9. Januar 1927
Die Filme öer Woche. „der Seeräuber.� (CaptfoL) Wenn der Rame Douglas Fairbanks auf dem Programm steht, wissen wir, was unserer wartet. Er hat �war gar kein Mienen- spiel und kann daher nichts Seelisches ausdrücken. Aber er verfügt iiber den gewandtesten Korper. der dem Film überhaupt zur Ber- sügung steht: er ist ein Meister im Fechten, wie es keinen zweiten gibt, der kühnste Kletterer, der fabelhafteste Schwimmer, kurzum ein Triumph aller körperlichen Fähigkeiten. Und da» olles leistet er mit einer Selbstoerständlichkeit und Leichtigkeit, als ob es gar nichts wäre:«r spielt mit allen Fährlichkeiten, da er ihr absoluter Herr ist. Douglas Fairbanks als Seeräuber— das war ein« neue Note.
Das war die Idealisierung des Schmökers, wie ihn eine auf Aben
um-ÄVelt
deNage öes vorwärts
yunoert, als es glücklicherweise noch hoqgeoorvete«eqelschisse gab und als das Kapern und In-die-Luft-sprengen eines solchen Holz. schiffe» noch ein« Augenweide bedeutete. Douglas ist natürlich ein Seeräuber wider Willen, der sich in die Bande nur begibt, um den Tod seines Daters an ihr zu rächen, und die erste Gelegenheit benutzt, um st« zu verroten und auszuliefern. Unnötig zu sagen, daß auf dem ersten Schiss, das er dank seiner fabelhaften Gewandt- heit ganz ollein kapert, sich eine wunderschöne Prinzessin befindet, für die der edle Seeräuber sofort Feuer und Flamme ist. Die Aben- teuer, die er besteht, um sie zu retten, sind denkbar spannend. Uner- hört ist es, wenn er mit einem Ruderschiff zurückkehrt und mit der ganzen Mannschaft unter Wasser heranschwimmt und dann im Prestissimo da» Seeräuberschisf überwältigt. Der Regisseur Albert Parker entwickelt hier ein beneidenswertes Tempo. Der Schluß ist leider infam amerikanisch. Der edle Seeräuber entpuppt sich als ein veritabler Herzog, und so kann ihm die steifleinene langweilige Prinzession(Billie Dave) beruhigt ihre Hand reichen. Erfreulicherweise können sich neben Fairbanks auch die anderen Darsteller gut sehen lasten, so Anders Randolf als Piraten. Hauptmann und Donald C r i s p als der einarmige Freund von Douglas. Die Mostenregie ist vollendet, überflüssig und zuweilen störend wirkt die gedämpfte Farbigkeit de» Films, die dem Techniko- lorverfahren verdankt wird. Es überwiegen die braunen und gelben Töne: da« Meer sieht wie Tunke aus. D.
