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Wandlungen ir Abzahlungsgeschäft und Kundenkredit. Seit vor knapp vier Wochen die Diskussion über die Ausdehnung des Abzahlungsgeschäfts durch Einrichtungen zur Gewährung von Kundenkredit die Oesfentlichkeit zu erregen begann, ist eine erfreuliche Klärung und Scheidung der Geister eingetreten. Ueber- raschend schnell haben sich nicht nur die Meinungen über die not- wmdigen Grenzen der sogenannten Konsumsinanzierung geklärt, sondern es ist auch festzustellen, daß die ganze Bewegung und die verfolgten Pläne vernünftige Formen angenommen haben. Gründungen und neue Pläne. Zwar sind inzwischen die größeren Gründungen voll- zogen worden, von denen seinerzeit die Rede war. Neben der Königsb«erger Einrichtung ist die Kaufkredit-A.-G. von Hermann Tietz  in Tätigkeit und dieCitag" des Verbandes der Berliner   Spezial- geschäste sowie die Kundcnkreditgenossenschast des Berliner   Einzel- handc/s sollen ihre praktische Tätigkeit bald aufnehmen. In der Provinz sind auch einige Gründungen erfolgt und derTreumö", der Kreditorganisation des Deutschen Möbelhändlerverbandes, ist jeßt eine umfassende Aktion der Genossenschaftsabteilung der Drcsde- ner Bank gefolgt. Ebenso werden aus einzelnen Städten Grün- düngen von Kundenkreditorganisationen gemeldet, und auch die Berliner   Schneiderinnung hat beraten, ob und wie sie die Kunden- kreditgewährung für das Schneiderhandwcrk Grotz-Berlins fruchtbar machen kann. Die Bewegung ist also praktisch geworden und hat auch größere Formen angenommen. Warnungen und widerstände. Aber auch der Widerstand gegen die Bewegung war außerordentlich lebendig. Und das Interessante an diesem Widerstand ist, daß er am stärksten vom Handel s e l b st ausging und dort immer stärker wurde, nicht nur von Käuferkreisen, die eine Gefährdung der Berbraucherschaft in ihr erblickten. Die Haupt- gemeknschaft des deutschen   Einzelhandels, die erst grundsätzlich für die Bewegung war, hat ihr die kalte Schulter gezeigt, der Neichsbund des Textileinzelhandcls hat sich sehr scharf dagegen ausgesprochen, und jetzt ist die überwiegende Mehrheit der Ortsverbände des Tcxtileinzelhandels dem Vorgehen des Reichsbundes gefolgt. In den letzten Tagen brachten die Zei- tungen Berlins   große Inserate bedeutender Einzelhändler und der größten Warenhäuser Berlins  , die auch weiterhin nur nach dem .chelyährten Barzahlungssyste m" verkaufen wollen und jede Form einer sogenannten Konsunuinanzierung verwerfen", weil nur derBarverkauf für billigste Preis st ellung" bürge. Nun darf die Frage sicher nicht auf ein entweder oder abgestellt werden: denn man kann nicht darüber hinwegsehen, daß sich hinter der ganzen Bewegung doch ein sehr ernstes Problem verbirgt. Es ist natürlich begrüßenswert, daß man in Deutschland  nickt kritiklos dem amerikanischen   Beispiel gefolgt ist, über dessen Gefahren der amerikanische  Vorwärts" von Mil- mau k e e am 6. November dieses Jahres folgendes geschrieben hat: .Soll das Abzahlungsgeschäft nicht kurz über lang in einen furchtbaren Engpaß für Unternehmer und Arbeiter, für Kreditgeber und Kreditnehmer führen, dann muß vor allem der Reallohn weiter st eigen. Dos war in den letzten Jahren der Fall, daher die Ausdehnung des Warenverkaufs auf Kredit. Mit dem M e h r v e r d i e n st ist der srüher aufgenommene Warenkredit abgetragen worden... Im anderen Falle aber werden Fabriken, Handelshäuser und Banken ins