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die gespaltenen Demokraten. IS gegen. 1t füe das«chundgesetz 2 Enthaltungen. Ein Bild ganz unglaublicher Verwirrung bot bei der gestrigen Reichstagsabstimmung über das Schund- und Schmutzgesetz die Demokratische Partei , die sich sonst so gern als Hüterin der Geistesfreiheit aufspielt. Die demokratische Reichstagsfraktion bat sich bei der Schluhabstimmung über das Gesetz in mehrere Teile gespalten. Es haben lS Abgeordnete gegen das Gesetz gestimmt, II haben ihre Stimme dafür abgegeben und 2 haben sich der Stimme enthalten. Die Nein-Sager waren: Prof. Bergsträßer. Brodauf, Bull, Dernburg , Erkelenz , Ludwig Haas, Hummel, Koch- Weser, Lemmer, Meyer, Ronneburg , Gustav Schneider, Schuldt, Sparrer und Z i e g l e r. Es enthielten sich der Stimme: Frau L ü d e r» und Freiherr von Richthofen . Außer Külz stimmten für das Gesetz: Bartschadt, Frau Bäumer. Dietrich- Baden. Fischbeck, Fischer- Köln, Prof. Görtz, Heuß, Kopsch, Raschig und Wieland- Ulm. Von den vier abwesenden Mitgliedern der demokratischen Reichs- tagsfraktion waren drei(Graf Bernstorsf, Korell und Prof. Schllcking) als Gegner des Gesetzes bekannt, während man von dem vierten fehlenden Abgeordneten Schurig-Breslau anniinmt, daß er zur Ge- folgfchast von Külz gehört hätte. politische Justiz. Ter Ttahlhclmnrördcr Magiera freigesprochen. Breslau , 3. Dezember. (Eigener Drahlberichl.) Der Stahl­helmmann IN a g i e r a wurde am Freitag wegen der Erschießung de» Rclchsbannermttgliedv Doktor vom Schwurgericht in Breslau freigesprochen. Das Gericht billigte dem Angeklagten volle Ilotwehr zu, indem es feinen eigenen Angaben vollen Glauben schenkte, dagegen die Aussagen des Hauptbelastungszeugen, eines sozialdemokratischen Beichsbann ermannes, für unglaubwürdig erklärte. Das Urteil im Prozeß Magiera gehört zu jenen Urteilen, die den Republikanern das Vertrauen in die Justiz nehmen. Der Prozeß gleicht genau jenen anderen Prozessen, in denen die Stimmung des Gerichts von vornherein auf der Seite der rechtsstehenden Partei ist: der Vorsitzende, der alle Angaben des Begleiters des Totschlägers, eines Stahlhelm- mannes, ohne weiteres glaubt, dagegen die Angaben des sozialdemokratischen Belastungszeugen unter Eid anzweifelt und ihm wiederholt mit Meineidsklage droht, der A n g e- klagte, der auf seinenationale Gesinnung" pocht, der nationale" Verteidiger, der sein Mandat mißbraucht, um politische Angriffe gegen die preußische Regierung zu richten. Unter solchen Umständen ist der Stahlhelmmann Magiera, der einen völlig unbewaffneten Menschen auf offener, menschenleerer Straße erschossen hat, freigesprochen worden. Kein Wunder, wenn der Revolver bei den Stahlhelm- leuten locker sitzt! Zusammen mit dem Urteil von Hassel- felde zeigt das Breslauer Urteil, daß die Zeiten der politischen Justiz gegen Republikaner noch längst nicht vorüber sind. n-£ 1 Das fiufenthaltsrecht öer Dürften. Tie Bürgerlichen stimmen gegen jede Beschränkung. Der Rechtsausschuß des Reichstags beschäftigte sich >» seiner gestrigen Sitzung mit den sozialdemokratischen Anträgen über den Aufenthalt der Mitglieder der früher regle- rendcn Fürstensamilien und mit den kommunistischen An- trägen auf Landesverweisung sämtlicher Fürsten und Ein- ziehung und Beschlagnahme des Fürftenoermögens. Vor Eintritt in die Beratung richtete Genosse Dr. R o s e n s e l d die Anfrage an die Reichsregierung, ob sie denn nicht dafür sorgen wolle, daß die im Republikschutzgesetz enthaltenen und im Juli 1S27 außer - Kraft tretenden Vorschriften über Aufenthaltsbeschrän- r kungen früherer Fürsten über diesen Zeitpunkt hinaus aufrecht- erhallen wolle. Reichskommissar K ü n z e r erwiderte namens der