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hat. Sir hält zwar das Geld zusammen, füttert ihren Mann jedoch mit den zurückgesetzten Gemüsen der Saison, die ihres unansehnlichen Zustande? wegen den Kunden nicht mehr offeriert werden können. Lieber Gott, wenn er dann abends Sauersletsch ißt, wer kann es ihm oerdenken? Auch ich selbst bin keinem Menschen Rechenschaft schuldig, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich gehe nun schon seit Wochen jeden
Die armen Seelen. Eine Wirtshauselegie von Otto Zröhmcke. Run gehe ich schon seit Wochen jeden 2lbend in das klein« Lokal. Ich setze mich an den Tisch, der in der äußersten Ecke an der Wand steht. Der Wrt.«in schmaler Vierziger mit geröteten Augen, kommt in Filzpantoffeln und brmgt mir ein Glas Vier. Nickt einen Gruß und geht dann schlürfend hinten den Schanktisch.— An den Wänden hangen Reklomeschilder von Zigaretten- und Likörfabriien. Ich habe fie längst studiert. Roch drei Tische füllen den kleinen Raum, lleber jedem hängt eine Ampel aus rotgelbem Satinftoff und verbreitet warmes Licht.— Es ist noch em anderes Zimmer vorhanden, gleich neben dem Schanktisch. Einmal schlug ich einen Blick hinein. Die Beleuchtung war ziemlich gedämpft. Ich erkannte ein großes rotes Sofa und einen Musikautomaten. Aber dieses Zimmer ist nicht für mich geschaffen, ich passe nicht hinein. Spät abends kommen noch ab und zu junge Menjchen, die sich lieben und nicht gestört werden wollen. Sie finden den Weg in das HiiUer- stübchen. Für sie ist es ja da! An dem ersten Tisch sitzen stets der Tischlermeister, den sie nur .Meister" nennen, der Schmied, Karl genannt, der Kanzlist Arno und der Kellner Fritz. An dem zweiten Tisch macht sich der Gemüse- Händler breit. Er hat«in gut gehendes Geschäft: man sieht es an den Unmengen Bier und Sauerfleisch, die er Abend für Abend vor- tilgt— und auch bezahlt. Er sitzt stets allem. Trotzdem führt er die Unterhaltung. Er redet zu den übngen Gästen von seinem Platz aus. Was er sagt, da» gilt. Denn er ist reicher als wir all«, er ist Kaufmann, er hört vieler Leute Ansichten. Der dritte Tisch ist für den Wirt bestimmt. Seine Frau und sein Bruder sitzen bei ihm. Dieser, ein junger Mensch von sünfund- zwanzig Jahren, ist in die Wirtin oerliebt. Gesagt hat er es nie. Aber ich weiß es. Denn alle lieben sie: der Meister, der Schmied. Arno, Kellner Fritz und der Gemüsehändler. Rur ihr Mann ist gleichgültig und beachtet sie kaum. Er mag wohl seine Gründe haben... Als ich die ersten Male kam, war ich nicht gern gesehen. Wäre ich in das �mterzimmer gegangen, hätte man mich wohl bester be- handelt. Aber dort past« ich nicht hinein. Jetzt geht«s auch schon bester. Als ich neulich Geld hatte und betrunken war, tranken alle auf meine Rechnung. Das hat sie ein wenig versöhnt. Nur der Gemüsehändler mag mich nicht leiden. Ich werde aber in seinem Ge- schäst kaufen, das wird ihn umstimmen. Die vier am ersten