Eröffnung von Friedensverhandlungen unmittelbar zur Folge haben würde." Der Kronrat Hot also der polittschen Leitung nicht unbedingt freie Hand gegeben, sondern nur für den Fall, daß diese Erklärungen unmittelbar zu F r i e d e n s v e r h a n d- l u n g e n führen. Diese Einschränkung hat ja auch ihr Echo ge- funden in dem Briefwechsel zwischen Dr. Michaelis und dem Generalfeldmar- schall v. yindenburg. Diesen Schriftwechsel Hobe ich erst Jahre nachher kennengelernt, weil der Reichskanzler ihn für rein privat hielt. In diesem Schriftwechsel unterstreicht der Feldmarschall die Bedingtheit der belgischen Zusage, indem erjagt, die Zustimmung der Obersten Heeresleitung gelte nur. wenn bis zum Herbst damit eine Friedensverhandlung eingeleitet sei. Die Oberste Heeresleitung hak sich auch später absolut abweichend von den Lellevue-Veschlüssen wieder aus onnektionislische Pläne eingestellt. weil sie meinte, die Beschlüsse hätten nur für das laufende Jahr Geltung gehabt, ein Gesichtspunkt, den wir im Auswärtigen Amt nicht teilren. Der neutrale Vertrauensmann wurde sofort infor- miert, hat auch Versuche unternommen. Diese Schritte haben aber nur zu dem negativen Erfolg geführt, daß eine Friedens- bereltschaft auf der gegnerischen Sei:« als nicht vorhanden scstge- stellt wurde. Für uns war die Behandlung der p ä p st l i ch e n Note im großen ganzen zwangsläufig. Wir mußten uns in erster Linie ausemanderietzen mit unseren Bundesgenossen, in zweiter Linie mit der O b e r st e n Heeresleitung, mit dem Bundesratsausschuß für auswärttge Angelegenheiten, dem preußischen Staatsmini st erium und selbstverständlich auch vor allem mit dem Reichstag . Das erste versuchsmäßige Stadium der Zusammenarbeit mit dem Reichstag war der Siebenerausschuß. Mir schwebte vor, daß man stufen- und schrittweise zu einer parlamentariichen Regie- rung kommen mllsie, indem der eine oder der andere Minister im Parlament verankert sein müsie. Auf Anregung des Zeugen gibt der Bertreter des Auswärtigen Amtes an, daß es einem diplomatischen Brauche entspricht. daß Dokumente, die während eines Krieges mit neutralen Mächten ausgetauscht worden sind, nur mit Genehmigung der beiderseits beteiligten Mächte oeröffent- licht werden dürfen. Die hier in Frage kommende neutrale Macht habe bisher diese Gepflogenheit streng gewahrt. Das Aus- wärtige Amt wünsche daher, daß der bisher noch nicht bekannte Schriftwechsel mit der neutralen Macht auch weiterhin vertraulich behandelt wurde. Vorsitzender Abg. Dr. Philipp(Dnat.) erklärt, was in der Lite- ratur stehe, könne selbstverständlich auch hier als Berhandlungs- grundlage benutzt werden, so das Buch des Professors Bredt, die Ausführungen des Ritters v. Lama usw. Zeuge kühlmann betont, daß die Ausführungen des Ritters v. Lama vielfach durchaus phantastisch seien. Der Reichskanzler o. H e r t l i n g hat mir, so fährt der Zeuge fort, die Federführung des Auswärtigen Amtes übertragen. Staatsrechtlich war der Kanz- ler der Berantwortliche. Zntellekkuell und vor der Geschichte bin ich gern bereit, die volle Verantwortung für die ganze Tätigkeit des Auswärtigen Amtes in jener Zeit zu übernehmen. Die ganzen Verhandlungen sind damals— abgesehen von meiner gesamten Einstellung und meiner Konsession — mit einer stahl- harten Sachlichkeit geführt worden. Die Behauptung des Gegenteils ist vollkommen unhistorisch.— Reben dem offiziellen Schriftverkehr mit der Kurie fand aber wohl ein durch viel« Kanäle gehender Meinungsaustausch statt. Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhle und der deutschen Re- gierung waren freundschaftliche. Reben der ganz ossiziellen Kor- respondenz liefen wohl halboffizielle, vertrauliche und private Korrespondenzen einher. Wie auch die Sozial- demokratische Partei ein weitverzweigtes Netz von Beziehungen zwecks Ausnutzung von Friedensmöglichkeiten unterhielt, so bestand auch nach der Seite der katholischen Kirche hin ein solches Netz privater Korrespondenz. Staatssekretär v. kühlmann hält es für notwendig, den bisher nicht veröffentlichten vollständigen Wortlaut des an Nuntius Pacelli gerichteten Brieses vom 24. September zu verlesen, der die Grundlage des Gutachtens von Dr. Bredt bildet. Der Brief wird darauf verlesen. kühlmann fährt fort: wir muhten das Vertrauensverhällnl» zur Kurie unbedingt respekl'eren auch dem Siebenerausschuß gegenüber. Wir hätten von der Kurie niemals die Genehmigung erhalten, das, was sie uns vertraulich mitteilte, an den Siebenerausschuß weiter mitzuteilen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß nichts g e- heim bleibt, was ein irgendwie größerer Kreis erfährt. Auch das allerhöchste Hauptquartier bot in dieser Hinsicht keine Ge- währ. Damals dürfte niemand erfahren, daß wir der Kurie den Entwurf unserer Antwortnote vorgelegt und um ein Gutachten über diesen Entwurf ersucht hatten. Dadurch hätte ja die Entente erfahren, wie oertraut unsere Beziehungen zur Kurie waren, deren Friedensbemühungen dadurch hoffnungslos kompromittiert gewesen wären. Der Brief vom 24. September war von mir im Einver- nehmen mit dem zuständigen Referenten, der jetzt deutscher Ge- sandter beim Vatikan ist, oerfaßt worden. Ich war dabei an das Mandat gebunden, daß der Kronrat der politischen Reichsleitung gegeben hatte, nämlich Erklärungen über Belgien nur dann zu iuachen, wenn festgestellt sei, daß sie zu direkten Verhandlungen führen würden. Darüber durste ich nicht hinausgehen, ohne meine vollmachten zu überschreiten. Was die Aktion in der Richtung nach England betrifft, so hatte unser Bevollmächtigter das Mandat volle Souveränität und Integrität Belgiens zu garantieren, wenn sicher war, daß sich dann als Folge«ine Erklärung der Gegenseite ergeben würde, die die I n t e g r i t ä t des Gebiets Deutsch - lands und seiner Verbündeten festlegte und zusicherte, daß nach dem Krieg kein Handelskrieg«eführt werden sollte. Am Schluß der Sitzung trat Genosse Scheidemann der Behaup- tung des Herrn v. Kühlmann entgegen, als ob er in seinen Aus- Zeichnungen die Unterredung mit dem Staatssekretär falsch wieder- gegeben"habe. Er stellte fest, daß diese Aufzeichnungen sofort nach dem Verlassen des Raumes vorgenommen wurden, in dem die Be- sprechung stattfand. Die Wciterbesragung des Zeugen wurde gegen /�2 Uhr auf morgen vormittag vertagt.____ Sowjet-§lugzeuge. Wozu sie benutzt»verde». Als die Beziehungen der Reichswehr zu den Iunkcrs-Werken in Rußland aufgedeckt wurden, schrieb die„Rote Fahne": nur eine Flugzeugfabrik. Einig« Tage später konitte man lesen: Sowjet- granaten und Somjetslugzeuge seien nicht Mittel des Bürgerkriegs. Wirklich nicht? Am 8. Mai 1925 äußerte sich die„Krasnaja Swesda", ein den militärischen Kreisen Sowjetrußlands naheftehen- des Blatt über die Verwendung von Sowjetflugzeugen. Sie erzählle, wie man von Sowjetflugzeugen, die von Sowjet- fliegern gelenkt wurden, Sowjetbomben auf die auf- ständischen Untertanen des persischen Schahs her- abgeworfen habe! Zur Beruhigung seines kommunistischen Gewissens wies dos offiziöse Blatt darauf hin. daß die Bomben allerdings nicht von Russen, sondern von persischen Offizieren ge- schleudert wurden! Aber die Russen hatten Flugzeuge. Bomben und Flieger geliefert!
