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die am Ufer des Rheins lagen und immer noch eins tranfen. Die unsinnigen Provokationen der Besagung, die sich im Anschluß an solche Feiern ereignen, müssen unterbleiben.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Wenn wir von der Befreiung von Rhein   und Pfalz   sprechen, dann denten wir selbstverständlich auch an die Befreiung der Saarbevölkerung. Unzweideutig haben erst fürzlich wieder alle Parteien des Saarpalaments zusammen zum Ausdruck gebracht, daß das Saargebiet unverzüglich wieder an Deutschland   kommen muß. Vielleicht fann man bei der Unbezweifelbarkeit des Ergeb: niffes der im Versailler Vertrag vorgesehenen Abstimmung sich darauf einigen, daß die

sie sein würde. Auch in Frankreich   hat man allmählich eingesehen, daß der Sag, den der französische   Finanzminister Kloß feinerzeit geprägt hat:" Le Boche payera tout", b. h. Der Deutsche  wird alles bezahlen", in Wirklichkeit nichts anderes war als die Annonce eines Traumes, der sich nicht erfüllen konnte, der inzwischen längst ausgeträumt ist. Frankreich   ist auch nicht deshalb der Verständigungspolitik geneigter geworden, weil man dort vor den Deutschen   Angst hat, wie es in manchen vaterländischen" Kreisen behauptet wird. Der Redner zitiert einige Stellen aus einem Artikel des Generalmajors Grafen v. d. Goltz in einer deutsch­nationalen Beitung vom 30. Ottober d. J., worin behauptet wird, daß Frankreich   vor dem wirtschaftlichen Ruin stehe, aus dem Sieger werde ein Besiegter werden, Frankreich   stehe vor einer Revolution und Deutschland   vor der Freiheit.( Seiterfeit.) Das ist die gleiche Rückkehr des Saargebietes an Deutschland   ohne Abstimmung Julufion, die diese Kreise während des ganzen Weltkrieges gehabt erfolgt. Wenn die französische   Regierung einer solchen Abmachung haben. So einfach ist das nicht, wie sich der Herr Graf das vor­zustimmt, so würde sie damit die Politik der Versöhnung aufs stellt. Wir wollen mit aller Deutlichkeit feststellen, daß wir auch trefflichste fördern und damit auch die Revancheschreier auf beiden vom Standpunkt der deutschen   Wirtschaft aus am Ruin Frant­reichs ebenso wenig ein Interesse haben, wie am Ruin Rußfländlich ist es, daß die Bejahung nicht abgelöst werden darf durch Seiten zum Schweigen bringen.( Sehr richtig.) Ganz felbftver­lands, der tatsächlich eingetreten ist.( Widerspruch bei den Kom­munisten.) Wenn da drüben alles foscher wäre, so würden Sie( zu Sonderbehandlung des Rheinlandes nach der Auf ein anderes Regime, das neue Schikanen ermöglicht. Für eine den Kominunisten) uns doch auch einmal mitnehmen, damit wir uns die Geschichte ansehen könnten.( Heiterfeit.) Der Friede Europas  , hebung der Räumung gibt der Versailler Vertrag nicht die ge­ringste Handhabe.( Sehr wahr.) In einem Briefe vom das ist der große Gedanke von Thoiry und wir wollen feststellen: 28. April 1919 hat Clemenceau an Poincaré   geschrieben, daß Deutschland   in einer neutralen Zone an der Grenze zwar feine Truppen und feine Festungen halten darf, daß dann aber auch feine Kontrolle der deutschen   Rüstungen mehr möglich ist. Ich bin überzeugt davon, wenn man ernsthaft franzöfifche Militärs fragt, wie sie über eine solche Kontrolle denken, so würden sie antworten, daß vom militärischen Standpunkt aus gesehen eine folche Kontrolle absolut wertlos ist. In der Zeit des Telegraphen, des Radio und der Eisenbahn ist es ganz unmöglich, heimlich Festungen aufzubauen und Truppen zu tonzentrieren. warum diskutiert man dann aber in Paris   erst dieses ganze Bro­blem? Die beste Kontrolle, die Artikel 42 und 43 des Versailler Ver: trages vorfieht, ist doch die rheinische Bevölkerung felbft, die nicht im geringsten daran denkt, ihre Heimat wieder zum Schauplak für den nächsten Weltkrieg. der noch furchtbarer sein wird, als der letzte, werden zu lassen.( Sehr wahr!) Auch Sinn und Geist der Locarnoverträge setzt die Gleichberechtigung der Teilnehmer voraus, auch hieraus kann keine dauernde Kontrolle gefolgert werden. Wenn der Rhein   kontrolliert Wir erkennen nur an, daß das allgemeine Kontrollrecht besteht, wie würde, dann müßte auch die Maaslinie fontrolliert werden. es der Versailler Vertrag vorfieht. Die Lüde fann nur ausgefüllt werden durch eine wirkliche Abrüstung, die der Bölkerbund fon­trolliert. Die allgemeine Abrüstung ist noch nicht auf dem Marsch. Auf der lekten Sozialiffentonferenz in Curemburg haben wir mit aller Deutlichkeit festgestellt. daß, wenn es nicht gelingt, die Abrüffunasfrage durch den Völkerbund zu lösen, daß eine Krife den Bölferbund hervorrufen müfie. Die allgemeine Ab­rüffung ist nicht nur Deutschland  , sondern allen Bölfern ver­sprochen worden, daber muñ sie von allen Völkern durchgeführt werden.( Sehr richtig! links.)

