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dke Verbannung See Antifaschisten. 522 Verurteilungen offiziell eingestanden. Rom » 30. November. (Agenzia Slefoni.) Die auf Grund des neuen Gefehes zum Schuhe der öffentlichen Sicherheil ein- gefehlen Provinzausschüfse. die diejenigen Personen, die dem faschislifchcn Regime feindlich gesinnt sind, nach bestimmten Gebieten zu verweisen haben, haben ihre Arbeiten beendet. Die Gesamt- zahl der verwiesenen beträgt 522. Diese Zahl kann sich noch nach Prüfung der von den Betroffenen bei der Zenlralkommission eingelegten Berufung ändern. Außerdem kann der Minister des Innern noch in bestimmten Fällen eine bedingte Freilassung anordnen. Der Ministerpräsident hat angeordnet, daß die wegen antifaschistischer Gesinnung Verwiesenen, die ohne Unterhallsmillel sind, täglich zehn Lire erhalten, während die wegen Vergehen gegen das gemeine Recht Verurteilten und aus diesem Grunde ver- wiesenen nur zwei bis vier Lire erhallen. Diese offiziöse Meldung soll die Entrüstung der gesamten Kulturwelt über das faschistische Schandtreiben beschwichtigen: aber sie täuscht keinen. Alle Welt weiß, daß Tausende auf das schwerste mißhandelt und beraubt, daß sie gefoltert und eingekerkert worden sind, und daß zahlreiche bedeutende Gelehrte und Schriftsteller nur durch die Flucht ins Ausland einem Martyrium entronnen sind. Auch ist reichlich bekannt geworden, daß eine ganze Anzahl bekannter Oppositioneller spurlos verschwunden sind. Tie Lügen desDuee". In dem Interview Mussolinis für»United Preß' hat er u. a. gesagt, der Faschismus betreibe große öffentliche Arbeiten, die wahre Weltwunder seien: der Aquädukt in Apulien , der der größte der Welt sei, die Elektrifizierung der Eisenbahnen und den Bau neuer �Eisenbahnen von allerhöchster Bedeutung usw. Das ist eine Entstellung der Wahrheit, und überdies klingt es etwas übergeschnappt. Der Aquädukt in Apulien , ein großartiges Werk, ist den vorhergehenden demokratischen Regierungen zu ver danken und seit zehn Jahren schon im Betrieb! Die Elettrr fizierung der Eisenbahnen und die Schaffung der großen künsb liehen Seen sind das Werk der Ministerien Giolitti und Nitti usw. Mussolini scheint die Amerikaner in seiner Dummheit sehr niedrig einzuschätzen, wenn er glaubt, ihnen derartige Märchen auf tischen zu können. Wahrscheinlich wird er das nächstcmol erklären, er habe auch St. Peter und vielleicht sogar das Pantheon bauen lasien!_ Die ungarische Königsmache. Horthy und Bethlen Jagdgästc Habsburgs . Budapest , 1. Dezember. (EP.) Reichsoerweser Horthy und Ministerpräsident Graf Bethlen sind gemeinsam zu einem Jagd- o u s f l u g auf das Gut des Erzherzogs Josef abgereist. In politischen Kreisen mißt man diesem Besuch große Bedeutung bei, im Zusammenhang mit der Debrecziner Wahlrede des Minister- Präsidenten, in der er angekündigt hat, daß die ungarische Königs- frage durch den neuen Landtag g e l ö st werden würde.Esti Kurier"' hält es für sicher, daß Bethlen dem neuen Landtag die freie Königswahl vorschlagen wird. Die extremen Legi- timisten wie Apponyi und Andrassy rüsten zum Abwehrkampf gegen die Absicht Bechlens, Erzherzog Albrecht auf den ungarischen Thron zu bringen. . Kgl. ung. Wahlfälschungen im Großen. Budapest . 30. November.(Eigener Bericht.) Für 26 Wahl- bezirke mit 100 Mandaten, in denen die Wahlen am 8. Dezember stattfinden, war der gestrige der letzte Wahlsonntag. Mit besonderein Eifer wird in D e b r e c z i n für Gros Bethlen gearbeitet. Die Stadt halle bisher drei Abgeordnete, zwei Republikaner, Vinzenz Ragy und Hegymegi-Kiss und den Sozialdemo- traten Györky. Jetzt will Bethlen ein Mandat der demo- kratischen Opposition entreißen. Es ist ihm schon bisher gelungen, den Republikaner Vinzenz Ragy zur Zurücklegung der Kan- didatur zu zwingen. Weder er noch Hegymegi-Kiss konnten es bisher auch nur zu einer einzigen Wählerversammlung bringen. Dafür sprach Bethlen in fünf Versammlungen. Empfangen wurde er bei seiner Ankunft von dem kalvinischcn Bischof Balchazar, der die demokratische Partei schmählich verlassen hat. Die katholische Geistlichkeit arbeitet ebenfalls in der Stadt für Bethlen. der übrigens den Rabbinern sowohl der orthodoxen, als auch der freisinnigen Kultusgemeinde einen Besuch abstattete, um die Stimmen seinerlieben Juden" zu ergattern. Im Bezirk von Ozd, wo das große Walzwerk der Rima-Muranyer Aktiengesellschaft ist, haben die Sozialdemokraten den Sekretär des Metallarbeiteroerbandes C s a p o kandidiert, die Reglerungspartei den Generaldirektor der Rima-Muranyer, Paul Biro. Dem Sozialdemokraten wurde bisher noch keine einzige wählerversammlung gestaltet. Sonntag hielt der Generaldirektor seineProgrammrede", zu der die Arbeiter von den Betriebsbeamten und Gendarmen hin- getrieben wurden. Biro sagte, es werde In der sozialdemo- kratischen Presse behauptet, daß die Arbeiter terrorisiert werden, und er forderte die Arbeiter auf, zu sagen, ob dies wahr fei. Da stand ein Arbeiter auf und sagte:Herr Generaldirektor, wenn Sie es hören wollen, ich und viele hunderte Arbeiter werden in dem Bezirk auf das schlimm st e terrori- s i e r t." Kaum erklangen diese Worte, stürzte sich eine Meute auf den Mutigen, er wurde niedergeschlagen und blutend aus dem Saale geschleppt. Kaum hatte Biro wieder zu sprechen begonnen, als ein anderer Arbeiter aufstand und in den Saal schrie:Das ist die Wahrheit, daß wir hier auf das schändlichste terrorisiert werden!" Es erging ihm ebenso wie seinem Vorgänger und die Versammlung konnte nur nach einer gründlichen Säuberung" fortgesetzt werden!

