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worfen betam, hob man in der jüngst stattgehabten Wahl­fampagne mit Stolz hervor, daß der zum Gouverneur des Staates New York gewählte bürgerliche Kandidat Al. Smith seine Laufbahn als Zeitungsjunge begonnen hatte!

In diesem Lande ungeheuer raschen Aufstiegs, des rapiden Erfolges find eben die Klaffen- und Kastengegen­säge im gesellschaftlichen und politischen Leben noch nicht fo ausgeprägt wie in den europäischen Staaten mit ihren Jahr­hunderte alten Klassenfämpfen; sie sind, wenn auch vorhanden,

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darstellen brauchen. Auf die polnischen Alarmmeldungen hätte also eine ganz ruhige Antwort genügt, die auf dieses Recht hinweist. Die offiziöse Erklärung aber, daß die Mel­dung über deutsche Manöver in Ostpreußen ,, völlig aus der Luft gegriffen" sei, ist angesichts der Tatsachen so ungeschickt, daß sie im Ausland den Anschein erwecken muß, als follte irgend etwas geheim gehalten werden!

Das Genfer Echo in Paris .

Die Gefahr des Kabinettszerfalles. Paris , 13. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die Ergeb=

doch noch nicht so start ins Bewußtsein der Menschen getreten. Wirth gegen kapitalistische Weltanschauung. caré bestanden und einen Augenblick lang den Erfolg der Genfer

Amerika hat keine alten Aristokratien, nicht einmal sehr alte Geldaristokraten, und jeder tüchtige, unternehmungsfrohe

Mensch darf damit rechnen, in eine gehobene Lebensstellung

zu kommen.

Wie in England zu der Zeit, da das Inselreich die Fabrik der Welt zu sein schien und eine Vorzugsstellung einnahm, die Arbeiterschaft sich im Gefolge der bürgerlichen Parteien befand, um diese privilegierte Position zu erhalten so glauben auch weite Arbeitertreise im bevorzugten Amerika durch Unter­ſtüßung der bürgerlichen Parteien diese Vormachtstellung auch für sich erhalten zu können.

Längst ist England nicht mehr die Fabrif der Welt und feine Arbeiterschaft steht heute mit an der Spitze der Sozia­listischen Internationale. Wird Ameritas Prosperität und Borzugsstellung von ewiger Dauer sein?

Manöver in Ostpreußen .

Oder: Wie dementiert wird.

Wolffs Bureau berichtete vor einigen Tagen über alarmierende Meldungen Warschauer Morgen­blätter, die sich mit deutschen Manövern in den majurischen Grenzgebieten beschäftigten. Dazu wurde vom Wolff- Bureau folgendes Dementi ausgegeben:

Die Meldungen über deutsche Manöver in Ostpreußen find völlig aus der Luft gegriffen; es finden zurzeit dort lediglich le b u n- gen eines einzigen Regiments statt."

Die deutschnationale Presse verfah diese Wolff- Meldung mit entsprechenden Ueberschriften:" Bolnische Lügen meldungen" und ähnlichen Beteuerungen.

Nun liegt uns die Rosenberger Kreiszeitung" vom 9. Dezember vor. In diesem ostpreußischen Blatte wird über ,, Wintermanöver bei Riesenburg und Rosenberg" berichtet:

,, Unsere Reichswehr wird in der Zeit vom 7. bis 10. Dezember llebungen in der Gegend von Riefenburg und Rosenberg abhalten. Truppen aller Waffen: Infanterie mit Maschinengewehren und Minenwerfern, Reiter, Artillerie und sonstige Formationen nehmen an den Uebungen feil. Ein großer Teil der umliegenden Städte ( nach Rosenberg tommen etwa 1000 Mann), Dörfer und Gutsbezirke wird mit Einqartierungen belegt werben."