Wirtschaftlich können Deutschland   und Frankreich   ohne Hilfe Ameritas nicht gefunden, aber politisch fönnen sie gefunden, wenn sie nur wollen, und dazu ist Thoiry ein guter Anfang. Ich verstehe es wohl, wenn Briand   und Stresemann sich bei der Unterhaltung in Thoiry zum Ziele gesezt haben, eine Lösung im ganzen zu versuchen, denn jede Halbheit stört das Ziel der Befriedung Europas  . Genf   und Locarno   waren in diesem Sinne ein Anfang. Ich glaube, rein politisch gesehen, ohne jede Verknüpfung mit den großen weltwirtschaftlichen Fragen kann diese Politit von Thoiry sich nur dann voll auswirken, wenn man sich flar darüber ist, was sie lezten Endes bedeutet. Ich möchte hervorheben, daß die politische Berständigung zwischen Deutschland  und Frankreich   nur möglich ist, wenn man sich in Deutschland   völlig darüber klar ist, daß Locarno   den endgültigen Berzicht auf Elsaß Lothringen   bedeutet. Ich freue mich, daß Sie ( nach rechts) feinen Widerspruch erheben. Auf der anderen Seite erscheint es selbstverständlich, daß auch die Franzosen ein für allemal auf ihren historischen Drang nach dem Rhein   verzichten müssen. ( Sehr wahr!) Ich glaube, den Franzosen kann das heute sehr leicht fallen. Sie haben bis 1923, insbesondere während der Zeit des Ruhreinbruchs, alle im besetzten Gebiet vorhandenen Strolche gesammelt und durch solche aus den umliegenden Dörfern noch ver­mehrt, um ihre separatistischen Gelüste durchzuführen. Sie sind elend gescheitert an dem Willen der rheinischen Bevölkerung, die allezeit bei Deutschland   bleiben will. Wenn auf beiden Seiten auf territoriale Erweiterungen verzichtet wird, dann ist der Friede am Rhein   gesichert. Eine endgültige Befriedung am Rhein   kann fich gegen niemand richten, zumal England und Italien   ihre Garanten find. Schon darum fann in dieser Politik teine Spize gegen die englische und italienische Politit liegen, obwohl die italienische Regierung seit Jahr und Tag einen Herd der Unruhe in Europa   bildet. Mussolini   studiert ja die Reden Wilhelms II. und gibt sie bruchstückweise von sich( Heiter­feit). Aber ich glaube, daß die italienischen Arbeiter nicht die ge­ringste Luft haben, sich für Mussolinis Politik auf die Schlachtbant führen zu lassen. Angesichts der schwebenden Schiedsgerichtsver­handlungen zwischen Deutschland   und 3talien möchte ich mit aller Deutlichkeit fagen, daß auch in Deutschland   fein zurechnungsfähiger Mensch an eine deutsch  - italienische Verständigung denkt, die ihre Spige gegen Frankreich   richtet.( Sehr richtig! bei den Sozial­demokraten.) Für uns ist es selbstverständlich, daß eine Berminde­rung der Truppen am Rhein  , so notwendig sie ist, nicht das Wejent liche ist, sondern die völlige Räumung der Rheinlande und der Pfalz  . Die Rheinprovinz   muß wieder voll unter die deutsche   Souveränität fommen. Das jezige Regime im Rheinland   wird immer der Politik der Berständigung abträglich sein, immer wieder werden sich 3wischenfälle ereignen, wie die von Germersheim  . Aber ich erwarte auch, daß die Befriedungspolitik nicht durch eine Feier politif gestört wird, wie sie in der Pfalz   beliebt wird, wo erst fürzlich das 50jährige Jubiläum eines bayerischen Regiments ge­feiert wurde, bei dem die Leute mit ihren alten uniformen herumzogen und zum Schlusse sogar sangen: Siegreich wolln wir Frankreich   schlagen. Das kann nicht zur Befreiung dienen. Am 19. September wurde sogar gegenüber von Speyer   auf der anderen Seite ein sogenannter deutscher   Tag gefeiert. Das ist doch nur ein Tag zum Saufen und Randalieren, wie die alten Germanen taten,

