noch eines Deweises? Hier ist er: im„ßokol-Anzeiger* des Herrn Hugenberg von gestern abend liest man: »Nur bei Mischvölkern, bei kranken, elend xesuhrten Nationen bleibt es angesichts eines Angriffs auf das Höchste, auf die Fahne, bei einem schwächlichen, von realpolitifchen Bedenken schon in der Entstehung zur Hälft« erwürgten Diplomatenprotest. Eine gesunde, ehrliebend geführte Nation nimmt eine so weit getriebene Beschimpfung auch ohne militärische Wehrkraft nicht ohn> mächtig hin, sie eifert und rastet nicht, sie erschöpft alle Möglichkeiten, sie kennt keinen Schlaf, ehe die Schande getilgt.* Diese Leute, die tönende Worte über die Beschimpfung der deutschen Fahne in Germersheim schreiben, sehen billigend zu, wenn deutsche Gerichte die Beschimpfung der demschen Fahne, der schwarzrotgoldenen Fahne, nicht ahnden. Sie eifern nicht gegen die Besudelei der deutschen Fahne— sie selbst sind es, die die eigene Fahne mit Füßen treten. Das ist der Gel st der doppelten Moral, der ihre Gm- rüstung durchzieht, jener doppelten nationalistischen Moral, die auf französischer Seite zum Urteil von Landau geführt bat. Es geht gerechte Entrüstung durch Deutschland . Das beleidigte Rechtsgefllhl bäumt sich auf gegen das Urteil orn Landau . Gerechte Entrüstung aber auch gegen jene Kreils in Deutschland , die dies Urteil zu einer Hetze gegen die Politik der Berständigung ausnutzen, zur Bergiftung der Beziehun» gen zwischen dem deutschen und dem französischen Volke! Das Kriegsgericht von Landau , besetzt mit Offizieren, Interessenten der Besetzung, wollte einen Schlag führen gegen die Politik der Verständigung in Frankreich , einen Schlag gegen die Zurückziehung der Besatzungstruppen von deutschem Gebiet. Die deutsche nationalistische Presse und die nationa- listischen Organisationen wollen einen Schlag gegen die Politik führen, die zur Befreiung der besetzten Gebiete führt. Nationalistischer Hexensabbat hüben und drüben! Wir protestieren gegen das Urteil von Landau , nicht aus dem Geiste nationalistischer Gewahltlehre— sondern weil wir wollen, daß das Recht, nicht die Gewalt! künftighin die Beziehungen der Völker bestimmen soll. Wir sehen in dem Landauer Urteil einen Angriff auf die ideellen Grundlagen der Völkerverständigung— wir sehen ihn auch in der Hetze, die die deutschen Nationalisten entfesselt haben. Gegen diesen Angriff verwahren wir das deutsche Volk — mag er von jenseits der Grenzen oder von diesseits der Grenzen kommen. Wke fie hetzen! Die Nachtausgabe des Hugenbergschen»Tag* oeröjfentlichtc gestern abend unter der Ueberschrist„Ein frecherAntrag der Rheinlandkommisslon*«ine Meldung, daß die Rheinland « kommisslon nach dem Landauer Urteil die Auslieferung des oerurteilten Mathes verlangt habe. E» handelt sich um eine hetzerische Tendenzmeldung. von unterrichteter Seite wird demgegenüber festgestelU, daß das Auslieferungsersuchen gegen den vom Landauer Krieg»- gericht zu zwei Jahren. Gefängnis verurteilten Maches nicht erst jetzt nach dem Urteilsspruch gestellt worden ist. sondern auf Grund der Anklage bereit» vor vier Wochen. Nach deutscher Auffassung ist das Ersuchen, da» dem Reichskommissar für die besetzten Gebiete durch ein Schreiben de» französischen Ober- tommissar» zuging, dadurch gegenstandslos, daß Mathes bei seiner Verwundung durch einen Schuß des Leutnants Rouzier eine schwere GeHirnverletzung davongetragen hat und nicht transport- fähig in der Universitätsklinik in Heidelberg liegt. Da» Ersuchen um Auslieferung ist daher von deutscher Seite auch nicht weiter verfolgt worden. Ein Pi-otest des Republikanischen Richtcrbuudes. Der Republikanisch« Richterbund, der auch in der Kritik der deutschen Rechtsprechung stets den Borrang der Ge» rechtigkeit vor dcmMachtgedanken betont und jede poki- tische Einseitigkeit der Rechtspflege bekämpft hat, bedauert im Inter- efle der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit und der Dölkerversöhnung das Urteil des französischen Militärgerichts in Landau , da» einen Machtspruch mit dem Schein de» Rechts um-
gibt. Kriegsgericht« jeglicher Rationalität werden ihrer Natur nach fast durchweg Werkzeug der Macht, nicht des Rechtes sein. Die Ehre beider Völker erfordert die Aufhebung dieses unmöglichen Urteils.