Sensation in öukarest. Ferdinand gegen Carol. Bukarest , 1. Dezember. (TU.) Das gestrige Handschreiben des Königs Ferdinand von Rumänien an den Ministerpräsidenten Averescu steht hier im Mittelpunkt des politischen Interesses. Die scharzen Aeußerungcn haben ungeheure Sensation hervor- gerufen. Der König schreibt in dem Brief u. a.. er habe es mit Be- dauern bemerkt, wie sein« Erkrankung dazu benutzt werde, um die dynastischen Pfeiler der konstitutionellen Monarchie zu untergraben. Es sei nicht angängig, daß das Schicksal der Krone von dem Willen irgend jemandes abhängig gemacht werde. Der König spricht weiter davon, daß er den u n s i t t l i ch e n Folgen der Irrungen und Schwankmigen seines Sohnes ein Ende setzen müsse. Er werde olle nationalen Kräfte sammeln, um die Respek- fierung feiner Entscheidungen durchzusetzen.

Um öle Versuchsanftalt für Luftfahrt.

Fürstenwalde statt Britz .

Aus Fürstenwolde wird uns zu unserer Milleilung über Unterbringung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Britz geschrieben: Lange, bevor die Berliner Stadtverwaltung sich für die Unterbringung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt zu inieressieren begann, hat die Stadt Fürstcpwold«, die sich im Besitze von rund 26 606 Morgen größtenteils waldbestandenen Ge- ländes befindet, der Leitung der Versuchsanstalt in der Nähe der Etation Berken brück Gelände angeboten, das von berufenen Sachverständigen als in jeder Hinsicht geeignet befunden worden ist, wenn es für den neuen Verwendungszweck auch noch vor- bereitet werden müßte. Diese Arbeit wäre mit verhältnismäßig ge- ringen Mitteln möglich. Das Gelände ist stadteigen, und durch feine Jjergabe würden weder S i edle r- noch Kleingärtner- interessen geschädigt werden. Die Stadt Fürstenwalde hat sich in jeder Weise bemüht, die Versuchsanstalt zu bekommen. Die städtischen Körperschaften haben einmütig oll« Verwaltungsmoß- nahmen, die diesem Ziele dienten, gebilligt. Sie sind auch z u« r h e b- lichen Opfern bereit, obwohl die Finanzlage der Stadt wie die wohl aller vergleichbaren Gemeinden nicht günstig ist. In einer Denkschrift des Professors Dr. H o f f, des Leiters der Versuchsanstalt. ist dos Fürstenwalder Angebot, soweit bekannt, auch sehr sympathisch behandelt worden, aber seitdem sich die Reichshauptstadt für die Angelegenheit zu interessieren begann, sind die Verhandlungen auf

Weisung des Reichsverkehrsministers ins Stocken geraten. Wer Vertrauen in die Entwicklung Groß-Berlins setzt, wird zu der Annahm« berechtigt sein, daß in Jahrzehnten auch Fürsten - walde, heute der östliche Endpunkt der Vorortbahn, zu Groß- Berlin gehören wird, ganz gleichgültig, ob man ein« solche Vergrößerung wünschen mag oder nicht. Wäre es da von der Berliner Stadtverwaltung nicht eine weise, vorausschauend« Politik, wenn sie in diesem Falle die Versuchsanstalt für Luftfahrt ruhig dem aufstrebenden Fürstenwalde, das in seinen Interessen ganz nach Berlin gravitiert, überließ«? All« Schwierigkeiten, die für Berlin gegeben sind und die bei objektiver Beurteilung unüberwindlich erscheinen, scheiden für Fürstenwalde aus. Es liegt dabei der Reichs- Hauptstadt so nahe, daß die Entfernung, wie von Sachverständigen zugegeben, kein« Rolle spielt, besonders, wenn die Prooinzial- Verwaltung übrigens die beschaulichste aller Verwaltungen sich endlich dazu entschließt, dem Willen des Branden- burgischen Provinziallandtages gemäß, das Schluß­stück Hangelsberg-Fangschleuse der direkten Chausseeoerbindung Fürstenwachs-Berlin auszuführen. Di« Berliner Kommunalpolllite'r müssen Verständnis dafür haben, daß es nicht schadet, wenn eine Einrichtung von Bedeutung auch einmal in«ine Mittelstadt verlegt wird, besonders wenn diese für die Unterbringung der Anstalt so überaus glückliche Vorbedingungen erfüllt wie Fürstenwalde.

