Nr. 614 43. Jahrg.uni
Ausgabe A nr. 313
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Donnerstag, den 30. Dezember 1926
Politische Briketts."
Die Auflage der Jungdeutschen".- Mißbrauch wirtschaftlicher Macht zu politischen Zwecken
Die National" gesinnung der Schwerindustrie hat sich| wieder einmal im herrlichsten Lichte gezeigt. Diesmal ist es eine nationale" Organisation, die den 3orn der Gewaltigen fennen lernen muß, weil sie in einigen Dingen ihre eigenen Ansichten hat. Der Jungdeutsche". das Organ des Jungdeutschen Ordens , gibt eine Nachricht wieder, die ihm Mitteilung heißt es: in Raumburg zuging. In dieser
Im vergangenen Jahre hatte gelegentlich unserer Rohlen und Geldsammlung für die Bedürftigen der Stadt Raumburg Herr Karl F. Richter, Inhaber der gleichlautenden Firma, außerdem Stahlhelmmitglied, uns 350 3entner Briketts zum Ausnahmepreis von 250 Mart besorgt in seiner
Eigenschaft als
Aufsichtsratsmitglied der Riebed- Montanwerte
In diesem Jahre verweigerte er dieselbe Bitte mit der Be gründung:„ daß er für den Jungdeutschen Orden feinen Federfftich mehr fue, folange Herr Mahraun an der Spike stände". Er be denkt dabei nicht, daß die Kohlen ja für Arme, die das städtische Wohlfahrtsamt auswählte, bestimmt jind und mit dem Orden nichts zu tun haben."
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Gemeridhaften betrachtet wurden. Als aber neuerdings die Bruderschaft Essen sich wieder einmal um Unterbringung arbeitsloser Mitglieder bei der Gesellschaft bewarb, erhielt fie von dem Generaldirektor folgende Antwort: de
Das ist eine Absage in aller Form, und man kann die Gefühle dr Jungdeutschen begreifen, die angesichts dieser tapi taiistischen Herrschermethoden in ihrem Blatte zornig aus rufen: d
tir en hij of nedaun Janis
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Bombay , Ende November. Neben den Besuchen von Arbeiterwohnungen und Fabrik betrieben, über deren Ergebnis erst nach Abschluß der Reise eingehend berichtet werden kann, sind es besonders die abendlichen Versammlungen, die unsere Zeit in diesem Lande Burüdtommend auf Ihre Zuschrift vom 10. dieses Monats, in Anspruch nehmen. Wenn die Schwäche der Menschen- und mit welcher Sie baten, stellungslose Mitglieder bei Besetzung von Finanzziffern der jungen indischen Gewerkschaf Stellen zu berüdfidigen, teile ich Ihnen mit, daß ich zwar früheren zur Mutlosigkeit Anlaß geben tönnten, fo eigen beſer so dem Jungdeutschen Orden das allergrößte Intereffe entgegengebracht Versammlungen, die stets gut besucht sind, daß auch in dieser habe, diefes aber refilos verloren habe durch die Art und Weise, Arbeiterschaft Intereffe und Disziplin genug vorhanden sind, wie der Großmeister Mahraun es für gut befunden hat, in um zu guten Hoffnungen für das weitere Gedeihen der Beletzter Zeit vorzugehen.d wegung zu berechtigen. Wir hatten Versammlungen von zweitaufend und dreitausend Köpfen. Solche Meetings finden dann nicht wie die fleineren in öffentlichen Lokalen, sondern unter freiem Himmel statt. Nicht auf offenem Felde, sondern in einer eigens dafür abgesperrten Straße. Dann wird zuvor Um das politische Ziel der vereinigten Plutofrafie zu erreichen, die ganze Straße mit Teppichen belegt, auf denen die Inder Mahraun vom Orden, den Orden von Mahraun zu trennen, läßt man mit übereinandergeschlagenen Beinen hoden. Was auf der arbeitslose