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sonderlichen Beschwerden. Wenn es nur mitherrschen, mit- regieren kann, wenn nur die soziale Reaktion sich durchsetzt! Das ist schon das Hinwerfen derdeutschen   Belange" wert! «Erst der Zusammenschluß der Sozialdemokraten aller Nationen kann eine Wendung des Kurses von rechts nach links erzwingen. Weder vom tschechischen, noch vom deutschen  Bürgertum ist irgend ein sozialer, politischer oder kultureller Fortschritt zu erwarten. Mussolini   beschwert sich in Pen#. Angriff auf die Redefreiheit der Abgeordneten. Prag  , 7. Dezember.  (Eigener Drahtbericht.) Nach der Verhin- derung des Präger Vortrags der Genossin B a l a b a n o s s und der Auflösung einer sozialdemokratischen Versammlung hatte der Redner der deutschen   Sozialdemokraten im Parlament das faschistische «System sehr scharf kritisiert, und auch die Zwischenrufe von anderen sozialistischen   Abgeordneten waren heftige Angriffe aus Mussolini  und den Faschismus. Wegen dieser Rede und der verschiedenen Zwischenrufe hat der Prager   italienische Gesandte dem Auhenministe- rium einen Protest eingereicht. Das Ministerium hat die An- gelegenheit dem Kammerpräsidium übergeben, das durch offiziöse Presiestimmen ankündigen läßt, es werde die Wiederholung ähnlicher Vorfälle verhindern. Es scheint also, daß sich das Parlaments- Präsidium tatsächlich zum Hausdiener Mussolinis erniedrigen will. <kin militarifiijches Programm. Prag  , 7. Dezember.  (Eigener Drahtbcricht.) Der tfchechoslowa- tische Heeresminister Udrzal entwickelte im Wehrausschuß des Senats ein großes R L st u n g s p r o g r a m m. Er erklärte, die lestenden Militärs hätten den Gedanken an die Miliz, die verfassungsmäßig in einigen Iahren eingeführt werden sollte, vollständig aufgegeben. Di« Dienstzeit könne frühestens in zwei Jahren herabgesetzt werden, und die nächste Mobilisierung werde eine Mobilisierung der ge- samten Bevölkerung sein. Der Militarisierung des Staates soll auch die militärische Jugenderziehung dienen, die man gesetzlich einführen will.
Frankreich  »will üen Krieg nicht*. Aber? cs fürchtet ihn auch nicht." 05in deutsches Dlplomatenurtcil von 1913. In der bei der Derlagsgesellschaft für Bolitik und Te» schichte jetzt erscheinenden Schlußabtellung der deutschen   Akten» Publikation wird ein Bericht des Botschafters in Paris   vom 1. März 1S13 wiedergegeben, in den sich die deutsck-französi- schen Beziehungen spiegeln, die damals durch die beiden Par- lamenten vorliegenden Heeresuorlagen belastet waren. Frhr. von Echoen schrieb dem Reichskanzler: Was die Stimmung der französischen   Nation betrifft,so kann sie trotz des chauvinistischen Gebarens mancher Kreise und trotz des allgemeinen Träumens von Wiedergewinnung derverlorenen Provinzen" im ganzen als friedliebend bezeichnet werden. Aggressive Gedanken liegen den Machlhabern und dem Volk« fern. Sie finden selbst in militärischen Kreisen nur vereinzelte Verfechter. und auch da niehr in taktischem wie in politischem Sinn«; dem Be- weise freilich, den mir kürzlich Herr Poincar� für Frankreichs  Friedensliebe in der Tatsache geben wollt«, daß es die Verhältnis- mäßig günstige Gelegenheit während der Balkankrise zu kriegerischem Vorgehen nicht benützt habe, möchte ich eine überzeugende Kraft nicht beimessen. Es scheint mir doch nicht ausgeschlossen, daß für die französische   Friedensliebe ein russisches non possomuz(Nicht- können) mitbestimmend gewesen ist, und daß auch die militärische Inanspruchnahme in Marokko   erheblich mitgesprochen hat. Immer- hin. die Stimmung der Nation ist vorwiegend friedlichLa France  ", so lautet heute das nationale Bekenntnis,la France ne veut pas la guerre, rnais" es fehlt nicht an einemaber" rnais eile ne la craint pas!" Herr Poincare hat die a l l g e- meine Meinung zutreffend wiedergegeben, wenn er diesen Leitsatz vor einiger Zeit in seiner Rede in Nantes   ausge-
