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Die Wirtschaftskrise in Frankreich  .

Währungspolitik für die Rentner. Auf Kosten der arbeitenden Massen.

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Die Nachrichten häufen sich, nach welchen die Krife im Gefolge| Aussicht, daß er feine Papiere in mehr Dollars oder Pfunde um­der fünstlichen Frankenhausse immer schärfere Formen annimmt. Es wechseln fönne als früher, dennoch aber fönne er weder für die ist außerordentlich auffällig, daß in Belgien  , wo im Monat Zinsen noch das Kapital infolge der Teuerung mehr taufen. Oftober die Stabilisierung der Währung vorgenommen worden ist, Es komme hinzu, daß die Angleichung des inländischen Preis­eine unvergleichlich viel geringere Erschütterung des niveaus Frankreichs   an die Weltmarktpreise inzwischen erfolgt sei. Wirtschaftslebens folgte und die der Stabilisierung der Währung Bei einer Frankenentwertung auf das 6,5fache seines Goldstandes nachfolgende Stabilisierung der Wirtschaft viel geringere Krifen- und einem Preisinder von 650 habe die bisherige Konkurrenz erscheinungen aufweist, als dies gegenwärtig in Frankreich   der fähigkeit der französischen   Wirtschaft auf den ausländischen Märkten Fall ist. ihr Ende erreicht. Die Folge sei, daß sich damit die ungünstige allgemeine Weltmarktlage mit voller Bucht nun auch in Frankreich  bemerkbar mache und unvermeidlich zu Betriebsstillegungen, großer Arbeitslosigkeit, Steigerung der Steuerlasten usw. führe.

Auf die Ursachen dieses Unterschiedes, der zunächst natürlich auf die von Poincaré   gewollte fünftliche Besserung des Franfenturfes zurückzuführen ist, ohne daß gleichzeitig auch schon ftabilisiert wurde, weist in flarer Weise der Internationale Gewerkschaftsbund   hin. In einem Artikel feiner Korrespon­denz führt er aus, daß gerade die Tatsache, daß Belgien   eine fünstliche Aufwertung des belgischen Franken im Gegensatz zu Frankreich  unterließ, die wirtschaftliche Stabilisierung in Belgien   besonders ers leichtert habe. In der Tat sind die Preis- und Produktionsverhält riffe   in Belgien   sehr viel gleichmäßiger geblieben als in Frankreich  . Als eine besonders wichtige und für die ruhige sowie erfolgreiche Stabilisierung der Wirtschaft entscheidende Maßnahme fei zu be­zeichnen, daß die Löhne in Belgien   relativ hoch ge­blieben seien und daß vor allen Dingen gleizeitig mit der Stabilisierung der Währung die Ratifizierung des Washingtoner Achtstundentagabkommens er folgt fei.

In Frankreich   dagegen ist durch das Bestreben Poincarés, dem Staatsrentner als feinem politischen Auftraggeber zu ge­fallen, in der Produktion, im Export wie auf dem inneren Markte eine vollständige Anarchie eingetreten. Die Ver­fäufer halten sich zurüd, weil sie auf ein Anziehen der Preise hoffen, die Käufer streifen mit ihren Einkäufen in der Hoffnung auf Preisfentungen. Sehr charakteristisch für die französischen  Verhältniffe sind die scharfen Angriffe, die in der franzöfifchen Rammer anläßlich der Debatte zum Finanzgesetz von verschiedenen Sachverständigen gegen das Tempo und das Ausmaß der Kurs fteigerung für den Franken erfolgten, für die Poincaré verantwortlich fet. Ein bürgerlicher Abgeordneter mar es, der Beincaré auf den Gegensatz aufmerksam machte, der zwischen den französischen   Rentnern einerseits und dem arbeitenden Volfe anderer­feits aufgeriffen sei, ein Gegensatz, der nichts anderes als eine schwere Benachteiligung der arbeitenden Massen zugunsten der Rentner bedeutet. Der sozialistische Abge ordnete Vincent Auriol   unterstrich diese volisfeindliche Prestigepolitit Poincarés auf das schärfste. Im Oktober habe der Preisinder auf 525 gestanden, im November dagegen habe er, obwohl in der Zwischenzeit der Stand des Franken um 25 Broz. verbessert worden sei und seitdem noch weitere 10 Proz. gewonnen habe, 650 überstiegen. Das entspreche einer tatsächlichen Berteuerung der Preise um 50 Pro 3. Und wenn man das Verhältnis der Preise zum Goldwert zugrundelege, eine Eteigerung von 70 auf fast 100 Bro3. Da inzwischen die Löhne eher herabgefeßt als erhöht worden seien, zahle das arbeitende Bolf in Frankreich   für die Bedürfnisse seiner Lebenshaltung fast ein Biertel mehr als früher, ohne ein größeres Einkommen zu erzielen. Aber auch dem Rentner sei praktisch durch die fünstliche Frantenaufwertung und eine Stabili­fierung zu einem günstigeren Kurs nicht geholfen. Er habe zwar die