An anderer Stelle desselben Blattes heißt es: ,, Schon in den Abendstunden des 7. Dezembers begannen leb. hafte Blänkeleien zwischen Riesenburg und Marienwerder, besonders in der Gegend Littschen, das von einer gemischten Abteilung der blauen Partei besetzt war. Maschinengewehre, Kanonen, Panzer­wagen, Radfahrer und Reiter lieferten fich hier ein nächtliches Bor­poffengefecht, deffen Gefechtslärm weithin hörbar wurde. Die Panzerwagen stießen von Marienwerder sogar bis nach Riefenburg durch, überall Aufregung und Berwirrung verbreifend. Schnell, wie fie gekommen, waren sie dann wieder im Schutz der Nacht ver­schwunden..

So geht der ,, Kriegsbericht" noch eine ganze Weile weiter, und es wird angekündigt, daß über den Verlauf der Kämpfe der beiderseitigen Infanterien und Ar­tillerien" fortlaufend berichtet werden soll.

Nun ist es zweifellos richtig, daß jeder Staat das Recht hat, seine Truppen Manöverübungen abhalten zu laffen, wo es ihm beliebt. Auch in Ostpreußen, das bekannt­lich durch den Korridor vom übrigen Teil des Reiches abge­trennt ist. Und ohne daß solche Manöver Kriegsdrohungen

Rachefeldzug gegen Jeßner.

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Im Preußischen Landtag ist ein Urantrag ber Deutschnationalen Boltspartel eingegangen, ber fich gegen die Leitung des Staatlichen Schauspielhauses und des Staatlichen Schillertheaters richtet. Die Aus­wahl fittlich anstößiger Stüde" und ihre fich an bie niedrigsten Instinkte wendende Inszenierung" auch der Bußtag und der Totensonntag feien von solchen Aufführungen nicht verschont-, müßten das ethisch- ästhetische Empfinden aller chriftlich deutsch gerichteten Theaterbefucher ver­lezen. Die Meisterwerfe der Klassiker würden in dem Bestreben, fie dem neuzeitlichen Sensationsbedürfnis anzupaffen, dem Geifte der Dichter nicht mehr gerecht, sondern wirften, wie besonders bie Aufführungen der Räuber" und des Hamlet" bewiefen, geradezu als Parodien. Der Antrag ersucht das Staatsminifterium, fofort Maßnahmen zu treffen, um dieser Gefährdung von Rul­tur, Kunst und Sittlich feit" entgegenzuwirken.

Ein Kolleg für Herrn Scholz.

tapitalistischen Weltanschauung aufgeworfen hat, und von der Herr Scholz, der sich in Insterburg zum Herold der Sozialdemokratie den Verzicht auf das Bekenntnis zum Sozia­lismus fordert, erhält von Dr. Wirth in einem, in der Frankfurter Zeitung" erschienenen Aufsatz Der Bürgerblock" folgende Lektion:

,, Noch nie ist die geistige Net unserer Tage so zum Ausdruck ge­fommen als bei der Insterburger Tagung. Bo bleibt ba ber deutsche Idealismus? Wo bleiben da Kant und seine Epi­gonen, wo Fichte und Hegel, der einstige liberale Abgott, wenn bürgerliche Kreise von der kapitalistischen Weltanschauung sprechen und in ihr das Beichen eines Wahlspruchs gegen links sehen wollen? Der Kapitalismus und seine wirtschaftlichen Formen sind für uns Mittel zum Zweck. Seine Vertreter fönnen niemals weder im Staat noch in der Gesellschaft, noch in der Kultur das legte Wortsprechen. Die Form der Wirtschaft kann gewiß das Welt. anschauliche beeinflussen. Wenn sie aber selbst den Kern des Welt anschaulichen bilden soll, se ist Idee und Gehalt der Weltanschauung zerstört und der Triumph des Materialismus gegeben. Wenn also der Führer der Deutschen Boltspartei von uns ein Be­tenntnis zur tapitalistischen Weltanschauung ver­langt, so antworten wir ihm: dann sind wir aus Pflicht­gefühl, aus dem Gedanken des Wesens menschlicher Kultur heraus Sozialisten. Gerade weil wir feine Ma­terialisten fein wollen, lehnen wir fapitalistische Weltanschauung ab."

Herr Dr. Wirth hat mit seinem Kolleg für Herrn Scholz nur zu recht. Aber Herr Scholz wird das, was er gesagt erhält, niemals begreifen.