Stocken und schließlich zum vollständigen S t i l l st a n d kommen. Die dan? weniger verdienenden oder gar arbeitslos gewordenen Raten- zahspr werden außerstande sein, ihre Verpflichtungen zu erfüllen... In hunderttausend Fällen wird indessen Abnehmbares nicht mehr da sein: wodurch sich der Bankrott vom Unternehmer bis zum letzten Kreditgeber laufseucrartig weiterfressen wird. Es wird«inen gefchäftlichen Zusammenbruch geben, wie Amerika  noch keinen gesehen Hot... Jedenfalls ist dies Amerikas  ernsteste Wirtschaftssorge." Sicher wäre die bedenkenlose Ausdehnung des Teilzahlungs- geschästs für alle Waren und die systematische Einräumung von Kundenkredit auch für Deutschland   eine außerordentlich ernste Wirtschaftssorge geworden. Aber es darf doch nicht geleugnet werden, daß für die Befriedigung des Massenbedarfs an lang- lebigen und Arbeit ersparenden Haushaltsmaschinen, an Fahrgeld und Zeit ersparenden Verkehrsmitteln, an Wohnungsein- richtungen und Ausstattungen junger und alter Haushalte, die ihren Gebrauchswert auf Jahre hinaus behalten, auch jetzt in Deutschland  besser gesorgt werden könnte, als es durch das Ratcnsystem bei den alten Äbzahlungsformen geschah. Für die Konsumenten, die ihre Ersparnisse verloren haben, aber sorgfältige Haushalter sind, wäre es gut, wenn sie an die beste und solideste Ware unter günstigen Bedingungen herankönnten. Und auch für den regulären Handel, der in der Regel nicht mehr so viel Kredit gewähren kann wie früher, weil über die Betriebsmittel hinaus wenig Kapital vor- handen ist, wären Einrichtungen vorteilhaft, die ihm mehr Kredit zu gewähren erlauben. Rationalisierung des Abzahlungsgeschäfts. In diese auch volk-wirtschastlich nicht unerwllnlchte Richtung scheint die Konsumfinanzierungsbewegung zum Teil jetzt einzu- münden. Charakteristisch dafür sind die Kreditgemein schas  -
h Emzelhanöel. Die Umstellung der Warenhäuser. t e n von Einzelhändlern, die die Genossenschaftsabteilung der Dresdener Bank zu schaffen versucht. Bon vornherein werden hier alle Waren ausgeschlossen, deren Wert während der Kreditdauer verbraucht würde. Der Kunde erhäll nur vom Händler Kredit, nicht von einer Bank: auch hat der Händler, nicht die Bank, die Raten einzuziehen. Bei der örtlichen Kreditgemeinschast laufen alle Kreditforderungen in der Form von Wechseln zusammen, aus die den Händlern der Gegenwert unter Abzug von Zinsen gezahlt wird. Aus den von ihnen eingezogenen Roten haben die Händler die Wechsel einzulösen. Das ganze Der-« kaufsrisiko, auch der Verkehr mit dem Kunden, liegt also beim Händler. Die Forderungen und Zahlungen aber gehen in einen gemeinsamen Tops, wo sie sich ausgleichen und von wo aus die Kreditgewährung für neue Verkäufe immer wieder stattfinden kann. Das Kapital, das von einer Bank(der Kreditanstalt für Der- kehrsmittel A.-Ä.) zunächst vorgeschossen wird, dient also dazu, die Fähigkeit der Händler zur Kreditgewährung dadurch zu steigern, daß das vorgefchosiene Kapital den Händlern als neues Betriebskapital gemeinsam zur Verfügung steht. Natürlich werden auch hier die Z i n se n und Kosten auf den Käufer ob- gewälzt, aber die jährlichen Kosten können niedriger sein, als bei dem eigentlichen Kundenkredit, weil das Risiko kleiner und die Kontrolle leichter ist. Was hier versucht ist, kann zu einer Ausdehnung des Abzahlungsgeschäfts führen, die volkswirtschaftlich deshalb unbedenklicher ist, weil sie zugleich eine Rationalisierung