,Hotel Staöt Lemberg.� (Gwrlapalafi.) Gegen die Durchschnittsamsrikaner, die am europäischen Emp- finden porbeispielen, ist das Filmpublikum nach und noch in eine feindselige Stimmung geraten. Doch in Amerika ist ein zielbewußter Nersöhnungswille vorhanden, well er sich für das Geschäft erforder- lich«rweist. Daher sicherte man sich bei der Verfilmung von Lud- wig Liros Roman die Mitarbeit von Persönlichkeiten, die al» Kunst. ler starke Eigenwerte haben. Da» Manuskript führt in die Zell grausamsten Kriegserlebens. Die Einwohner von Lemberg erleben das Zurückweichen der Oesterreicher, den Einzug der Rüsten und darauf wieder den Einzug der Oesterreicher. Zu Beginn sieht man in verschwommenen Diwern todmüde Menschen, denen Geist und Körper den Dienst versagen. So kommt, als ein Versprengter, der Leutnant Baron Almasy in das schmierige Hotel.Stadt Lemberg". Dieses Hotel bekommt überragende Bedeutung, es wird der Wohn- sitz des russischen Generals Juschkiewiffch. Dadurch kommt natürlich der Leutnant in Gefahr, doch das Dienstmädchen Anna Zedlat liebt ihn auf den ersten Blick, sie verkleidet ihn als Kellner. Er erschießt einen russischen Spion, sie verhilft ihm zur Flucht, wodurch es dem Leutnant möglich wird, den Oesterreichern große Dienst« zu er- weisen. Beim Einzug der siegreichen Truppen bekennt er sich zum Dienstmädchen, dem«r alles, Leben und'Tot. verdankt. und er bekommt drei Wochen Urlaub zur Regelung
lungen ausgesetzt ist, sind Pola Negri und James Hall. Für Polo N e g r i war diese» Dienstmädchen«in« wirtlich gute Rolle, denn ihr liegt sowohl die girrend« wie die tragische Liebeskünstlerin. Und James Hall legte seine Rolle so an, daß man ihn gern gewann und um ihn bangen mußte.„Wird er entdeckt werden?, diese Frage beschäftigte das Publikum andauernd, und die Spannung der Zu- schauer begleitete seine Handlungen. Eine ganz große Leistung bot George S i e g m a n n als General Iuschtiewllsch, ein lüsterner Mann, halb Brutalität, halb Gutmütigkeit. Max Davidson war als Portier eine wunderbare Judentype und Michael Vaoitsch der von Geheimnissen und Verrat umwitterte Spion Tabakowitsch. Erich Pommer zeichnet als Produktionsleiter, und als Regisseur 'der seine Mauritz Stiller . Er weiß, was lebenswichtige Fragen für den Film sind, wie man Spannungen steigern muß, wie man . durch Einzelheiten untermoll und dabei nicht durch sie ablenkt. Wie prunkend schildert er den Gottesdienst nach dem Massenmord: wahr-- hastig, Menschen, die keinen Sinn für Hohn haben, haben Gelegen- heit, sich tiefster Rührung hinzugeben. Läßt Stiller Truppen auf- marschieren, und das tut er ausgiebig, erweist er sich als ein ganz Großer in der Beherrschung von Massenszenen. Der Film ist«in Meisterwerk das sich freilich glänzend in den jetzt Üblichen Militär- rummel einfügt. Und die merkbare Verstimmung derer, die die schneidigen MilitärsUm« überhaben, wird auch vor diesem Film nicht haltmachen. Im Gegentell. man erinnert sich der allerorts üblichen Schablone und denkt, wenn noch wettere Filmillustrationen der De- richte der Obersten Heeresleitung folgen sollten, dann können wir ja wirklich noch auf allerhand gefaßt sein. e. d. „SrennenSe Grenze." sMozarlsaal.) Zwar hat der internationale Ftlmkongreh in Pari» vor nicht allzulanger Zell beschlossen, daß der Film aushören soll zu hetzen. .Zwar haben die deutschen FUminterestenten erst vor kurzem da- gegen protestiert, daß in Amerika ein nun oereinigter Kriegesllm weiter gejjen die Deutschen losgelassen wird. Und doch dieser Film,
der das skandalöse Plündern und Wüten polnischer Bonden in dem abgetretenen deutschen Grenzland brandmarkt. Aber, sagen seine Verteidiger, er richtet sich ja nicht gegen das offizielle Polen , das sogar durch einen Kommissar sympathisch vertreten ist, sondern gegen die irregulären Horden. An diesen Horden nun hat Erich Wasch-
D« toMen Bus in KurtUrstauiunL
in lOOOstirnrniger Hilfeschrei aus dunkelster Nacht! Eine dröhnende Warnung an alle Mädchen, die leichten Herzens das Elternhaus verlassen—- 1 Eine machtvolle Kundgebung an die ganze gesittete Welt ist der groEe Libertyfilm der Emclka
Hergestellt mit der Unterstützung des .Deutschen Nationalkomitccs zur Bekämpfung des Mädchenhandels* und der griediisdhen und türkischen Polizei
Regle: faap Speyer Hauptdarsteller: M&rf Kid. Rodoll Kleio- Rodde. Ms PaoBaa.VeraEDÄMiraBüflelnaDdi. MM Diedeloiaiin. M Kaiser- Titz, SooDiePadaf, GbariesLMo. Maria Foresco PracMe OrifttaaiulnfiiuBeü aus den Orienl! Ein Film, den jedes Mädchen, jede Frau, jcdcrVatcrJedcMutter gesehen haben muh
iotBodszetteo: Tadilcü 5-7-9.»