Reichsregierung, daß diese rechtzeitig vor Ablauf der Geltung des ,, Repüblikschntzgefetzes gesetzliche Vorschriften vorschlagen e werde. Dann begründete Abg. Neubauer(Komm.) unter heftigen e Ausfällen nicht gegen die Fürsten , sondern gegen die Sozial- demokraten(!) die kommunistischen Anträge. Genosse Dr. , R o s e n f e l d wies diese Anwürfe zurück und begründete unsere , Anträge, nach denen den Mitgliedern der früher regierenden i Fürstenhäuser der Aufenthalt in Deutschland untersagt oder be- schränkt werden muß, falls die Besorgnis gerechtfertigt ist, daß da- > durch das Wohl der Republik gefährdet werde, und nach denen dem ehemaligen Kaiser das Betreten des Reichsgebiets , überhaupt untersagt und dem preußischen Staat für den Fall, daß Wilhelm II. feindliche Unternehmungen gegen die Repu- ' blik richte, das Recht gegeben wird, das durch den Preußenvergleich zuerkannte Vermögen der Hohenzollern einzuziehen. Abg. E v e r l i n g produzierte sich wieder als Fürstenanwall, der behaup- tcte, daß die sozialdemokratischen Anträge gegen die Verfassung ver- stießen und nur aus Angst oder Haß geboren seien. Abg. B r o d- a u f erklärte sich für die Demokraten bereit, für den ersten Teil unserer Anträge zu stimmen, während Abg. Kahl für die Volks- parte! und Abg. Schulte für das Zentrum sämlliche vorliegenden Anttäge für unannehmbar erklärten, da die Republik doch nicht gefährdet sei. Genosse R o s e n f« l d erwiderte, daß auch die Sozialdemokraten die Republik als gesichert ansähen, da die A r- beiterschaft entschlossen sei, sie zu verteidigen, daß die Republik aber vor jeder Beunruhigung durch Monarchen und Monarchisten geschützt werden müsse. Bei der Abstimmung wurden sämtliche sozialdemokratischen und kommunistischen Anträge durch die bürgerliche Mehrheit a b- gelehnt. Geßler unü öer tzeereserfatz. Wie Bestreitungen zustande kommen. Genosse K ü n st l e r schreibt uns: In einem Brief nimmt Dr. G e ß l e r Stellung zu den Aeußc- rungen und Anregungen des Genossen Löbe über die Reform des Heeresersatzcs. Sämtliche vom Genossen Löbe ange- führten Fälle glaubt Dr. G e ß l c r mit den Worten abtun zu können: Zusammenfassend darf ich feststellen, daß diese Annahme(gemeint ist, daß bei der Einstellung in die Reichswehr nicht korrekt verfahren wird) nach dem vorstehend Dargelegten in den angeführten Einzel- b e i s p i e l e n jedenfalls keine Stütze findet." Herr Geßlcr sollte vorsichtiger mit solchen Behauptungen sein! In der Sitzung des Reichstages vom 3. März 1926 hatte ich festgestellt, daß ein gewisser Hans v. Massow, der nicht in den Stammrollen des 1. Infanterieregiments geführt wurde, bei dem genannten Regiment Dienst tat. Auch damals hat das Reichswehr - intnisterium diese Tatsache schriftlich und nachher sogar der Mi- nister persönlich im Plenum aufs schärfste be st ritten. Unter dem Druck metner Beweismittel mußte aber Oberst v. Schleicher zugeben, daß tatsächlich der verantwortliche O s s i z i* eine Falschmeldung an das Reichswehrministcrium und an den Generalobersten v. Seeckt erstattet hatte. Genosse Kirschmann ins Innenministerium berufen. Der Reichs- mgsabgeordnete Gen. Kirschmann, der den Wahlkreis Koblenz - Trier oertritt und dem Reichstagsausschuß für die besetzten Gebiete an- gehört, ist zum 15. Dezember als Obcrrsgjerungsrat in dos preußische Ministerium des Innern berufen worden. Er wird sein Reichstags- nrandat beibehalten, tritt aber aus der Redaktton derZcheinischen Zeitung" in Köln aus. Kirschmann wird im preußischen Innen- Ministerium das Westreferat behandeln und damit in enger Ver- bindung mit dem besetzten Gebiet bleiben. Sozialistenregierung in Zinnlanö? Unsere Genossen nur 5iabinettsbildung ersucht. helsingfors . 