der beiden bürgerlichen Kandidaten das Rennen machen und meine Stimme, wenn für den Sozialisten abgegeben, ist verloren! Daher auch die geringe Wahlbeteiligung, im Durchschnitt nicht mehr als 45 bis 50 Proz.
Dagegen zeigten mir meine sehr zahlreichen, stets gut befuchten Bersammlungen vor den Forums", Gemeinschaften, die nur zum 3wede freier Diskussion gebildet sind, wie erhebliche Schichten des amerikanischen Volkes im Gegensatz zum herrschenden Regime, zu beiden bürgerlichen Parteien stehen. Und diese verschiedensten oppositionellen Elemente verlangen nach einem Sammelbecken. Wird dies die sozialistische Partei sein? Die Frage ist nicht mit Bestimmtheit zu beantworten, doch hat es den Anschein, daß die Entwicklung mehr in der Richtung gehen wird, die sie in England nahm. Mag sein, daß es eine Art Labor Party werden, möglich auch, daß sich Amerika ein ähnliche, aber den eigenen Bedürfnissen mehr angepaßte Form schaffen wird die Einzelheiten der Form prophezeien zu wollen, wäre müßig, aber die Rich tung läßt sich voraussehen.
In jedem Falle hat die sozialistische Partei, wenn sie auch flein an Mitgliederzahl ist, eine bedeutsame Mission in den Vereinigten Staaten . Sie hält die Kerntruppe aufrecht, um die fich eine zahlenmäßig größere Opposition in Zukunft gruppieren wird.
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Ein alter Offizier, der mit echtem Mannesmut seinen Namen verschweigt, polemisiert in den Hamburger Nachrichten" ausführlich gegen eine Reform der Reichs wehr. Aus Einzelheiten des Artikels ist zu entnehmen, daß der Verfasser bis vor kurzem ein Reichswehrbataillon tommandiert hat. Natürlich will der Mann von der republikanischen Einstellung der Reichswehr nichts wissen. Das Interessanteste an seinen Ausführungen ist aber die Begründung dieses Standpunktes. Hier heißt es wörtlich:
Wir Offiziere find nicht mehr politisch so unbeschrie. ben oder so einseitig beschriebene Blätter wie vor dem Kriege. Ueber die meisten von uns ist der Weltkrieg hingegangen, fast alle haben mit Bewußtsein die Revolution mitangesehen. Sehr viele von uns haben sich dann darum bemüht, aus der roten Lotterbande, die eine Zeitlang das Gewand des Krie gers verunzierte, die brauchbarsten Soldaten her auszusuchen, neue Kompagnien und Regimenter zu bilden und mit ihrer Hilfe die Hooligans der Großstadt und der Industriereviere in ihre Löcher zurüdzujagen, wo sie sich seitdem leidlich ruhig verhalten haben und sich auf die Entfendung von Abgeordneten zum Parlament des Deutschen Reiches beschrän... t.
,, Rote Lotterbande" nennt dieser frühere Reichswehroffizier diejenigen Republikaner, die sich in Zeiten der Not dem Heere zur Verfügung gestellt haben und dann wegen ihrer Gesinnung von den reaktionären Truppenführern wieder hinausgeefelt worden find. Die Republikaner waren dazu gut, im Weltkrieg vor dem Feinde zu kämpfen. Sie sind gut, die Steuern für die Reichswehr zu zahlen und dürfen zusehen, wenn die Reichs mehr unter die Kontrolle reaktionärer Berbände gestellt wird. Sie dürfen fich auch im gegebenen Falle wieder für das Reich totfchießen lassen. Daß sie aber ihr Recht im Heere und auf das Heer haben sollen, das nennt man dann eine Politi sierung der Reichswehr .
Wenn je mit einiger Deutlichkeit ausgesprochen werden fonnte, wie die Kommandoftellen der Reichswehr sich ihre Rolle im Staat ausmalen, wie sie jederzeit sich der parlamentarischen Kontrolle entziehen und einen Staat im Staate vorstellen wollen, jederzeit bereit, gegen die ,, Hooligans der Großstadt" und gegen die rote Lotterbande" ihre Waffe einzusehen, so ist das hier geschehen. Wir sind gespannt, was Herr Geßler dazu sagen wird.