der Einzel kr editgcwährung und der Warenver- teilung darstellt. Die Konsumfinanzierung ist auf denjenigen Umfang und diejenige Form zurückgeführt, die die BorteUe des Ratenkaufs guter Waren nicht auf kleine Kreise beschränkt, aber dennoch durch die Hastung des Verkäufers die hemmungslose Pumpwirtschaft einschränkt. Vor allem aber wird die Konsum- finanzierung zurückgeführt auf das, was sie in Deutschland   heute nützlich machen kann, auf ein solidarisches Zusammen- wirken der an sich knappen Betriebsmittel der Händler, um die Fähigkest zur Kreditgewährung zu steigern. Natürlich bleibt auch hier jede Absatzsteigerung auf Dauer davon abhängig, daß der Kunde, der mehr kauft, auch mehr verdient. Kiich die Warenhäuser müssen umstellen. Wie sehr die Frage der Konsumfinanzierung nur im Zu- sammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Ab- satzentwicklung betrachtet werden sollte, das zeigen auch die großen Wandlungen, die im Aufbau, der Organisation und den Absatzmethoden der Warenhäuser vor sich gehen. Auch diese stehen vor der Kalamität, daß auf der einen Seite die Kaufkraft der deutschen   Konsumentenmossen bedeutend zurückgegangen und damit auch die Qualität der Nachfrage sich gewaltig verlchoben hat, und daß auf der anderen der Berkaussapparat der Warenhäuser und die bisherige Eindeckung mit Waren, für die heutigen Der- Hältnisse unzweckmäßig ist. Die früher so kaufkräftigen Mittel- schichten, die die Warenhäuser erst zu dem starken Ausbau von Spezialabteilungen geführt und zur Berlegung gerade der größten Warenhäuser in wohlhabendere Stadtviertel oeranlaßt haben, sind großenteils weggefallen. Der einfachere und billigere Massen- bedarf der Arbeiterschaft ist zur Hauptsache ge- worden. Darüber hinaus ist die Konkurrenz um den geschmälerten Absah so groß geworden, daß(auch durch den Modewechsel) die in der Inflation vielfach aufgenommene Eigenproduktion der Waren- Hausgesellschaften unrentabel geworden ist und wieder viel mehr als in den letzten Jahren der Wert auf möglichst massenhaften und möglich st billigen Einkauf gelegt werden muß. So sind für den Einzelhandel der Warenhäuser neue Standorts- und neue Organisationsproblemc entstanden, die erst die vielen Neuerscheinungen und Neuorientie- rungen der Warenhäuser erklärlich machen, die die letzte Zeit gebracht hat. Wenn der Kar st adt- Konzern ausgerechnet in Neukölln ein Rissenwarenhaus errichtet und wenn er. der größte Eigenproduzent unter den Warenhäusern, sich mit 43 Einkaufs- und Bertausshäusern der Firma M. I. Emden   vereinigt und durch die Zusammenarbeit mit der L. Tietz A.- G., Köln  , seine Einkaufsbasis noch verbreitert, so ist das nur der sinnfällige Aus- druck der Schwierigkeiten, die die Wohlstandszerstörungen im Ge- folge der Inflation für die Warenhäuser gebracht haben. Das- selbe gilt für die Zusammenfassung der Einkaufshäuser des Her- mann-Tictz- Konzerns mit denjenigen des besonders in West- deurschland starken M. Co nitzer-Konzerns, die ab 1. Januar in Wirksamkeit trilt. Die Versuche aber, die mit den E i n h e i t s- preisläden mit billigsten Artikeln gemacht werden, sowohl von der Firma L. Tietz A.-G., Köln   und der Karstadt-A.-G., als auch jetzt in Berlin   von dem mächtigen amerikanischen   F. W. W o o l- Worthkonzern, sie zeigen auss deutlichste, daß der Warenhaus- Handel neue Wege suchen muß, um an die veränderte Kaufkraft- und Absatzverhästnisse der Bevölkerung Anschluß zu finden.
