Einzelbild herunterladen
 

wirtschaftsministers, des flowakischen Agrarters Dr. Hodza, bereitgestellt. Die Absicht scheiterte vorläufig insofern an dem Widerstand des Präsidenten, als Benesch, der wohl formell wieder das Portefeuille des Außenministeriums erhielt, um im Ausland den üblen Eindruck seiner glatten Abfägung zu ver­hüten, auf einen längeren Urlaub gefchickt wurde, nach dessen Be endigung sich die Notwendigkeit einer weiteren Erholungsfrist von solcher Dauer einstellen soll, daß der Wiederantritt feines Amtes ausgeschlossen erscheint. Wie erholungsbedürftig er ist, hat Dr. Benesch bis zu dem Augenblick, da er gezwungen nach dem Süden verreisen mußte, felber nicht geahnt. Merkwürdig nur, daß die um seine Gesundheit so besorgte Heimat nicht ge­rade Sorge trägt, Aufregung und Aerger von ihm fernzu­halten, denn seitdem er mit dem Auftrag abgereift ist, irgend wo in Italien   oder Frankreich   seine Nerven zu heilen, ver­geht fein Tag, an dem die Fürsorglichen nicht auf seinen Nerven herumtrampeln würden. Das Scheibenschießen auf Dr. Benesch wird nun täglich mit heißem Fleiße geübt. Er soll nicht nur verschwinden, er soll es auch in Schande tun. Jetzt entdeckt man, seine Außenpolitik habe dem tschechoslowa fischen Staat nur Schaden gebracht, da er den anderen Staaten gegenüber stets eine zu große Nachgiebigkeit bewiesen habe. Er habe in Reparationszahlungen gewilligt, ganz wie es die andern wünschten, nicht wie es dein Staatsinteresse entspricht. Er habe den Verbündeten häufig genug geholfen, fich unbe­quemer Fragen zu entledigen, damit sie Ruhe in Mittel­ europa   haben und sich Deutschland   nähern fönnen. Aber das sind politische Borwürfe, ärger sind die persönlichen Anwürfe, denen der Vorzug gegeben wird. Er wird der Ränkesucht, des Strebertums, der Hinterhältigkeit beschuldigt, auch vor Angriffen auf fein Privatleben scheuen die wütenden Patrioten nicht zurück. Die Gestaltung seiner Vermögensverhältnisse wird zu dem von ihm verwalteten Dispositionsfonds in Beziehungen gebracht und die Gegen­wehr gegen diese schmutzigen Angriffe hilft ihm wenig, denn feine betriebsamen Gegner verstehen es, immer neue ins Wert zu setzen. Von der Art dieses Rampfes zeugt am besten ein Bild im faschistisch- nationaldemokratischen Lech  ", das den Außenminister an einen Baumaft aufgehängt zeigt mit dem daruntergesetzten Ratschlag: Was der Herr Außenminister tun soll, wenn er fich in der verworrenen internationalen poli­tischen Situation nicht mehr helfen kann, während ihm in­zwischen daheim das Wasser in die Stiefel läuft..."

Das tschechische Bürgertum stattet den Dant an seine Befreier in einer höchft eigenartigen Weise ab. Dr. Be­mesch ist ein vom politischen Tod Gezeichneter, er wird die Kampagne derer, deren Geschäfte er durch acht Jahre besorgte, nicht überleben. Er muß lehten Endes gehen, weil er als Exponent der Burgpolitit" der restlosen Errichtung des im Bau begriffenen reaktionären Regimes im Wege steht.

Der deutsche   Wahlsieg in Ostoberschlesien.

335 deutsche, 265 polnische Mandate. Nach der vorläufigen Zusammenstellung haben die deutschen  Parteien 335 Mandate in den Gemeindevertretungen errungen, während alle polnischen Parteien zusammen nur 265 Mandate er­obern fonnten. Die polnische Preise gibt endlich zu, daß etwa 60 Prozent der Stimmen auf die beiden deutschen  Listen( Bürgerliche und Sozialdemokraten) und nur 40 Pro3. auf alle polnischen Listen gefallen sind. Die polnischen bürgerlichen Blätter streiten darüber, ob die frühere nationaldemokratische Re­gierung oder das jezige Kabinett Pilsudski  , ob Korfanty   oder die Aufständischen schuld an dem Anschwellen der deutschen   Stimmen haben. Der Robotnit" aber, das Blatt der polnischen Sozial­bemofraten, zieht aus der Wahlniederlage das Fazit, daß das polnische Oberschlesien   überwiegend von Dent­ichen bewohnt fei und daß man durch die Lostrennung dieses Gebietes Deutschland   ein Unrecht zugefügt habe.

