Bir bringen eben nicht mehr das Gefühl auf, um diese Dinge von uns aus so lebendig zu nehmen, wie es frühere Generationen taten. Obgleich die großen szenischen Schwierigkeiten durch das Marionettentheater sehr leicht bewältigt werden können und die Puppe mit der Dekoration außerordentlich gut harmoniert, so werden wir doch faum heute noch in jenes Schein und Märchenhafte entrückt werden können, wie es die Puppenspielerei vom Zuschauer eigentlich verlangt. Man sollte aber die wenigen noch existierenden Puppentheater dort unterstützen, wo sie ihre Zelte aufschlagen. Es ist immerhin etwas, was uns verloren gehen kann, wenn es auch nicht zu den aller höchsten Gütern der Nation" gehört.
Reine Grippeepidemie in Berlin . Bisher keine Befürchtungen an zuständigen Stellen. Die alarmierenden Meldungen über das Auftreten einer neuen Grippeepidemie in Südwesteuropa , die über die Schweiz bereits in die südlichen Teile Badens vorgedrungen ist, haben in Zusammen hang mit einem etwas verstärkten Auftreten leichter Grippefälle in Berlin zu der Befürchtung Anlaß gegeben, daß auch die Reichshauptstadt bereits von den ersten Ausläufern der Grippeepidemie erfaßt sei. Wie jedoch von der hierfür maßgebenden Stelle, dem Stadtmedizinalrat Professor v. Drigalski , versichert wird, handelt es sich bei diesen Grippeerkrankungen in Berlin lediglich um eine Erscheinung, wie sie bei dem zurzeit herrschenden typischen Erfältungsweffer beinahe selbstverständlich ist. Irgendwelche Anzeichen für das Auftreten der echten schweren Grippe oder der schweren Influenza lägen für Berlin bisher nicht vor. Der beste Beweis hierfür sei die Tatsache, daß die Krankenhäuser feinen besonderen 3ustrom aufwiesen, vielmehr augenblicklich verhältnismäßig schwach belegt seien. Nur bei den Krantenfaffen habe fich eine leichte Zunahme der Fälle von Grippe und Lungenentzün dung bemerkbar gemacht, was aber zu feinen schweren Bedenken Anlaß gäbe. Immerhin werde man auch in Berlin angesichts der aus dem Süden über die Grippeepidemie kommenden Meldungen Borsichtsmaßregeln allgemeiner Natur treffen, um für alle Fälle gerüftet zu sein.
Der eifrige Wachtmeister.
Ein nächtliches Abenteuer.
Als Frau R. in einer lauen Juninacht in vergnügter Stimmung heimkehrte, harrte ihrer vor ihrem Hause in der Lohmeyerstraße ein überraschender Empfang. Auf dem Balkon stand in Hemdsärmeln, wutschnaubend nach der Nachtbummlerin Ausschau haltend, ihr Ehemann. Das erste war, daß er der teuren Ehehälfte zum Gruß einen Blumentopf vor die Füße warf und ihr dann zurief: Wo hast du dich wieder herumgetrieben, du verdammte Che die Verdutzte Antwort geben fonnte, erfolgte diese schon von einem Herrn, der ihr auf dem Fuße gefolgt war und sie lautete: Sie tommt soeben aus dem Wilhelmshof"( am Wilhelmsplatz in Charlottenburg . D. Red.). Der das gerufen hatte, war der Polizeioberwachtmeister Rusolski, der ebenfalls von einer Statpartie auf dem Heimweg war. Der Ehemann witterte einen wichtigen Ehebruchszeugen und rief dem Beamten, der in Zivil war, zu: ..Geben Sie mir Ihre Adresse, Sie bekommen von mir 100 Mart." Rusolsti stürmte nun flugs zu dem in der Nähe gelegenen Hotel zurück, um festzustellen, ob seine Bermutung auch richtig gewesen sei. Dort flopste er den Pförtner heraus und erklärte, daß er als Beamter Grmittelungen in einer schweren Ehebruchssache machen müsse, er molle wissen, wer das Pärchen gewesen sei, das ganz vor kurzem das Hotel verlassen habe. Da er auch mit einer Kuppeleianzeige drohte, to holte die Beschließerin den Meldezettel vor, der auf ein angeb fiches Ehepaar Meldner lautete. Der Polizeibeamte nahm den Bettel an sich, und er überbrachte ihn dem Ehemanne R. Beim Beggehen äußerte er noch zu der Portierfrau im Hause, daß der Chebruch der Frau R. bewiesen sei.