Stanü üer lanöwirtschastlichen Erzeugung. Neue Wege des Enquctcausschusscs. Die Untersuchung der landwirtschaftlichen Betriebsformen und Wirtschaftsverhältnisse in einzelnen Kreisen Deutschlands  , die auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung des Unterausschusses für Landwirtschaft stand, ist eine der wichtigsten Fragen, ja vielleicht der Kernpunkt der Agrarcnquete, denn eine Hebung der landwirtschaftlichen Produktivität ist nur dann mit Erfolg möglich, wenn man eine genaue Kenntnis der tatsächlichen landwirtschast- lichen Berhältnisse bis in die kleinsten Bezirke besitzt und mit Hilfe dieses Material» für jedes Gebiet die zur Behebung der angetrofje- nen Mißstände nötigen Maßnahmen zeigen kann. Es ist daher ge- plant, daß an alle Winterschuldirektoren durch Bermitt- lung der Landwirtschaftskammern Fragebogen über den Stand der landwirtschaftlichen Erzeugung und die Jntensitätsverhältnisse versandt werden, eine Untersuchung, von der sich die mit der Bor- bereitung betrauten Enquetemstglieder, Professor Lang, Direktor H o f m a n n und Genosse Dr. B a a d e, den größten Erfolg ver- sprechen. Um den Winterfchuldirektoren die Untersuchung zu erleichtern und um sie auf besonders wichtig erscheinende Fragen hinzuweisen,
wurden vom Ausschuß drei Musterkreise ausgesucht, in denen die oben genannten Herren persönlich mit den betrefsenden Winter- schuldirektoren Untersuchungen anstellen und den Fragebogen be- antworten sollten. Diese Musterbeantwortungen sollen dann mit den Fragebogen versandt werden. Leider liegen die endgültigen Ergebnisse dieser bereits beendeten Untersuchungen noch nicht vor. doch konnte Professor Lang be- richten, daß die Untersuchungen zu außerordentlich aufschlußreichen und wichtigen Ergebnissen geführt haben, Resultate, aus denen sogar die für die betreffenden Bezirke zuständigen Vertreter der Land- wirtschastskammer nach eigener Aussage noch viel Neues gelernt haben. Die Untersuchungen würden daher wesentlich an Zuver- lässigkeit und Genauigkeit verlieren, wenn man, wie dies zwecks Zeit- und Arbeitsersparnis, von einem Mitgliede des Ausschusses empfohlen wurde, nur die Landwirtschaftskammern über die landwirtschaftlichen Berhällnisse ihres Gebiets befragen würde. So wurden z. B. die Unzuverlässigketten der O e d l a n d s- statistik, Abweichungen der tatsächlichen Ernteerträge von den in der amtlichen Statistik angegebenen, außerordentlich große Unter- schiede im Stand der landwirtschaftlichen Bildung, um 50 Pro,. verschieden hohe Milcherträg« im nördlichen und südlichen Teil eines der untersuchten Kreis«, ohne daß in den natürlichen Bedingungen ausreichend« Gründe für dies«
Verschiedenheit vorlagen, und viele andere wichtige Einzelheiten festgestellt. Aus Grund dieser Bearbeitungen wird es möglich sein, Kreise mit ähnlichen Betriebsverhältnissen in größere typische Wirtschafts- gebiete zusammenzufassen und für diese Gebiet« Richtlinien für eine Berbesserung der Produktion aufzustellen. Es ist eine außerordent». lich wichtige Aufgabe der Enquete, die kolossalen Unterschiede in' den landwirtschaftliche» Produktionsverhältnissen einzelner Teile Deutschlands   klar herauszuarbeiten, denn hier eröffnen