Mittwoch
22. Dezember 1926
Unterhaltung und Wissen
Liebe auf den ersten Blick.
Erzählung von Mar Barthel
,, Bon Byatta weiß ich nicht mehr viel," erzählte Otto Bracht, ein junger Mensch, der von einer russischen Reise zurückgekehrt war. Ich weiß nur, daß es mitten im Winter war und die Stadt im Schnee begraben lag. Blau, grün und golden standen die glatten und gedrehten Ruppeln der barbarisch- schönen Kirchen gegen den Himmel; Gold gegen Schiefergrau, Grün gegen mattes Blei. Auf schmalen Schlitten fuhren wir durch die breiten Straßen, die fleinen fibirischen Pferde dampften, wahnsinniger Sturm vieler Gloden ftürzte wie ein Schwarm bunter Vögel in den Tag. Auch als wir im Hotel Eremitage Station machten, stürmte noch von den phan. tastischen Kirchen das wilde Geläut.
Vor einigen Tagen waren wir an einem Abend, an dem die Schattenrisse der schwarzen Kiefern ganz japanisch gegen einen leuchtenden Himmel standen, von Moskau aufgebrochen, hatten Bologda besucht und fuhren nach dem Ural . Die Reisegesellschaft beftand aus elf Personen, außer den Dolmetschern. Zwei Deutsche , zwei Südamerikaner, ein Koreaner, ein Türfe, ein Engländer, zwei Franzosen, ein Amerikaner und ein Perser: also ein kleiner Bund fünftiger Berständigung, jetzt schon geeint vom Flügelrauschen einer großen Idee. Keiner von uns zählte mehr als 30 Jahre. Uebrigens war das auch noch in der sogenannten Heldenzeit der jungen russischen Republik: der Krieg gegen Polen war faum beendet, in der Krim Jaß noch der General Wrangel und in Sibirien tobten Bauernaufstände.
Meine Kameraden brauche ich nicht mit Namen vorzustellen. Namen sind nicht interessant. Sie sind in ihre Länder zurückgekehrt,
der Türke, der Perser, der Amerikaner, der Koreaner; fie schwören jetzt dem Rauschen anderer Fahnen zu und geben sich neuen Herzerschütterungen hin. Nur von den zwei Männern aus Südamerika will ich sprechen. Beide waren noch sehr jung. Carlos, so soll der eine von ihnen in meiner Geschichte heißen, war 24 Jahre alt, ftammie aus Uruguan, war Tischler von Beruf und von seiner Organifation in Montevideo nach Moskau geschickt worden. Sein Reisebegleiter hieß José. Dieser José war ein junger Student, hatte das hochmütige Abenteurergesicht eines blatternarbigen Granden, war tnapp 20 Jahre alt und führte für Carlos, den ein wenig unbeholfenen Tischler mit den schwarzen Brombeeraugen, bas Bort. Wer die Ge. schichte dieser Delegation nicht fannte, mußte annehmen, José fei der offizielle Beauftragte und Carlos fein zweifelhafter Schatten.
Nur durch José tonnten wir uns mit Carlos verständigen. José fprach auch französisch und lernte in vier Wochen so viel Russisch, um feine spanischen Ansprachen mit den Worten seines Gaftlandes zu beenden. Ich entfinne mich noch, wie sehr verblüfft wir waren, als er nach dem trommelnden Alarm einer großen Rede mit dem Wohllaut russischer Säße schloß. Von Unuguan erfuhren wir wenig, nur fo viel, daß Montevideo sehr schön sei, viel schöner noch als Mostau. In Wyatta nun, im Hotel Eremitage, erfüllte sich an Carlos fein Schicksal. In diesem Hotel sah er ein junges Mädchen, Nina Rschewska. Ja, das vor drei Tagen erst aus der Krim zurückgekehrt war und in Soldatenfleidern herumlief. Kurze Haare, blantes Snabengesicht, offene Augen, fühler Mund, das war Nina, also ganz jünglingshaft, ähnlich den modernen Damen, aber doch viel anders, erfüllt von den Ideen einer bewegten Zeit, vermännlicht durch das Lagerleben an der Front und nicht durch die Scham vor dem eigenen Geschlecht, wie man das heute bei den Damen der Gesellschaft so gut beobachten fann.
