Einzelbild herunterladen
 

werden. Aber eine andere Möglichkeit ist gegeben: Entwicklung durch Siedlung. Für die im Norden Berlins   beschäftigte Arbeiterbevölke­rung könnte Bernau   als Jungbrunnen wirken. Reiche Villenleute bevorzugen den Westen oder die südlichen Wasserläufe, das kleine

Eigenheim ist nicht nach ihrem Geschmack. Ein Plan, Siedlungsland zu beschaffen, besteht darin, daß Bernau   das der Stadt Berlin   ge­hörige nahe Gut Schmetzdorf erhält und dafür einen entsprechenden Teil seines 8500 Morgen großen Waldbefizes abgibt. Wird dann die Kanalisation noch durchgeführt, so liegt die Annahme nahe, daß es an Siedlungsluftigen nicht fehlen wird. In der schnellen Ver­bindung mit Berlin   liegt zudem noch ein weiterer starter Trumpf, der bei der noch immer vorhandenen Unsicherheit, welche Vorort­ſtrecken elektrisch betrieben werden sollen, auf längere Zeit seinen

Wert behalten wird.

Ein Hüter seiner Rechte".

am

=

Der Reichsbannerkranz in Teupih. Auf dem Friedhof der Landesanstalt Teupi hatte die Teupizer Reichsbanner- Ortsgruppe 1. August, in Erinnerung an den Kriegsausbruch von 1914, zur Ausschmückung der Kriegergräber einen Kranz in den Reichs farben Schwarz rotgold niedergelegt. Der Anstalts direktor Woernlein ließ den Kranz herunternehmen, aber die Reichsbanner- Ortsgruppe wandte sich mit einer Beschwerde an den preußischen Minister des Innern und bat ihn, den Herrn Direktor über die Unzulässigkeit seines Eingriffes zu belehren. Das ist inzwischen geschehen, und Direktor Woernlein hat jetzt selber die Reichsbanner- Ortsgruppe von der ihm durch den minister erteilten Lettion in Kenntnis gesetzt. Der Brief, mit dem er bas getan hat, verdient, weiteren Kreisen bekannt zu werden. Direktor Woernlein hat dem Vorsitzenden der Teupiger Reichsbanner- Orts­gruppe geschrieben:

-

Am 1. August d. J. legte die hiesige Reichsbannergruppe ohne mein Borwissen einen Kranz nieder auf den Helden gräbern des Anstalt sfriedhofes, obwohl ihr befannt war, daß dazu die Zustimmung des verantwortlichen Anstaltsleiters erforderlich war. Ich mußte in diesem Vorgehen der Reichs­bannergruppe eine bewußte Berlegung meiner Rechte erblicken muß doch auch jeder Eigentümer Herr auf seinem Hofe bleiben und ließ den Kranz am nächsten Morgen, nachdem mir diese Tat­fache gemeldet worden war, entfernen und durch den Anstalts­schlosser Clausen der hiesigen Reichsbannergruppe wieder zur Ber­fügung stellen. Auf die alsbald erfolgten Angriffe gewisser Tages blätter reagierte ich mit feinem Wort. Nun hat der Herr Minister des Innern den Standpunkt vertreten, daß in jener Kranznieder­legung der Teupiter Reichsbannergruppe ein Verstoß gegen die Ordnung nicht zu erbliden fei, und der Herr Minister hat mich durch den Herrn Landesdirektor anweisen laffen, jenen Kranz zwecks Niederlegung fofort freizugeben. Ich bin Beamter und gehorche. Anbei übersende ich Ihnen den fraglichen Kranz gez. Woernlein,

