Strahlenbehandlung werden Lampen verschiedener Konstruktion verwendet. Da gibt es Wärmestrahler, auch als Langwellenstrahler befannt, Glühstrahler in Form der Sollurlampen, die feit langem in der physikalischen Therapie verwandten Bogenlicht lampen als Bogenlichtscheinwerfer und auch als Ultrasgnne, weiter die Quarzlichtlampen, bekannt als Höhensonne zur örtlichen Bestrahlung. In besonderen Räumen find große Quarzlichtlampen aufgestellt, die paarweise angeordnet eine gleichmäßige Bestrahlung des ganzen Körpers ermöglichen. Dieses Stockwerk beherbergt auch die Apparate für Hochfrequenzbehandlung. Die Röntgenabtei Iung hat eine ganz neue Einrichtung erhalten, da ja hier Forschung und Technik besonders rasche Fortschritte gemacht haben. Von den Behandlungsräumen find die Strahlenerzeuger völlig getrennt. Alle Wände sind aus besonderem Material hergestellt, um das Durch bringen der Strahlen zu verhüten. Durch weitgehende Schutzvor: richtungen ist dafür gesorgt, daß den Kranken das heilende Licht nur da treffe, wo es wirken soll. Für die röntgenologische Untersuchung find Räume und Apparate zur Röntgenaufnahme und zur Durchleuchtung vorhanden.
Ein Fahrstuhl führt uns hinauf zum Gym na stiksaal. Wir fehen Apparate zur passiven Bewegung, zu Erschütterungen, die 3. B. Verwachsungen lösen follen. Reitapparate( für Männer und für Frauen) ermöglichen Wirkungen, wie sie Trab- oder Galoppreiten bietet. Mit anderen Apparaten werden Atmungsbewegungen ausgeführt, massage ähnliche Wirkungen hervorgebracht, Klopfungen, Hadungen usw. Groß ist die Zahl der Apparate zur Ausführung aftiper Bewegungen, zur Uebung einzelner Glieder, um versteifte Glieder gelentig zu machen, erschlaffte Muskeln zu träftigen, Folgen von Nervenerfranfungen zu beseitigen. Beachtung verdienen auch die in demselben Stockwert aufgestellten Apparate für Diathermie und Elektrisation. Diathermie ist ein Behandlungsverfahren, bei dem man durch elekrischen Strom im Körper Wärme entstehen läßt und so die heilende Wärme an die Stelle bringt, an der sie wirken soll. Zur örtlichen Elektrisation find alle Einrichtungen einschließlich Bierzellenbäder vorhanden. Erwähnt fei noch das mit allen technischen Neuerungen ausgestattete chemische Labo ratorium für Untersuchungen bakteriologischer und anderer Art. Diese Anstalt ist zurzeit die größte derartige Anstalt in Deutschland . Sie ist ausgerüstet mit den neuesten Apparaten, mit allen Vervollkommnungen, die aus den Erfahrungen der Bragis sich ergeben haben. Was hier die Krankenkassen durch ihre die Kräfte zusammenfassende Organisation zustande gebracht haben, verdient volle Anerkennung und Bewunderung. Das Wert, das sie in fachkundiger und umsichtiger SelbstDerwaltung geschaffen haben, wird den Kassenmitgliedern zum Segen gereichen.
Rektor und Schulhausmeister.
Eine Beleidigungsklage.
Großdachstuhlbrand in Schöneberg .
Gestern abend furz vor 8 Uhr wurde die Feuerwehr von mehreren Seiten zu gleicher Zeit nach der Barbarossastr. 63 zu Schöneberg gerufen, wo im Dachstuhl des Borderhauses Feuer ausgebrochen war. Auf den Ruf Mittelfeuer" rüdten vier Löschzüge unter Leitung des Oberbranddirektors Gem pp und des Baurats Lindner herbei. Bis zum Eintreffen der Wehren hatte sich das Feuer auf den ganzen Dachstuhl ausgebreitet, so daß die Löschmannschaften ein einziges Flammenmeer vorfanden. Ueber zwei mechanische Leitern und über das Treppenhaus wurde mit drei Schlauchleitungen gegen den Brandherd vorgegangen. Große Schwierigkeiten boten sich den Löschmannschaften, die über das Treppenhaus vordrangen. Die normale, hölzerne Treppe endet im vierten Stockwert, und eine schmale, eiserne Wendeltreppe verbindet sie mit dem Boden. Durch dieses Hindernis gingen wertvolle
Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin Jungsozialistische Vereinigung
Revolutions- Feier
Sonntag, den 14. nov., vorm. 11 Uhr, im Großen Schauspielhaus. Eintrittstarte 50 Pi.,
Bortragsfolge: 1. Gemeinsames Lied: Bir werben im Sterben 2. Prolog: Der neue Simon( Mar Barthel). 3. Worte zum Gedenken der Revolution: A Saenger, M. d. N. 4. Menschheitswille, Dramatisches Spiel für Bewegungs- Sprechchor von Herm. Claudius( Erstaufführung): 5. Gemeinsames Lied: Wann wir schreiten...
