Nr. 586+ 43. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Der Unglücksfall auf der Freundschaftsmensur"
Sport oder Unfitte.
Das Schöffengericht Schöneberg hat heute über einen intereffanten Fall zu entscheiden, der gerade in den letzten Tagen wieder Gegenstand einer Reichsgerichtsentscheidung gewesen ist. Das Reichsgericht hat sich nämlich auf den Standpunkt gestellt, daß der Studentenschläger eine tödliche Waffe vorstelle und daß die Mensur als 3weikampf zu betrachten sei. Somit fet auch der im Zweikampf erfolgte Tod demjenigen, der die Verlegung beigebracht hat, strafrechtlich zurechenbar.
Der Student Ruschte war mit dem Studenten jur. Bär befreundet. Eines Tages beschlossen fie, eine Freundschaftsmenfur auszufechten. Allerdings scheint es mit dieser Freundschaftsmenfur doch auch noch eine andere Bewandtnis gehabt zu haben, da der Angeklagte auf die Frage des Vorsitzenden über die Motive, die beide zu der Mensur veranlaßt haben, sich nicht äußern wollte. Also, Sefundanten, Bautärzte wurden bestellt, die Bandagen, die Brust, Hals, Schultern usw. schützen, wurden angelegt und die Mensur begann. 60 Gänge sollten ausgefochten werden. Bereits nach dem 40. Gang fielen aber die Testanten ein. Beide Degen hatten sich in den Badagen verfangen. Bär konnte aber nicht weiter, und die Aerzte stellten an seiner rechten Bruſtſeite eine ganz fleine Wunde fest. Die Spitze des Schlägers war in die Bandagen hineingerutscht. Bär wurde in die Charité gebracht. Hier wurde die Verlegung einer kleinen Arterie feft nef.ut, die eine innere Blutung verursacht hatte. Etwa drei Wochen später starb Bär an einer Blutvergiftung Die Beugen fonnten wenig zur Klärung des Sachverhaltes aussagen. Anscheinend waren die Bandagen während der Bewegung des Bär aus. eindergeruſcht und bei einer Bewegung nach vorn war er mit dem Körper auf die Spike des gegnerischen Schlägers gestoßen. Eine Aussage muß doch festgehalten werden: Kuschtes Sefundant hatte vor der Mensur festgestellt, daß Bär physisch nicht auf der Höhe war. Er hatte gefneipt und war start unterernährt,
Einbrecher beim japanischen Botschafter.
Ein nächtlicher Schlafzimmerbesuch.
Die japanische Botschaft am Blah der Republit hat in der Nacht zum Sonntag den Besuch von Einbrechern erhalten, die mit außerordentlicher Dreiftigkeit den Weg zum Zimmer des schlafenden Botschafters fuchten und das Wertvollste, das sich in der Eile finden ließ, mitnahmen.
Die Botschaft liegt in einem Häuserdreied, das auf einer Seite vom Reichstagsufer begrenzt wird. Das hier gelegene Haus Nr. 3 wird augenblidlich abge pugt und ist mit einem hohen Gerüst verkleidet. Diese Gelegenheit benutzten die Einbrecher zum Aufstieg. Sie gelangten auf das Dach der zur Botschaft gehörenden Regelbahn. Auf diesem gingen sie entlang, bis sie an das Hauptgebäude tamen. Sie zertrümmerten eine Lute, stiegen ein und drangen bis in das Schlafzimmer des Botschafters vor. Herr Naga- Ola war gegen 12 Uhr nach Hause gekommen und hatte noch bis 3 Uhr im Bett gelesen. Um 2½ Uhr hatte er zwar ein leichtes Geräusch gehört, ihm aber feine Beachtung geschenkt. Die Diebe warteten, bis das Licht gelöscht war, schlichen dann geräusch los, wahrscheinlich auf Strümpfen, in das Zimmer und stahlen Dom Nachttisch ein goldenes fechediges 3igarettentui, dessen Boden breiter als der Deckel ist, und ein mit Saffianleder gefüttertes Portemonnaie, das 1600 m. bares Geld enthielt. Eine Uhr mit Platintette und eine filberne Zigarettentasche ließen sie unberührt. Von der Flurgarderobe entwendeten die Verbrecher einen Herrennerz pelz mit Sealffinfragen und offenen Nähten. Auf der Brusttasche trägt das Kleidungsstüd den Namen des Bot. schafters sowie den der Schneiderfirma Maison Cumberland- Paris". Ferner nahmen sie einen mit großtariertem Stoff bezogenen Kän geruhsportpelz mit, der sogenannte Mufftaschen hat, und einen Ulster. Um sich vor Ueberraschungen zu sichern, hatten sie die Zimmertür bes Dieners, der im gleichen Stodmert schläft, von außen abge. schlossen. Die Diebe, die sehr ortstundig gewesen sein müssen, haben sich mit ihrer wertvollen Beute auf dem gleichen Wege entfernt. Eine elektrische Sicherheitsanlage, die in den unteren Stodmerken nach einem früheren Einbruch angebracht wurde, haben sie geschickt umgangen. An wichtigen Papieren ist ihnen der Diplomatenpaß des Botschafters in die Hände gefallen. Mitteilungen zur Aufklärung und über das Auftauchen des gestohlenen Gutes, für deffen Wiederbeschaffung eine angemessene Belohnung ausgefegt ist, erbittet Kriminalkommissar Trettin im 3immer 96 des Polizeipräsidiums, Hausanruf 436.