Ton und Farbe.

Musik- Umschau von Surf Singer.

Die Woche des Bußtags und Totensonntags ließe uns Zeit zu Sammlung aller Art, wenn die Konzertgeber nicht von dem Drang, an diesen Tagen ernste Musik zu hören, gar zu starten und gar zu bequemen Gebrauch machten. Es sind auch hier die gleichen Werke, die jahraus, jahrein wiederkehren, vor allem Matthäuspassion und die beiden Requiem von Brahms   und Mozart  . Gerade auf dem Gebiete der religiösen Chormusit ist die Auswahl doch nicht so schwer. Man denke an die Messen von Mozart  , Liszt  , Cherubini, man dente vor allem an die Kantaten Bachs. Bon ihnen brachte Wolfgang Reimann vier herrliche Stücke stilvoll zur Aufführung. Johannes Stehmann fonnte seine Aufführung in der Garnisontirche jogar durch das Radio den vielen zugänglich machen, die von der ruhigen Erbauung im Haus sich Gemüthafteres versprechen als vom Besuch der Kirchen und Konzertfäle. Im Brahmsschen Requiem imponierte Frau Lütge- Schmid durch die innige Eindringlichkeit ihres Sopran­folos. Im Baritonsolo wechselten sich Bronsgeest und Mar Spilder ab. Rühmenswert, daß Stehmann zu dem allbekannten und in der Häufung der Aufführung schon füßlich werdenden Brahmsschen Re­quiem den Einsiedler" von Reger   hinzufügte. Reger ist in feinen Chortompofitionen so gut wie unbekannt. Außer dem 100. Psalm verdienen auch das Requiem sowie das Chorwert Die Nonne", die Choralfantaten und eben der Einsiedler" öfter gehört zu werden. Es ist hier eine Stimmung der Welteinsamkeit mit stark empfundener Kraft gestaltet, die an Mahler erinnert. Stehmann mar dem Wert ein beredter und eindringlicher Deuter, der Oratorien­verein erwies sich als gut diszipliniert.