Der Herr Direktor hat also geglaubt, auf dem Anstalts friedhof ebenso err" zu sein, wie ein Grundbefizer auf seinem Sof". Daß ihm ein solches Herrenrecht nicht zusteht, hat er sich jetzt vom Minister sagen lassen müssen. Hätten mir noch die schwarzweißrote Monarchie, dann wäre fein Minister in die Lage gekommen, über diese Herrenrechtsfrage ent­scheiden zu müssen. Denn in einer Monarchie hätte ein An­staltsdirettor den Mut gehabt, Don Krieger. gräbern einen mit den Reichsfarben geschmüdten Rranz wegnehmen zu lassen, weil er, der Herr auf seinem Hofe", nicht vor der Niederlegung um seine Zustimmung ersucht morden war. Der von Direktor Woernlein in seinem Abbittebrief gemachte Zusatz: Ich bin Beamter und gehorde" wirft mie eine Faust in der Tasche. Lassen wir dem Herrn Direktor das Bergnügen. Uns genügt es, zu wissen, daß er feinen Reichs­bannerfranz mehr von einem Kriegergrab zurüdweisen wird. Große Ueberschwemmungen in Wilhelmshagen.

Durch den anhaltenden starten Regen wurden in Wilhelmshagen größere Ueberschwemmungen hervor gerufen. Wilhelmshagen hat teine Kanalisation, nur ein Abflußloch nimmt die Regenmengen auf. Bei längeren Regenperioden müssen die Bewohner regelmäßig eine Ueberschwemmung von nicht unerheblichen Ausmaßen erleben. Besonders in der tiefliegen­den Wilhelmstraße und Frantenbergstraße, sowie mehreren Nebenstraßen fiauten sich gestern wieder große Waffer mengen, an einigen Stellen bis zu einer Höhe von drei Viertel Metern. Die Straßen bilden einen einzigen großen See. Als der Regen gestern vormittag faum merklich nachließ, das Wasser immer höher stieg und die Keller der Häuser zu überfluten drohte, wurden die Köpenider Feuerwehren herbeigerufen, die am Nachmittag mit einer Motorsprize erschienen und mit Hilfe der freiwilligen Wehren bis in die zehnte Abendstunde hinein mit den Absaugearbeiten beschäftigt waren.

Die brennende Bahnsteigtreppe.

Mehrere Löschzüge der Berliner Feuerwehr wurden gestern nachmittag gegen 5 Uhr nach dem Bahnhof Reinidendorf Schönholz an der Oranienburger   Borortstrede gerufen. An der Stromschiene der elektrisch betriebenen Vorortbahn wurden in den Nadymittagsstunden notwendige Reparaturarbeiten ausgeführt. Blög lich fiel ein Rabel auf das Dach der Bahnhofstreppe, die von der Fahrkartenverkaufshalle zum Bahnsteig führt. 3m gleichen Augenblick stand die ganze Eisentonstruktion unter Strom. Große Flammengarben schossen hervor. Durch die gewaltige Higeentwicklung schmolz das Drahtglasdach und die Eisenteile begannen zu glühen. Das Feuer zerstörte mehrere Bleirohre und ein Wafferleitungsrohr. Das Zuflußrohr zum Bahnhof als Abzweig, vom Hauptwasserrohr plagte und ein starter Wasserstrahl schoß aus dem Straßenpflaster hervor, Erdreich und Steine wurden mehrere Meter weit fortgeschleudert. Die Bahnhofs= halle und der Straßenabschnitt vor dem Bahnhof waren völlig über­fchwemmt. Unter größten Borsichtsmaßnahmen wurde das Kabel Dom Dach   entfernt und das Wasserleitungsrohr bis zur Behebung des Schadens abgesperrt. Glücklicherweise sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Das Kolonialproblem.