Als Frau R. das zu Ohren fam, strengte sie eine BeleidigungsPlage gegen den Polizeiobermachtmeister an und führte gegen ihn Beschwerde beim Revier. Dadurch kam heraus, daß der Beamte sich eines Amts mißbrauches schuldig gemacht habe, da er als Beamter im Straßendienst zu einem Einschreiten im Hotel gar nicht befugt gewesen war. Rufolski hatte sich nun .vor dem Schöffengericht Charlottenburg wegen Nötigung im Amte und verleumderischer Beleidigung der Frau R. zu verantworten. Er blieb dabei, daß Frau R., gerade als er am Wilhelmshof vor: bei fam, von dort herausgekommen sei. Frau R. bestritt das entschieden. Sie behauptete, daß sie mit einer Freundin zusammen in einem Bierkeller am Askanischen Platz gewesen sei und allein heimgefehrt sei. Die Zeugin wollte das auch beschwören und hatte schon die Hand zum Schwur aufgehoben. Rechtsanwalt Dr. Arras machte ihr aber eindringliche Vorhaltung und nun bequemte sie sich zögernd zuzugeben, daß sie doch nicht gleich nach Hause gegangen sei. Nach der Verabschiedung von der Freundin sei sie noch im Rhein gold eingefehrt, habe die Bekanntschaft eines Herrn gemacht, der sich ihr als Opiz aus dem Alexanderklub vorstellte. Mit diesem habe sie getanzt und auch noch eine Likörstube aufgesucht. Herr Opin habe sie auch heimbegleitet und am Ratskeller in der Berliner Straße hätten sie sich verabschiedet. Im Wilhelmshof sei fie aber auf feinen Fall gewesen. Diese Angaben der Ehefrau ermeckten bei dem ebenfalls als Zeugen anwesenden Herrn R. recht gemischte Gefühle, denn er hatte feiner Ehefrau die Extratouren der Tagten Zeit auf die Bersicherung hin verziehen, daß sie immer nur mit einer Freundin zusammen gewesen sei. Wer das Pärchen gewesen war, das im Wilhelmshof abgestiegen mar, hat nicht
ermittelt merden können.
Das Schöffengericht hatte feinen Zweifel, daß der Angeklagte miderrechtlich vorgegangen und sich einer Nötigung im Amte schuldig gemacht habe. Anders wurde die Beleidigung der Frau R. bewertet. Das Gericht nahm nicht an, daß der Angeklagte die Behauptung wider besseres Wissen gemacht habe. Troß der beschworenen Ausfage der Frau R. bestehe die Möglichkeit, daß sie doch im Hotel gewesen sei, wenn das sich auch nicht feststellen lasse. Andererseits könne sich der Angeklagte aber auch unter dem Einfluß des Alkohols geirrt haben. Es wurde daher nur einfache Beleidigung ange= nommen und das Gericht erblickte in der Handlung des Angeklagten lediglich eine starke Entgleisung. Deshalb kam er mit Geld= strafen von insgesamt 300 Mart davon.
Während der Hochzeitsreise...
Neue Fernsprechgebühren.
Die Wenigsprecher sollen bestraft werden! Dem Berwaltungsrat der Deutschen Reichspoft ist der Entwurf zu einer neuen Fernsprechordnung zugegangen. Da unter der Wirkung des jetzigen Tarifs die Wenigsprecher, namentlich fast alle neu hinzutretenden Teilnehmer, die Selbstkosten der Post nicht aufbringen, sollen wieder Grundgebühren eingeführt, gleichzeitig aber die Ortsgesprächsgebühren ermäßigt werden; die Be zahlung einer beſtimmten Zahl von Pflichtgesprächen wird nicht mehr beansprucht. Die monatliche Grundgebühr soll danach be: tragen in Fernsprechneten bis zu:
100 bis 500 bis 1000 bis
10 000 bis
100 Anschlüssen 500 Anschlüssen 1000 Anschlüssen
10 000 Anschlüssen
50 000 Anschlüssen
50 000 bis 100 000 Anschlüssen
5 MI.
6 ML
7 MI.
8 1.
