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nr.6» 44. Jahrgang
2. Heilage des vorwärts
Mittwoch, 5. Januar 1927
Die Sorge um öen Mrbeitsmarkt.
Von Wilhelm Eggert.
Die im Herbst 1925 ausqebrochene Wirtschaftskrise hat mehrere Stadien durchgemacht. Sie brach zunächst mit voller Wucht über olle Zweige der Wirtschaft herein. Industrie und Handwerk, Finanz- wclt und Handel wurden von ihr getroffen. Kurzarbeit folgte. Be- triebe wurden geschlossen. Tausende und Abertausende gerieten unter Geschäftsaufficht und verfielen dem Konkurs. Die Zahl der Kurz- arbeiter und Erwerbslosen schwoll rasch an zu Millionen. Anfang 1826 ändert sich das Bild. Di« Sch-wereisenindustri«, der Bergbau, die elektrotechnisch« Industrie leben wieder auf; aber das Baugewerbe, die Textilindustrie, die Schuhindustrie, der Maschinenbau   liegen weiter darnieder. Dann folgt überraschend ein« neu« Veränderung. Die Zahl der Konkurs« hat im Januar mit 2092. die der Ge­schäftsauffichten mit 15SZ ihren Höhepunkt erreicht. Sie sinken zunächst langsam, später sprunghaft von Monat zu Monat zurück. Hand m Hand damit vollzieht sich in verstärktem Maß« auf allen Gebieten der Wirtschast die Rationalisierung. Düster aber bleibt das Bild des Arbeits warkte». War der Andrang bei den Arbeitsnachweisen auf je IlKZ offene Stellen im Juni 1325 vor Ausbruch der offenen Krise ISl) männliche und 132 weibliche Arbeitsuchende, so erhöhte er sich im Januar 1926 auf 366 männlich« und 443 weiblich«. Dann verringert sich zwar infolge des Arbeitsbeschaffungsprogrammes und der Englandkonjunt- tur allmählich der Andrang auf 541 männliche und 366 weibliche Arbeitsuchende im Monat Oktober,«in« Verringerung jedoch, die kaum ins Gewicht fällt, so daß der Arbeitsmarkt nach wie vor als der dunkle Punkt in der deutschen   Wirtschaft erscheint. Zwei charokte» ristisch« Züge heben sich um die Mitte de» Jahre» 1926 deutlich hervor. Der ein« zeigt die offenbar allgemein« Besserung des produ- zierenden und warenverteilenden Kapitals, der ander« dos Fort- bestehen eines bedenklichen Notzustandes in Gestall des Millionen- Heeres der Erwerbslosen  . Beide Züge werden durch«in« Gegenüber- stellung der Zahlen über den Verlauf der Erwerbslosigkeit aus der einen, der Konkurse und Geschüstsouffichten auf der anderen klar erkennbar. HmwtunterliilKt« StBhtbslofe Äonlntfe (in Tausend) 1925 Juli..... 198 797 876 August.... 207 751 379 November... 864 1348 967 Dezember... 673 1660 1388 1926 Januar.... 1498 2092 1553 Febiuar.... 2031 1998 1673 Mär,..... 2026 1871 1481 April..... 1924 1302 923 Mai..... 1781 1046 691 Juni..... 1744 918 477 Jult..... 1740 701 366 August.... 1662 498 228 Eepieinber... 1648 467 147 Ok'obcr.... 1394 485. 147 November... 1808 371 128 Dezember... 1369 446 119 Die Zahlen sind lehrreich. Man sieht, wie im Anstieg der Krise alle drei Zahlenreihen zusammen anwachsen, wie sie dann fast zugleich in den ersten Monaten 1926 ihre Höhepunkt« erreichen, plötzlich aber die Parallelentwicklung verlalsen, indem die Zahlen der Konkurs« schnell zurückgehen, ja sogar vom Juli an weit unter die Zahl des Glan z-j a h r e s 1913 herabsinken, da» im Durchschnitt je Monat 815 Konkurse aufzuweisen hott«. Hingegen bleiben die Zahlen der Erwerbslosen nach einer Senkung von rund 2 Millionen auf 1.3 Millionen hartnäckig stehen. Di« Wirts chafts- krise ist für die Besitzer der Produktionsmittel äußerlich abgelaufen, sie besteht aber, und zwar verhältnismäßig je länger desto schärfer, für die Erwerbslosen und dadurch mittelbar für die Ärbeiistrast überhaupt fort. Dieser Zustand bedeutet bei dem jetzigen System und den heutigen Sätzen der Erwerbslosenunterstützung für die Zalaadskaufkraft eine große Verwüstung. Kaufkraftverlust würde sich schon dann für Produktion, Handel und Konsum fühlbar machen, ivenn die Warenpreis««nffprechend der Senkung der Gestehungskosten und der Steigerung der Leistungen infolge der Rationalisierung scharf nach unten gegangen