Selbstmordverfuch eines Oberbahnhofsvorstehers. In seinem Dienstbureau auf dem Bahnhof Grunewald suchte gestern abend gegen 11 Uhr der Oberbahnhofsvorsteher Scheu seinem Leben durch Erschießen ein Ende zu machen. Sch. brachte sich aus einer Selbstlade pistole einen Schuß in die Lunge bei. Von hinzueilenden Bahnangestellten wurde Scheu schwerverlegt am Boden liegend aufgefunden. Er wurde in das Westender Krankenhaus geschafft.
da er ein fümmerliches Dasein führte. Die Sachverständigen, Prof. Dr. Straßmann und Dr. Störmer erklärten, daß es nicht festzustellen sei, wodurch die Blutvergiftung Schläger oder durch die inneren Blutbahnen gekommen sein. Prof. entstanden sei. Die Infektion konnte von den Bandagen, von dem Dr. Sad geladen waren, follten darüber aussagen, ob der Schläger Bier, Prof. Zeller und Prof. Strauch , die von dem Verteidiger bei den bestehenden Mensurbestimmungen als tödliche Waffe gelten und ob auch andere Sportarten nur mit Lebensgefahr auszuüben find. Alle drei Sachverständigen äußerten sich dahin, daß nach ihrer sei und daß andere Sportarten, z. B. der Borkampf, viel öfter zu Ansicht die Schlägermensur als Sport zu betrachten tödlichem Ausgang führen. Es handele sich hier um einen Unglüdsfall. Prof. Strauch glaubte überhaupt verneinen zu müffen, daß es sich in diesem Falle um einen Zweikampf gehandelt habe. Es sei einfach eine Freundschaftsmensur" gewesen.
Dies der nüchterne Sachverhalt. Ueber die Schlägermensur felbft in Verbindung mit der Reichsgerichtsentscheidung wird noch einiges zu sagen sein. Die Zuhörer und die Beugenbänke find von Studenten der schlagenden Verbindungen eng besetzt.
Der Staatsanwalt glaubte den Tatbestand des Paragraphen 206, der mit der Mindeststrafe von zwei Jahren Festung denjenigen bedroht, der im Zweikampf seinen Gegner tötet, als gegeben und beantragte zwei Jahre Festung. Rechtsanwalt Dr. Sad beftritt die Auffassung des Reichsgerichts und wollte nicht gelten laffen, daß es sich hier um einen Zweikampf handele, und daß der Schläger eine tödliche Waffe vorstelle. Er beantragte daher Freispruch.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten Ruschte nach längerer Beratung zu fünf Monaten Gefängnis. Es verneinte den Tatbestand des§ 206, der den im Zweikampf zugefügten Tod mit Festungshaft bedroht, und fam zu einer Berurteilung aus dem § 205, der den Zweikampf überhaupt unter Strafe stellt.
Messerhelden!
Bier Menschen schwer verletzt.
In der Nacht zum Sonntag spielten sich wieder an zwei verschiedenen Stellen der Stadt blutige Szenen ab, bei denen los in Krantenhäuser eingeliefert werden mußten. vier junge Menschen so schwer verletzt wurden, daß sie besinnungs
Gegen 3½ Uhr morgens fanden Bassanten vor dem Hause 2nnarstraße 10 drei junge Männer mit schweren Stichwunden und blutüberströmt besinnungslos auf dem Bürgersteig liegen. In dem Halblicht konnten sie noch mehrere andere junge Burschen eilig davonlaufen sehen. Die Bewußtlosen wurden zunächst nach der Rettungsstelle und von dort, wo ihnen Notverbände angelegt worden waren, in das Virchow- Krankenhaus geschafft. Die Mefferstiche hatten Kopf. Brust und Arme getroffen. Wie die Ermittlungen ergaben, find die Berletzten ein 19 Jahre alter Graveur Georg Giefide, ein 20 Jahre alter Arbeiter Willy Schmidt und ein gleichaltriger Heinrich Schurig. Alle drei wohnen in dem Hause, vor beffen Tür fie aufgefunden wurden. Wegen ihres Zustandes tonnten sie bisher noch nicht eingehend gehört werden. Man weiß daher noch nicht, wer die jungen Leute waren, die flüchtend gesehen wurden. Ebensowenig fennt man die Veranlassung zu dem Streit. Eine halbe Stunde später wurde vor dem Hause Memelerstraße 80 wieder ein junger Mann, ein 24 Jahre alter Monteur Erich Fischer aus der Memelerstraße 4 mit schweren Messerstichen in Kopf und Brust aufgefunden. Auch er wurde unverzüglich in das Krankenhaus am Friedrichshain gebracht. Wie er angibt, geriet er mit einem unbekannten Manne in Streit. Sein Gegner zog fofort das Messer, stach ihn nieder und ergriff dann die Flucht
Der Binzer Juwelenraub.