9 Mt.
10 Mt.
Die betben feitfidhen Teile fiefen nicht in geraber Linie, fondern maren geschwungen. Jm Märkischen Museum ist ein den bemertens merten Bau darstellender Stich( im Raum 42) ausgestellt. Da am Rosenthaler Plaz ein Bahnhof der Untergrundbahn errichtet wird. muß die Ausschachtung nach Osten und Besten beträchtlich ausge dehnt werden. Sind die Arbeiten entsprechend weit gediehen, dann müssen im Zuge der Lothringer Straße die Fundamente der Stadtmauer sichtbar werden.
Der Konservator der Stadt Berlin , Professor Dr. Pniower, war von der Bauleitung über die Aufdeckung der interessanten Baureste rechtzeitig in Kenntnis gesetzt worden. Es ist Borsorge ge troffen, daß von ihnen und den weiteren Bloßlegungen zeichnerische und, soweit es möglich ist, auch photographische Aufnahmen gemacht werden.
Lebendig verbrannt.
Die zertrümmerte Petroleumlampe.
Für jede angefangenen weiteren 100 000 Hauptanschlüsse erhöht Helene des Kellners Hellwig Henkel, die in der Dorfstraße 42 Eiren schrecklichen Tod fand gestern die 52jährige Frau
sich die Grundgebühr um 1 Mart....
Die Ortsgebühr beträgt fünftig für das 1. bis 100. Gespräch im Monat 101. bis 200. Gespräch im Monat für jedes weitere Gespräch im Monat
10 Bf. 9 Bf. 8 Pf.
In den ersten Stufen des Fernsprechverkehrs tritt ebenfalls eine wesentliche Berbilligung ein. Der Tarif gestaltet fich für Der Tarif gestaltet fich für gewöhnliche 3- Minuten- Gespräche folgendermaßen: bis 5 km( jett 15 f.) fünftig 10 f. über 5 bis 15 km( jegt 30 Pf.) fünftig 30 f. über 15 bis 25 km( jezt 45 Pf.) fünftig 40 f. über 25 bis 50 km( jegt 90 f.) fünftig 60 Pf. über 50 bis 75 km( jetzt 120 Pf.) fünftig 90 Pf. über 75 bis 100 km unverändert 120 Pf. In den Gebührenfäßen auf größere Entfernungen als 100 Kilo meter ändert sich nichts. Die vorstehenden Säße, durch die die Wenigsprecher wesentlich höher belastet werden als die Bielsprecher, werden zunächst durch einen Arbeitsausschuß überprüft.
Eigene Kohlenförderung der Bewag?
Ausnutzung des Braunkohlenvorkommens bei Fürstenberg a. d. O.
In der Umgegend von Fürstenberg a. d. D., am Oder- Spreefanal find vor einiger Zeit große Mengen von Braunfohlen gefunden worden, so daß unter Umständen der Bergbau in größerem Umfange aufgenommen werden kann. Die bisherigen Bohrversuche haben ergeben, daß es sich um ein recht großes gefördert werden kann. Borkommen von günstiger Beschaffenheit handelt, das im Tiefbau gefördert werden tann. Die Bohrversuche sind noch nicht völlig zum Abschluß gelangt, aber, man fann wohl schon jetzt sagen, daß sich die Förderung der dort vorkommenden Braunkohle durchaus lohnen würde, um so mehr, als für die Versorgung von Berlin in Betracht zu ziehen ist, daß ein beträchtlicher Teil der sonstigen Transportkosten erspart werden könnte. Aus diesem Grunde haben sich auch, wie wir erfahren, die Städtischen Berliner Elek trizitätswerte für dieses Brauntholenvorkommen in der weiteren Umgebung Berlins interessiert und es sind bereits mit einer großen Anzahl von Grundstücksbesitzern in der dortigen Gegend Optionsverträge abgeschlossen worden, durch die der Bewag das Recht zur Förderung zugesprochen wird. Wie wir hören, hat die Bewag bereits die Rechte zur Braunkohlengewinnung auf einem Gelände von etwa 25 000 Morgen erworben, die Optionsverhandlungen sind jedoch noch nicht völlig abgeschlossen, so daß sich das zur Förderung geeignete Gebiet noch wesentlich vergrößern dürfte. Die dort geförderte Braunkohle müßte allerdings vor dem Transport einem Veredlungsprozeß unterzogen werden, sie könnte dann aber für sämtliche Werke, auch für das neue Großkraftwerk in Rummelsburg . Verwendung finden. Es ist anzunehmen, daß die Bewag in Fürstenberg a. d. D. ein eigenes Bergwerk zum systematischen Abbau der Kohle errichten wird. Diese Frage ist aber gegen wärtig noch nicht akut, da erst auf Grund weiterer umfangreicher Bohrungen und Untersuchungen durch Sachverständige der verschiedensten Art auf das genaueste geprüft werden wird, ob sich die Errichtung einer großzügigen Förderungsanlage rentieren wird. Die Entscheidung darüber, ob die Bewag die Optionsrechte ausüben Die Entscheidung darüber, ob die Bewag die Optionsrechte ausüben oder etwa fallen lassen wird, ist erst im Laufe des Monats März zu erwarten, wo sich eine Gesellschafterversammlung der Bewag mit dieser Frage beschäftigen wird. Von den bergbaulichen und geologischen Untersuchungen wird auch die Beantwortung der Frage ab hängen, welche Mengen von Braunkohlen auf dem betreffenden Gebiet gefördert werden können. Von der Lösung all dieser Probleme ist es auch abhängig, ob eventuell an Ort und Stelle ein Elektrizitätswert errichtet werden wird.
