« »Not" öer Agrarier. Eine deutliche Zurechtweisung. Was hinter dem Lamento der landwirtschaftlichen Unternehmer über ihre Notlage steckt, wird jetzt auch durch ein Schreiben der Regierung in Alle»stein an den Domänenpächter Mark- witz in Drygallen in geradezu glänzender Weise charakterisiert. Das Schreiben ist die Folge einer Meldung der„Allensteiner .'Zeitung", nach der das Gut Ncuendorf im Kreise Lyck von dem Domänenpächter Markwitz-Drygollen bei der Zwangsversteigerung käuflich erworben worden ist. Der Wortlaut ist folgender: Regierung Abteilung für Domänen und Forsten. III. D. 8368. Allenstein , den 24. September 1924. Urschriftlich gegen Rückgabe dem Domänenpächter cherrn Markwitz in Drygallen. Vorstehenden Ausschnitt übersenden wir ergebenst mit dem Ersuchen um Aeutzerung. Wenn auch die nach 8 31 der Allgemeinen Pachtbedingungen vorgeschriebene Entfernungsgrenze von 26 Kilometer wohl überschritten ist und Sie daher nicht zum Ankauf des Gutes Neuendorf unserer Genehmigung bedursten, so müssen wir dennoch unserer Verwunderung Ausdruck geben, dah Sie in der Lage sind, im Wege der Zwangsversteige- rung— also doch wahrscheinlich mit sofortiger Zahlungsocrpflich- tung— Güter z u taufen, nachdem Sie uns wiederholt in der letzten Zeit in eingehender Weise Ihre Notlage geschildert und in Ihren, Bericht vom 15. September, be- treffend Schulabgoben, den Zusammenbruch in Aussicht gestellt haben. Wir sehen unter diesen Um- ständen nicht ein. wie wir Ihre Gesuche um Pachtstundung, so- fortig« Uebernahme der elektrischen Anlage usw. beim iherrn Minister mit gutem Gewissen befürworten sollen. gez. chertz. Wenn schon Regierung» st ellen, dazu noch solch« in Ost- preußen, die landwirtschaftlichen Unternehmer in diesem energischen Tone zurückweisen, dann muß es reichlich weit gekommen sein. hoffentlich lernt man aus den Erlebnissen mit dem Drygallener Domänenpächter und befleißigt sich, den Wünschen und Reden der landwirtschaftlichen Unternehmer zukünftig mit schärferer Kritik als bisher zu begegnen.
Gärung in öer Sowjet-�rmee. Folgen einer Abbauaktion. In der Roten Armee scheint nicht olles in Ordnung zu sein. Gewiss« Tatsachen weisen auf ein« Gärung in der Roten Armee hin. Di« russische Oefsentlichkeit erfuhr davon aus dem bekannten Offenen Briese des Voikstommissars für Heerwesen, Woroschi- low, an das Offizierstorps, in dem er sich über die Ursachen der durchgreifenden Abbouoktion ausgesprochen hat. Dieser Brief scheint die erwünschte beruhigende Wirkung nicht ausgeübt zu haben, so daß der revolutionäre K r i e g s r a t der Sowjetrepublik sich gezwungen sah, ein« Konferenz mit den Vertretern des Kam- mandobestands des Moskauer Militärbezirks ei�zuberusen, an der auch die Vertreter anderer Militärbezirke teilnahmen. In seiner Schlußrede lüftet« Woroschilow ein wenig den Vorhang, der dos Leben der Roten Armee vor der Oefsentlichkeit verhüllt, die neben der Politischen Staatspolizei(der Tfcheka) die Hauptstütze der bolsche- wistischen Diktatur bildet. Die Unzufriedenheit m der Roten Armee ist unmittelbar durch den Abbau des Kommandobestandes— es wurden etwa 16.660 höhere Militärs entlassen— hervorgerufen worden. Woroschllütv mußte zugeben, daß während der im Jahre 1924/25 erfolgten ersten «Reorganisierung' der Roten Arme« die Sowjetregierung etwas zu voreilig versprochen habe, die Lag« zu„stabilisieren-, was nun- mehr dem Kommandobestand das Recht gibt, auf die Verletzung der ihm gemochten Versprechungen hinzuweisen. DI« Notwendigkeit