Homerische Weihnachtsbescherung. Titelscgen trotz Verfassung und Rcichsregierung. München , 23. Dezember.>(Eigener Drahtbericht.) Die Ber- fasfung des Freistaates Bayern schreibt ausdrücklich vor. daß Titel, die nicht ein Amt, einen Beruf oder einen akademischen Grad besitzen, nicht mehr oerlichen werden. Die bayerische Regierung hat ent- sprechend ihrem Berhalten im vorigen Jahr trotzdem auch jetzt zu Weihnachten wieder einer großen Anzahl sogenannter bayerischer Untertanen Titel verliehen. Es Handell sich insgesamt um rund S 0 0 L e u t e, die zu Iustizräten, Oekonomicräten, Kommerzien- räten, Gewerbcräten. Berstcherungsräten, Arbeitsräten, Pharmazie- räten, Bauräten ernannt wurden, abgestuft in geHelme und einfache. Das erstemal wurde auch der Titel Oberbürgermeister ver» liehen,.mit dem in erster Linie der erste Bürgermeister der Stadt München , der feit Jahren mit der Bayerischen Volkspartei versippte und verschwägerte Bürgermeister S ch o r n a g l bedacht wurde. * Diese Verleihung von Titeln durch die bayerische Re» gierung widerspricht der Reichsverfassung, deren Schutz eine der Hauptaufgaben der Reichsregierung und des Reichstages ist. Anläßlich der vorjährigen Ber- leihung hat die damalige Regierung. Luther nichts anderes zu tun gewußt, als in München Rückfrage zu halten. Dabei ist es geblieben. Es muß jetzt Sache des Reichstages fein, in der Angelegenhest endlich Klarheit zu schaffen und die bayerischen Extratouren unmöglich zu machen.
slrbeiterelenü in Walüenburg. Staatliche Hilfe notwendig. Bon der allgemeinen Notlage im Woldenburger Industriegebiet werden besonders hart die S ch u l k l n d er der Arbeiterschaft betroffen. Zahlreiche Kinder müssen bei un- günstigem Wetter vom Schulbesuch befreit werden, well sie kein Schuhwerk haben. Der Gesundheitszustand der Kinder ist der denkbar ungünstigst«. Trotzdem haben einige Gemeinden berells in diesem Etatsjahr alle Aufwendungen für Schulärzte st reichen wüsten. Weitere Gemeinden werden im kommenden Etatsjahr zur völligen Aufhebung oder zu erheblichen Einschränkungen der Auf- Wendungen für Schulärzte kommen wüsten, weil ihnen die«rfordsr» lichcn Mittel für die notwendigsten Aufwendungen fehlen. Der Krei» und dl« Gemeinden stnd au» eigener Kraft außerstande, zur Behebung dieser außerordentlichen Notlage wesentliches zu tun. Die Reglerungsparteien des Landtags fordern daher, daß den hilfsbedürftigen Gemeinden Im Kreise Waldenburg In Schlesien beschleunigt staatliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, um ein« Linderung der furchtbaren Notlage der Schulkinder im Woldenburger Industriegebiet zu ermöglichen.