Reste des Rosenthaler Tores.
Bei den Erdarbeiten für den Bau der Untergrundbahn Neukölln- Humboldthain stieß man auf dem Rofenthaler Blag auf bemerkenswerte Baureste. Es handelt sich um die Fundamente des ehemaligen Rosenthaler Tores, das im Jahre 1868 abgebrochen wurde. Errichtet war es achtzig Jahre vorher an Stelle der ursprünglichen einfachen Maueröffnung in der unter Friedrich Wilhelm I , begonnenen, aber erst gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts fertig gewordenen Stadtmauer.
In ähnlicher Weise wurden damals die schlichten, faum verzierten Durchgänge des Oranienburger und Hamburger Tores zu architektonisch geschmückten Anlagen erweitert. Die Entwürfe zu diesen Bauten waren nach Zeichnungen der beiden hervorragenden Architekten v. Gontard, des Schöpfers der schönen Türme auf dem Gendarmenmarkt, und Unger gefertigt worden. Am ge lungensten und stattlichsten war das Rosenthaler Tor, eine breiteilige, geschlossene Anlage, deren Mittelbau eine von Säulen eingefaßte, mit Giebelvorbauten geschmückte Durchfahrt bildete. Sie war von einer Trophäe als Auffah gekrönt, während die Attika Statuen trug.
Funkwinkel.
Bon Hebbels Nibelungen" ist nur das Vorspiel, der „ Gehörnte Siegfried", zur Rundfunkverbreitung geeignet. Hier ergibt sich ein ziemlich klares Bild des Inhalts auch für den, der die Während der Hochzeitsreise wurde ein Versicherungsdirektor in Dichtung nicht kennt. Dagegen ist„ Siegfrieds Tod" gestaltlos, trozz der Blumenstraße schwer bestohlen. Der Direktor hatte zu Weih- einiger wirksam herausgearbeiteter dramatischer Momente. Dieses nachten geheiratet und war gleich darauf mit seiner jungen Frau gewaltige Werk verliert als Sendeſpiel oft auch völlig den Zuabgereist. Einbrecher müssen ausgekundschaftet haben, daß die fammenhang im Inhalt. Die Gestalten, die auf der Bühne und selbst Wohnung seitdem ohne Aussicht stand. Sie schlossen sie bei der Lektüre des Werkes mit düsterer Bucht lebendig werden, mit einem Dietrich oder Nachschlüssel auf und räumten sie fast völlig wirken hier farblos und schemenhaft. Dr. Franz Leppmann schickte aus. In die Hände fielen ihnen Gold- und Silbersachen mit dem dieser Aufführung der Jugendbühne eine fachliche und interessante Zeichen M. M., Bett-, Leib- und Tischwäsche mit den Zeichen Einleitung voran. Das zweite große Werk, das dieser Tag den H. E. E. T. und M. M., der neue Frackanzug des Mannes, ein Funkhörern brachte, war Berdis" Maskenball", als ÜleberSmoking, sechs Anzüge von der Firma Peed u. Cloppenburg , ver- tragung von der Staatsoper. In der guten Befehung der Hauptfchiedene, Damenkleider, Ledermäntel usw., und auch noch 25 Flaschen rollen mag der Grund und die Entschuldigung für diese recht unWein. Die Einbrecher ließen sich Zeit und kamen mehrmals, um glücklich gewählte. Uebertragung liegen. Die große Oper fann man die Beute in kleineren Bosten wegzuschaffen. Gestern erschienen wohl mit einigem Erfolg für die Sendebühne zurechtmachen, auf fie in Stärke von vier Mann zum letztenmal. Erst jezt wurden der es möglich ist, vielstimmige Säge und den Chor auf das MikroSie von der Nachbarin beobachtet. Als diese um Hilfe rief, ergriffen phon abzustimmen, die Uebertragung aber produziert hier bisweilen fie die Flucht und warfen die kleinen Pakete, die sie noch geholt ein Stimmenchaos, das sehr unschön wirkt. Selbst an den günsti hatten, wieder weg. Einer von ihnen, ein gewisser Wassermann, geren Stellen wird das musikalische Bild arg verzerrt; durch ihre wurde eingeholt und festgenommen. Er behauptet zwar, daß man günstigere Stellung treten einzelne Stimmen vor und überdecken in ihm einen falschen gegriffen habe, der bei der ganzen Sache nicht andere, die vielleicht in Wahrheit die führenden sind. Verhältnis. beteiligt gewefen fei. Waffermann wurde nach dem Polizeipräsidium mäßig aut gemeffen an den vokalen Darbietungen flang das gebracht und festgesezt. Seine drei Romplicen find noch unbekannt. I Orchester, bas allerdings reine Freude auch nicht gewährte,