der neuen Abbauaklion begründete Woroschilow damit, daß das Zahlen- Verhältnis des Kommandobestandcs zur gesamten Heereszahl für die Dauer nicht tragbar sei. Während in den westeuropäischen Ländern dieses Verhältnis 1 Offizier zu 12 und selbst 1 zu 18 betrage, mache es in der Roten Armee 1 zu 5 aus, was eine ungeheure Belastung des Heeresetats bedeute. Auf der Vorsammlung wurde u. a. darauf hingewiesen, daß diese Abbauaktion im Interesie der„Säuberung- des Kommando- bestandes ausgeführt werde. Woroschilow lehnt« diese Beschuldigung selbstverständlich entschieden ab: �Jed« Absicht einer„Säuberung" liegt uns fern, da wir der Meinung sind, daß der Kommando- bestand im großen und ganzen ein gesundes und zuverlässiges Element in der Roten Armee bildet.- Den Hinweis auf die schwere materielle Lage des Offizierstorps parierte er mit dem Hinweis auf die noch schwerer« Lag« der Zivilbeamten. Abgesehen von diesem Konflikt ist die Unzufriedenheit noch auf andere wesentliche Ursachen zurückzuführen. Dt« innerlichen Urravand- lungsprozesse in der Roten Arme« sind nur im engen Zusammen» hang mit dem allgemeinen Prozeß der bürgerlich- bonapar» tistischen Umwandlung der bolschewistischen Dil- t o t u r zu verstehen. In der Konferenz wurde offen darauf hin- gewiesen, daß der Kommandobestand weder die notwendige Autori - tat, noch die Anerkennung im Staate und in der Oefsentlichkeit besitz«, die er beanspruchen dürft«. Woroschilow wies daraus hin, daß die Frag« des �kommandobestandes im Staat« und in der Oefsentlichkeit- zurzeit von den zuständigen Instanzen geprüft werde. Er sprach bei dieser Gelegenheit seine Unzufriedenheit darüber aus, daß einzelne Offiziersgruppen die obengenannte Frage im Sinne der Kastenherrschaft zu lösen versuchen und die Rückkehr zur allen Rangordnung herbeisehnten. Er erklärte mit aller Entschieden- heit, daß die„Rückkehr zur Vergangenheit, sei es unter lommunisti- schein Deckmantel oder unter der Maske sonstiger hochtrabender revolutionärer Phrasen, für jetzt und immer aus- geschlossen sei'. Er wies auch auf die Reibungen zwischen dem Kommandobestand und der politischen Heeresleitung hin, ine bei der Durchführung der einheillichcn Kommandogewalt entstanden sind. Der Kommando- bestand bringe, seiner Meinung nach, den Fragen der polllischen Aufklärung so rbert nicht den genügenden Ernst entgegen in der Meinung, daß die einheitliche Kommandogewall ihm das Recht und die Möglichkeit gewähre, seine Macht nur aus dem strikten Befehls- wexe auszuüben. Andererseits halle die politische Heereslellung noch an den Ueberlieferungen aus der Zell des Kriegskommunismus fest und beweise ein geringes Verständnis für die Tatsache, daß das Gesicht der Roten Armee und insbesondere ihres Kommandobestandes sich seither wesentlich geändert habe und daß die Zell der Doppel- Herrschost vorbei sei. Die Unzusriedenheit hat jedoch nicht nur die Roten Offizier«. sondern auch die Massen der Roten Armee ergriffen. Di« Ursache ist in erster Reihe das sogenannt«»Sparsainkellsregime-, das w der Roten Armee auf Kosten der Soldaten durchgeführt wird. genau so, wie es in der Industrie auf Kosten der Arbeiter durch- geführt wird.
Neubesetzungen hoher Reichswehrstellen im Frühjahr. Nach der B.S.-Korrefpondenz rechnet man zum kommeiwen Frühjahr mll umfangreilyen Neubesetzungen in den höheren Stellen der Reichswehr . Es sollen allein neun Generalsstellen und ein« große Anzahl Obersten- und Oberstleutnantsstellen neu beisetzt«erbe».
