Nr. �»Z. Jahrgang"J* 0�0 �OlTOJÖlrfÖ Dienstag, 2?.dezember1H2H
„Die Gans ist ein häglicher Vogel, für einen ist sie zu viel, für zwei zu wenig", ist eine bekannte Redensart. In der gegenwärtigen Zeit wird man sich in vielen Familien der Mühe enthoben sehen, stch über diese Redensart den Kopf zu zerbrechen: der ersehnte Weihnachtsvogel wird auf manchem Tisch fehlen: Dem Bedürfnis nach einem weihnachtlichen Gänsebraten kommen aber die Gänse- vusschlachtereien insofern entgegen, als sie die Gänse aufteilen und dann in Stücken verkaufen, so daß sich auch der Haushalt mit dem schmalen Geldbeutel den Genuß nicht ganz zu versagen braucht. Wo öle Weihnachtsgänse wachsen. Unsere Hausgans stammt von der Graugans ab, einer Wildgons, die das nördliche Europa bewohnt. Die ersten Versuche, die Gans dem menschlichen Haushalt nutzbar zu machen, liegen weit zurück. Die ältesten Aufzeichnungen wurden in den Pharaonen- gräbern der alten Aegypter gefunden und geben uns Kunde von der hohen land- und volkswirtschaftlichen Bedeutung, die damals be- reits die Gänsezucht hatte. Di« Wandmalereien und Aufzeichnungen geben Darstellungen sowohl vom Gänsehondel und-transport, als auch von der N u de l st 0 p s m a st bis zur Herrichwng des Bratens. Die Zähmung der Graugans wurde wahrscheinlich zu- erst in ihrer eigentlichen Heimat, im mittleren und nördlichen Europa und vielleicht auch in Asten betrieben. Alle Schriftsteller berichten von Hausgänsen der Griechen und Römer, römische wiederum von den ausgedehnten Zuchten der alten Germanen und Gallier, der früheren Bewohner Frankreichs . Besonders in Nord- frankreich, in Belgien und Nordwestdeutschland wurde sie betrieben und breitete sich von hier über olle europäischen Kulturstoaten oll- mählich aus. Allerdings fand sie zum Beispiel in England weniger Anklang, während im westlichen Rußland , in Polen , Oesterreich und Ungarn Züchtereien entstanden. Viele Gänse wurden besonders zur Ausfuhr in Böhmen . Mähren . Ungarn und Rußland gezogen. So lieferte Rußland vor dem Kriege jährllch ö bis 7H Millionen Magergänfe nach Deutschland . Vor allen Dingen waren es die früheren nordwestlichen Teile Rußlands , die große Mengen stellten. In Deutschland befaßt sich das norddeutsche Tiesland mit der Züchtung von Gänsen, Ostfriesland , Hannooer, Oldenburg . Schles- wig-Holstein, Mecklenburg und Pommern . Hier wurden Unter- rasten gezüchtet: die Emdener und pommersche Gan». Die Absatz- gebiete waren Holland und England Oldenburg und Hannover fanden ihren Absatz an diesem wohlschmeckenden Geflügel in Ham- bürg und Berlin . So werden die aus diesen Bezirken ausge- führten Gänse bereits 1883 auf zehn, bis zwölstausend Stück ange- aeben, In der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern. Im Jahre 1900 belief sich der Bestand an Gänsen in Deutschland auf 6,2 Millionen Stück, er stieg bis 1912 auf 6,7 Millionen. Der Krieg lähmte Zucht und Absatz, trotzdem waren es Ende 1918 immerhin wieder 4,9 Millionen. Diese Zahlen zeigen deutlich die große Wirtschaft- liche Bedeutung der deutschen Gänsezucht. Trotzdem ist ein Rück- gang in der Gansezucht in Deutschland sestzustellen, der in unseren Bodenverhältnissen begründet liegt. Wichtig für den Gänsemarkt find einige Landstriche, die hervorragend große, schwere und früh- reife Gänse züchten und auf den Markt bringen, deren Preise aber
