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Nr. 55$ 43. Jahrgang
Heilage öes vorwärts
5reitag, 2H. November 1926
Kriminalpolizei und presse. Ein Vortrag im Reichsverband der dentschen Presse.
Der Berliner   Bezirtsverein des R« ichsverbandes der deutschen   Presse hatte gestern abend in Ergänzung des kürz- lich besprochenen ProblemsJustiz und Presse" einen Vertrags- abend mit dem ThemaKriminalplizei und Presse" veranstaltet, dem übrigens weitere Referate zu dem GesamtkomplexRecht und Presse" folgen sollen. Redner des Abends waren der Leiter der Kriminal- Polizei, Regierungsdirektor Dr. Wekß, und der Schriftsteller Hans H y a n. Dr. Weiß rollte in einem durchsichtig ausgebauten Vortrag den ganzen FragekomplexKriminalpolizei   und Presse" aus. Er stellte fest, daß beide aus Gedeih und Verderb verbunden sind. Ist die Presse auf die Kriminalpoliei angewiesen, da das Lesepublikum eine schnelle Kriminalberichrerstattung. verlangt, so ist in noch höherem Maße die moderne Kriminalpolizei auf die Presse
a n g ejp i e s« n. Die Aufdeckung von Kapitalverbrechen erscheint Press« ost genug unmöglich. Die Tätigkeit der
ohne Mithilfe der W> W______________ Kriminalpolizei kann jedoch nur dann gedeihen, wenn sie umgeben ist von dem Vertrauen der Oeffentlichkeit. Die Presse ist es aber. die durch ihr Verständni» für die Tätigkeit der Kriminalpolizei zu der Volkstümlichkeit der Polizei beilrägt. Es ist auch nichts da- gegen einzuwenden, n-enn einzelne Kriminalbeamte in den Berichten besonders erwähnt werden. Die Belobung ihrer Arbeit bedeutet für sie einen Ansporn. Die Kritik sollte aber stets im Rahmen der Sachlichkeit bleiben und nicht der neutralen Kriminalpolizei politische Tendenzen unterschieben, die sie nicht besitzt. Das ist aber in den Fällen Kußmann-Caspary und Kölling. Tenholt von einer gewissen Presse geschehen. Die Mitarbeit der Presse er- scheint aber nicht nur bei der Bekämpfung von Verbrechen not- wendig, sondern auch bei Vorbeugung durch Bekanntmachungen neu aufkommender Verbrechertricks und bei der Beruhigung der Be- völkerung vor und nach Aufdeckung von Verbrechen. Die Kriminal- berichte selbst aber müssen drei Bedingungen genügen: sie dürfen r�jcht die berechtigten Interessen von Privat- Personen verletzen, etwa durch überflüssige Namensnennung von Verdächtigten oder durch Veröffentlichung ihrer Photographie, ike dürfen nicht die kriminalpolizeilichen Unter- suchungszwecke gefährden, und schließlich haben sie einen
sachlichen Charakter zu tragen, nicht aber Sentsations interessen zu dienen. Wie ist nun die Frage zu lösen, aus welchem Wege die Presie die Polizeinachrichten erhalten soll? Die Unmög- lichkeit, jeden Pressevertreter einzeln zu informieren, hat bereits vor 29 Jahren den damaligen Polizeipräsidenten Graf Pückler ver- anlaßt, die offiziöse Polizeikorrespondenz Steinberg ins Leben zu rufen, die auch jetzt noch ihre Arbeit tut und im Polizeipräsidium selbst ihre Räume hat. Neben dieser Polizeikorrespondenz sind aber die Kriminalkommissare stets berett, der Presie alle erforderlichen Auskünfte zu erteilen. Von großem Schaden muß es aber sein, wenn einzelne Zeitungen, wie es zum Beispiel unlängst bei der Brandstiftungsepidemie oder bei dem Verbrechen im Deister  bei-Hannover   und bei Leiferde   geschehen ist, auf eigene Faust Untersuchungen vornehmen, deren Resultate sich als völlig irrig erweisen. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß Presse und Kriminalpolizei auch in Zukunft in völli- gem Einvernehmen arbeiten mögen.