das dessauer Sauhaus. Von Dr. Paul F. Schmidt. Die Eröffnung des Bauhauses am 4. Dezember nollzog sich unter ungewöhnlich starker Beteiligung aus ganz Deutschland   und den umliegenden Ländern. Es war eine geistige Elite erschienen, wie man sie nur bei den größten Gelegenheiten so zahlreich beisammen sieht; Eröffnung wie Fest waren von etwa ISstst Geladenen besucht. Die Gelegenheit war allerdings auch eine höchst besondere, ein mar- kantes Ereignis für die Kultur der Zukunft. Aus allen Reden bei der Eröffnung klang es deutlich und allen Freunden der neuen Idee tröstlich heraus: daß nicht nur Dessau   und der anhaltische Staat, sondern das ganze künstlerische Deutschland   und das offizielle Preußen sich zu den Bauhausideen bekennen. Dies muß betont werden, weil immer noch dunkle Möchte an der Arbeit sind, das Werk des großen sozialen und künstlerischen Fortschritts zu stören. Man weih, was das Bauhaus aus Weimar  vertrieben bat: politisch reaktionärer Geist im Bunde mit engstirnigen Handwerkslnteresjen, die unter dem Dorwand.bolschewistischer Kunst" das Bauhaus   als Vorkämpfer neuen Geistes bekämpften. Aehnliche Widerstände regen sich schon wieder in der Dessauer Bürgerschaft. Daß es sich weder hier noch Irgendwo sonst um Bolschewismus handelt, brauchen wir nicht zu beweisen. Kunst ist zu ollen Zeiten unpolitisch gewesen, sie hat nur den jeweiligen weltlichen oder geistlichen Machthabern zu ihrer Verherrlichung gedient. Wenn sie sich heute endlich daraus besinnt, den wahren Interessen des Lölkes ihre Kraft zu leihen, so dürfen wir sie sozial gesinnt nennen. Das paßt aber natürlich den ewig Blinden nicht. Denn eben das unterscheidet Sinn und Arbeit des Bauhauses grundsätzlich von jeder Akademie und Kunstgewerbcschule: daß sie nicht zu beliebigem Entverfen und Konstruieren anleiten will, sondern den einfachsten Weg zur Befriedigung dringender Massenbedürfnisse sucht. Daß sie mit anderen Worten Häuser- und Geräte- i y p e n noch sorgfältigster Berechnung ausstellt, ihre Tätigkeit also nach drei Richtungen erstreckt: die wirtschaftlichen und konstruktiven Bedingungen für die billigste und schnellste Herstellung des Baues zu errechnen; solche rationellen Bautypen und Möbel in Massen- austrag selber herzustellen, und dieses alles in Gemeinschaft mit den Schülern theoretisch und praktisch durchzunehmen und die Schüler so zu Meistern der Praxis von Anfang an heranzubilden. In Weimar   war dos Stadium der Versuchs nahezu schon über- munden. Ms dos Bauhaus 1925 nach Dessau   übersiedelte, waren Messt« und Schüler so weit, in gemeinschaftlicher Arbeit sogleich or die Ausführung der ersten Aufgaben zu gehen, die ihnen gestellt waren. Sie stehen nach kaum«injähriger Bautätigkeit nunmehr voll- endet bor uns: der Komplex des Bauhauses selber, enthaltend die allen Gewerbeklassen, die Werkstätten des eigentlichen Bauhauses und die Fürsorgeeinrichtungen für die Schüler(28 Wohnatelters, Kantine mit Speisesaal und Aufzug In die Wohnateliers, Bäder und ein« Versiichsbühne); sodann die Häuser für die Meister, und endlich den Anfang einer Kleinhausfiedlung In der Vorstadt Törten, wovon ein« Straß« mit 59 Eimcmiilienhäusern in kaum sieben Wochen fertig- gestellt worden ist. Als Architekt für alle Bauten zeichnet der
