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fann. In einer erstaunlich offenherzigen Artikelferie, die später eine der wichtigsten Dokumente zur Beurteilung der Ereignisse vom Mai 1926 bedeuten dürfte, stellte Thomas, der bei allen Verhandlungen des Generalrats entscheidend mit­gewirkt hat, fest, daß er bei aller Verantwortlichkeit der beiden Barteien die Hauptlast der Schuld dafür, daß es überhaupt zum Kampfe gekommen ist, der Regierung zusprechen müsse. In der Tatsache, daß Baldwin die Annahme und Durchführung des Berichtes der Königlichen Kommission"| von der vorherigen Annahme durch Unternehmer und Berg­arbeiter abhängig machte, sieht Thomas den großen anfäng­lichen Fehler", der die Auslösung aller folgenden Ereignisse erst möglich gemacht hat.

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Betrachtet man an der Hand des Berichts auch die Tätig­feit des Generalrats, so wird man bei aller Bewunde­rung für die unaufhörlichen Bemühungen, den Frieden zu erhalten oder später einen anständigen Friedensschluß herbei­zuführen, doch auch den anfänglichen tragischen Rechenfehler nicht übersehen dürfen. Es ist heute ganz klar, daß der Generalrat der Gewerkschaften, als er vom Kongreß der Ge­werkschaftserefutive den ,, nationalen Streif" für den 1. Mai beschließen ließ, feinen Augenblick lang an die Möglichkeit feines tatsächlichen Ausbruchs gedacht hat. Der nationale Streit" das Wort Generalstreit wird im offiziellen Ge­werkschaftsdokument ängstlich vermieden war als ein tattisches, nicht als ein strategisches Mittel gedacht. Es sollte den Druck auf Regierung und Unternehmer, die Aus­iperrung zurückzuziehen und die Verhandlungen aufzunehmen, so verstärken, daß der Kampf im Kohlenbergbau vermieden werden würde. Sozusagen aus pazifistischen Gründen hat der Generalrat das schwerste Geschüß aufgefahren, und es ist ihm hierbei ergangen wie anderen Mächten, die den Frieden durch Kriegsrüstungen am besten zu sichern glauben. Aber nicht, daß er den ,, nationalen Streif" beschließen ließ, ohne an ihn zu glauben, wird man ihm in erster Linie vorwerfen müssen, sondern daß er ihn nicht einmal so weit als einen möglichen Eventualfall betrachtete, um wenigstens den Auf= marsch der Millionenarmee der Streifenden und die tech nische Durchführung im einzelnen vorzubereiten. Wer während der schicksalsschweren Maitage nur ein wenig hinter die Kulissen schauen konnte, der weiß, daß es nur der Hingabe aller Aufgerufenen, der Initiative einzelner Unterführer, der Loyalität der lokalen Gruppen zu danken ist, wenn sich der Generalstreit nicht in ein unsägliches Chaos verwandelt hat. Es war gewiß nicht das Verdienst der obersten Leitung der Gewerkschaften. Damit ist über den Wert des Generalstreits für den Abwehrkampf der Bergarbeiter nichts ausgesagt. Aber mit einer einfachen Kohlensperre, ja mit einer finan­ziellen Hilfe, die auch nur ein Zehntel der Kosten des General­streits von den Gewerkschaftstassen beansprucht hätte, wäre der Sache der Bergarbeiter besser gedient worden.

Der Stürmer.

Erft Kommunist, dann Faschist. Neuerdings erscheint in Berlin   eine Deutsche   faschistische Korrespondenz, Archiv für Weltpolitik und europäischen   Auf­bau". Herausgeber ist ein gewisser Dr Hermann Stürmer, Ein Programmartikel mit tönenden Worten kündet an, was diese Korrespondenz foll: Propaganda des deutschen   und des europäischen  Faschismus; der deutsche Faschismus wird nicht von unten her ent­stehen, sondern durch Machtspruch von oben, er wird keinen Duce haben, wie Mussolini  , sondern ein vieltöpfiges Direktorium an der Spize einer Republik die alten Ideen von 1923. Das Hauptziel aber: Deutschland   muß Soldaten haben. Der deutsche  Faschismus fann sich Deutschland   ohne Wehrhaftigkeit und volle stolze Rüstung nicht vorstellen. Der Faschismus legt nach seinem ganzen inneren Besen auf diese Dinge, den höchsten Ausdruck natio naler Straffung und Souveränität, einen geradezu trans. zendentalen Wert." Da haben wir den Militarismus

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Kriegsfilme.