Sodann setzte sich Hans H y a n in energischen Worten für ein« intensivere Mitarbeit der Presse bei der Ent- dcckung von Verbrechen«in. Selbstverständlich wäre in diesem Falle bei den Presievertretern das größte Maß von krimina- listischer Erfahrung und von Selbstbescheidung zu verlangen. An einer großen Anzahl von Beispielen wies der Vor- tragende die große Rolle der Presie bei der Aufdeckung von Ver- brechen und bei Verhütung von Justizirrtümern nach. Gerade in Hinsicht auf die ungeheuer wichtige Verhütung von Justizirrtümern bedeute sie die letzte Instanz. Es müßte auch endlich einmal mit der Geheimhaltung des Kriminalversahrens ein Ende gemacht und die Zulassung des Anwalts zur Einsicht in die Akten vom ersten Augenblick an durchgeführt werden. In der Aus- spräche bemängelte Rechtsanwalt Dr. Klee die oft überflüssige Namensnennung von Verdächtigten und die«inseitige Stimmungs- mache durch die Polizeiberichte, die auch nicht ohne Einwirkung auf Geschworene und Richter bleiben könne. Gegen dies« Vorwürfe setzte sich der Leiter der Polizeikorrespondenz, Herr Steinberg, zur Wehr. Mit einem kurzen Schlußwort des Regierungsdirektors Dr. Weiß fand die ergebnisreiche Aussprache ihr Ende.
Kommunistisch--- öeutschnational.
Es war aber nicht so gemeint!
In der Abendausgabe desVorwärts" vom 26. November 1923 brachten wir einen Bericht über eine öffentlich« Versammlung in Markgrafpieske  , Kreis Teltow, in der der Landtagsabgeord- nete Genosie Emil Klodt zur Provinziallandtags- und Kreistagswahl sprach. In der Diskussion trat als der Redner der Kommunistischen Partei  «in Herr B r e s s e m auf. der folgende Ausforderung an die Versammlung richtete:Wer nicht k o m m u n n i st i s ch wählt. wähle deutschnational." Diese Festnagelung kommunisti- scher Versammlungspropaganda führte zu einer Presiepolcmik zwischen dem Bezirkssekretär Genossen Krüger und derRoten Fahne". Diese forderte den Genossen Krüger auf, sie zu verklagen, wenn er noch ein Fünkchen proletarischen Ehrgefühls im Leibe habe. Am Donnerstag, den 25. d. Ä?., fand nun in dieser Sache der Termin vor dem Amtsgericht Berlin  -Mitt« statt. Nach längerer Verhandlung der Parteien wurde folgender Vergleich geschlosien: Herr B r e s s e m erklärt: Die von mir am 22. November 1925 in der Versammlung in Markgrafpiesge getane Aeußerung:Wer nicht kommunistisch wähll, wähle deutschnational" ist von mir nicht so gemeint gewesen, wie sie ausgesprochen ist. Die von mir in den beiden Artikeln derRoten Fahne" vom 27. und 29. November 1925 gegenüber dem Privatkläger, Herrn Landtagsabgeordneten Krüger(Brandenburg  ) ausgesprochenen Beleidigungen nehme ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück." Herr Schade erklärt, daß er die in den beiden vorgenannten Artikeln derRoten Fahne" getanen Beleidigungen gleichfalls mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknimmt. Die Privatbeklagten, die Herren Bresiem und Schade, verpflichten sich, ihre vorstehenden Erklärungen binnen einem Monat, von heut« ab gerechnet, aus ihre Kosten einmal in derRoten Fahne". Ausgabe A(Zentralorgan) und B, zu ver­öffentlichen. Die Beklagten übernehmen die gesetzlichen Kosten des Verfahrens.» Für den nichtanwesenden Beklagten   Schade behalt sich dessen Verteidiger den Widerruf des Vergleichs, soweit er Schade betrifft, bis zum 19. Dezember d. I. vor."
