Zollfreie Gefrierfleischeinfuhr.
Ein Antrag im Stadtparlament.
Der Stadtverordnetenvcrsammlung, die am Donnerstag stattfindet, liegt ein Antrag Merten und Genossen( Dem.) vor, durch den der Magistrat ersucht wird, sich bei der Reichsregierung für die Aufhebung des Einfuhriontingents von zollfreiem Gefriers fleisch einzusehen. Der Antrag wird damit begründet, daß sich durch Die beschränkte Einfuhr Unzuträglichkeiten ergeben haben.
Die 3ntrale E.ährungsbeputation hatte sich mit ähnlichen Anträgen der SPD - Fraktion wiederholt zu beschäftigen. Leider fanden diese Anträge nicht immer die Zustimmung der Parteifreunde des Herrn Merten. Wenn jetzt die demokratische Stadtverordneten frattion die freie Einfuhr von Gefrierfleisch fordert, so darf man hoffen, daß auch die demokratische Reichstagsfrattion munmehr für diese Forderung eintreten wird. Leider wird das im Reichstage selbst durchaus nicht als unbedingt sicher betrachtet. Sehr interessant wäre es, wenn man durch eine namentliche Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung die Stellungnahme eines jeden Abgeordneten besonders festlegen fönnte, vor allem hätte die Wirtschaftspartei eine gute Gelegenheit, ihren Anhängern zu zeigen, mie meit fie deren Wünsche und Interessen tatsächlich vertreten will. Betanntlich bestand im vorigen Jahre vorübergehend eine Knappheit an Gefrierfleisch, da die zugelassene Menge sehr schnell aufgebraucht war. Gerade Gewerbetreibende aber sind der Auffassung, baß durch die Drosselung der Einfuhr von Gefrier fleisch eine unnötige Berteuerung herbeigeführt merde, die durch gnügende Wettbewerbsmöglichkeit vermieden merben tönnte.
Wenn das Gefrierfleisch im Haushalt gut behandelt wird, fo Dermag es das frische Fleisch durchaus zu ersehen. Zahlreiche Gründe aber bringen es mit sich, daß troß aller Werbung weite Kreise diesem Nahrungsmittel ablehnend gegenüberstehen. Statiftiten beweisen, daß der größte Teil des Gefrierfleisches in den aus. gesprochenen Proletariervierteln verbraucht wird. Im Ottober verbrauchte der wohlhabende Bezirk Zehlendorf ganze 734,5 Kilogramm, während in Berlin- Mitte 327 520 Kilogramm in her gleichen Zeit verkauft wurden. Für November ergaben sich folgende Zahlen: Wilmersdorf 30 520, Schöneberg 58 937, StegTi 43 593 Kilogramm, dagegen Friedrichshain 204 218, Wedding 171 073, Neuföln 144 907 Rilogramm. Insgesamt wurden im Nonember 712 150 Kilogramm verbraucht, während im Oktober fast 2 Millionen Kilogramm verbraucht worden waren. Diese Ziffern sprechen durchaus für das Gefrierfleisch als ein notwendices, bei ber geringen Kauftraft der Bevölkerung äußerst wichtiges Nahrungsmittel. Diese Zahlen sollten alle Parteien der Stadtverordnetenversammlung veranlassen, für die Aufhebung des Gefrierfleischkontingentes, also für die zollfreie, ungehemmte Einfuhr einzutreten.
Versuchte Kindestötung!
Gefängnis trok Freispruchantrag des Staatsanwalts. Das vornehme Bürgerhaus Ede Kurfürstendamm und Wilmers dorfer Straße liegt in tiefster Nachtruhe. Auf dem Hausflur des obersten Stockwerfs auf nacktem Fußboden frümmt sich in Geburts mehen die 23jährige Hausangestellte Frieda S. Sie war erst am
Lage zuvor nach Berlin gekommen, da sie das Nahen ihrer schweren Stunde spürte. Sie war den ganzen Tag durch die Stadt geirrt und hatte abends nach langem Suchen von Haustür zu Haustür enblich eine offene gefunden: auf dem obersten Stockwert des Hauses beabsichtigte sie, ihrem Rinde das Leben zu geben und es bam zu töten.