Feinde der Republik. Disziplinarverfahren gegen einen Studienbirektor.

Gegen den Studienbirettor Stenger aus Betzdorf ift, wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Antwort des Kultus minifters auf eine Kleine Anfrage entnimmt, das förmliche Disziplinarverfahren mit der Beschuldigung eröffnet wor­den, sein Amt planmäßig zur Förderung von Bestrebungen gegen die Republik benutzt und außerhalb des Amtes die ihm als Be­amten gezogenen Grenzen in der gleichen Beziehung verletzt zu haben.

Richter und Republik.

Beilegung des Konflikts im Preußischen Richter­berein.

Der Konflikt zwischen dem Preußischen Richterverein und dem Senatspräsidenten Großmann ist jegt beigelegt worden, indem Großmann folgende Erklärung abgab:

Ich will nicht behaupten, daß der Preußische Richterverein der Verfaffung und dem republikanischen Staate mit Abneigung gegenüberstehe. Meine Behauptung ging und geht vielmehr dahin, daß ein Teil der Richter in dieser Hinsicht unbewußt befangen und noch nicht hinreichend in den Sinn der Ber­faffung eingedrungen ist."

Auch das von der Kaffeler Bertreterversammlung des Richter vereins vorläufig bereits auf ein Jahr außer Kraft gefekte Berbot der Doppelmitgliedschaft zwischen Richterverein und Republi­tanischem Richterverein dürfte bei der nächsten Gelegenheit endgültig aufgehoben werden.

nisse der Genfer Tagung werden in hiesigen politischen Kreisen und in der Presse ohne Begeisterung, aber doch mit Genugtuung unter dem Hinweis aufgenommen, daß sie das relativ Be ste seien, das Briand aus Genf mitbringen konnte. Ueber die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Briand und Poin­Verhandlungen in Frage stellten, geht man hier zum Teil still­schweigend, zum Teil mit vagen Andeutungen hinweg. In der betont, Briand selbst habe Wert darauf gelegt, nicht allein die Ber­Regierungspreffe werden sie völlig in Abrede gestellt. Es wird hier antwortung für den Abschluß der Verhandlungen in Genf auf der vorliegenden Grundlage zu übernehmen, sondern aus eigener Initiative den Ministerrat aufgefordert, diese mit ihm zu

teilen.

Immerhin bestand, wie die Volonté", betont, eine Zeitlang die Gefahr, daß durch das Eingreifen Poincarés das ganze Genfer Wert Briands kompromittiert werden fonnte. Es sei einzig und allein der parlamentarischen Lage in Paris zu danken, wenn die Pariser Regierung, indem sie das skandalöſe Schauspiel" bot, die Regelung durch ein Schiedsgericht abzulehnen, das Wert von Locarno nicht zertrümmerte. Die Linksmehrheit der Kammer hätte das nicht zugegeben. Ein Bruch in Genf hätte den Sturz Poincarés herbeigeführt. Der Temps", der sich in einem Leitartikel ziemlich befriedigt über Genf ausdrückt, kommt zu dem Schluß, daß das Genfer Werk gefährliche Eventualitäten, die die Entwicklung der Locarno- Politik bedrohten, aus dem Wege geräumt habe. Der gestrige Akkord werde gestatten, unter günstigeren Bedingungen den Bersuch, Europa

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den Frieden zu geben, fortzusetzen.

Zuchthaus für Kommunisten.

Das Urteil im rheinischen Kommunistenprozeß.

Leipzig, 13. Dezember .( Eigener Drahtbericht.) In dem rhei nischen Kommunisten prozeß wurde am Montag nach fiebenwöchiger Berhandlung das Urteil gefällt. Die Angeklagten werden wegen Bergehens nach§ 7 des Republikschutzgesetzes,§ 7 des Sprengstoffgefeßes, Berheimlichung von Waffenlagern, Bergehen gegen die Waffenverordnung und unbefugten Waffenbefizes ver­urteilt, und zwar Kirchhof zu 3 Jahren Zuchthaus, 300 m. Geldstrafe; Pinnede 3 Jahre Gefängnis, 300 m. Geldstrafe; Weber 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis, 200 M. Geld­ftrafe; Schmidt zu 1 3 ahr 9 Monaten Gefängnis, 150 m. Geldstrafe; Ederen zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis, 100 m. Geldstrafe; Füllenbach zu 13ahr 3 Monaten Gefäng­nis, 100 M. Geldstrafe; Klein zu 8 Monaten Gefängnis und 50 m. Geldstrafe. Gegen Mundorf und Bertram wird das Ber­fahren auf Grund des Amnestiegesetzes eingestellt.