mn I. ted« Monat»
«-IchSft». auslichten
wären. Ader«in« solche Preisentwicklung Ist leider nicht zu oerzeichnen. Der Großhandelsindex des Statistischen Reichsamtes ffl nach der bisherigen Ermittlungsmechod« nur um die Kleinigkeit von(1913 100) 133,8 im Juni 1925 auf 1314 am 28. Dezember 1926 gesunken. Der Index der Lebenshaltungskosten oder ist sogar (1913-14 100) von 138,3 auf 144,3 im gleichen Zeitraum gestiegen. In dieser Preisgestaltung spiegell sich in hohem Grade das volks- wirtschaftlich schädliche Wirken der Kartell«. Mögen sie früher gute Seiten gehabt haben, heut« macht sie ihre Preisgestaltung zum Schädling der Wirtschast, well sie nicht nur jede Lohnerhöhung wellgehend durch Preissteigerungen unwirksam zu machen vermögen, sondern auch ohne Lohnerhöhungen und trotz Verbilllgung der Produktionskosten die Warenpreis« hinauftreibe». Die Folgen müssen sich auf dem Warenmarkt fühlbar machen. Sie äußern sich in ungenügendem Umsatz des Worenhandels auf dem Jnlandmarkt, zum Schaden der Verbrauchermassen wie schließlich auch zum Schaden der Industrie. Der vom Institut für Konjunktursorschung festgestellte sehr be- deutend« Rückgang der Umsahwerte l« Waren Handel bliebe auch dann bedeutungsvoll, wenn er, wa» leider nicht mll Sicherhell aus der Veröffentlichung zu schließen ist, zum Teil auf Berbilligung der Erzeugnisie zurückzuführen wäre. Dir stellen aus jener Tellerhebung die Zahlen je der gleichen Monat« beider Jahre vergleichsweise gegenüber, um den Rückgang 1926 erkenntlich zu machen. Monatliche Umsähe lm Wareohaadel. (llmsatzwerte: Monatsdurchschnitt 1024---100) Warengruppen MS 1925%* Bekleidung..... 181.2 106.4 189,8 115,2 Herrenlonfektion,,. 186,4 86,6 169,1 94,6 Domenkonseitiou... 186,8 96,8 1 39 6 100,8 Knabenkonseltion... 220,1 128.8 241 8 146,1 Mädchenkonfektion... 137,8 79,1 123,7 8i,6 Baumwollwaren... 103.2 101.1 197,9 127,7 Herrenhüte..... 179,3 121,0 155,3 128,7 Setd«....... 188,0 169,1 183.3 191,0 Schuhe....... 136.6 121,7 140.4 188,8 HauSrat und Möbel.. 109,8 89,4 106,9 97,4 Gardinen und Beilen.. 113,0 78,4 123,0 86,1 HauSbaklungSgegenstände 103.3 94,0 104,8 99,1 Spielwaren..... 68,6 48,8 63.0 46,6 Da ist außer dem Umsatz der Seide teia« einzig« Pasi- t i o n. die im Jahre 1926 gegenüber 1925 nicht zum Teil sehr er- heblich zurückgegangen wäre. Der Rückgang ist da» Spiegelbild rerlorengegangener Kaufkraft, In besten Hintergründe das Millionen- Heer der Erwerbslosen   steht. Mit den Misteln der Sozialpolitik allein, den Notarbeiten und der Erwerbslofenunterstützung, fft dem Problem des Arbeitsmarkt«« nicht beizukommen. Das Streben nach Werterhöhung der Ausfuhr durch Qualitäts- und Mengensteigerung fft gewiß eines der Mitte' zur Lösung auch der Arbellsmartttrise. Da» ganze Arbeit»- lojeaproblem. darüber sollt« man sich w allen Wirffchaft». tretsen und amtlichen Stellen klar, sein, ist aber grundsätzlich nicht auf dem Wege über den Export) sondern auf dem der Steigerung de» Inlands um f o tz e« zu lösen. Draußen sind dem Eindringen deuffcher Wirtschost»erzeugniste stärkere Grenzen gesetzt, künstlich« durch den Schutzzoll, natürliche