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zu Raulsdorf wohnt. In diesem Grundstüd, einem kleinen Häuschen, find zwei Mietsparteien.
Kurz vor 7 Uhr nahm das in der ersten Etage wohnende Ehepaar einen starten Brandgeruch wahr. Man ging der Ursache nach und stellte fest, daß aus der H.schen Wohnurg brach die verschlossene Wohnungstür auf. In der ganz mit Rauch dichter Qualm herausdrang. Die herbeigerufene Feuerwehr angefüllten Stube lag Frau 5. mit völlig verbrannten Kleidern leblos auf der Schwelle, die von der Stube zur Küche führt. Neben ihr lag eine zertrümmerte Petroleum. lampe. Der Ortsarzt stellte den Tod fest. Die Kriminalpolizei wurde benachrichtigt, die die notwendigen Ermittlungen aufnahm. Frau H., die dem Trunt ergeben geweser sein soll und wiederholt epileptische Anfälle hatte, sollte demnächst in eine Anstalt übergeführt werden. Als sie von der Stube in die Küche gehen wollte, muß sie zu Fall gekommen sein. Sie schlug mit dem Kopf auf den steinernen Fußboden auf und blieb bewußtlos liegen. Die Betroleumlampe war der Hand der Bewußtlosen entgliften und am Boden zerschellt. Sie segte die Kleider der Unglücklicher in Brand, die, ohne um Hilfe rufen zu fönnen, lebendigen Leibes Derbrannte. Die Leiche murde nach der Kaulsdorfer Fried.
hofshalle gebracht.
Die geheimnisvollen Kohlenoxydgafe.
Neun Personen erkrankt.
Erft fürzlich berichteten wir von einer Kohlenorydgasver giftung in den Räumen einer Metallwarenfabrit in der Prinzenstraße, wobei vier Arbeiter erkrankten und mit schweren Vergiftungserscheinunger in das Krankenhaus übergeführt werden mußten. Gestern nachmittag gegen 3 Uhr ereignete sich in der Metallwarenfabrik A.-G., vorm. Ed. Lachmann, in der Ritterstraße 79, ein ähnlicher Borfall. Neun Arbeiter und Arbeiterinnen ertranften plöglich unter sonderbaren Vergiftungserschei nungen, die, wie sich rachher herausstellte, auf ausströmende Kohlenorydgase zurückzuführen waren. Auf dem Hof des der A.-G. gehöörenden Fabrikkomplexes ist eine zu ebener Erde gelegene Stanzerei, in der etwa 20 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt find. Gegen 3 Uhr nachmittags flagten 7 Stanzerinnen und zwei Stanzer über Schwindelanfälle und Uebelkeit. Einige vor ihnen verloren das Bewußtsein. Der Arzt der nächsten Rettungsstelle wurde sofort herbeigerufen, der die gefahrbringende Fabrikhalle räumen ließ. Inzwischen war auch die ebenfalls alarmierte Feuerwehr erschienen. Während sich die Mehrzahl der Erkrankten nach Einnahme von Wiederbelebungsmitteln bald erholten, mußten einigen Sauerstoffinhalationen gemacht werden. Der Arbeiter Karl 3ippan aus der Brardenburgstr. 57 war am schwersten mitgenommen. Er mußte durch die Feuerwehr nach dem Urbantrantenhaus gebracht werden, wo er schwer daniederliegt. Wie wir aber erfahren, besteht zum Glüd teine Lebensgefahr. Trog sofort angestellter Ermittlungen war es nicht möglich festzustellen, wo die gefährlichen Kohlenorydgase denn um solche handelt es sich unzweifelhaft herrührten bzw. mo fie ausströmen fonnten.