sprachen, und der Präsident hatte gewiß auch recht, wenn er kn seiner kürzlichen Unterhaltung mit mir seinen Friedensbeteuerungen so- gleich hinzugefügt hat, die. S t i m m u n g Frankreichs   fei eine g e- reizte und mache sich in manchen Unfreundlichkeiten Luft. Wenn er dabei diese Erscheinung als die Nachwirkung von Agadir   hin- stellte, so mag dies insofern zutreffend sein, als die feindselige Stimmung in jenem Ereignis teilweise ihren Ursprung hat; ihr An- halten und ihre Vertiefung aber ist meiner Meinung die Frucht der nationalistischen Saat, die gerade Herr Poincare im Der- ein mit Herrn Millerond in fruchtbaren Boden gestreut hat. Wir werden daher mit dem Fortbestehen dieser Stimmung zu rechnen haben. Sie bleibt das offene Pulverfaß, in das jederzeit unversehens ein Funke fallen oder von Frevlorhand geworfen werden kann. Sie wird jedenfalls intensiv andauern und mag noch manche giftig« Blüten treiben, bis die Rüswngstrisis hüben und drüben überstanden sein wird. Dann dürfte sie, dem französischen  Temperament entsprechend, dos mehr oder weniger künstlich erzeugte Spannungen nicht lange erträgt, etwas a b s l a u e n; aber erlöschen wird sie schon deshalb nicht, weil das Volk immer geneigt fein wird, den durch das dritte Dienstjahr und die finanzielle Anspannung er- zeugten Druck dem Vorgehen Deutschland  » zur Last zu legen, das überdies nach hiesiger Auffassung sein starkes Uebergewicht an Volts- kraft dem Besch von Elsaß-Lothringen   verdankt. Und ferner wird ein tiefes Mißtrauen gegen uns wach bleiben. Die Wohnvor- ftellung, daß wir mit unseren Rüstungen eine für Frankreich   un- erträgliche Hegemonie in Europa   anstreben, hat sich nicht nur in den Massen, sondern auch in führenden Köpfen fo tief eingesressen, daß sie nicht leicht zu entwurzeln sein wird. Und leider sind die Leistungen unserer Alldeutschen nur zu sehr angetan. den Franzosen gefällige Argumente für ihre Nervosität zu liefern." Echoen endet seine Ausführungen, die sich durch ihre be- schwichtigende Art auszeichnen, mit der Formel, daß die Franzosen  ebenso ohne verbindliches Entgegenkommen wie ohne offene Mißachtung zu behandeln" wären. Wilhelm be- merkt zu dem Bericht:Alles sehr schön! Aber gänzlich nutz- l o s» wenn nicht eine abschreckend starke Militärmacht dahintersteht, die die Revanche unmöglich macht." In wenigen Monaten war die Politik» auf beiden Seiten eineab- schreckende Militärmacht" zu halten, vollendet: nach Annahme der Militärvorlagen hielt, im Sommer 1914, Deutschland  761 000 Mann(einschließlich Unteroffiziere und Offiziere), Frankreich   794 000 Mann(ohne Eingeborene und Fremden- legionäre) unter den Waffen. Die Puloerfässer waren zum Bersten gefüllt. Der österreichisch-serbische Krieg war der Funke, der sie explodieren lieh.
Der Seeg   kann gehen. Dank vom Hause Hohenzollern  . Wlhelms bisheriger Generalbevollmächtigter bei der Ausein- anderfetzuag mit dem preußischen Staat, Herr von Berg, einst- mals Valentinis Nachfolger als Chef des Zivilkabinetts, wird ab­gehalftert: Er hat sich die Allerhöchste Ungnade Seiner Majestät und das beinahe ebenso Allerhöchste Uebelwollen Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Oelser Sportpalastironprinzen zugezogen. Und warum? Wilhelm und sein Filius sind der Meinung, daß Herr von Berg bei dem Vergleich zwischen Preußen und dem ver- flossenon'Königshause noch viel zu wenig heraus- geschlagen hat, Der wackere Herr von Berg aber ist der lieber- zeugung. daß auch ein noch gerissenerer Unterhändler nicht«inen Pfennig mehr hätte herausholen können. Aber unsere er- habencn Hohenzollern  , bekanntlich traditionsgemäß dieersten Diener des Staates", können eben nicht genug bekommen, wenn es auf die Kosten des geliebten Volkes geht. Und deshalb wird dekretiert: Der Berg hat feine Schuldigkeit nicht getan, der Berg kann gehen! Dank vom Haufe Hohenzollern  ! Es ist doch ein er- hebendes Gefühl, ein getreuer Diener seines angestammten Herrscher- Hauses zu fein!