und
der
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Montag, 13. Dezember 1926
und Brand ist derjenige gewesen, der schließlich 2000 Mart an Flöte gezahlt hat. Wo der Schmud geblieben ist, fonnte bisher nicht festgestellt werden. Der Angeflagte Flöte ist troß seiner Jugend schon fünfmal wegen Diebstahls vorbestraft, so daß bei ihm das straffchärfende Moment des Rückfalls in Frage kommt. Er versuchte in der Gerichtsverhandlung den Diebstahl so darzustellen, als ob fein dienste durch den Verkauf des gestohlenen Gutes geleistet habe. Freund Biene die Tat ausgeführt habe, während er nur Helfers. Rest des Geldes wurde ihm von einem Straßenmädchen gestohlen. Nach dem Diebstahl faufte er sich in Berlin einen Anzug, und der fchärfen und bat Klein, ihm einen Berschärfer" zu besorgen. Auf Drei Wochen habe er gewartet, dann suchte er den Schmuck zu ,, bergeklagte noch, daß er mit einem so niedrigen Preise einverstanden eine Frage von Rechtsanwalt Dr. Jacobsohn erklärte der Angewesen sei, weil ihm gesagt worden sei, daß es sich um„ Bühnenimitation" handele.
Der„ Silberne Sonntag".
Geschäfte nachmittags ihre Pforten offen hielten, hatte außerordent Der gestrige sogenannte Silberne Sonntag, an dem die lich große Menschenmengen in die Innenstadt gebracht. Die Geschäftsviertel waren überlaufen; nicht nur auf den Straßen, sondern in den Kaufhäusern selbst mußte oft zu einer energischen Verkehrsregelung gegriffen werden. Nach den eingegangenen Be richten sind die Geschäftsinhaber mit dem Umsag zufrieden; die Bessimisten unter ihnen haben Unrecht behalten. Allerdings ist festzustellen, daß das anhaltende milde Better dem Absatz von ausgesprochener Winterkleidung nicht gerade förderlich war. Besuch in den Warenhäusern der Konsumgenossenschaft kann als außerordentlich gut bezeichnet werden, wozu die kürzlich veranstaltete Werbewoche der Genossenschaft ihr Teil beigetragen haben mag. Der Weihnachtsmarkt ist am Sonnabend eröffnet werden und auch die Händler mit Christbäumen haben sich bereits eingefunden; diese haben jedoch noch kein großes Geschäft gemacht. Ueberschwemmung in Tempelhof .
Der
In der Berliner Straße zu Tempelhof plagte gestern abend gegen 47 Uhr ein Hauptwasserrohr und sehte die Straße auf mehrere hundert Meter Länge unter Wasser. Wir erfahren hierzu folgendes: In der Berliner Straße, etwa auf der Höhe der Parade straße, werden gegenwärtig für die im Bau befindliche Nord süd. bahn starte Eisenträger eingerammt. Sonntag abend gegen 47 Uhr schoß plöglich ein starker Wasserstrahl aus dem Erdreich hervor. In furzer Zeit war die Straße überschwemmt und glich einem großen See, der stellenweise eine Tiefe von ½ bis 4 Meter aufzuweisen hatte. Große Waffermengen flossen in einem Sturzbach in die bereits ausgehobene Baugrube und überfluteten sie. Der gesamte Straßenbahnverfehr über die Berliner Straße durch die Sachfendamm in Schöneberg umgeleitet werden. Inzwischen waren Dreibundstraße und Ringbahnhof Tempelhof mußte über den die zuständigen Wasserwerfe benachrichtigt worden, die fefort eine Arbeitskolonne an die Unfallstelle entsandten und das Hauptwasserrohr absperrten. Die beschädigte Stelle soll im Laufe des heutigen Tages ausgebessert werden. Die bisherigen Ermittlungen haben er. geben, daß das Rohr wahrscheinlich beim Einrammen der Eisenträger derart beschädigt wurde, daß es den Wasserdruck nicht mehr aushalten fonnte und platte.