Die Not üer Lanüwirte. Ergebnis einer Studienreise.— Erdrückende Zahlen. Den Landwirten, besonders den großen, geht es schlecht. Täglich findet man neue Notschreie in der Agrarierpreste. Eteuerstundungen gnugen nicht. Kredit« genügen nicht. Den Landwirten geht es schlecht. So ist es und so bleibt es. Um nun die Krise der Landwirtschast auch den Arbeitern In der Großstadt etwas deullicher vor Augen zu führe», hat sich«in« ver- trauenswürdige Persönlichkeit der Müh« unterzogen,«in« Rundreise durch die Elendsquartiere der Landwirt« zu unternehmen. Da» Ergebnis seiner Forderungen Ist erschütternd. Wir haben uns getäuscht. Den Landwirten geht es schlecht. Nur einige Beispiele aus der Provinz Brande nburg: Gutspächter Sch., im Kreis L., Gut E., 500 Hektar Land, verheiratet, 5 schulpflichtige Kinder. Dieser Aermste der Annen muß sich be-
gnügen mit: 2 Kutschern, 1 Chauffeur, 2 Stubenmädchen, 1 Kindermädchen, 1 Stütze, 2 Küchenmädchen, 1 Mamsell, 1 Lehrerin, 1 Wirtschafterin, 1 Fräulein im Haushall. 1 Hausmädchen. Er ist mit seiner Familie beschränkt auf ein Schloß mit nur 2? Zinunern. Pächter E. im Kreis W.-St.. Gill R.. 550 Hektar Land. 2 Kinder. Dieser Arme muß sich sogar begnügen mll 2 Stuben. Mädchen, 1 Stütze. 1 Köchin. 1 Wirtschafterin und l Gärtner. Besitzer Dr. T.. Kreis O.-St. Gut G.. zirka 680 Hektar Land, davon ein Viertel Wald, verheiratet. Auch ihm gehts nicht gut. Das steht man aus feiner Hausangestelltenliste: l Kutscher , l Chauffeur, 3 Stubenmädchen, 2 Köchinnen. Besitzer v. K.. Kreis Sch., Gut St.. 600 Hektar Land, ver- heiratet. 4 Kinder. Wie er lebt? Schlecht, schlecht: Rur 1 Lutfch-r. l Chauffeur, 1 Stubenmädchen, 1 Kindermädchen, 1 Hausdame, 1 Köchin, 1 Küchenmädchen, 1 Lehrerin und 1 Diener sorgen für ihn und seine Familie. Außerdem katastrophale Wohnungsverhältniste. Er ist mit seiner Familie in sage und schreibe 30 Zimmern zusammen- gepfercht. Wir haben un» getäuscht. Den Landwirten geht es nicht nur schlecht, es geht ihnen hundsmiserabel. Wie wir hören» wird die deutschnationale Fraktion des Reichs» tages dieses himmelschreiende Elend in einer besonderen Inter- pellation zur Sprache bringen. Neuer pro?eß Schulz-Klapprotb. Fall Wilms im Januar vor dem Schwurgericht III. Der Untersuchungsrichter beim Landgericht III, Landgerichts- rat Graste, hatte im Hinblick auf die bei den Landsberger Pro- zesten getroffenen Feststellungen die Dorvnterfuchung in den Fällen Leutnant Sand, Wilms und Leg» er. die bereits geschloffen war, von neuem eröffnet, da weitere Ermittlungen sich als not- wendig erwiesen. Nunmehr ist, wie BS. erfährt, die Borunter- suchung im Fall« Wilm» endgüllig geschlossen worden, und die Hauptverhandlung wird im Laufe des Januars vor dem Schwurgericht beim Landgericht III durchgeführt werden. An- geklagt sind neben Oberleutnant Schulz und K l a p p r o t h u. a. Oberleutnant Fuhrmann, Leutnant o. P o s e r und der erst in diesem Jahr in einem einsamen Forsthau» im Spreewald ver- haftete Feldwebel U m h o f e r. Wann die Fälle Sand und Legner zur Verhandlung kommen werden, ist noch unbestimmt. Disziplinarverfahren Hoffmann-Kölliny. Voruntersuchung abgeschlossen.