deutsche Menschen verhungern, nennt sich aber trotzdem Straße feinen Blaz findet, besetzt die Holzveranden der dreifeelenruhig weiter national". Wir erwarten mit Leidenschaft die bis fünfftödigen Häufer. Ueber die ganze Straße kreuz und Stunde, in der mit diesem„ Nationalismus" aufgeräumt werden quer werden Schnüre gespannt, die dicht mit Wimpeln bewird. Daß seine Mentalität in immer weiteren Volksfreifen er- hängt sind, und die Beleuchtung stiftet zurzeit der gütige fannt wird, dafür sorgen nicht nur wir Jungdeutschen, sondern Himmel dieses Landes in Gestalt eines hell leuchtenden, oft dazu helfen vor allem seine Bertreter selbst fast fenfrecht über uns hängenden Silbermondes, neben dem Was dem treudeutsch allewege!- Jungdeutschen zur Ergänzung höchstens noch ein Lämpchen für den RednerOrden jetzt widerfährt, ist den klassenbewußten Arbeitern frei- tisch erforderlich ist. Dieser Tisch aber wird regelmäßig mit lich seit Jahrzehnten nichts Neues mehr. Seit die Vorfahren Blumen überschüttet, die in immer neuer Zufammenstellung der heutigen Arbeitergeneration begonnen hatten, sich in Ge mit farbigen Bändern funstvoll zu Sträußen und Girlanden werkschaften und Partei eigene wirtschaftliche und politische gewunden sind. Drum herum ein Gewoge von Fez, Turbans Organisationen zu schaffen, seit sie Menschenmürde und Bleich- und weißen oder farbigen Kitteln und Hemden. Wahrlich berechtigung für sich forderten, hat die, vereinigte Blutofratie" romantisch genug ist eine folche Versammlung in Indien . mit den gleichen Mitteln des sozialen Boykotts und der politischen Unterdrückung gegen fie gefämpft. Die Jung deutschen, die bisher einen schwärmerischen„ Bolfsnationa lismus" predigen, fangen jetzt an, zu erleben, was sozialistische gwie chriftliche Arbeiter seit Jahrzehnten erfahren mußten, daß den Bertretern des Kapitals das Profitintereffe immer so hoch steht, daß daneben ideologische Begriffe, wie christlich", national" und dergleichen völlig erblassen. Wenige Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Das Interesse für ,, nationale Belange" gilt für sie nur so lange, als sie ihre Rapitalsintereffen durch fie nicht gefährdet glauben.
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Meil Mahraun bei aller Betonung seiner deutschen Gesinnung Ordensgrüß: Treudeutsch allemege!- Berständigung mit Frankreich das Wort redet, deshalb will das Aufsichtsratsmitglied der Riebed- Montan werte feinen Finger mehr rühren, um durch Vermittlung ber Jungdo einigen Armen billige Kohlen zu verschaffen! Kaum jemals ist der Charakter dieser privaten Mildtätigkeit" fo offen als Mittel politischer Rorrup tion gekennzeichnet worden, als durch diese Beigerung in Naumburg . Der Jungdevtfche" spricht in diesem Zusammenhang von politischen Brifetts Es zeigt sich, daß fie früher nur vermittelt wurden als Lohn für gute" Gesinnung, nicht aus einem fittlichen Gebot.
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Ebenso brutal tritt diese Tendenz in einem anderen Falle auf, den die Ordensleitung aus Essen mitteilt. Die Bergmertsgesellschaft Dahlbusch in Essen hatte bisher auch gern Junodo- Leute in Arbeit genommen, solange fie als ,, national" im Sinne der Schwerverdiener galten, also als Sturm bod gegen Sozialdemokratie und
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Das Zentrum will nicht!
Absage an Locbell.