Zucker und Branntwein im Reichsrat. Erhöhung des Zuckerzolls geplant.

Die beiden Gesegesvorlagen der Reichsregierung über die Aenderung der Zuckersteuer und die Erhöhung der Branntweinhettolitereinnahme einerseits sowie über die Erhöhung des Zuckerzolles andererseits sind jetzt dem Reichsrat zugegangen.

Nach der ersten Borlage soll die Zudersteuer; die jezt 21 m. für 100 Rilogramm beträgt, auf 14 m, alfo um ein Drittel ermäßigt merden. Der durch diese Steuersentung herbeigeführte Einnahmeausfall ven rund 75 Millionen Mart foll wieder eingebracht werden durch eine Erhöhung der Hefto­litereinnahme für Trinkbranntwein um 100 m. Don 280 m. auf 380 m. für einen Hektoliter. Aus dieser Erhöhung der Hektolitereinnahme ergibt sich eine Erhöhung des Monopol verkaufspreises für Trinkbranntwein von 430 m. auf mindestens

530 m.

Nach der zweiten Vorlage sollen die 3ollsäge für 3uder der Tarifnummer 176 von 10 und 8 M. auf 15 und 13 M. her aufgesezt werden.

Tes.

sammenhang mit seiner Wohnung steht, von vielen Rünstlern sogar gemacht. 3weig, der sich Dostojewski, diesem Kenner der Menschen­als Wohnraum mitbenugt wird, oder das getrennt pon seiner Woh- feele, verwandt fühlt, obschon er mit dem Russen nur die Chrlich mung liegt, was durch die besonderen, an ein Atelier zu stellenden feit des Sehens, nicht aber die unerbittliche Grausamkeit des Er­Anforderungen hinsichtlich Bauart, Beleuchtung usw. begründet ist. faffens gemein hat, verstand auch hier, an Stelle literarischer Schön­Ein Unterschied der Fälle, ob das Atelier mit der Wohnung des rederei Leben zu geben und das Zeitlose, ewig Lebendige der Er­Künstlers verbunden ist oder von ihr getrennt liegt, ist nicht feftzufcheinung Dostojewstis den Hörern deutlich zu machen. stellen. Die Art der Benutzung des Ateliers, in denen Künstler ihre Tätigkeit ausüben, tommt einem Bewohnen durchaus gleich, benn der Künstler bedarf feines Ateliers ebenso und benußt es n in anderem Sinne als der Schriftsteller, der Gelehrte, der Musiker fein Stubier- oder Arbeitszimmer.

Wenn heute von entscheidenden Instanzen zuweilen noch Ate­liers als gewerbliche Räume betrachtet werden, so beruht dies auf der Gewerbeordnung, die leider noch keine Ausnahmebestimmung für Ateliers enthält, obgleich ärztliche Sprechzimmer und Anwalt­bureaus nicht als gewerbliche Räume angesehen werden. Eine unterschiedliche Behandlung eines Anwaltbureaus, eines ärztlichen Sprechzimmers gegenüber einem Atelierraum ist aber in feiner Weise berechtigt, da diese Räumlichkeiten alle in gleicher Weise zum Erwerb der betreffenden Berufstlassen unentbehrlich find.