— Ausarbeitung der Anschuldigung. Itmimbarg, 23. Dezember. (BS.) Ueber den Stand des Difziplinarverfahvens gegen Landgerichtsdirektor Hoff- mann und Landgerichtsrat Kölling erfahren wir. daß nach dem Abschluß der Voruntersuchung nunmehr der Generalstaatsamoalt in Naumburg mit der Ausarbeitung der An- s ch u l d i g u n g gegen die beiden Magdeburger Richter beschäftigt ist, deren Fertigstellung wohl erst Anfang 1927 erfolgen dürfte. Unter diesen Umstünden ist sür den Januar mll der Bcrhandlung gegen Hossmann und Kölling kaum noch zu rechnen, vielmehr dürste das Hauptoerfahren erst im Februar zur Durchführung gelangen. Severins. Der„Sozialdemokratische Pressedienst* erfährt, daß der Genoste Karl S e v e r i n g, der sell feinem Rücktritt vom Amt bauptfächlich in Baden-Baden Erholung gesucht hat, Ende Januar oder spätestens Anfang Februar feine p a r t a m e n» tarische Tätigkeit wieder aufzunehmep gedankt. Friedrich-Ebert- Brücke In Mannheim . In Anwesenheit des badischen Staatspräsidenten Dr. Köhler und des Innenminister» R e m m e l e wurde am Donnerstag um die Mittagsstunde die Friedrich-Ebert- Brücke, die dritte Neckarbrücke, der Stadt M a n n b e i m dem Bertehr übergeben. Die Konstruktionsbrücke ist im Flachstil erbaut und in 15 Monaten mll einem Kostenaufwand von 4,2 Millionen Mark fertiggestellt worden. Am Abend wurden die Konturen der neuen Brücke festlich beleuchtet: das Reichsbanner veronstallete einen Fackelzug. Das Ludwig-Frank-Denk- m a l liegt nunmehr an einer der Hauptzugangsstraßen zur Friedrich- Ebert-Brücke.
Znöachten. Mustk'llmschmi von Kurl Singer. Die Weihnachtskonzerte der großen Ehöre brachten das alt- hergebrachte Programm des Bachfchen Weihnachtsorato- r i u m s. In der chorischen Bewälligung dieser Kantaten kam es zu Spitzenleistungen, denen gegenüber ein Mangel an solistischem Stilgefühl verblaßt«. Auch die Solisten stnd müde vom Jahr; das Aufgehen in einem Gesamtwerte erfordert mehr Kraft al» da» Einzelsingen. Man will im Oratorium Arien nur Im Zusammen- hang mit der Idee der Chöre, mll dem Inneren Schwung, dem äußeren Bau der großen Teile hören. Und das gelingt nicht oft. Es ist an der Zeit, daß sich in Berlin ein ständiges solistisches Quartett zusammentut, in dem mich die Stimmen zusammenpassen nach Stärke, Ford«. Ausdruck. In der Gedächtniskirche spielte Heitmann auf der Orgel Werke von Buxtehude und Bach, unbekanntere Kantaten, deren Texte zum Weihnachtsfest paßten. Ein kleiner, festlich gestimmter Thor, die prächtigen Stimmen der Damen Schmidt-Lüdte und Rühle alternierten und ergänzten sich im Duett. Andacht auch Im Saal des Charlottenburger Rathauses. Ein« große Menge arbeitender Menschen, die gekommen waren, um sich still der Kunst hinzugeben, gewillt, die Seelen mitklingen zu lassen leim musikalischen Spiel Ein Mann, Soermus, spricht zu diesen Seelen, freundlich, eindringlich, herzlich, wie ein Leidender zu Leidenden. Er sucht aus der Musik, die«r spiell, Beziehungen zum» Leben herzustellen, zu diesem Leben der noch immer Be- drückten, die einmal frei werden sollen, reif zum freudigen Ge- nießen. Bach wird beschworen, dann Schubert. Das stnd gewiß Freudenspender, Helfer, Heller. Aber In ihren Geist dringt S