"

Von Bach bis heute.

Musik- Umschau von Kurt Singer  .

Die vergangene Woche brachte viel Neues, und unter dem Bielen kaum ein weniges, das die Weche, das den Tag überdauern bürfte. So sehnte man sich nach Altem und fand in dem Aeltesten, bas zu hören war, nämlich in der Matthäuspassion unter Leitung Don Siegfried Ochs   endlich jenes Wunder des miterlebens, das einzig Maßstab für Konzertieren sein dürfte. Daß man auch Aelteres, piel Gehörtes, vom Heute her betrachten und in die Idee der Zeit einbeziehen kann, das lehrt ein höchst fluges, systematisch entworfe­es Programm Leo Restenbergs zu den fünftigen Beethoven­Feiern( Boltsbühnen- Verband). Es fann nicht früh genug auf die Fingerzeige hingewiesen werden, die ein das Berliner   und deutsche Musikleben erschöpfend beherrschender Mann gibt. Mit den üblichen Beethoven  - Konzerten, die gewiß nicht ausbleiben sollen, ist es nicht getan; aber auch für diese, das Wert Beethovens tennzeichnenden Abende find besonders stilvolle, am Seltenen nicht vorbeigehende Hinweise gegeben. Ich vermisse unter den selten gehörten Werken bie C- Dur- Messe, die Ruinen von Athen, Meeresstille und glückliche Fahrt. Diese Auslaffung schadet nichts, weil ich diese Werke selbst gelegentlich der Zentenarfeier an mehreren Stellen zu Gehör bringen werde. Wichtiger aber, besonders wichtig im Rahmen der Volks­bühnenbewegung, ist die auch von anderer Seite schon betonte and geforderte Bertiefung der Volksmusik durch Errichtung von Singschulen, Jugendmusikschulen, durch Anordnung von Musikvor. hrägen, Unterstützung von Orchesterschulen, Ausbau von Bibliothe­Len, Subventionsmöglichkeiten für Studierende. Auch die Stadt Berlin   wird sich diese im tiefften Sinn idealen und Beethovenschen Borschläge angeleçen fein laffen, und vielleicht bringt das Jahr 1927 neben dem allzu üblichen schen die Grundsteinlegung eines Beet hoven- Gymnasiums.

Zuweilen ist das Nachlesen solcher Schriften für die Beranstalter pon Konzerten wichtiger, als das ständige Imitieren tausendfach bagewesener Programme. Hier hilft auch ein Buch weiter, das nicht angelegentlich genug empfohlen werden kann. Es ist das Konzert buch" von Paul Schwers   und Martin Friedland  ( Muthsche Verlagsbuchhandlung). Es ist das ein stilistischer Führer burch die klassische und romantische Literatur, bedeutsam fortgesetzt bis zu der modernen Mufit. Ohne übles Aesthetisieren, ohne die Unwesentlichkeit biographischen Details, ist formal und fultur­historisch die Persönlichkeit der großen Musiker in der Analyse der meistgehörten Werte eingefangen. Kapitel, wie die über Mahler eder Richard Strauß   gehören mit zu den besten, was dem Konzert­besucher vor dem Weg ins Konzert an die Hand gegeben werden lann. Man wird von den beiden Autoren eine absolute Objektivität nicht verlangen dürfen. Sie zeigt sich in einer besonderen Betonung, in einer gewissen Ablehnung bestimmter musikalischer Strömungen. Männer wie Sirawinsky und Hindemith   müßten unbedingt aus­führlicher betrachtet werden, auch das Kapitel Bruckner   scheint zu turz; dagegen hätten sämtliche Borſpiele zu Opern aus dem Bande jortbleiben fönnen. Noch einmal sei betont: ein nicht nur hervor. ragendes, sondern auch nützliches und höchst elegant geschriebenes Studienwert, das auch den Musiker nicht unbefriedigt läßt.