Der litauisthe Staatspräsident und Minister in Haft.— Riga . 17. Dezember.( Lettische Telegraphenagentur.) Di« gesamte Gewolk in Litauen ist aus die Rlililärreglcrung über- gegangen, die den Kriegszustand in ganz Litauen proklomierk und den früheren Skoakspräiidenlen S m e t o n a ausgefordert hat. die Stellung des Staatsoberhauptes zu übernehmen. Smetooa hat dieser Ausforderung entsprochen. Der bisherige Staatspräsi- denk Dr. G r i a i u s ist im Schloß inlernierl, alle Minister sind ver. Hostel worden. Zum Skadlkommandanten von Kowno ist Oberst Grlgollunas Glowackls, der Führer der lllanischen Faschisten, ernannt worden. Der Umsturz hol sich ohne Blutvergießen voll- zogen. Memel . 17. Dezember.(OE.) Der Sturz der sell dem 26. Juni amtierenden Regierung Sljaschewitschius bedeutet das Ende der Regierung der Linksparteien, die erst seit kurzer Zeit zur Macht gelangt waren. Es war längst Nor, daß die durch die letzten Wahlergebnisse zurückgedrängten Rechtsgruppen sich mit ihrer Niederlage nicht zufriedengeben wollten: auch war die Regie- rung sell Wochen sehr besorgt wegen der hitzigen Agitallon. welche die Rechte gegen sie und für ein« Diktatur nach faschistl- s ch e m M u st e r führte. Im Zusammenhang damit waren erst in den letzten Tagen Verhaftungen vorgenommen worden. Dennoch kommt der gewaltsame Umsturz jetzt als Ueberraschung, da man die Opposition nicht für so gut gerüstet hielt. Smetona. der jetzt die Zügel der Regierung ergriffen hat, ist der führende Kops der kleinen Gruppe der Progressisten, die hauptsächlich durch ihn Einfluß auf die Politik ausübt. Die breite Grundlage für den Um- stürz bilden aber die christlichen Demokraten, die von An- fang an der auf die Voltssozialisten gestützten Linksregicrung als erbitterte Feinde gegenüberstanden. Die Nachricht von der Ver- Haftung aller bisherigen Regierungsmitglieder soll nicht zutreffen. Umsturzvorwand: der Vertrag mit Rußland . Königsberg , 17. Dezember.(TU.) Don der litauischen Grenze wird gemeldet, daß Smetona eine Regierung geblldet und diese einen Aufruf erlassen habe, in dem es heißt, daß.das Militär gezwungen gewesen- sei, einzugreifen, da die bisherige Re- gierung und der Sejm Litauen an Rußland verraten wollten. Augenscheinlich find die treibenden Kräfte des Umsturzes in den Kreisen der Opposition, die sich bei den Debatten über den litouisch-russischen Vertrag gegen ihn aussprach, zu suchen. Die Führung beim Staatsstreich hatte der früher« Kriegsminister Ge- neral V I l j a u s ka s: hervorragend beteiligt sollen die litauischen Schützenorganisationen sein. Der in der Nähe Kownos gelegene Grüne Berg soll von einem der volkssozialistischen Regie» rung treugebliebenen Regiment besetzt sein. Der Lbcrfaschist Glowackis. Memel , 17. Dezember. (Mtb.) Die treibende Kraft des Staats- streiches Ist offenbar der litauische Faschistenführer Oberst a. D. S l o w o ck i s, der Herausgeber des Blattes»Tautos Balia", da»
Beschlüsse öer sozialistischen Kammerfraktion Dunk an Paul Boncour. Paris , 17. Dezember!(WTD.s Dic s o z i ä li st i f ch e" Kamme r- fraktion hat heute für die nach Wiederzufammentritt der Kammer im Januar stattfindende Neuwahl des Kammerpräsidenten den sozialistischen Abgeordneten Fernand Bouisson. der gegenwärtig das Amt des Vizepräsidenten verwollet, zum K a n d i- baten bestimmt und aus die Aufstellung eines Kandidaten für die Vizepräsidentschaft verzichtet. In der gleichen Sitzung erstattet« Paul Boncour über die letzte Tagung des Völkerbunds- r a t e s Bericht. Von der Fraktion wurde ihm anschließend für die in Genf geleistete Arbeit Dank ausgesprochen. « Der französische Senat verabschiedet« den Etat für 1927 mit 286 gegen 8 Stimmen. Die Kammer wird nun zu den übrigen geringfügigen Aenderungen Stellung nehmen müssen, die der Ent- wurf im Senat erfahren hat. Vermutlich wird dann bereits heute das Budget von beiden Körperschaften endgültig angenommen und die Vertagung auf Januar beschlossen werden.