-
Minuten verloren. Es gelang dann aber, das Feuer einzufreisen und ein Uebergreifen auf die anschließenden Dächer zu verhüten. Immerhin dauerten die Löscharbeiten bis gegen 10 Uhr. Starte Die Auf Rauchentwicklung erschwerte zucem die Arbeiten. Die Ent räumungsarbeiten zogen sich bis 12 Uhr nachts hin. stehungsursache konnte bisher noch nicht einwandfrei festgestellt werden, doch wird Fahrlässigkeit vermutet. Die Zugangsstraßen waren von Neugierigen dicht umlagert, ein großes Schupoaufgebot hielt aber die Ordnung aufrecht.
Um 9 Uhr abends, als die Wehren noch angestrengt mit dem Löschen des Feuers in der Barbarossastraße zu tun hatten, kam ein neuer Alarm aus der Blücherstr. 22. In den Heizräumen einer Fabrik, in denen große Mengen Holz und Späne
FUNK
WINKEL
In der 25./103. Gemeindeschule in der Ruppiner Straße stand der Rektor St. mit dem Schulhausmeister K. schon seit langem auf Kriegsfuß. Der Reftor war überzeugt, daß der Schulhausmeister seinen Dienst vernachlässigte; der Schulhausmeister fühlte sich vom Rektor im höchsten Grade schifaniert. Diefer notierte mit der größten Bedanterie in feinem Notizbuch jede Kleinigkeit, die er als BerDie Märchen Otto Weddigens, die am Nachmittag Lucie Mann. fehlung des Hausmeisters buchen zu glauben mußte. 3weimal geheim auf der Jugendbühne zart und naiv las, geben sich zu betont tlingelt; um 10 Uhr noch Licht;% 5 Uhr nicht zu finden: fein findlich, ohne den eigentlichen Märchenton zu finden, und das Ettés Schlüffel", so geht es seitenlang. Jener beschwerte sich beim Verein Kammerorchester sollte nur Tänze spielen. Sowohl die Ouvertüre der Schulhausmeister, da er sich ungerecht behandelt fühlte. zum Waffenschmied" als auch Schumanns ,, Träumerei" wirken in Außerdem hatten Rektor und Schulhausmeister auch Frauen. biefer Interpretation faum. Die Rundschau für Blumen- und Die Rundschau für Blumen- und Die Frau des Schulhausmeisters war sogar der Ansicht, daß die Gartenfreunde", für die Interessenten sicherlich nicht langweilig, Hauptschuld an dem schifanösen Verhalten des Rektors die Frau braucht nicht notwendig fo prononziert gesprochen zu werden, und Reffor trage. Beide Hausstände lagen in grimmiger Fehde. Bis auch Dr. Franz Servaes , der die Einführung zur Maria es eines Tages zum Blagen fam. Der Anlaß ist schließlich gleich- Stuart" übernommen hatte, zeigte vor dem Mitrophon teine übergültig. Jebenfalls befand sich die Frau des Schulhausmeisters in ragende rhetorische Fähigkeiten. Der Vortrag fonnte beim besten einer ziemlichen Aufregung und sagte auf dem Hofe zu ihrem Mann: Willen nicht feffeln. Dagegen gab Dr. Richard H. Stein feinen ,, Das will ein Borgesetzter sein? Vor dem soll man Respekt haben; Ausführungen über„ Die Musit der deutschen Klöster" ansprechende er ist ja nicht zurechnungsfähig!" Die Frau des Rektors und der Form. Als feiner und geistreicher Analytiker der Kunst Rainer Sohn hatten aber den Ausspruch gehört und dem Reftor mitgeteilt. Maria Rilfes erwies fich Dr. Manfred Georg, vor allem ift Als diefer mun die Frau des Schulhausmeisters zur Rede stellte, Manfred Georg wirklich ein guter Sprecher. Die Funkstunde fann bestritt sie, das gesagt zu haben, wiederholte aber, daß man vor ihm darauf nicht genug Wert legen, es genügt eben nicht allein