Der Bater ihres Kindes war ein Schlächtermeister. Sie fürchtete fich aber zu ihren Eltern zu gehen; der Vater hatte gedroht, sie aus dem Hause zu werfen. Um 4 Uhr morgens wurde fie Mutter: fie faßte dem Kind an den Hals und wurde gleich darauf von einer Ohnmacht befallen. Als das Bewußtsein zu ihr zurückkehrte, fand fte das Kind tot auf dem Fußboden liegen. Sie versteckte die Leiche des Kindes in einer Nische des untersten Stockwerfs des Hauses, besuchte dann die Eltern und kehrte in ihre Stellung zurüd. Die Leiche des Neugeborenen wurde am selben Tage gefunden und ob duziert. Als Todesursache stellte der Arzt einen Schädelbruch fest, der durch eine Gehirnblutung während der Wehen verursacht worden war. Außerdem hatte das Kind zu früh Atem gefchöpft, das bedeutete für dasselbe Erftidungsgefahr. Frieda S. hatte ihren Arbeitgebern gesagt, daß sie das Kind in der Entbindungsanstalt gelassen habe. Als diese es dort nicht fanden, erstatteten sie Anzeige bei der Polizei. Die der Kindestötung Angeschuldigte gab auf Borhalt des Untersuchungsrichters zu, daß sie die Absicht ge= habt habe, das Kind zu töten und es auch erwürgt habe. An der Leiche waren jedoch weder Würgemertmale noch innere Blutungen festzustellen. Frieda S. hatte sich selbst fälschlich bezichtigt; das Gutachten des Arztes über die Todesursache war ihr unbekannt. Troh dieses Gutachtens, daß die Rindestötung ausschloß, wurde sie in Untersuchungshaft genommen. Die Anklage lautete auf Kindestötung. Gestern hatte sie sich vor dem Landgericht III zu verantworten. Den Vorsiz führte an Stelle des Landgerichtsdirektors Bombe, der augenblicklich mit dem Studuum der Atten in Sachen des Landgerichtsdirektors Jürgens beschäftigt ist, der Landgerichtsdirektor Siegert. Prof. Dr. Kramer, der seinerzeit die Obduktion vorgenommen hatte, bestätigte sein Gutachten, aus dem hervorgeht, daß die Angeklagie an dem Tode des Kindes unschuldig fei. Der Staatsanwalt wie auch der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Mendel, plädierten auf Freispruch. Das Gericht verurteilte Frieda S. wegen versuchter Kindestötung aljo wegen eines Versuches an einem untauglichen Objett zu sechs Monaten Gefängnis unter Anrechnung von drei Monaten Untersuchungshaft, für den Reft der Strafe erhielt sie Bewährungsfrist. Warum aber wurde in diesem Falle die Untersuchungshaft angeordnet? War dem Unterfuchungsrichter etwa das Gutachten des Arztes unbekannt? Und marum fam es, daß das junge Mädchen in seiner Not feinen Ausweg wußte? Die Helferin der sozialen Gerichtshilfe, Frau Justiz rat Neumann, hatte recht, als sie sagte:„ Die jungen Mädchen haben teine Ahnung davon, daß sie in städtischen Einrichtungen niedertommen und daß ihnen auch ihre Kinder aufgehoben werden kön nen. Müßte nicht dafür Sorge getragen werden, daß die Kenntnis non diesen städtischen Einrichtungen in die breitesten Schichten der Bevölkerung dringt?
Verhaftung eines Defraudanten.
3mei Magdeburger Defraudanten, ein 25 Jahre alter Banf bepollmächtigter Johannes Meinhardt, der aus Magde burg stammt, und ein aus Dresden gebürtiger 22 Jahre alter Banktaffierer Rudolf 5öme wurden seit 14 Tagen von der Ber: liner Kriminalpolizei gesucht. Beide waren bei einem Bankgeschäft in Magdeburg angestellt. Der eine hatte in der Effektenabteilung die Mäntel, der andere die Zinsscheine zu verwalten. Am 28. Dezember blieben sie plöhlich aus dem Geschäft weg und ließen nichts mehr von sich hören. Bald wurde festgestellt, daß sie am Tage vorher auf Scheds bei der Reichsbankstelle in Magdeburg 27 000
Deutscher Metallarbeiter- Verhand
Donnerstag, den 20. Januar, abends 6 he, in unserer Sulturabteilung, Staleuftr. 197( gegenüber Berbandshaus)
Filmvorführung
für alle Kollegen der Branche der Schnitiarbeiter, Stanzer, Preiser, ZuSchneider, Knopfarbeiter u.Arbeiterinnen Gegeben wird:„ Der schwarze Sonntag. Dhus Mitgliebsbuch ein Einlaß. Die Ortsverwaltung.
