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werden. Aber nach dem dort üblichen Verfahren würden die beiden Streitfragen dann juristischen oder sachverständigen Körperschaften vorgelegt werden. So hat wenigstens das Genfer Kompromiß den Weg zu einer schiedsrichterlichen Lösung nicht versperrt, die den Konflikt allein dem Kampf des Prestiges und der Machtpolitik entziehen kann. Die Frage der R h e i n l a n d r ä u m u n g ist in Genf diesesmal offiziell nicht angeschnitten worden. Sie ist und bleibt für Deutschland das weitaus wichtigere Pro- b l e m. Sie ist sogar das deutsch -französische Friedens­problem schlechthin'. Daß sie auf der n ä ch st e n Ratstagung zur Erörterung gelangen wird, das geht schon aus der Stelle des gestrigen Beschlusses indirekt hervor, wonach eine spe- zielle Kontrolle der Rheinlandzone künftigen direkten Ab- machungen zwischen den Rheinpaktmächten vorbehalten bleiben soll. Das bedeutet mit anderen Worten, daß die Besatzungsmächte bereit sind, über die vorzeitige Räu- mung mit Deutschland zu verhandeln, jedoch für diesen Fall ein besonderes Kontrollsystem auf dem linken Rhein » ufer mit Deutschland zu vereinbaren beabsichtigen. Diese Frage wird die wichtigste außenpolitisch« Ausgabe der Reichsregierung in den nächsten Monaten darstellen. Ihre Behandlung und ihre Lösungsmögllchkeiten hängen offen» kundig eng mit der künftigen innerpolitischen Ent- wicklung Deutschlands zusammen. Ein Deutsch- land des Bürgerblocks, wie es di« Herren Westarp und Scholz anstreben, bietet keine Garantie für«ine im deutschen Interess« liegende Lösung dieser großen Friedens- fragen. Die einzige Sicherheit dafür, daß Deutschland stetig den europäischen Weg der Befriedung aufwärts geht, bietet eine von der Sozialdemokratie verbürgte Außenpolitik. Die Genfer Verhandlungen der letzten acht Tage haben gezeigt, daß der Weg noch hindernisreich ist. Sie haben von neuem bewiesen, daß es eine Gemeinschaft derer gibt, die voll guten Willens über die Grenzen zusammenarbeiten. Der Ausgang des Kampfes, den Briand gegen Poincarä erfolg- reich in den letzten Tagen geführt hat. zeigt wieder die Macht des internationalen Friedensgedankens.

Nittelstänüler-praktiken. Bo« der Tagung der Mittelstaudspartet. Auf dem Reichsparteitag de» Deutschen Mittel- ft a n d e s, der am Sonntag in Berlin stattfand, zeigte sich deutlich, daß den Mittelständlern fest ihren Erfolgen in Sachsen der Kamm sehr geschwollen ist. In der programmatischen Entschließung be- kennt sich die Mittelstandspartei zum Gedanken des Bürger- b l o ck s, lehnt aber die bürgerlichen Einheitslisten ab, weil sie geeignet seien,weite bürgerliche Kreise ins Lager der Nicht- wähler und Sozialisten zu bringen". Dagegen seien Listenverbin- düngen mit bürgerlichen Parteien, wo immer möglich, zu unter- stützen. Aus dieser Entschließung geht hervor, daß die Mittelstands- parte! im Gegensatz zu den Intereflen weiter Kreise des orbestenden Mittelstandes auch fernerhin die Reaktion parlamentarisch unterstützen will, ihren Wählern gegenüber jedoch das nicht auszu- sprechen wagt. Daher lehnt man die Blocklisten ab, um erst dann eine Bürgerblockpolittt zu treiben, wenn die Wahlen zu Ende sind. Mit der bürgerlichen Mehrheit werden so die Mietenerhöhungen im Interesse der Hausbesitzer und ähnliche Maßnahmen durchgeführt. die kleinen Sondergruppen des sogenannteu Mittelstandes auf Kosten der übrigen Gewerbetreibenden Borteile bringen. Den Beamten verspricht man goldene Berge, während man gleichzeitig die Politik der Mietensteigerung und der Ber» knappung der öffentlicheu Mittel betreibt, die in Wirklichkeit die Besserstellung der Beamten verhindern. Derartige Praktiken verdienen niedriger gehängt zu werden, damit endlich die irregeführten kleinen Gewerbetreibenden und die übrigen Gruppen, die sich zur Mittelstandspartei bekennen, sehen, woran sie sind.