Wo bleibt der Reichswirtschaftsminister?

Zu den Rostergschen Stickstoffplänen.

110 Das wichtigste Problem unserer Volkswirtschaft ist eine aus reichende und billige Bolfsernährung und mit ihr hängt die Frage de: Düngemittelprobuftion eng zusammen. Nachdem die Wissenschaft und Chemie auf diesem Gebiet große Erfolge erzielt haben, geht es darum, die fünftlichen Düngemittel nicht nur fach­gemäß anzuwenden, sondern fie fo billig wie nur mög= lich herzustellen und auf den Markt zu bringen. Das Misch düngeverfahren, das sich am besten bewährt hat, tann nur dann sich erfolgreich für die Bolfsernährung auswirken, wenn sich seine An­mendung für die Landwirtschaft rentabel gestaltet. Will man ein billiges und gutes Produkt auf den Markt bringen, so muß eine Zusammenarbeit zwischen Kali und Stid stoff­produktion erfolgen.

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Dieses Zusammenwirten war auf dem Marsch; es wurde aber gestört durch das Vorgehen des Wintershall- Konzerns, der unter Führung des Generaldirektors Rosterg   eine eigene Stickstoff­produktion aufnehmen will. Dieses Vorhaben Rostergs führte auch zu dem Konflikt, der zwischen dem Kommerzienrat Friz Rechberg ale Gegner der eigenen Stickstoffproduktion und der Rosterg  - Mehr­heit im Wintershall- Konzern ausgebrochen ist und der Rechberg feine Aemter als Vorfizender des Grubenvorstandes des Winters­hall- Konzerns und der Kaliaktiengesellschaft niederlegen ließ, weil er die Berantwortung für die Pläne Rostergs nicht mit über­nehmen will. Die Lage, die nun entstanden ist, kann zu schweren Schädigungen der Kali- und Stickstoffwirtschaft führen, wenn der Reichswirtschaftsminister sich nicht bald entschließt, einzugreifen. Die deutschen   Kalivorkommen sind ein Gut des gesamten Bolkes, ganz gleich, ob sie noch zunächst privatkapitalistisch ausgebeutet und verwaltet werden. Was sich in den letzten Jahren in der Kali­industrie herausgebildet hat, ist keine Produktionsverbesserung um dem Volte zu dienen, sondern nackter Raubbau und was jetzt Herr Rosterg   will, fann nur zur Katastrophe führen. Die Rationalisierung hat Millionen um Millionen verschlungen. Unter massenhafter Ent­laffung von Arbeitern wurden Werke stillgelegt, die Quoten auf andere Werke übertragen und dafür riesige Summen von Ab standsgeldern bezahlt. So erhält die Gewerkschaft Mansfeld  allcin, innerhalb drei Jahren, die Summe von rund zwölf Mil­lionen Mart für die Stillegung ihres Wertes bis zum Jahre 1953. In Kaiserrod a hat der Wintershall- Konzern über dreißig Millionen Mart nuplos verschleudert, denn als die fegenannten Mammutwerte fertig waren, ftellte es fich heraus, daß die alten Wintershall- Werte die Produktion nicht nur dem Bedarf entsprechend leisten konnten, sondern daß sie auch noch billiger pro­duzieren. Millionen wurden verpulvert, um die Ulster bei Ober­breitsbach zu verlegen und noch ein Wert zu bauen, dann aber den Blan aufzugeben. Jetzt will der Wintershall- Konzern unter Führung Rostergs die eigene Stickstoffproduktion aufnehmen, dazu find wieder etwa dreißig Millionen notwendig. Würde damit zu rechnen sein, daß mit der Aufnahme dieser Produktion eine Verbilligung der Mischdüngemittel erreicht würde, so wäre dagegen nichts einzuwenden, aber das Gegenteil ist der Fall. Herr Klödner, der Partner des Herrn Rosterg, hat felbst erklärt, daß eine Verbilligung nicht eintreten fann, daß sich vielmehr die Produktion um zwei bis drei Pfennig verteuern wird. Da die eigene Aufnahme der Stickstoffproduktion aber logischerweise zu einem harten Kampf zwischen der J. G. Farbenindustrie und dem Wintershall- Konzern führen muß, tann die Monopolstellung des deutschen Kafi, die durch die Verbindung mit der Elsaß- Lothringischen Kaliindustrie wieder hergestellt wurde, erschüttert werden.