so hoch sind, daß sie für die große Mäste der Käuserschast gor nicht in Betracht kommen. und Magergänse. Ein anderer Zweig der Gänsezucht und-mästung wird be- sonders im Elsaß betrieben. Hier erreicht man durch Uebersütterung und gewaltsamer Mästung, daß die Lebern dieser Gänse außer- ordeutlich groß, fett und mürbe werden. Im rechten Augenblick werden diese Mastgänse geschlachtet: ihre Lebern werden zu der bekannten Skraßburger Gänseleberpastete oerarbeitet. Außerordent- lich hohe Preise machen diesen Betrieb lohnend.— Für die minder- bemlltelle Bevölkerung kommen lediglich Gänse in Betracht, die in den agrarischen oft- und südosteuropäischen Ländern von kleinen Leuten gezüchtet, von Aufkäufern gesammelt und als junge Mager- gänse in ungeheurer Anzahl nach Deutschland eingeführt werden. Der hauptmarkl sür diese Gänse in Deutschland ist der Mager- viehhos im Osten Berlins . Die Hauptabnehmer der hier einlaufenden Jungtiere sind die Mästereien, deren es in Berlin eine An- zahl gibt, während die Großbetriebe dieser Viehmästung sich be- sonders im Oderbruch entwickell haben. Aber nicht nur die Mästereien sind die Zlbnehmer, sondern auch eine große Zahl von Händlern, die größere Mengen aufkaufen, um das flache Land mit lebenden Gänsen zu versorgen. In früherer Zeit wurden diese Gänse in Herben von hundert bis zweihundertfünfzig Stück von Dorf zu Dorf getrieben. In neuerer Zeit müssen sie infolge der Vorschriften des Viehseuchengesetzes in Wagen transportiert werden. Bald nach Ankunft der Gänse im Dorf entwickell sich ein lebhafter Handel. Je nach dem Geldbeutel und dem Bedürfnis werden die Gänse meist nach langem Hin und Her über den Preis an die«in- zelnen Käufer abgegeben. Jeder sucht die besten Gänse für sich zu erwerben. Bei den neuen Besitzern werden sie in die sogenannten Buchten eingepfercht, um bei mehr oder weniger gutem Futter ge- mästet zu werden. Di« Landbevölkerung oerwendet nun zu einem großen Teil diese Gänse nicht für den eigenen Fleischbedarf. Viel-
fach ist es üblich, mit den Gänsehändlern einen Vertrag abzuschließen, die gemästeten Gänse an einem bestimmten Tage, meist im Spät- herbst, geschlachtet und sauber gerupft zurückzukaufen. Besonders ist das Sitte bei den Tagelöhnern und Büdnern, denen daran liegt, neben dem Geldgewinn in den Besitz der Bettfedern zu gelangen. Auf den Genuß des Gänsefleisches zu verzichten, zwingt sie ihre schlechte wirtschaftliche Lage. Schließlich kommen diese Gänse auf dem Umweg über den Magerviehhof und die märkischen Dörfer wieder nach Berlin. _ Gefängnis im �Schall- unü Rauch�-prozeß. Bestechung und Polizeistunde. Im Prozeß wegen der Schupo-Bestcchungsassäre im Kabarett .Schall und Rauch" wurde gestern abend das Urteil gefällt. Das Schöffengericht Mitte hiell gemeinschaftliche Bestechung für erwiesen. Lei 8 Beamten wurde angenommen, daß sie außer anderen Zuwendungen auch Geld erhalten haben, vier weitere Polizeibeamte, die kein Geld bekommen halten, wurden frei- gesprochen, da sich zur Not begründen lasse, daß es sich um eine harmlose Bewirtung Handelle. Es wurden verurteilt: wegen Be- stechung und Polizeistundenübertrelung der Gastwirt Arno Tanne- berg und Arthur wachs, sowie der Barmixer Kurt voh zu je drei Monaten Gefängnis und S00 