Junge Sühne. »Die Krönung Richard» III." von Hau» henay Jahna. Elisabeth, Witwe des Britenkönigs Eduard IV liebt es, zur Nacht die Pagen in ihr Schlafzimmer einzuladen. Die Knaben tuen ihre Untertanenpslicht bis zur Erschöpfung. Elisabeth belohnt den rmen Pagen, indem sie ihn kastrieren läßt. Sie möchte den zweiten Pagen vergiften. Da mischt sich Herzog Richard von Gloster ein, indem er den Jungen erdolcht. Nun überredet Richard trotz seiner abstoßenden Häßlichkeit die Königinwitwe, daß sie ihn an ihre Seite zum Throne hinaufhebt. Kaum sind Richard und Elisabeth Handels- und herzensetnig, als Richard III. von England den Gedanken nicht mehr ertragen kann, daß die beiden Söhne seiner Gattin heran- wachsen und ihm die Krone streitig machen könnten. Also beseitigt er die Prinzen, indem er sie lebendig in einem niemals mehr zu sprengenden Marmorsarge begräbt. Richard aber klagt Gott an, daß er die Menschen nur als Beweisstücke für di« viehische Ver­kommenheit der Welt erschuf. Hans Henny Jahnn handhabt diese ziemlich massiven Scheuß- lichkeiten so virtuos, wie ein Schwergewichtsmeister seine Zentner- gewichte. Er hat ein bürgerliches Drama gedichtet, er hat eine Medea dramatisiert, er Hot schon vor einigen Jahren aus der eng- tischen Chronik diesehistorische Trägödie herausgeschnitten. An- tike, Mittelalter und Gegenwart sucht er nach den interessantesten Fällen der Sozialpathologie ab. Seine Weltanschauung klammert sich an den Glauben, unser lebendiges Leben und auch der Mythus und die Weltgeschichte sind nur so zu betrachten, daß an den Tag kommt, unter welchen günsti- gen oder ungünstigen Bedingungen der Liebesakt der Hauptperso- nen zustande kam, und welch« unangenehmen oder erfreulichen Folgen daraus entstanden. Verwechsel, oerwechsel das Mordmesser- chcn, das ist nach der Religion Jahnns die hauptsächlichste Folge- rung aus allem Weltgeschehen. Das ist zunächst ein« sehr beängsti- gende Moral, die aus jeder Weltgeschichte abgeleitet wird. Doch die Angst mildert sich und sie weicht bald dem Lächeln, wenn entdeckt wird, daß ihr Entdecker etwas kindisch als Richter der Weltgeschichte amtiert. Trotzdem ist Jahnn ein begabter, ja unter seinen Altersgenossen hervorragender Streiter um das dichterische Wort. Sein dramati- scher Stil ist inspiriert durch beste Vorbilder, durch das antike grie- chische Drama und durch jenen Shakespeare, der alle Zeit den dramatischen Posaunenbläsern imponierte. Der andere Shake- speare, der abgeklärt ist und«in unsterblicher Menschenkenner von märchenhafter Erfahrung, ging dem Dichter noch nicht auf. Man meint, daß Jahnn die Uebcrsetzung einer vorhandenen Vorlage auf die Bühne bringt. So sehr hat er sich in diesen pom- pösen Stil verliebt. Man möchte sagen, er ist auf diesem Gebiet beinahe ein hochorigineller Nachahmer. Modern, stürmisch oder um- stürzend sind solche Begabung und solcher Kunstwille allerdings nicht. Im Gegenteil, der junge Dramatiker ist früh vergreist, er ist trotz seiner geringen Jahre ein vertrockneter Alexandriner, halb tot, noch ehe er ausblühte. Die Hoffnung bleibt, daß ihn bald ein« wirkliche Ersthütteruug packt, um rhu gedanklich und ftUiftisch vorwärts zu