Poincaré   wußte auf diese Angriffe nichts anderes zu er­widern, als daß man bei der Aufzählung der Ursachen der gegen wärtigen Krisis zu wenig auf das Versagen Deutschlands   in der Bahlung von Reparationen hingewiesen hätte. Für die Auffassung Boincarés ist also auch noch heute Deutschland   an allem schuld, obwohl der Reparationsagent gerade in diesen Tagen nachdrücklich festgestellt hat, daß Deutschland   seinen Reparations verpflichtungen auf das loyalfte nachgekommen sei. Poincaré   hat allerdings allen Grund zu verschweigen, daß seine Bo­litif die Stügung der konservativen Rentnerschichten im Auge hat, auf deren Wohlwollen seine Regierung angewiesen ist und die er mit allem Nachdruck auf Rosten der breiten arbeitenden Massen der Städte und des flachen Bandes durchführt.

Nach den letzten Nachrichten aus Paris   hat die Krise infolge des Rüdganges der Massenkauftraft bereits sehr stark auch auf die Lebensmittelindustrie und den Lebensmittelhandel übergegriffen. Nach den Feststellungen, die von einzelnen Gewerkschaftssekretären gemacht worden sind, wird heute schon in einer Reihe von Fabriken nur noch an zwei oder drei Tagen in der Woche ge­arbeitet. Eines der größten Pariser   Lebensmittelgeschäfte mit zehlreichen Zweigstellen hat ein Drittel seines Personals entlassen. Der Verband der Möbelfabrikanten hat in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß bereits 45 Pro3. der Arbeiter brotlos geworden sind. In Paris   häufen sich die Anträge auf Zahlung von Arbeitslosenunterstützung von Tag zu Tag, und wenn auch die finanzielle Belastung noch nicht übermäßig groß geworden ist, so ist doch mit Sicherheit zu erwarten, da auch die schweren Industrien eine zunehmende Einschränkung der Pro­duftion vornehmen müssen, daß bei der Fortdauer der gegenwärtigen Frankenhausse die Arbeitslosigkeit außerordentlich rasche Fortschritte machen wird.

Natürlich wird das zunehmende Ausscheiden des französischen  Exports aus der Weltmarktkonturrenz den übrigen Ländern Europas  sehr zu statten kommen. Die unerwartete Englandtonjunt. tur  , die jetzt bald zu Ende sein wird, wird infolge der Revalori fierungspolitik Poincarés weitgehend durch eine ebenso zufällige Frankreichtonjunttur ersetzt werden. Das wird man bei der zukünftigen Beurteilung auch der Wirtschaftslage Deutschlands  sehr zu berüdfichtigen haben. Wie das deutsche   Privatfapital von dem Ausscheiden Englands profitierte, so wird es auch von der fran­zöfifchen Wirtschaftstrife auf dem Weltmarft profitieren. Allerdings nur für den Augenblic. Denn auf die Dauer wird der Rückgang der innerfranzösischen Kauftraft auch die Aufnahme­fähigkeit Frankreichs   für deutsche Produkte verringern.

Die Stickstoffproduktion der J. G. Farbenindustrie hat gegenüber dem Wintershall- Konzern einen so großen Vor­prung, daß schon jett fein 3weifel darüber bestehen kann, daß in diesem Kampf der Wintershall- Konzern unterliegen wird. Tritt das ein, so würden die neuerbauten Stickstoffwerke des Konzerns wieder stillgelegt werden, weil die Leunawerke tatsächlich sich mit ihren bisherigen Einrichtungen und den Neubauten auf die Pro­duktion des gesamten Weltbedarfs eingestellt haben. Die J. G. Farbenindustrie ist dem Wintershall- Konzern auch tapitalmäßig bedeutend überlegen, so daß kein Zweifel darüber bestehen tann, daß sich die Entwicklung so vollzieht. Es ist an sich gleichgültig, daß die Interessenten Rosterg  , Klöckner oder J. G. Farbenindustrie heißen; das deutsche   Volk muß von der Regierung verlangen, daß mit dem wichtigsten Volksgut, Kali, nicht weiter Schindluder ge­trieben werden kann. Der Herr Reichswirtschaftsminister hat hier einzugreifen, bevor es wieder zu spät sein wird. M. Schnabrich, M. d. R.