Um also die neuen oder sogenannten neuen Werte zunächst zu

Zwischen der Mitte und rechts. Das Zentrum keine christliche Partei- sagt der ,, Reichsbote".

Der ,, Reichsbote", das Blatt der reaktionären Land­pastoren, wirft in seinem Leitartikel die Frage auf: Ist das 3entrum eine christliche Partei?", um sie zu verneinen, und er bewaffnet sich sogar mit dem sonst bei ihm wenig beliebten Bapst, um zu erklären:

,, Während das Oberhaupt der katholischen Kirche immer wieder den schärfsten Kampf gegen die gottlose Sozialdemokratie und ihre verderblichen Lehren betont, geht die Partei, die den Anspruch er­hebt, die allein berufene Bortämpferin des fatholischen Glaubens zu sein, Arm in Arm mit dem Lodfeinde der Kirche und vermeidet ängstlich alles, was die Gegenfäge zwischen ihr und der Sozialdemokratie in die Erscheinung treten lassen könnte." Der Reichsbote" tommt in seiner Kritik des Zentrums zu dem Schluß:

,, Das ist eine Politit auf Roften chriftlicher Belange, die einer Berleugnung christlicher Grundsätze gleich tommt. Solange das Zentrum dabei bleibt, ist es teine christliche Bartei mehr, sondern eine reine politische Opportu. nitätspartei mit christlicher Maste."

Welche Wirkung dieses unfehlbare Urteil der reaftio­nären Pastoren auf das Zentrum haben wird, bleibt abzu warten.

glieder zu den Fragen der Tagespofitif gelegentlich scharf aufeinanderprallen. Das ist aber ganz natürlich bei einer Partei, die zum Sammelbecken der nationalen rechtsstehenden Kreise geworden ist. Die vorhandene einheitliche Weltanschau­ung, die zum mindesten christlich- tonservativ durch­flochten ist, bleibt davon unberührt. Unsere politische Arbeit an der Kreuz- 3eitung" hat stets darin bestanden, den christ­lich- tonservativen Geist in der Partei lebendig zu erhalten und zur Wirkung zu bringen."

Das ist sehr fleinlaut. Noch fleinlauter wird die reuz- 3eitung" in der Antwort auf den Vorwurf, daß die Deutschnationalen in altem Klassen- und Kastengeist befangen feien:

,, Stegerwald glaubt, in diesem Zusammenhang der Deutsch­nationalen Bolfspartei auch alten Klassen und Rastengeist vor­werfen zu können, und zieht daraus die Schlußfolgerung, daß aus inner staatlichen und gesellschaftspolitischen Grün­den der Graben zwischen Deutschnationaler Volks= partei und 3entrum noch sehr tief sei. Dieser Graben brauchte wirklich nicht so tief zu sein, wenn das Zentrum selbst endlich einmal einsehen wollte, daß hier nicht Klassen Tra­bition und alte Staatsgefinnung die Anschauung der Leute bestimmen, die sich mit der Republit pom Novembe 1918 innerlich nicht so abfinden können, wie das bauernd von ihnen verlangt wird. Denn die auf der Linten zu suchenden Hauptvertreter des jezigen Systems ergehen fich bei jeder Gelegenheit in solchen Schmähungen unserer großen Bergangenheit und alles dessen, was uns einstmals heilig und un­antastbar war, daß es unmöglich ist, einen Frieden mit solchen Anschauungen zu schließen."