Vor dem erweiterten Schöffengericht Tempelhof begann heut« früh unter einem großen Aufgebot von Zeugen der Prozeß gegen den Straßenbahnschaffner G.. der angeklagte ist, bei der Ausübung seiner Tätigkeit nicht aufmerksam genug gewesen zu sein, und dadurch Menschenleben gefährdet zu haben. Es handelt sich um das Straßenbahnunglück am 7. Juli 1326. Der Wagen der Linie ISS O hatte den Deutschen Ring passiert und bewegte sich gegen 6 Uhr 30 Minuten mit großer Geschwindigkeit über die Berliner Straß« zur Poradestratzeeck«. Vor ihm hott« sich eben erst von der Haltestelle Eck« Paradesttaß« der Wagen der Linie 96 in Bewegung gesetzt. Der Wogen 193 E fuhr mit aller Wucht in den Wagen der Linie 96 hinein. Infolge des Zusammen- pralles der beiden Triebwagenzüg« wurden fast sämtlich« Scheiben zertrümmert. Sechs Personen trugen durch Glas- splitter schwere Verletzungen und elf weitere Fahrgäste leichter« Verletzungen davon. Zehn von den Verletzten mußten sofort in das Urban-Krankenhaus übergeführt werden, einig« von ihnen konnten erst nach längerer Zeit als geheilt entlassen werden. Der Angeklagt«, ein anscheinend recht»er- vöjer Mann, macht«inen stark eingeschüchterten Eindruck. Bis zum Augenblick des Unglücksfalles war er erst fünf Monate als Schaffner beschäftigt. Seine Ausbildung ging wie üblich vor sich, seine Eignungsprüfung hatte er gut bestanden. Er erklärt, bereits vor dem Ergebnis recht nervös gewesen zu sein und an Zittern gelitten zu haben. Zur Anklage selbst sagt er aus, daß er die Haltestelle Deutscher Ring überfahren habe, da kein Haltesignal gegeben worden sei. Hier habe er auch schon den Strom ausge- schaltet. Er habe auch beabsichtigt, eventuell die Haltestelle Eck« Parodestraß« zu Übersahren, da erfahrungsgemäß hier weder ein-
noch ausgestiegen wird. Als er etwa 60 Meter vor sich den Wage» der Linie 96 erblickte, habe er schnell den Strmn eingeschaltet» um die Strombremse in Tätigkeit zu bringen. Sie habe aber nicht funktioniert. Da zog er schnell dos Sandsteuer, ober auch dieses sei seiner Ansicht nach nicht in Ordnung gewesen. Im letzten Augenblick drückt« er nun mit beiden Händen und mit aller seiner Kraft auf die Handbremse. Di« beiden überfüllten Triebwagen bedeuteten aber für die Handbrems««in« zu große Last. Sie übte nicht die nötig« Wirkung aus und so fuhr er in den Wogen 96 hinein. Der Angeklagt« erklärt sich für unschuldig und glaubt, daß an dem Wagen irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sein müsse. Der Vorsitzende hält dem Angeklagten entgegen, daß sofort nach dem Unglück der Wagen geprüft und in voller Ordnung gesunden worden sei. Außerdem habe ja der Angeklagt« selbst bei der polizeilichen Vernehmung gesagt, daß er nicht stromfrei gefahren sei und ein« große Geschwindigkest entwickelt habe. Der Angeklagt« beruft sich aus die groß« Aufregung, in der er bei der polizeilichen Vernehmung, die schon«in« Stunde nach dem Ereignis erfolgt sei, sich befunden habe. Di« erst« Zeugin, die als Fahrgast neben dem Schaffner ge- standen hat und Quetschungen davongetragen hat, von denen sie erst nach acht Wochen genesen ist, sagt aus, daß der Angeklagt« m i t aller Macht zu bremsen versucht habe. Ueberraschend wirkt ihre Behauptung, daß der Zusammenstoß erfolgt sei, als der vorausfahrende Wagen der Linie 96 auf ein Klingelzeichen hin plötzlich wieder stehen geblieben war. Sie glaubt, daß Fahrgäste noch«in- oder aussteigen wollten. Bei ihrer polizeilichen Vernehmung hat die Zeugin nichts Aehnliches gesagt. Sie will aber dem Straßenbahn- Vertreter gegenüber die gleiche Aussage gemacht haben. Es hat den Anschein, daß die Verteidigung sich im allgemeinen auf die Unzu- länglichkeit der Sttombremsen berufen wird. Di« Verhandlung dauert an.