Tisch spielen Skat. Arno, besten Kneifer nie auf seiner spitzen Rase Ruh« findet, ist Choleriker. Cr ist auf- geregt, nie ganz bei der Sache, dann wieder ganz Spieler. Dabei vergißt er das Trinken nicht. Wenn die Uhr elf schlägt, erhebt er sich, johlt und geht leicht schwankend hinaus. Man findet hier nicht» dabei, über einen soeben Fortgegangenen zu sprechen, was man in �vornehmen" Kreisen verdammt. Ich weih, daß seine Frau zu Hause ihn schlägt, well sie kinderlos ist. Ja, ja. der arme Arno hat es nicht leicht. An dem Abend, als ich Geld hatte und mit ihnen allen trank, . war es spät geworden. So um zwei Uhr herum kam Zlrnos Frau ü/w und entführte ihn uns. Da sah ich sie. Sie ist groß und stark. Al» sie ihm den Mantel anzog, knackten seine Knochen, daß ich es hörte. Der arme Arno hat es nicht leicht. Um'zwölf Uhr geht der Meister. Er ist Witwer, hat vier Kinder �u Haufe und ist gewiß ein ordentlicher Mensch. Ost hat er erzählt, daß er Maria, so heißt die Wirtin, vom Fleck weg heiraten würde, wenn sie frei wäre. Cr sagt es natürlich lächelnd, im Scherz, aber wir all« wisten, daß ihm ganz ernst bei diesen Worten zumute ist. Denn er liebt Maria. Wer von uns Nebt sie nicht! Sie ist schön. Ihr schwarzes Haar trägt sie kurz geschnitten. Li« Formen ihres Körpers treten unter einem braunen engen Kleide fest und voll hervor. Wenn st« den Mund öffnet, erscheinen zwei Reihen makel - loser weißer Zähne. Und oft bewegt sie mit der Zunge ihre Ober- »ippe. Es steht verführerisch aus. Wer sollte Maria nicht lieben! Nur ihr« Hände und Unterarm« sind stets etwas gerötet. Es kommt vom Gläfsrspülen. Jeder weiß es und findet es verständlich. Karl, der Schmied, ist ein Hühne, Fritz, der Kellner, ein Zwerg. Dieser körperliche Gegensatz bewirkt, daß sie sich stets zanken. Im Scherz natürlich. An einem Sonnabend aber, als mehr getrunken wurde als gewöhnlich, beschuldigte Fritz den Riesen, er hätte in seine Karten geblickt. Ganz ernschaft und entrüstet sagt« er es. Da schlug ihm der Schmied eine Ohrfeige, daß der Zwerg vom Stuhl fiel. Später meinte Fritz, es fei nur Spaß gewesen, und sie versöhnten sich. Von Karl weiß ich bestimmt, daß er Maria liebt. Ich sah, daß er sie küßte. Im Hinterzimmer war es, damals, al» ich einmal einen Blick hineinwarf nnd das rote Sofa und die Spieluhr sah. Seme Hände griffen nach ihren Brüsten. Ein leises Stöhnen war in dem Raum. Fritz, der stets stellungslos ist, ist ein pfiffiger Kerl. Sein Haar fft schwarz und ordentlich zurückgekämmt, seine Wäsche ist stets sauber, er achtet auch immer auf die Bügelfalte in seiner Hose. Wie schon gesagt, er ist sonst wie ein Zwerg und flink wie ein Wiesel. Nur ein genauer Beobachter kann sehen, wie seine Hände einige Sekunden Marias Arm« berühren, wenn sie einmal das Vier reicht. oder wie seine Blicke in ihren Blusenaussckniit fallen, wenn sie ein- mal Feuer zu einer Zigarette über dem Tisch anbietet. Ich weiß, daß Fritz