Die Liga gegen foloniale Unterdrüdung" unb die Arbeitsgemeinschaft entschiedener Republi: faner" hatten für Dienstag in den Sturmfaal, Botsdamer Straße, zu einem Diskussionsabend über das Kolonialproblem ein­geladen, der froß vielerlei Reben faum Positives brachte. Dr. Corbach wandte sich gegen eine deutsche   Kolonialpolitit. Rein fachlich schon müsse man gegen den Kolonialimperialis mus gewiffer Gruppen potieren, da England und Amerika   aus Gründen des Selbfterhaltungstriebs uns in dieser Frage faum Ronzessionen machen würden. Herr Weber von den entschiedenen Republikanern wandte sich gegen die starte foloniale Propaganda und bezeichnete die Unterhaltungskosten einer tolonialen Truppe für höher als die möglichen materiellen Vorteile. Nachdem ein Herr Darnat für foloniale Betätigung gesprochen, und Dr. Buß mann vom Friedensbund der Kriegsteilnehmer sich aus weltan­schaulichen Gründen gegen Kolonialpolitik gewandt hatte, sprach ein Herr vom Kolonialbund, der der Ansicht ist, daß jede Nation im nationalen Egoismus verharren werde und forderte koloniale Be tätigung. 1. a. sprach sich noch der alte Ledebour sehr temperament Doll gegen fofoniale Expenfionspläne aus. Die Aussprache foll fort. gelegt merben.

Das Martyrium einer Frau.

Der Fußtritt als Dank.

Ein brutaler Ehemann stand in der Persen des Maschinenbauers Kart Späth vor dem Schwurgericht III unter der Anschuldigung, durch einen Fußtritt den Tod seiner schwer herzleidenden Ehe­frau Anna verursacht zu haben. Die Anflage lautete auf gefähr liche Rörperverlegung mit tödlichem Ausgang.

Die an den Folgen des verhängnisvollen Fußtrittes verschiedene Ehefrau scheint ein wahres Ehemartyrium durchgemacht zu haben. Nachbarsleute hörten cft in der Späthschen Wohnung den Schall von Schlägen und die Schmerzensschreie der armen bas Borleben, denn er war schon einmal wegen gefährlicher Frau. Für den brutalen Charakter des Angeklagten sprach auch Körperverlegung mit 9 Monaten Gefängnis bestraft worden, weil er Radfahrer, die ihm nicht genügend aus dem Weg gebogen waren, beschossen hatte. Auch wegen schweren Dieb­sta hIs ist er schon vorbestraft. Am 8. März war Späth nach einer ausgedehnten Becherei schwer angetrunken nach Hause gefommen und hatte sich sogleich aufs Bett geworfen. Die Ehefrau machte ihm Borhaltungen, daß er die Nachtschicht versäumen würde. Sie brachte ihm zur Ermunterung eine Tasse Kaffee ans Bett. Als Dant für die Liebestat versetzte der Rohling ihr einen Fußtritt gegen den Bauch. Laut ausschreiend flappte die Bedauerns. werte wie ein Taschenmesser zusammen und rief nach einem Arzt. In roher Weise riß der Mann ihr die Bluse auf und versuchte, sie zu massieren. Mühsam schleppte sie sich nach der Nachbarwehnung, um dort zu bitten ihr einen Arzt zu holen. Der Rohling fam ihr nach und riß sie mit den Worten das ist alles Theater" in seine Wohnung zurück. Hier sank die Frau zu Boden. Er versuchte, sie noch ins Bett zu schleppen, als es ihm aber nicht gelang, ließ er fie auf der Erde liegen. Dann sette er sich auf einen Stuhl neben sie und sagte mit größter Gemütsruhe:" Du A..., Derrecken mußt du, man sollte dich vier Treppen runterschmeißen."" Eine mit leidige Nachbarin legte der Sterbenden Kissen unter und auf diesem Lager verschied Frau Späth. Nach dem Gutachten von Professor Dr. Strauch steht der Fußtritt in die Bauchgegend in ursächlichem Zusammenhang mit dem nachfolgenden Tod. Ein an derer Sachverständiger sprach sich nicht ganz so bestimmt über den Busammenhang zwischen dem Fußtritt und dem Tod aus. Der Staatsanwalt beantragte 6 Jahre Zuchthaus. Der Verteidiger bat um mildernde Umstände, da der Tod der Frau auf einen unglücklichen Zufall zurückzuführen sei und die Verlegung nicht in der Willensrichtung des Angetrunkenen gelegen habe. Das Schwurgericht bejahte, daß der Angeklagte den Tod seiner Frau verursacht habe, billigte ihm jedoch wegen seiner Angetrunkenheit mildernde Umstände zu. Mit Rücksicht auf die bewiesene Roh heit wurde jedoch auf vier Jahre Gefängnis bei sofortiger Berhaftung erkannt.

ein ruheftörender Lärm.