Jud Goethe?
Von Hans Bauer.
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Goethe hats sofern man das von einem Toten sagen darf erleben müssen, doß in diesen Tagen sich der Zweifel an ihn herangewagt hat. Bezog er sich auf die Bedeutung seines Wertes, auf die Sauberkeit seines Charatters? Schlimmer: auf feine Deutsch blütigkeit Momme Nissen , ein fatholischer Schriftsteller, hat zu er wägen gegeben, daß Goethes Beine etwas knapp ausgefallen waren, daß seine Nase Anklänge an eine Nos aufwies, daß er den Freiheits. triegen fast mit der Uninteressiertheit des damaligen deutschen Königs gegenüberstand, daß er erotische Abenteuer einging, denen man, im Gegensatz zu denen nordischer Clemente, auf die Spur tam, daß er sich von seinem Berleger nicht begaunern ließ, daß jüdische Literaturfreunde ihn feineswegs ablehnten.
Wir hörten dies mit stillem Befremden. Wir waren stußig geworden und überprüften, mn jählings erwachtem Mißtrauen, ob unter Werthers Leiden nicht vielleicht eines zu verstehen sei, das der Jüng ling sich zugezogen habe und das also eigentlich unters Schmußgefeß jalle, ob unter Faust nicht vielleicht die der Hebräer zu verstehen sei, die sie den Gojim aufs Auge sehen. Aber da prescht nun, dies vernommen, der Adolf Bartels herbei, der erste Sachverständige in großväterlichen Beschneidungsangelegenheiten berühmter Dichter, den wir jest drin haben, und nimmt uns jenen Stein vom Herzen, der in diesem Falle der des Anstoßes ist. In souveräner Beherrschung des Stoffes leuchtet er zuänchft einmel bis ins 16. Jahrhundert herunter in alle Chebetten hinein, die an Goethe beteiligt sind. Nichts ist zu finden, außer einem Herrn Lindheimer, der uns aber sein arisches Alibi beizubringen versteht. Gleich gar nichts wollen die leichtgeschwungene Nase und die Haare fraus für Bartels bedeuten. In bewußter Frentstellung gegen die Verfertiger des Bortumliedes reffamtert er diese förperlichen Attribute auch für Friesen und andere Nordische. Ja, aber die Sinnlichkeit, fragen wir da erstaunt! Man munkelt ja mancherlei. Es geht ein Gerede. Es sind Ausstreuungen vorhanden. Es ist ein Geflüfter im Umlauf. Aber, Gottjeidant,
Bartels weiß auch hier bange Bermutungen zu zerstreuen. Goethes notorische Gescheitheit mag ja etwas Berdächtiges an fich haben, aber das wenigstens bleibt uns erspart, daß sein Leben auch zu anderweitigen, zu moralischen Beanstandungen, wie Bartels es nennt, Veranlassung gibt. Schön, er hat Freundinnen gehabt. Bartels ist das nicht verborgen geblieben, aber er würde sich als schlechten Literaturinterpreten betrachten müssen, wenn er nicht tiefschürfende Forschungen über die Details des Umganges angestellt hätte, den der Dichter mit seinen Damen gepflogen hat. So kann er uns, aus der Fülle seines Wissens heraus, damit trösten, daß alles gar nicht so arg war. Wohl weiß er was auf Goethe. Es läßt sich nicht länger verheimlichen, daß dieser wider alles völlische Erwarten die inner
Ladopunad
Kühlmann sagt aus.
Auch er gesteht.- Belastung der Obersten Heeresleitung.