Der pofträuber vom»George Washington� . In Amerika zu 10 Jahre» Zuchthaus verurteilt. Zwei große Postdiebstähle, die im Laufe dieses Jahres auf dem UeberfeedompscrGeorge Washington " auf dem Weg« von Amerika nach Europa verübt wurden und die auch die Berliner Kriminalpost- dienststelle beschäftigten, sind jetzt aufgeklärt. Der Dampfer beförderte Säcke mit eingeschriebenen und Wertbriefen, die für Deutschland bestimmt waren. Als man eines Tages im März so einen Sack zum Sortieren öffnete, ergab sich, daß sein Inhalt an Briefen durch wertloses Zeug so geschickt ersetzt worden war, daß man äußerlich nichts wahrnahm. Den Dieb zu ermitteln, gelang damals nicht. Im Mai wiederholte sich dieser Vorgang. Der Verdacht, der früher auch gegen deutsche Postbeamte zu Unrecht laut geworden war, lenkte sich jetzt auf einen gewissen AlbertRosenberg.der schon im März und auch jetzt noch als S t a u e r auf dem Dampfer beschäftigt war. Rosenberg wurde von Borddetektiven überwacht und bei der Ankunft in B r e m e r h a v e n von der Polizei fest- genommen, nachdem man sich von seiner Schuld überzeugt hatte. Der Verhaftete räumte beide Diebstähle ein, verweigerte aber über den Verbleib seiner Beute die Auskunft. Als nun derGeorge Washington " nach Plymouth ins Dock kam, entdeckte man In einem Versteck für 56 606 Pfund Werte, die Rosenberg aus dem Postsack gestohlen hatte. Die im März gestohlenen Sachen sind auch heute noch nicht wiedergesunden. Rosenberg wurde von Bremer- Häven nachAmerikazurückgebracht. In der Untersuchungs- hast im Bezirksgefängnis in Hudson sann er auf Flucht. Er ver- suchte, unbekannten Helfershelfern, die wahrscheinlich auch bei den Diebstählen ihre Hand im Spiel gehabt haben, einen Kassiber zu- kommen zu lassen, der aber aufgefangen wurde. Er lautete:Schickt mir einen Revolver und ich werde mir meinen Weg aus dem Gerichts- saal mit der Waffe bahnen." Der Verbrecher wurde in Trenton -N. P., zu 16 Iahren Zuchthaus verurteilt, die er in Atlanta ver- büßen wird.__ Düppel-dreillnöen im Etatausschuß. Der Ankauf des GntesDüppel- Dreilinden beschäftigte gestern den Grundstücksausschuß der Stadtverordnetenversammlung. Bei der großen Bedeutung des Ankaufs, der nicht nur in städtebau - sicher, sondern auch in finanzieller Richtung liegt, hat der genannte Ausschuß die Frage nur formell behandelt. Man ist schließlich zu dem Ergebnis gekommen, die Angelegenheit an den E t a t o u s- s ch u ß zu überweisen, der für derartige groß« Objekte zuständig ist. Der Ankauf des Gutes wird deshalb die morgen stattfindende Stadt- verordnetenversammlung noch nicht beschäftigen, da der Etatausschuß bis morgen nicht mehr zusammentritt.

