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kr. S4S» 43. Jahrgang vlenstag, IS. November lH2»

Der Segen öer Konsumvereine. Rationalisierung der Warenverteilung.- Eine Denkschrift des IAA .

Die ungenügende Kaufkraft der breiten Mafien ist nach dem Kriege ein Weltproblem geworden. Es ist eine der Aufgaben der 1327 tagenden Weltwirtschaftskonferenz, die Möglichkeit zur Erweiterung des Absatzes der In» dustrien zu studieren und zweckdienlich« Dorschläge zur prak- tischen Lösung des Problems zu machen. Eine große Rolle für die Klärung und Lösung des Problems spielt die Frage der Zwischengewinne des chandels und die Mög- lichkeit ihrer Ausschaltung. Erfaßt man diese Frage unter dem Be- griff der.Rationalisierung der Warenoerteilung", so ist es klar, daß der Wegfall dieser Zwischengewinne da» allge- meine Preisniveau erheblich senken und auch bei gleichbleibenden! Einkommen für andere Waren neue Kaufkraft entstehen muß. Das Ideal auf diesem Wege stellt bekanntlich jene genofien- schoftliche Organisation dar, in der die Konsumenten zugleich Per' käufer und Käufer sind(Konsumgenossenschaften), eventuell durch chmzunahme der Eigenproduktion zugleich Erzeuger und Der. braucher, bei der die erzielten Gewinne in der Form von Rück. Vergütungen als Kaufkraft wieder zur Verfügung stehen. Die für die W-ltwirtschaftskonserenz praktisch gestellte Frage lautet. ob durch den Ausbau dieser genofienschastlichen Organisationen das erstrebte Ziel der allgemeinen Absatzerweiterung erreichbar ist. Um diese Frage zu bejahen, muß der Beweis geliefert werden erstens dafür, daß bei gleicher Qualität die Preise der Konsum- Vereinswaren niedriger find, daß zweitens die Bildung von Konsumvereinen eine Senkung des Preisniveaus beim freien Handel zur Folge hat und daß drittens das allgemeine Preisniveau um so stärker sinkt, je mchr sich die Konsumvereine stn Verhältnis zum freien Handel ausbreiten. NleSrigere preise in öen Konsumvereinen. Dieser Beweis wird jetzt in einer Denkschrift geführt, die das Internationole Arbeitsamt in Genf veröffentlicht. Zur Novembertagung des Dorbereitungsausschusses für die internationale Wirtschaftskonferenz werden die.Ergebnisse einiger Erhebungen zur Aufstellung eines Vergleiches zwischen den Dertei- lungstosten des Privathandels und denen der Konsumgenosse n�schaften" zusammengestellt. Ihnen ent- "'' nd«

nehmen wir folgend« Nachweise niedrigerer Preise bei den Konsum- genossenschaften. Für vrok. Der Konsumverein.Hoffnung' in Köln kaufte acht Brote aus privaten Bäckereien und Brotfabriken und stellte sie am

IISO Gramm. Vier Brote des Konsumoereins wogen je 1330 Gramm, drei je 1320 Gramm und bis 10 Gramm darüber, eines 1340 Gramm. Der Pfundpreis stellte sich im Durchschnitt bei den Privatbäckereien auf 23,22 Pf., bei den Konsumbroten auf 20,68 Pf. Der Vorteil der Konsumvereins- Mitglieder betrug pro Psund 2,54 Pf. oder 12,19 P r o z., um die

das Konsumbrot billiger war. Dazu kommt aber noch die den Mit- gliedern aus dem Iahresüberschuß zu gewährende Rückvergllt'-i Im Au s t r a g der schwedischen Regierung stellte der