Im Hinblick auf die bis 3 Uhr perlängerte allgemeine Polizei stunde hat der Polizeipräsident die ihm unterstellten Beamten dars auf hingewiesen, daß Beschwerden über die Störung der Nachtruhe infolge des langen Offenhaltens der Lokale mit größter Sorgfalt nachzugehen ist. Jedenfalls darf nach 11 Uhr abends larmendes Treiben in einer Schantstätte oder vor einer Schantstätte nicht geduldet werden, wenn Nachtruhe und Gesundheit der im gleichen Hause oder in der Nachbarschaft wohnenden Personen dadurch gefährdet werden. Das gilt insbes

WINKEL

fondere auch für die Störungen, die durch den Aufenthalt wartender Fahrzeuge, ihr An- und Abfahren und überflüssiges Signalgeben verursacht werden. Jeder Einzelfall soll eingehend geprüft werden, und wenn sich mildere Maßnahmen als unzureichend oder fruchtlos erweisen, wird in schweren Fällen bis zur Herabsetzung der Polizei­stunde geschritten werden.

Ein Halsabschneider.

Der Zeuge als Angeklagter.

Unter der Anklage des Betruges in mehreren Fällen und Pfand­bruches hatte sich die Kistenfabrikantin Frau Frieda H. aus Berlin  betrieb seit dem Jahre 1921 in Neukölln eine Ristenfabrik und geriet vor dem großen Schöffengericht in Neukölln zu verantworten. Frau H. in der schwierigen Geschäftszeit 1924-25 in Zahlungsschwierigkeiten.

Ein Holzhändler M. erbot sich, ihr Geld vorzustrecken, wofür sie ihm einen Teil ihrer Maschinen übereignete. Als sie später Auf­träge annehmen konnte, schoß er ihr Geld und Ware vor gegen Beffion der eingehenden Beträge. Sie übernahm die vertragliche Verpflichtung, die eingehenden Summen fofort an M. abzuführen, verbrauchte aber einige Beträge trotzdem für sich. Außerdem hatte fie einem anderen Holzhändler einen Geschäftswagen verpfändet, der vorher schon M. übereignet worden war. Einen gepfändeten Jbach­Flügel verkaufte sie, führte das Geld aber nicht ab, sondern ver­wandte es für rüdständige Lohnzahlungen. Die Be weisaufnahme ergab, daß die moralische Schuld dieser Vorfälle den Beugen trifft, der durch geschickte Verträge nach und nach die ganze cbrit in feinen Befig gebracht hatte. Der Staatsanwalt führte aus, daß die Angeklagte eine sehr anständige Geschäftsfrau war, der durch die geschickten Manipulationen des M. nach und nach der Strick um den Hals gelegt wurde. Der geriebene Geschäftsmann, der ein Halsabschneider sei, habe sie vollkommen ruiniert. Betrug fei nur in einem Falle erwiesen. Er beantragte deswegen 100 m. Geldstrafe oder 10 Tage Gefängnis. Die Verteidigung fügte era gänzend hinzu, daß ein frasser Fall von Ausbeutung einer um ihre Existenz schwer fämpfenden Frau vorliege und bat um milde Bea ftrafung. Das Gericht sprach die Angeklagte in den Betrugsfällen frei und hielt nur den Pfandbruch für erwiesen, weswegen 50 m. Geldstrafe verhängt wurden. Der Vorsitzende betonte in der Urteilsbegründung, daß durch die Verhandlung der Anschein erwedt worden sei, als ob nicht Frau H., sondern der Holzhändler M. Angeklagter wäre. Das Gericht rücke von der Charakterisierung des Zeugen durch den Staatsanwalt und der Verteidigung zwar ab, müsse aber berücksichtigen, daß durch das rigorose und nicht erfreuliche Ver­halten des M. die Angeklagte vollständig ruiniert worden sei.