3. Dezember. (WTB.) Reichspräsident Dr. Relander hat den Führer der sozialdemokratischen Reichstagsfraktton T a n n e r mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt. Der sozialdemokratische Parteirat beschloß, sich aus der Grundlage seines Programms an der Regierungsbildung zu beleiligen. Der finnische Reichstag, nach der Verfassung von 1919 pro. portional, gleich und geheim gewähll, auf finnisch Eduskunta genannt, besteht aus 66 Sozialdemokraten, 38 sinnischen Koalitionsparteilern, 17 Fortschrittlern, 44 Agrariern, 23 Schweden und 18 Kommunisten. Die Sozialdemokraten sind also die stärkste Fraktion, wenn sie auch, wie selbst im finnischen Landtag der Zarenzeit, zurzeit nicht die be- herrschende Stellung haben. Man darf nicht vergessen, daß der Bolschewisten"krieg der deutschen Goltzarmee und die weiße Diktatur des Generals Mannerheim, ebenso wie die kommunistische Spaltungs- arbeit, die Arbeiterbewegung schwer geschädigt haben. Aus dem Be- schluß des sozialdemokratischen Parteirates wie aus der Uebernahme der Kabinettsbildung durch Genossen Tanner sst wohl zu schließen, daß diese Regierungsbildung möglich erscheint. Ob ein« Koalition oder eine sozialdemokratische Minderheitsregierung zUstandekoinmt, wie sie bis heute in Dänemark regiert hat und auch in Schweden bis vor einiger Zeit am Ruder war, das dürft« sich rasch entscheiden. Finn- land wird jedenfalls zunächst das einzige skandinavische Land mit sozialdemokratischen Ministern sein. Rücktritt öer öänischen Negierung. Sofortige Konsequenz des Wahlausfalls. Fredensborg, 3. Dezember. (WTB.) Staatsminister Stau- n i n g wurde heute nachmittag 1,36 Uhr vom König empfangen. dem er die Demission des Kabinetts überreichte. Der König ersuchte das Ministerium, bis zur Bildung des neuen Kabinetts im Amt zu bleiben. Der Staatsminister erklärte sich damit einver- standen. Die sozialdemokratische Regierung hat geradezu über- konstitutionell gehandelt: ohne selbst die amtliche Feststellung und Verkündung des Wahlergebnisse? abzuwarten, ist sie zurückgetreten und hat denSiegern" die Bahn zur Re- gierungsbildung freigemacht. Allerdings liegt das Wahl- ergebnis des kleinen, nur 3 Millionen Einwohner zählenden Landes schon in unzweifelhafter Klarheit vor! es schließt eine reine Rechtsregierung ziemlich sicher aus. Das entspricht dem demokratischen Charakter des dänischen Volkes. Nach einer EP.-Meldung besteht große Wahrscheinlich- keit, daß der frühere Landwirtschaftsminister M y g d a l ein Kabinett der Bauernlinken(Venstre ) mit Unterstützung der Konservativen bilden wird. Clauöio Treves gerettet. Im Ausland eingetroffen. Man berichtet uns aus I t a l i c n: Wie jetzt sicher ist und daher auch mitgeteilt werden kann, ist es unserem 66jährigem Genossen Dr. Claudio Treves, dessen führende Stellung in der Partei überall bekannt ist, nach Ueberschreitung der bereits tief verschneiten und stark vereisten Alpenkette gelungen, den freien Boden de» zim- lisierten Auslandes zu erreichen. Die Faschisten hatten ihn auf eine öde Fieberinsel verschicken wollen. In den letzkckr Tagen noch hat man sein Haus und sein Anwaltsbureau in Mailand aus- geraubt und v e r w ü st e t. Die Partelleitung der m a x i m a l i st i f ch e n Sozialistenpartei hat angesichts der Unterdrückung, die ihr jede Tätigkeit unmöglich macht, chre Funktionen dem Auslandskomite« dieser Partei übertragen muß also genau so verfahren, wie die Nichtbolsche- misten in Sowjetrußland. Der zurzeit verboteneAvant!" bleibt das Zentralorgan der Partei und wird nach Paris verlegt, wo er als Wochenblatt erscheinen wird. Stresemann auf üer pariser Revuebühne von Erich Golkgekreu. Paris , Ende November. Alle Abende tritt Stresemann aus