M. Geldstrafe, außerdem Wachs (nicht Tanneberg) wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu noch 30 M. Geldstrafe, ferner wegen Bestechung die Polizeioberwachtmeister Kahl. Treptow . Kleinert, die Polizeiwachtmeister Schöning. Buschkowski. Bechert. Krause, Urbanowski zu je 6 Wochen Gefängnis. Den Polizeibeamten wurde für die Strafe dreijährige Bewäh- r u n g s f r i st bewilligt, da angenommen wurde, daß sie aus Uncr- fahrenheit und Leichtsinn gehandelt haben. Aus dem Verhandlungsbericht ist noch folgendes»achzutragen: Kriminalkommissar Ka n t h a k, der Leiter der Ermittlungen der Kriminalpolizei in der Moabiter Aktenaffäre, wurde als Zeuge ver- nommen. Er hat den Nachtbetrieb in.Schall und Rauch" seinerzeit ausgehoben. Kanthak erwähnte eingangs, es sei ihm vor einigen Tagen die Warnung zugegangen, daß er hier schwere Angriffe zu erwarten habe und daß er sich zum Schutz sür diese Verhandlung einen Stahlpanzer anziehen solle. Auf die Frage von der Derteidigerbank erwiderte der Zeuge, daß der Warner ein Rechtsanwalt gewesen sei, den er nicht nennen wolle. Er fügte aber hinzu, daß es keiner der hier anwesenden Herren sei. Er sei mit jenem Rechtsanwalt im Untersuchungsgefängnis zu- sammengetrossen, und da habe ihm dieser die Warnung gegeben. Vorsitzender Amtsgerichtsrat Ueberhorst: Dann wissen wir ja wohl deutlich genug, wer gemeint ist und brauchen darauf nicht näher «inzugehen. Zeuge kanthak: Der betreffende Rechtsanwalt war gleich nach der Verhaftung der Gastwirte im Polizeipräsidium er- schienen und Halle um Sprecherlaubnis gebeten, die ihm auch, aller- dings nur unter Aufsicht, gewährt wurde. Nach Rücksprache mit den Angeklagten Tanneberg und Wachs redet« er diesen zu, ein Ge- ständnis abzulegen. Rechtsanw. Dr. Pindar: Können Sie mit Ihren Beamten von der Kriminalpolizei bewaffnete Polizeibeamtc auf der Straße entwaffnen und durchsuchen lassen? Zeuge kanlhak: Ich hatte für diesen Sonderauftrag einen besonderen Ausweis des Chefs der Kriminalpolizei. Rechtsanw. Pindar : Die Sache sieht doch fast so aus, als ob es sich um einen Schlag derKriminalpolizci gegen die Schutzpolizei in dieser ganzen Affäre handelte: denn als ein Polizeiinspektor, also ein s«hr hoher Offizier, bei Ihnen anfragte:.Was ist mtt meinen Beamten los?", sollen Sie �eant- wartet haben:.Holen sie sich Auskunft bei der Staatsanwaltsa�aft." Zeuge kanlhak: Das ist ganz unmöglich, duß ich einem Major eiüe derartige Antwort geben sollte. Wenn ich schon keine Auskunft geben wollte, dann hätte ich ihn höchstens an das Polizeipräsidium,' aber nicht an die Staatsanwaltschaft verwiesen. Der Zeuge betont« weiter mit Entschiedenheit, daß es ausgeschlossen sei, daß er die Aus- sagen und Geständnisse der Angeklagten durch Drohungen erpreßt habe. Er hätte sich ja sonst eines Amtsoerbrechens schuldig gemacht. Weiter erwähnte der Zeuge noch, daß der Angeklagte Wachs nach seiner Entlassung aus der Hausvogtei geäußert habe, er werde jetzt rücksichtslos vorgehen und könne beweisen, daß zwei Kriminal- kommissare im Lokal ständig umsonst gegessen und getrunken hätten. Es sei auch ein Kriminalbeamter veniommen worden, denn nichts wäre der Kriminalpolizei lieber gewesen, als Schuldige heraus- zubekommen. Es habe sich aber nichts ergeben, und Wachs habe sich geweigert, Namen zu nennen.