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Ein falsches Mordgerücht.
Am Montag morgen wurde der 32 Jahre alte Kaufmann Friz Glaser aus der Dresdener Straße zu Berlin in der Nähe der Heilstätten Beelik erschossen aufgefunden. Glaser hatte am Sonntag seine Braut, eine Pflegerin der Heilstätte, besucht und war abends mit ihr noch in einem Lotal gewesen. Er hatte sie dann nach der Seilanstalt zurückbegleitet und dabei den letzten Zug verpaßt. Nach der ganzen Sachlage mußte ein Selbstmord des Mannes angenommen werden. Trotzdem verbreitete sich das Gerücht, daß er einem Verbrechen zum Opfer gefallen fei. Das veranlaßte das Amtsgericht Potsdam , am Dienstag einen Lofaltermin abzuhalten, zu dem auch die Braut zugezogen wurde. Das Ergebnis bestätigte nur die ursprüngliche Annahme eines Selbmordes. Der Mann mit den beiden Frauen.
In Doppelehe hatte der 64jährige Monteur Kindfer nicht weniger als dreizehn Jahre gelebt, ehe es befannt wurde. Ebensolange mar er mit seiner ersten Frau zusammen gewesen. Nachdem das Ehepaar dann zehn Jahre getrennt gelebt hatte, entschloß er sich, von neuem in den Chestand zu treten, ohne fich darum zu fümmern, daß die erste Che noch rechtsgültig bestand. Das war im Jahre 1913 und volle dreizehn Jahre blieb die zweite Ehe nor dem unangefochten. Der Angeklagte nerteidigte fich nun Schöffengericht mitte damit, daß seine Ehe nach den Grundsätzen der fathelischen Kirche nicht geschieden werden konnte. Da er aber von seiner Frau zehn Jahre getrennt gelebt hätte, so habe er ge glaubt, daß die Ehe rechtskräftig erlojchen sei. Das Schöffengericht Mindeststrafe für Bigamie von sechs Monaten Gefängnis, berücksichtigte die besonderen Umstände und erfannte auf die gab dem Angeklagten aber unter Aufbürdung einer Buße von 300 m. für die Strafe Bewährungsfrist.
Verbotene Inserate.
Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb soll die Aus. wüchse gewisser Reklamen verhüten. Die Geschäftsleute tun ohne die direkte Absicht einer Uebertretung in ihrer Propaganda aber oft des guten zu viel. Aus diesem Grunde werden in Berlin folche Fälle unter Ausschluß der Oeffentlichkeit von der Handelskammer beurteilt. Einige interessante Entscheidungen über unzulässige Inserate sollen hier angeführt werden. Verkauf weit unter Marktpreis." Die Angabe ist irreführend, da unter Marktpreis im Einzelhandel nicht der Einkaufspreis zuzüglich beliebiger Zuschläge, sondern der durchschnittliche niedrigste Verkaufs= preis verstanden wird. Die Preise sind bis zu 75 roz. herabgesezt!" Seiche Ankündigungen sind unzulässig, wenn nur ein fleiner Teil der Artikel, um die Form zu wahren, z. B. einige Kleiderständer eines Konfektionsgeschäftes, derart herabgesetzt Anzüge, prima Stoffe, beste Verarbeitung." Da die Nachfind. forschungen ergaben, daß die Ware zwar gut aber doch zweiter Qualität war, galt die Anzeige als unzulässig. weil sie eine Täuschung des Publikums ermöglichte. Man trifft derartige Inferate übrigens in der Provinzpresse weitaus öfters als in den Großstadtzeitungen.
Die erften Maitäfer dieses Jahres find da! Gestern abend find fie uns auf den Redaktionstisch geflogen. Sie tamen aus Friedrichs hagen, wo fie beim Umgraben in geringer Tiefe gefunden wurden. Die verhältnismäßig warme Bitterung hat ihnen zwar eine zeitige Auferstehung, aber fein Futter- befchert..