ein uneheliches Kind eines Offiziers ist. Seine Jugend soll sehr hart gewesen sein Ich glaube aber, daß er einmal sein Glück macht. Denn er ist flink wie ein Wiesel, hübsch und hat ein paar helle Augen im Kopf. llnd dcrnn Marias Schwager! Welche Tragödien durchlebt der Jungs täglich Er will seinen eigenen Bruder nicht betrügen, das sehe ich ihm an. Wann er mit Maria.Sechsundsechzig" spielt und die Partie um einen Likör gewonnen hat. ist er traurig. Maria stößt dann mti ihm an. benetzt mit der Zunge leicht die Oberlippe und läßt den Likör langsam durch die Kehl « rinnen. Wenn sie den Kopf rückwärts beugt, glaubt man unter ihrer weißen Haut am Hals« die Farbe des Likörs schimmern zu sehen. Der Jung« wird rot dabei. Und wie schwer leidet er. wenn sich Maria den anderen Gästen widmen muß, weim sie dem Kellner Feuer gibt oder besonder», wenn sie von dem Gemüsehändler gebeten wird, an seinem Tische Platz zu nehmen. Oft habe ich es beobachtet, daß der Junge dann fortging. Die Tut warf er stärker ins Schloß, al» schicklich ist Ich fühl« dann ganz mit ihm. Denn so recht leiden kann ich den Gemüsehändler nicht. Er wirkt manchmal auch zu protzig. Wenn er sich die dritte Portion Sauerfleisch bestellt, schaut er den verhungerten Kanzlisten höhnisch an. Dessen Kneifer fällt aufgeregt von der Nase, und nur nnt Müh« konzentriert er sich«ruf den Skat. Bon dem Wirt«eiß ich, daß der protzige Rauhe eine sehr häßlich« und»och dazu«norm geizige Frau
tzinöenburg schreibt an Marx. (Clue Szene fiel nach Soeth�)
v. Loebell-Mephtsto selublaseud): Trauben Iräqt der weinslock, Zinsen der Lürgerblock! Tech!» sitzen die Reichen, links die Prolekea. Die Rechte kann auch mal die Armen vertreten! Zwar geht es gegen die Jlofur,— Hier ist ein wunder, glaubt e» nur! v. Hindenburg (schreibt): Mir wird von alledem so dumm. Als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum. v. Laebell. Mephisto: Darüber ist noch nicht« verloren, Denn ein vollkommener Widerspruch Rleibt gleich geheimnisvoll für Klug« wie für Toren. wahrt nur der Unparteilichkeit Geruch! Mit Worten ist die Menge schnell belört. Der Geist de» Lürgerblock» ist leicht zu kasie«: Venn wenn der Lürger nationale Phrasen hört, Meint er, es müsie sich dabei wa» denken lassen. (Loedell bläst weiter ein, Hindenburg schreibt.) Da» Volk- i Ich höre doppelt, wa» er spricht, Und dennoch überzeugt es nicht.
Abend in das kleine Lokal: ich fetze mich an den vierten Tisch, der in der äußersten Ecke an der Wand steht. Ich fühle mich wohl unter den armen Seelen... Ich wohne weiter entfernt in der Stadt. Niemand kennt meinen Namen, Maria wüßte schon, wer ich bin. wenn sie mich erkennen würde. Aber mein Gesicht ist bärtig geworden, das Haupthaar ist schon grau. Sorgen und Not fresien tiefe Furchen, die sich nie mehr xlätten. Einmal war st« meine Frau. O, ich kenne sie gut. Wenn ich ihr em leeres Glas zureiche, zittert meine Hand stets ein wenig...