ein großer feinen Respekt haben fönne. Darauf meinte der Reftor: ,, Sie werden Name, von ausschlaggebender Bedeutung bleibt auch die Art des Ihren ostpreußischen Mund schon halten!" und strengte eine Be- Vortrages. Sybille Binder sprach darauf die foftbaren Rilteschen leidigungsklage an. Die erste Instanz hatte die Frau des Schulhaus Berse mit müder, schleppender Stimme, aber ausdrucksstart und mit meifters zu 80 M. Geldstrafe verurteilt, die zweite Instanz ver- dunkel samtenem Klang. Der Schluß des Abendprogramms nannte ringerte die Strafe auf 40 M. In der Urteilsbegründung führte der fichult". Das bedeutet nach Rainer Maria Rilfe einen zu fühnen Richter aus, daß mildernde Umstände in Betracht famen, Salto mortale. Immerhin, doch der Ult hätte nicht in Blödsinn Da der Schulhausmeister und seine Frau fich vom Reftor schifaniert entgleisen dürfen. Es ist durchaus nicht notwendig, daß der himmelfühlen tonnten. Der Prozeß gibt zu denken. Erstens war die Be- blaue See" nach so langer Zeit wieder aufgefahren wird. Und dann leidigung als öffentlich anzusprechen? Der Ausspruch auf dem Hofe die Uebertragung der letzten Stunde des Sechstagerennens aus dem war doch in der Unterhaltung zwischen Frau und Mann gefallen. Sportpalast . Ganz ruhig und langfam spricht der Ansager vor dem Und dann hätte der Herr Rektor wirklich mehr Rücksicht auf den Mikrophon, erklärt die augenblickliche Lage des Rennens, er läßt sich schmer? riegsbeschädigten Hausmeister nehmen fönnen. Weshalb Zeit, aber dahinter brandet die Aufregung der Menge, schwillt an und fonnte denn der Rektor der Knabenschule mit dem Hausmeister gut übertönt manchmal diese ruhige, monotone Stimme, und etwas von auskommen, und weshalb fam, der Rettor St., wie es in der Geder Erregung strömt auf den Hörer über. richtsverhandlung behauptet wurde, auch mit seinem früheren Schulhausmeister schlecht aus? Warum versagt sein pädagogisches Geschic, das man bei ihm doch wohl voraussetzen muß, bei der Behandlung von Erwachsenen?
Mord und Selbstmordversuch.
=
Eine entsetzliche Tragödie spielte sich gestern nachmittag in dem Hause Kaiserin Augusta Allee 55 zu Charlotten burg ab. 3m dritten Stockwert des Gartenhauses hat die etwa 27jährige Ehefrau Martha Wolf zusammen mit ihrem fünfjährigen Söhnchen Kurt eine 3weizimmerwohnung inne. Gegen 45 Uhr nachmittags bemerkten Hausbewohner, die von der Arbeit heimtehrten, auf dem Treppenflur einen starten Gasgeruch und stellten fest, daß dieser aus der Wohnung der Frau W. fam. Gleich zeitig nahmen sie ein schwaches Wimmern wahr. Als auf wieder holte Klopf- und Klingelzeichen nicht geöffnet wurde, alarmierte man die Polizei und Feuerwehr, die sich gewaltsam Einlaß in die Wohnung verfchafften. Die eindringenden Beamten fanden Mutter und Kind in dem mit Gas angefüllten Wohnzimmer vor. Der fünfjährige Kurt war bereits tot, während die Mutter noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Wiederbelebungsversuche von längerer Dauer waren von Erfolg gefrönt. Frau B. wurde in das Moabiter Krankenhaus gebracht. Das Motiv der Tat ist wahrscheinlich auf Familienzwistigkeiten zurückzuführen. Die Täterin lebte mit ihrem Manne in Scheidung, was vermutlich den Anlaß zu dem Verzweiflungsschritt gegeben haben dürfte.
Ihre legte Rettung.