einstimmige Bericht desAusschusses zum Studium der Frage des Zwischenhandels bei Lebensmitteln' vom Sommer 1922 folgende Brotpreisdifserenzen in Stockholm und Göteborg zugunsten der Konsumgenossenschaften fest: in Stockholm in Göteborg für 1 lex Weißbrot... S Oere od. 8.SPro,. 11 Oer« od. S.SProz. für I kx Graubrot(Hefe) 15 Oer« od. 14,3Proz. 22 Oere od. 20,0Proz. für 1 kg.(Sauerteig) 18 Oere od. 22,2 Proz. 12 Oere od. 25.0 Proz Diese Differenzen erhöhen sich ebenfalls noch um die gewährten Rückvergütungen, die das Ausmaß der durch den billigeren Brot- konsum für andere Waren festgesetzten Kaufkraft noch entsprechend vergrößern. Der.Königliche Ausschuß sür Lebensmittel» preise in Großbritannien ' untersuchte das Verhältnis der Drotpreise der Konsumgenossenschaft von Woolwich zu den in der.Labour Gazelte' veröffenllichten Durchschnittspreisen an 21 Stichtagen für die fünf Jahre von 1920 bis einschließlich 1924. Für ein Vierpfundbrot ergaben sich zugunsten der Konsumgenossen» schasten Schwankungen zwischen 2 und 12 Proz., wobei im Durch. schnitt das Konsumbrot um rund 10 Proz. billiger war. Für Oebensmiklel des INasienhaushalls. Ein G e nof s«n s ch a f t s b e z i r t der unteren R o r- mandie in Frankreich verglich 23 nach Güte und Gewicht von unparteilichen Sachverständigen gleichgestellte Warenmengen aus sechs privaten Geschäften verschiedener Große, darunter drei Filialen mit tonsumbetriebsähnlichem Aufbau, und aus seinen eigenen Konsumbetrieben. Im Vergleich mit den Preisen einer Groß.

s p e z e r e i waren die Konsumpreise um 6,73 Proz., gegenüber den mittleren Spezereien um 13,21 Proz. und gegenüber den kleinen Handlungen um 19,41 Proz. billiger. Wurden die einbezogenen Luxusartikel ausgeschaltet(Liköre und Champagner), so erhöhten sich die Differenzen gegenüber den pr '.. vaten Groß- und Mittelbetrieben auf 8,78 bzw. 17,89 Proz. D-e Rückvergütungen blieben dabei außer Ansatz ch In der S ch w e i z wurde für den 20. Oktober 1325 ein Vergleich für das ganze Land durchgeführt. Dieser Vergleich ist besonders wichtig, weil den Erhebungen desVerbands schweizerischer Konsum- vereine' eine eigene Erhebung des privaten Schweize- rischen Spezereihändlerverbands gegenübergestellt ist, die in der Schweizerischen Spezereihändlerzeitung' vom 20. November 1925 mitgeteilt wurde. Bei dem Vergleich hat der Verband der Konsum­vereine nur seine Preise in den größeren Städten zugrundegelegt, obwohl diese ungünstiger als der Durchschnitt sind. Von 29 nach Ee- wicht und Qualität genau vergleichbaren Artikeln waren am 1. Lk- tober 1925 acht Artikel im Preise höher als die Privathändler. preise, drei mit diesen gleich, aber achtzehn waren niedriger. Am 1. November 1325 war nur ein Artikel im Preise höher, drei waren gleich und 25 waren niedriger. Die GenossenschaftVolkskraft" in Erfurt nahm am 19. Mai 1326 für 25 Artikel des lausenden Verbrauches bei zwei Kleinkaufleuten und der Genofienschaft sorgfältig vergleichende Stichproben vor. Die 25 Waren im Gesamtgewicht von 8200 Gramm kosteten bei der Genossenschaft 9,38 Mark, bei dem Händler-X kosteten dieselben Waren im Gewiäst von 7906 Gramm aber 11,39 Mark~. 25 Proz. mehr, bei dem Händler S 8062 Gramm 9,69 Mark~ 6,5 Proz. mehr, und zwar nach Einrechnung von 3 Proz. Rück- Vergütung, der Gewichtsunterschied zum Dorteil der Konsumvereine ist jedoch nicht berücksichtigt. Wegen des rein amtlichen Charakter« der Untersuchung wichtig ist der Vergleich des Statistischen Amts der Stadt Essen für 19 Artikel an fünf Stichtagen der Monate Oktober und November 1924. Dabei erwiesen sich die Preise der Genossenschaft Wohlfahrt' in 74 Fällen billiger, in 10 Fällen als gleich, nur in 11 Fällen um eine Kleinigkeit teurer als die Privat- Handelspreise. Bei einer Gesamtausgabe von 81,77 Mark waren beim Konsumverein bei Einrechnung der fünfprozentigen Rück- Vergütung zu sparen 10,30 Mark oder rund 13 Proz. Ebenfalls amtliche Ziffern, und zwar des Statistischen Amtes Hamburg, dienen der Erhebung des KonsumvereinsPro- d u k t i o n' vom Juni und Juli 1926 zum Vergleich mit seinen Preisen: für gleiche Mengen von 24 Waren ergibt sich beim Konsuln- verein ein Preis von 97,63 Mark im Juni(bei 5 Proz. Rück- Vergütung nur 32,75 Mark) gegen 104,95 Mark des Statistischen Amts: im Juli ein Preis von 95,20 Mark(bei 5 Proz. Rück- Vergütung nur 90,44 Mark) gegen 103,55 Mark des Statistischen Amts.- Das sind Unterschiede zugunsten der Konsummitglieder im Juni von 11,58, im Juli von 12,66 Proz. Außerdem fielen die Preise vom Juni zum Juli beim Konsumverein schneller als im Privat- Handel: um 2,85 gegen 1,33 Proz. Für die Versorgung mit Sohle. Große Beachtung verlangt auch die billigere Kohlenoersorgung der Weltstadt London durch Genossenschaften, die die Royal Commission sür die Kohlenindustrie sestgettellt hat. Obwohl die Ge- nofienschaften nur Haushaltungen versorgten und insolgedefien höhere Transportkosten als der private Großhandel hatten, die auch Industrie und private Kleinhändler versorgten, waren die Genossen- schaftspreise pro Tonne um ö?L Pence niedriger, der Rein- gewinn der Genossenschaft war aber, weil ihre Verwaltungskosten nur halb so hoch, mit 111� Pence gegen 614 Pence beim Privat­großhandel pro Tonne fast doppelt sogroß, und dieser Gewinn floß durch Rückvergütung zum größten Teil den Konsumenten wieder zu. Die Konsumvereine drücken das allgemeine Preisniveau herab. sofort bei der Gründung und immer stärker bei der Aus- dehnung. Dafür drei Beispiele aus der Denkschrift: Bei der Gründung einer genossenschaftlichen Fleisch­bank in Ungarn lagen die Fleischpreise der Genofienschaft sofort beträchtlich tiefer. Di« Privatschlächter wurden gezwungen, ihre Preise im Durchschnitt um volle 20 Proz. herabzusetzen, und auch nachher lagen die Preise der Genossenschaftsschlächterei tiefer, so daß sich der Preisdruck weiter fortsetzte. Die Konsumgenossenschaften des Bezirks Ornc in der Normandie verglichen die Preisentwicklung zweier Orte vom Gründungstag des Genossenschaft bis zu zwei späteren Stichtagen, Zwischen denen leweile mehrer« Monate konsumgenofienschaftlicher Wirksamkeit lagen. Für 25 bis 30 Gebrauchsartikel des Haushalts betrug am Gründungstag(28. August 1919) die Preisdifferenz