Feuer im Porzellanhaus Rosenthal. Ein sehr gefährliches Feuer kam heute morgen kurz nach 8 Uhr in den Lager- und Versandräumen der Porzellanfabrik Rosenthal in der Gartenstr. 12 im Norden Berlins zum Ausbruch. Auf dem Hof des Gebäudes erstreckt sich ein etwa 66 Meter langes Stallgebäude, in dem etwa 36 Pferde einer Speditionsfirma untergebracht sind. Einen Teil des ersten Stock- wertes hat die Finna Rosenthal inne. Verbotswidrig sind in dem Bcrsandraum zwei eiserne Oese» aufgestellt. Als heute morgen«in Arbeiter einen der Oefen angeheizt hatte, und auch den zweiten in Brand setzen wollte, fielen in der Zwischenzeit aus dem ersten Ofen glühend« Kohlestückchen, die Holzwolle und Packmaterial in Brand setzten. In wenigen Augenblicken stand der ganze Raum in hellen Flammen. Die Feuerwehr, die mit mehreren Löschzügen erschien und unter Leitung des Baurats Meuser mit drei Rohren gegen das Feuer vorging, tonnte das Feuer nach beiden Seiten abriegeln und seine weitere Ausdehnung verhüten. Zum Fabrikfeuer in der Hollmannstraße bittet uns die Firma Carl Michaelis u. Eo.. Korkfabrik, mitzuteilen, daß ihre Räume vom Feuer überhaupt nicht betroffen worden sind. Weihnachtssonderzüge nach Berlin . Zu Weihnachten, und zwar am 22. und 23. Dezember, wird je ein Sonderzug 2. und 3. Klasse von Berlin über Marienburg , Königsberg nach Jnsterburg verkehren, für den eine Fahrpreis- ermäßtgung von 56 Proz. gewährt wird. Auch in der ent- gegcngesetzten Richtung von Ostpreußen nach Berlin wird anläßlich des Weihnachtsfestes am 22. und 24. Dezember je ein Feriensonder. zug mit 56 Proz. Fahrpreisermäßigung oerkehren. Außerdem fährt ein Sonderzug von Königsberg über Allenstein , Deutsch-Eylau , Korsenz nach Breslau . Die Züge werden so verkehren, daß man om Nachmittag bzw. gegen Abend in Ostpreußen abfährt und in der Frühe am Reiseziel eintrifft. Die Reichsbohndirektion Königsberg hat für die Fahrkartenausgabe zu den genannten Sonderzügen das schrislliche Bestclloerfahren gewählt, um unnötiges Anstehen zu ver- meiden. Für Sonntagsruhe und Wochenende. In zwei Bersammlungen des Stadwerbandes.Wer- liner Frauenverein« wurde zur Frage»Sonntagsruhe und Wochenende" Stellung genommen und einstimmig folgende Ent­schließung gutgeheißen:Die im Stodtverband Berliner Frauen- vereine zahlreich vereinigten Berliner Frauen sind von der Rot. wendigkeit völliger Sonntagsruhe überzeugt und gewillt, mit allen Mitteln und bei jeder Gelegenheit dafür einzutreten, daß am Sonntag keine Offenhaltung der Läden erfolgt. Lediglich zum Verkauf von Frischmilch müßte«ine kurz« Derkauszeft. etwa bis 9 Uhr vormittags, gestattet sein. Alle anderen Lebensmittel und Bedarfsartikel können am Wochentag eingekauft werden. Der Stadt- verband Berliner Fraucnvereine stellt im Auftrag« der Versammlung an die maßgebenden Behörden des Reichs, der Länder und der Ge- meinden den Antrag, mit allem Nachdruck für völlige Sonntagsruhe