Strafe für Zranzofenhetze. Ein Faschist verurteilt. Pari», 17. Dezember. (Eigener Drahtberichi.) Der llalienijche Faschist, der im Verlaufe der Manifestation vor dem französischen Konsulat in Ventimiglia am 1. November in das Konsulat ein- drang und vom Balkon des Hauses aus eine jrankrcichfeindliche Rede hielt, wurde von der Strafkammer von San Nemo zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Das ungarische Wahlergebnis. l.? Sozialdeurokratcn gewählt. Budapest . 17. Dezember.(EP.) Noch den heutigen Stichwahlen dürfte das neue Parlament voraussichtlich folgende Zusammensetzung haben: Regierungsparteien 216, Sozialdemokraten 13, De- mokraten 9, Legitimisten 3, Rassenschützler 3(darunter der Massen- mörder Heijas!), Unabhängig« Kossutpartei 1. Angesichts der Tat- fache, daß im neuen ungarischen Abgeordnetenhaus 216 Mitgliedern der Regierungsparteien bloß 23 linksoppositionelle Abgeordnete gegenüberstehen werden, erwägen die linksoppositionellen Parteien, also die Sozialdemotratcn, die Demokraten und die Kossutpartei, den Gedanken, an den Arbeiten des neuen Abgeordnetenhauses über- Haupt nicht teilzunehmen. Die Linksopposition führt seit gestern oertrauliche Besprechungen, die darauf abzielen, eine ge- meinsame Deklaration der Sozialdemokraten, der Demo- traten und der Kossutpartei zustande zu bringen, die in der ersten Sitzung verlesen und die Feststellung enthallcn soll, daß die Links- opposition die Wahlen als ungesetzlich ansieht und an den parlamentarischen Arbeiten nicht weiter teilnimmt.
prager Runöfunkzenfur. Reaktronärcr Bürgerkurs. Prag , 17. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Seit der Bildung der tschechisch- deutschen Bürgerregierung wird in der Tschechoslo- wakei die Radiozensur in unglaublich reaktionärer Weise ge- handhabt. Unter dem Vorwand, der Radiosender dürfe nicht der Polllit dienen, werden ganz unpolitische Vorträge von der Zensur hu zur Unkenntlichkeit zusammen geschnlltcn. Labet handelt es sich
Nilitarputsth. er Faschistenfnhrer Kommandant in Kowno. in der letzten Zeit heftig« Angriffe gegen die Regierung gerichtet hat. Glowackis war verhaftet und sein Blatt verboten worden. Seme Verhaftung hatte im litauischen Sejm Veranlassung zu großen Lärmszenen gegeben und die Lage erheblich zugespitzt. In Kowno sollte heute der 76 Geburtstag des Staatsprostdenten G r i n i u s mit großer Feierlichkeit begangen werden. Der Putsch erscheint aufs erste, und wenn man von der unstillbaren Herrschgier richtiger Faschisten zunächst absiebt. politisch kaum verständlich. Denn wenn zwischen Polen und Litauen , zumal seit der gewaltsamen Wegnahme und An- nexion W i l n a s durch Polen , kaum verhüllte Feindschaft be- steht, die sich auch in häufigen Grenzkonflikten äußert, so war doch der Vertragsabschluß mit Rußland , das dabei ausdrück- lich auf Wilna hinwies, eine deutlich« Geste gegen Polen . Und wer in Litauen vernünftig ist, wird doch nicht glauben. daß dieses kleine Land gegen Polen militärisch etwas aus- richten könnte, es wäre denn mit starker Bundesgenossenhilfe: wer aber sonst als Rußland käme als solcher Bundesgenosse in Frage? Rußland aber denkt heute nicht daran, etwa um Wilna wieder Litauen zurückzuerobern, Polen mit Krieg zu überziehen, zumal daraus für Rußland recht fatale Reben- erscheinungen erwachsen dürften. Wie also die Putschregierung in einem Aufruf— so wird auch berichtet— sagen soll. Sejm und Linksregierung hätten das Land an die Bolsthewiti ver- kaust, ist dunkel. Oder wünschen die Putschisten etwa Freund- schaft mit Polen , d. h. endgültigen Verzicht auf Wilna ? Freilich soll dieser Ausruf auch„Verkauf an die Fremd- st ä m m i g e n" behaupten. Diese Nebeneinanderstcllung von Bolschewik! und Minderheitsvölkern deutet lediglich auf einen reaktionär-nationalistischen Putsch ohne weitergehende Ziele als der Befriedigung eigenster, persönlichster Herschsucht, und das ist ja ein echt nationalistisch-militaristischer Wesenszug. * Smetona war am 4. April 1919 zum Staatspräsi- denten gewählt worden, am 3. Juli 1929 trat er zurück. Nach dem Aufftond im Jahre 1922 war er eine Zeitlang Regie- rungskommission im Memelland . Die jetzt gestürzte Regierung war getragen von den Volkssozialisten und den Sozialdemokraten. Wohl hatte sie im Sejm eme Mehrheit, aber die Macht der sogenannten Christlichen Demokraten, der ausgesprochenen Rechten, war noch ungebrochen. Dazu kam in der letzten Zeit eine scharfe Wirtschaftskrise, die durch schlechten Ernteaus fall verschärft wurde. Das alles war Wasser auf die Mühle der Faschisten, die, wie überall so auch in Litauen , aus kommunistischen Treibereien Nutzen zogen. Bezeichnend ist. daß der äußere Anlaß zum Umsturz ein G c n e r a l st r e i k in Kowno zur Erringung höherer Löhne war.