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Heute setzt der Unterausschuß des Untersuchungsausschusses des| Kurie einen Frieden herbeizuführen. Er ist, wie sich aus dem Reichstags über die Ursachen des Zusammenbruchs seine Verhand Echriftwechsel ergibt, von seiner Regierung deswegen energisch zur fungen fort. Wiederum herrscht starter Andrang. Am Zeugen, isch nimmt Ordnung gerufen worden. Der englische Gesandte hatte dem Heilineben Dr. Michaelis der frühere Staatssekretär Dr. v. Kühl gen Stuhl mitgeteilt, worüber dieser uns nachträglich erst wieder mann Play. Wilhelms unglückseliger Kanzler ist unansehnlich von Mitteilung machte, daß auch die französische Regierung Figur, er hat eine fouertöpfische Miene aufgesetzt, seine Aussagen wirken gierung in London den Schritt unternommen, welcher der ganzen fich seinem Schritt anschließe. Daraufhin hat die französische Reunsicher. Dagegen Herr v. Kühlmann: Eine breitschulterige Gestalt, 2ttion ein- für allemal ein jähes Ende bereitet hat. Auf Franfvon süddeutscher Behäbigkeit, ein Mann, dem man es am Gesicht reichs Seite hat damals nie die leisefte Geneigt= ablieft, daß er auch noch als Fünfziger den Freuden des Lebens heit zum Frieden bestanden. nicht abgeneigt ist. Das sind die beiden Männer, die im Spätsommer des Jahres 1917 mit Wilhelm, Ludendorff und helfferich zusammen ihr Teil dazu beigetragen haben, daß das Reich zuschanden regiert, daß das in Rom auffeimende Friedenspflänzchen grausam zerstört wurde. Graf West arp, der deutschnationale Parteiführer, begrüßt heute Herrn Kühlmann, wie er auch gestern als einziger Herrn Michaelis begrüßt hatte.
Dann eröffnet der Borsigende, der deutschnationale Abgeordnete Philipp, die Sigung mit einer sanften Ermahnung an die Zuhörer, während der Verhandlungen an den ihnen zugewiesenen Tischen zu bleiben. Gestern sei es vorgekommen, daß sie bis in den Verdergrund des Saales sich vorgeschoben hätten, das dürfe nicht vorkommen, denn Ordnung müsse sein. Der Borsigende teilt weiter mit, daß der Zeuge v. Kühlmann über die gleichen Fragen vernommen werden soll, die gestern Herrn Dr. Michaelis vorgelegt worden sind und daß seine Aussagen unter dem Eid gingen, der schon im zweiten Unterausschuß von ihm geleistet worden sei. Es folgt ein fleines 3 wischenspiel.
Der Zentrumsabgeordnete Joos legt Berwahrung dagegen ein, daß die Kreuz- 3eitung" in ihrer heutigen Morgenausgabe die Mitglieder des Untersuchungsausschusses als voreingenom. men und übelwellend bezeichnet habe und daß man Herrn Dr. Michaelis nicht als Zeugen, sondern als Angeklagten behandle. Joos stellt demgegenüber fest, daß die Vernehmung des Herrn Dr. Michaelis auf dessen ausdrückliches Verlangen angeordnet worden ist. Er habe den Wunsch geäußert, Gelegenheit zu haben, sich zu den Darlegungen des Abg. Dr. Bredt vor diesem Forum zu äußern. Diesem Wunsche habe der Ausschuß Rechnung getragen. Der Abg. Dittmann( Soz.) und die anderen Mitglieder des Ausschusses schließen sich diesen Ausführungen an. Der Borsigende betont dann noch, daß der Untersuchungsausschuß fein Strafverfahren durchführe, sondern eine parlamentarische Kommission darstelle. Nunmehr beginnt die Zeugenaussage des Herrn Dr. v. Kühlmann.