bahn wurde ein aus zwei Personenwagen und zwei Güterwagen Schweres Sturmunglüd in Norwegen . Auf der Rjukanbestehender elettrischer 3ug, der infolge einer Unterbrechung der Stromzufuhr halten mußte, oom Sturm umgeworfen. Die meisten Baffagiere hatten auf Ersuchen des Schaffners die Wagen vorher verlassen. Diejenigen, die noch darin verblieben gestürzten Wagen gerieten durch die Rotsheizung in Brand. waren, erlitten mehr oder weniger schwere Berletzungen. Die um 3mei der Wagen wurden durch das Feuer gänzlich, die beiden ande Brand auf einem in der Nähe gelegenen Bauernhof, der voll ren teilweise zerstört. Die Funken des Feuers entfachten einen ft änbig vernichtet wurde. Auch ein benachbartes Sägewert brannte nieder.
Freispruch im Haßlocher Explosionsprozeß. In dem Prozeß megen des Haßlocher Explosionsunglüds tamen heute die Sachvers ständigen zu Wort, von denen die meisten die Ansicht vertraten, daß es sich bei der Explosion eher um eine solche von Aether handle. Nach furzer Beratung tam das Gericht zum Freispruch beider Ange flagten.
22 Verletzte bei einem Autounfall. Ein Auto, das täglich Arbeiter von Epe nach den Fabriken in Enschede ( Westfalen ) bringt, stürzte Freitag abend, als ihm ein anderes Fahrzeug in die Flanke fuhr, um. 22 Insassen wurden verletzt, davon drei schwer.
Geschäftliche Mitteilungen.
Vor dem Schöffengericht mitte gelangte heute ber Jumelenbiebstahl in Bad Binz auf Rügen zur Aburteilung. Die Straffache ist dem Berliner Gericht überwiesen worden, weil die Täter und sämtliche Hehler in Berlin anfäßig sind. Von Berlin aus ist auch der Plan ausgegangen. Wegen schweren Einbruchdiebstahls wurde aus der Untersuchungshaft der jegt erst fnapp 21 Jahre alte Arbeiter Reinhardt Flote vorgeführt und mit ihm als Hehler der Schneider Fris Klein, der Artist Albert Fritsch, der Eishändler Gustav Brand Transportarbeiter Wilhelm Rühemann. Flöte hat nach seinem eigenen Geständnis mit dem bisher nicht ermittelten Schloffer Paul Biene ben 14. Dezember, vormittags 10 Uhr, stattfindende Neueröffnung des modernen Neueröffnung Kaufhaus Mag Holz. Wir weisen hiermit auf die am Dienstag, durch Fassadenfletterei aus dem im 1. Stod gelegenen Hotelzimmer, Raufhauses, Mar Holz, Schönhauser Allee 101, Ede Bornholmer Straße, hin. Der in dem der Schriftsteller Erdmann mit seiner Frau Schlief, Schmud- Inhaber Herr Mar Solz, ist der Kundschaft als Mitinhaber des früheren beftens fachen im Werte von etwa 40 000 art und bares bekannten Raufhauses Solz& Ascher noch in bester Erinnerung, und wird es auch heute wie früher sein Bestreben sein, durch strengste Reellität und Kulanz sowie Geld geraubt. Flöte ist dann mit dem Raub nach Berlin gefahren fein altbewährtes Geschäftsprinzip Großer umfas Kleiner Rugen und hat die Hilfe des gerade aus der Fürsorge entlassenen Klein in bie Rundschaft in jeder Weise beftens zufriedenzustellen. Es wird um zwanglofe Anspruch genommen, um die Bertſtüde bei„ Berschärfern" abzugebeten, und erhält jeder Kunde während des Eröffnungsverlaufes ein wertvolles, Besichtigung der vollständig neuerbauten Geschäftsräume sowie der Schaufenster setzen. An dieser Aufgabe haben die übrigen Angeklagten mitgemirtt, prachtvolles Gefchent sowie jebes Rind ein schönes Spielzeug.
Nene Mischung
25 OBERST
Walsert- 21storia
Shalbert
KUSCHE
Astoria
Ungewöhnliche Milde und doch Charakter fordert der moderne Rancher von einer guten Cigarette. In unferer
neuen
OBERST 5s
findet diefes Berfangen eine überraschend glückliche Lösung.
Neue Backung
Baldorf Astoria
Cigarettenfabrik A- G.