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der Bobtfn an Handelswert nerloren oder gewonnen ha?, . das ist bei Eintritt eines Umlegungsverfahrens zu berück­sichtigen. Diesen Bodenwert wirft der einzelne Grundstücks- cigentümer(dazu gehört die Gemeinde mit ihren einzuwerfen- den Eigenflächcn ebenfalls) in die Teilungsmaffe des Verfahrens ein. In die Teilungsmaffe, wohlgemerkt! Denn die Gemeinde scheidet für sich nur die erforderlichen Verkehrs- und Erholungsflächen aus. Alle darüber verbleibenden Grundstücksflächen werden an die Privateigentümer wieder zurückgegeben und unter diesen verteilt. Bei der Ver- teilung ist Bedacht zu nehmen, daß die Anspruchsberechtigten jeweils solche Grundstücke zugewiesen erhalten, deren Werte möglichst denen der abgegebenen entsprechen. Soweit der Wert kleiner ist, muß die Gemeinde Geldentschädigung leisten: ist er größer, muß der Eigentümer den Unterschied mit Geld ausgleichen. Eine Enteignung findet also beim Umlegungsverfahren in keiner Weife statt. Jeder erhält den vollen Wert und zwar sogar in Land zurückerstattet, den er eingeworfen hat. Grundsätzlich verhält es sich genau so, wenn statt der Wcrtumlegung" eine sogenannteFlächenumlcgung" vorge- nommen wird. Den Umlcgungsmaßnahmen unterliegt also der Gedanke. Grundstücksenteignungen nach Möglichkeit zu vermeiden und den Grundstückseigentümern die zurzeit gegebenen Bodenwerte in ihrer Höhe unverändert zu sichern, sie auch weiterhin in der handelsmäßigen Ausnutzung der ihnen zugeteilten Grund- stücke nicht zu stören. Nur dann und dort, wo und wenn das Umlegungsver- fahren nicht zustande kommt, kann mit Enteignungs - verfahren vorgegangen werden. Auch die Enteignung muß in allen Fällen jene Bodenwertc berücksichtigen, die durch Flächenaufteilungs- und Fluchtlinienplan entstanden sind. Wann der Fall der Enteignung eintritt, das ist im Gesetz genau umschrieben. Also auch hier ergibt eine genauere Nachprüfung, daß die gegenwärtige Rechtsläge nicht wesentlich geändert merden soll. Nun noch ein Wart über die Entschädigung der enteigneten Flächen. Dazu heißt es u. a.: 1. Die Enteignung erfolgt gegen angemessene E n t- s ch S d i g ii n g. Als angemessene CntlchSdigung gilt diejenige Summe, die dcr letzten Einschätzung nach dem R e ich s- bewertungsgesetz entspricht, soweit sie auf dem gemeinen Wert beruht: soweit für irgendeine Steuerart eine Verpflichtung zur Selbsteinschätzung des Grundstückswerts ein- geführt ist, hat dieser als angemessene Entschädigung zu gelten. In der Zwischenzeit eingetretene Wertoeränderungen sind jedoch zu berücksichtigen... Hier taucht eigentlich zum ersten Male ein wirklich neuer Gedanke auf, der auf die Quelle neuzeitlicher Bodeiireformbcstrebungen zurückgeht: das iftu die angemessene Entschädigung auf den Stcuerwert abzustimmen. Dabei ist aber noch eine Lücke vorhanden, die für tue enteignende Gemeinde sehr verhängnisvoll werden kann, wenn der Land- tag sie nicht ausfüllt. Das Gesetz geht davon aus, daß Steuer- wert und gemeiner Wert(nackter Vodenwert) sich regellnäßig decken. Vergegenwärtigen wir uns hierzu folgendes: Ein Grundstück habe bei dem festen Geldzinsfuß von ö Proz. einen Steuerwert zu 100 000 M. Als Steuer würden 2 Proz. dieses Wertes erhoben. Letzteres ist gleichbedeutend mit der Ver- zinsung einer öfsetvlichen Hypothek in Höhe von 40 000 M. Und die Auswirkung auf den Handelswert? Der Kauf- preis des Bodens ist nicht 100000, sondern nur 60000 M.! Müßte die Gemeinde den vollen Steuerwert( 100 000 M.) zahlen, so würde sie ihre eigene Hypothek bzw. die Hypothek der öffentlichen Hand ebenfalls mitbezahlen, was doch geradezu unsinnig wäre. In die erwähnten Bestimmungen muß deshalb eingeschaltet werden:abzüglich der kapitalisierten Grund st euer". Dann trifft die Entschädigungssumme mit dem Handelspreis überein, der in unserem Falle 60 000 M. sein würde.