Von Hermann Lücke.

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Bom Balken im eigenen Auge soll hier die Rede sein. Freilich, es ist schon mehr eine fleire Holzhandlung. Der Reichsverband der deutschen Lichtspieltheaterbefizer" hat neulich auf seiner Delegierten­versammlung in Berlin   eine Entschließung gefaßt, in der er sich| ,, mit größter Schärfe gegen die in England und Amerika   immer noch hergestellten hegerischen Kriegsfilme" wendet. Ganz besonders auf gebracht ist dieser Berein, daß das amerikanische   Kriegsarchiv mit den gleichen Institutionen Deutschlands  , Frankreichs   und Englands in Verhandlungen eingetreten ist, um die während des Krieges bei den einzelnen Formationen aufgenommenen Filme auszutauschen und dann eine Wiedergabe des Weltkrieges zu konstruieren". Der Reichsverband bezweifelt, daß das amerikanische   Kriegs­archiv mit der Vorführung solcher Filme pazifistsche Tendenzen ver­folgen könne. Der zurzeit in London   laufende Film Mons und der in Borbereitung befindliche Die Offensive an der Somme  sollen den Hurrapatriotismus" der Engländer auffrischen. Und mit nicht zu überbietender Entrüstungskomit schließt der Erguß mit dem föstlichen Satz: Es gibt eben immer noch Leute, die von den Kriegs. greueln nicht genug bekommen fönnen."

Dann sind die Herren wahrscheinlich wieder hochbefriedigt in ihre Kultur- und Kultstätten abgerückt, allwo ihnen die ganze Nied­lichkeit und Harmlosigkeit aller Kriege so herzerfrischend und nicht im geringsten hegerisch entgegenflimmerte. Als da sind: Des Königs Befehl, In Treue start, Herbstmanöver. Die elf Schillschen Offiziere, Mutterherz u. a. m., Filme, die unter dem Nebelschleier verlogener Kriegsromantik und falscher Sentimentalität ebenso geschmacklos wie gefährlich sind, während die Wirklichkeitsnähe der betreffenden eng lischen und amerikanischen   Aufnahmen wahr ist, wodurch sie sicher eher im tieferen Sinne friedensfördernd wirksam sein können. Frei­lich, in einer Beziehung trifft der Reichsverband mit seiner Ent­schließung ins Schwarze: der Hurrapatriotismus des deutschen  Spießers braucht nicht aufgefrischt zu werden. Hei lewet noch. Und wenn nun der Vorstand des Reichsverbandes als von der Kon­ferenz Beauftragter zweckdienliche Schritte beim Auswärtigen Amt  und bei der deutschen   Botschaft in London  " unternimmt, wird der egal begeisterte Kinobesucher wieder einmal auf den Splitter in des Bruders Auge wie hypnotifiert starrend, der Holzhandlung im eige­nen ganz vergessen.

als Religion. Damit aber Deutschland   wieder militärisch wer den kann, muß es paneuropäische Bestrebungen vertreten, damit Paneuropa einen Krieg mit einem anderen Weltteil anfangen und Deutschland   zu diesem Zweck ausrüsten kann.

Man könnte das Programm dieser Korrespondenz beiseite­schieben mit der Bemerkung: Wieder ein Berrückter mehr! Aus zwei Gesichtspunkten heraus muß man sich noch einen Augenblick dabei aufhalten- um der Person des Herausgebers willen und um der ideellen Verbindung zwischen Rechtsputschisten und Links putschisten willen, die dabei zutage tritt.

Der Herausgeber Dr. Hermann Stürmer, gelegentlich auch Mitarbeiter der Deutschen Zeitung", verspricht mit dieser Korrespondenz cin großes, bis zum Weltkrieg zurückgreifendes eigenes politisches Archiv" zu erschließen. Dr. Hermann Stürmer war noch vor fünf Jahren geschätztes Mitglied der deut. schen Kommunistischen Partei. Nicht nur das, er war Archivar der kommunistischen 3entrale für die 2b. teilung Weltpolitik. Er war ferner geschäßter außenpoli­tischer Mitarbeiter der somietrussischen Vertre. tung in Berlin  . Von da zum Herausgeber einer deutschen  faschistischen Korrespondenz ist ein sehr interessanter Schritt, ganz ab­gesehen von der Bifanterie, daß dies erwähnte Archiv kommunisti. scher Unterstüßung seine Existenz verdankt.