Der Präsident: gez. M. Liebermann." Stefan

Zweig der Name löst nicht jubelnde Ekstase aus einer literarisch intereffierten oder interessiert sein wollenden Welt, die heute den oder morgen den zu ihrem Modegott erhebt; aber fein Klang erwedt das Gefühl warmer Freundschaft in den Herzen einer nicht fleinen und noch immer wachsenden Schar. Stefan Zweig be­deutet nicht Erfüllung, nicht einmal Berheißunger ist nichts als ein Teil von uns. Seine Welt ist nicht groß und schön und herrlich

Zum Besten unterffüßungsbedürftiger Schauspielerfinder ver­anstaltete illi Schaeffers einen Lee im Nelson Theater. Aus dem guten, zum Teil recht aktuellen Brogramm sei Helmut Krüger erwähnt, der in flotten Versen Herrn Külz und seinem Schmutz- und Schundgesetz zu Leibe zog. Neben ihm gehörte Marga Lion zu den besten Nummern des Programms. In unserer Zeit, die an wirklichen Kabarettisten arm ist, bedauert man es doppelt, daß man diesen beiden wirkungsvollen Künstlern fo felten begegnet. Die Lion, die mit ihrer unmöglichen Baßstimme und französische Chansons schmissig in den Zuschauerraum hinein­und den markanten Bewegungen ihrer steckendürren Figur deutsche schleudert, ist wirklich noch ein amüsanter Typ auf unseren verödeten Kabarettpodien. Des wohltätigen 3weds wegen hatte sich auch Egon Erwin Risch, der rasende Reporter", zur Verfügung geftellt, ber eine seiner netten Kurzgeschichten, Salzburg ist die Hauptstadt von Salzburg", erzählte. Als Mittelpunkt der Ber­anstaltung, in memoriam Siegfried Jacobfohns, des Bazififten, " Stresemann und Briand", den wir bereits vor kurzem im sprachen Willi Schaeffers und Paul Morgan den Dialog " Borwärts" veröffentlichten. Man sah die kleine Szene in sehr bescheidener, doch außerordentlich gelungener Aufmachung mit den wohlgetroffenen Silhouetten der beiden Staatsmänner, während sich zwischen den beiden Dienern das Zwiegespräch abſpielte. Der

Der Antrag kommt etwas zu früh. Man hätte noch einige Zeit marten sollen. Heute ist die Erinnerung an den Sturm der Monarchisten gegen die republikanische" Hamlet- Inszenierung Jeß­ners noch zu lebendig. Man merkt die Absicht, an dem Intendanten persönliche Rache zu nehmen. An die zarte Sorge um Kultur, Kunst und Sittlichkeit glaubt tein Mensch. Jeßner ist der Mann, der unser künstlerisch vertommenes Softheater, trotz mancher Fehl schläge, zielbewußt mit traftvoller hand in die Höhe gebracht hat. Daß er den politischen und fünstlerischen Reaktionären ftets ein fein Herz fühlt fie als einen Teil unserer Welt. Und unser Sein fehr wirkungsvolle Rabarettnachmittag fand lebhtften Beifall Tz. Stein des gewesen

wird die durch den nationalistischen Antrag provozierte Kunstdebatte dem Landtag Gelegenheit geben, über die kulturfeindlichen Machen­schaften der Mucker und Zaruder einmal ein energisches Wort zu jagen.

Künstlerateliers find keine gewerblichen" Räume. Ein Gutachten der Preußischen Akademie der Künfte. Die Akademie der Künste bittet uns um die Veröffent­lichung folgenden Gutachtens: Die Aufhebung der 3wangswirt­fchaft für gewerbliche Räume, die nicht mit einer Wohnung ver­bunden sind, durch die Verordnung des Ministeriums für Bolts­wohlfahrt vom 11. November d. 3., und das den Vermietern zu­gebilligte Recht, solche Räume zum 1. April 1927 zu fündigen, läßt zahlreiche Künstler befürchten, daß ihre Ateliers ihnen zu diesem Termin gefündigt werden, sei es, weil der Bermieter dadurch eine höhere Miete erzwingen will, sei es, daß er die Atelierräume für andere Zwecke weitervermieten will. Bei bisher entstandenen Rechtsstreiten haben sich die Vermieter vielfach auf den Standpunkt gestellt, Ateliers feien als gewerbliche" Räume zu betrachten. Diese Anschauung weist die Akademie als völlig abmegig zurüd. Das Schaffen des bildenden Künstlers ist fein gewerbliches, sondern ein Erwerb aus tulturell bedeutsamer Tätigkeit. Zur Ausübung seines Berufes bedarf er eines Ateliers, das entweder in engem Zu