neck seine wahre Freude gehabt. Er hat«ine richtige Sammlung von Galgenvögeln zusammengesucht, die im Fressen und Sausen großartiges leisten. An ihrer Spitze steht ein Kommandant von elegantester Aufmachung, aber innerlich eine Pfütze. Er setzt sich auf einem deutschen Gut fest und schaltet hier wie ein Eroberer, der weiß, daß seine Z-" u~'i'" �---■' lung, für die Ems
Romanbesprechung.WWWMl,...___ DM_______________ missar ins Spiel, der einst durch"die Schuld der Gutsherrin über die Grenze getrieben wurde, ein Deutscher, der nun als„Verräter" zurückkehrt, um, wie es scheint, sich zu rächen. Wer in Wirklichkeit liebt er die stolze Frau noch immer und bietet, als der Sohn der Gutsherrin den 5kommandanten erschlagen hat, seine Hand zur Flucht über die deutsche Grenze. Zum Schluß stehen die Deutschen , auch der Kommissar, unter deutschem Schutz. Die Bande hat in- zwischen das Gut angesteckt. _ Als parallele Nebenhandlung wird zwar das Treiben der Frei- schärler in einem deutschen Wirtshaus gekennzeichnet, aber im ganzen widmet der Film seine Fürsorge ausschließlich der Cuts- Herrin und ihrem Sohn. Ms ob das gerade die deutschen Interessen im Grenzlande gewesen wären. Rein filmisch genommen sind die acht Akte nicht ohne Reiz. Darstellerisch wird sogar vorzügliches geleistet. Herr v. S ch l e t t o w macht aus dem Freischarenführer eine Eharakterrolle, die in jedem Zuge meisterhaft ist. Glänzend in der Erscheinung ist Olga T s ch e ch o w a als seine Geliebte; be sonders ihr Tanz auf der Tafel des nächtlichen Gelages gefiel außerordentlich. Wenig glaubhaft als östliche Gutsherrin, aber vortrefflich in ihrem� feinen psychologische� Spiel ist Jenny Hassel- q u i st. Mbert S t e i n r ü ck gibt den allen, treuen Gutsvogt mit voller Wucht. Trotz der Uebertreibungen ist auch der Matrose des Oskar H o m o l k a eine interessante Leistung. Fritz Suberti war als Regierungskommissar von vornehmer Zurückhaltung und deckte erst im letzten Augenblick sein wahres Gesicht auf. Wenig Ausdruck zeigte dagegen Hubert v. Meyerink als Gutssohn. D. „Mäüchenhanüel." sEmelkapalost.) Der Film ist heute das Mädchen für olles. Z. B. im Prunus- palast muß ein sogenannter Bismarck-Film dazu herhalten, für die nationalen Belange lahme Propaganda zu machen. Man hat uns höflicherweise dazu nicht eingeladen, und so müssen wir uns be- anügen, aus der Rechtspresse festzustellen, daß man dort zwar die Absicht lobt, aber beim besten Willen kein Gelingen zu konstatieren vermag. Bismarck II. muß sich nachsagen lassen, daß er ein Wachs- figurenkabinett und ein Panoptikum fei.... Wir besahen derweil einen anderen Tendenzfilm, den„Mädchenhandel". Er ist im Auf- trage des Nationalkomitees zur Bekämpfung des Mädchenhandels hergestellt und oerfolgt die löbliche Absicht, junge Mädchen vor