Direktor Walter Gropius  : an der Ausführung haben fast' olle Meister und Schüler teilgenommen. Hervorzuheben ist noch der ge- lungene Versuch, Häuser aus abgedichteten Metallplatten in schnellster und billigster Herstellungsart, mit variabeln und erweiterungsfähigen Typen, zu erbauen, die" Professor Muche demonstriert, und die vor- trefflichen Einheitsmöbei von Breuer. Man wird sich vielleicht versucht fühlen, zu fragen: wo dl« Kunst dabei bleibe. Sämtliche Lehrer am Bauhaus   find weit be» kannte und anerkannte Künstler, angefangen von Gropius  , Kan- dinfkn(dessen 69. Geburtstag am Eröffnungstage des Bauhauses in herzlicher Weife gefeiert wurde), Oskar Schlemmer  , Paul Klee  , Moholy-Nagy, Muche, Fcininger: haben sie nur in ihrer privaten Arbeit der Welt Kunsswerke zu bieten? Es wäre sehr weitläufig, die unterirdischen Kanäle nachzuweisen, durch die ihre Arbeit sich zur Praxis des Bauhaufes fublimlert. Tat- fache ist, daß Kandinfkn durch feine Lehre wie durch feine abstrakte Malerei für den komplizierten Apparat der Bauhauslehrs völlig un- entbehrlich ist; daß Muche auf dem Un-wege über feine versponnene Art von Malerei zur äußersten Konsequenz des nüchtern praktischen Bauens mit Eifcnplatten gelangt ist; daß aus Schlemmers neu- klassizistischer Figurenmalerei sich ganz neuartige Formen von Ballett und Bühnentunst entwickelt haben. Dies zur Orientierung über die Schwierigkeit, die inneren Zusammenhänge und die Feinheit des Bauhausmrchanismus zu erkennen. Wichtiger aber ist die Frage noch der Wirksamkeit der künstlerischen Elemente in der scheinbar fo rein praktischen Normisicrung der tektonischen Formen. Wer die Neubauten derHochschule für Gestaltung" und die Meisterhäuser aus dem freien Gelände jenseits des Bahnhofes von Dessau   durchwandert mit dem empfänglichen Blick des geschulten Beobachters, wird alles fremdartig und abweichend von bisheriger Art finden, aber sogleich in dieser Abweichung das entdecken können, was uns fehlt und was gerade die Form fiir unser Leben ist, die wir uns unbewußt immer gewünscht haben. Am Festabend sah man das ganze Bauhausin Funktion": eine herrlich strahlende Einheit von Glaswänden, Licht und festlichen Menschenmassen, und die Leichtig- keit, mit der man sich dieses Feiertagsleben in die Alltagsfunktionen der Arbeit übersetzen tonnte, mußte entzücken. In den Häusern der Meister, wo man am Borabend gastlich zum Tee empfangen wurde, ergab sich der Eindruck der Einheit van Haus und Leben noch selbstverständlicher: als Resultat trug man ein -nächtiges Gefühl von Lebensfreude davon und den Neid, incht in solchen spielend funktionierenden Hrnseinhelten leben zu dürfen. Endlich und am durchschlagendsten fand man den Zugang zur Schönheit dieser Bauweise in den Kleinhäusern der Sied­lung Törten  , obwohl(oder weil) sie frisch erbaut und noch qar nicht bezogen waren. Diese Häuser sind für Arbeiter berechnet, dos ergibt schon ihr Mietpreis, der insgesamt 38 Mark im Monat nebst einer einmaligen Anzahlung von 1009 Mark beträgt(für die öffent­liche Kassen aufzukommen hätten). Für dies« Bagatelle erhäll man ein eigenes Haus mit Kärtchen; im Erdgeschoß«in Wohnzimmer und eine Wohnküche, in der nicht nur gekocht, Wäsche gewaschen und geplättet werden kann, sondern auch ein sinnreich konstruiertes Bad und die Luftheizung für dos ganze Haus sich beisammen finden. Die Einfachheit und Handlichkeit all dieser Dinge muß die Begeiste- rung jeder geplagten Hausfrau auf den ersten und den letzten Blick erwecken. Eine angenehm« Treppe(keine Hühnerstiege!) führt zum
