auch das nicht nötig. Eine Prämie vermag es jederzeit, spannend« Spurts zu provozieren. Freudig gibt der Reiche auch mal Geld, das aus der Arbelt fremder Hände stammt, für die Arbeit fremder Beine aus, und es hat seinen tiefen Sinn, daß irgendwo arm« Kerle schufteten, denn wie könnten andere arme Kerle sonst zum Schuften gebracht werden! Nach 12 X 12 Stunden landete dann der überlebende und unoer- letzte Teil der Fahrer an genau der Stell«, von der er vor 12 X,12 Stunden abfuhr. Das Siegerpaar hat einige tausend Kilometer und die anderen Paare haben einige hundert Meter weniger zurück- gelegt. Es war vorauszusehen, daß es so kommen würde, aber es ist dennoch em wichtiges Ergebnis.

Podbielfki-Tippelskirch, aber unendlich viel von der durch denLokal-Anzeiger" und seinesgleichen künstlich konstruierten und zusammengebrauten republikanischen Korruption! Als er uns mit Stentorstimme die abgrundtiefen Mißstände der preußischen Ver- waltung unter dem verrückten System Severing Grzesinski schilderte, konnte man manchmal beinahe glauben, daß er uns von K a h r- b a y e r n erzählte. Und nun wurde es immerpreußischer"! Major a. D. Gras Eulenburg,letzter Kriegskommandeur des 1. Garde-Regiments zu Fuß", jetzt Stahlhelm-Kommandeur von Ostpreußen , hatte das Wort. Es klang wie Frage und Antwort auf dem Kasernenhof, und man kam sich richtig kommissig vor! Was hat uns groß gemacht? Antwort: Die Hohenzollern ! Wie brach die Front zusammen? Ant- wort: Durch den Dolchstoß! Was gilt es zu wahren? Antwort: Den Potsdamer Geist! Politik ist doch eine furchtbar einfache Sache! Das Schlußwort hatte wer tommt denn da? ein alter guter Bekannter, Elard von Oldenburg . Ianuschau, der Herr mit dem Leutnant und den zehn Mann. Päpstlicher als der Papst, preußischer als preußisch! Was ist ihm in einer Zeit, da die Millionen des deutschen Volkes ein G r o ß- D e u ts ch l a n d mit Einschluß Oesterreichs heißen Herzens anstreben, auch nur das Bis- marckfche Klein-Deutschland? Hekuba! Imm�r wieder und vielfach variiert spricht er es aus:W ir wollen Preußen sein und Preußen bleiben!" Und im krächzenden Chorus ertönt das Preußenlied. Als aber die Stelle kommt:daß für die Freiheit unfr« Väter starben", da wendet sich der Gast angesichts dieser Versammlung mit Grausen und denkt unwillkürlich daran, daß unter Friedrich Wilhelm III. beispielsweise gerade dies Preußenlied wegen der Erwähnung der Freiheit verpönj�nd verboten war!

§ür die Cinheitsrepublik! Ein Bekenntnis der bayerischen Sozialdemokraten. Neue Drohungen Heids. München , 1l>. November.(Eigener Drahtbericht.) In der am Mittwocb erfolgten Aussprache über die Regierungserklärungen im Bayerischen Landtag zum Finanzausgleich oblag dem Fraktioneführer der Bayerilchen Volkspartei die undankbar« Aufgab«, die unbesonnen« Rede des Ministerpräsidenten Dr. Held abzu- schwächen. Es lag dem Redner vor allem daran, den Ausspruch Heids, die bayerische Regierung werde im Kampf um Bayerns Eigenstaatlichkeit bis zu der. äußersten Konsequenzen gehen, dahin zu revidieren, daß diese äußersten Konsequenzen nur im Rahmen der bestehenden Gesetze gezogen werden sollen. Mit großer Spannung wurde die von den Sozioldemo- traten abgegebene Erklärung erwartet und angehört, die der bürgerlichen Landtagsmehrheit und ihrer Regierung die Maske vom Gesicht riß. Diese Erklärung stellt fest, daß die bei den Minister- reden abgegebenen Erklärungen nicht anderes waren als eine Kampfansage an das Reich aus dem Bestreben heraus, die Reichseinheit auszuhöhlen. Demgegenüber be- kennt sich die sozialdemokratische Fraktion rückhaltlos und offen zur deutschen Einheitsrepublik auf der Grundloge der kon- zentrierten Selbstverwaltung:»Der eherne Zwang zur lückenlosen Zusammenfassung der Kräfte des dAitfchen Voltes in einem Einheit?- staat führt mit Notwendigkeit zur Vereinheitlichung der Steuergesetzgebung und zur Konzentration der Steuer- quellen in den Händen einer zentralen Reichs�ewalt. Ein Reich, das sich nicht selbst aufgeben will, darf die wichtigen allgemeinen Steuern nicht aus der Hand geben. wir wenden uns deshalb auf das schärfste gegen die Erklärung des Minlsterpräfidenten. daß die Lander nicht Kostgänger des Reiches fein können. Wir lehnen es welker entschieden ab. die Auseinandersetzung über den Finanzausgleich zu einem Macht­kampf zwischen Ländern und Reich zu steigern. Das wäre ein verbrechen am deutschen Volke. Der Finanzausgleich ist auch noch unserer Auffassung nicht eine vollkommene Lösung der Finanzprobleme, die sich aus der jetzigen La�e des Deutschen Reiches ergeben. Solange Länder und Gs- meinden verfassungsmäßig bestimmte Aufgaben zu erfüllen haben, müssen unter ollen Umständen die Mittel zu ihrer Erfüllung bereit- gestellt werden. Niemals aber kann die an sich geschwächte Steuer- kraft weiter Schichten des Volkes dazu benutzt werden, einen mit den jetzigen Verhältnissen unerträglichen Verwaltung s- appnrat der Länder aufrechtzuerhalten. Bayern , das nach dem Wort des Finanzministers und des Ministerpräsidenten wirt-