Oer Zola des Noröens. Zum heutlgcu Geburtslage August Slriadbergs. Don Dr. Elfe Loewecke-Möbus. Niemals wird es gelingen. August Strlndberg als geistiges Phänomen, wie als Menschen restlos zu erklären. Zu gewaltig sind die Widersprüche seiner Natur, zu tief die Geheimnisse, die sein innerstes Seelenleben erfüllen. Friedrich Nietzsche sagt einmal, daß man einen großen Menschen,«inen bedeutenden Gegenstand am besten darstelle, wenn man die Farben zum Gemälde aus dem Gegen- stand selber nähme, so daß die Zeichnung aus den Grenzen und Uebergängen der Farbe erwachs«. Will man Strindberg seelisch näher koimnen, so muß man seine Werk«, die sein« beste SeiHlbiographie sind, zu erfassen suchen und dann erst zu den mannigfachen Dar- pellungen und Erklärungen, zu der reichen Literatur über ihn greifen, die so widerspruchsvoll ist, wie der Dichter selbst. Strlndberg mutet an wie einer der großen Skalden des nordischen Mittelalters, wie Bragi oder Egil. Nur die Umwelt ist verändert. Jahrhunderle liegen zwischen ihnen, aber seelische Einstellung und Charakteroeranlagung sind die gleichen. Ruhelos fährt Egll durch Länder und Meere: unbefriedigt, einsam und unverstanden wirkt er als reifer Mann in der Heimat, unbeugsam bi» zum Eigensinn, oft geizig und kleinlich, andererseits großzügig und edel. Strindberg vsoköopert das Wikingertum der Seele. Di« Länder und Meere, die er ruhelos durchforscht, liegen in seinem eigenen Wesen. Zwei Seelen wohnen in ihm, wirken und kämpfen gegeneinander, Konflikte erzeugend und lösend, um sofort wieder neue Problem« zu stellen. Richard Berch hat ein Porträt von ihm gemalt, das zugleich«ine Seelenstudie Strindberg, darstellt. Der erste Anblick zeigt einen trotzigen, kühnen Abenteurer,«inen scharfen Denker und schonungs- losen Kritiker. Aber betrachtet man es länger, so wird in den gleichen Zügen ein zweites Gesicht lebendig: leidvoll und zerquält, von Kind- lichkeit und Güte. Eocc homo, das ist der Mensch, da» Doppelwesen Strindberg. Er ist Europäer , er gehört der Weltliteratur an, aber er iminei: in der Kultur de« Nordens. Er ist ihrer herben, einsamen Größe, aber auch ihrer Begrenzung teilhaftig. Sein« Jugend, seinen Werdegang hat er selbst mit schomings- loser Offenheit, die an Zola erinnert, erzählt. Kr enthüllt und deutet
Vorgänge im Elternhause an und schildert sich selbst als immer hungrigen, ängstlichen Jungen. Sein« beiden Schwestern haben kürzlich in dem Stockholmer Verlag Norrftedt und Söner unter dem Titel„Strindbergs Systors berätta"(Etrindbergs Schwestern erzählen), dieser Biographie manch« wertvollen Züge beigefügt, anderes abzuschwächen oersucht oder verneint— im ganzen aber ist das Jugendbtld Strindberg? das gleiche geblieben. Di« Kräst«, die das Seelenleben des Knaben«rflUltsn, sind auch im Manne vor- herrschend, nur komplizierter, unberechenbarer, widerspruchsvoller. Er Hungert nach Wahrheit, nach Erkenntnis. Das satt«, bürgerliche Dasein ist ihm zuwider. Er will nicht einmal begraben fein zwischen den Besitzenden. Tragisch« Bedingtheit seiner'Natur, daß er selbst nicht frei war von engherzigen, kleinlichen Charakterzügen: Er ist wütend, wenn das Frühstück nicht pünktlich auf dem Tisch steht, er legt einen Knopf auf den Schrank, um die Ehrlichkeit seiner Wirtin zu prüfen, er schreit nach Dieben, wenn er etwas verlegt hat. Betritt man heut« in Stockholm das Strindberg-Zimmer, so findet man den .chlauen Turm", sein Arbeitszimmer, so, wie er es verlasien dat. Auf dem Schreibtisch herrscht peinlich« Ordnung, Bleistift«, sorgfältig ge- spitzt, und Federhalter liegen in Reih und Glied. Man fühlt geradezu, daß zu diesem Menschen die sorgsam« Schrift gehört, die wir in seinen Manuskripten bewundern können. Di« ganze Einrichtung atmet eine große Sparsamkeit, die fast an Geiz grenzt. Und doch ist der Besitzer großmütig, edel, hochherzig und freigebig bis zum Aeußerften ge- wefen. Er verpflegt« und kleidete eine ganz« Reihe von Leuten, die er seine Kunden nannt«, er liebte sie und war unglücklich, wenn er ihn«, nicht rechtzeitig Helsen konnte. Durch all« Gebiet« seines Seelenlebens, seines Charakters, seiner Weltanschauung gehen diese Widersprüche: Er spottet über die Frau, verhöhnt die Ehe, deren unertrogüch« Fesseln er selbst dreimal qualvoll empfand. Aber noch den Sechzigjährigen übermannt die Sehnsucht nach Lieb« und Ge- meinschaft und läßt ihn, auch diesmal vergeblich, auf ein eheliches Glück mit seinem„Osterkind", der zwanzigjährigen Schauspielerin und Malerin Fanny Falkner, hoffen. Er ist Skeptiker aus religiösem Gebiet. Der Knabe, der zum Entsetzen seiner Schwester die Bibel an die Wand wirst, ist auch im Manne nicht ausgelöscht. Der gleiche Mensch aber zieht sich später w ein Pariser Kloster zurück, um sich in mystisch« Spekulationen zu versenken, um sich mit Alchemie zu be- schäftigen. Der Zola des Nordens, der den„Sohn einer Magd" geschrieben hatte, in dem er den Naturalismus auf die Spitze trieb, schreibt später gegen sein««igen« künstlerisch« Ueberzeugung und oersucht, dem Naturalismus den Todesstoß zu versetzen. In'seinem großen Mysterium„Ostern " webt das Gehetnmisvolie, das Unfaß- liche, das Unbewußt«. Strindberg, der stet» mit den Armen fühlte. Hot in zahllosen Aufsätzen an der sozialistischen Presie mitgearbeitet, ohne den modernen Soziolismi» erfaßt zu hoben. Er ist einer der schärfsten öksellschaftskritlker gewesen. Schonungslos leuchtet er in seinem .„Roten Zimmer" und anderen Werken in die gesellschaftlichen Zu- stände der neunziger Jahre hinein. Strindberg hat in seinem Leben manche Wandlung durchgemacht. Er verbrannt« vieles, was er«inst angebetet hatte. Sein Leben und sein« inneren Kämpf« spiegeln das Wesen seiner Zeit wider, mit der er heißen Gemütes rang, gegen die. er wütete, ohne zu einem innerlich befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Serühmte Kaffeetrinker. Man kennt die Vorliebe der Dichter und Schriftsteller für de» edlen braunen Trans, dessen Einführung in Europa wir den Türke« verdanken. In der Tai wurde bei den diplomatischen Empjängev. die der erste türkische Botschafter in Europa , Solim Aga Mustapha Raca. im Jahr« 1669 in Paris gab, em merkwürdiger exotischer Trank, da»„khawa" kredenzt, den die Höfling« Ludwigs XtV. unter«twelchen Grimassen, aber sonst mit Andacht schlürften, da das überaus bitter« Gebräu, das man bald schätzen lernt«, als aparte Gab« des fremden Gastgebers selbstredend bewundert werden mußte. Nachdem dann das erst« richtig« Cafe nach Konstantmopeier Muster auf dem damaligen Quai de l'Ecol«, heute Quai du Louore, etobLerc worden war, wurde das„khawa" bald populär, und Kaff« wie Casös verbreiteten sich von da ab in ganz Europa . Die Berühmtheiren de» Tages und die mit dauerndem Nach- rühm aufzuzählen, die sich als Liebhaber des orientalischen Tranks