31 Vroz., am 2 Januar 1920 war sie auf 22 Proz., am 7. Juli 1920 auf 11 Proz. herabgedrückt. Eine Stichprobe an Orten, in

denen in dieser Kit keine KonsumgenossensäMt gegründet wurde, zeigte, daß di« anfängliche Preisdifferenz von 30 Proz. auch in den "1 folgenden Monaten dieselbe blieb.

In Kanada wurde die Preisentwicklung am H a u p»s i tz der Genossenschaft, an zwei Orten mit alten Filialen, an einem Orte mit einer im Ausbau befindlichen Filiale und an zwei Orten ohne Konsumvereine für 29 Waren sortlaufend beobachtet. Das Ergebnis war: in allen Orten waren und blieben die Privat- Handelspreise höher: in dem Maße aber, in dem die Tätigkeit der Genossenschaften abnimmt, steigt von einem Ort zum anderen die Preisdifferenz zuungunsten des freien Verbrauchers. « Man sieht, die Denkschrift des IAA. beweist, was sie zu beweisen hat: Konsumvereine und Produktionsgenossen­schaften der Konsumenten senken die Preise und stellen durch ihre dauernd absolut niedrigeren Preise und ihre Rückvergütungen Kauf- kraft für andere Waren frei, erhöhen den Absatz der In- dustne und vergrößern die Beschäftigungsmöglich- k e i t für die im Gefolge des Krieges arbeitslos gewordenen Mafien. Es wäre in der Tat unabsehbar, wie groß diese Freistellung von bisher in der privatkapitalistischen Warenverteilung v e r- schwendete? Kaufkraft noch sein könnte, wenn grundsätzlich die genossenschaftliche Warenverteilung mit ihrer Soziali sie- rung der Derteilungsgewinne zugunsten ein?» stärkeren Verbrauchs zu einem internationalen Rationalisierungsprinzip der Warenverteilung erhoben würde. Praktisch würde das durch den immer schärferen und umfassenderen Ausbau des Konsumvereins- wesens zu genossenschaftlichen Großwarenhäusern und zum spezialisierten Großsilialensy stein mit nattonal und international zentralisiertem Einkauf und rationell aus- gedehnter Eigenproduktion geschehen müssen. Es wird die Aufgabe der Arbeiter- und Konfumcntenoertreter auf der Wirtfchastskonferenz sein, diese notwendige Tendenz zur Rationalisierung der Weltwirt- schaft in den Beschlüssen und Ratschlägen der Konserenz deutlich und für alle Welt vernehmlich zu verankern. K r.