Heute früh ist der Genosse Albert K o h n, der langjährige frühere Vorsitzende der Ortskrankenkasse Berlin , nach kurzem Krankenlager v« r st o r b e n. Er hatte am 8. Ottober sein 69 Lebensjahr vollendet. Albert Kohn trat an: 20. Oktober 1833 in die Dienste der damaligen Ortskrankenkassc für Handlungs- gehilsen in Berlin und hat von dieser Stelle aus mit großer Tat- traft und weitem Blick dafür gesorgt, daß die Krankenkassen mehr und mehr ihren sozialpolitischen Aufgabenkreis erweiterten. Er war der Vorkämpfer der Sozialversicherung. Seiner uner- müdlichen Propagandatätigkeit für diesen Gedanken im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist es zu danken, wenn heute die Kranken - lassen in umfassender Welse sich jozialhygienisch betätigen. Besonders wirkungsvoll ist Albert Kohn auf dem Gebiete der Wohnung»- s ü r s o r g e tätig gewesen. Viele Jahre hindurch hat er, immer im Kampfe mit der Verwaltungsbureoukratie und den Hausbesitzer- organisationen stehend, als Geschäftsführer der Ortskrankenkasse der Kausleute in Berlin Wohnungsenqueten veranstaltet, die für die Ver- besserung des Wohnungswesens der Großstädte außerordentlich anregend wirkten. Es war daher selbstverständlich, als durch das In- krafttreten der Reichsverstcherungsordnung eine große Anzahl Berliner Ortskrankenkassen sich zur Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Berlin oereinigten, daß Albert Kohn am 1. Januar 19l4 der erste Direktor dieser Kasse wurde. Auch dem Vorstande des Hauptoerbandes deutscher Krankenkassen gehörte Albert Kohn seit Jahrzehnten bis zu seinem Tod« an. Er war gerade damit be- schäftigt, eine Geschichte der deutschen Krankenver- sicherung zu schreiben. Leider hat er diese wertvolle kuttur- historische Arbeit nicht mehr vollenden können. Albert Kohn war auch seit seiner srüheften Jugend Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und hat in der gewerkschaftlichen Bewegung der Handlungs- gehilfen immer an hervorragender Stelle mitgewirkt. Sein An- denken wird von allen in Ehren gehalten werden.
A»»s wirtschaftlicher Not. Der In dem Hause Martin-Luther-Straße 44 zu Schöneberg wohnende 40jährige Kaufmann Willi G r u n d t e und dessen nur zwei Jahre ältere Ehefrau Franziska verübten in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch Selbstmord durch Einatmen von Leucht- gas. Frau Crundke hat in dem obengenannten Haufe einen Damenhutsalon: an den Geschäftsraum schließt sich unmittelbar die Wohnung an. Gestern vormittag siel es Hausbewohnern aus, daß der Laden um 1411 Uhr noch immer geschlossen war. Man legte dem aber keine besondere Bedeutung bei. Durch einen Zufall wurde die Ehetragödie gegen«411 Uhr entdeckt. Ein Sollziehungs- beamter, der auf wiederholte Klopf- und Klingelzeichen keinen Einlaß erhielt, ließ die Wohnung öffnen. In dem mit Leuchrgas angefüllten Schlafzimmer wurde das E h e p a a r in den Betten liegend leblos aufgefunden. Drei in demselben Zimmer befindliche Hunde zeigten keinerlei Nergistungserscheinungen. Die Feuerwehr stellte lange Zeit hindurch Wiederbelegungsversuche an. Während sie bei dem Mann von Erfolg gekrönt waren, gelang es nicht, die Frau ins Leben zurückgeruien. Die Leiche wurde von der Kriminalpolizei be- schlagnahmt und in das Schauhrnis gefckxift. Grundke mußte in das St.