Die Hochkonjunktur auf dem Schrottmarkt.

Monopolbestrebungen der Schwerindustrie.

Am deutschen   Schrottmarkt ist seit einigen Wochen nach monate­langem völligen Stillstand eine Geschäftsbelebung eingetreten, die zu großen Preissteigerungen und zu erhöhter Nachfrage der Schwerindustrie geführt hat. Das Aufleben des Geschäfts in das in unmittelbarem Zusammenhange mit der englischen Streitbewe­der Schwerindustrie, besonders in der rheinisch- westfälischen Gegend, gung stand, führte schon seit Anfang Juli zu großen Aufträgen der Industrie auf Lieferung von Schrott.

Seit dem Jahre 1924 ist sowohl das Schrotthandelsgeschäft als auch die Sammeltätigkeit in der eisenverarbeitenden Industrie infolge der gedrückten Preislage start zurückgegangen. Man muß berüd fichtigen, daß im Jahre 1925 sowohl im Essener   Bezirk als auch in der fächsischen Industriegegend die Preise für Schrott aller Art 30-40 Proz. unier den Bortriegsfurfen lagen, während andererseits Roheisen und Stahl in Deutschland   infolge der Schutzölle und der Kartellwirtschaft der Schwerindustrie mehrfach die Weltmarktspreise überschritten hatten. Nach der jetzt erfolgten Neuorganisation des Schrottauftaufs besteht kein Zweifel, daß die Schwerindustrie planmäßig darauf ausgegangen ist, unter Ausschaltung des freien Handels den ganzen Schrottauftauf in eigene Regie zu übernehmen und dadurch ein Preisdiktat auf die cifenverarbeitende Induſtrie ausüben zu fönnen. Das Ge­fchäft lag vor dem Kriege fast ausschließlich in den Händen kleinerer Unternehmungen, die infolge ihrer Sachfenntnis und ihrer lang­jährigen Verbindungen in der Lage waren, die Schrottabfälle bei den Werfen zu sammeln und dann sortiert und tiegelrecht zugeschnitten der westfälischen oder der fächsischen Industrie zuzuführen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß Schrott als wertvolles Abfallerzeugnis in der verarbeitenden Industrie, hauptsächlich in der Maschinen- und Schraubenfabritation bei der Preisberechnung eine außerordentlich wichtige Rolle spielt. Wir haben also nicht nur einen Kampf des freien Handels bzw. der Handelsvereinigungen mit der Schwer­industrie, sondern gleichzeitig einen Kampf der verarbeitenden Industrie und der Schwerindustrie als Verbraucher von Schrott. Die Schwerindustrie ist bei ihrer Politik noch dadurch unterstützt worden, daß die Ausfuhr von Schrott formal verboten war. Damit war es der Schwerindustrie möglich, die Preisregelung ganz nach ihren Wünschen vorzunehmen. Die Breise waren teilweise fo niedrig, daß in den letzten Monaten des Jahres 1925 verschiedentlich in der sächsischen Gegend dem Sammeln von Alteisen und sonstigen Schrott abfällen feine Bedeutung mehr beigelegt worden ist. Aus diesem

Grunde hatten sich viele Unternehmungen vom Schrotthandel abges wandt und bei den Werken lagen häufig größere Mengen zum Ver fauf bereit, ohne daß sich dafür ein Interessent fand. Die Vera brauchszahlen ergeben sich aus folgender Zusammenstellung: 6 785 000 Tonnen 6 270 000

1913 1924

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Für 1925 liegen amtliche Zahlen noch nicht vor, doch läßt sich mit Sicherheit sagen, daß der Verbrauch in diesem Jahre geringer war als im Jahre 1924.