In diese Nina verliebte fich Carlos. Das war eine Liebe auf den ersten Blid. Mit großer Verwunderung sahen wir, wie sich der bequeme Carlos plötzlich verwandelte, wie sich seine weichen Züge härteten, feine Hände männlich wurden, sein Herz aufrührerisch hämmerte; ja, der schöne Glanz war um ihn, der die Gestalt eines jeden Liebenden wundervoll verklärt. Zum ersten Male auf feiner Reise machte fich Carlos felbständig, war nicht mehr Josés Schatten. Jofés Begleiter, fein farbloser Bandsmann, sein mattes Echo, der schwerfällige Arbeiter und jener der abenteuerliche Herr.
Wie fich das Mädchen und der Jüngling am ersten Tage ver. ftändigt haben, weiß ich nicht. Nur das weiß ich, daß in Carlos' Bliden mehr Feuer und Glut war als in jeder hinreißenden und beschwörenden Rede Jofés; das weiß ich, daß Carlos' Seufzer Flügel hatten, sein Lächeln Umarmung war, fein Händedruck Lieblosung, fein Ruß herznahe Verständigung. Das weiß ich und das sahen wir alle: der Koreaner, der Amerikaner und der Türfe. Die zwei Menschen: Carlos, der Tischler aus Montevideo , und Nina, das Mädchen aus der Krim , waren einander vorbestimmt. Weltmeere waren zwischen ihnen, Steppen, Berge, Wälder, Städte und viele Grenzen, aber als fie fich faben, ba liebten fie sich, da erbraufte in ihnen das Orgelherz selbstverständlicher Liebe. Da verzweigten sich ihre Hände wie blühende Aefte, da vereinigten sich ihre Blicke zu dem einen großen, weißströmenden Mann- und- Weib- Blick, an dem sich das ewige Licht des Lebens im Sohn oder in der Tochter neu entzündet...
Bier Lage blieben wir in Wyatta, befuchten Fabrifen, Bibliothefen, Mustergüter, Papiermühlen, fuhren durch verschneite Urwälder, in denen Bären und Wölfe hausten und waren ganz der Zeit hingegeben, dem Tag, der Gegenwart. Jetzt weiß ich aber, daß jener Carlos, der in der Stadt bei seinem Mädchen blieb, die Stunden und Tage schöpferischer erlebte als wir Männer aus Deutschland , Korea und der Türkei . Jetzt erst weiß ich und habe es selbst erfahren, daß in der Umarmung einer Frau, in ihrem Lächeln und auch in ihren Seufzern und Tränen mehr beschloffen liegt als eine Meine Stadt, viel mehr wie große Urwälder mit Bären und Wölfen, viel mehr als Weisheit und Süßigkeit unendlicher Bibliotheken...
( Schluß folgt.)
Ein„ Tatbestand vor 4000 Jahren. Den Tatbestand eines Mordes aus dem Bronzezeitalter, das etwa 4000 Jahre zurüdliegt, hat der englische Borgeschichtler Prof. Waterston aus einem Funde gewonnen, den er vor furzer Beit gemacht hat. Es handelt sich um Riste, die ein männliches Sfelett enthielt, das deutliche Spuren eines an ihm verübten Verbrechens zeigte. Ein Schlag mit einer ftumpfen Waffe, wahrscheinlich mit einer Keule, wurde gegen den Kopf geführt," fso beschreibt der Professor diese vorgeschichtliche Tragödie. Er prallte aber ab und traf den aufgehobenen Arm, mit dem der Angegriffene sich verteidigte. Davon rühren Schrammen am Arm und an der linken Seite des Halfes her. Dann wurde der Unglüdliche von hinten mit einer scharfschneidigen Waffe angegriffen, die seinen Kopf verfehlte, aber im Rüden tiefe Einschnitte hervor rief und die Wirbelsäule verlegte. Seine Beine müssen dann ichwer verwundet oder sogar unter den Knien abgeschnitten worden fein. Während er auf dem Boden lag. wurde ihm mit einer Reule die rechte Seite des Schädels zerschmettert,"
PULVER
Litauen.