Wie schon iemertf, ist die Bestimmung über die En?- schädjgung nach dem Steuerwert das eigentliche und einzige neu«, was der Städtebaugefetzentwurf an bodenreformerischen Forderungen aufgenommen hat» und dieses sogar noch mit un- zureichendem InHall. Wie irgend jemand nun diesem Gesetz- entwurf unterstellen kann, er enthalte Sozialisierung s- tendenzen, ist einfach unerfindlich. Eine Gesamtregelung der in dem Gesetzentwurf ange- schnittenen Fragen ist aber unabweisbar. Wenn das Privat- kapital das Schlagwort der Sozialisierung gegen die Notlage ins Feld führt, so ist das nur ein Beweis mehr, wie sehr sich die Grundstücksspekulation ihren größtenteils schon jetzt be- st�enden Pflichten gegenüber der Allgemeinheit zu-entziehen suchte. Um so mehr wird die Sozialdemo- kratia sich dafür einsetzen müssen, daß die noch schwachen An- fänge eines neuen Bvdenrechts im Städtebaugesctz gefördert werden.

Ein plumper Schwindel. Stahlhelm-Deklamatio». Der Verband Groß-Berlin des Stahlhelms veröffentlicht eine Solidaritätserklärung mit W a t t e r gegen Gehler. Darin heißt es: Wir alten Frontsoldaten verbitten uns die verächtliche Herabwürdigung eines im Krieg und Frieden bewährten Führers und vorbildlichen Kameraden und nehmen General Frhr. v. Watter gegen die keiner ernsten Prüfung standhaltenden Beschuldigungen eines Mannes in Schutz, der selbst nie im Felde stand und daher nicht wissen kann, was Abwehrtampf heißt. Wir verbitten uns überdies als Steuerzahler, die das hohe Gehalt für den Reichswehrmini st er auf- bringen müssen, überhaupt diesen Ton, der so häufig Herrn Geßlers Reden auszeichnet. Wir verlangen von den Männern, Sie die höchsten Aeniter des Staates inne haben, daß sie sich in ihren öffentlichen Reden eines Tones befleißigen, der eines Kullurvolkes würdig ist. Der Herr Reichswehrminister höre ferner endlich auf, stets wieder zu behaupten, die wehrv er bände suchten Anlehnung an die Reichswehr . Wir erklären erneut, daß wir praktisch mit der Reichswehr nichts zu tun haben wollen, weil wir als alte Soldaten eine Politisierung dieses letzten unabhängigen Macht- mittels der Staates, wie es die politischen Freunde Herrn Geßlers erstreben, entschieden ablehnen. Andererseits werden wir uns aber nicht durch die demokratische Hetzkunst des Herrn Geßler m i t unseren ehemaligen Kameraden in der Reichs- wehr verfeinden lassen. Der Herr Reichswehrminister rechne aber nicht damit, daß wix aus vaterländischem Pflichtgefühl seine unsachlichen und häufig den Tatsachen nicht entsprechenden Feststellungen aus die Dauer unbeantwortet lasten. Auch unsere Geduld hat ihre Grenzen!" Der Schwindel ist zu plump, als daß irgend jemand darauf hineinfallen würde. Man gebraucht starke Worte und leugnet Beziehungen zur Reichswehr , uyl die Intimität vor der Oeffentlichkeit zu verbargen. Wenn man beisammen ist, sieht alles ganz anders aus. Reichsbahnverwaltung bleibt unveränüert. ZurNeubesetzung" der Verwaltungsratsposte«. Die Reichsregierung hat ungeachtet der in der Oeffenllichkeit erhobenen Bedenken beschlosten, im Derwaltungsrat der Reichsbahn keine Aenderung eintreten zu lasten, obwohl jetzt die beste Möglich- keit dazu gegeben war, weil drei Mitglieder dieser für die Leitung des größten Berkehrsunternehmens der Welt entscheidenden Körper- schaft satzungsgemäß ausscheiden sollten. Die Herren Dr. Luther, v. Siemens und v. B a t o e k i waren durch das Los bestimmt, ihre Stellung niederzulegen. Die Reichsregierung aber ist von der Unentbehrlichkeit dieser Mitarbeiter derart überzeugt, daß sie sie wieder ernannt hat.