Es gibt Krante, die im Kurpfuscher ihre legte Rettung fehen. Da war z. B. die Frau K., seligen Angedenkens. Gie lift an einer sehr schweren Herzkrankheit. In der Charité wurde sie dank der Behandlung bekannter Aerzte einigermaßen wiederhergestellt. Nach einer Erholungsreise in die Schweiz tehrt: sie nach Berlin zurück, und als ihr Leiden wieder schlimmer wurde, wandte fie fich an einen gewissen N. Dieser war ursprünglich Drogist. Bon feiner Leidenschaft zur medizinischen Wissenschaft besessen, eignete er sich einiges Wiffen aus Büchern an und begann zu furieren. Im Falle der Frau K. versuchte er seine Kunst an ihrem Nierenleiden, das in Wirklichkeit nur eine Begleiterscheinung ihres Herzleidens war. Er fütterte fie mit einem Tee und machte ihr Bunftationen, um die Flüssigkeit aus ihrem Rörper abzuzapfen. Frau R. starb. Ihr Mann machte Anzeige. Das Schöffengericht Charlottenburg sprach aber den Angeklagten frei. 3war habe er, meinte die Urteilsbegründung, fahrlässig gehandelt, da er die schwer herztante Frau an einen richtigen Arzt hätte schiden müssen. Es sei jedoch Es sei jedoch der ursächliche Zusammenhang zwischen feinem Kurieren und dem Tode der Frau nicht festzustellen und daher müsse der Angeflagte freigefprochen werden.
Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 11. November.
Außer dem üblichen Tagesprogramm
12.30 Uhr nachm.: Die Viertelstunde für den Landwirt. 4 Uhr nachm.: Max Marschalk : Einführung zu der Uebertragung aus der Staatsoper am 12. November". 4.30-6 Uhr abends: Nach
,
mittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpanowski. Anschließend: Ratschläge fürs Haus. Theaterund Filmdienst. 6.30-7.05 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 6.30 Uhr abends: Abteilung Technik. Dr. Viktor Engelhardt: Liebe zur Technik. 7.05 Uhr abends Abteilung Sprachunterricht. Spanisch( C. M. Alfieri und G. v. Eyseren). 7.30 Uhr abends: Dr. med. Paul Hirsch- Mamroth: Gallensteine". 7.55 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Hochschulkurse). Abteilung Rechtswissenschaft. Dr. Eduard Kohlrausch : Modernes Strafrecht". 8.30 Uhr abends: Sendespiele. Maria Stuart ", ein Trauerspiel in fünf Aufzügen von Friedrich v. Schiller . Leitung: Alfred Braun . Elisabeth, Königin von England: Agnes Straub ; Maria Stuart : Königin von Schottland, Gefangene in England: Maria Talbot, Graf von Chrewsbury: Leo Reuß ; Wilhelm Cecil, Baron Fein; Robert Dudley , Graf von Leicester: Max Landa : Georg von Burleigh, Hochschatzmeister: Walter Franck ; Mortimer, sein Neffe: Paul Bildt ; Graf von Kent; Wilhelm Davison, Staatssekretär; Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria; Graf Aubespine, französischer Gesandter; Graf Bellievre, außerordentlicher Botschafter von Frankreich ; Okelly, Mortimers Freund; Drugeon Drury, zweiter Hüter der María; Melvil, ihr Haushofmeister; Burgoyn, ihr Arzt; Hanna Kennedey, ihre Amme: Margareta Kuri, ihre Kammerfrau; Sheriff der Grafschaft; Offfzier der Leibwache; französische und englische Herren; Trabanten; Hofdiener der Königin von England; Diener und Dienerinnen der Königin von Schottland . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. 10.30-12.30 Uhr abends: Tanzmusik( Kapelle Kermbach. Leitung: Kapellmeister Otto Kermbach ). Königswusterhausen, Donnerstag, den 11. November.
2.30-3 Uhr nachm.: Zentrale der Hausfrauenvereine Groß
Berlins: Der Meisterkursus der Hausfrau. 3-3.30 Uhr nachm.: Prof. Dr. Amsel und Ober- Schullehrer Westermann : Einheitskurzschrift. 3.30-4 Uhr nachm.: Obermeister Volkmann: Berufskunde: Der handwerkliche Schlosser. 4-430 Uhr nachm.: Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. 4.30-5 Uhr nachm.: Aus dem Zentralinstitut Berichte. 5-5.30 Uhr nachm.: Dr. med. Tatter: Die Falknerei und ihre Geschichte. 530-6 Uhr abends: Prof. Dr. Weißenberg: Ver erbung erworbener Eigenschaften. 6-6.30 Uhr abends: Oekonomierat Keiser: Aufgaben der Qualitätsverbesserung in der Landwirt schaft. 6.30-7 Uhr abends: Dr. Alfred Kuhn Museen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 7-7.30 Uhr abends: Dr.. J. Simon: Beethovens Kammermusik. 7.30-8 Uhr abends: Thea von Harbou : Das Nibelungenlied. 8 Uhr abends: Einführung zu Tosca ( Uebertragung aus der Staatsoper am 12. 11. 1926). Ab 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin .
lagerten, war aus unbekannter Ursache Feuer entstanden. Swel Löschzüge hatten mehrere Stunden mit der Bekämpfung des Brandes zu tun. Eine ungemein starte Rauchentwicklung machte die Zuhilfenahme von Rauchschußgeräten notwendig.
Veruntreuungen.
Die Kriminalstatistik der letzten Jahre zeigt eine Verschiebung Die Zahl der Diebstähle nimmt ab, die Zahl der Veruntreuungen, der Betrügereien, der lrfundenfälschungen nimmt zu. Auch hier ist es in der Hauptsache die Not, die zu diesen Eigentumsverbrechen führt. Oft ist es aber auch Leichtsinn, der Wunsch, über die Verhältnisse hinaus zu leben, die Versuchung, sich an dem anvertrauten Geld zu vergreifen. Die Beispiele aus Moabit sollen diese Tats fachen illustrieren.
Die veruntreuten Armengelder.
Der Expedient D. war fast 60 Jahre alt geworden, ohne mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt geraten zu sein. Dann wurde er aber vom Bezirksamt Kreuzberg abgebaut. Das Ehrenamt des Armenvorstehers behielt er jedoch inne. Die Abfindungsfumme von etwa 400 mt. war bald aufgebraucht. Seine Frau war frant; er hatte für sie und seine beiden fleinen Kinder zu forgen. So griff er eines Tages die ihm anvertrauten Armengelber an; er wiederholte es ein zweites-, ein drittesmal. Dann gab es tein Halten mehr. Mit der Zeit wurden es 3900 M. Durch einen Zufall wurden die Betrügereien entdeckt. Das Amtsgericht Berlin Mitte verurteilte ihn zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis. Die Urteilsbegründung hob mit Recht hervor, wie schändlich es sei, die Aermsten der Armen um die paar Mart zu bringen. War es aber richtig, einem abgebauten Beamten, der selbst nichts zu essen hatte, Armenvorsteher sein zu lassen und ihm fo große Geldsummen anzuvertrauen?
M
Die„ verfächerten" Aften.
" Berfächern" heißt: Aften in ein Fach legen, wo sie nicht hin gehören. Zu dieser Verfächerung" bon Atten griff der Kanzleibeamte S., nachdem er aus ihnen einen Briefumschlag mit 300 Mart entwendet hotte. Das Geld war von einem Kaufmann, der vom Richter zur Leistung eines Offenbarungseides in die Kanzlei geladen war, eingezahlt. Das Geld ist nicht in die Kaffe gelegt, sondern im ilmschlag geblieben. Der Kanzleibeamte entnahm aber den Briefumschlag den Aften und„ verfächerte" diesen derart. daß man sie lange Zeit hindurch nicht finden fonnte. Mit dem Gelde bezahlte er alle feine Schulden. Als aber die Firma, für die das Geld von dem Gläubiger eingezahlt worden war, immer wieder das Gericht mit Anfragen beftürmte, tam die Verfehlung des Angeklagten doch heraus. Das Gericht erster Instanz hatte dem ungetreuen Beamten wegen der Beiseiteschaffung von Aften um eines Vorteiles willen, d. h. für das Verfächern" der Akten, zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt Die zweite Instanz verwarf Denn die Revision. Es blieb bei dem einen Jahr Zuchthaus. wird mal ein Aftenstück in einer Kanzlei„ verfächert", so ist es so gut wie verschwunden.
Schändliche Unterschlagung an Offflüchtlingen.