Das alles nur, um eine Verständigung zwischen Zentrum und Sozialdemokratie nach Möglichkeit zu stören:

Bayerische Volkspartei   und Zentrum. Man macht sich in der Bayerischen Volkspartei Sorgen Bayerische Kurier" müht sich um den Nachweis, daß um den Weltanschauungscharakter der Zentrumspartei  . Der durch ein Betenntnis des Zentrums zur Refigen? Man glaubt Stresemann   reden zu hören: wir waren Schon so weit aus Furcht vor entschwindenden Minister­publik der Weltanschauungscharakter der Zentrumspartei   Monarchisten unmittelbar oder mittelbar angetastet werde. Er schreibt: wirtliche politische Entscheidung im demokratischen Man tann ruhig den Saß aufstellen, daß es teine einzige Staat gibt, die sich der Zentrumspartei   dadurch entziehen würde, daß sie den anfänglich eingenommenen Grundsaß des Schwebezustandes gegenüber der Frage Staatsform aufrechterhält; man fann den Satz auf der stellen, daß teine einzige politische Entscheidung( außen-, fultur-, staats-, wirtschafts-, sozialpolitischer Art) sachlich von der Frage der Entscheidung der Staatsform abhängt. Jene Entscheidung", die die parteimäßige Festlegung auf eine bestimmte Staatsform ent­hält, ist eine rein deklamatorische, eine Entscheidung" der unsachlichen Agitation, eine Entscheidung" des Wortes, nicht aber eine Entscheidung der sachlich fruchtbaren Tat."

"

So sehr diese Beweisführung vom Zentrum scheinbar eine Indifferenz gegenüber der Frage der Staatsform ver­langt, so deutlich entspringt sie einer Abneigung gegen die Republik  , die in Bayern   verbreitet ist.

Mit dieser Beweisführung fommt der Bayerische Kurier" in verdächtige Nähe der evangelischen Bastoren im Reichsboten".

Stegerwalds Echo in der Kreuz- Zeitung  ".

Der Zentrumsabgeordnete Ste gerwald hat in seiner Rede in Osterfeld außerordentlich scharfe Kritit an den Deutschnationalen geübt. Er hat ein sehr ähnliches Porträt der Deutschnationalen entworfen. Weit entfernt davon, die Deutschnationale Partei gegen Stegerwalds Angriffe in Schutz zu nehmen, erklärt sie: betrifft mir nicht. Sie schreibt:

,, Stegerwald verlangt, daß die Partei mehr von christlich tonservativem Geist durchsetzt sein müsse, wenn das 3entrum eine Zusammenarbeit mit ihr begrüßen sollte. Er ver­mißt diesen christlich- konservativen Geist bei einem großen Teil der Mitglieder der deutschnationalen Reichstagsfraktion und be hauptet, daß die Partei als Ganzes im Grunde genommen rein interessenpolitisch eingestellt fei. 3weifellos find in der Deutschnationalen Boltspartei verschiedene Strö mungen vorhanden und es ist auch nicht abzuleugnen, daß gewisse Gegensäge in ihr aus der Einstellung ihrer Mit

den Vordergrund schiebt, muß Stegerwald bei gutem Willen ein­,, Aber selbst wenn man diese grundsätzlichen Erörterungen in gestehen, daß gerade die Weltanschauung der Sozial er selbst vertritt." bemotratie himmelweit von der entfernt ist, die

Rechten. Die Rechte redet viel von Weltanschauung, von Man unterhält sich eifrig zwischen der Mitte und der Christentum und christlich- konservativer Gesinnung. Sie meint den Bürgerblock, der eine antisoziale Politik gegen die Arbeiterschaft führen soll.

Unverbindliche Unterhaltungen.

Keine politischen Vereinbarungen.

Am Mittwoch fand beim Reichstanzler Dr. Marg eine Beran­staltung statt, an der neben den in Berlin   anwesenden Mitgliedern der Reichsregierung Mitglieder der volksparteilichen, der demokratischen und der fozialdemokratischen Reichstagsfrattion teilnahmen. Es handelte sich um eine gesellschaftliche Veranstaltung, auf der selbstverständlich bindende politische Vereinbarungen nicht getroffen wurden. llein die Tatsache, daß bei dieser Veranstaltung die Bayerische  Boltspartei und die Führer der Zentrumsfraktion nicht anwesend maren, schließt alle anderen Vermutungen aus. In den unverbind lichen persönlichen Unterhaltungen sind von allen Seiten die Schwie. rigkeiten unterstrichen worden, die sich aus der gegenwärtigen Lage ergeben, aber Wege zu ihrer Ueberwindung nicht gezeigt worden.

Zum Fall Hölz.