PULVER
Sha
Beilage des Vorwärts
machen?
Würden Sie: a) das Feuer austreten? b) reichlich Wasser auf das Pulver geben? c) beides zugleich machen? d) würden Sie die Genfer Wache alarmieren, oder e) mit den Händen in den Hosentaschen zusehen?
Kalender und Almanache.
Unter den sozialdemokratischen Kalendern für 1927 ist in erster Linie der als gemeinsames Jahrbuch der österreichischen Bartei, Gewertschaften und Genossenschaften von 3. 2. Stern unter dem Titel Das Jahr 1927" hervorzuheben. Mit Recht nennt sich dieser Ralender zum Unterschied von dem früheren Jahrbuch. Er will der große flare Drud, die schönen Umrahmungen der Monatstage auch als Buch einen angenehmen Eindruck machen. Das Format, beweisen es. Der Inhalt ist durchaus auf der Höhe. Sowohl die politisch- literarischen wie auch die erzählenden Beiträge haben alle ihren Bert.
In schöner Ausstatung ist wieder der.311ustrierte Reue Belt Kalender "( Verlag Auer, Hamburg ) erschienen, der gewidmet ist kinderland, ein Jahrbuch für die Buben und vielen seit Jahren ein lieber Freund ist. Den Proletarierfindern Mädels des arbeitenden Voltes"( Verlag Borwärts- Buchdruderei, Preis geb. 1,25 M.), das auf feinem Gabentische fehlen sollte. Zum erstenmal stellt sich der Republikanische Ra lender für 1927 ein, den Prof. H. Bernide im eigenen Berlag Rehl a. Rh.( Preis 1,20 m.) herausgibt. Der Kalender bringt eine Fülle meist leineren Materials, das im Sinne freiheitlicher Auf Jahrweiser für innere Erneuerung, den Willibald Ulbrich, der bis flärung ausgewählt ist. Neu ist auch der Lebensborn", ein herige Schriftleiter des Gesundbrunnen " im Verlag von Wilhelm Limpert , Dresden , erscheinen läßt( Preis 1 M.). Das handliche Büchlein will der Volksgesundheit dienen, greift aber über das Gebiet hinaus mit fürzeren und längeren Auffäßen, die von Bodenreform, Lebenskultur, Ehefragen usw. handeln.
Einer der bedeutendsten deutschen Kalendermacher war der Berfaffer des Simpliziffimus, der in den Jahren 1669 bis 1675 als Kalendermann hervorgetreten ist und aus seinem umfassenden Bisfen und seiner reichen Bhantafie eine Fülle von Ralenderbeiträgen beigesteuert hat. Im Verlag von Albert Langen , München , haf Engel lender" nebst Stüden aus dem jährlichen Bundergeschichtstalender bert Hegaur des Simplizissimus ewig währenden Ka gesammelt herausgegeben. Liebhaber alter erzählender und be. lehrender Literatur finden hier eine reiche Schatzgrube( Preis 8 M.).
An Abreißfalendern ist auch in diesem Jahr kein Mangel Nochmals fei auf den schönen Vorwärts Kalender ver wiesen( Breis 2 M.), der in feinem Proletarierheim fehlen sollte. Aus bürgerlichen Berlagen find zu nennen: Deutscher Ra. München , 2,50 M.), bie prächtige Architektur- und Bandschaftsbilder lender", Bayerntalender"( beide Berlag Karl Gerber, bieten. Die Reichszentrale für Verkehrswerbung gibt im gleichen Berlag einen„ Deutschen Werttalender" heraus, der gleich falls hervorragend schöne Bilder aufweist. Ferner gibt es einen Tontunstfalender"( Robert Forberg), einen 21pen kalender" von Blodig( R. Walter, Konstanz ), einen sehr ge lungenen Gartenbautalender" von Ludwig Leffen mit praf. tischen Hinweisen( Rembrandt- Berlag, Zehlendorf ), einen Kalender für Sport und Körpertultur"( Dief u. Co., Stuttgart , Freund originaltreuer Zeichnungen und Holzschnitte greift zu 2,40 m.), der fast jede Sport- und Gymnastikart berücksichtigt. Der Kunst und Leben"( Friz Heyder, Zehlendorf , 3 M.). Bom Verband für deutsche Jugendherbergen stammt ein Abreißtalender Deutsches Wandern"( Limpert- Berlag, Dresden ), der aus ganz Deutschland Jugendherbergen und Jugendburgen abbildet Ein Unfallverhütungskalender", der von der Reichsarbeitsverwaltung und dem Verband der Deutschen Berufsgenoffenschaften veranstaltet wird, bietet zwölf fräftig gehaltene Monatsbilder in Bierfarbendrud, die auf die Gefahren der Arbeit und den Wert der Gesundheit aufmerksam machen( Beuth- Berlag, Berlin ). Liebhaber von Fischloft haben einen täglichen Fisch talender" zur Verfügung( Rudolf Krupica, Berlin- Tempelhof , 1,50 m.).