Mit dem Augenblid nun, wo im Zusammenhang mit der Kon­junktur in der Schwerindustrie sich in diesem Jahre ein starker Bedarf an Schrott bemerkbar machte und die Preise anziehen fonnten, hat die Schwerindustrie planmäßig den Auflauf von Schrott organisiert. Zuerst nahmen die Vereinigten Stahlwerte eine maßgebende Beteiligung an der Aktiengesellschaft Schweitzer u. Oppler in Berlin   vor. Diese Firma ist im Schrottgeſchäft Deutschlands   und weit darüber hinaus als bekannteste und bestorganis fieite anzusehen. Dann wurde die sogenannte Schrott Cin. faufsgesellschaft gegründet, die vorläufig für gewisse Be­zirke in Deutschland   bis zum 30. Juni 1927 die Schrottversorgung der Ruhrkonzerne zu übernehmen hat. Der Einfauf selbst ist nach Renieren eingeteilt und man unterscheidet zwischen dem rheinisch­westfälischen Bezirk, dem Bezirk Sieg, Lahn  , Dill und Oberhessen  und Schlesien  , Ford, Oft- und Mitteldeutschland   und Freistaat Sachsen  . Als Einkaufsorganisationen sind zu nennen: für das rheinisch- westfälische Gebiet und für Sieg, Lahn   und Dill die Schrott­Einkaufsgesellschaft m. b. H. in Berlin  , die ein eigenes Einkaufs­fontor in Dortmund   besigt, und die sächsische Schrotthandelsgesell­schaft mit dem Sitz in Dresden  , während Schlesien   auch von der . E. G.( Schrotteinkaufsgesellschaft) versorgt wird. Nach den neuesten Meldungen sieht jedoch die Schwerindustrie eine noch straffere Regelung des Schrotteinkaufs vor. Die Bereinigten Stahlwerfe wollen unter Zuhilfenahme der Firma Schweizer   u. Oppler eine eigene Werkshandlung gründen. Die Konzerne wollen dadurch fich noch bessere Einkaufsmöglichkeiten schaffen und ihre Versorgung mit Schrott durch langfristige Berträge mit der verarbeitenden Industrie, die durch ihre Agenten abgeschlossen werden, sicherstellen. Dieje Neuorientierung der Schwerindustrie bedeutet natürlich das praktische Auftaufsmonopol auf dem Schrottmarkt. Denn diejenigen Firmen, die zu den Einkaufsorganisationen der schrottverbrauchen­den Industrie gehören, spielen nur eine Vermittlerrolle und erhalten Provisionen.

R. B.

Der Güterverkehr der Reichsbahn. Die Wagengestellung der Reichsbahn für den Transport von Gütern weist in den letzten Wochen außerordentlich starte Schwankungen auf. Nachdem von Anfang August bis Ende Oktober die Kurve der gestellten Güterwagen ununterbrochen in die Höhe gegangen war, treten seitdem Steigerungen und Senfun gen des rollenden Güterparts zwischen 50 000 und 100 000 Wagen pro Woche ein. In der Woche zum 27. November nahm die Güter­wagengestellung fast um dieselben 100 000 Wagen wieder zu, um die sie in der vorhergehenden Woche abgenommen hatte:

( Jn 1000 Stud) wöchentlich

durchschnittlich pro Arbeitstag

1925

Woche

1926

1925

1926

1. 8.- 7.8. 8. 8.- 14.8.

745,3

708,9

124,2

118,2

756,0

708,8

126,0

118,11

15. 8.- 21.8.

769,7

732,9

128,3

122,1

22. 8.- 28.8.

796,8

738,0

132,8

128,0

29. 8.- 4. 9.

824,6

734,2

187,4

122,4

5. 9.- 11.9.

824,3

745,2

137,4

124,2

12. 9.- 18. 9.

842,2

754,5

140,4

125,7

19. 9.- 25. 9.

848,1

751.5

141,4

125,2

26. 9.- 2. 10.

859,3

754,7

143,2

125,8

3. 10, 9.10.

880,8

772,2

146,7

128,7

10. 10.- 16. 10.

901,9

802,4

150,3

183,7

17. 10.- 23. 10.

931,4

807,8

155,2

134,60

24. 10.- 30. 10.

950,1

810,6

158,3

135,1

31. 10.

6. 11.

900,3

790,7

150,0

131,8

943,2

776,4

157,2

129,4

848,4

690,6

141,4

115,1

763,3

156,6

127,2

7.11.- 13.11. 14. 11.- 20.11.