imL'oeil de Paris". Wo liegt dasL'oeil de Paris"? Hundert Schritte rechts vom Grabmal des unbekannten Soldaten. Es ist ein kleines Theater- chen auf der Rue Wagram, ganz neu, ganz modern. Erst hört man ein« Welle lustiges Kabarett, das hat mit Stresemann noch nichts zu tun, und dann steigt D o r i n s Revue Lt puis apres",«in« schön«, melodiöse, oft politisch«, stets recht geistvolle Revue, und das Best« konnrn zulctzr: T h o i r y.. Mit- spieler sind Franeois, Fritz und hinterm Wirtshausfenster der Schatten von Stresemann und Briand . Die Szene ist so hübsch, daß sie hier' mit Erlaubnis des Autors übersetzt und wieder- gegeben sei. Fritz und Franeois treffen sich vor der Her- berge. Fritz: Guten Tag, Franyois. F r a n y o i s: Guten Tag, Fritz. Du gehst weller? Fritz: Rein, ich stehe hier meinem Herrn zur Verfügung, dem Minister Stresemann. v Frangois: Und ich bin für Briartd hier. Fritz: Es gab eine Zeit, Fran<:t>is, in der wir Gegner waren. F r a n y o i s: Heute haben wir dieselben Interessen. Unsere Chefs werden hier frühstücken. Wer hätte uns das prophegelt. als wir joder auf einer Seite des Chenrin des Dames lagen. Es war wirklich nicht der Mühe wert. Fritz: Was war nicht der Mühe wert, Francois?' F ra n<: o i s: Sich so lange herumzuschlagen, wenn das das Ende ist. Fritz: Da kommen Ja die beiden! (Man sieht hinter dem Fenster der Herberge die Schatten von Briand und Stresemann .) Frctz: Sie sehen recht zufrieden aus: das macht Vergnügen. Frangois: Ja, aber das kann mich auch traurig stimmen. Fritz: Sie machen sich's bequem. F r a n g o> s: Nicht zu vergessen, daß wir wochenlang ,cha oben" gewesen find, ohne genug zu essen zu haben. Fritz: Sie essen recht gut. E» gckll kloine Eibsen auf fron- zösische Art. Frangois: Und.Delikatessen". Sie haben sich Konzessionen gewacht-- Fritz: Aber wie können sie sich verständigen? Briand spricht nicht deutsch und Stresemann nicht französisch. Ff ran? vis: Vielleicht sprechen beide englisch. Da. der britische Einfluß... Fritz: Sei bloß ruhig. Du wirst uns in einen Krieg mit England ziehen: na und dann? F r a n g o i s: Und dann? Es würde sich ein englischer Minister finden, der mit einem von euch frühstücken würde, in Thoiry... oder anderswo. Fritz: 6a hören schließlich alle Kriege mit Echmmtzeveie» auf. F r a n g o i s: Mit den Vorspeisen sind sie fertig, jetzt gehen sie zur Offensive gegen den Braten über. Fritz: Noch eine Attacke! F r a n g o i s: Aber diesmal wird dabei wenigstens kein Blut vergossen. Fritz: Jesses, Stresemann hat sich die Weste bekleckert! Aber nicht schlimm.(Man sieht durchs Fenster, wie Briand Stresemann abputzen hilft.)... Wie schön ist es hier doch! F r a n g o i s: Aha, du bist hier schon mal gewesen. Fritz: Ich habe auf einem Spaziergang den General von Seeckt begleitet. F r a n g o i s: Und was hat er zu dieser schönen Landschaft gesagt? Fritz: Er hat gesagt:Ach, das gäbe«in schönes Schlachtfeld!" Frangois: Es sieht da drin so aus, als ob sie sich ärgerten vielleicht diplomatisch« Komplikationen. < Fritz: Nein, sie beschweren sich: es gibt jung« Ente, aber sie ist zu zerkocht. (Man hört eine Detonation.) Fritz(ausgestört): Ich habe inich erichreckt. Frangois: Weshalb, man hat«ine Flasche Champagner entkorkt. (Man hört ein rauhes und hartes Lachen.) Frangois: Was ist denn das? Fritz: Das? Das ist Stresemann . Er lächelt. (Man hört den Gesang eines Violoncellos.) Fritz: Und das? F r a n? o i s: Jetzt redet Briand . Fritz: Was sagt er? Frangois: Er spricht Verse des Lecomte de l'Jfle, eines unserer Dichter. Fritz: Sag' doch den Text!