verfaffungsftrett in Thürmgea. Der StaatsgerichtShof erklärt Listenverbindunq für statthaft. Weimar  , 7. Dezember.  (Eigener Drahtbericht. Am Montag vormittag ist der Staatsgerichtshof von Thüringen  zusammengetreten und Hot zu der vom Landtog-präsidium aukge- worfenen Frage der Bersassungsrechllichkeit der Li st en Verbin­dung für die Landtagswahlen Stellung genommen. Wie derSoz. Pressedienst" erfährt, lzat der Staatsgerichtshof entgegen der sozial- demokratischen Meinung, die sich aus den klaren Wortlaut der Ber- sassung stützt, die Listenverbindung für die Thüringer   Landtagswahlen für zulässig erklärt. Damit erspart sich das Bürgertum den kompromittierenden Zusammenschluß eines Ordnungsblocks. Es kann sich den Luxus erlauben, in.zahllosen Listen aufzumarschieren und hat dennoch die Garantie, daß ihm keine Stimmen in der Spitz- verloren gehen. Bekanntlich ist das Verhältnis von rechts und links in Thüringen   bei normaler Wahlbeteiligung etwa 50: 50, so daß die Frage, ob Listenverbindung möglich oder verfassungswidrig ist, von größter politischer Bedeutung für die Zusammensetzung des Landesparlaments ist._
öethlens Genüarmen als Einbrecher. Vor den ungarischen Wahlen. Budapest  , 7. Dezember.  (Eigener Drahtbericht.) Da es trotz allein Terror in vielen Bezirken auch mit öffentlicher Abstim- mung den Sozialdemokraten gelungen ist, die zw den Wahlvor­schlägen nötigen Unterschriften zu sammeln, wird jetzt systc- matisch der R a u b der U n te r s ch r i f t b o g e n betrieben. Ein besonders arger Fall ereignete sich in Lskes-Csaba, wo der Vor- sitzende des Landarbeiteroerbandes Genosse S z e d c r mit dem Finanzminister Bud um das bisher sozialdemokratische Mandat kämpft. Schon seit«inigen Tagen wurde bemerkt, daß das Agitci- ttonslokal der Sozialdemokraten ständig von Gendarmen und Detektivs bewacht und ausgekundschaftet wird. Durch die Er­fahrungen aus anderen Bezirken gewitzigt, schafften aber die Sozial- demokraten gestern abend die unierfchriebenen Wahlvorschläge fort. denn Donnerstag mittag lief die Einreichungsfrist ab. Man ließ eine Wache für die Nacht zurück. Gegen Mitternacht   entstand sehr zeitgerecht eine Beleuchtungsstörung, das elektrische Licht in der Straße, wo das Wahllokal liegt, ging aus, und bald fanden sich acht Einbrecher ein. Sie erbrachen all- Schränke und Kasten, mußten ober unverrichteter Dinge abziehen. In dem Vergarbetterbezirk Dorog   besetzten Donnerstag mittag Gendarmen und Detektivs das sozialdemokratische Wahllokal und führten den Parteisekretär Genossen Vorberger zum Oberstuhl­richter Beniczky. Der sagte ihm:Es ist die höchst- Zelt, daß S i e mit dem Terror und der Aufreizung aufhören. DieNepszava  " wird nicht mehr in meinem Bezirk verbreitet werden. Ich oerbiets hiermit alle Versammlungen." Gleichzeitig händigte er ihm einen Erlaß ein, mit dem der Lokalv-rtrauensmann Genosse Ferdinand Ezlnk für dauernd aus dem Wahlkreis aus­gewiesen wird.
Der Plattfuß alssemitische Eigentümlichkeit" hatte dem real, tionären Hauptversorgungsamt in Münster   Anlaß ge­geben, einen, jüdischen Kriegsbeschädigten die not- wendigen orthopädischen Hilfsmittel zu v e r w o i g e r n. Zu dieser Angelegenheit, über die wir am 14. Oktober berichteten,«sichren wir jetzt, daß die Verhandlung vor dem Versorgungsgericht in Arns- berg, Spruchkammer Siegen, rrtit einer Blamage der sonder- baren antisemitischen Gutachter bdsin Hauptoersorgungsarnt Münster  endete. Dank dem energischen Aiorgehen des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten Hot sich die Spruchkammer dahin entschieden, daß dem Kläger der Plattfuß am rechten Bein als Kriegs- befchädigung anerkannt und die Lieferung von orcho- pädischen Schuhen für beide Beine beschlossen wurde. Es empfiehlt sich also schon, gegen derartige Tendenzgutachtcn entschieden vor- zugchen. Verschiebung des kommunistischeu Parteitages. Der kommu­nistische Parteitag, der vom 27. November bis 1. Dezember in Essen stattfinden sollte, ist zum Januar vertagt worden.