die Sowjetgranaten. Kommunisten, die die Wahrheit sage«. DieKommunistische Arbeiterzeitung", das Organ der Kommu- instischen Arbeiterpartei, oerösscmlicht einen ArtikelDie Wahrheit über die Sowjetgrannten" DieRote Fahne " wird darin wegen Ihrer ohnmächtigen Vers c, bewiesene Tatsachen abzu­leugnen, weidlich oerhöhnt. Besci'd-ren Spaß macht es dem links- kommunistischen Blatt, daß dieNote Fahne' vonRiickzügen" des Vorwärts" faselt, während sie selber in die allerkläglichste Lage geraten ist. Uebrigens scheinen Linkskomwumstem die in kommu­nistischen Versammlungen die Wahrheit zu sagen versuchten, recht unangenehme Erfahrungen gemacht zu haben. Schreibt doch die Kommumstische Arbeiterzeitung": Jetzt glauben die knechtseligen Mostaujünger noch die Wahr- heil über die Sowjetqranalen und ihre Konsequenzen aus Grund des.�austrechls in Versammlungen totschlagen zu können. Noch glauben sie, daß das drohende Gewitter der proletarischen Empörung sich nicht auf ihren Köpfen entladen wird, wenn sie mit dreister Stirn Landtagsanfragen stellen und die Namen der Schiffe wissen wollen. Doch sie sollen sich sehr getäuscht haben I Darf man auch den Einfluß der Kommunistischen Arbeiterpartei, einer Gruppe von Oberkonfusionsräten, nicht überschätzen, so ist doch gewiß, daß eine große Auseinandersetzung im kommunistischen Lager nicht aufzuhalten ist._

Reichswehrgelüer für Sinn-ZeiiU Weitere Angaben desManchester Guardian". Weitere Enthüllungen desManchester Guardian"(vom 10. d. M.) betreffen zwar nicht mehr die Beziehungen zwischen Reichswehr und Sowjetrußland, wohl aber di« Förderung der Sinu-Fein-Bewegung durch das Reichswehrministerium. Danach soll im Jahre 1921 ein Schiff mit Waffen und Munition von den rechtsradikalen Verbänden nach Irland verfrachtet worden sein. Leiter des Unternehmens soll ein deutscher Offizier gewesen sein, der später wegen des Erzberger -Mordes in Haft saß und noch während der Haft die Summe von 300900 M. vom Reichswehr - Ministeriumfür geleistete Dienste" erhielt, womit diese Waffen- lieferung an die irischen Revolutionäre gemeint war. Soweit derManchester Guardian". Obwohl diese Angaben seit mindestens 43 Stunden den Berliner Stellen bekannt sein muffen, ist eine Aeußerung hierzu noch nicht erfolgt. Die Geschichte Ningt zwar phantastisch, bei den Rechtsverbänden und bei den leitenden Reichswehrstellen ist aber alles möglich. Der erwähnte deutsche Offizier kann kaum ein anderer sein als der berüchtigte Kapitänleutnant a. D. Manfred v. Killinger, der OC.-Fllhrer, der wegen Beihilfe zum Erzberger-Mord vor Gericht stand und dessen skandalöser Freispruch nur erklärlich ist, wenn man von Reichs wegen ein Interesse daran hatte, sich sein ferneres schweig- sames Wohlwollen zu sichern._

die Wiederaufnahme des Zolles Zechenbach. Ter Antrag des Oberreichsanwatts. Nachdem das Reichsgericht unter Aufhebung des ablehnenden Beschluffes der 1. Strafkammer des Landgerichts München , die Wiederaufnahme des Berfahrens im Falle F e ch e n b a ch für zu- lässig und begründet erklärt hat. ist nun beim 5. Strafsenat des Reichsgericht« der zu erwarten gewesene Antrag des Oberreichs. anwalls eingegangen. Der Oberreichsanwall beantragt, das Urtell des Volksgerichts vom 20. Oktober 1922 nebst der ausgesprochenen Gesamtstrafe insoweit aufzuheben, als der Angeklagte Fechenbach wegen vollendeten Landesverrats Veröffentlichung des Ritter-Telegramms zur Strafe von zehn Jahren Zucht- Haus verurteill worden ist und das Verfahren auf Kosten der bayerischen Staatskasse einzustellen. Wir wir weiter erfahren, hat sich der Verteidiger Fechenbachs, Rechtsanwalt Dr. Hirschberg, München , dem Antrag des Oberreichsanwalts angeschlossen und zugleich beantragt, die Verurteilung zur Neben- strafe des Verlustes der bürgerlichen Ehrenrechte