besorgt zu sein, die im Interesse der Dolksgesundheit, der Erhaltung und Stärkung der Arbeitskrast jedes einzelnen unbedingt notwendig erscheint. Darüber hinaus müßte eine Wochenendsreizcit besonders für den ruhebedürftigen Großstädter nach dem Drängen und Hasten der Arbeitswoche angestrebt werden."

Die Revolte in Gleiwitz . Verhaftung eines Oberwachtmeisters. Beulhen(O.-Schl). 1. Dezember. Die Verhaftung des verdächtigen Oberwacht Meisters Kraus« vom Ge- fängnis Gleiwitz bestätigt sich. Die Verhaftung erfolgte, weil sich bei der Vernehmung Krauses Widersprüche ergaben. Alle zehn befreiten Gefangenen unter denen sich einige wegen Mordes und schwerer Spionage beslrosle Schwerverbrecher befinden, sind über die polnische Grenze entkommen. Fünf befanden sich bereits im Ge- fängnis im Besitz von Schußwaffen. Der ganze Befreiungsalt war von langer Hand vorbereitet, so daß an dem glatten Gelingen dieser abenteuerlichen Flucht im wesentlichen die sehr mangelhafte Be- wachung des Gerichtsgefängnisses die Schuld trägt.

Uvfall eines Eilgüterzuges. München , I. Dezember Heute Mittwoch früh 2 Uhr ent- gleisten Lokomotive und 28 Wagen des D u r ch g a n g s e t l. güterzuges 6145 München Berlin auf dem Bahnhof Reichertshofen in Oberbayern infolge Bruches einer Feder- spanne der ersten Tenderachse. Der Zugführer und ein Schaffner wurden leicht verletzt. Der Begleiter eines Pferdewagens, Bernhard Wagner aus Zirndorf bei Fürth in Bayern , wurde getötet. Der Schaden an Gütern, Gleisen und Wagen ist er- heblich. Der Zugverkehr wird vorerst eingleisig durchgeführt. Wölfe in Ostpreußen . Seit längerer Zeit trieben Wölfe , dl« wahrscheinlich aus Palen eingewechselt waren, ihr Unwesen in den Wäldern Ostpreußens . Große AbHolzungen in Polen und sonstige Beunruhigungen haben das Auswechseln aus ihren bisherigen Aufenthaltsorlen veranlaßt. Die Eindringlinge richteten unter den Viehbeständen in der Zeit von Anfang September bis Mitte Oktober, wo sich das Vieh noch des nachts über In den Weidegärten befand, bald hier, bald dort großen Schaden an. In einer Nacht wurden an verschiedenen Stellen, die oft 26 Kilometer und mehr von einander entfernt lagen, ver- schieden« Stücke Vieh zerrissen. Besonders stark heim- gesucht wurde in dieser Beziehung der Kreis Preußisch-Eylau. Ver- schiedene aufs Geratewohl abgehaltene Treibjagden führten leider nicht zum Erfolg. Auf einer Treibjagd bei dem ersten Neuschnee, der Mitte Oktober in recht ausgiebiger Weise fiel, konnte nur ein Wolf in der staatlichen Försterei Wilhelmshöhe(Preußisch-Eylau) in einer großen Fichtendickung festgemacht werden, aber auch hier konnte er seinen Balg in Sicherheit bringen. Inzwischen taute der Schnee weg, und eine weitere Verfolgung resp. Erlegung blieb dem Zufall überlasten. Am Sonntag, den 