waltung lassen sich vollkommen durchführen, wenn von den bestehenden Arbeitsnachweisämtern ausgegangen wird. Es fommt darauf an, sie aus der allgemeinen Staats- und Kommunalverwaltung loszulösen, sie zu wirklichen sozialpolitischen Selbstverwaltungsförpern zu machen. Sind sie erst einmal das, dann wird endlich die Möglichkeit bestehen, sie den eigenen Bedürfnissen entsprechend einheitlich zu organisieren, und dann kann auch die Selbstverwaltung sich voll entfalten. Im anderen Falle bleiben die Selbstverwaltungsorgane eine mehr dekorative Einrichtung.
Die zur vollen Selbständigkeit ausgebauten Arbeitsnachmeisämter find also die Borausseßung einer wirklichen Selbstverwaltung. Dazu gehört auch das Selbstbestimmungsrecht bei der Einstellung, Bezahlung und Ausbildung des Berfonals. Deshalb kann auch keine Rede davon sein, daß den Beamten der Landesarbeitslosentassen die Rechte und Pflichten der staatlichen oder gemeindlichen Beamten über tragen werden dürfen. Das ist bereits jetzt unvereinbar mit einem wichtigen Grundgedanken des Arbeitsnachweisgesetzes. So ergibt sich, daß bei der Verabschiedung der Arbeits losenversicherung die Arbeitsnachweisämter zu wirklichen fozialpolitischen Selbstverwaltungsförpern auszubauen find, denen dann die Durchführung der Arbeitslosenversicherung neben ihren anderen Aufgaben obliegt.
Deutschnationale Sozialpolitik. Tagung deutschnationaler Industrieller.
Bestrafte völkische Verleumder.
Ein zusammengebrochener Eideshelfer. Ein außerordentlich interessanter Verleumdungsprozeß spielte fich gestern, Dienstag, vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte ab. Angeflagt waren der Redakteur des„ Deutschen Tageblatts" Dr. Lippert und der Grazer Schriftsteller Dr. Kurt Rudolf. Der erstere ist wiederholt wegen Verstoßes gegen das Republiffchuy gesetz und Beleiongung vorbestraft. In der völkischen Zeitschrift Der Hafenfreugler" hatte Rudolf unter der Ueberschrift Der fromme Hirtfiefer und die Wiener Mädels, alkoholische Studien des preußischen Wohlfahrtsministers" einen Ar. titel veröffentlicht, in dem behauptet wurde, der preußische Wohl. fahrtsminister habe auf einer Reise nach Bien im Oftober 1925 auf Staatsfosten die Wiener Halbwelt studiert und sei damals sternhagelbesoffen" mit der Polizei in Konflikt geraten. Das Deutsche Tageblatt", für das Lippert verantwortlich zeichnet, hat ähnliche Ausführungen unter der Ueberschrift iriste fer und die Freudenmädchen" gemacht und sich dabei auf Mitteilun vorgebracht hatte. Hirifiefers Abwehr war als Verteidigungsstammel gen bezogen, die der völkische Abgeordnete Giejeler im Landtag bezeichnet worden. Der Prozeß endete mit einer verhältnismäßig milden Bestrafung des Dr. Lippert zu 2000 m. Geldstrafe. Der abwesende Angeklagte Dr. Rudolf wurde zu 6 Monaten Ge fängnis verurteilt.
In der Verhandlung hatte der Begleiter Hirtfiefers auf der Reise, Ministerialdirektor Peters, ausgesagt, daß die verleumderischen Angaben Lipperts Unruhe in der Beamtenschaft und in der Familie Hirifiefers hervorgerufen haben. Der Minister selbst erklärte, daß an den Vorwürfen fein Wort wahr sei. Die völkischen, BerUnter Vorfiz Hugen' ergs haben fih am Dnstig deutschleumber beriefen sich auf eine eidesstattliche Erklärung des Wiener nationale Industrielle ein Stelldichein gegeben, bei dem völkischen Professors Otte, der tatsächlich in dieser schriftlichen Aus sie sich hauptsächlich mit den sozialpolitischen Fragen fage sich die Berleumdungen gegen den Minister zu eigen gemacht beschäftigten, die jetzt und in nächster Zukunft den Reichstag paffieren hat. Nun ist aber inzwischen der Professor Dite in Wien verhört fcllen. worden. Aus dem Protokoll über diese eidliche Bernehmung, das zur Berlesung gebracht wurde, ergaben sich eigenartige Ausblicke auf die Kampfmethoden der völkischen Berleumder. Professor Otte rückte nämlich in seiner eidlichen Bernehmung von seiner eidesstattlichen Erklärung auf das Schärfste ab, sagte aus, er sei von dem Abgeordneten Gieseler im Oftober 1925 um die eides. stattliche Erklärung bestürmt worden und habe dann schließlich aus Gutmütigkeit für interne 3wede einen moralisch bedingten Gefälligkeitswechsel" ausgestellt. Der völkische Held stellt die ganze Sache so dar, als sei er von seinen deutschen Freunden moralisch vergewaltigt und erpreßt worden. Giefeler feitswechsel einer eidesstattlichen Versicherung als bares Geld habe insofern eine große Täuschung begangen, als er den Gefällig in Bahlung genommen habe! Ein solcher Akt von moralischer Nötigung sei Otte in seinem Leben noch nicht vorgekommen.