Knorr
Mart abgehoben und in ihre eigenen Taschen geſtedt hatten.| Die weiteren Ermittlungen und Nachprüfungen deckten nun noch größere Beruntreuungen auf, die die Flüchtigen bisher zu verbergen ftellungen auf etwa 60000-70000 mart. Die Ungetreuen gewußt hatten. Diese belaufen sich nach den bisherigen Festmußten endlich die Aufdeckung fürchten, verschafften sich noch 27 000 Marf und verschwanden dann. Meinhardt war ein lei denschaftlicher Wetter und verbrauchte viel mehr Geld, als er an Einkommen bezog. Daher sezte er sich mit Höme in Berbindung und verleitete diesen, Zinsscheine herauszugeben. Beide machten dann die Wertpapiere zu Geld. Beamte der Berliner Fahndungsinspektion entdeckten gestern Rudolf Höme in einem urushotel in der Gegend des Anhalter Bahnhofes, wo er seit zwei Tagen unter dem falschen Namen" Winter " wohnte, nahmen ihn in der Nacht fest und brachten ihn nach dem Polizeipräsidium. Er hatte nur noch 900 Mart bei sich. Kriminal
Freie Sozialistische Hochschule.
Sonnabend, 22. Januar, 7% Uhr abends., im Sitzungssaal des ehem. Herrenhauses, Leipziger Str. 8, Vortrag des Genossen Hermann Wendel- Frankfurt a.M. ,, Der neue Balkan im neuen Europa " Eintrittskarten zum Preise von 50 Pf. sind zu haben an der Abendkasse sowie an folgenden Stellen: Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof, II, Zimmer 8.- Buchhandlung J. H.W. Dietz, Lindenstraße 2 der graphischen Hilfsarbeiter, Ritterstraße Ecke Luisenufer.- Zigarrengeschäft Horsch, Engelufer 24-25, Gewerkschaftshaus. Tabakvertrieb, Inselstr. 6 Verlag des Verbandes der deutschen Buchdrucker, Dreibundstr. 5.- Werkfreude" Bücherstuben, Potsdamer Str . 104.- Berliner Gewerkschaftskommission, Engelufer 24-25( Gewerkschaftshaus), sowie in allen Vorwärts- Speditionen.
Verband
kommissar Linnemann und den Beamten der Dienststelle D. 1 aber gelang es, noch einen Wertbrief sicherzustellen, den Höme feiner Geliebten zukommen lassen wollte. Er enthielt 7000 Mart. Höme ist geständig und schiebt alle Schuld auf Meinhardt und dessen Berführungsfünfte., Beide waren. nach Erhebung der 27 000 Mark sofort nach Berlin gefahren, hatten sich hier das Geld geteilt und sich dann getrennt. Höme war seit der Flucht noch in Hamburg und Allenstein gewesen und dann nach Berlin zurückgekehrt.
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Der„ bayerische Prinz".
Prinzen", die große Hochstaplermode. Seitdem die Brinzen aufgehört haben, Prinzen zu sein, find fie in Mode gekommen... bei Hochstaplern. Sie wittern MorgenLuft. Beim Spießer find sie ja noch nie aus der Mode gekommer: Halbweltdamen teilen die Borliebe für sie mit Bürgermeistern, Bäckermeistern usw. Weshalb sollte da auch der Filmschauspieler" Emil D. nicht sein Glück als„ bayerischer Prinz in der Rolle eines 3uhälters versuchen?