Aber ist dieser Schritt so groß, Wir müssen es verneinen. Denn gerade die von Stürmer ausgesprochene Grundtendenz, dem demokratischen Stimmzettel in der Hand der stumpfen Masse den Gedanken der Herrschaft einer geistig aristokratischen und leiden­schaftlichen politischen Minderheit entgegenzusetzen", ist den Faschisten mit den Kommunisten gemeinsam.

feinen famosen Konsulaten"? Schließlich: Wo stammt das Geld her? Von Mussolini   und

Die weltliche Schule marschiert! Starke Fortschritte in Braunschweig  . Aus Braunschweig   wird uns über die Entwicklung der weltlichen Schulen berichtet:

Eine glänzende Entwicklung nehmen in der Stadt Braunschweig  die weltlichen Sammelschulen, die Ostern 1926 errichtet worden sind, nachdem damals der braunschweigische Minister Mar­quardt mit einem Federstrich sämtliche Braunschweiger  Schulen zu konfessionsschulen machte. Auf den ersten Anhieb war es möglich, drei vollflaffige überfüllte Sammelschulen zu errichten. Die Kirchenreaktion hatte damit nicht gerechnet und war deshalb vor Jahresfrist nicht sehr aktiv ge­wesen. Als aber jetzt die Neuanmeldungen bis zum 15. Januar ausgeschrieben waren. entfesselten Geistlichkeit und Evangelischer Elternbund" eine riesige Agitation gegen die weltlichen Schulen. Genügt haben ihnen die Bemühungen nichts; denn die Zahl der Neuanmeldungen zu den weltlichen Schulen beträgt 780. Da voraussichtlich etwa 350 Kinder Ostern entlassen werden, bleibt noch ein Zuwachs von 430 Kindern, so daß rund 2700 Kinder ab Ostern die weltliche Schule besuchen. 3 wölf neue Klassen müssen errichtet werden. Das ist ein glänzender Erfolg. Nach einjährigem Bestehen umfassen die neuen Schulen bereits ein Drittel aller evangelischen Kinder.

Auch in der Kreisstadt Schöningen   macht die weltliche Schul­bewegung erfreuliche Fortschritte. Dort werden Ostern voraussicht­lich zwei weitere Klassen notwendig werden. In Wolfenbüttel   find die Vorbereitungen für die Gründung einer weltlichen Schule eben falls im Gange und versprechen gleichen Erfolg. So erweist sich die schwarzweißrote Regierung als jene Kraft, die Böses will und Gutes schafft.

Auch in Berlin   ist gegenwärtig eine neue und um fassende Bewegung für die weltliche Schule im Gange. Fast in allen Verwaltungsbezirken finden zahlreiche überfüllte Ver­sammlungen statt, die für den Gedanken der neuen Schule werben. Die Zeit vor Ostern bietet für alle Eltern die beste Gelegenheit, sich für die Schule der 3utunft zu ent­scheiden.

Beigern und Stalen eine Fülle astronomischer und falendermäßiger| Angaben vereint, die den Beschauer verwirrt, hatte sich Schulz die Aufgabe gestellt, eine übersichtliche Lösung zu finden. Aus einer improvisierten gotischen Fassade von etwa Meter Höhe, die oben mit einer beweglichen Apostelschau aus der Hand des Oberammer gauers Johanns Lang abschließt, treten zehn Zifferblätter hervor. Eie zeigen die mittlere, die wahre und die Sternzeit, die Mond­phasen, Sonnen- Auf- und Untergänge, selbst die Finsternisse. Der Kalender bedient sich bis zum Jahre 3400 felbfttätig, und auch für die Angaben der beweglichen Feste ist gesorgt. Horizontal vorgebaut ist ein Planetarium. An den Wänden hängen die Konstruktionszeich nungen des Erbauers, die an sich schon ein gewaltiges Stüd Arbeit in sich schließen.