Durch den Vergleich ist gerichNIch festgesiell« worden, daß der kommunistische Redner in öffentlicher Versammlung aufgefordert hat, deutschnational zu wählen, wenn man glaubt, nicht kommunistisch wählen zu können. Der an diesen Ausspruch im Vergleich an- schließende Satz, daß die Aufforderung nicht so gemeint war. wie sie ausgesprochen worden ist, ist ein kläglicher Ruckzug und bedeutet für den kommunistischen   Redner«in Armutszeugnis, wie man es schlimmer kaum erwarten kann. Jedenfalls ist durch die Verhandlung vor Gericht festgestellt worden, daß unsere P a r t e i richtig handelte, als sie seinerzeit die Listen- Verbindung mit der KPD.   ablehnt«, weil mit einer Organisation, die öffentlich auffordert, deutschnational zu wählen, un- möglich gemeinsame Sache gemacht werden kann. Unsere Partei- genossen im Land« werden aus diesem Vergleich die notwendigen Lehren zu ziehen wisien._
Raububerfall   am hellen Tage.
1 800 Mark erbeutet.
Ein ungemein dreister Raubübersall. der am hellen Tag in der tnlw> des Älexanderplatzes verübt wurde, beschäftigt vi« riminalpolizei. In einer G« s l ü g e l g r o ß h a n d I u n g»»r um ><. Mittagszeit ein Angestellter allein im Kontor bei femer Arbeit. )a aina um 12)4 Uhr die Tür ain Hausflur auf. ohne daß angeklopft K.rbcn wäre und hovein traten zwei fremde Männer, die >sort auf den Angestellten losstürzten. Unter der Drohung daß sie 1N kalt macken" würden, wenn er nur«in Wort laut werden lasse, blugen sie«ine Pistole auf ihn an. steckten ihm einen Knebel in en Mund, warfen ihm ein Tuch über den Kops undbandenihnmit ,n er Schnur an den Stuhl, aus dem er saß. Nachdem dieses blitz- bnell geschehen war, kamen vom Flur her zwei weitsre Manner m as Kontor durchwühlten die Behältnisse und raubten aus iner Kafsett« etwa 1990 Mark in barem Gelde und 8 9 9 siarkinSchecks. Nachdem sie sich mit der Beut« entfernt hatten. inaen auch die beiden ersten, die den Geknebelten und Gefesselten in -ckKich gehalten hatten, unter wiederholten Drohungen davon. Als , die Gefahr vorüber war. benachrichtigte der Ueberfallene durch den iernfprecher andere Angestellt«, die sich im Lagerraum aufhielten und iefe machten der Polizei Mitteilung. Die Räuber aber waren unter- essen bereits verschwunden, und man hat bisher noch keine Spur on ihnen gesunden. Die beiden ersten sind etwas 29 bis 39 Jahre st und mistelgroß, der eine trug einen braunen, der andere einen
schwarzen Paletot. Auf die Ermittlung und Ergreifung der ver- brecher ist«in« Belohnung ausgesetzt. Mitteilungen an Kriminal- kommisiar Werneburg, den Leiter des Roubdezernats, im Zimmer 89 des Polizeipräsidiums._
40000 Mark gerettet. Durch eine kleine Vergeßlichkeit. Eine kleine Vergeßlichkeit ist dem Inhaber eines Pelzwaren- geschäftes in der Niederwallstraße sehr zustatten gekommen. Am Sonnabend abend bei Geschäftsschluß ließ er im Kontor einen wichtigen Brief liegen, den er am nächsten Tage unbedingt brauchte. So war er gezwungen, mittags das Geschäft aufzusuchen und entdeckte jetzt, daß in der Nacht Einbrecher dagewesen
waren. Sie hasten mit Nachfchlüsieln und Stemmeisen gearbeitet und für 49 999 M. Pelzwaren in Säcke gepackt. Nur«inen kleinen Posten hatten sie gleich mitgenommen, die großen vollen Säcke ober noch liegen gelassen. Sie wollen jedes Aufsehen ver- meiden und schaffen deshalb die nachts bereitgelegte Beute mit der größten Dreistigkeit erst am nächsten Morgen weg, vor den Augen der Hausbewohner und sogar der Angestellten der bestohlenen Ge- schäfte, die sie für Arbeiter anderer Betriebe halten. Um die Ver- brecher zu fassen, legten sich Kriminalbeamte des zuständigen Reviers und ein Bewohner des Hauses in der Nacht zum Montag auf die Lauer. Als sich in den Morgenstunden die Straße zu beleben begann, erfchien ein Mann in der Tracht eines Haus- dienere, tat, als ob er auf das Grundstück gehöre und versuchte. die Tür zu dem Pelzwarengeschäst aufzuschließen. Er wurde er- griffen und als