Er war beschäftigungslos und an den Grenzen seiner Mittel angelangt, die er sich eben erst durch eine gefchickte„ Enteignung" von Jumelen bei einer Frankfurter Dame verschafft hatte. Da lernte er ein wundervolles Geschöpf" tennen. Das schöre Kind fühlte sich durch die Aufmerksamkeit des ehemaligen bayerischen Prinzen gefchmeichelt. Daß er jegt als Filmschauspieler sein fümmerliches bürgerliches Dasein fristete, erhöhte nur den Reiz der Romantit. Ein leiblicher bayerischer Prinz! Stolz, wie es einem Manne von Adel gebührt, forderte er seine neue Geliebte für sich allein. Was tut man nicht alles um eines geliebten Manres willen, besonders menn er ein Prinz ist. So gab die N. ihrem festen Verhältnis, das ihr 300 M. monatlich einbrachte, den Laufpaß und lehnte auch andere Herrenbekanntschaften ab. Nun gehörte sie ihm, ganz allein. Mit den Mitteln war aber auch bald die Herrlichkeit zu Ende. Die N. fehrte zu ihrem früheren Verhältnis zurück und scheute sich auch nicht vor fleinen Nebenverdiersten. Der„ bayerische Prinz gefiel fich nun in der Rolle des Zuhälters. Er begleitete seine Geliebte" in die Cafés, wartete hier, bis sie mit dem verdienten Gelde zurückam und nahm einen Teil davon in Empfang. So fonnte er feinen„ adligen" Gewohnheiten nachgehen, feinen täglichen Morgen ritt im Tiergarten machen, sein fostspieliges Leben weiter führen. Die N. hatte ihn jedoch schon längst fatt. Er dachte aber gar nicht daran, von ihr zu lassen und drohte ihr damit, sie zu erschießen.
Funkwinkel.
Das Abendkonzert, das Werte von Beethoven brachte, wurde von Ausführungen Dr. Leopold Schmidts eingeleitet. Seine Rede, die wohl geeignet war, das Verständnis für die folgenden Musikdarbietungen zu erhöhen, hätte allerdings für viele Hörer erst rechten Wert gehabt, wenn der Redner fie auch am Flügel illustriert hätte. Es tann kaum mehr Zeit erfordern, ob nur von einem bestimmten Motiv gesprochen wird, oder ob es gleich zeitig auf dem Klavier erflingt. Dadurch wäre es aber allen musikalischen Funkhörern zugänglich, während die bloße Erwähnung gründliche Kenntnis der Mujitliteratur oder wenigstens mujittheortische Kenntnisse voraussetzt. Unter Leo Bechs liebevoller Leitung spielte dann das Funtorcheft er die BrometheusOuvertüre und die Fünfte Sinfonie, die ergreifendste unter den sinfonischen Schöpfungen des Meisters. Das Tripellonzert op. 56, das zwischen den beiden Werken stand, zeigte, daß Beethoven auch der Musit nicht abhold war, die mehr auf flanglicher Schönheit als auf tiefem Inhalt basierte. Georg Szell , Maurits van den Berg und Julius Berger waren die verdienstvollen Solisten dieses Wertes. Leider machte sich aber auch hier wieder die akustische Sonderstellung des Klaviers vor dem Mitrophon geltend, das als Soloinstrument sich mehrfach gegen Geige und Cello nicht recht behaupten fonnte, trotz des meisterhaften Spiels Georg Szells. Im Rahmen der Hans- Bredow - Schule fezte Dr. Her bert Hende feinen hörenswerten Vortrag Einführung in die physische Geographie der Erde " fort. Die Ausführungen von Dr. Robert Bolz Auf Schneeschuhen durch den Schwarzwald " mögen vielen Funkhörern eine Enttäuschung bedeutet haben, da der Vortragende kaum von dem Landschaftsbild sprach, sondern hauptsächlich von den bekannten Kurorten und Wintersportplägen. Der Tag, an dem 1871 gegen den Widerstand der preußischen Konservativen, des preußischn Königs, der banerischen Separatisten und König Ludwigs von Bayern die Reichsgründung durch die Feier im Spiegelsaal zu Bersailles proflamiert wurde, wurde vom Rundfunk für würdig befunden, durch Herrn Prof. W. Kah I gefeiert zu werden. Herr Kahl mar damals bei der Broklamation des Deutschen Reiches felber zugegen, und daraus erklärt sich wohl auch sein besonderes Herzensverhältnis zu dieser Angelegenheit, die er in einer sehr schwungvollen, allerbings in historischer Beziehung mehrfach anfechtbaren Rede behandelte.