durch die fortschreitend« Industrialisierung. Hier im Inland aber liegen nähere Möglichtellen, den Arbeitsmarst und die Lebens- staltung der breiten Bevölkerungskreffe mit dem allgemeinen Auf, stieg der Wirtschaft, der sich als Ergebnis der Rationali sie» r u n g angebahnt hat. in E» n k l a n g zu bringen. Die Formel, unter der das Wert zu vollbringen fft, muß lauten: Zurückführung der Erwerbslosen   zur produk- tioen Arbeit, gesetzlicher Achtstundentag ohne Leistungs- rückgang, Steigerung der Kaufkraft der großen Volksteil« durch Gehalt»- und Lohnerhöhungen. Senkung der Daren. preise. Da» sind allerdings Weg«, über die kein Tribunal.Recht' sprechen kackb. die vielmehr nur im wirtschaftlichen und politischen Ka m p f zwischen Arbeit und Kapital ihr Recht und ihre Lösung finden können.
Neue Erkenntniffe und Aufgaben. Die Rcichskreditgesellschaft über die Wirtschaftslage. Die Halbfahresbertchte der Reichskreditgesellschaft über Deutschlands   wirtjchaflliche Lage sind feit zwei Iahren mit Recht als wertvolle Gefamtoarfiellungen der deutschen   Wirtschaftslage im In- und Auslande bekannt. Selbst die Veröffentlichungen des Instituts für Konjunkturforschung stehen an Klarheit des Blicks und der Dar- stellung hinter dem zurück, was das Bankinstitut des Reiches auf diesem Gebiete leistet. Auch der neue Bericht der Reichskreditgesell- schaft, der einen Gesamtüberblick über die wirtschasstichc Entwicklung Deutschlands   im Jahre 1926 gibt, ist voll w i ch t i g e r E i n s i ch t e n. Entscheidend für die Gesamtenfftellung des Verfasters dieser Darstellung fft die Feststellung der Tatsache, daß das Jahr 1926 für die deutsche   Wirtschast ein Jahr der Schuldenkonsolidieruug und der Reservenbildung gewesen fft. Es war bekannstich das erste Jahr, in dem Deutschland   aus eigener Kraft Reparationen zu zahlen hatte, und tatsächlich hat es aus eigener Kraft den Repa- rationsansprüchen genügen können. Der Ausfuhrüberschuß hat aus- gereicht, um den notwendigen Transfer zu ermöglichen, ohne daß auf Auslandsmittel zurückgegriffen werden mußte. Die immer noch starke Anleiheausnahme im Auslande diente teils der Konsolidierung kurzfristiger Verpflichtungen, teils der Ausfüllung der Gold- und Devisenvorräte der Reichsbank. Die innerdeutschen Ersparnisse und die aus der Anleiheausnahme des Vorjahres gebildeten Reserven konnten dem Kapitalbedürfnis der deutschen   Volkswirtschaft im Jahre 1926 im übrigen genügen. Die schwere Krise, mit der das verflossene Jahr einsetzte, tonnte nach dem Bericbt an seinem Ende als überwunden angesehen werden. In den letzten Monaten überschritt die deutsche Produktion das Niveau des Borjahres, so daß sie im Gesamtdurchschnitt 1926 wohl nur um etwa 5 Proz. hinter der des Vorjahres zurück- blieb. Um etwa ebenso viel dürfte die Produktion hinter der der Vorkriegszeit zurückgeblieben sein. Anders stand es unserer Wci- nunq nach mll dem Verbrauch. Der Bericht der Reichskreditgesell- schaff nimmt an. daß der D e r b r a u ch im Jahre 1926 die gleiche Höhe erreicht habe, wie 1925. Demgegenüber möchten wir annehmen, daß der Gesamtoerbrauch des deutschen   Volkes im Jahre 1926 um einins Prozent kleiner war als im Jahre 1925. Die Reichs- kredugeselljchast unterschätzt wohl noch den Verdrauchsaussall, der sich als Folge von Aroeitslosiakell, Kurzardeit und Druck auf das Lohnniveau ergab: denn obgleich die Tariflöhne im Jahre 1926 praktisch unverändert blieben, ergab sich durch dt« Herabsetzung der Akkordlöhne«in vielfach recht erheblicher Lohnabbau.