Eine Ehrung Ferdinand Ewalds.

Zu Ehren des 80jährigen Genossen Ferdinand Ewald hatte der 3. Kreis( Wedding  ) zu einer schlichten Geburtstagsfeier im Schiller- Lyzeum, Pantstraße, eingeladen. Bahlreiche Parteimitglieder waren der Einladung gefolgt. l. a. jah man auch Vertreter des Parteivorstandes und des Bezirfsvorstandes. Rammermusit und Vorträge des Meineckeschen Männerchors verschönten die Feier. Die Wünsche der Jugend brachte Jugendgenoffin Brolat in einem Brolog zum Ausdrud. Sie überreichte dem Geburtstagsfinde einen Strauß roter Nelken, die Genossen Frank und Leid gaben einen furzen Abriß von Ewalds Leben und seinen Berdiensten um die Arbeiterbewegung. Sie sprechen von der Mühseligkeit, die die Partei­arbeit damals mit sich brachte und bringt. Adolf Braun   über­brachte die Grüße des Parteivorstandes, der Fraktionen und des Vorwärts". Ewald ist einer der menigen, sagte Braun, die noch Lassalles Birten erlebt haben. Auch die Genoffen des Rreifes Jüterbog- 2udenwalde hatten den Jubilar nicht vergessen. Genosse Andree Ludenwalde überbrachte Grüße. Begrüßungen waren weiter eingegangen vom Reichstagspräsidenten Löbe, vom Oberbürgermeister B. Genoffe Ewald dankte für die Ehrungen. Er habe noch den einen Wunsch, noch zu erleben, daß die gesamte Arbeiterschaft geeint ist und daß die Higtöpfe einsehen, daß man nicht mit dem Kopf durch die Wand fönne.

=

Bom Sonnabend, den 27. November, bis Montag, den 6. Dezember 1926, veranstaltet die Konsumgenossenschaft Berlin   und Umgegend in den Gesamträumen des Berliner  Gewertschaftshauses, Engelufer 24/25, eine Werbeschau. Diese Ausstellung wird den Besuchern ein anschauliches Bild der fich in starkem Aufstieg befindlichen Leistungsfähigkeit der größten Berbraucherorganisation Deutschlands   bieten. Neben Lebens- und Genußmitteln, unter denen die Erzeugnisse der eigenen und der GEG.- Betrieb einen bevorzugten Plaz einnehmen, werden Haus­halts- und Wirtschaftsartikel, Wäsche, Stoffe, Bekleidungsgegenstände aller Art für Männer und Frauen den Augen des Besuchers in geschmackvoller Zusammenstellung und in reichster Auswahl geboten werden. Starte Beachtung werden zweifellos die an jedem Aus­ftellungstage sich mehrmals wiederholenden Modevorführun gen finden. Die Werbeschau wird von 1 Uhr nachmittags bis 10 Uhr abends geöffnet sein. Eintrittskarten zum Preise von 25 Pf. find in den 245 Abgabestellen der Genossenschaft sowie am Eingang zu den Ausstellungsräumen erhältlich. Der arbeitenden Bevölkerung Berlins   jei empfohlen, die Werbeschau zu besuchen; im Interesse der Weiterentwicklung genossenschaftlicher Wirtschaft ist ihr ein voller Erfolg zu wünschen.