Der Reichstagsabgeordnete Dr. Mofes( Soz.) hat den Reich s begnadigungsausschuß zu einer neuen Sigung auf Mon­tag, den 22. November, nachm. 2 Uhr in den Reichstag einberufen, um auf Grund des neuen Materials, das von dem Vertreter von Mag Hölz dem Ausschuß vorgelegt worden ist, von neuem zum Fall Hölz Stellung zu nehmen.

-

Es wäre Atem zu holen, es wäre der Eindruck der Passions= musik unter Leitung von Siegfried Ochs   zu schildern. So oft wir die Matthäuspaffion gehört haben es schien die beste aller Aufführungen zu sein. Ganz im Gegensatz zur Tradition, die ja Bach den Vorwurf der Langeweile und unerträglichkeit zugezogen hat, stellt sich Siegfried Ochs   auf die Lebendigkeit einer dramatischen Darstellung ein. Wer die Partitur liest, wer das, was Bach in die Stimmen eingezeichnet hat, tennt, ja, wer auch nur dem Studium des textlichen Vorwurfs ein paar Minuten widmet, wird wissen, daß hier ein geistliches Drama geschrieben wurde. Und so steigt die Handlung, das Schicksal Jesu  , se steigt der feelische Refler, den Leiden und Sterben auf das Volt, auf die Menschheit wirft, in feiner anderen Darstellung so elementar, jo zwingend, so erschütternd empor. Die letzte innere Berbindung zwischen Einzelnem und Massen, ein tieffter, innerer, logischer Zusammenhang zwischen Evangelisten und dem im Choral verdichteten Seelenausdruck der Gemeinde, eines der großen, von Frommsein und Religion so weit entfernten Er­lebnisse in Mufit, die wirklich einmal in dem Menschen das Gute aufleben lassen, das Böse ertöten. Keiner der Mitwirkenden sei ge­nannt, denn es war eine Unterordnung unter den Geift des Ganzen, die unerhört ist im Betrieb unseres Konzertlebens.

betrachten: zu Ehren des sechzigsten Geburtstages von Waldemar| fannte und bewährte Altistin Alice Schäffer Rugnißfi freund­Don Bausnern erflingen Chorwerke, Gesänge, Geigenjonate, lichste Unterstützung. Klaviersuite. Zwei Jahrzehnte sind ausgefüllt mit Kompositionen großen und fleinen Formats, ohne daß das höchste Glück der Erden­finder erreicht wäre. Bausnern schadet sich selbst durch die gar zu lange und intensive Ausspinnung seiner musikalischen Gedanken, ist aber einer von jenen wetterfesten, im Handwerk großgewordenen Kompositionsmeister, die wir im Schatten der genialen Komponisten und gar als Lehrer des Fachs nicht missen wollen. Auch das Respighi- Konzert, sowohl in der Philharmonie unter Ungers   bewegter Leitung, wie im Rundfunt, war eine Enttäuschung. Ein blaffer, mit Borliebe archaifierender Komponist, anmutig im Rolorit des Orchesters, sanft wagnerisierend in der Erotik seines Frühlingsgefanges. Es fehlt ihm die bauende und zusammen raffende Kraft, die erst den großen Meister auch im fleinen, zier lichen, schwelgerischen Einfall ausmachen würde. Carl Clewing  spricht und fingt vor leeren Bänken. Seine Ansprachen, vom Manuskript heruntergelesen, find, gelinde gesagt, überflüssig. Das Dozieren gehört nicht zum Konzertbetrieb oder es müßte Entscheiden­deres von den ausgewählten Meistern gesagt werden. Die Gesell­schaftslieder, die Clewing vortrug, vor allem Krieger, Bellmann, wirkten in der sinnigen, launigen, auch humoristischen Interpreta tion wie Gefänge von heute. Es schlummern tatsächlich in diesen Werken des 17. Jahrhunderts beträchtliche Werte, die zu heben sich lohnt. Paul Höffers Opus 12 ist ein von einem geschmack­vollen Musiker geschaffenes Stück Kammermusik, das auch bei primi­tiver Thematik durch den inneren Schwung zu interessieren vermag, in der vorsichtigen Modernität Stimmung verrät, und schließlich in einem wizigen Schlußsaß sich tänzerisch belebt. Béla Bartóts 2. Sonate für Geige und Klavier ist fein organisch gewachsenes Musikstück, sendern ein leicht grotestes Durcheinarder, in dem die Melodien nicht gewachsen, sondern aufgepfropft, umgebogen sind, ohne rechte Logit der Verarbeitung. Die Sonatine für Klavier Opus 5 von 5 orenstein ist schon natürlicher gebaut und klarer in der Empfindung; auch hier dürften sich die guten Einfälle noch wesentlicher und architektonischer formen lassen. Karl Wieners Lieder sind, soweit ich hören fonrte, melodische, aber gestrige Ge­bilde. Von Hermann Wunsch, dessen Bruckner- 3yklus als Idee an sich zu begrüßen wäre, ist nach seinem ersten Renzert des wegen nicht viel Gutes zu sagen, weil er sich mit einer sehr pathe. tischen und geschwäßigen Eigenarbeit, einer weichen, ungeformten Sinfonie zu präsentieren versuchte. Nirgendwo ist die Besinnung auf das Notwendige so zu forderr, wie in der Disposition einer Sinfonie. Daß der frühere und unvergessene Dirigent des Philhar monischen Orchesters, Ernst Kunwald  , die 9. Sinfonie mit einem ihm herrlich hingegebenen Instrumentalförper grundmusita­lisch darstellt, ist fast eine Selbstverständlichkeit. An dem roman­tischen Abend des Berliner   Sänger chors   ist nur das eine zu tadeln, daß er sein Konzert in die Nachmittagsstunden des Sonn­tags verlegt. Der übervolle Saal bewies, daß nicht alle diese Ein­richtung so fritisch und als fehlerhaft betrachten. Was der Chor und was sein Dirigent Philippeid leistet, ist achtunggebietend. Ich hörte zwei Chöre von Bruch und Weber, die die bereits ange. strengten Sänger noch in vollster Stimmfrische und Ausdrucksfähig. feit zeigten. Das Programin, in wesentlichen auf die Namen Schubert, Schumann und Mendelssohn gestellt, fand durch die be­