Zu einem sehr interessanten Experiment lud der ungarische Musiker Alexander László  . Er hat sich in langen Jahren bemüht, eine Synthese zwischen Klang und Farbe zu schaffen und demonstrierte die Erfolge seines bisherigen Schaffens. Es gibt Men schen, die bei dem Anhören von Mujit Farbenempfindungen haben, ja, es gibt solche, die bei einem bestimmten Ton eines bestimmten Instruments immer die gleiche Farbe sehen. Es kann nicht behauptet werden, daß dies immer die normalsten Sinnesorgane zuwege bringen, und es scheint doch so, als ob selbst diese Hörer die Ab­Tenfung von der Musik nicht als angenehm empfinden. In den ausgesprochensten Fällen handelt es sich wahrscheinlich um patholo­gische Zustände. Eine Ahnung dieser Zusammenhänge und zu fammenflänge von Ton und Farbe haben allerdings auch große Musiker gehabt( Liszt, Schumann, Wagner), und wahrscheinlich wird die Orchesterpalette derartig besonders begabter Musiker auch be­sonders bunte Farben hergeben. Was László zeigte, war eine fps matische Umbiegung pathologischer Phänomene in das normale Be­mußtsein. Die herrlichen Farbkombinationen, die auf der Leinwand erschienen, erinnerten sowohl tonlich wie im Bewegungscharakter der Linien erheblich an die Darstellungen fünstlerischer oder visionärer Gebilde, wie sie die Geistestranten aus der Gruppe des Jugend irreseins bieten. Ich will damit nicht sagen, daß László felbft etwa ein Kranter, auch nur ein Psychopath fei. Im Gegenteil, in seinem fanatischen Millen, eine Erhöhung der künstlerischen Empfindung zuwege zu bringen, steckt schöpferisches, steckt vielleicht geniales Ber.

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Es ist aber nicht nötig, daß diese Angelegenheit in den Händen der Militärs bleibt, und ich erinnere nur an das Wort, das Briand  zuletzt in Genf   sprach: Weg mit den Kanonen und den maschinengewehren! Was die Frage der inter  alliierten Militärfontrolle anlangt, so glauben auch wir, daß es Zeit ist, daß fie verschwindet. Bei der Lösung diefer Frage scheinen fich Schwierigkeiten nor allem bei der Regelung der Ein- und Ausfuhr und der Herstellung von Kriegsmaterial zu ergeben. Ich bin der Ueberzeugung, daß bei gutem Willen auch hierüber eine Verständigung erzielt werden kann. Wir können nicht dulden, daß Deutschland   dabei etwas zu gemutet wird, was ihm im Versailler Bertrag nicht auferlegt worden ist. Wir denken dabei auch insbesondere an die Wahrung der In­tereffen der Arbeiter, die hierfür in Frage kommen könnten.

Der Reichswehrminister Dr. Geßler hat gestern eine Er flärung über die Wehrverbände abgegeben. Und nun fragen wir: Warum mußte es folange gehen und wie war es überhaupt möglich, daß es soweit gehen fonnte? Das war nur deswegen möglich, weil der Reichswehrminister in den vergangenen sechs Jahren das Programm nicht ausgeführt hat, das er im März 1920 in der Nationalversammlung   aufgestellt hatte. Damals hat er gesagt, daß er ernstlich und unverzüglich daran gehen werde, die Reichswehr   auf breitefter demokratischer Grundlage auf zubauen und daß er sich dafür einsehen werde, daß den verfassungs­freuen Mannschaften ihre Rechte gewahrt werden.

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mögen. Wesentlich ist dabei, daß die von ihm vorgeführten Kom­pofitionen tatsächlich in Ton, Farbe und Rhythmif aus der gleichen Wesensschau heraus erfunden und geformt sind. Abstrakte Figuren, sich in deutlichen firierten Rhythmen gegeneinander bewegend, mit einander verschmelzend, sich überkreuzend, blizhafte Backen, schwe bende Wellenlinien, weiche und harte Tönung, Hell und Dunkel, Anschwellen und Verschwinden alle diese Elemente des bewegten Bildes flingen gleichzeitig und gleichmäßig mit dem Bildstreifen auch in der Musik auf. Es ist in den Präludien und in der Sonatine Lászlós tatsächlich Musik und Farbe einheitlich geschaffen. Für die fleine Form bedeutet das einen Zuwachs an fünstlerischer Empfin­duno. für die größere Form, in der gerade Repitition und Durch­führung sich durch Wiederkehr oder Neuaufbau von Tongedanken als Wert erweisen könnten, wankt das Interesse, und das Gefühl eines abstrakten Kinovorgangs mit begleitender Musik herrscht vor. In einer Aufführung ,, Musica Sacra" unter Leitung von Kurt Döbler wurde man der Werke von Frescobaldi, Schüß, Bittoria, Eccard nicht recht froh. Eine etwas unflare Orgel, ein die Tempi verschleppender Kapellmeister, ein im Klang flacher Chor und eine Sängerin mit sehr schönem, aber technisch noch unausgereiftem Material wirkten zusammen.