21. 11-27.11. 939,5

Diese Schwankungen dürften in erheblichem Maß durch die Umlagerungen des Verkehrs zu erflären sein, die mit der Beendigung des Streifs in England und der Wirtschaftskrise Inneren Deutschlands   per Achse geht, um die verbrauchten Be in Frankreich   zusammenhängen. Daß wieder viel Kohle nach dem flände aufzufüllen und daß sich die Versendung der Weihnachts. aufträge gegen Ende November häufte, wird auch die einge­tretene Steigerung des Berkehrs weitgehend erklären.

Konzentration in der Waggonindustrie hat in der legten Zeit gewisse Die Zusammenschlußbewegung in der Waggonindustrie. Die truſtung ist allerdings, so viel davon früher auch die Rede war, wenn auch langsame Fortschritte gemacht. Von einer Vers auch heute noch nichts zu merken. Offensichtlich vermag feine der Waggonbaugruppen den gewiß schmerzhaften, aber auf die Dauer absolut unvermeidlichen Entschluß zu fassen, die für eine Fusion notwendige Zusammenschreibung der Kapitalien vorzunehmen. So ist auch das, was jetzt geschieht, feineswegs als eine Konzentra tion mit der Wirkung der Rationalisierung der Produktion anzu sprechen. Immerhin haben die großen Aufträge der Reichsbahn, die jetzt für die nächsten fünf Jahre auf die hauptsächlichsten Firmen perteilt worden sind und bei denen die Reichsbahn hinsichtlich der stellt hat, die verschiedenen Waggonbaugruppen zur Zusammenarbeit Typen und der Produktion bestimmte Bedingungen ge­band von etwa 50 Waggonfabriten gebildet wird, dessen gezwungen. Es ist jetzt sicher, daß ein neuer Baggonbauver innere Gruppierung zum Teil nach den Wünschen der Reichsbahn, zum Teil nach den vom Berkehr erforderlichen sonstigen Spezialitäten erfolgen wird. Zu dem neuen Verband wird jene Studien­gesellschaft gehören, die von den sieben bekannten Waggon firmen mit der Absicht der eventuellen Verschmelzung gegründet worden ist, ferner die fogenannte Eislig" mit acht Firmen, die MAN. und die Maschinenfabrik Eßlingen  , die zum Wagen. ring" gehören und noch eine Anzahl freier Werte wie die Hawaç- Hannover  , die Eisenbahnverkehrsmittel- A- G Berlin, Oren­stein u. Koppel, Berlin  , Gebrüder Schöndorff- Düsseldorf und einige andere. Dieser neue Verband mag zwar die Vorausseßun. gen zur späteren Konzentration etwas verbessern, jedenfalls aber kann er den Zusammenschluß nicht überflüssig machen. Pariser   Beschlüsse des Kontinentalen Rohstahlfartells. Die in Paris   tagenden Vertreter der im Kontinentalen Rohstahlkartell zu­fammengeschlossenen westeuropäischen Schwerindustrie haben den Anschluß der tschechoslowafischen Eifeninustrie an das Rohstahlfartell grundsäglich beschlossen und der der tschechi­schen Eisenindustrie zu gewährenden Quote wie bei den übrigen Mitgliedern des Kartells die Produktion des ersten Vierteljahres 1926 zugrunde gelegt. Ueber den Anschluß der österreichischen   und ungarischen Schwerindustrie wird noch verhandelt. Ferner wurde bereits festgelegt, daß für das erste Bierteljahr 1927 eine Er. mäßigung des gegenwärtigen Produktionspro. gramms um 1,5 millionen Tonnen stattfinden wird.

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Der Automobilbestand der Kontinente. Der Automobilbestand der einzelnen Rontinente für Anfang 1926 wird nach amerikanischen statistischen Angaben folgendermaßen festgestellt: 21,09 Mill. Autos auf Amerika  , 2,67 Mill. auf Europa  , 0,41 auf Australien  , 0,22 auf Asien   und 0,14 auf Afrika  . Bon den insgesamt 24 564 574 Automobilen find 20 964 798 Personenwagen, 159 399 Autobusse und Gesellschaftswagen, 3 440 377 Laftwagen. Im Jahre 1925 wurden insgesamt 4 800 321 Automobile hergestellt, davon 4175 265 allein für die Vereinigten Staaten von Amerifa.