Der Reichsbund deutscher Technik hat einen Deutschen Jugend falender mit dem Untertitel Metall und Maschine" für das Jahr 1927 herausgegeben. Schon die Form an fich ist bemerkensmert. Der Kalender zeigt äußerlich die vom Deutschen Normenausschuß für technische Veröffentlichungen festgesetzte Anordnung. Er wird dadurch außerordentlich zwedentsprechend gestaltet. In leicht faßlichen anregenden Ausführungen plaudert er über intereffante Themen aus der Welt der Technif, vor allem über Betrieb und Werkstatt. Daneben sind Beiträge über Alkohol, Nikotin, über Erziehungs- und Bildungsfragen eingestreut. Der Kalender dürfte für die reifere Jugend bis zum Alter von 20 Jahren, vor allem aber für die Lehrlinge der Metallindustrie eine willkommene Gabe sein. Die Sitte, zum Jahresschluß literarische Almanache zu verbreiten, fommt bei großen Verlagsanstalten immer mehr in Auf nahme. Diese Almanache sind die vornehmste Reklame, die sich denken läßt. Die Verleger breiten darin ausgewählte Kapitel aus ihren Verlagswerten aus, geben charakteristische Bilder dazu, fügen wohl auch Porträts und Handschriftproben ihrer Autoren bei. In altbewährter Weise präsentiert sich der Insel Almanach, ursprünglich das Vorbild der meisten anderen Verlagsalmanache. S. Fischer- Berlin fonnte diesen Herbst auf ein 40jähriges Bestehen feines Verlags zurückbliden und ließ feinen Jubiläumsalmanach unter dem Titel„ Das 40. Jahr mit Originalbeiträgen und
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Broben erscheinen. Er ist sehr umfangreich und gediegen. Der 21mathea Almanach( Wien ) gibt eine Uebersicht über eine zehnjährige Berlagstätigkeit. Mit sehr schmuden Bänden treten sowohl Paul 3olnan Wien wie Paul List Leipzig her vor. Der erstere bietet unter anderem 12 ausführliche Handschrift. proben seiner Autoren, legterer schmüdt seinen Almanach mit vor züglichen Illustrationen nach Daumier , R. H. D.
Die alte Puppenküche.
Bon F. A Celtis.
In unserer Rumpelfammer geistert's! wischen, schrubben, daß es eine Art hat. Mein schüchterner Biber Mama und das Töchterchen frabbeln drinnen herum und puben, spruch gegen die unproduttive Arbeit wurde im Reime erstici:„ Da fann ja tein anständiger Mensch hineinschauen, ohne zu glauben, er täme in eine Räuberhöhle! Und überhaupt..1"
Wenn Frauen sagen: Ueberhaupt!" hört bekanntlich die De batte auf.
Sie misten also aus.
Buppenfüche verstaut ist, das seit einigen Jahren müßig steht, die Dabei finden sie auch die Kiste, in der das Geschirr der alten weilen Töchting doch jeht nicht mehr mit Buppen spielt, sondern echtige" junge Männer einwickelt und sie statt mit Süßigkeiten mit Grobheiten abfüttert!