Die Regierung der fleinen Rechten", wie sie Herr v. Loebell vorgeschlagen hat, wird von der„ Germania " in der allerbestimmtesten Form abgelehnt. Das Sentrums blatt führt aus:
Bei dieser kleinen Rechten" fäme, wie Herr von Loebell richtig fagt, alles auf die Haltung des 3entrums an. Aber er irrt, wenn er glaubt, die Zentrumsfraktion fönne gegenüber der kleinen Rechten dieselbe Haltung einnehmen, wie zu dem Kabinett Luther. Ronnten wir damals sagen ,, Bertrauen haben wir nicht, aber mir laffen euch regieren," so müßte die Formel des Zentrums gegenüber dem Loebellschen Gebilde diesmal lauten:„ Wir haben weder Berfrauen, noch laffen wir euch regieren." Bon den innenpolitischen Unmöglichkeiten, vor die fich das Kabinett der kleinen Rechten gestellt fähe, wollen mir einmal schweigen. Daß man aber glauben fönne, das Zentrum würde die Geschicke Deutschlands einer Regie rung überlassen, in der die Gegner des Böllerbundes und unserer Außenpolitit die Mehrheit haben, zeugt doch von einer Berkennung der Gesamtfituation. Bestarp zum maßgebenden Mann der deutschen Politik zu machen, hieße: Poincaré stärken, bedeutete eine Gefährdung aller Erfolge, die die deutsche Außenpolitik in den letzten Jahren erzielt hat, ist überhaupt in dem Jahre der von uns erhofften Rheinlandräumung eine glatte Un möglichkeit. Das Zentrum würde einfach seine Politit, verleugnen, wenn es auch nur indirekt die Regierung der kleinen Rechten unterstüßen wollte. Dieses Experiment darf nicht gemacht werden. Dann ist es schon beffer, daß der Reichstag gleich au gelöst würde. Denn die Regierung der kleinen Rechten" dürfte den erffen Tag im Reichstage nicht überleben.
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Die Germania " verweist zum Schluß auf die von ihr Deröffentlichte Zuschrift aus der Zentrumsfraktion, die fich gleichfalls gegen eine Rechtsschwenkung ausgesprochen hatte, und schließt: Damit erledigen sich alle Spetulationen auf Tolerierung eines Rabinetts der fleinen Rechten durch das Bentrum."
Deutlicher tann man nicht sein.ne
Köln , 29. Dezember.( Eigener Drahtbericht.) Die„ ölnische Boltszeitung außert sich am Mittwochabend zu dem Borschlag des Bürgerblodpropagandisten von Loebell in scharf ablehnendem Sinne. Sie schreibt u a.: Herrn von Boebells Pläne sind durchsichtig; ihnen gegenüber fann nur feft.
gestellt werden, daß sich im Sentrum niemand finden wird, der es mit seiner Berantwortung vereinbaren würde, die Bolitit der mittleren Linie nach rechts verschieben zu laffen. Das Schwergewicht muß bei den Mittelparteien verbleiben, von denen wir meinen, daß sie ihre Aufgabe darin zu sehen hätten, die außenpolitische Befriedung durchzuführen und sämtliche, insonderheit aber die besiglojen Boltsschichten in ein innigeres Berhältnis zu Bolt und Staat zu bringen. Dazu ist die Mitarbeit der Sozial bemotratte erwünscht."
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Obgleich alle Redner sich schärffter Knappheit befleißigen, dauert eine Bersammlung felten weniger als drei Stunden, denn was der englische Delegierte Tom Shaw in seiner Sprache sagt, muß Joshi oder ein anderer Führer ins Mahratti", die Sprache non Bombay , und diese abermals ein anderer für die anwesenden Mohammedaner in deren Hindustaniidiom ,, Urdu " übersetzen. Und wenn gar erft Genosse Schrader vom Deutschen Textilarbeiterverband in unserer Muttersprache redet, so müssen diese Worte erst den Weg übers Englische nehmen, um dann in die indifchen Idiome übertragen zu werden. Darüber gibt es jedesmal Heiterfeit. Erstaunlich ist, daß während des ganzen lang= wierigen Uebersetzungswerkes die Nichtsverstehenden völlige Ruhe bewahren, niemals unter sich plaudern, was in Europa wahrscheinlich überall geschehen würde. Der Begriff der Langweile scheint diesen Menschen mit ihrer traditionellen Be schaulichkeit völlig fremd zu sein.