Die Erklärungen, die der Erbauer gibt, tönnen bei der außer ordentlichen Kompliziertheit, die unserem Weltgetriebe nun einmal eigen ist und die sich auf seine Abbilder übertragen muß, not gedrungenerweise nur die Oberfläche streifen. Nur vor einem Bar­terre von Astronomen, Uhrmachern und ähnlichen mehr erdab gewandten Leuten hätte er sich in Einzelheiten vertiefen dürfen. Nach Schluß des Vortrages darf man einen Blick hinter die Kulissen werfen und dem Werke ins sinnverwirrende Rädergetriebe sehen. In seiner Mitte schwingt gleichmäßig das schwere Bendel hin und her, das mit langsam gebietendem Schlag den Meister vertritt. Die Ursache, die diesen zur Schaffung seines Lebenswertes veranlaßt hat, greift weit zurüd in seine Jugend, denn schon als jungen Menschen fesselte ihn der gestirnte Himmel. Wir armen Großstädter aber sehen nicht mehr viel von ihm. Es ist gut, daß wir Planetarien und Schöpfungen wie die des Meisters Schulz haben, die uns durch unseren verbauten, verräucherten und verregneten Himmel gelegents Rip. lich auch einmal zu den Sternen führen.

Barmatprozeß.

Staatsbankpräsidium und Kreditgewährung.

Bei der heutigen Verhandlung des Barmat- Prozesses wurde zus nächst Geheimrat Kißler, der frühere Generaldirektor der Preußischen Staatsbank als Zeuge gehört. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Neumann, legte dem Zeugen die Frage vor, nach welchen Gesichtspunkten die Verträge über die Kredite in den Aufsichtsratssitzungen gehalten worden feien. Der Zeuge antwortete darauf, daß es eigentlich Sache des Gefühls" geweſen ſei, welche Kredite die Dezernenten nicht vortrugen. Er gab zu, daß die Sizungen häufig überlastet gewesen seien, und daß er gesagt habe, man folle nicht das ganz fleine Beug" vortragen, womit er aber uns wichtige Personalfragen und sonstige fleine Angelegenheiten gemeint habe. Borf.: Meinen Sie, Herr Geheimrat, daß darunter auch Kredite gehörten, die zwar gesichert erschienen, aber in die Millionen Goldmark gingen? Beuge: Ja, ich fann nur sagen, daß das im wefentlichen Sache des Gefühls war. Dr. Hellwig führte einen be fonderen Fall an, wo der Zeuge selbst gebeten habe, die Vorträge abzufürzen. Hierauf fonnte sich Geheimrat Kißler nicht mehr ent finnen, räumte aber die Möglichkeit ein.

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Hierauf wurde der jezige Bizepräsident, Staatsfinanz­rat Bretenfeld, über die Entwicklung, der Barmat- Kredite ge= hört. Im Jahre 1923 fei von Dr. Hellwig in den Sizungen der Generaldirektion des öfteren der Name Barmat bei Ge= Borf.: Wann fchäften auf Wechselgrundlage gesprochen worden. Barmat gesprochen? Zeuge: Das ist schwer zu sagen, denn noch im wurde es mit den Krediten fritisch, wann wurde ernsthaft über kredite nicht gedacht und Barmat nicht als faul betrachtet. Man kam September 1924 hat man meines Wissens an eine Gefährdung der dann auf Veranlassung des Vorsitzenden auf die Sigung vom 19. Mai zu sprechen, in der der Beschluß gefaßt wurde, die Kredite zu ver= ringern. Der Zeuge glaubte, daß man sich darauf bezog, daß die drei Kreditnehmer, Barmat, Kutister und Michael, da= mals zusammen 35 Millionen Kredit hatten, und daß es ferner darauf anfam, auch andere Kunden zu berücksichtigen. Dr. Hellwig erklärte wiederum, daß von der Generaldirektion noch nach dem 19. Mai eine Erhöhung der Kredite vorgenommen worden sei, was der Zeuge, ohne sich darauf besinnen zu können, auch nicht für ausgeschlossen hielt. Borf.: Herrschte bei der Generaldirektion die Auffassung, daß Dr. Hellwig bei der Regelung der Kredite irgendwie fahr. lässig gehandelt hat? Zeuge: Ich will es so sagen, man hatte tein Mißtrauen gegen Dr. Hellwig. Wäre das der Fall, so hätten wir sicher die Konsequenzen daraus gezogen und nötigenfalls bem Finanzminister Bericht erstattet. Der Vorsitzende ging dann im weiteren Verlauf auf die empfehlenden Auskünfte der Staatsbant über Barmat im September 1924 ein. Eine dieser Auskünfte ist von Dr. Brekenfeld und Geheimrat Rugge unterschrieben. Staats­finanzrat Brefenfeld befundete dazu, daß er die Auskunft nur ver tretungsweise unterschrieben und fie für zutreffend gehalten habe. einige Wechsel der Amerima beanstandet hatte, und auch sonst be fundete, daß er bei Hellwig gegen Barmat gearbeitet habe. Hellwig habe aber Bertrauen zum Barmatunternehmen gehabt und seine Be­vorzugung mit dem Bemerken erklärt: Ein Großer ist mir lieber als viele Kleine. Beuge hat gegen Hellwig gearbeitet und den Vor­steher des Präfidialbureaus auf ihn aufmerksam zu machen versucht, ohne etwas Positives gegen ihn vorbringen zu fönnen, so daß ihn der Vorsteher vor Verleumdungen warnen mußte. Auch vor Gericht fann er seine gegen Barmat und Hellwig gerichteten Aussagen nicht durch Unterlagen erhärten.