o e r- m u s nicht hinein. Ein Dilettant geigt hier höchst mangelhaft. Selbst die Oberfläche der Melodie wird grausig verzerrt. Ich darf an diese Chaconne nicht denken, die nur in vollendetster Wiedergabe den Naiven imponieren, gefallen kann. Nicht an die viel zu süß ge- gebenen Transpositionen Schubertscher Lieder. Die Idee war gut. aber für die Arbeiter sollte im Berlin von heute nur das Aller- beste gut genug sein. Der Eharatter allein macht es nicht. Kunst konimt von Können. Bon diesem technischen und virtuosen Können gibt uns auch h<ute noch. Jahre nach dem großen Aufstieg, Hermann I a d l o w. ker In russischen Liedern zu tosten: an hochgesteckten Zielen steigt langsam, ober bewußt strebend und erfüllt vom Geiste, Dorel Kandmonn. der Planist, empor. Er ist Schüler der Hochschule für Musik gewesen und ist nun flügge geworden. In derselben Hochschule leitet« P r ü w e r mll höchstem Geschick(das kein Aus- gleiten von Schülern duldet)«ne Bohemeaufführung, die unter Pauly» Regt« jeder besten Provinzbühne zur Ehre gereicht hätte,
Die Stimmtultur und die spielerische Gelockerthell dieser Mimi (Frl. Reich), dieser Musette(Frl. Maaß), das frohe und musitalisch sichere Ensemble der Männer(Rosenthal, Schellenberg, Gotthels usw.) machten starten Eindruck. Bevor Kleiber im letzten Konzert der Staatsopernkapelle zu einem Meister vordrang, dem er zu geben vermag, was de» Meisters ist(Mahler), bevor er also mis dem Ganzen seiner Per. sönlichteit heraus musiziert«, vergriff er sich wiederum an Beethoven . Diesmal gall's der IV. Sinfonie, die wir gerade noch von Furt- wängler her im Ohr hatten. Kleiber hat es an sich, Tempi, dyna- mische Werte, Tönungen um eine große Portion zu stark zu be- denken, das Harte überhart, da» Gefühlvoll« überzart, da« Schnelle gehetzt, das Fest« brutal herauSzumusizieren, wenn er einem Wert noch nicht an» Herz gesühll hat. So geschieht es bei der IV. Sin- fonle Beethovens, deren Einleitung die Melodie einbüßt, deren Adagio ungleich« Tempi erhält, deren Schlußsatz,«in Berpetuum mobile voller leichten Lebens, nur durch die unerhört« Bravour der Streicher gerettet wird. Dazwischen Moment« höchster Selig- teit, eines herrlichen Ein- und Ausatmens, das äußerlich In einer reichen Gebärdensprache imponiert. Es ist so. als ließe sich Kleiber im Dirigieren Beethovenscher Hinfonien selber noch überraschen, ja, als ließe er sich gelegentlich einmal leiten, statt führen. Der Eindruck spaltet sich. Die Einzelheit, noch so schön gehandhabt. kann über den Mangel an DIspositton nicht hinwegtäuschen. Inzwischen verlautet, daß neben Kleiber, Blech und Klemperer Zemlinsty au» Prag tritt. Auch mit Schulz- Vornburg wird verhandelt, und E z ä l l bleibt wohl Wie will man diese Köpfe beschäftigen? Man denk« frühzeitig an einen Wundarzt. Und ganz leise schieichen sich zwei weitere Ereigniste, zwei andere Namen in unser Ohr: Paul B e t k e r, der noch Wie». baden als Intendant gerufen wurde, Karl Hagemann, der nach Berlin — an den Rundfunk!— geht. Sind das nicht höchst be. mertenswerte Symptome einer zielsicheren Kunstpolitit de» Staate»? Städtisch« Oper, achte aus alle Spuren! Weihnachten vor der Tür. Friede aus Erden!