nicht nur um Vorträge, die für die Sendung verfaßt wurden, son- der» um literarisch wertvolle Werk«, die von Dortiogs- künstlern in den Rundfunk gesprochen werden sollen. Anläßlich der letzten deutschen A r b e tt e r s« n d u N g in Prag wurde eine Szene aus Strindbergs„Traumspiel-, die zwar stark sozial betont, ober natürlich ganz unpolitisch ist, konfisziert.
Toü öes Kaisers von Japans New Park. 17. Dezember. (WTB.) Wie eine hiesige Nach- richtenagentur meldet, verlautet in hiesigen japanischen Kreisen, baß der Kaiser von Japan gestorben sei. » Das Abieben des japanischen Monarchen ist in den letzten Tagen mehrfach vorzeitig gemeldet worden, und es mag sein, daß auch diese Meldung noch vcrsrüht ist. Da aber au? offizieller japanischer Quelle schon vor mehr als einer Woche bestätigt wurde, daß sein Zustand hoffnungslos sei, ist die Richtigkeit des obigen Telegramms durchaus wahrscheinlich. V o s h i h i t o, der 123. Kaiser von Japan , regiert seit Jahren nur noch formal, da er vor fünf Jahren geisteskrank wurde. Er war mit 33 Jahren auf den Thron gelangt und ist 47 Jahre alt geworden. Sein ältester Sohn H i r o h i t o, der jetzt Kaiser von Japan geworden ist, ist 26 Jahre alt und war schon seit fünf Jahren Regent. Er hat wiederholt Europa besucht und kennt insbesondere England sehr gut, wo er zeitweilig studierte, ebenso wie sein Bruder, der Prinz T t j i t s ch i b u, der gerade jetzt seine Studien in Eng- land unterbrechen mußte, um auf die Nachricht der Verschlimmerung im Befinden seines Vaters die Rückreise nach Japan anzutreten.
Maösen-Mpgöals Programm. Soziale Reaktion. kapenhagen. 17. Dezember.(Eigener Drahtberichi.) Der dänische Reichstag nahm am Freitag das Rogierungsprogramm des neuen Staatsmimflers Madscn-Mygdal entgegen: es bringt keine Ueberraschung« n. Wie erwartet, bezeichnete die neue Re- gierung als chre Houptausgabc, die dänische Wirtschast lonkurrenz- fähiger zu gestalten durch Anpassung» der-Staatsansgoben an die Pari-Krone. Es sollen Reduktionen in den staatlichen und kommunalen Budgets vorgenommen werden. Wenn dabei die„genaue Prüfung einer Reihe von Ausgaben, die während der Kriegszeit und in der Jnflwtionsperiode vorgenommen wurden-, angekündigt wird, so versteckt W) dahinter der Wille zur Kürzungdersozia- len Ausgaben. Eine weitere Spitze gcgen die dänische Arbeiter» schaft enthält ein Passus, der die Vorlage eines Gesetzes zum SchutzderArbeitsfreiheit in Aussicht stellt. Die Regierung will weiter eine Stciwrroform zur Förderung des Sparwillens vor- nehme», was in der Praxis eine Herabsetzung der Einkommensteuer bedeutet. Die Bedeutung der Landmannsbankschulden, die inzwischen ans über 566 Millionen gestiegen sind, soll durch eine Auslandsanleihe erfolgen. Besondere Beachtung wird der Wirtschaftskrise in Dänisch- Nordschleswig zugesagt. Mit der Außenpolitik beschäftigt sich die Regierungserklärung gar nicht. Das bestätigt, daß in dieser Beziehung keine Kurs- änderung zu erwarten ist. Wenn zum Schluß betont wird, daß die neue Regierung nicht als Parteiregierung handeln will, so ist das insofern richtig, als sie, wie die vorstehenden Programmpunktc zeigen, eme Ueberwindung der Wirtschaftskrise durch Unterstützung des Bauern- und Bürgertums auf Kosten der Lohn- c m p f ä n g e r und Beamten wie der Sozialfürsorge herbeizuführen gedenkt.