Staatssekretär a. D. von Kühlmann:
Vor allem möchte ich eins feststellen, was der zweite Unterfuchungsausschuß in seinem publizierten Rontlufum festgestellt hat, allerdings in einer verhältnismäßig diplomatisch gefaßten Form: suchungsausschuß in feinem publizierten Kontlusum festgestellt hat, Die Friedensaussichten des Jahres 1917, welche der Heilige Stuhl durch seine Note bis zu einer Berhandlungsmöglich feit zu verdichten hoffte, ha ben ihr Ende gefunden am 26. August 1917. Alles, was nach her geschehen ist, unsere Verhandlungen mit den Berbündeten, unsere Diskussion mit den Neutralen, unser Schriftwechsel mit der Kurie, unsere Arbeit im eine Friedensmöglichkeit bestanden hat, mit dem 26. August end Siebener Ausschuß, hat an diesem Resultat, das, falls überhaupt gültig erledigt und eingefargt war, nichts mehr ändern fönnen. Die päpstliche Rurie hat seinerzeit das ist ja in den Publikationen bereits besprochen der taiserlichen Regierung Mit teilung gemacht von der Note, in welcher der englische Ge. fandte beim Heiligen Stuhl die päpstliche Friedenskundgebung bestätigte. Ich möchte fonstatieren, daß der Text, wie er uns im englischen Weißbuch jetzt vorliegt, nicht vollkommen übereinstimmt mit dem Tert, der der Kurie übermittelt wurde. Dieser ist höflicher tert, ben das englische Weißbuch bringt. Das hängt wohl damit und erweckt einen etwas optimistischeren Eindruck als der Original zusammen, daß der englische Gesandte, Graf Salis, felbft begeisterter Anhänger des Gedankens war, eventuell über England und die
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liche Glut nicht immer gebändigt hat, daß hin und wieder ein Jehl-| tritt von ihm getreten worden ist nun ja, wer stünde ohne Makel da, wer wollte da splitterrichten! Bartels will es mit nichten, wozu kennt er schließlich menschliches Berzeihen und er stellt vielmehr den unzweifelhaften Berfehlungen Goethes, seinen Abirrungen vom bürgerlichen Wohlverhalten, Fälle von möglicher Be zähmung seiner Sinnenluft entgegen, die ja also doch einwandfrei genug seine Christlichkeit bezeugen würden, denn welcher Jude hätte sich jemal: nicht an einem Mädchen vergriffen, das in seine Reich
weite fam?
Ja, dieses Bartels! Es gibts dem Momme Nissen . Es ist ein Literaturforscher von Geblüt und befißt ja im übrigen felbst eine geistig schöpferische Ader, die geradezu als goldene anzusprechen ist. Cs hat das Deutschtum Goethes gerettet und ist für seine Teutonenehre eingetreten.
Ach, wer doch auch wie Goethe so etwas unramponiert über ſtänds!
Kammerspiele:„ Ollapotrida" von Cernet- Holenia. Ein sehr liebenswürdiger Desterreicher schreibt einen charmanten Einafter, in dem die Blödheit unseres Lebens entzückend gespiegelt und entlarot wird. Es werden die eifersüchtigen Gatten hinters Licht geführt und fröhlich gehörnt. Er werden die hübschen Damen hinter Wandschirmen und in geheimen Schlafzimmern verstedt, es entpuppen fich die Engstirnigkeit und der falsche Ehrentomment der altöſterreichischen Offiziere so lustig, daß man lacht, doch nicht gern lacht, fondern nur schmunzelt und den geistreichen Plauderer bewundert. Diefer Ein after wird von Maria Orsta, Ludmilla Hell, Bertl, Halovanic, Rudolf Forster , Eugen Jensen , Paul Hörbiger, Hubert v. Meyerind und Oskar Sachs hervorragend und ganz in leichter Komödienart heruntergespielt. Der Big funfelt und zwitschert. Die Komödie ist ein Zwitter zwischen Literatur, Operette und Schwant. Der Verfeffer, den Franz Diebold in Frankfurt mit dem Kleist- Preis auszeichnete, fennt das Theater. Er hat sich feine besondere Theorie über das Theater zurechtgelegt. Die Theorie ist sehr einfach, ein leuchtend: Wirkung, Wirkung auf jeden Fall! Lernet- Holenia ist außerdem ein Weltmann, der feine kleine Welt gut fennt und feinen Damen und Herren die hübschesten Pointen in den Mund legt.
Die Folger dieser sehr peremptorischen Intervention haben sich auch alsbald gezeigt, indem Graf Salis von seiner Regierung ange. wiesen wurde, jede Diskussion der päpstlichen Kurie gegenüber strift zu vermeiden und sich bei Mitteilung von Schriftstücken auf eine Empfangsanzeige zu beschränken.
Als feinerzeit auf Wunsch des Kaisers Reichskanzler Dr. Michaelis mich aufforderte, die Leitung des Auswärtigen Amts zu übernehmen, habe ich dem Reichstanzler furz aber präzis meine Grundgedanken auseinandergefeßt, nämlich, daß ich die militärische, maritime und innere Situation Deutschlands so beurteile, daß ich es für unbedingt nötig hielt, fobald wie mög ich zum Frieden zu kommen. Daß dieser Frieden nach den Berhältnissen nur ein ehrenvoller und für die öffentliche Meinung tragbarer sein fonnte, versteht sich von selbst.