Das Borgehen der Neichsregiervng widerspricht denk Sinn des Reichsbahngesetz es. Zweck des§ 13 der Reichs- bahnsatzung, die einen Bestandteil dieses Gesetzes darstellt, rst der, für eine ständige Erneuerung des Berwaltungsrats der Reichsbahn zu sorgen, wenn es die Interessen des Unternehmens oder des Volkes wünschenswert machen. Wenn das je der Fall sein kann, so jetzt. Herr L u t h e r, den die Reichsregierung angeblich zur Wahrung der preußischen Interessen, aber gegen den Widerstand Preußens, in den Verwaltungsrat berief, hat durch monatelange Auslandsreisen in verkehrsarmen Gegenden des südlichen Amerika bewiesen, daß er an der Reichsbahngesellschaft kein w e s e n t- liches Interesse hat. Herr v. Siemens vereint in seiner überaus glücklichen Hand die Führung des Aufsichtsrats der Reichs- bahn, die elektrisiert werden soll, mit der gleichen Stellung im Siemens-Konzern, der die Elektrisierungsaufträge erhält. Gründe der geschäftlichen Sauberkeit hätten die Reichsregierung davon ab- halten fallen, die Wiederernennung einer so exponierten Persönlich- keit der Prioatindustrie vorzunehmen, auch dann, wenn sie nicht die Gefahr von unvermeidlichen Interessenkonflikten befürchtete. Herr v. Batoeki ist Staatsbeamter nichts mehr als das. So stt wieder einmal eine Gelegenheit verpaßt wor- den, das Hauptvertehrsunt ernehmen des Reiches entsprechend seiner Größe und seiner Verantwortung gegenüber dem Bolksganzen mit einem geeigneten Aussichtsrat zu besetzen. Der Hang zum Her- kömmlichen und die Interessen Privater siegten über die sachlichen Notwendigkeiten. Man wird sich den Vorgang deshalb besonders merken müsten, weil es Leute gibt, die sogar dann über Futter- krippenwirtschaft und ähnliche schöne Dinge zetern, wenn andere Stellen das Intereste des Dolksganzen an einer sachlichen Auslese der Anwärter auf amtliche Posten betonen.< * Wie wir dazu von unterrichteter Seite hären, ist die Wieder- ernennung Luthers , von Siemens' und Batockis als Delegierte der Reichsbahngesellschaft zwar offiziell noch nicht erfolgt, aber nach der Besprechung, die das Kabinett letzthin darüber geführt hat, so gut wie sicher. Im Preußischen Landtag herrscht über das Vorgehen der Reichsregierung eine begreifliche Erregung, nachdem auch jetzt wieder die Interessen Preußens bei der Neubesetzung des Verwaltungsrats der Reichsbahn mißachtet worden sind. Im Gegensatz zu anderen Ländern, auf deren Wünsche man sehr weitgehende Rücksicht genommen hat. hat die Reichsregierung die Wünsche Preußens in dieser Frage vollkommen ignoriert._____ Mahraun gegen tzugenberg. Methode Hugenberg illustriert. Herr Mahraun veröffentlicht eine Erklärung gegen Hugen- b e r g, in der es heißt: Herr Hugenberg veröffentlicht einen Brief von mir an eine Bank, und führt dabei durch Fortlassen der wichtig st en Stellen die öffentliche Meinung irre. Insbesondere läßt er die Anschrift des Briefes fort und erweckt dadurch den Eindruck, als habe ich den Brief a n i h n gerichtet. Der Brief war gerichtet an die Ost dank für Handel und Gewerbe" z. H. des Herrn Direktor v. Schneebrügge. Des weiteren verschweigt er, daß der Brief lediglich ein Kreditersuchen an eine Bank darstellt und daß der Bank für-fmen Kredit von 25 000 bis 30 000 M. reale Sicher­heiten im Gesamtbeträge von 231 000 M. angeboten