Dementsprechend nehmen wir auch an, daß der Ueberschuß der Pro- duktion über den Derbrauch, der zur K a p i t a l b i l d u n g zur Der- fügung stand, nicht nur 6,3 Milliarden Mark betrug, sondern jjlauden. daß die von anderer Seite gemacht« Schätzung in Höhe von 7,5 Milliarden Mark der Wahrheit näher kommen dürfte. Auch so bliebe die Kapitalbildung des vergangenen Jahres hinter dem zurück. was die Reichskredllgesellschast wohl mit Recht als notwendig dafür bezeichnet, daß der Produktionsapparat auf denjenigen Stand ge- bracht wird, der Deutschland   die Erwirtschaftimg eines über Bor- triegshöhe hinausgehenden Produktionsertrages im Wettbewerb mll der ganzen Welt gestattet. Diesen Betrag schätzt sie auf sährllch 8 Milliarden Mark: jedoch muß der jährliche Produktionsüberschuß um bis zu 2)4 Milliarden Mark jährlich größer sein, um die Zahlung der wachsenden Reporationslasten zu ermöglichen. Wenn man jedoch berücksichtigt, daß Produktionsüberschuß und Kapital- bildung im Lause des Jahres 1926 von Monat zu Monat wuchsen, wird man für die Zukunft in dieser Hinsicht verhäilnismößig opti­mistisch sein dürfen. Auch diesmal enthält der Bericht dankenswerte Zahlen über die Leistungssteigerung in Bergbau und Schwerindustrie, die sich im Lause des Jahres 1926 im Vergleich zum Jahre 1913 ergab. Setzt man die Leistung von 1913 gleich 100, so betrug die Leistung im Ruhrkohlenbergbau im Jahre 1926 für Juni..... 119,8 , Juli..... 102,8 August.... 121 , September... 120,2
für Januar. . Februar. . März.. , April.. Mai..
111,6 113,3 114 114 117.2
Setzt man die Arbeitsleistung vom Januar 1925 gleich 100, so betrug die Tagesleistung je Arbeiter im Jahre 1926 in der Ziobeisen- in der Rohstahl« Produktion Produktion für Januar...... 90,2 96,9 , Februar...... 96,6 102,3 . März....... 99.9 108.7 . April....... 97,4 112,5 . Mai....... 103.9 117,) . Juni.... i.. 108,8 118,4 . Juli....... 106,4 118,8 Auaust...... 120,3 133,2 September..... 127.1 133.4 . Oktober...... 125,7 129.5 , November..... 123.8 137,6 Im vnterfchied zu den früheren Berichten enthält der diesjährige auch programmatisch« Forderungen für die Zukunft.