sich un­geheure bisher nicht ausgenutzte Produttionsmöglichkeiten. Da hier Produktionssteigerung mit Rationalisierung des Betriebs, alio Senkung der Produktionskosten, zusammenfällt, steht eine Produktionssteigerung dieser Art außerhalb der in der Land- Wirtschaft soviel umstrittenen Rentabilitätssroge und wird besondere durch die große mit ihr verbundene Kaüskroftschöpsung der ganzen Volkswirtschaft neue Impulse geben. In der nicht öffentlich festgesetzten Sitzung wurde über die vorbereitende Weltwirtschaftskonferenz in Genk  berichtet._
Ziasverbilligung für den Straßenbau. Amtlich wird mitgeteilt: Nach den Beschlüssen der Reichsregierung wird im Rahmen des Arbeitsbeschaffung sprogramms bekanntlich auch der Straßenbau besonders gefordert. Zu diesem Zweck werden aus Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge Zuschüsse zu den Zinsen gewährt, die Länder und Provinzen für Anleihen zahlen müssen, welche sie zur Verstärkung ihres Straßenbauprogramms aufnehmen. Die gewährte Zinsverbilligung beträgt für das erste Jahr 40 Proz, für das zweite und dritte Jahr je 30 P r o z. Für drei Jahre also insgesamt 400 Proz. Solche Zinsoerbilligun- gen sind bisher für Straßenbauten im Gesamtbetrage von etwa 45 Millionen Mark bewilligt worden, u. a. für die Rhein- prcvinz, die Provinz Niederschlesien  , den Ruhrsiedlungsoerband und das Land Baden  , also für Gebiete, in denen die Arbeitslosigkeit besonders drückend ist. Verhandlungen mit anderen Ländern und Provinze» sind noch im Gange.
Reichsbahn   und Krostwagenkonkucrenz. In der letzten Verwaltungsratssitzung der Reichsbahn wurde über die Konkurrenz der Motorkraftlinien mitgeteilt, daß der Wettbewerb des Kraftwagens der Reichsbahn zurzeit jährlich Güterfrachten im Betrag bis zu 100 Millionen Mark ent- ziehe. Einer weiteren Abwanderung soll durch besser« Abfertigung, schnelle Beförderung und in geeigneten Fällen durch Tariserleichte- rungen entgegengewirkt werden. Aus dieser Msttellung ist leider nicht ersichtlich, ob es sich nur um die private, oder auch um öffent- liche und gemischt-wirtschastliche Krafllinienkonkurrenz handelt, der die Reichsbahngesellschaft bekanntlich beteiligt ist. Der Skromlieferungsvertrag der Stadtbahn genehmig». Ueber die Arbesten für die Elektrisierung der Der. liner Stadtbahn wurde mstgeteilt, daß sie möglichst b«» s ch l« u n i g t weiden sollen. Der Verwaltungsrat hat den S t r o»»» li«ferungsvertrag mit der Bewag(Großkraftwerk Rummels- bürg) und den Elektrowerken, der den zuerst beabsichtigten Bau eine» eigenen Kraftwerkes überflüssig macht, gebilligt. Bis Ende dieses Jahres werden für die Berliner   Projekt« 50 Millionen auf- gewendet sein._
Rationalisierung und Beschäftigung. Ein interessantes, ade»» dings seltenes Beispiel durchgeführter Rationalisierung und daraufhin stark steigender Beschäftigung wird uns von der Hannoverschen Maschinenbau A.-G.