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Wenn der Reichswehrminister das getan hätte, dann wären Sie außenpolitischen Schwierigkeiten der letzten Jahre nicht so groß ge wesen.( Lebh. sehr wahr! links.)

Wir erwarten, daß Herr Geßler jeht endlich das durchführt, was er damals gesagt hat. Es wird dafür gesorgt werden müssen, daß die Befehle des Reichswehrminifters restlos durch­geführt werden.

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Beim nächsten Reichswehretat werden wir prüfen, wo die Beträge und Kosten stecken, die für lebungen" usw. ge­braucht werden. Der Etat muß besonders darauf hin unter die Lupe genommen werden. Der Grundfah, daß keine Behörde von privater Seite Geld nehmen darf, muß auch heute noch Geltung geführt worden wäre, dann wäre es dem Reichswehrminister leicht haben.( Lebh. sehr richtig! links.) Wenn dieser Grundsatz durch­gewesen, die Verbindungen zwischen Reichswehr   und industriellen Kreisen aufzudecken. Wir werden dem Minister das Material, das er geffern verlangt hat, in der nächsten Zeit zugehen lassen. Wenn er sagte, er könne seinen Leuten nicht zumuten, sich selbst zur Anzeige Seiten die Anzeigen machen. zu bringen, dann müßte er doch froh darüber sein, wenn andere Der Minister hat jedem die Ent= laffung angedroht, der sich gegen die Gesetze vergeht. Wir wehr wird immer von der Aufrechterhaltung von alten Traditionen werden sehen, was daraus erfolgt. In der Reichs­gesprochen, man hört aber nie davon, daß die Disziplin gegen­über den Befehlen des Reichswehrministers aufrechterhalten wird. Es muß dafür gesorgt werden, daß nicht aftive Offiziere fowie sogenannte Sportlehrer in die Reichswehr   ein­gestellt werden, die in vaterländischen Verbänden die Gelder ver­möbeln. Ich habe mich darüber gefreut, daß in der Aussprache fein Angriff gegen den preußischen Innenminister und gegen den Reichs­mehrminister wegen des Verbots der Verbände Olym pia und Wifing erhoben worden ist. Das beweist hier, daß das Verbot zu Recht erfolgt ist. Aus der Denkschrift des preußischen Innenministers geht hervor, daß die Ausbildung in den Wehr­verbänden nach den Vorschriften der Infanterie vor sich geht. Es wird erflärt, daß gute Solbaten erzogen werden müssen. Das ist ungesehlich, nach dem Gesetze, das am 22. März 1921 herausgegeben worden ist.( Burufe rechts.) Wenn Sie( nach rechts) in die Regierung hineinwollen, dann müssen Sie folche Maßnahmen mitmachen.( Stürmische Heiterkeit.) Es handelt sich bei diesen Verbänden zweifellos um Verbände, die ( 3urufe von den Deutschnationalen: Der Staatsgerichtshof hat anders militärische Zwede verfolgen, die also verboten sind. entschieden!) Diese Richter schenke ich Ihnen! Der Wortlaut, der von mir zitierten Stellen beweist, daß es sich um Verbände handelt, die gesetzlich verboten sind. Es muß dafür gesorgt werden, daß die gefeßlichen Bestimmungen auch durchgeführt werden. Nun wird ja von der Rechten behauptet, daß auch das Reichsbanner eine militärische Truppe fei. Von allem anderen abgesehen, ist doch aber entscheidend, daß beim Reichsbanner niemand daran denkt, den nächsten Weltkrieg vorzubereiten und das steht im Gegensatz zu Ihren Verbänden. Ich bin gespannt darauf, wenn der zweite Redner der Deutschnationalen auftritt, ob er sich noch hinter die vaterländischen Verbände stellen wird, wie er das auf dem deutsch­nationalen Parteitag in Potsdam   getan hat. Im übrigen ist doch der Aufwand, den die vaterländischen Verbände treiben, ganz un­nüz, denn selbst Herr v. d. Schulenburg hat doch ausführlich dargelegt, daß sie militärisch ganz zwedlos find. Ich ermarte aber, daß die Regierung fest bleibt und sich in der Politik gegen die rerfassungswidrigen Verbände nicht stören läßt. Noch ein Wort