Die Ueberraschung des Abends bildet Bruno Seibler. Winkler, der nach Leo Blech   das dritte Beethoven  - Konzert Konsumgenossenschaftliche Werbeschan. dirigiert. Ist Blech als Sinfonifer auch eine problematische Er­scheinung, so hat er Format genug, um troß seiner im Grunde un beteiligten, fühlen Haltung und seiner manchmal sonderbaren Be­handlung der Tempi Beethoven   durchaus gerecht zu werden, anders Seidler- Winkler  , ein verdienstvoller und zuverlässiger Dirigent, der weder in der Oper noch im Konzert versagt, aber wenig Eigenes bringt. Barum dirigiert er die Eroita? Der erste Satz bleibt farb los, aber schon der Einsatz des Trauermarsches überrascht durch den vollen und gut abgetönten Klang der Instrumente, und dann erliegt Seidler- Winkler nicht der Gefahr, das Tempo zu verschleppen, im Gegenteil, er spielt gestrafft und start, allerdings enttäuscht dar­auf das Finale, das etwas schablonenmäßig behandelt und nicht genügend gesteigert wird. Michael von 3 adora spielt das Klavier. fonzert in G- Dur falt und glitzernd, technisch außerordentlich, aber es fehlt Seele, Ergriffenheit. Man bleibt von diesem Brillant­feuerwerk unberührt. Und trotzdem Seidler- Wintler fich als guter Beethoven  - Dirigent erweist, wäre es angebracht, daß die Funtstunde für diesen Byflus, der dem Gedenten Beethovens dient, einen großen Dirigenten gewinnt, vor allem aber einen Dirigenten, der fämtliche Konzerte leitet und damit eine einheitliche Form inne hält. Zu bemerken ist noch, daß eine Einleitung zu einem Werf auch eine fritische Würdigung enthalten muß und nicht in eine völlig fritiflose Berhimmelung entgleift, wie es bei der Einführung zu der Linkeschen Operette geschieht.

Das Rundfunkprogramm. Sonnabend, den 27. November.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

12.30 Uhr nachm.: Die Viertelstunde für den Landwirt.

4 Uhr nachm.: Professor C. Fries: Zur Geschichte des Thermo­meters( Anläßlich des 225. Geburtstages des schwedischen Astronomen Celsius). 4.30 Uhr nachm.: Eine halbe Stunde bei Max Ehrlich  . 5-6 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Berliner  Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpanowski. An­schließend: Ratschläge fürs Haus. Theater- und Filmdienst. 6.15 Uhr abends: Direktor Dr. Robert Kauffmann: Die Teil­zahlungsorganisation der Bewag"( Elektrissima).( Werbevortrag der Berl. Städtischen Elektrizitätswerke A.-G.). 6.30 Uhr abends: 7.05 Uhr abends: Rechtsanwalt Dr. Th. Tichauer: Vortragsreihe Medizinisch- hygienische Plauderei( San- Rat Dr. Paul Frank). Wirkungsgebiete des Völkerbundes"( Der Völkerbund   und die internationale Verwaltung). 730 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule ( Bildungskurse). Abteilung Philosophie. Dr. Alfr. Beyer:" Lebens­tüchtigkeit und Lebenserfolg"( Das Leben als Reaktion). 7.55 Uhr abends: Gustav Hochstetter  : Heiteres vom Tage". 8.30 Uhr abends: Sendespiele. Frau Luna  ", Operette in vier Teilen von Bolten­Bäckers. Musik von Paul Lincke  ( geb. 7. 11. 1866). Dirigent: Der Komponist. Leitung: Cornelis Bronsgeest  . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage. Wetter­dienst. Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. 10.30-12.30 Uhr abends: Tanzmusik( Tanzorchester Etté). Königswusterhausen, Sonnabend, den 27. November.