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Es folgte dann eine Vernehmung des Bankrates Schacke, der

Die Siedlung in Preußen.

Ein Beschluß des Landtagsausschusses. Der Landtagsausschuß für landwirtschaftliches Siedlungswesen hat mit allen gegen die kommunistischen   Stimmen einen Beschluß gefaßt, in dem das Staatsministerium ersucht wird, bei der Ber­wendung der Reichsmittel darauf hinzuwirken, daß den anzuffedeln­den Bauernsöhnen, landwirtschaftlichen Arbeitern und Angestellten, Bächtern und Heuerleuten sowie zur Rücksiedlung aus der Landwirtschaft stammenden Industriearbeitern und Angestellten vor allem auch Einrichtungs- und Betriebskredite zu tragbaren Bedingungen gewährt werden, um die Siedlungen wirt­schaftlich zu ermöglichen. Die Regierung wird weiter ersucht, soweit Reichsmittel zur Gewährung von Einrichtungs- und Betriebskrediten nicht verfügbar sind, hierfür preußische Fonds bereitzustellen.

viel beflagte Meinung, deß das Radio der Feind ihrer fünstlerischen Unternehmungen sei und das Publikum von ihrem Besuche abhalte. Um diese Ansicht zu widerlegen, hat die norwegische Rundjunigell schaft in Gemeinschaft mit der Philharmonischen Gesellschaft in Oslo   einen interessanten Versuch unternommen, über dessen Erfolg in einer französischen   Zeitung berichtet wird. Das Philharmonische Orchester gab regelmäßig im Rundfunk Konzerte. Eines Abends. als das Konzert A- Moll von Grieg   übertragen worden war, knüpfte der Ansager daran die Mitteilung, daß das gleiche Konzert am nächsten Sonntag von der Direktion der Philharmonischen Geiell­schaft in einem populären Konzert aufgeführt werden würde. Jeder Radichörer habe das Recht, unter Vorweis seiner Rundfuntquittung drei Billetts zum ermäßigten Preise zu lösen. Der Erfolg diefes Versuchs war erstaunlich; der Saal war gedrängt voll, tausend Ber­fenen hatten sich eingefunden, unter denen sich die Hälfte als Radio­hörer ausw: es. Dies Ergebnis des Versuches erweckte natürlich das Intereise der Theaterdirektoren, die sich nun gleichfalls daton überzeugen wollten, ob der Rundfunk sich dem Theater ebenso hilf­reich erweist wie dem Konzertsaal. Bjoern Bjoernson  , der Leiter des Nationaltheaters, machte nun den folgenden Versuch: An einem Sonntagnachmittag wurde ein Stück aufgeführt, das, da es sehr ab= gespielt war, nur wenig Zuschauer anzog. Bu gleicher Zeit aber wurde der erste Akt durch den Rundfunk übertragen und den Hörern angekündigt, daß alle, die das ganze Stück zu sehen begierig wären,

am Abend Billeits zu ermäßigten Preisen lösen fönnten. Auch hier war der Erfolg ganz überraschend; 1200 Personen waren im Theater erschienen, unter denen sich 970 Radiohörer befanden. Bjoernson hat jetzt den Wunsch nach engstem Zusammenarbeiten mit dem Radio cusgesprochen.