waren. Er schreibt, daß dieses Kreditgesuch von ihm abgelehnt worden sei. Diese Behauptung ist unwahr. Eine Antwort von der Bank ist nicht erfolgt. In meinem Auftrage hat mein Mitarbeiter Borne- mann das Kreditgesuch zurückgezogen, da mir die Mitglieder des Ordens die notwendigen Bargeldmittel zur Verfügung gestellt halten. Jedes geschäftliche Unternehmen arbeitet mit einer Dank, Daß ich eine Bant suchte, welche alsnational" galt, wird mir niemand verargen. Ich habe allerdings die Zustände dieser Bank nicht gekannt, ich habe nicht gewußt, daß ein Mitglied des Aufsichtsrates ein der Bank entgegengebrachtes Dertrauen politisch mißbrauchen und hierbei sogar die Tatsachen verdrehen würde."

Silöungsmteresse üer einzelnen Serufe. Von Dr. Viktor Engelhardt. Für jeden in der Volksbildungsarbeit Stehenden ist es wichtig, das Bildungsintereste der einzelnen Bevölterungsschichten und Be- ruf« zu kennen. Die den Eintrittskarten der Volkshochschule Groß- Berlin angehängten Fragezettel boten di« Möglichkeit, dohmgehende Fragen statistisch zu beantworten. Dr. Geiger, der Geschäftsführer der Volkshochschule , war seinerzeit so liebenswürdig, mir di« Ab- schnitte der Jahr« 1920 bis 1922, etwa 18 000 an der Zahl, zu überlassen. Die clwas mühselig« statistisch« Verarbeitung halt« fclgend« recht eigenartigen Ergebnisse. Zunächst zeigt« sich, wie nicht anders zu erwarten war, ein tiefgreifender Unterschied zwischen den Bildungsinteressen der Männer und Frauen. Die Frauen besuchen, außer medizinischen Vorträgen, fast nur solch« schöngeistiger Art(Kunst, Musik, Literatur und Philosophie). Di«allgemeine Bildung" des Bürgertum» ist das Ideal. Dieses Ideal wird nun keineswegs mir von der sog«- nanntenhöheren Tochter" getragen, deren Erziehung sich ja bisher i» den eben angedeuteten Sphären bewegte. O nein. Eine genau« Untersuchung zeigt, daß die Frauen, soweit sie die Volkshochschule besuchen, sich überhaupt nicht oon riiuntber unterscheiden. Ob wir Hausfrauen und Haustöchter bürgerlicher oder proletarischer Schichten vor uns haben, ab wir Angestellte mit höherer oder Bolksschulbildung betrachten, ob wir gelernte oder ungelernte Arbeiterinnen heran» ziehen, immer dasselbe Bild: alleiniges Interesse für die schön» geistigen Fächer. Di« Klassenlag« der Proletarierin drückt sich in keiner Weis« aus. Das etwa« stärkere Interesse für wirtschaftliche Fächer ist kaum zu bemerken. Di« weiblich« Interessenverteilung wird also weder durch Beruf noch durch Klassenlage modifiziert. Es gibt nur emm völlig undifferenziertenweiblichen Bildungs- typus". Di« Frau ist heut« noch ganz unpolitisch«ingestellt. Im Leben des Mannes spielen die schöngeistigen Intereflen ein« viel geringer« Roll«. Beruf und Klassenlage beeinflussen seinen Bildungshunger in ganz entschiedener Werfe. Der der Frau ähnliche schöngeistige Typus" wird van gewissen Handwerkern(Malern, Sattlern, Tapezierern, Schneidern) und, mit starkem politischem In- teresse vermischt, von den graphischen Arbeitern repräsentiert. Die meisten Männer aber verfallen in das den Interessen der Frau entgegengesetzt« Extrem. Sie werden durch und durch vom Beruf beherrscht und suchen in der Volkshochschule nur Förderung in diesen,. Namentlich Metallarbeiter und Techniker zeichnen sich durch solch« Einseitigkeit aus. Sie haben keinen Sinn für allgemeine Bildung ja selbst das politische Interesse ist minimal gegenüber dem Willen, sich in Mathematik, Pyfik, Chemie und Technik weiter' zubMen. Der Typus despolitischen Menschen", den vor allem Staats- wigeuschaften, Sozkfisntua und Dirtsch�tskwche interessieren, xoird