Irrwege russischer Wirtschaftspolitik. Rykow über die Industrialisierung. Auf der 15. Konferenz der Kommunistischen Partei hielt Rykow ein« Rede über di« Aufgaben der Sowjetregierung auf dem Wirtschaftsgebiete. Im Vorjahre erklärt« Rykow sind bei der Durchführung der wichtigsten Aufgaben, der Industrialisierung, große Fehler begangen worden, die ein« sehr ungünstige Wirkung aus die gesamte Volkswirtschaft ausgeübt haben. Ungeachtet der zahlreichen Pläne, ist man bei der Errichtung neuer Fabriken keines- wegs planmäßig vorgegangen. Rykow führt« fügende Beispiele an: Um, allem Anschein nach, die Industrialisierung zu fördern, begannen einige Gouvernements auf eigene Gefahr B l« i w« i ß- f a b r i k« n zu errichten. Ein« wurde in Leningrad , eine in Rostow und ein« in Jaroflaw errichtet ohne jede Berücksichtigung der wirklichen Bedürfnisse des Marktes und der vorhandenen Rohstoffmengen. Infolg« des Rohstoffmangels fit der Oberst« Volkswirtschaftsrat zurzeit gezwungen, um ein« Stillegung der Betrieb« zu verhindern, die vorhandenen Rohstoffe zwischen diesen Fabriken zu oerteilen. Sie sind nur 50 bis 60 Proz. beschäftigt und werden keinen Gewinn, sondern voraussichtlüb nur Verlust bringen. Ein anderes Beispiel: In Taganrog besindet sich eine der größtl Lederfabriken nicht nur in Rußland , sondern, wenn ich mi.> nicht irre, auch in ganz Europa . Ihre Ausrüstung«nfipricht den letzten Forderungen der modernen Technik. Trotzdem hat man in Moskau in aller Eil« eine neu« große Lederfabrik errichtet. Es zeigt sich nimmehr, daß die Moskauer Fabrik stillgelegt werden muß oder daß beide Fabriken nur zur Hälfte befchäfttgt werden können. Ein Beispiel aus.einem anderen Gebiete: Die Errichtung neuer Fabriken ist bei uns zum großen Teil mit Unkosten für die aus unseren Werken bestellte Ausrüstung und für die im Auslande be- stellten Ausrüstungsteil« verbunden. Wir kennen zahlreiche Fälle, wo die Ausrüstung, die im Auslande b e st« l l t war, rechtzeitig eintraf, die unsere dagegen noch nicht fertig war und um- gekehrt. Di« verausgabten Mittel werden auf diese Weife für lange Zeit für Monat«, mitunter auch sür«in Jahr und länger der Volkswirtschaft entzogen, die Ausrüstung wird oevdorben und veraltet.' Solche Beispiel« können in beliebiger Anzahl angeführt werden', meint Rykow und fragt voller Besorgnis: Kann man bei einem solchen System die Gewißheit haben, daß die für das Jahr 1926-27 ausgesetzten 1050 Million«» Rubel zweckmäßig zur Erweiterung des Grundkapitals verausgabt werden?' Und er gibt selbst die Antwort:M e i ne r M e i n u n g nach nicht.' Rykow führt diese Mißstände auf das untauglich« System der Jndustrieoerwaltung zurück und weist darauf hin, daßdieses System, das nach der Oktoberr«volution geschaffen wurde, selbstverständlich nicht imstande war, alle A-mderungen vorauszusehen, die mit der Entwicklung des Industrialisierungsprozefies zutage treten müssen". Dieses System meint er rrxiter erfordert zurzeit eine R«- organifation, da es nicht imstande ist, alle mit der Jndu- striolisierung verbundenen Aufgaben zu bewältigen, abgesehen davon, das es an Bureaukratismus leidet:

F. KlUXENTHAL I

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