bringen, um ihn besonders aus dieser ganz und gar unsozialen Blutseligkeit herauszubringen. Die Regie vor/ Martin Kerb baute das Drama zu sehr auf spannenden Wirkungen aus. Doch die Spannungen hatten keinen rechten Sinn. Es war eine gekünstelte Dramatik entstanden aus einem gekünstelten Drama. Dabei spielte Walter F r a n ck die patho- logische Rotte des Britenkönigs außerordentlich bedacht und taktvoll. Franck dämpfte, was in dichterischem Worte der Tobsucht ausgeliefert wurde. Frau Straub dagegen versuchte allen Greuel noch zu steigern. Sie glaubte, einen Urmythos des Grauens spielen zu muffen und vergaß in diesem Eifer, daß sie etwas ziemlich Hohles bis zur Unerträglichkeit aufdonnerte. Max Hochdorf .

»Jugend im Atai". DieStädtische Oper' hat einen Seitensprung gemacht. DemReichsoerband der deutschen Presse" überließ sie die Erstaufführung der nachgelassenen Operette von Leo Fall . Merkwürdiger Fall. In einer Zeit, die der Monotonie des Jazgens und Foxtrottens schon überdrüssig geworden ist, wäre eine Walzeroperette aus dem Jahr« 18S0 Labsal genug, wenn sie über genügend Elemente verfügt, uns ins Biedermeier zurück zu elektrisieren. Gerode an dieser zündenden Kraft fehlt es dem Buch (von Schanzer und Welffch), das schleppend ist auch im lustigen Mittelakt, das stch an den saustdicken Sentimentalitäten festhakt und in Romantik, Mailuft, Prinzeffinnenschwärmerei, Herzwoh, Liebe auf den ersten Blick, Alt-Heidelberg, Rosenbeet und Gartenlaube nur so schwelgt, daß«in Backfischherz ganz auf sein« Kosten kommt. Diesem Stoff gegenüber verhielt sich das Parkett der Gäste still. Der Erfolg war zweitrangig. Hier fühlt« man auch«ms einer blaffen Partitur herims noch die schwingend«, melodiefreudige. geschmackvoll Melodien- bildende Seele eines wertvollen Wiener Musikers. Ein« Harmlofig- keit. aber in langsame Walzer, im parodierenden Salome-Lied, im Schnupf-Terzett noch immer von Niveau. Opernkräft« in die Feschheit und Leichtigkeit der Operette zu zwingen, auch wenn die Kurzweiligkeit erst erzwungen werden muß, ist nicht leicht. Um so höher ist Lotte Schönes muntere und aninnerende Hannelore zu schätzen. Die Erquickung des Abens . Margret Pfahl-Waller- stein hotte alleweil Sonn« im Herzen und fang ebenso hübsch, wie sie aussah. O st v i g hatte die Mißmutezüge des Zwergen noch nicht abgelegt, Kon dl stolzierte gravitätisch und schulmeisterlich aus dünnen Beinen, und die M a r ck- L ü d e r s trompetet«, wie«in rechter Hausdrachen. Frische Chöre, gute Leitung(Gij�ttmann), allzu süße Bühnenbilder(Barg o). Jugend im Moc von vor- gestern. K. S. Matinee" in der Nacht. Neben derJungen Bühne" und der Jungen Generation" hat sich eine neue sreie Theatergemeinschaft gebildet, dieMatinee". Sie machte sich Sonnabendnacht die Mühe, im Kleinen Theater eine Uraufführung des DramasDie Tiere" van Wilhelm Broun zu veranstalten und bewies damit gleich- zeitig, daß sie drei bis vier Jahrzehnte zu spät gegründet ist. Herr Braun, der Verfasser, setzt sich mit viel Liebe für die Unterdrückten und Unrcchtleidendeu ein, und mit heißem Herzen weist er die Zeit- genossen aus Mißstände hin, die das Leben so mit sich bringt. Es Handel: sich in dem Stück um die Sinnenluft und ihre frappante

auf die Dauer von zehn Jahren gleichfalls aufzuheben, da sie sich auf die Verurteilung zu zehn Jahren Zuchthaus wegen vollendeten Landesverrats bezogen hat. Es tsl nun zu erwarten, daß der 5. Strafsenat des Reichsgerichts in allernächster Zeit ohne Haupt- Verhandlung das Urteil antragsgemäß aufheben und das Verfahren einstellen wird.