aber sie ist ein Teil der unseren, und seine Augen sehen fie,

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in Leid getaucht von Anbeginn, nicht nur durch Kriegsgreuel, sondern durch unsere eigenen zuckenden, franken und sehnsüchtigen Herzen, findet bei ihm mehr als Berherrlichung und flangvollen Troft: Mit lelb. 3weig ist der Dichter des Mitleidens. Er weiß um die Schmerzen und Kämpfe, um das Hoffen und Berzagen der Kreatur und um ihre Göttlichkeit. Rahel, die mit Gott rechtet, mar in all ihren Stämpfen der Eifersucht und des Begehrens um Jakob, den geliebten Mann, den sie nach fieben langen Jahren des Harrens ihrer Schwester Lea abtreten mußte, göttlicher als Gott selber. Denn aus Mitleid fand sie den Berzicht, fand Berzeihung ohne Ent fagung. Blieb Weib und war doch Gott. Diese noch unveröffentlichte Novelle, die Zweig felber am vierten Dichterabend des Ber­bandes deutscher Erzähler im Plenarsaal des ehemaligen Herrenhauses las, gehört gewiß zu dem stilistisch Feinsten, das weig schrieb, zeigt aber, daß er sich und uns treu blieb. Denn die Legende bietet in der Behandlung des Stoffes nichts Neues, ift bewußt ein Teil des großen Wertes Zweigs, das wir lieben. Eine andere noch unveröffentlichte Novelle gestaltete dann Else Heims. Die unsichtbare Sammlung", die wertvolle Kupferstich­sammlung des Erblindeten, die die Zeiten der Not ausgeraubt haben und die nur noch aus leeren Blättern besteht, ist dem Dichter Anlaß zu einer ergreifenden Schilderung liebender und leidender Menschen­herzen.- Jin großen Saale des Reichswirtschaftsrates in der Bellevuestraße hatte 3weig einige Tage zuvor im Rahmen der Lessing- Hochschule die Gestalt Dostojewskis lebendig

Im Neuen Theater am 300 gab es als Nachtvorstellung eine Aufführung der Jungen Generation":" Die Probe", Komödie in fünf Alten von Baul Harras. Das Ganze war eine sehr belanglose Angelegenheit, um deretwillen es eigentlich nicht lohnte, eine Nacht zu opfern. Die Probe das ist der oft gemachte, oft mißglückte Versuch um die Haltbarkeit einer Che. Diesmal spielt er sich ab in fonzentrierten, gewissermaßen auf ihren Grundbestand ftelettierten Dialogen, die bisweilen wirklich geistreich sind, bisweilen aber auch nur peinlich geistreichelnd wirken. Die seelischen und auch sonst sehr sichtbaren Erschütterungen der Personen auf der Bühne löften jedenfalls immer stürmische Heiterkeit im Publikum aus, das ganz genau wußte, wie alles fommt, wie alles wird, und das alle Berzweiflungsgebärden beim besten Willen nicht für echt nahm und nehmen konnte. Der Verfasser des Spielchens hatte gewiß löbliche Absichten, blieb aber in diesen Absichter: stecken, und seine Darsteller tamen ebenfalls nicht merklich weiter trog Lehrmans flott vor­wärts treibender Regie. Immerhin man lachte und quittiert: es hätte noch schlimmer fommen können. Tes.

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Wolfenfrager in Rußland. In Chatfoto ist die Grundsteinlegung für Unterbringung der ukrainischen staatlichen Industrieleitungen dienen foll. ein auf 14 Stodmerke berechnetes Eilenbetongebäude erfolgt, das zur An das Hauptgebäude schließen sich zwei Flügel von je 10 Stodmerken, von denen der eine bereits zum größten Teile fertiggestellt worden ist. Bei dem Bau dieses ersten Wolfentvagers in Sowjetrußland find 1200 Arbeiter in drei Schichten beschäftigt.