14 d. M., fingnun der staatliche Hilfsförster Böhm, Oberfärsterei Tapiau, von der Oberförsterei Preußisch-Eylau etwa 40 bis 50 Kilometer entfernt, einen sehr starken Wolf(Rüden) in einem Tellereisen IIb: der Wolf hatte eine Schulterhöhe von 85 Zentimeter. Eine ganze Siadtverirewng angeklagt. In der bekannten nordböhmischen Strumpfwirker-Grenzstadt Schönlinde gab es jüngst eine Sensation: die ganze Gemeindevertretung ist nach dem tschechischen Schutz- gesetze verurteilt worden. Im Dezember 1925 war in der Vertrchingssttzung ein Antrag angenommen worden, welcher sich scharf gegen den Abbau der deutschen Beamten wandt«. Solche Anträge wurden damals in jeder Gemeinde ge- faßt. In Schönlinde aber griff die Staatsanwaltschaft ein und er- kannte in dem Wortlaute ein Vergehen gegen das Slyutzgesetz. Bei der Verhandlung vor dem Bezirksgericht Rumburg wurde der An- tragsteller zu drei Tagen Arrest oder 156 Kronen(19 M.) Geld­strafe, sämtliche Mitglieder der Vertretung zu je 48 Stunden Arrest, umgewandelt In eine Geldstrafe von 166 Kronen(12 M.) verurteilt. Alle Urteile aber lauteten auf ein Jahr bedingt mit Be- Währungsfrist. Der Staatsanwalt aber meldete sofort die Nichtig- keitsbeschwerde an, die Verurteilten legten ebenfalls Berufung ein.

Eine Ausstellung der Heilsarmee . Die Heilsarmee beabsichtigt, wie alljährlich auch diesmal eine WeiHnacbisbescherung zu veran­stalten und Lebensmlttelkörbe zur Verteilung zu bringen. Sie will 2.566 Körb« verteilen, deren Kosten etwa 18 666 M. betragen. Di« Zahl der Bittsteller bisher find schon weit über 2666 Gesuche ein- gelaufen hat sich durch die Not der Zeit gewaltig vergrößert. Die diesjährige Feier findet in den Räumen der F u n k h a l l e statt. Die Heilsarmee zeigt zurzeft in ihren Räumen Dresdener Str. 34 «ine Ucberstcht ihres Wirkens und Schaffens an Hand von Statistiken, Photographien und Modellbauten. Dl« schönste Frau der Staaken ." Im Ufapalast om Zop gab's einen amerikanischen Modefilm. Das Märchen der nerschpnern- den und vor allem verjüngenden Haut-Creme, das den schlauen Ge- schäftsmann reich und den rückständigen Kaufmann ohne Retlamechef arm macht. Das amerikanische Schönheitsidol, das neben einer creme- durchsättigten Haut über streng festgesetzte Zentimetermaß« und üppiges, wallendes Blondhaar verfugt, erringt auf einer mit allem Pomp modernster Filmregie arrangierten Schönheitskonkurrenz den ersten Preis. Als Tochter des Pleitegeiers und verabschiedet« Braut des reichen Konkurrenten reicht sie zum Schluß dein tüchtigen Ma- nager dankbar und beglückt ihr Händchen. Mit Handlung beschweren sich die Amerikaner in solchen Mode-Tendenzfilmen nicht allzusehr, Hauptsache ist eine gut« und vor allem großartige Plazierung ihrer Artikel. Und das ist ihnen zweifelsohne gelungen.