ein 44 Jahre aller Mendel Lewin von den benoch- richtigten Beamten der Dienststelle B. 5 s estgestellt, der den Kon- fektionseinbruch gewerbsmäßig betreibt. Ein Auto, das auf dem Spittelmarkt hielt, ohne Zweifel mit den Komplicen Lewins, fuhr rasch davon, als derHausdiener" mit den Pelzsäcken ausblieb. Die Dienststelle B. 5 aber wußte ohnehin schon, mit wem Lewin zu- sammenarbeitete. Sie hatte ihn und sein« Kolonne schon länger beobachtet, sie aber noch nicht überführen können Die beiden Helfershelfer des Ertappten, ein 56 Jahre alter Max Schmidt mtt dem SpitznamenMillionenmaxe" und ein 52 Jahr« alter Arthur Dircks, wurden gestern ermittelt und ebenfalls fest- nommen. Alle drei leugnen den Einbruch, wurden aber von ver- schiedenen Zeugen wieder erkannt als die Männer, die sich ver- dächtig in der Gegend aufgehalten haben. Lewin behauptet, er habe keine Beute holen, sondern nur eine Gelegenheit zum Ein- bruchausbaldowern" wollen. Zu diesem Zwecke habe er sich in den frühen Morgenstunden bereits auf zehn Grundstücken der Gegend umgesehen. Alle drei wurden dem Untersuchungsrichter vor- geführt._
Das Volksfest des ReichSbmmers. Für dos Volksfest, das das Reichsbanner am Sonntag nach- mittag ab 3 Uhr als Abschluß seiner Berliner   Werbewochc in der neuen Funkhalle am Kaiserdamm veranstaltet, steht jetzt das Programm fest: eine Reihe führender republikanischer Persönlich- leiten hat bereits sein Erscheinen zugesagt. Ferner sind Vor- führungen der Sport- und Turnriegen des Reichs- banners sowie des Rhöprades vorgesehen, das bekannte Berliner   Ulktrio wird seine humorvollen Darbietungen zum Vortrag bringen, Alfred Beierle   hat gleichfalls seine Mitwirkung zugesagt. Zwei Kapellen werden die Vorführungen durch Konzertstücke begleiten und auch zum Tanz aufspielen. Der billige Eintrittspreis (99 Pf. im Vorverkauf) wird es allen Republikanern ermöglichen. an diesem Fest teilzunehmen.
Für die Republik  ! Der Kreisoerein Kreuzberg des Reichsbanners setzte gestern seine Werbearbeit fort. Ein gut gelungener Umzug mtt Fackeln durch den Süden seines Bezirks und eine Schlußkundgcbung am Halleschen Tor, wo Kamerad Perls zu den Versammellen sprach, brachte eine Reihe neuer Mitglieder. Auch die K r« i s o e r e i n e Mitte und Schöneberg   veranstalteten im Bereiche ihres Be- zirks Werbeumzüge, die einen guten Besuch auswiesen. Der Kreis- verein Tiergarten hat nach einem Fackelzug und einer Kundgebung, in der Kamerad Franz v. Putttamer sprach, eine sehr wirkungsvolle Propagandafahrt derRadfahrerabteilung veranstaltet. 69 Kameraden fuhren mit festlich geschmückten Rädern durch die Straßen des Bezirks: Werbeplakate und Fahnen an ihre» Rädern warben für das Reichsbanner. Diese eigenartige Propaganda fand beifällige Aufnahme im Publikum. Im Nordosten Berlins  , im Bezirk Prenzlauer Berg  , traten am Mittwoch abend 399 Reichsbannerkameraden mtt ihrer Kapell« zu
einem Fackelzug zusammen. Die.Rot-Front  "-Leute der KPD  . hatten es auf eine Störung des Werbeumzuges abgesehen und traten mit ihrem Anhang in ziemlicher Stärke schon am Sammelplatz Born- holmer Straße. Ecke Schönhauser Allee  , mit ihren Plakaten und Transparenten auf. Obwohl die Reichsbanner- Ausschnsien sich gegen die Stahlhelmer richteten, nahmRot Front  " in provo- katorischer Weis« die Front gegen das Reichsbanner. Der Schupo gelang es jedoch, die Störenfrieoc in respektvoller Entfernung neben dem Reichsbannerzug zu halten, den sie aus dem zweistündigen Marsch bis zum Schluß begleiteten, um dann über die ein.zelnen heimkehrenden Reichsbannerkameradschaften mit großem Geschrei. herzufallen und mit Steinen zu wersen. Einige der Front- Helden mußten auf dem Lastauto der Schupo mitfahren. Obwohl die Reichsbannerkundgebung im allgemeinen einen recht würdigen Verlauf nahm, ist es dennoch bedauerlich, daß die kommunistische Garde nichts besseres zu tun weiß, als eine Reichsbaimerveranstitti, tung zu beeinträchtigen zu suchen.