An erster Stelle steht hier die Forderung nach der Ausschließung entwicklungsfähiger Rohstoff- und Pslanzungsgebiete durch Z u- sammenarbeit der hochkapitalistischen Länder, die deullich dem traditionellen Kolonialerwerb gegenübersteht. In sorgfältigen Unter- suchungen wird dargelegt, daß die Kapital Überschuß länder über ausreichend« und wachsende Mittel für diese Ausgabe verfügen und daß die Erholung der europäischen   und insbesondere der deutschen  Industrien entscheidend davon abhängig ist. daß die Aufgabe be- friedigend gelöst wird. Dt« politischen Ereignisse des Jahres 1926 hätten für eine solche Zusammenarbeit die polttischen Voraussetzungen endlich geschaffen. Von besonderer Bedeutung für die Arbeiterschaft sind die Forderungen, die der Bericht für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aufstellt und die wir angesichts der von neuem beginnenden Gleichgültigkeit unserer Regierung gegenüber diesem drückenden Problem, die sich weniger in den Worten£er Minister als in ihren fehlenden Taten ausdrückt, wörttich zllienxn wollen: .Das heutige Deutschland   muß einen über das Borkriegsmaß hinouegehenden Produktionsertrag erwirtschaften. Die wirtschaftliche Entwicklung ist daher zwangsläufig aus Ertrags- stejgerung gerichtet. Sie hat in Verbindung mll der Devölke- rungsentwickwng Arbeitskräfte für eine Zusotzproduktion be- reits freigesetzt. Bisher ist es jedoch nur in unvollkomme- nem Maße gelungen, die freigesetzten Kräfte einer neuen, den Produktionsüberschuß steigernden Verwendung zuzuführen. Für Arbeiter, die durch Rationalisierung frei geworden sind, könne» bei der örtlichen und beruflichen Gebundenhell de» einzelnen kaum sofort neue Arbellsstätten vorhanden sein, In denen sie wettbe- werbsfähig« Arbelt leisten können. Ihre Aussaugung für zusätz- liche Produktion wird zumeist erst durch die Errichtung neuer, wettbewerbesöhiger Produktionsstäiten möglich sein. Deshalb kommt in der Zwischenzeit ihrer Verwendung für antizipierte Zukunftsarbeiten große Bedeutung zu.' Während also beim Arbeitsbeschoffungsprogramm nicht allzu viel herausgekommen ist. werden jetzt seine Grundgedanken in gerade- zu mustergültiger Weise vom Bankinstitut des Reiches von neuem vorgetrogen.
Ein neue» Stahl- und Blechwalzwerk. Der Lothringen  - tonzern errichtet im Anschluß an das Elsoßwerk bei Allen. Bochum   ein großes modernes Stahl, und Blechwalzwerk. Als Kraft- stoffe werden fast ausschließlich Gas und Elektrizität oerwendet(nur für Martin-Oefen nicht), die in eigenen, zum Teil neu angelegten Kokereien und Kraftwerken erzeugt werden. Der Lothringen   konzern war bisher in der Hauptsache ein Zechenkonzern. Die neuen Streitigkeiten zwischen den reinen Zechen und den Hüttenwerken als Selbstoerbrauchern, die seit Wochen wieder zu scharfen Au«einondersetzungen Im Kohlensyndikat geführt haben, dürften dem Lothringenkonzern diese Expansion als Selbft- schutzmaßnahme nahegelegt haben. FahrrabzabehSrindustrle. vor einiger Zeit haben wir den Nach- weis erbracht, daß die Fahrradindustrie und der Fohrradhandel mll zu denjenigen Industriezweigen gehören, die es verstanden, sich de« auch durch Senkung der Preis« veränderten wirtschaftlichen Verhält­nissen nach der Inflation anzupassen und daß daraus diesen Be­triebszweigen erheblich« vorteile erwachsen stnd. Bon diesem günstigen Stand der Fahrradindustrie und des Fahrradhandels profitieren diejenigen Unternehmungen, die als Lieferanten jür die Fahrradindustri« In Frage kommen. So legte hie Metallwaren­fabrik vormals H. Wißner SL-ffl in Zel l a-M eh li s. welche Fohrradzubehörartikel(Ketten, Lampe  « und ähnliches) herstellt, der Generaloersammlung ein« Bilanz per 30. Juni 1926 vor, die bei einem Aktlenkapllal von 3 125 000 Mark per 30. Juni 1926«inen Reingewinn von 270 328 Mark ausweist und die Lerteilung einer