die Tagung See Polarforscher. Auf der Tagung der Polarforscher, die Mittwoch im Preußischen Landtag eröffnet wurd«, betonte Oberbürgermeister Böß in seiner Begrüßungsansprache, daß Deutschland als ein wirtschaftlich und kulturell durch den Krieg stark zurückgedrängtes Volk mehr als andere Völker darauf angewiesen sei, daß neue Gebiete der Erde der Ge- fmntheit zur Versiigmrg gestellt und erschlossen würden. Cr sprach den Wunsch aus, daß die Arbeit der Gesellschaft auch der Annäherung der Völker dienen werde. Nansen erwidert«, daß man in der deutschen Reichshauptstadt auch im Zentrum der Wissenschaft fei. Begrüßungs- reden hielten dann der Vertreter der Universität Berlin. Prof. Penk, der Vertreter der Technischen Hochschul« Berlin und der Rektor der Handelshochschule Berlin . Namens der russischen Akademie der Wissenschaften und im Auftrage der russischen Gesellschaft der Freunde der Luftschiffahrt begrüßte Ferzmann-Leningrad die Tagung. Nansen teilte dann mit, daß die Kongreßsprachen Esperanto, Deutsch , Fran- zösisch und Englisch seien. Prof. Kohlschütter, der Vorsitzende der deutschen Gruppe, gab sodann«inen Bericht über die Entstehung und Entwicklung der Studiengesellschaft, deren bisherig« Tätigkeit und geplante Organisa- tlon. Der Redner verwies u. a. auf eine Erklärung Dr. Eckeners, daß der Zeppelinbau bereit sei, der Studicngesellfchaft sein nächstes Luftschiff für die Studienfahrt über die Arktis zur Verfügung zu stellen. Hierauf sprach Fritjof Nansen, lebhaft begrüßt, über die wissenschaftliche Notwendigkeit, Arktisforschungen zu treiben, und die Unzulänglichkeit der bisher benutzten Forschungsmittel. Der Redner erklärt«, daß das lenkbare Luftschiff bereits in seinem heutigen Ent- wicklungsstodium große Vorzüge für die Untersuchung der arktischen Gebiet« habe. Sein Aktionsradius umfasse augenblicklich schon die gesamten unbekannten Gebiet«. Nach einem Vortrag des Generalsekretärs, Hauptmann a. D. Walter Bruns, überPraktische Wege für den Einsatz des Lust- schiffes großen Typs zu ausgedehnter wissenschaftlicher Erforschung der Arktis und ihrer ständigen Ueberwachung" wurde darauf die Er- öffnungssitzung beendet._ Heinrich.Mann-Abende veranstalteten derVerband Deutscher Erzähler" und dieVolksbühne". Wie der Beifall und das ver- ständnisvolle Lachen der Zuhörer bewiesen, waren die meisten genug mit der Eigenart dieses Dichters vertraut, um seine Absichten aus, zum Teil aus dem Zuiammenhang gerissenen, Bruchstücken oder nicht gerade fesselnd vorgetragenen Erzählungen zu würdige». Obwohl Heinrich Mann zu den wenigen deutschen Dichtern gehört, die nicht in romantischer Ferne außerhalb der Zeit stehen, haben sein« Probleme vielleicht gerade wegen des rasenden Wandels dieser letzten Zeit, vielfach etwas Verstaubtes und Veraltetes. Es geht uns mit ihm wie mit vielen Zeichnungen von George Groß , deren Aktualität durch eine neue Aktualität bereits abgelöst ist. In G r e t ch e n", einerGeschichte aus der Vergangenheit", schilderte Mann mit vielen komischen Streiflichtern das unendlich dürftige und verlogene Alltagsleben eines Klsinstadtmädchens. Die darin ge- zeichneten Typen aus der wilhelminischen Aera, der frömmelnde Assessor, der strebsame Handwerker, der es nicht verwinden kann,