Immer wieder Kommunisten Überfälle!
Am Frettog abend fand im Kleinen Tiergarten ein Platz- konzert des Reichsbonners statt, dem einige hundert Personen, darunter auch eine Anzahl von Anhängern des Roten- Front-Kämpferbundes beiwohnten. Nach Beendigung des Konzertes rückten die Mitglieder des Reichsbanners geschlossen ab. Ein bisher unbekannt gebliebener Reichsbannermann, der sich dem Zuge nicht angeschlossen hatte, wurde in der Straße Alt-Moabit von drei Roten-Front- Kämpfern überfallen und mißhandelt.. Einer der Täter, der 16jährige Arbeiter F r i tz K i tz e. r o w aus der Lübecker Straße 16, konnte festgenommen und der Abteilung I. A. des Polizeipräsidiums zugeführt werden. An der Ecke der Turm- und Wilhelmshavener Straße wurde in der ver» gangenen Nacht gegen 12 llhr der Schuhmacher Otto Ueberfeher au« der Badenser Straße von mehreren Kommuni st en über- fallen und derart mißhandelt, daß er in das Krankenhaus Moabit gebracht werden mußte. Einer der Täter, der 29jShrige Kutscher Friedrich Perske aus der Stephanstraße, der Mitglied des Roten-Front-Kämpferbundes ist, wurde festge- nommen und ebenfalls der Abteilung l. A. überwiesen.
Explosion eines Leimofens. Eine folgenschwere Explosion ereignet« sich heut« vormittag kurz vor 9 Uhr im Norden Berlins  , in den Tischlerwerkstätten der Firma Pfützner, Gartenstraße 52. Hierbei wurde ein Lehrling lebensgefährlich und zwei Tischlergesellen durch Brandwunden verletzt. Wie üblich, war morgens unmittelbar nach Arbeitsantritt der Leimofen angeheizt worden. Gegen 9 Uhr erfolgte plötzlich unter lautem Krachen eine Explosion, die den Leimofen in viele S'ücke auseinandersprengte. Gleichzeitig schoß eine große Stichflamme her- vor. Drei gerade in dem Raum Beschäftigte konnten sich leider nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der 17jährige Lehrling Hans Rempuschewski aus der Hochstraße 19 erlitt schwere Brandwunden am ganzen Körper. R. wurde in das naheliegende Lazaruskrankenhaus geschafft, wo«r sehr bedenklich daniederliegt. Der 18jährige Tischler W i l l i K u p a t aus der Neuen Hochstraße 37 zog sich Brandwunden am Rücken und im Gesicht zu. Der 35jährige Tischler Willi G r a e tz aus der Kaminstr. 1 erlitt Brandwunden an der Brust und im Gesicht. Die beiden Letztgenannten wurden zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo ihnen Notoerbände angelegt wurden. Die Feuerwehr, die herbeigerufen wurde, löschte den Brand. der sich auf die ganze Tischlerei auszubreiten drohte, in kurzer Zeit..------ Sofort angepellte Untersuchungen über die Ursache der Explosion haben ergeben, daß vermutlich durch größere K e s s e l ft-F i n-lnizm», ansätze in den Röhren die Explosion hervorgerufen wurde.