Unter dem Zwang der Verhältnisse entwickelten sich die Dinge fo, daß die Oberste Heeresleitung einen ganz außerordentlich starken politischen Einfluß ausübte und die politische Leitung ohne eine Berständigung mit der Obersten Heeresleitung an Händen und Füßen gefesselt war.
Ich habe fofort nach Uebernahme des Amtes meine Ueberzeugung dahin zum Ausbrud gebracht, daß unsere Politik aktiver werben müßte, daß insbesondere festgestellt werden müßte, bevor wir in das Elend eines neuen Winterfeldzuges hineingingen, ob nicht auf seiten der Ententemächte irgendwelche Friedensgeneigtheit beſtunde. Reichskanzler Michaelis, mit dem ich stets in voller Uebereinftimmung und Harmonie zusammengearbeitet habe, stimmte mir darin bei, und es wurde der Beschluß gefaßt, durch eine geeignete neutrale Persönlichkeit, welche insbesondere am englischen Hofe und in der englischen Regierung eine befenders geachtete und einflußreiche Stellung besaß, feststellen zu lassen, ob bei England irgendwelche Friedens geneigtheit bestünde. Es war vollkommen flar, daß neben der elfaß- lothringischen Frage, welche anscheinend im Um den Hintergrund stand, aber an Bedeutung alle anderen überragte, der belgischen die Hauptbedeutung zukam. Mittelsmann nicht mit leeren Händen auf die Mission zu schicken, mußten wir ihm also die Möglichkeit geben, England verantwortlich lagen zu lassen: Wir sind unter Umständen bereit, über Belgien zu verhandeln, und sind auch ermächtigt, die Souveränität und Integrität Belgiens bindend diplomatisch zuerfüllt würden. zusagen, wenn gewisse andere Borbedingungen auf der Gegenseite
Durch
Nun waren aber wesentliche Teil der öffentlichen Meinung, die Marine ganz und die Oberste Heeresleitung doch im wesentlichen Maß, Belgien gegenüber annektionistisch eingestellt. Es schwebte den Herren vor, entweder politische Annet. tion oder irgendein 3 wischengebilde, vollkommen poli. bringung dieses Gebietes. Ich selbst hielt die Erreichung dieses tische, industrielle, handelspolitische Zieles von vornherein machtpolitisch für ausgeschlossen, hätte aber, diese Politik für falsch gehalten und befämpft. Um mir diese Er mächtigung zu verschaffen, veranlaßte ich den vielbesprochenen Kronratim Schloß Bellevue. Der formale Antrag der Reichsregierung, den ich im Kronrat verlas und begründete,
lautete:
,, Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes möge bevollmächtigt werden, auf diskretem, aber sicherem Wege sich darüber zu machte in bezug auf Belgien sind, und ob eine vorläufig vergewissern, welches die Minimalforderungen der West= von Regierung zu Regierung vertraulich gegebene, aber bindende Erklärung über die zukünftige Gestaltung der Dinge in Belgien die
goldene Gemüt und die leise Träne. Wie tomisch ist z. B. dieser Komiter Oskar Sachs, der uns aus Wien besucht, und in dieser Romödie einen Diener spielt. Bei diesem Komiker wird die Dummheit M. H. zur Weisheit und die Frechheit zur Grazie.