Vor dem erweiterten Botsdamer Schöffengericht mußte sich der Vorsteher und Berater des Ostbundes, Ortsgruppe Bauch- Belzig, Kaufmann Emil Raddah aus Belzig , wegen Untreue und Unterschlagung verantworten. Der Vorsteher der Kreisstelle Bauch- Belzig des Landesverbandes Deutscher Ostbund, der frühere Kreisausschußsekretär Otto Boitsch aus Belzig , war wegen Hehlerei und Begünstigung angeflagt. Raddaß hatte für die im Kreise Bauch- Belzig wohnenden vertriebenen Ostflüchtlinge die Berdrängungsschädenansprüche aufzustellen und sie dem Reichsentschädigungsamt vorzulegen. In gemeingefährlicher Weise hat er Flüchtlinge um die Entschädigungssummen betrogen. Diese Gelder hat er zum größten Teil für sich verbraucht; zum Beispiel hatte er für einen Bertriebenen mit vier fleinen Kindern über 1000 m. erhalten, diese Summe aber restlos für sich behalten. Als die Schiebungen entbedt wurden, aing merkwürdigerweise Wohnung und Bureau des Raddah in Flammen auf. Biel Attenmaterial der Flüchtlinge über Entschädigungsforderungen wurde dabei vernichtet. Bald darauf wurden beide verhaftet. In der Hauptverhandluna war R. geständig. Erschütternd wirfte die Vernehmung der geschädigten Flüchtlinge. Da tommt eine 73jährige Greifin in den Saal und macht mit tränenerstickter Stimmme ihre Aussagen. Von Polen vertrieben, in Belzig mittellos angekommen, hat Raddaß sie um ihr bißchen Entschädigungsneld betrogen. R. wurde zu einer Gesamtstrafe von 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Bewährungsfrist wurde abgelehnt, ebenso der Antrag auf Aufhebung des gemilderten Haftbefehls. Boißsch erhielt wegen Begünstigung eine Geldstrafe von 400 M., die als durch die Untersuchungshaft verbüßt angesehen wurde.
Der Magiftrat gegen die Hockerftener.
Der Magistrat der Stadt Berlin hat gestern beschlossen, die Hodersteuer aufzuheben. Der Beschluß bedarf noch der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung.
Ein italienischer Friedhof bei Berlin . Gleich der englischen Regierung hat auch die italienische Regierung von der Synode Berlin ein großes Terrain des Stahnsdorfer Friedhofes zur Beftattung ihrer in deutscher Gefangenschaft verstorbenen Soldaten angekauft. Der italienische Friedhof grenzt an den englischen Gottesader, und das Terrain bietet für über 1000 Gräber Play. Bereits jezt sind die ersten Grüfte ausgeschaufelt, da die Transporte der Toten bereits Anfang Dezember erwartet werden. Hauptsächlich handelt es sich um Gefangene aus den Isonzo - Schlachten, die in deutschen Lazaretten bzw. Gefangenenlagern gestorben sind. Der große Hauptweg des Stahnsdorfer Friedhofes wird jezt bis zu dem Internationalen Totenviertel durchgeführt werden.
-
Urbeiterbildungsschule. Am Freitag, den 12. November, abends 8 Uhr, beginnt in der Mädchen- Mittelschule Neukölln, Donaustr. 120, der Kursus Einführung in die Soziologie" mit folgender Disposition: Das Wesen der Gesellschaftslehre und die Ge fchichte Die gesellschaftlichen Verbände Familie, Ehe und Gippenverband Staat und Gesellschaft Masse und Stand Die aufbauenden Elemente des gesellschaftlichen Lebens Bür gerliche und margistische Gesellschaftslehre. Die Hörgebühr beträgt für 12 Abende 2 M. Anmeldungen werden am Kursusabend entgegengenommen.
-
Ihr Kind huftet.
Ein Heilmittel aus dem Fichtenwalde. Mütter erkennen nicht immer die Gefahr für die Gesundheit ihres Kindes, welche ein gewöhnlicher Husten oder eine einfache Erfältung mit sich bringen kann. Bei Vernachlässigung können sich diefe fleinen Unpäßlichkeiten zu schweren Bronchialleiden und selbst zur Schwindfucht entwickeln. Und Husten und Erkältungen sind so leicht zu heilen, wenn man gleich zu Anfang Ansy einnimmt. Ansy enthält neben anderen wertvollen Bestandteilen Teer und Fichtennadelöl, von welchen heilfräftige Dämpfe in die Lunge und das Bronchialsystem eindringen und so lindernd auf die Entzündung wirken und Erleichterung und Heilung der Erfältung bringen. Wenn Sie Ihrem Kinde Ansy eingeben, geben Sie ihm damit die fegnende Heilkraft der norwegischen Fichtenwälder ein, mit ganz geringem Kostenaufwand. Eine Flasche Ansy genügt zur Zubereitung von Liter föstlichen Hustensirups.