3-3.30 Uhr nachm.: Prof. Dr. Amsel, Ober- Schullehrer Wester­ mann  : Einheitskurzschrift. 3 30-4 Uhr nachm.: Postrat Behrend:

Esperanto. 4-4 30 Uhr nachm.: Prof. Otto Dannenberg: Berufs­kunde: Kunstgewerbliche Berufe. 4.30-5 Uhr nachm.: Das Neueste aus der pädagogischen Zeitschriftenliteratur. 5-5.30 Uhr nachm.: Dr. A. Dietrich: Rudolf Eucken  . Der Mensch und sein Werk. 5.30-6 Uhr abends: Dr. Korrach: Hygiene und Arbeiterfamilie. 6-6.30 Uhr abends: Dr.- Ing. A. Schroeder: Der Dieselmotor und seine Anwendung. 6.30-7 Uhr abends: Professor Dr. Oppermann: Beiträge zur Organtherapie in der Veterinärmedizin. 7-7.30 Uhr abends: Dr. Mersmann: Die deutsche Oper von Mozart   bis Schreker  . 7.30-8 Uhr abends: Geh. Reg.- Rat Prof. Dr. Waetzoldt: Das Wesen der deutschen   Kunst. Ab 8 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin  .

Berliner   Milchlieferungsgesellschaff. Aus Anlaß ihres 10jährigen Bestehens lud die Milchlieferungsgesellschaft zu einer Besichtigung ihrer Betriebe 3 wingliftr. 30 und Anflamer Str. 29 ein. Dieses Milchversorgungsunternehmen bringt täglid; 500 000--700 000 Liter Milch in den Berliner   Verkehr. Die Gesellschaft vereinigt sechs Molkereibetriebe und unterhält außerdem mit einer Reihe anderer Betriebe Arbeitsgemeinschaft. Der Betrieb besigt 649 Angestellte und Arbeiter und ungefähr 430 Transportfuhrwerte. Die einge­lieferte Milch wird in den verschiedenen Meiereibetrieben streng nach den gesetzlichen und wissenschaftlichen Vorschriften behandelt, in chemischen Laboratorium untersucht und dann den Kleinhandels. geschäften zugeführt.

3m Kabarett der Komifer gibt es eine fleine Operette von Morgan und Robitsched Blume von hawai" mit Musik von Walter Kollo  , sehr hübschen Bühnenbildern von Kochan und den ebenfo lustige wie schmalzige Sache. Natürlich sind ein paar muntere anderen Prominenten dieser Bühne als Darsteller. Es ist eine Scherze da, natürlich find's Siegfried Arno   und Morgan, die sie sich leisten. Sobald es anfängt lyrisch zu werden, wird es ganz fomisch und die Musik Kollos unterstreicht diese faden Dinge noch träftig, damit wenigstens ein Klavierauszug daraus wird. Aus dem übrigen Programm zu erwähnen wäre Hermann Balentin, der sich aktuell und amüsant zu geben versteht.

Die foziale Million Peter Rofeggers". Ueber dieses Thema spricht Bert Dr. med. Leibbrand im Auftrage der Vereinigung der Freunde von Religion und Völkerfrieden am Sonnabend, den 27. November 1926, pünktlich 8 Uhr abends, im Zeichentaal der Gemeindeschule 1, Berlins  Stegliz  , Ningitr. 54/55, Hofeingang 3. Stod. Gäste sind herzlich willkommen.

Freireligiöse Gemeinde. Sonntag bormittag 11 Uhr, Bappelallee 15, Bort ag des Herrn Dr. M. Brie: Stail Rome, der Meister der Ballade. Harmonium:" Tom der Reimer"( Löwe). Gäste willkommen.

Ueber Hygiene und Arbeiterfamilie spricht Benoffe Dr. med. Rora Beute,( Sonnabend) nachmittag 5.30 Uhr im Rundfunt auf der deutschen  Welle.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterbienststelle für Berlin   und Umgebung. ( Nachdruck verb.) Vormittag noch etwas Regen, später nachlassen der Niederschläge, aber noch trübe und ziemlich fühl Für Deutschland  . An

-

der Dftfee noch starke Binde und ergiebige Regenfälle, östlich der Elbe allenthalben Nachlaffen der Niederschläge, im Besten troden, überall weiter. hin fühl