zur Kriegsschuldfrage.

In der deutschnationalen Interpellation darüber hieß es zuerst, die Regierung merde ersucht, diese Frage vor ein internationales Schiedsgericht zu bringen. Später wurde es abgeändert dahin, die Regierung solle prüfen, ob man die Angelegenheit vor ein solches Schiedsgericht bringen fönne. Das bedeutet schon eine Entgiftung der Interpellation. Aber was foll denn der Völkerbund   überhaupt feststellen? Soll er Deutschlands   Unschuld feststellen, oder wie sich die Schuld auf die einzelnen Länder verteilt? Daß Deutschland  dabei gänzlich freigesprochen wird, glaubt doch kein Mensch.( zurufe bei den Deutschnationalen: Wir wollen die Beseitigung der Allein­schuld.) Deutschland   wird ja nur als Urheber der Kriegs­schäden hingestellt, und was im Versailler Vertrag steht, hat ja längst feine prattische Bedeutung mehr. Glauben Sie denn, wenn Deutschland   freigesprochen würde, dann hätte es auch nur einen Pfennig meniger zu zahlen? Wir machen jedenfalls solche Manöver zur Täuschung des Publikums

Laar Quartett, daß es, vielleicht selbst entgeistert von der Schalheit solcher Musik, großstädtische Ansprüche an Sauberfeit und Präzision im Zusammenspiel so stark vermissen ließ. In hübschen Liedern, die wie in Goldschnitt gebunden schienen, zeigte Amalie Methner eine im Biano zwar ausdruckslose, sonst aber schöne, weiche Sopranstimme.

Die Gaze.

Von Hans Reimann  .

Bem geheert denn nur die Gaze?"

" Die geheert unfre."

Sie hamm enne Gage?" " Jja.

,,' ch weeß nich,' ch däd mr geene haldn."

,, Nu, wissen Se,' ch hald se ooch bloß wejen dn Meisen."

Sie hamm Meise?"

Ae, geene Ahnung! Mir hamm doch geene Meise."

' ch dente, Ge hamm Meise?"

,, Alewoh, seid mir die Gaße hamm  , hammer geene eenzje Maus

mehr."

"

,, Nu, wenn Se geene Meise mehr hamm, da brauchen Se doch ooch geene Gaze!"

"

Ach enah, wissen Se, mr hatsj dran geweehnt." " Ja, da genn Se recht hamm."

( Mit Erlaubnis des Berlages Ferdinand Dimmler, Berlin  - Bonn  , dem Mundartenbuch" von Julius Schaeffler entnommen.)

anſtaltete türzlich eine Diskussion zwischen den Professoren Hurlen Ueberraschung im Rundfunt. Der Londoner Funkdienst ver­und Lewis über die Frage ist die Wissenschaft nüßlich für die Welt?". Profeffor Hurley fam in seiner Rede auch auf die Berfume einer Geburtenkontrolle zu sprechen. Hierbei wurde er plöglich burch empörte Zwischenrufe unterbrochen, und die Hörer vernahmen deut­lich, wie eine andere Stimme erflärte, Geburtenkontrolle sei eine Schamlosigkeit und müßte verboten werden. Der Rundfunkgesell­nachträglich, der Zwischenruf sei im Programm vorgesehen gemelen, um bei den Hörern den Eindruck einer Bersammlung zu erweden. Profeffor Hurlen dagegen protestiert in der englischen Breffe mit der Erklärung, der Zwischenfall sei durchaus programmwidrig.