Im Leising-Theater gab e« gester» einen großen Abend. .Der Diktator* von Jules Romain » versetzt« die Zu. schauer trotz einiger Längen in atemlose Spannung und riß im letzten Akt zu begeisterter Zustimmung hin. Wie sich aus Dem», dem Mann aus dem Volk dem Revolutionär, der absolutistische Diktator entwickelt, welche Kämpfe und Gewissensqualen ihn das kostet, dafür findet Albert Vassermann erschöpfend« Töne. Da» Publikum rief ihn noch lange nach Fallen des eisernen Lorhangs vor die Rampe. Dgr. Der„ZRammul-Uetorwolkenkraßer". lieber das IlOstöckige Riesenhaus, das jetzt in New Port gebaut wird, werden in New Porter Blättern nähere Mitteilungen gemacht. Der„Manunut-lleberwolten- tratzer", wie er genannt wird, soll sich 1208 Fuß über die Straße echeden und 30 000 Menschen llniertunst gewähren. Da» gigantisch«
Gebäude wird.zwischen der 8. und der S. Avenue an der 42. Straß« errichtet: es ist 56 Stockwerk« höher alz das Woolworth-Gebäude und wird den Namen.Partin-Turm* führen. Di« Kosten werden auf 18 Millionen Dollar für den Bau selbst oeranschlagt, wozu noch 4% Millionen Dollar als Kaufpreis für das Terram kommen. Man hofft, daraus eine jährliche Miete von 3 Millionen Dollar zu er- zielen. Der Wolkenkratzer steigt 12 Stockwerke von der Straß« empor ohne jede Abstufung, Dom 13. bis zum 18. Stockwerk werden denn drei Absätze vorgesehen, und von dort aus steigt der Turm in «mer siebenfachen Gliederung auf. 60 List», die mit höchster Schnelligkeit fahren, besorgen den Verkehr: zwei von ihnen fahren direkt bis zum 82. Stockwerk. Die drei Dächer des Turmes werden für Auestchtszweck««ingerichtet werden. Di« Ausschachtungen der Fundomente reichen 48 Fuß unter das Straßenniveau. wie man neue Haussiere„erfindet*, ver Schafzüchter träumt wohl von dem Besitz eines Merinomullerschase», von dem er Wolle in bester Qualität und großer Füll« erzielen kann und das chn in regelmäßigen Abständen mit gesunden Zwillingen versorgt. Dieser Traum tst von der Wirtlichkeit gar nicht mehr so weit entfernt, wie man wohl annehmen möchte. Der Jahresbericht des englischen Forschungsinstituts für Tierzucht enthüllt einige erstaunlich« Tat- fachen über die Art, aus die man heutzutage nützliche Haustiere geradezu„erfindet*. Die neuesten Experiment« zeigen, daß es möglich ist,«in« ganz bestimmt« Sorte von Wolle bei einzelnen Schafen zu erzielen, und ebenso hm man wichtig« Entdeckungen ge- macht, um ein„Idealschwein* zu erzielen, das die schmackhaftesten Schinken und die best« Fleischmeng« gibt. Man kann sogar Ziegen aufziehen, die kein« Hörner mehr haben und deren Milchertrag dem der Kühe nicht nochsteht. Di« Ziegenmilch dürft« Infolgedessen mit der Kuhmilch in Wettbewerb treten und aus ihren Preis Einfluß gewinnen. Der größte Teil der modernen Forschungsmechoden bei der Aufzucht der Tiere beruht auf den Mendelschen Pererbungs- ge setzen, und ihnen verdankt man e» auch, wenn es geglückt ist, «inen äußerst ertragreichen, trankheitsfreien Weizen zu erzielen und dl« Eierzeugung der Hühner beträchtlich zu steigern. Di« Bedeutung dieser Forschungen ist allgemein anerkannt, und dem Institut wurden in letzter Zeit groß« Si-fningen gemacht, dm unter ein« Summe von 600 000 Mark durch da» Rockeseller-Institut.
ver Are»d«ile»t»»fU».»»tebrüderscheff. ein emerlkenischr« Aroduki, den die nilmpvflfitrUe Verlin und dt« Abmoderinülftetle verboten b-N-n, wurde nvnmebr auf(Riunb nochmaliger verdandlung von der Filmprüs- stelle verltn zur öffentlichen Aufführung zugrlaffen. ver Berliner Irrel , veranstaltet am 2»., 8 Ubr, bei Frtedmann ch Weder«wen 8. Abend.Erinnerungen an da« Berlin von gestern*. E« sprechen Dr. I. Kastan. Margarete Taemmerer. Heinz Ed. Iacvd. Heinrich Aill«. Alt-Berliner Munt wird auf alten Instrumente« gespielt und eine Ausstellung au» AU-Beriiner Besitz gezeigt. International« Alosttouiflclloogea in Gros und Arausiurt» AI . Im Jabre 19-27 wurden In ffleni und Franlsurt a. 2». internationale Musck. auSftellungen veranstaltet. Die Leitungen der beiden AuZstellringen baben sich mit dem ReichSnerband deutscher Tonkllnstlcr und Muftllebrer dabin verständigt, tbr« Unternehmnngen gegenseitig zu fördern. Danach wird die Ausstellung in(Senf vom 28. April bis 22. Rat und t« Iranlsurt a. M. vom U. Iuai bis August 1927 stau find es.