am stärksten durch unqualifizierte Arbeiter, Bauarbeiter und Holz- aibeiter, einigermaßen auch durch die schon erwähnten graphischen Arbeiter vertreten. Bei diesen Gruppen tritt das berufliche Fort- bildimgsbedürfnis viel mehr zurück, als bei Metallarbeitern und Technikern, während das politische Interesse das des Metollarbeiters übersteigt. Schließlich finden wir bei Kaufleuten, Angestellten und Beamten ein fast über all« Fächer gleichmäßig verteiltes Interesse, welches dafür spricht, daß sich Individuen von verschiedenster Art in diesen Berufsgruppen zusammenfinden und weder Beruf noch Klasse den ausgeprägten Individualismus überwanden. (Nähere Angaben in der Schrift des VerfassersDi« Bildungs- Interessen in den einzelnen Berufen", Neuer Frankfurter Verlag, Frankfurt a. M., 1926.) Ueberblickt man die mitgeteilten Ergebnisse, die sich auf den statistischen Mittelwert beziehen, so müssen sie den Lolkshochschul- lehrer bedenklich stimmen. Die meisten Menschen suchen nicht das in der Volkshochschule , was die Volkshochschule als solche zu bieten hat. Fachliche Fortbildung ist ihre Aufgabe nicht. Das hat st« unterdes auch eingesehen. Sie veranstaltet nur noch Arbeitsgemein- schasten, die der inneren Bildung des Menschen, seiner Erziehung zur neuen Gemeinschaft dienen. Bei solcher Einstellung nnißte sie Abertausende von Hörern verlieren. Der Verlust an äußerer Größe aber wurde durch Innere Vertiefung reichlich wettgemacht. Die Volkshochschule findet heute di« Hörer, die«inst dem Proletariat vorangehen müssen, die selbständigen, freien, weitdenkenden Geister des Arbeiterstandes. Möge ihre Zahl sich ständig vermehren, nicht zum Wohl der Bolkshochschul«, denn die Ist nur Mittel zum Zweck, sondern der kommenden Gemeinschaft.

Wildes Früchtchen. Das Komödienhaus spielte gestern mit viel Schmiß und ftvher Laune einen französischen Schwank Früchtchen" von Gig Snux und Thery. Der letzt« Akt hälc nicht ganz, was der Anfang verspricht. Dafür sprudelt im luftigen Ganzen Uebermut und flotter Witz und man verläßt das Theater zwar nicht mit bleibender Erinnerung, ober hübsch angeregt. Der Einsall, der dem Lustspiel das sprühende Leben verleiht, ist so alt daß«r beinahe wieder neu erscheint. Ein« nicht mehr ganz junge und immer noch knusprige Abenteurerin, die eine 22jöhrige Tochter ihr«igen nennt, lockt einen vertrottelten Lord in ihre Netz«. Sie macht sich um zehn Jahr« jünger, was der verliebte Trottel gern glaubt, und erzählt ihm von ihrer t3jähngen Tochter. Aber Lügen haben kurz« Beine. Im ungeeigneten Moment erscheint ihre höchst ausgewachsen« Tochter, die sich nunmehr der schwierigen Aufgabe unterzieht, im Kinderkleidchen die Dreizehnjährige zu spielen. Das gibt eine Bombenrolle fürEriko von T h e llm a n n. Den unartigen Wildfang mit der großen Schleife im.Haar, der weiner- lichen Stimm« imd den eckigen Bewegungen des unfertigen Mädchens spielt sie reizend und verfällt dabei nicht in den naheliegenden Fehler, statt kindlich, kindisch zu sein..Vor langen Jahren hat sich Uta