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Da tam ihr der Zufall zu Hilfe. Ihre Freundin hörte einmal tri Moabit einer Gerichtverhandlung zu; ein Zuhälter erhielt da eine empfindliche Strafe. Nach Schluß des Prozesses ging fie auf den ihm, daß auch ihre Freundin durch einen Zuhälter zu leiden habe. Kriminalbeamten zu, der als Zeuge anwesend war und erzählte Der Kriminalbeamte nahm sich des Falles an, beobachtete den Emil in Cafés und nahm ihn schließlich fest. Gestern erschienen Emil D., dessen frühere Geliebte R., ihre Freundin und der Kriminalbeamte vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte. Die ersteren drei in der Aufmachung des Berlin W. Sie, die elegante Kofotte, er, der torrefte Gentleman. Zuhälterdienste? Belch unerhörte VerDie Strafe lautete auf leumbung! Das Gericht packte scharf zu. anderthalb Jahre Zuchthaus. Der„ bayerische Prinz" wird Berufung einlegen.
„ Mis Amerikas" Flucht.
80 000 Mark Einkommen und doch verschuldet!! Die bekannte Filmschauspielerin Imogene Robertson . die seit ungefähr 1% Jahren in Deutschland tätig war, ist plöglich fluchtartig aus München abgereift, um über Frankreich nach Amerifa, ihre Heimat, zurückzukehren. Unter ähnlichen Umständen hatte sie seinerzeit die Reise nach Europa angetreten.
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Imogene Robertson heißt eigentlich Anna Wilson und stammt aus Kentucky . Sie war 15 Jahre alt, als der New Yorfer Barietédirektor Ziegfeld mit seinen„ Girls" in ihre Heimat fam. Hinter dem Rücken ihrer Eltern ließ sie sich engagieren und machte, dant ihrer blanden Schönheit, rasch Karriere. Mit 18 Jahren mar fie Star des Radiballetts von Ziegfeld. 3wei Jahre lang blieb sie Siegerin in den großen amerikanischen Schönheitsmettbemerben und galt als Miß Amerika " als schönste Frau der Neuen Welt. Aus diesem Anlaß wurde sie auch vom Präsidenten der Bereinigten Staaten empfangen und mit 5000 Dollar beschenft. Bei Ziegfeld hatte sie ein wöchentliches Gehalt von 1000 Dollar. Mit der Filmindustrie hatte sie noch feine Berbindung. Hingegen wurde sie in eine peinliche Liebesgeschichte verwickelt. Ein reicher Großindustrieller fnüpfte mit ihr ein Liebesverhältnis an, obgleich er verheiratet mar. Als die Frau des Industriellen die Scheidungsflage anstrengte, tam es zu einem großen Standal. Die Entrüftung der Amerikaner gegen das Mädchen nicht etwa gegen den Industriellen nahni solche Formen an, daß sie in aller Eile die Vereinigten Staaten verließ. In Europa dauerte es längere Zeit, bis sie für den Film entdeckt wurde. Dann aber erzielte fie, nicht als Darstellerin, sondern lediglich als Typ der modernen schönen Frau, große Erfolge. Im vergangenen Jahre hat sie in nicht weniger als zehn Filmen gespielt, darunter„ Das jüße Mädel", " Fünf- Uhr- Tee in der Aderstraße"," Die Königin des Beltbades", „ Die elf Schillschen Offiziere",„ Das Panzergemölbe" usw. Sie ver. stand es sehr geschict, ihre Beliebtheit in flingende Münze umzu fehen und ihre Gage ständig zu steigern. In legter Zeit erhielt fic eine Tagesgage von 300 bis 300 m., für einen Film etwa 15 000 bis 20 000 m. Ihr Einkommen aus ihrer Filmtätigkeit im vergangenen Jahr wird auf etwa 80 000 m. geschäzt. Dennoch hatte sie nie einen Pfennig Geld, sondern ungeheure Schulden. Ihr Lurus an Kleidern und Juwelen fannte keine Grenzen. Da sie meist die Wohnungsmiete nicht aufbrachte, mußte sie immer wieder ziehen. Selbst ihrer Hausangestellten blieb sie den Lohn schuldig. Besonders groß sind ihre Schulden bei Berliner Modehäusern; sie werden auf rund 100 000 m. geschätzt. In letzter Zeit ſchwebter auch zwei Strafverfahren gegen fie. Eine 3ofe, deren Koffer fie nach der Entlassung gewaltfam geöffnet und der sie die darin befind lichen Kleider beschädigt hatte, ftrengte Klage megen Eigentumper gehens und Sachbeschädigung an, und außerdem soll sie gepfändete Wertsachen beiseite geschafft haben. So mußte Imogene Robertson anscheinend feinen anderen Ausweg mehr als die überſtürzte Flucht. hierbei war ihr scheinbar ihr Freund, der italienische Operateur Frenguelli behilflich, der vor einigen Monaten wegen verschiedener Bergehen des Landes beribiefen worden war. Er hat sie von Baris aus in München abgeholt und ihr zur Flucht verholfen. Jm Hotel...