Einmal, es war in einer Bersammlung, die fast völlig aus Mohammedanern bestand, versuchte ich die Prozedur des Uebersehens zu umgehen und hielt meine Ansprache in Hinduftanisch. Die Freude und Verwunderung meiner dankbaren Zuhörer war so rührend, daß ich mir wie ein Betrüger vorxaltam, als es mitten drin nicht mehr gehen wollte und ich ihnen die Enttäuschung bereiten mußte, in Englisch fortzufahren, wodurch die Dolmetscherkette wieder in Funktion treten mußte. Und ich hätte so gerne vom Herzen zu den Herzen gesprochen! Denn unter diesen Fez und Turbans steckt so manches junge, fast findliche Gesicht von unverkennbarer Intelligenz und Begeisterungsfähigkeit, so daß sich mir in jeder Versammlung von neuem der frohe Gedanke aufdrängt: vielleicht steckt in diesem hier, vielleicht in jenem dort ein fünftiger Bebel, welcher dem Freiheitstampf feiner Klaffengenossen Pfade bereitet. Nein, die Arbeiterbewegung dieses Landes wird nicht erfassen, wer sie nach der gegenwärtigen Mitgliederziffer und Finanzlage bemißt. Denn hier müssen zahlreichere Hindernisse als in Europa beseitigt wererden, ehe das Gros der proletarischen Armee mobilisiert werden kann.
Auch die Badische Zentrumstorrefpondenz" äußert sich scharf ablehnend. Sie schreibt:„ Nur einem deutsch nationalen Gehirn fönnen Gedankengänge entspringen wie: das Sentrum soll eine Rechtsregierung stillschweigend tolerteren oder fich nochmals mit der Aschenbrödelrolle der Fachminifter begnügen Die Zeiten sind vorbei. Wenn die Deutsche Boltspartei sich vom Zentrum trennen und ohne Rücksicht auf ihren langjährigen Beggenoffen mit anderen Parteien zusammengehen will, so können wir fie daran nicht hindern. Ueberraschen würde dies uns nicht, dagegen für die Zukunft die Situation erheblich klären."
Kanzlerkandidat Stegerwald.
Kein Kabinett der„ kleinen Rechten". Der aus Zentrumsfreifen unterrichtete ,, Reichsdienst der deutschen Preffe" schreibt:
Nach unseren Informationen hat der Reichspräfident es bereits abgelehnt, einen auf Bildung eines Kabinetts der kleinen Rechten hinauslaufenden Auftrag zu erteilen. Ebensowenig dürfte der Reichs präsident geneigt sein, den bisherigen Reichstanzler Marg erneut mit der Rabinettsbildung zu beauftragen. Als aussichtsreicher Kandidat gilt vielmehr der Zentrumsabgeordnete Stegerwald, der aber die Ranglerschaft nur in einem Rabinett der Großen Roalition, für das sich gestern auch die ,, Germania " einsetzte, zu übernehmen bereit sein soll. Für den Fall, daß Stegerwald scheitert, gilt die Betrauung von Dr. Curtius als wahrscheinlich, bie aber im Zentrum auf Schwierigkeiten stoßen dürfte, da man fich im Zentrum faum damit einverfianben erflären wird, daß sowohl der Kanzler poften wie der des Außenministers der Boltspartei überlassen werden. Das Intereffanteste an diefer Meldung ist, daß nach der Absicht des Reichspräsidenten eine neue Betrauung an Marr nicht mehr in Betracht kommen soll. Im übrigen ist man gewohnt, im Lauf der Berhandlungen über eine neue Regierung Ramen auftauchen und wieder verschwinden zu sehen.
Schon haben wir etwa ein halbes Dutzend Versammlungen hinter uns, und obgleich sie in ein und derfelben Stadt abgehalten wurden, zeigte uns fast jede einen neuen Arbeitertyp, irgendein neues foziales Element des Landes. Bom bay ist gerade in diefem Punkte wohl eine der lehrreichsten Städte Indiens . Es ist Hafenstadt, Pforte für die Anfömm finge aus Europa und dem weftlichen Asien . Als Millionenstadt und Industriestadt saugt es aus weitem Umkreise das verarmte Landvolk auf und quetscht es in den großen Armutwinkel seiner Proletarierviertel.. Wo Raffenund Klaffengegenfak zusammenfallen wie hier, da verboppelt sich der Kontrast. Sind die proletarischen Stadtteile von Berlin , London , Paris enge Gesindestuben neben den Herrschaftsvierteln des Westens, so fann man hier nur den traurigen Bergleich eines Rehrichtshaufens anwenden, auf dem die Millionenmaffe armer Eingeborener zusammen. gefügt ist.
Bombay ist Handelsstadt und hat eine buntgemischte einheimische und weiße Handelsbourgeoisie, es ist