So fagt sie wenigstens! Dabei waren wir noch nie! Heute aber ist Mama dabei, und plöglich überfällt sie Luft, das alte Epielzeug wieder hervorzuholen und es zu neuem Glanze zu
Ich werde gerufen, um die schmere Riste mit dem alten Stram in die große Küche zu schaffen. Weibes Will ist Gottes Bill!" fagt der Boltsmund, und so füge ich mich, nur innerlich etwas murrend, dem Begehr meiner Eheliebsten.
Aber ich bin neugierig geworden!
Wenn ein Weib, dessen Haare langsam zu bleichen beginnen, plöglich auf Kindheitserinnerungen zurückgreift, so hat das imuner meinem Arbeitszimmer führt, nur leise an und fize auf einem Stuhle etmas zu bedeuten. Deshalb lehne ich die Tür, die von der Küche zu in der Nähe des Spaltes nieder.
Lang dauert's nicht, bis die Swiefprache beginnt. Die Mutter erzählt:
habe ich schon vor dreißig und mehr Jahren gespielt. Mit welcher Du hast deine Küche nicht richtig geachtet! Weißt du, mit ihr Freude habe ich sie begrüßt! Alles, alles war in ihr enthalten, was man zum richtigen Kochen braucht. Und jedes einzelne Stüd war verwandte ich darauf, die Kupferpfännchen und-töpfchen wieder vom Bater in den spärlichen Feierstunden gefertigt. Alle Mühe blank zu pußen, wenn meine Puppenmahlzeiten abserviert maren. Meine beiden Brüder hättest du sehen sollen! Wie die mit hungrigen Augen um mich herumschwänzelten und taum erwarten tonnten, bis sie sich den Mund an den heißen Kaffees und Breien verbrennen viel befferes Essen bekommen würde als sie, weil er doch auch viel durften. Dazu bekamen fie ihre Strafpredigt. Wie mein Mann einmal würde er bekommen, weil er mich überhaupt nicht ärgert!! Und bräver zu mir sein würde als fie!! Und foco dice Pfannkuchen Rebhühner und Gänsebraten sollten nur Werfeltagsfost werden! 3um" echten" Kaffee ohne Bichorie bekomme er die besten Kuchen, und sogar Torte wollte ich ihm baden, wenn ich es gelernt haben
würde
Mit achtundsechzig Mart Monatslohn begann unsere Ehe. Kuchen, Braten und Torten kamen nicht auf den Tisch Papa befferes Einkommen die Befriedigung mancher Wünsche gestatten war troßdem immer zufrieden und wartete auf die Zeit, wo ein
würde.
Dann famft du und dein Bruder und wir verschoben ihre Erfüllung wieder.. Und dann fam seine Maßregelung. Ohne einen Pfennig standen wir da. Die wertvollsten Bücher gingen aus dem Hause. Bis die Genossen halfen Und so oft ich dir die alte Küche unter den Sonnwendbaum stellte, famen mir die törichten Wünsche wieder in den Sinn und ich mar so froh, daß wir euch immer Freude machen konnten. Wir Alten brauchen ja nichts mehr.
,, Du, Mama," fiel hier die junge Helferin ein, ich wüßte auch ein Haus, das einige Freude vertragen fönnte! Tante Anny ist ficher noch schlimmer daran, als ihr es je gewesen seid, denn ihr hieltet doch zusammen wie Stahl und Eisen. Aber jetzt kommt ihr zweites Kind und die kleine Lore hat ja nichts zum spielen Darf ich ihr die alte Küche zur Sonnenwende schenken?"
Hast recht, Mädel! Komm, wir wollen doppelt fleißig sein, daß mit dem Glanz und Funkeln des Geschirrs Licht und Wärme zu meiner Schwester fommt! So wird dem kleinen Lorle eine große Freude zuteil und zugleich ihrer Mutter. Denn Mütter, das mußt du wissen, freuen sich der Freude ihrer Kinder!"
Sag' doch, Mama, warum ist denn die gute Tante so arg elend Ein leises Räufpern.
daran?"
Ich konnte die geflüsterten Worte nicht mehr verstehen. Die Keuschheit eines Weibes ließ es nicht zu, die Schmach eines Gatten und Baters in lauten Worten zu schildern....