-Rorbert-Krankenhous geschafft werden, wo er sehr bedenklich daniederliegt. Das Motiv der Tat war wirtschaflliche Not. » Einen schweren Verlust hat unsere Parteibewegung in Dahl- witz-Hoppegarten erlitten. Am Montag, den 13. Dezember, abends, machte der! Krankenkassenangestellte Robert Köhler in seiner Wohnung in der Siedlung B i r k e n st e i n bei Hoppegarten im 45. Lebensjahr seinem Leben durch Erschießen ein Ende. Die Partei sowohl wie auch die GenossenschastLbeweaung verliert in dem Verstorbenen einen der tüchtigsten und fleißigsten Mitarbeiter am Ort. Besonder» leidet unter diesem Verlust die Sledlunos. genossenschast Birten st ein bei Hoppcgarten, da Köhler im Aussichtsrot dieser Genossenschaft von ihrer Erbauung an bis zu seinem Tode mit kurzer Unterbrechung im Interesse der Bs- kämpfung der Wohnungsnot tättg war. Das Motiv zu seiner Tat ist nicht bekannt._ Eine Uhr zuviel... In eine geheimnisvolle Geschichte versucht die Schönebeiger Krin'.inalpolizei schon seit längerer Zeit Licht zu bringen. Daß jemand vern einer ausgedehnten„Bierreise" ohne Uhr nach Hanse tomntt, geschieht nicht selten. Daß aber ein solcher Zecher außer der eigenen auch noch eine kostbare fremde lihr mitbringt, ohne zu wissen, woher er sie hat, steht bisher wohl einzig da. Dor�vier Wochen, am 15. November, passierte es einem Herrn aus Schäneberg. Der fühlte, als er von einer ausgedehnten„Tour" heimkehrte, in seinen Taschen eine wertvolle fremde Uhr. ohne zu wissen, wie er zu ibr gekommen war. Die Uhr ist als verloren oder gestohlen nirgends angemeldet worden. Der Schönebeoger Herr hat mit ollen möglichen Mitteln versucht, ihren Eigentümer ausfindig zu machen, aber vergeblich. Auch ein Zeitungsinferat blieb erfolglos. Der Herr glaubt, zuletzt irgendwo in Moabit in einer Gaststätte gewesen zu sein, weiß es aber nicht sicher. Weil man bisher eine andere Erklä- rung nicht finden konnte, so rechnet man sogar mit der Möglichkeit, daß er in sinnloser Betrunkenheit oder in posihypnotischem Zustande ein Verbrechen begangen hat. Jedenfalls wäre eine Auf- klärung sehr erwünscht. Es handelt sich um eine goldene 14karätigc cifeckige Remontoiruhr mit Sprungdeckel und der Nummer 305 715. Angaben zur Ermittelung des rechtmäßigen Eigentümers nimmt der 1. Bezirk der Kriminalinspektion Schöneberg in der Gotenstraße 13 entgegen.
/»bwässerbefeitigung in Großstädten. Im Architekten- und Ingenieuroerein sprach der städtische Oberbaurat Langbein über Abwässerbeseiti- gung in Großstädten. Die Beseitigung von Abfällen und Ab- wässern stellt den Großstädten außerordentliche Aufgaben, deren Bs- wältigung immer schwerer wird. In Berlin müssen täglich 4030 Kubikmeter Müll abgefahren und täglich 600 000 Kubikmeter Abwässer fortgeleitet werden. Dabei entstehen immer wieder neue Fragen, die neue Lösungen fordern. Hierher gehört z. B. die Frage der Entwässerung von Autogaragen, aus denen Benzin in das Entwässerungsrohrneg gelangen kann, so daß Benzingas. c�plofionen zu �befürchten sind. Auch die Entwässerung von Hoch- Häusern wird Schwierigkeiten schassen, weil die aus solchen Haus- kolofsen kommenden Abwässermengen dazu nötigen könnten, die Rohr- anlagen zu erweitern. Langbein betonte auch die Bedeutung der Entwässerungsanlage für die Siedlungen, die jetzt in der Um- gebung der Großstädte in immer größerer Zahl entstehen und für eine mit Großstadlansprüchen hinausgehende Bewohnerschaft bestreut sind. Wie solche Siedlungen entwässert werden können und müssen, darüber sollte man sich Klarheit schaffen, noch«he der Bebauungs- plan festgesetzt wird. Sonst kann man hinterher fein Wunder er- leben, wie teuer so eine Entwässerungsanlage wird, deren Kosten für eine auf Flachbau eingestellte Siedlung manchmal geradezu un- tragbar sind. Die Abwässer auf dem Gartenland unterzubringen, ist nur dann möglich, wenn die Fläche hinreichend groß ist und die Grundwosserverhältnisse das erlauben. Eingehend behandelte der Redner die ganz neuen bautechnischen Aufgaben, die bei der Groß- stadtentwässerung durch den Bau von Untergrundbahnen entstanden find. Durch die Untergrundbahntunnels mifb nicht