Im zweiten Konzert der Staatsopernkapelle begann Kleiber   mit Mozarts Bläserserenade in C- Moll, deren Mangel an gesungener Lebensfreude durch den Dirigenten noch unterstrichen wurde. Wie viel schöner wirkt dieses Werk in der Bearbeitung für Streichinstrumente. Novität des Abends vier Tanzstücke für Orchester, Opus 15 von Karol Rathaus  . Bei der konservativen Gesinnung dieses Publikums war es nur natürlich, daß das Werk von den meisten abgelehnt wurde. Es ist gewiß kein Meisterstück, aber begabt, rüdsichtslos, wohl auch ungezogen im Zusammenprall von Instru­menten, im derben Schritt der Themen. Rathaus ist vom amerikani­ schen   Jazz angesteckt. Als Tänze kann man die Stücke nicht auf­faffen. Der innere Schwung spricht aber für eine tänzerische Lebens. freude, und das ist wohl gemeint gewesen. Die Schlußfuge flingt zwar nicht sonderlich schön, zeigt aber einen vorzüglichen Bau und damit zugleich den Wert eines Musikers, der glücklicherweise aus seiner Gärung noch nicht zur Reife gekommen ist. Gefündeste, tiefftverankerte Ausdrucksfähigkeit im dritten Kam- schaft war das Vorfommnis offenbar peinlich, denn sie behauptete mermusikabend des Guarneri  - Quartetts, in dem das Streichquartett Cis- Moll von Beethoven fo tlangschön, so geistig, so fauber und innerlich erfüllt gespielt wurde, mie einst zu Joachims Beiten. rig Kreislers Konzert in der Philharmonie bedeutet die gesellschaftliche Krönung eines Konzertwinters. Leider macht diefer Meister des Geigenspiels diesem Publikum unerhörte Kon­zeffionen. Die fammermusikalische Feinheit der B- Dur- Sonate von Mozart   gehört nicht auf das Podium der Philharmonie, und das Mendelssohnsche Biolinkonzert sollte nicht mehr mit Klavierbegleitung gespielt werden. Höhe der Spielfertigkeit und der souveränen Zon­bildung Kreislers waren die Stücke in fleinem Format von Chausson, de Falla  , Debussy  , Kreisler. Hier kann man so schön an der Ober­fläche der Schönheit haften bleiben. Friedrich de la Motte Fouqué   läßt einen ganzen Abend lang Kompofitionen von sich felber spielen. Dabei zeigt eine Viertelstunde, daß diefer Komponist nicht aus feiner engen Haut heraus fann So wie dieses Streich quartett Opus 19 gearbeitet ist und flingt, so wurde schon vor 50 Jahren tomponiert. Kein Ruhmesblatt übrigens für das van

" Bor Sonnenaufgang" im Staatsthealer. Die Berliner   Staatstheater haben Gerhart Haubtmanns Jugendwerk Vor Sonnenaufgang", das bis­ber an den staatlichen Bühnen Berlins   noch nie gespielt worden ist, zur Aufführung erworben. Die Neuinszenierung wird voraussichtlich im Früh­jahr 1927 berausfommen.

Theaterchronif. Das Märchenspiel Firle fang, der Bubben. doktor" von Egon. Straßburner und Albrecht Brandt. Musik von Camillo Hildebrand, wird vom Deutschen   Künstlertheater Sonnabend 3 Uhr aufgeführt.

Jubiläums der Universität München   veranialtet das dortige Institut für Eine publizistische Ausstellung in München  . Arläßlich des 100 jährigen Beitungsforschung eine Ausstellung, in der ausgewählte Aussonitte der Bublizistit gezeigt werden. Die Ausstellung ist zugleich als eine Chrung des großen deutschen   Publizisten Josef Görres gedacht, der lange Zeit als Profeffor an der Münchener   Universität wirkte.