(Der Gesang des Viola n- cellos bricht bis zum Ende der Szene nicht mehr ab.) F r a n e o i s:O, Durst des Mörders! Schreckliche Blutgier! Das Leid um die Toten zerreißt unser Herz. Vor Millionen von Leichen Wir verfluchen euch all« Und die Schmach dieses Schlachtens Ohne Sinn, ohne Sinn!" Fritz: Wackerer Mann! Franc vis: Andere Verse! Von Victor Hugo diesmal: Aufleuchtet Morgenrot über der Erde, Gejubel der Lerche klingt well in die Welt, Und endlich, endlich sinkt der Haß Ins Nächtige!" Fritz: Der brave Mann!(Frangois senkt den Kopf.) Aber was hast du? Du siehst nicht gerade froh aus! F r a n c o i s: Doch, doch. Fritz: Es ist notwendig, daß man endlich versucht, einander näherzukommen. va n g o i s: Gewiß doch. ritz: Ja. aber was bedrückt dich denn? F r a n c o i s: Weil sie das alles jetzt erst machen, hinterher, nach dem Kriege. Sie hätten sich schon vorher zusammensetzen sollen! (Die Stimme des Violoncellos verklingt lang- sam.) Der Vorhang fällt, der Beifall des Pariser Publikums ist stärker als je im Laufe des langen Abends, und deutschnationale Blätter sind zum honorarsreien Abdruck der kleinen Szene höflichst eingeladen.__ Siegfried Zacobsoh» ist tm 46. Lebensjahr einem Schlaganfall erlegen. Als kluger und leidenschaftlicher Kritiker hat er die Berliner Theateraufsührungen seit mehr als 25 Iahren in auch formal aus- gezeichnelen Artikeln besprochen. Seine geistige Unabhängigkeit tonnte er durch die Gründung einer Zeitschrift wahren:Die Schau- b ü h n e", aus der später dieW e l t b ü h n e" hervorgegangen ist. Dieser Mann, dessen Neigung fürs Theater an Fanatismus grenzte, der schon als blutjunger Gymnasiast keine wichtige Vorstellung ver- säumt hatte, wurde durch den Krieg mehr und mehr seiner ursprüng- lichen Natur entfremdet und der Politik zugeführt. Seine Theater - krlliken interessierten jetzt weniger, während seine Zeitschrift nach mancherlei Schwankungen die Tribüne oftmals sehr radikaler Elemente wurde. Sein Mut und seine Energie bei der Aufdeckung reaktionärer Unternehmungen verdient Anerkennung, wenn er auch, der von Hause kein Politiker war, in der Verfolgung anders ge- richtete? Meinungen mitunter weit übers Ziel schoß. Seine Kampf- natur verwechselte oftmals das Gewollte mit dem Möglichen und namentlich der Sozialdemokratie gegenüber bewies er einen erstaun- lichen Mangel an Einsicht und Kenntnissen. Gleichviel, die Berliner Publizistik ist um ein bedeutendes Talent ärmer. Wilhelm von Bode an Blinddarmentzündung erkrankt. Wie die Telegraphen-Union erfährt, handelt es sich bei der Erkrankung Bodes um eine Blinddarmentzündung, die bei seinem hohen Alter von 8l Jahren lebensgefährlich ist, zumal außerdem eine Emboli« ein- getreten ist. Reue Entwürfe für das deutsche Silbergeld. Im Reichsfinanz- ministerimn werden zurzeit die Entwürfe des Preisausschreibens gezeigt, das der Staat zur Ausgestattung des Silbergeldes unter der deutschen Künstlerschast ausgeschrieben hat. Verlangt wurden plastische Modell« für 1-, 8-, Z. und 5-Reichsmarkstücke. Den ersten Preis errang der Bildhauer K o l b r a n d aus Alstaedt in Bayern . Ihm zur Seite stehen die Entwürfe von Paul Gruson. der den zweiten Preis erhiell. Mit dem zweiten Preis wurde auch Alfred Vocke-Kassel auszeichnet. Der dritte Preis fiel in die Hände von Pros. Friedrich Lommel- München . Prof. Dasto-München und dem Bildhauer Mühlbauer. In der Jury befanden sich unter anderem Reichsbankdirektor Dr. Schacht. Reichskunftwart Dr. Redslob und Prof. Bruno Paul . ver erste Earaezie-Professor bei der hochlchule für polilit. Der von der llariiegie.FriedcnSllislung eingerichtete Pollen bei der Teulichen Hoch. Ichule für Politik ist jetzt zum erstenmal besetzt worden. Tie Carnegie- Friedens'Iislung ernannte Dr IameSShotwell-um ersten Carnegie- Proiestor i» Berlin . Dr. Shotwell wird die Ausreise Ansang Jaau«