schaftlich schwächer ist als andere deutsche Länder, kann diesen nicht zumuten, daß sie mit ihrer stärkeren Steuerkrast die Kosten der besonderen bayerischen Landesoerwaltung und die übermäßigen Zuwendungen an die Kirchen aus allgemeinen Staats- Mitteln alimentieren. Weiterhin wenden wir uns mit aller Schärfe gegen die ange­deutete Absicht des INInislerpräsidenlen, auf eine Besteuerung des durch die Relchsgesehgebung freigelassenen Existenzmini­mums hinzuarbeiten. Es läuft auf eine Täuschung der Oessent- lichkeit hinaus, wenn sowohl der Finanzminister wie der Ministerpräsident es so darzustellen belieben, als genüge die Rückgabe der Steuerhoheit an die Länder, um dem Finanzelend ein Ende zu machen. Wir sind im Gegenteil auf Grund des bisherigen wirtschaftspoliti- schen Verhaltens der Landtagsmehrhcit davon überzeugt, daß die Steuergesetzgebung in den Händen dieses Landtags sich zum Schaden der breiten werktätigen Bevölkerungs- schichten noch viel unsozialer auswirken müßte als die bisherige Reichsgesetzgebung. Wir können die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne mit aller Schärfe gegen die Finanzpolitik der bayerischen Regierung und vor allem des Finanz- Ministers den Gemeinden gegenüber Einspruch zu erheben. Wir stelle» fest, daß Staotsregierung und Mehrheit des Landtags gegen die bayerischen Gemeinden dieselben Methoden anwenden, die sie bei dem Reich so entschieden verurteilen." Auf dies« Erklärung hin versuchte auch der Minister- Präsident, sein« gestrige Red« einzuschränken. Er erläutert« die bekannten Worte dahin, daß die bayerisch« Regierung in diesem Kampf um den Finanzausgleich alles daransetzen werden, was möglich sei. Außerdem äußerte er, sein« Regierung steh« in diesem Kampfe nur auf dem verfassungsmäßigen parlamentarischen Boden. Wenn das nicht zum Ziel« sühren sollte, auch nicht durch Zurückziehung der Bayerischen Volk sparte! aus der Reichs- reglerung, so ruf« die bayerische Regierung den Staats- g e r> ch t s h o f an. Das Ergebnis der Aussprach« war die Annahm« eines von der bürgerlichen Mehrheit eingebrachten Antrages, in dem die bisherigen Schritte der bayerischen Regierung in der Frag« des Finanzausgleichs gebilligt und die Regierung ersucht wird, weiterhin für eine Lösung einzutreten, die dem Grundsatz der Ausrechterhaltung der Lebens- fähigkeit der Länder Rechnung trägt. Das Geheimnis des Stresemann-Dildes. Eine antisemitische Albernheit. Herr Lambach hat bekanntlich in höherem Auftrag hat auch dies der Graf befohlen seine deutschnationalen Fraktionskollegen zur Besichtigung eines Gemäldes eingeladen, das Herrn Stresemann im Kreise seiner Anhänger" zeigt und daseine politische Sensation" bedeuten soll. DerWitz" dieses Geheimnisses besteht, wie wir erfahren, darin, daß Herr Stresemann(offenbar weil er mit einer Jüdin verheiratet ist) in der Gesellschaft von lauter Juden dargestellt ist, die die Phantasie des Künstlers mit den entsprechenden Nasen und Beinen verschwenderisch ausgestattet hat. Eine der so dargestellten Nebenfiguren soll übrigens mit dem bekannten deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Geheimrat Dr. O u a a tz eine auffallende Aehnlichkest besitzen.