Die wunöer öer Klara van Haag. Vau Johannes Buchholtz . Aus dem Dänischen übersetzt von Erwin Magnus . Herr van Haag saß bereits bei Tisch, als die Gnädig« eintrat. Er hatte seine Sprache wiedergewonnen und redete vielerlei vor sich hin:„— und dann ist eine Sammlung ins Werk gesetzt," sagte er,„zur weiteren Ausschmückung der Kirche Ich habe zwei Kronen für mich und zwei Kronen für dich gegeben. Außerdem habe ich versprochen, daß sich einige Damen hin und wieder hier versammeln und an einer Alterdecke nähen dürfen. Frau Wang vom Hotel kommt her, um näheres mit dir zu besprechen. Eine liebenswürdige, ge- bildete Dame!" ?tich' ein Wort antwortete Frau van Haag, obwohl sie gut Hinte . Es half, daß sie mit ihren eigenen Gedanken be- schäftigl war. O, sie hatte viel Großes vor. Aber warum nun dies letzte, das ihr Müh« und Ausgaben verursachen würde? Ja, es war doch natürlich, daß Hedwig einen ordent- lichen Mann haben sollte. Sie wollte ihn ja nicht so, wie er war. folglich mußte er umgeschasfen werden! Nur los, an die Arbeit! Die Gnädige schrieb in den folgenden Tagen Briefe und war verreist. Als sie wiederkam, war Iohans Sache gut in Gang gebracht: er sollte einen Freiplatz an der Kunstakademie haben und sich sofort melden. Ingenieur. Svejdal war bei Egholm gewesen und hatte nicht viel Aufhebens gemacht, als der die siebentausend ver- langte. Iin Gegenteil, er hatte die Summe durchaus pasiend gefunden. Der Handel sollte ja nicht gerade jetzt abgeschlossen werden, aber es war gute Aussicht, daß er zustande kam. Er würde lcüon mit dem Minister reden, sagte er gnädig. Ja. Frau van Haag hatte Ursache, sich zu freuen. Und sie tat es Sie war wie eine Sonne über der ganzen Stadt. Fftchernätwen. Laterncnanwnderskinder, die Grünfrau. Ma- dam H.'rmansen mit dem schwachen Bein und dem starken Mund, das Neinmachewesen Malle Duse mit dem traurigen, aber kurzen Lied und viele andere kamen in ihre und Hedwigs Küche wo es für alle etwas gab. Frau van Haag ging spät zu Bett und schlief fort von der öden Stimme»n der Nacht. Alles war gut. Aber eiites Tages im Winter kam Hedwig und srogte. ob sie gehen dürfe Es wäre ja schreckllch zur Unzeit, aber
sie könnte eine Freundin an ihrer Statt besorgen, wenn sie dürfe. Es wäre so, daß sie gerade eine gute Stelle in Iüt- land bekommen könnte, also wenn— natürlich nicht vor dem ersten-- Di« Gnädige ließ die Hände in den Schoß sinken. „Eine gute Stelle, Hedwig. Kennst du sie denn?" ..Nein, aber es steht ja in der Zeitung. Familiäre Stel- lung und alles. Bei einem Tierarzt." „Du hast dich also darum beworben?" .La, und Antwort bekommen, daß--- aber natürlich nur. wenn- Dagmar ist viel tüchtiger als ich' .La" sagte die Gnädige mit Mühe.„Du darrst natürlich gehen Aber wir müssen dich ausstatten. Die Frau aus dem roten Häuschen muß kommen und für dich nähen. Und wir müften morgen zu Lund . Hast du Koffer? So, ein« Kam- mode. Aber, du mußt auch einen Koffer haben. Den gelben mit den Griffen bekommst du. Unsinn, Kind. Ich müßte mich ja schämen, wenn du wie ein Zigeuner kämst. Was würde der Tierarzi von mir denken! Deine ne t» Familie!" Es folgten vierzehn geschäftige Tage, dann war Hedwig fort Es war Dagmar, die am Herde stand und durch die Smben ging. Es war unleugbar Dagmar. Das neue Jahr, das kam. schien überhaupt totgeboren zu sein. Keine Touristen. Kein« Lösung der Eisenbahnfrage. Auch fast keine Schiffe im Hafen. Wer malte die Kirche? Zwei elende Lehrlinge, wegen deren Arbeit niemand den Kopf zurückbeugen