gut organisiert ist und vor allem ob er sich so sehr lohnt, daß er so große Spesen aufwenden kann. Iaap Speyer zieht jedenfalls aus dieser Handlung vielerlei Nutzen, zeigt uns interessante Bilder aus Budapest , Athen und tkonstantinopel und läßt im übrigen das Komitee die Verantwortung für die UnWahrscheinlichkeiten tragen. Das deutsche und das ungarische Mädchen, dre beide in ein Mhener Bordell verschleppt und dort durch deutsche Matrosen bestell werden, wurden von Mary K i d und Vera Engels gut charakterisiert. Der Elou der Darstellung war aber K l e i n- R o�g g e, der in viel- fachen Verkleidungen und Maskenwechsel den Mödchenhändler so, geschickt verkörperte, daß selbst die Polizei darauf hereinfällt. Zum Schluß gibt es eine richtige Hetz: die Polizei nimmt die Festung des Mädchenhändlers in Konstantinopel im Sturm, es folgt ein heftiger Kampf, der zu Schiff fortgesetzt wird. Auch die Nebenfiguren sind größtenteils sehr gut besetzt. „vie 5rau öle nicht �JUiu* sagen kann" (Marmorhaus.) D«n Verfasser fällt nichts ein, und der Regisseur versucht es, durch ständiges Vorführen Pariser Modelle diesen Mangel vergessen zu lassen. Man steht also, wie Lee Porry sich airzieht, auszieht und umzieht. Sie«rschaint in Traukleidern, Reisekostümen, in un- wahrscheinlich tief ausgeschnittenen Abendgaderoben und in Pyjamas. Daneben ist st« auch noch die Frau, die nicht„Nein" sagen kann. Deshalb läßt sie sich unentwegt scheiden und heiratet schließlich zum zweiten Male den Mann, mit dem sie die Serie ihrer Eheschließungen begann. Natürlich hat ss« sich während der ganzen Zeit nonnenhaft benommen, also«in höchst merkwürdiger Fall. Außerdem bringt der Film die mondän parfümiert« Welt mit Luxushotels. Automo- bilen, Bars, Salonwagen und Modcmagazmen, denn Lee Parry ist die Erbin eines großen Industrieunternehmens, und ihre Männer stammen aucd aus den Regionen der oberen Zehntausend. Scheinbar glaubt man in Filmfressen, daß dies« Ding« noch immer wirken wie am ersten Tag«, und daß eben die Welt der Vornehmen, aus der Perspektive von Meseritz gesehen, niemals ihren faszinicrenden Zauber verliert. Vielleicht hätte das Sujet grotesk behandelt werden, oder vielleicht der Regisseur sich als Ironiker erweisen müssen. Den Amerikanern gelingt so etwas hin und wieder. Man hat hier aber mtt echt deutscher Gründlichkeit«in« unterernährte Handlung zu einem sechsaktigen Milieulustspiel ausgewalzt, nur fehlen Milieu, Witz. Spannung und Steigerung. Fred Sauer , der Regisseur, dämpft noch, wo es nichts zu dämpfen gibt, er versucht so etwas wie«in Kammerspiel zusammenzubasteln, aber der Stoff reicht dazu nicht aus. Lee Parry hat vergessen, daß sie immerhin«in« begabte Schau. fpielerin ist, sie begnügt sich mit sonnigem Lächeln und beträntem Augenausschlag. Ihr Partner Gustav Fröhlich zeigt unaufdringlich männlich gestrasst« Züge, dazwischen«ntwickell er auch Liebens- würdigkett. Am besten Hans A l v e r s als verschuldeter Lebemann. Wer konnten nicht einmal dies« ausgefahrenen Qustspielgeleif« ver- lassen werden? Ist das deussche Filmluftspiei tassächlich am Ende? _ F. S.
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DER REHMER JCHWÖBT
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