Nielsen im FilmEngelem" mit einer ähnlichen Rolle die Welt erobert. Auch Asta Nielsen spielt« damals überzeugend mit Teddy- baren und Puppen und Bällen. Der Einsall ist so dankbar, daß wir uns gern von all den Verwicklungen und spaßigen Zlengsten unter- hallen lassen, in die alle Spielfiguren oerstrickt werden. Die slotte Regie des Erich Pabst half glücklich über die matte Lösung des Konflikts hinweg, die sich die Verfasser zu einfach ausgedacht haben. Man amüsiert sich königlich über di« famosen Darsteller, vor allein über den prächtigen, jungenhaften, sympathischen Georg Alexander mit dem glucksenden Lachen und den Lord des Ralph Artur Roberts, der den alten Trottel mit Charme hinlegt. Die dümmsten Sätze spricht er so trocken und mit solcher Vornehmheit, daß sie fast wie Weisheiten klingen. Der deutschen Bearbeitung hat sich Richard Wilde mit viel Liebe ange- nommen. Das Publikum dankt« recht herzlich für den gelungenen Abend. Dgr. Paul westheim -vorlrag. Heber das ThemaDie Kunst von gestern und heute", das er selber inDie Kunst von heute und morgen" revidierte, sprach Paul Westheim in der Buchhand- Handlung O st ertag. Er zeigte die Kunstentwicklung an Hand von Bildern, die Im Laufe der Zeit in seinemKunstblatt" er- schienen sind. Als die Zeitschrift im Jahre 1917 begann, waren Lehmbruck , Haeckel, Kokoschka , Rolde, Barlach , deren Werke sie in Bildern zeigte, noch Außenseiter der gellenden Kunst, George Groß überhaupt dem Publikum noch unbekannt. Man feindete sie heftig an, lebnte sie ab, und dasAbendmahl" Noldes, das Prof. Sauer­lank seinerzeit für Halle ankaufte, loste einen förmlichen Kampf zünftiger Größen gegen den fortschrittlichen Museumsdirektor aus. Es war interessant zu sehen, wie diese vor einem Jahrzehnt noch heiß umstrittene und oft verdammte Kunst heut den anerkannten Grundbestand aller modernen Sammlungen bildet. Westheim ver- suchte dann im Verlaus seiner Ausführungen, die Zusammenhänge zwischen der im Expressionismus wurzelnden Kunst und der neuen Sachlichkeit klarzulegen. Das Gemeinsame dieserneuen" Kunst, schon vom Impressionismus her, ist die eigentliche Wiederentdeckung der Kunst als Ding an sich. Farbe fft nicht mehr Darstellungs-, sondern Ausdrucksmillel. Das scheinbar Trennende der einzelnen Richtungen sieht Westheim nicht eigentlich in der Kunst, sondern in der Wellanschauung. Kunst ist ihm: Suchen nach Wahrheit, der Expressionismus Vertiefung des Bild-, aber auch des Weltge- dantens, die sogenannteneue Sachlichkeit" nur die logische Fort- führung der Linie, die Entwicklung zur Klarheit. Tes.

Jlora Zepter wird auf Einladung der V o I k S b ü b n e®.®. am M oiilag, den 6., abends 8 Uhr, im Bürgersaal deS Rathauses alte und neue Balladen vortragen. Einlahlarlen O.SO Mark. INufeum» Shruvgen. SIm Sonntag, dem S.. 10 bis 11'/, Ubr vorm., finden amtliche Führungen im Neue» Muteum(Die Amarna-Zeit, Dr. Scharff) und im Kaiser Friedrich- Museum(Franz Hals und(ein Krci». Dr. Cornelius Müller) stalt. Zulahkarten zu oO Ps. pnd vor Beginn am Eingang der genannten Museen erhältlich. Die Euoslhandlvug vlclor Herrtbera, Schönederger Ufer«t, zeigt vom d. an in einer Sonderausstellung SO Gemälde sranzösischer Maler der Segenwart, die größtenteils in Berlin noch nicht ausgestellt hadär.