mochte. Aus der Reise, die Postmeisters in Gesellschaft von Zollverwalters hatten machen sollen, wurde nichts, wegen eines Unwohlseins, das Frau van Haag zwang, zu Bett zu liegen. Sobald die Reife aufgegeben war, ging das Unwohlsein vorüber. Aber was nützte es? Egholms am Bahnhofswege mußten mit dem Rittergut warten, und er hatte von seiner bisherigen Religion gelernt. derartiges mit Ruhe und Würde zu tragen. Frau Egholm trauerte nicht. Sie düngte und grub in ihrem Garten, der ihr als ein Parad-es auf Erden erschien. Denn man darf nicht vergessen, daß weder Sonne noch Regen, weder Rosen, noch Lilien oder die duftenden Kaprifolien auch nur im gering- sten totgeboren waren. Auch ihr Realschüler, Emanuel, stand nicht zurück. Rein, er wuchs ihr einfach über den Kopf. Wenn sie allein waren, konnte er in fremde Sprachen ausbrechen und wie etwas selbstverständliches-— 7— l" nennen. Sie nickte stumm und steckte ihm Gut und Geld zu, denn die Wissenschaft hatte in ihr eine bewunderte Anhängerin. Später
konnte sie in ihrem einfältigen Wesen den Nachbarn und Frau van Haag wiedergeben, was sie gehört hatte. Jetzt hatte sie zwei Söhne, die nicht zu verstehen waren— aber beide mit Herzen aus purem Golde— denn Sivert schrieb immer mehr Englisch . Er erlebt« die merkwürdigsten Dinge, nicht alle geeignet zur Wiedergabe an dumme Menschen, die seinen Worten und Handlungen eine falsche Bedeutung unter- gelegt hätten. Im Traum hörte Frau Egholm oft schwere Tritte, das war sicher Sivert. Er schrieb ja. daß er mit seinem Freunde Ferdinand beständig nach neuen Orten trampte. Bon Hedwig kam nur fetten ein Brief. Sie war jetzt nach Kopenhagen gegangen und diente bei großen Leuten. Sie sprach stets davon, daß sie soviel lernte und noch viel mehr lernen wollte. Bon Liebe und Tändelei schrieb Hedwig nie ein Wort. Das war ja merkwürdig genug für ein junges Mädchen ihres Alters. Aber wer verstand Hedwig? Nicht einmal Frau van Haag! Sie und Hedwigs Mutter steckten oft die Köpfe zusammen und sprachen so lange von ihrer jungen Freundin, bis ihnen war, als ob sie in der Stube bei ihnen stände. Wenn sie hinterher sahen, wie leer die Stube in Wirklichkeit war, bekamen sie beide Tränen in die Augen. So veringen noch einige stille Jahre, in denen die Er- «ignisse tzen Winterschlaf schliefen. ' 13. K a p i t e l. Seit seiner rühmlichen Freite war Emanuel seinem Vater ein guter Kamerad und Genosse gewesen. Aber die Kost der Gelehrsamkeit, die der Knabe in der Realschule von Knarreby genoß, ließ ihn in die Höhe schießen, so daß er bald sozusagen den Kopf durch das niedrige Dach des Heims in eine andere Welt hinausstieß. Es mochte wohl noch angehen, mit dem Vater eine Segelfahrt zu machen oder mit ihm in den Wald zu gehen, dagegen konnte er nicht gut an seinen religiösen Feiern teilnehmen, was früher doch so fabelhaft spannend gewesen war. Die Stimme des Vaters tönte gleichsam aus der Ferne— sie hatte nicht mehr diesen ganz nah im Ohre kitzelnden Ton— ober er nun von seinen großen Erfindungen in Vergangenheit oder Zukunft, von seinen Offenbarungen — denn solche hatte er gehabt— oder von gewöhnlicheren Dingen, wie z. B. der Mystik der Zahlen sprach. Mystik— ja, das war es eben— all diese Mystik wurde auf die Dauer ein wenig langweilig. Die Zahlen waren an sich schon schwer genug. Begann man für die eins Christus, für die Null Gott Vater selbst, für die neun den heiligen Geist und für die sechs den Teufel einzusetzen, so wurde diesmal nichts aus dem Examen.(Fortsetzung folgt.)