Obergeschoß, wo in drei Schlafzimmern sechs Betten aufgestellt werden können und eine Dachterrasse für den Sommer die Familie unter freiem Himmel zu den Mahlzeiten versammelt. Die vollständige Möblierung dieser vier Wohnräume nebst Küche kostet 1350 Mark, in vollkommenerer Ausführung 2000 Mark. Ohus sie gesehen zu haben, kann man sich die farbige und anheimelnde Schönheit dieser Räume und Möbel nicht vorstellen. Es liegt in der Konsequenz des Bauhausgedantens, daß bei oller Großartigkeit des Schulbaucs, bei aller Anmut der Meister- Häuser dennoch der größte Eindruck von den Kleinhäusern in Törten  ausgeht, die für 8300 Mark in Reihen hergestellt werden und mit billigstem Material die höchste Möglichkeit an Wohnkomfort für den heutigen Menschen verbinden. Hier, und hier vor allem, liegt der große und gütige Sinn d« Bauhausidee: Arbeit für das Volt, Heimstätten für die Masse. Nun oersteht man den Zusammenhang zwischen Praxis und Kunst. Zunächst und vor allem anderen ist dos dringendste Bedüri- ni» zu befriedigen: den Millionen Wohnungsloser ein eigenes Heim zu schaffen für ein Minimum an Aufwand Erst danach und daraus folgend ersteht die Schönheit. Die Kunst hat sich den sozialen Be- dürfnissen zu unterwerfen. Aber sie büßt nichts dabei ein. Nur: es ist eine ganz neue, eine ganz andere Kunst, als wie wir si- bisher gesehen haben. Es ist eine Kunst des Voltes, eine Schönheit cms dem praktischen Leben.
Das älteste Steinwerk der Plastik mit Jnschrist. Die Berliner  Museen sind in den letzten Wochen in den Besitz einer ägyptischen Tierfigur gekommen, die die bisher älteste Inschriftlich beglaubigt« Steinfigur der ägyptischen Kunst und damit wohl der Stulplur überhaupt darstellt. Es ist die Steinsigur des Gottes Thot in der Gestalt seines heiligen Tieres, des Pavians. Die über einen halben Meter hohe Figur ist fast vollkommen erhalten, die Einlagen der Augen fehlen. Die am Sockel eingemeißelle Namensinschrifi gibt die Entstehungszeit genau an. Das Bildwerk stammt aus dem Beginn der ersten ägyptischen Dynastie, mag man dies Ereignis nun um 3400 oder um 4200 o. Ehr. datieren.'
ver Zateadaot de« Meiainger vasdestheater», Franz Rachbaur. ist am Montag gestorben. vl« Znl-rnaUonale Vereinigung fiir verglelckirndr Rrchl«wissenschosl und volt«w>rischas!»l«hre veranstaltet einen Vortrag de? Geheimen Juststrats Brof. Ravel   über:RechtSvergleichung und internatio« nal« Rechtsprechung-, am S. abenvs«>/, Uhr, im grosten Saal der Deutschen   Gefellfchaft ISlt. Schadotoslr. 6/7. Säst« haben Zutritt. Der vriglnal-ivrflode.Lav d« vühnengraossenschost findet am tS. Januar in sämtlichen Räumen de« Berliner Sportpaläste« statt. Die Leitung hat Karl Weiß. Vle jüdische Semelnd« sn Sonstaalwopel bat aus die ihr im Lausanner Vertrag  »uilehendcn MinderheilZrechle vcrzichlct und die Trennung der geistlichen und weltlichen Angelegenheiten de- schloffen. Die vorgelegte Satzung hat die Genehmigung der tn Jrage lammenden Ministerien gefunden. Die Billigung durch den lürlischen Äinisterrat steht bevor.