iiebenprozentigen Dividende ermöglicht. Dabei stnd nach den Ermllllungen der Verwaltung die drei Betriebe des Unter- nehmens, die eine Durchschnittsbelegschaft von 700 bis 800 Mann auf­weisen, nicht einmal voll beschäftigt. Di« Belegschaft arbeitet ver. kürzt. Die Umsatzziffern sind seit der Abfassung des Geschäftsberichts nicht gestiegen und das Unternehmen hatte infolge der franzäsffchen Inflation mll erheblichen Schwierigkeiten im Export zu kämpfen. Die Bilanz macht einen sehr flüssigen Eindruck. Di« Abschreibungen halten sich m den normalen Grenzen. Allerdings fehlt auch Ker wieder die Klage über hohe Steuern nicht. Bei ungenügender Ausnutzung der Anlagen und einer stebenprozentigen Dividende besteht dazu k e i n A n l a ß. lieber Rationalisierung und Sewinaansfichteo der Industrie äußert sich die Commerz- und Privatbank in ihrem letzten Monats- bericht:.Di« Rationalisierung hat auf zahlreichen Gebieten erst die Konkurrenzfähigkeit der deutschen   Industrie wieder- hergestellt: sie ermöglicht wieder in vielen Zweigen den Export, wie sie überhaupt durch Senkung der Produktionskosten und Ber billlgung der Preise vielfach den Absatz neu zu beleben geeignet ist. Der Fortschritt auf dem Gebiet« der industriellen Organisation im Jahre 1926 war außerordentlich. Kaum eine namhafte Branche fft von der herrschenden Tendenz zur Konzentration und Rationalisie- rung verschont geblieben.' Bor einem allzu großen Optimismus hinsichtlich der in den kommenden Monaten fälligen Dividenden werde man die Börse warnen müssen..Im ganzen aber darf man -wohl damll rechnen, daß die in den nächsten Monaten zu ver- kündenden Jahresabschlüsse im Durchschnitt ein besseres Bild als das Im Vorjahre bieten werden, zumal auch in der letzten Zeit in vielen Gewerbezweigen der günstige Ge- schäftsgang angehallen oder weitere Fortschritte gemacht hat.' Die Quoten der Rochfolgeslaalea im Slahlkartell. Die defini- tioen Quoten im Internationalen Stahlkartell find für die Tschechoslowakei   auf 1 430 000 Tonnen, für die A l p i n e Montangesellschaft aus 411000 Tonnen und für die un- g a r i s ch e n Werke aus 200 000 Tonnen festgesetzt, so daß sich eine Gesamtquote von 2 141 000 Tonnen ergibt. Während die Verhandlungen mit diesen drei Partnern aller Voraussicht nach keine Schwierigkeiten mehr machen werden, sondern eher bloße Formalitäten darstellen, ist das Abkommen mit den schwedischen Interessenten erst im Ansangsstadium: über die Quote ist daher noch nichts bekannt. künstliches Petroleum auch in Frankreich  . Der französische G e- lehrte A u d i b e r t hat ein Mittel ersunden, um Methylalkohol mit hoher Heizkrast zu erzeugen. In einer Fabrik in Lens, die ur- sprünglich zur Erzeugung von Methylalkohol bestimmt war, sollen täglich 700 Liter künstlichen Petroleums hergestellt werden. Wenn die Versuche zufriedenstellend aussallen, denkt man an die Errichtung einer großen Fabrik, die täglich mehrere Tonnen Petroleum erzeugen könnte. Die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit der Erfin- dung steht natürlich noch dahin. Ozeandampfer aus dem St. Lorenzstrom  . Die vom Handels- minister Hoover ernannte Kommission für die Berbesserung des Verkehrs zwischen den großen Seen und dem Atlantischen Ozean hat ihren Bericht veröffentlicht und schlägt vor, den St. Lorenzstrom   auszubauen, d. h. keinen neuen Kanal zu errichten. Die Kommission stellt fest, daß der St. Lorenzstrom  jetzt schon von 2000-Tonnen-Dampsern befahren werden könne, daß es aber möglich wäre, ihn für Ozeandampfer fahrbor zu machen, wenn er entsprechend verbreitert und vertieft würde. Außerdem schlägt die Kommission vor, den Strom zu i n t e r- nationalisieren, so daß im Fall« eines Krieges zwischen Amerika   und England die Schiffahrt zwischen den großen Seen und dem Ozean gleichwohl aufrechterhalten werden könne.