bekannten, würde«in Buch füllen. Nur einiger fei hier gedacht, die den Kaffee als einen„Göttertrank" bezeichneten, der. wie edler Wein. das Gemüt aufhell« und den Geist mit heiteren Gedanken beflügle. In einem berühmt gewordenen Bers nennt der Abbä Delille den Kafsee„einen Likör, dem Poeten teuer, den leider Virgil noch nicht konnte und den Voltaire verehrte". Letzterer war Stammgast der Procope, dem damaligen literarischen Letö per exoell-mae, das im Jahr« 1700 von dem jizilionischen Edelmann«leichen Namens in der Rue de la Eomedi« eröffnet worden war. In einem anderen Cafä ..1.2 Rzqenee". in der Rue Et.-Hvnor-, verkehrten berühmte Männer wie d'Alombert, Chamfort»md Diderot, der aus Amerika nach Paris zurückgekehrte Franklin und Jean-Iacques Rousseau . Im gleichen Cafä sehen wir später Nobespierre und den jungen Leutnant der Artillerie, Bonaparte, den schwarzen Trank schlürfen und chren weltausschweifenden ehrgeizigen Plänen nachgrübeln. Erwähnen wir schließlich Alfred de Musset . den Liebling der Pariser Frauen. Balzac. der„ohne Kaffee nicht arbeiten konnte", und den großen Victor Hugo . dessen Vorliebe für das„türkische Elixir" die nachfolgende amüsante Anekdote trefflich beleuchtet. Der Dichter trat eines Tages in ewen kleinen Spezereiladen auf dem Lande, in weichem man so ziemlich alles kaufen konnte, was man zum Leben brauchte, und der gleich- zeitig als bescheidenes Cafe eingerichtet war.„Ein Pfund Zichorie möchte ich gern", sagte der Poet in seiner freundlichen Art. Als das Paket vor ihm aus den Tisch liegt, meint er:„Sie haben gewiß noch mehr von dieser vortrefflichen Ware?" Auf die bejahende Ar.t- wort läßt er sich nach und nach den ganzen Lorrat an Zichorie, den man im Laden entdecken kann, aushändigen,«m Ganzen an die zwanzig Paket«.„So, das ist wirklich alles, was Sie davon im Haus« haben?" und auf die bejahende Versicherung des maßlos oer- blüfften Spezereihändler» meint der Dichter lächelnd:„Gut, dann können Sie mir jetzt«in« Tasse Kaffee kochen!" Restroys Semmelkrieg. Als die Wt-Wiener Bäckermeister de- schlössen hatten, die Semmeln kleiner zu machen, erschien der be- rühmte Komiker Nestroy in einem Frack auf der Bühne, desien Knöpfe durch Miniatursemmeln ersetzt waren. Darob große Auf- regung m der Bäckergenossenschast, die den Komiker gerichtlich be- langt«. Nestroy wurde tatsächlich zu 4« Stunden Arrest wegen Beleidigung eines ehrsamen Stande» venirteilt. Als er nach Abbüßung seiner Strafe zum erstenmal wieder auftrat, ließ er sich von einem Gegenspieler fragen, wie es ihm denn im Karzer ergangen sei und ob er dort nicht Hunger erlitten hätte. ,.O nein," antwortete Nestroy, „die Tochter des Gefängniswärters, die in mich verliebt ist, schob mir immer Semmeln durch das Schlüsselloch zu." Di« Genossenschaft betrachtete sich al» hinlänglich blamiert und unterließ es daher, noch weitere Debatten mit dem Komiker heraufzubeschwören. Straßenbahnwagen au« Atnnilnimn. Die Cleveland Raiway Co. hat al» erste Gesellschaft in den Bereinigten Staaten«inen Straßen- bahnwagen in Betrieb genommen, der, mit Ausnahme der Nieten, ganz aus Aluminium konstruiert ist. Der Wagen wiegt 30200 eng- lisch« Pfund, während die gewöhnlichen Wagen aus Stahl 43 200 Pfund wiegen. Die Zugkraft kann daraufhin um 20 Proz. herab- gesetzt werden: hierdurch ist es möglich, die um etwa 10 Prvz. höheren Herstellungskosten in anderthalb Jahren zu amortisieren.