Stilke und fein Friderieus. Die Berliner   Verlagsbuchhandlung F. Stilke hat bekanntlich ein« Art Monopol für den Bahnhofsbuchhandcl. Sie hat ihre Stände auf allen Berliner   Bahnhöfen der Reichsbahn und auch der Unter- grundbohn. Andere Buchhändler dürfen infolgedessen auf den Bahn- Höfen und Bahnsteigen nicht oerkaufen. Herr Stilke scheint nun ab«r eine besondere Vorliebe für völkische und deutschnationale Zettungen zu haben, und in herzlicher Liebe scheint«r(oder etwa nur die Berkäuser?) der ZeitschristFridericus" zugetan zu sein. Die wird, wie auch dieWahrheit", fast überall so hingehängt, daß sie niemand übersehen kann. Bei Stilke ist man aber auch besonders allem be- druckten Papier zugetan, das aus dem Hause Scherl kommt. Nicht genug damtt, legt man bei Stilke auch mit der Firma Scherl bemalte Reklameeisenstäb« aus. Der nächtlicheTag" findet hin- gebend« Pflege bei Stilke. Manche Stände sind gewissermaßen mit diesem Papier tapeziert. Hingegen ist die einzige republikanische illustrierte Zeitschrift, dieI l l ust r i e r t e Reichsbanner- z e i t u n g", das Stiefkind und Aschenputtel des Herrn Stilke(oder etwa seiner Verkäufer?). Selbst eine kommunistische illustrierte Arbeiterzeitung findet man immer noch besser plaziert. Das alles kann doch kein Zufall sein. Und wenn Herr Stilke es meinen sollte, so möchten wir doch di« anderen Vertragspartner, die Reichs- bahndirektion und die Untergrundbahndirektion, bitten, dafür zu sorgen, daß Herr Stilke denFridericus", dieWahrheit", den Tag" und ähnliche deutschnationale und völkische Druckerzeugnisse nicht einseitig fördert. Di« Zurücksetzung der republikanischen und sozialistischen Presse muß aufhören, und zwar bald!
.Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrist, und .Der Sindersreuno" liegen der heutigen Postauflage bei.
furchtbares familienüräma in Noröböhmen Ein Vater schlachtet seine Kinder und erhangt sich dann.
Vihmisch-Letpa, 26. November.(Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag dieser Woche spielt« sich in der nordböhmischen Gemeinde G ra b« r bei Böhmisch-Leipa  «in fürchterliches Drama ab. In einem Anfall« von Wut und Sinnesverwirrmig Hot der 49 Jahr« alte früher« Eisenbahner Franz Mayer seine sieben Jahr« alt« Tochter und seinen zweijährigen Knaben mit einem langen Messer regelrecht geschlachtet, indem er den Kindern den Unterleib ausschnitt. Darauf erhängte sich der Unhold. Bor acht Tagen hatte ihn sein« Frau verlassen und sie wollte ihm jetzt auch die beiden Kinder nehmen. Der Gatt« aber droht« ihr und erklärte, wenn sie nicht zurückkehre, werde er die Kinder abschlachten. Er zeigte ihr die bereit liegenden beiden großen Küchenmesser, mit denen er tatsächlich di« fürchterliche Tat ausführte.
Grauenhafte Bluttat einer Mutter. In Brackwede   wollte eine Frau ihre elfjährige Tochter in einem plötzlichen Anfall geistiger Umnachtung erdrosseln. Auf die flehent- lichen Bttten des Kindes lleß die Mutter es jsdoch laufen. Dann erdrosselte sie ihre siebenjährige Tochter und ihren 1)4jährlgen Sohn und nahm sich schließlich selbst das Leben.
wieder ein Tornado in Amerika  . Der nördliche Teil des Staates Arkansas   ist von einem Tornado heimgesucht worden. Es wurden über 39 Personen getötet, 59 verletzt und zahlreiche Gebäude zerstört. Vier Personen werden noch vermißt.
ver Aieusch und seine Ernährung. Ein Lichtbildvortrog de« Münchener  VoUSwirtschaftiers Nudolf J ch i e tz o I d. der unentgeltlich beute. Freitag, den 2S. November, abend« 8 Ubr, in Kliem« Feitfölen, Hasenheide,� statt- findet, will zeigen, wie man auch mit billigsten Rohstoffen unter möglichst r-Moser richtiger Au«nützung ihres Rährgehaltes jchmackhaste, vollwertig« .OuaUtättlüche" bieten kann.