Ein Katzenschütze. Der deutschnationale Abg. Prof. Strathmann. Auf Katzen geschossen hat der deutschnationale Abg. D. Strathmann mehrmals in seinem nur mit einem Draht- zäun eingefriedigten Garten. Durch die Katzenschießerei wurden Menschen in Gefahr geblacht. Um den Abgeordneten, der Professor der Theologie ist, vor Störungen seiner Tätigkeit im Reichstage zu bewahren, beschloß jedoch der Geschäftsordnungsausschuß des Reichstages, die Richtoufhebung der Immunität vorzuschlagen. Uebrigens schwebt auch gegen den deutschnationalen 2lbg. Hugenbcrg ein Verfahren, und zwar wegen Uebertretung des lippe- schen Fischereigesetzes._ Ausweisung von Ausländern. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst einem Runderlaß des Ministers des Innern entnimmt, besteht Veranlassung, neuerdings auf früher« Erlasse hinzuweisen. wonach Massenausweisungen von Ausländern u n z u- lässig sind.

daß er es nicht einmal zum Uoterosfizier gebracht, dos züchtig ver- dorbene Haustöchterchen, das der wahren Gnade zugeführt wird, sie wirken in ihrer Verschrobenheit zwar komisch, aber es sind Gespenster, Figuren, ohne das Blut und Sehnen unserer Zeit. Wenn cheinrich Mann die häusliche Umgebung dieses Mädchens damit charakteri- siert daß auf einer Konsole die Büsten des Kaiserpaares und der Trompeter von Säckingen stehen, so ist das witziger Simplicissimus- stil, kann uns aber sonst nicht zu psychologischer Erkenntnis dienen. Auch das Bruchstück aus dem RomanD e r K o p f", worin der letzte Kaiser in seinen Zudringlichkeiten geschildert wird, verrät mehr den Anblick einer amüsanten Skizze als einer dichterisch vertieften Darstellung. Diese Vorlesungen verstärkten den Eindruck, daß Heinrich Mann zwar ein Autor von lebhafter Ausdruckssähigkeit. von großer Weite des Blicks, von unerbittlicher Schärfe der Beob- achtung ist, daß er aber aus seiner trotz allem bürgerlich begrenzten Welt noch nicht das Letzte an dichterischer Erkenntnis geschöpft hat. daß er ein Vorkämpfer ist, aber noch kein Erfüller. daß wir auf sein Werk, das Vergangenheit und Zukunft verbindet, noch warten müssen. Seine Satire, die aus dem Haß gegen die versunkene Vor- kriegszeir geboren ist und die uns ein so wertvolles Dokument wie denUntertan" beschert hat, fand noch nicht den Weg zu jener voll- umfassenden Liebe, aus der die großen Dichtungen entstammen, deren Erfüllung wir gerade von Heinrich Mann erwarten. P. G. Aktionsausschuß gegen das Schmutz- und Schundgefeh. Auf Einladung der Gemeinschaft kultureller Buchhändler traten An- gehörige führender Verbände des Buchhandel», des Schrifttums und des graphischen Gewerbes zusammen und gründeten ein Aktions- komitee, zunächst gegen das Schmutz, und Schundgesetz. Es wurde beschlossen, ein Archiv zur Sammlung des gesamten Materials an- zulegen, das durch dieses Gesetz sowie durch die einschlägigen Be- stimmungen des Strafgesetzbuches und der Reichsgewerbeordnung betroffen wird, um es zum Schutze der geistigen und künstlerischen Freiheit zu verwenden. Ein Institut für Geschichte der Technik. Der bekannte Historiker der Technik, Franz M. F e l d h a u s, hat jetzt seine Sammlungen in seinem eigenen Institutsgebäude in Berlin-Tempelhof unter- gebracht. Sie bestehen in der Hauptsache aus den in SSjähriaer Arbeit mit größter Sorgfalt geführten Karteien über die Entwicklung alles dessen, was von der Steinzeit bis zur Gegenwart, vom Eolichen bis zum Rundfunk gescbaffen wurde. Jede Erfindung, jeder wesentliche Fortschritt, jedes erhalten gebliebene alte Stück, jede Abbildung, jede Erwähnung einer technischen Sache in der übrigen Literatur, ins- besondere in Briefwechseln, Reisebeschreibungen, in Memoiren oder Witzblättern ist nach Möglichkeit in den Karteien verzettelt. Die Zahl der photographischen Negative beträgt mehr als 10000. Die Zahl der gesammelten Kupferstiche und Kunstblätter etwa 20 000. Die Biblio- thek des Institutes umfaßt etwa 8500 Bände.

Die Ehodowiecki-Auestcllung de» Hlärki'chen Alulenm». die nach ihrer Sröfinung noch durch ein intciessanleS Oelbitd.In den Zelten' dereichert wurde, ist bis 2S. d. MtS. verlängert worden. Da« Märkische Museum hat übrigen«, bi» jetzt al» einziges von den Berliner Museen, die Oesfmma in den Abendstunden eingesührt.