Herc�aufra-'en im LanStag. Gegen die Uetersch chtcn! In der heutigen Sitzung des Landtags standen zunächst B e r g b a u f r a g e n auf der Tagesordnung. Abg. Oslerroth(Soz.) berichtet für den Handelsausschuß zunächst über einen sozialdemokratischen Antrag zu dem Grubenunglück auf der Zecye Oberhausen vom 25. März 1926, der das Staats- minlfterium ersucht, die bestehenden bergpolizellichen Verordnungen zwecks größerer Sicherheit bei Seilfahrten zu ergänzen und auf maschinentechnische Modernisierung der Seilfahrteinrichtungen zu dringen. Der Handelsausschuß empfiehlt diesen und einen ähnlichen kommunistischen Antrag dem Hauptausschuß zu überweisen, um sie dann mit dem Haushalt der Bergoerwaltung zu beraten. Abg. Oller(Soz.) begründet die sozialdemokratischen Großen Anfragen, di« Auskunft verlangen, wieviel Ueber- und Neben- schichten im Ruhrbergbau verfahren werden. Die Regierung wird gefragt, was sie zu tun gedenkt, um die Bergarbeiter und -angestellten vor dem Zwang, Ueberschichten zi-. ver­fahren, zu schützen und ob sie bereit sei, ein bedingtes Ver- bot der Ueber- und Nebenschichten zu erlassen. Ferner wird der angekündigte Gesetzentwurf über das Revier-Prämienver- b o t verlangt. Die starke Steigerung der Unfälle im Oberberg - amtsbezirk Dortmund ist ein Beweis dafür, wie durch die Ueber- anstrengungen die Bergarbeiter beeinträchtigt werden. Während die Bergarbeiter so überlastet seien, gäbe es in Deutschland 1,5 Mil­lionen Arbeitslose und unter ihnen viele Bergarbeiter.

Zentrum unü Personalpolitik. Der Reichsparteivorstand des Zentrums hat zur Frage der Personalpolittk am Sonnabend einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: Der Reichsxarteivorstond erklärt aus Anlaß von Meinung-- Verschiedenheiten in der Partei: Die Zentrumspartei hält unverrück- bar an der Auffassung fest, daß grundsätzlich gegen die Berufung geeigneter Persönlichkeiten aus dem freien Berufsleben zu leitenden B e r w al t u ng s äm t e r n keine Bedenken bestehen. Sie hält im Gegenteil in Ausnahmefällen die Berufung solcher Persönlichkeiten auch zu hohenBerwaltungsposten für wünschenswert." bürgerlicher Mischmaschjieg in Lille . Die Kommunisten helfen der Rechten gegen die Sozialisten Paris , 13. Dezember.(MTB.) Im Departement* 0 r d fand gestern die Ersatzwahl für drei verstorbene Abgeordnete statt, von denen einer der Radikalen Linken(Fraktion Loucheur) und zwei der sozialistischen Fraktion angehörten. Die Liste der Rech- t e n(Fraktion Marin) wurde mit rund 193 000 Stimmen g e- wählt. Die sozialistischen Kandidaten folgten mit rund 110 000 und die kommunistischen mit rund 65 000 Stimmen. * Dieser Ausgang bedeutet eine Niederlage der Linken, ist aber erklärlich, wenn man weiß, daß die R a d i. tolen beschlossen hatten, mit der Rechten zusammenzugehnr und eine gemeinsame Liste aufzustellen. Ein Teil der Radi- kalen unter Führung von Locheur hatte zwar diesem Beschluß widersprochen und eigene Zählkandidaten aufgestM, aber die Angst vor den Sozialisten war für die bürgerlichen Wähler maßgebend. Die Sozialisten haben sich gegenüber 192� gut gehalten, denn sie haben nur rund IS 000 Stimmen eingebüßt, was um so anerkennenswerter ist, als die K o m- m u n i st e n, wie immer und überall, die Geschäfte der Reaktion besorgten und ihre ganz« Propaganda aus- schließlich gegen die Sozialisten richteten. Sie haben dennoch gegenüber 1924 nur S000 Stimmen gewonnen.