Bürgerrecht der Stadt Wien  . In der Staatsoper fand eine Fest­aufführung des Evangelimann  " unter persönlicher Leitung des Komponisten statt.

Wilhelm- Kienzl  - Feiern in Wien  . Der 70. Geburtstag des Rom  Der Bau des Atominnern. Auf dem dritten Vortragsabend der ponisten des Evangelimann  " wurde in Wien   durch eine Reihe von Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften sprach Fräulein Pro- Veranstaltungen in überaus herzlicher und eindrucksvoller Weise des Atominnern. Die Entwicklung der Chemie und Physik hat fessor Dr. Lise Meitner   vom Institut für Chemie über den Bau gefeiert. Nachdem schon am Freitag in der Urania  " ein Kienzl­Abend mit Aufführungen aus seinen Werken stattgefunden und am zwingend zu der Erkenntnis geführt, daß die Atome der chemischen Sonntag Radio- Wien als Erstaufführung Stücke aus seiner Oper Elemente komplizierte Systeme aus elementaren Bausteinen dar Hassan, der Schwärmer" vermittelt hatte, fanden am Montag vor­stellen, die durch elektrische Kräfte zusammengehalten werden. Nachmittag im Konzerthaus und am Abend in der Staatsoper die eigent­der modernen Atomtheorie besteht jedes Atom aus einem in sehr lichen Feiern zu Ehren des Meisters statt. Bürgermeister Seiz betonte die echte Volkstümlichkeit Kienzls und verlieh ihm das fleinem Raum konzentrierten Atomfern, der die gesamte Masse des Atoms trägt und eine positive elektrische Ladung besitzt, die ebenso groß ist wie die Blazzzahl des betreffenden chemischen Elements im periodischen System. Um den Kern freisen eine seiner positiven Ladung gleich große Zahl von negativen Elektronen. Die Atom­ferne selbst bauen sich wieder aus Wasserstoffternen und Elektronen auf. An der Hand der radioaktiven Prozesse wird gezeigt, wie weit­gehend die Entdeckung und Erforschung der radioaktiven Substanzen die Einsicht in den Bau der Atome gefördert haben. Insbesondere haben sie auch die Möglichkeit gegeben, einzelne Atomterne und ihre des modernen Atommodells nötige experimentelle Material ge= wonnen werden und die künstliche Zertrümmerbarkeit verschiedener Elemente nachgewiefen werden konnte.

Die astronomische Kunstuhr in der Urania  . Der Berliner   Uhrmacher Oswald Schulz hat in einundzwanzig- Wechselwirkungen sichtbar zu machen, wodurch das zur Aufstellung jähriger Arbeit eine astronomische Kunstuhr erbaut, die er den Be­suchern der Urania persönlich vorführt Das Urbild dieser Art Uhren ist die Jahrhunderte alte Kunstuhr im Münster zu Straß­ burg  , die in ihrer Art nicht übertroffen ist. Aber während bei diesem mächtigen Borbilde hauptsächlich ein großes Zifferblatt mit vielen

Der Rundfunk als Vorspann fürs Theater. Es ist eine unter Theaterdirektoren und Konzertunternehmern weit verbreitete und

Universitätsunterricht durch Rundfunt. In der Schweiz   wird jekt zum ersten Male versucht, Universitätsunterricht durch Rundfunk zu ermöglichen. Wie die Deutsche Medizinische Wochenschrift   mitteilt, werden in Leysin Eine richtungen getroffen, damit die bettlägerigen Studenten im Senatorium an den Vorlesungen der Universitäten Lausanne   und Genf   im Rundfunt teilnehmen können. Die'er Versuch trifft mit den Bestrebungen zusammen, in Davos   eine internationale Hochgebirgsuniversität zu schaffen.

In der Freien Sozialistischen Hochschule spricht am Sonnabend, 7, Uhr, Genosse er mann Wendel, Frankfurt   a. M. ,, im groken Saal des Der ehemaligen Herrenhauses, Leipziger Str. 3, über das Thema eue Ballan im neuen Europa  ". Starten zu 50 Vf. find in der Buchhandlung J. H. B. Diez   Nachf., Lindenstr. 2, und am Eingang erhältlich.