„ Der
Aufführungen des Künstlerdienftes. In dem Großen Gaal" Neue Grünstraße fand gestern Abend die erste Theateraufführung, die der Künstlerdienst" veranstaltete, statt. Man spielte Ackermann aus Böhmen" und" Lanzelot und Sanderein", zwei Spiele aus dem fünfzehnten refpeftive sechzehnten Jahrhundert. Die Darsteller waren engagementslose Schauspieler, denen die Einnahme des Abends zufiel. Schon einige Male hat man sich in Berlin an einem Theater der Engagementslosen versucht und ist gescheitert. Nun will der Rünstlerdienst nicht etwa ein internes Theater gründen, fondern möchte auch mit diesen Aufführungen die große Masse der Theaterbefucher intereffieren. Mit gutem Willen ist es aber nicht getan, wenn Regie und überragende Gestalter fehlen. Die Bühne ist äußerst primitiv, und von Regie ist keine Spur zu merken. Jeder spielt, wie es ihm gerade einfällt. Der ganze architektonische Baut des„ Ackermanns aus Böhmen " geht verloren, man biegt diesen herben, straff tomponierten Dialog ins Gentimentale um. Der Lod benimmt sich etwa wie ein Biedermann, dabei ist der Schauspieler nicht schlecht. Aber es fehlt ein einheitlicher Stil, es fehlt eine Regie, die über Initiative verfügt. In vielem besser gelang ,, Lanzelot und Sanderein". Egon allburg, der Darsteller des Lanzelot, ist unter guter Regie bestimmt ein brauchbarer Schauspieler, so aber gerät er ins Ariensingen. Wenn der Künstlerdienst irgendwelche ernsthafte Hilfe den engagementslofen Schauspielern bieten will, fo muß er sich zuerst einen Regisseur verschreiben, sonst fann er faum auf nennenswerte Erfolge fünstlerischer oder petuniärer Art rechnen.
Dünner als Spinnweben. Bisher benußte man bei mitrestopischen Messungen mit optischen Instrumenten als dünnste Fäden die der Spinngewebe, die nur 0,0068 bis 0,0034 millimeter Durchmeffer befizen. Es war nämlich nicht möglich, aus Metall dünnere Fäden als 0,028 Millimeter starte Silberdrähte herzustellen. Jegt in es aber gelungen, wie in ,, Reclams Univerfum " mitgeteilt wird, Fäden mit erzielen. Zu diesem Zwecke wird das zu verdünnende Drahtstückchen einem Durchmesser von nur 1 Mitron, d. h. 1/10 000 Millimeter, zu erzielen. Zu diesem Zwecke wird das zu verdünnende Drahtstückchen in eine Elektronenröhre gespannt und durch Zuführung von hochgespanntem Strom bis zur Weißglut erhißt. Durch Abspaltung von Teilchen verringert sich die Masse des Drahtes derartig, daß fie schließlich die Dünne von 1/10000 Millimeter erreicht. Die Heraus nahme des Fadens muß allerdings vorsichtig geschehen, da er nur noch 1/50 so start ist wie Spinnweben.
Die Erstaufführung der Drei Schweffern im Schillertheater, die für heute angelegt war, muß wegen Erkrankung einer Darstellerin auf
Der junge Defterreicher will mit seinem Einafter jedoch einen ganzen Abend füllen und schreibt nun noch einen Epilog, der in den foftbaren Unfinn eine Art Ueberfinn bringen fall. Es wird also gezeigt, wie die Schauspieler, die eben auf der Bühne die kleinen und lächerlichen Leidenschaften gezeigt haben, in dem großen Weltenplan als exquisite Narren hineingeboren sind. Der Lustspieldichter, der sich ganz gut im Alltag austannie, braucht als Führer zur höheren Sphäre einen literarischen Borbermann. Er wählt Pirandello und andere, nächsten Dienstag verschoben werden. also Virtuofen, die Wirklichkeit und Traum durcheinandermischten. Dieses Gemisch führt eben den Namen„ Ollapotriba", der Name soll eine Suppe aus sehr viel Gemüsen und Spezereien bedeuten. Ollapotriba" ist danach etwa Wirrwarr, Kuddelmuddel, Mischmasch. Diefer Ruddelmuddel ist österreichisch. Es plätschert eine Ironie, die nicht ernst nimmt. Im Durcheinander noch die Wehmut, das
Bollesühne. Die Erstaufführung der Komödie, Volpone" im Theater am Bülowplas wurde auf Mittwoch, den 22., 7, Uhr, verlegt. Die Titelrolle spielt Albert Steiusbrüd, den„ Mosca" Alexander Granach .
Maria und Josef Plaut geben Donnerstag, 8, Uhr, im Saale des Brüdervereins, Kurfürstenstr. 115/116, einen Vortragsabend.