Auswirkung am einer Minderbegabten Dorfmagd. Da zeigen sich ländllch-schändlni»? Bilder von schrecklicher Verworfenheil. Nicht weniger als fünf Männer nützen das Mädchen schamlos aus, was im Drama sehr eingehend und für jeden einzelnen Fall gesondert und sehr realistisch dargestellt wird. Die Berführungsszenen wirkten in der Ausführung übrigens äußerst lustig und nicht, wie der Autor gerne wollte, empörend. Als später ein Knecht aus einem anderen Dorf ein reiner Tor um die Maad freit, stecken ihm die Ehren- männer, wie es um ihre Jungfräulichkeit steht und was für eine er da helmzuführen gedenkt. Daraufhin hält er es für ratsam, sich zurückzuziehen und der armen Maria bleibt nur übrig, sich im Dors­teich zu ertränken. Wie sich die Dorfbewohner benehmen, ist eine Gemeinheit und zeugt von schofler Gesinnung. Leider Ist dem Ber - fasser nur entgangen, daß wir das wissen, daß er also mit Inbrunst eine Frage behandelt, die längst keine mehr ist. Dasselbe Miß- geschick ist ihm bei seiner vor kurzem gezeigtenDirnentragödie" widerfahren. Nebenbei gesagt, Herr Braun schreibt ein eigenartiges holpriges Deutsch. Unter der Regie von Erich Fisch wurde so wacker gespielt, daß Versuche, die Aufführung durch Pfeifen zu Fall zu bringen, im Keim erstickten. Dorothea Thieß (die Magd) und Artur Mainzer stechen oollsas'.ige Figuren aus die Beine. Dgr. Jean RIchepin. der französische Dichter und Dramattker Ist Sonntag plötzlich an den Folgen einer Influenza im Alter von 77 Jahren gestorben. Merkwürdigerweise ist Jean Richepin , der es in seinem Heimat- lande trotz seiner wilden Vergangenheit zum Mitglied« der Akademie brachte, in Deutschland weniger bekannt geworden. Vielleicht hatte es doch eines feiner Dramen und Romane verdient, übersetzt zu werden. Vielleicht noch interessanter als der Dichter war der Mensch Richeoln. Er kam von unten auf und hatte als Boxer uich Schwimmer, al» Weltreisender und Abenteurer viel erlebt ehe er zur Literatur kam. Dieses seltsame Leben hat er selber darzustellen begonnen. Richepin begann als Lyriker: aber seine stark natura- listischen Bettleogesänge gefielen den Sittlichkeitswächtern nicht. Sie wurden zunächst beschlagnahmt. SeineBlasphemien" brachten ihn ins Gefängnis. Aber inzwischen wurde er durch den Vortrag seiner Verse Im Kabarett bekannt und allmählich gesellschaftssähia. Schließ- lich war er eine der stadtbekannten Pariser Persönlichkeiten.

Neue» Autorenrecht in Rußland . Soeben fft In Moskau d Gesetz über das neue russische Autorenrecht veröffentlicht ward-' Der kommunistische Staat, der offiziell kein Eigentum kennt, will damit das Eigsntumsreckt der Autoren an ihren Werken aner- kennen. Die Schutzfrist ist für den Autor selbst auf 25 Jahre, für die Erben auf 15 Jahre festgesetzt. Für Werke, die in Rußland selbst enfftanden sind, wird das Autorenrecht sowohl Sowjetbürgern als auch Ausländern verliehen. Ein solches Werk kann aber jederzeit vom Staate zwangsweise erworben werden. Der Staat kann sich gleichfalls zwangsweise das Uebersetzungsrecht sichern. Ueber- setzungen genießen gleichfalls den urheberrechtlichen Schutz. Stadenlcn-Nache«. DieDeutsche Juristenzeitung" erlätzt ein Preis- auZschrewen für Siudierende der Rechtswissenschaft über folgendes Thema: Ist die schlägcrmeniur für die studentische Selbstdisziplin und Eharatter- bildung erforderlich oder zweckmäßig und daher rechtlich zu aestatl« oder welch« anderen Mittel vermöchten sie zu ersetze»!