300/3
Eine Tragödie spielte sich gestern nachmittag gegen 1 Uhr in einem Hotel in der Potsdamer Str . 135 ab. Morgens gegen 7 Uhr erschien ein jüngeres Paar, das ein Zimmer belegte, das es auch während des ganzen Vormittags nicht verließ. Gegen% 41 Uhr hatte der Mann dem Hoteldiener gejagt, daß er und seine Be gleiterin ausgehen wollten. Beide verließen dann auch das Bimmer, gingen aber noch einmal ohne ersichtlichen Grund zurüd und schlossen sich ein. Wenige Minuten später trachten plöglich mehrere Schüsse. Angestellte des Hotels eilten hinzu und erbrachen die Tür. Den Eintretenden bot sich ein schredlicher Anblid. Das Paar lag mit mehreren Schußverlegungen blutüberströmt und bemußtlos am Boden. Ein sofort hinzugerufener Arzt stellte bei dem Mann, einem 30jährigen Kaufmann Sergen Brems aus München , der geschäftshalber vorübergehend in Berlin weilte, einen Schläfenschuß fest, der den Tod auf der Stelle herbeigeführt hatte. Die Frau, eine 23jährige Kontoristin Melitta Lorenz, die in der Hauptstraße zu Schöneberg wohnt, gab noch schwache Lebenszeichen von sich. Zwei Kugeln hatten die Lunge getroffen. Die Schwerverlette wurde in dos naheliegende Elisabeth- Krankenhaus geschafft. Die Verlegung ist jedoch so schwerer Natur, daß sie taum mit dem Leben davon tommen dürfte. Der Grund zu der Tat ist noch unbekannt. Auch tonnte noch nicht ermittelt werden, ob beide im Einverständnis aus dem Leben scheiden wollten, da eine Vernehmung der L., die ohne Bewußtsein liegt und Aufschluß über die Gründe der Tat hätte geben tönnen, noch nicht möglich war. Das verbrannte Pferd.
Als eine beispilslos rohe Tat bezeichnete Bandgerichtsdirektor Siegerf im Urteil des Schwurgerichts III die wegen Brandstiftung und Versicherungsbetruges Angeklagten, des Bädermeisters Franz Platom und des Bädergesellen Reinhold Krahn. Die beiden hatten ein Pferd mit Benzin begossen und angezündet. Das Schwurgericht konnte die beiden Angeklagten jedoc nicht wegen Brandstiftung verurteilen, da ihr Borsaz nur dahin ging, das frante Pferd zu verbrennen und weil nicht nach)- gewiesen werden konnte, daß ihre Absicht auch darauf hinausging, bas Gebäude in Brand zu setzen. Dagegen wurde gemeinschaftlicher Versicherungsbetrug angenommen, und der Bäckermeister Platom erhielt 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus , dem 19jährigen Bädergefellen wurden mildernde Umstände bewilligt, weil er sich in Hörigkeit und Abhängigkeit von seinem Meister befunden hatte, er bekam deshalb nur 9 Monate Ge fängnis. Die beiden Angeklagten werden sich demnächst noch wegen der Einbruchsdiebstähle, die der Geselle auf Anftiftung feines Meisters in Hohenschönhausen verübt hat, vor dem Schöffengericht zu nerantworten haben.
Herr Kurt Adermann, Charlottenburg , Roschertraße 4, bittet uns mitzuteilen, daß er mit dem Seugen gleichen Stamens, der in dem Artikel: Der angeklagte Stadtoberinfpettar in Str. 28 bes Borwärts" genannt wurde, nicht thentisch ist.
Hahn- Maccaroni
aus reinem Hartgrieß hergestellt, sind deshalb so ausgiebig, weil sie, wenn sie in viel Wasser( man rechnet auf% Kilo 4 Liter) nicht allzu lange kochen, stark aufquellen. Dann kommt auch ihr guter Geschmack richtig zur Geltung. Seit Jahrzehnten ein Mittagessen, wie es preiswerter und nahrhafter wohl kaum gedacht werden kann!
Knorr
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