Günther Heß tanzte im Scharwenta Saa 1. Man sah ihn vor zwei Jahren als dürftigen unfertigen Debütanten. Inzwischen ist er künstlerisch nicht nur gewachsen, sondern von innen heraus ein anderer geworden. Eine Persönlichkeit, die etwa zwischen Kreuz­ berg   und Jo Fischer steht. Bollendete Technik, gründliche Durch bildung des Körpers, der alles leicht, manches fast spielend gibt. Vielseitige, umfassende Gestaltungsmöglichkeiten. Der Ausdrud am stärksten und eigenartigsten in der Aktion der Hände, in Kehrt. sprüngen, im leichten schwebenden Lauf und in gewissen Entspan­nungen, die eine ganz persönliche Note haben. Die Kompositionen nervös, zuweilen noch ohne rechten inneren Zusammenhang, mit jähen llebergängen. Aber niemals auf äußeren Effekt gestellt, stets künstlerisch vornehm. Sehr schön besonders die Drei Gestalten im Raum". Interessant das farikaturistische Nachtstück", ein gelun gener Versuch, tomische Wirkung ohne pantomimische Zutaten allein aus abstrakter Bewegung, aus drolligen Linien und ultigen Rhythmen zu holen. Alles in allem ein Tänzer hohen Ranges, dessen strenger, fast asketischer Linienfunst zur letzten Vollendung nur noch ein wenig mehr Farbe und Wärme zu wünschen wäre. Stefy Peters, die sich mit Heß in das Programm teilte, hat in ihren Anfängen einst Besseres versprochen. Was sie heute bietet, ist in seiner technischen Unzulänglichkeit und füßlichen, neckischen, schmalzigen Fadheit nicht diskutabel. J.S.

-

"

Bernhard Shaw lehnt die Nobelpreisfpende ab. Bernhard Shaw hat der schwedischen Akademie mitgeteilt, daß er die Nobelpreis­Spende nicht annehmen könne, da seine Einkünfte groß genug wären. Er bitte daher, seine Werte außer Wettbewerb zu flassifizieren und den Geldpreis zum Nutzen gemeinsamer literarischer Bestrebungen beider Länder zu verwenden.