nur der Raum unter den Straßen beschränkt, sondern oft werden durch sie auch die Abwasserkanäle durchschnttttn. so daß der Tunnel als Entwösserungsfcheide wirkt und völlige Umkanalisierung nötig wird. In engen Straßen mit Untergrundbahntunnels muß man, um die Abwässerleitunaen neben dem Tunnel her, über ihn hinweg oder nnter ihm hindurch weiterführen zu können, oft sehr schwierig« bautechnische Kunststücke zustande bringen. Der Vor- tragende eiläuterte seine Ausführungen über die Rohrnetzanlage so- wie über die Unterbringung der Abwässer aus Rieselfeldern an dein Beispiel Berlins mit vielen lehrreichen Lichtbildern. Zur Förderung des Ntilchverbrauchs. „Der Umstand, daß der Verbrauch von Milch und Milcherzeu-f- Nissen in Deutschland noch nicht die Höhe erreicht hat, die den Bedün- nissen der Volksernöhrunq und den Produktionsmöglichkeiten eni- spricht", hat den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Veranlassung gegeben, einen Retchsausflyuß zur Förde- rung des Milchoerbrouchs tReichsmilchousfchuß) ine Leben zu rufen. Dieser Ausschuß zeigte im Langenbeck-Virchow-Haus in der Liiifenstrosze vor geladenen Gästen, welchen Weg er zu beschreiten gedenkt. Minister Dr. H a s I i n d e begrüßte die Erschienenen. Ein Propagandafilm, der vorgeführt wurde, machte auf die Bedeutung der Milchproduktion in der Volkswirtschaft auf- merksam. Der Umwandlungsprozeß in Kalorien ist bei der Milch ein besserer als bei anderen Lebensmitteln und die Umstellung der Landwirtschaft auf Milchgewinnung lohnender, weil ein schneller Umschlag des Kapitals stattfindet. In seinem zweiten Teil macht der Film mit der Äewinimg der Milch vertraut, im dritten Teil mit ihrer Verwertung. Man erhält dabei einen Einblick In moderne Molkereibetriebe, wundert sich ober, daß es im Mofchinenzeitalter immer noch soviel Handbetrieb bei der Herstellung von Lebensmitteln gibt. Wenn aber auf den viel stärkeren Verbrauch von Milch- Produkten in anderen Ländem, besonders in Amerika , hingewiesen wird, so ist doch zu bemerken, daß dort auch die Entlohnung der Arbeiter eine bessere ist, und wenn die Landwirtschast mit der Propa- ganda hier einsetzen würde, könnte der Volksernährung der beste Dienst geleistet werden.„Häuschens Rettung" nennt sich ein Neiner Tricksilm, der ein Appell für Verabreichung von Früystücksmilch an die Schulkinder ist. Die Ziehung der weihnachtsloltekle der Arbeilerwohlsahrk, deren Lose schon vor Tagen bis auf einen verschwindenden Rest verkauft waren, findet bestimmt am 18. und 20. Dezember im Dienst- gebäude der Preußischen Generallottericdirektion Berlin , Mark- grasenstr. 33» statt. Die Einschüttung der Lose erfolgt am 18. Dezember vormittags XO Uhr. Die Ziehung schließt sich im- mittelbar an. Mentat auf ein Linienschiff. TaS Werk ciucS Geistesgestörten. Auf dem Linienschiff„Schleswig H o l st« i n" hat ein Feuerwerkersmaat in einem Anfall geistiger Umnachtung. die durch übermäßigen Mkoholgenuß verursacht wurde, versucht in einer M u ni t i o n s k a m m e r des Schiffes Feuer anzulegen, nachdem er die ordnungsmäßigen Verschlüsse der Kammer erbrochen hotte. Das Feuer konnte mühelos gelöscht werden. Irgend eine Gefahr bestand nicht. Der Unteroffizier wurd? zur Beobachtung seines Geisteszustandes dem Lazarett überwiesen. Außerdem wurde gegen ihn ein Gerichtsverfahren eingeleitet. Zu dem Zwischenfall auf dem Linienschiff„Schleswig-Holstein" teilt das Reichswehrministerium noch mit, daß der Unteroffizier nach seinem Versuch in der Munitionskammer Feuer anzulegen, s i ch selbst ins Wasser stürzte und in seiner Trunkenheit wahr scheinlich zugrunde gegangen wäre, wenn er nicht durch ein-'' Offizier und einen anderen Unteroffizier g«r«Uet worden wäre.