(H a n o m a g> berichtet. Die Traktoren- und Autofabrikation der Hannoverschen Firma wird zum größten Teil in Fließarbeit durchgeführt. Im Zusammenhang mit der Wohlfeilheit der hergestellten Produkte und mit der in den letzten Moualen wieder ansteigenden Konjunktur ergab sich dabei für die Hanomag   die Möglichkeit, die Belegschaft ihrer Werke auf 5500 Personen zu erhöhen, nachdem sie vor der Umstellung nur rund 2500 Personen betragen hatte. Nun braucht man darin nicht sofort einen generellen Beweis für die Ar- beitskräfte aufsaugende Wirkung der Rationalisierung zu erblicken. sicher ist aber, daß die Beschäftigung und der Absatz leistungsfähiger Werke bei vernünftiger P r ei s st e l l u n g um so rascher steigt, je gründlicher die Umstellung vorgenommen wird. Bon beson- derem Interesse ist, daß bei der Hanomag   gerode die Zahl q u o l i- fizierter Arbeiter prozentual stärker gesteigert wurde, als es der Vermehrung der Belegschaft im ganzen entsprochen hätte. Die Hanomag hat übrigens kürzlich den e r st e n russi­schen Traktorenauftrag(200 Stück) erhalten, der noch Deutschland   vergeben wurde. Bisher wurden ausschließlich die Fordschen Traktoren bezogen. Großkonzentration in der Hefeindustrie. Ein großer Teil der deutschen   Hefeerzeugung liegt in der Hand weniger Großproduzenten. Unter diesen sind der eng mit Brauereien verbundene Ost werke- tonzern(Schultheih-Patzenhoser) und der besonders in Ostdeutsch­ land   arbeitende Rückforth-Konzern die bedeutendsten. Beide Konzern« beabsichtigen, die zu ihnen gehörenden Hefesabriken zu ver» einigen. Die Vereinigung, die überwiegend kaufmännischen, weniger betrieblick>en Charakter haben wird, soll bei der bedeutendsten Hefe- sabrik des Ostwerkkonzerns, der F. Wulf A.-G. in Werl  , er- folgen. Zu diesem Zweck wird der Generalversammlung dieser Ge- sellschaft die Erhöhung ihres Grundkapitals von Z,K M i l l. auf 16,6 Mill. Mark vorgescklagen. Ein Bezugs- recht der Aktionär« für die neuen Aktien wird ausgeschlossen, weil die Aktien zum Erwerb von verwandten Betrieben und Unter- nehmungen, auch im Weg« der Verschmelzung verwendet werden sollen. Diese Bestimmung macht die Konzentrationsabsicht deutlich. Di« Wulf A.-G., Werl  , wird als Dachgesellschaft der Hefe- interessen der beiden Konzerne fungieren, die in der Zukunft einen entscheidenden Einfluß aus dem Hefemarkt haben werden. Die Rohstahlerzeugung im Oktober. Die deutsche Rohstahlerzeu- gung hat im Monat Oktober eine bemerkenswerte Steige- r u n g erfahren. Der Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller gibt eine Erzeugung in Höhe von 1 174 234 Tonnen an. Sie betrug im September 1926 nur 1 143 578 Tonnen und im Oktober 1925 rund 916 609 Tonnen. Die arbeitstägliche Gewinnung, die im Oktober 1925 nur 33 948 Tonnen betrug und im September 1926 rund 43 984 Tonnen ausmachte, ist im Monat Oktober 1926 aus 45 163 Tonnen gestiegen. Den Hauptteil der Erzeugung stellten Rheinland  und Westfalen   mst 950 606 Tonnen. Die Steigerung gegenüber dem Monat September beträgt im Oktober 2,7 Proz. Die arbeitstägliche Leistung liegt um 12,9 Proz. höher als im Durchschnitt des Jahres 1925. Sie steht allerdings noch um 2,9 Proz. gegenüber dem März 1925, dem Höchststand der Nachkriegsleistung, zurück. An der Frie- denserzeugung gemessen(1913), macht sie jedoch nur 78,5 Proz. aus. Dabei muß berücksichtigt werden, daß den Berechnungen des Vereins Deutscher   Eisen- und Stahlindustrieller der Umfang des e h« m a- ligen Deutschen Reiches zugrunde liegt.