Der frühere Rechtsanwalt und jezige Bergwerksdirektor Dr. Rademacher suchte die Unternehmer über das Arbeits. schußgeseh urd die Arbeitslosenversicherung zu informieren. An dem Arbeitslofenversicherungsgesetz ist für ihn das Bemerkenswerteste, daß die bisherigen Lasten zumindest in einer Höhe von einer halben bis einer Milliarde Mark von der Oeffent lichen Hand auf die Unternehmer und die Arbeiter abgewälzt werden. Mit dem dreiprozentigen Beitrag, der zunächst als ein zeitweiliger angesehen wurde, müsse man als einer Dauer einrichtung rechnen. Was die Organisation der Arbeitslofenversicherura anlangt, so will Rademacher eine möclichst meit gehend. Le lösung von den politisierten Gemeine den anstreben. Den sehr heftigen Worstoß der Gewerkschaften zu gunsten das Achtstundentages führt Rademacher zurück auf das allgemeine Bedürfnis der freien Gewerkschaften, Unruhe zu stiften"(!), daneben auf den auch vom Arbeitsministerium vertre tenen Gedanken, daß der Arbeitnehmer ar der Besserung der Wirt schaftslage in Form einer Berbesserung seiner Arbeitsbedingungen beteiligt sein müsse". Die Betonung der Arbeiterforde. rungen auch innerhalb der eigenen Partei macht diesem Bergwerksdirektor einige Sorgen. Er sieht mit Befremden, daß die Arbeitnehmer fich nicht mehr nur als deutschnationales Stimmvieh be handeln lassen wollen. Besonders erblickt er als Grund für den bisherigen Links furs des Zentrums die Tatsache, daß der Arbeitnehmerflügel des Zentrums jeine berufsständische Gebundenheit zur reinen Arbeitnehmerpartei der Sozialdemokratie stärker empfinde, als feine allgemeine politische und fulturelle Gebundenheit an das Zentrumsprogramm". Um einer ähnlichen Entwicklung in der Deutschnationalen Partei vorzubeugen, redete Rademacher den deutschrationalen Industriellen gut zu, in ihrer Partei den Aus gleich der bestehenden berufsständischen Gegenfäße zu suchen, und zwar Schulter an Schulter mit der nichtsozialistischen Arbeiter. schaft". 3war sei dadurch eine starte Selbstbescheidung des Unternehmertums auf vielen Gebieten bebingt, aber sie sei eine ..vaterländische und staatspolitische Pflicht"!
Außer Rad macher sprach noch der Unternehmersyndifus Dr Reichordt der die Weltmirtich iftsfonfeicrz behandelte. Er schink teine Parleggen mit der peffimistischen Erflärung, die deutscher Verice: der Wel: wirtschaftskonferens müßten sich stets bewuß bleiben, daß sie in Gerf nur fehr wenige Freunde chen Wirtshaft finden würden.
der deu
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Kurzer Prozeß.
Von Hans Bauer.
Dieser Barmat ist doch wirklich ein grundschlechter Kerl und scheint überhaupt nicht zu wissen, auf was es eigentlich ankommt. Jetzt bildet er sich wohl gar ein, daß all dieses Detailzeug seiner Kreditgesuche und Kontoüberziehungen, feines Berhältnisses zu Dr. Hellwig und der Höhe des Betrages, den die Staatsbant an ihm zujetzt von irgendwelchem Intereffe für die Rechtskreise sei. Du lieber Gott, Leute, die faule Geschäfte machen und bei denen der Staat draufzahlt, haben die Nationalisten in ihren eigenen Reihen genug, dazu brauchen sie diesen Barmat nicht. Aber die Sozialdemokratie sollte er ja doch schließlich erledigen helfen! Schon lange lagen die vollfetten, die tiefigen Ueberschriftenlettern in den Seßze reien bereit aber sie fonnten bislang noch nicht recht verwertet merden. Der Barmat- Prozeß drohte ein langweiliger Prozeß zu werden, einer mit viel wirtschaftstechnischem Ballast und mit viel farblofen Geschäftsfniffen, die nur der Fachmann recht bewerten fann. Die diden Sachen, die man erwarten zu fönnen ein fittliches Recht zu haben glaubte, scheinen nicht in Erfüllung zu gehen. Es wird noch so werden, daß eine politische Aktion ersten Ranges in jenem Sande verläuft, den man seinen Propagandaopfern in die Augen zu streuen gedachte. Reun Monate soll der Prozeß dauern, aber da das nicht solche der Sensation zu werden scheinen, hat man rechts an dieser Zeitdauer teine rechte Freude mehr. Der Arminius ", ein frischmeg polterndes Nationalistenzeitschriftchen, hat die ganze Verlorenheit der Situation erfaßt, bringt für den Prozeß nicht das mindeste Interesse mehr auf und packt das Problem von einer völlig anderen Seite an. Um was geht es denn bei den Berhandlungen in Moabit ? Nun, um Recht und Unrecht. Um die Berlegung von Gesegesparagraphen und um das Ausmaß dieser Berlegung. Auch eine Wichtigkeit! denkt da der ,, Arminius ", Sorgen, was die Richter haben! Und aus dem Geifte feiner völkisch fittlichen Erneuerungsgedanken heraus wirft er die Frage nach dem Rostenpunkt der Rechtsergründung auf, gelangt zu dem Resultat, daß der Landtag für die Barmat- Untersuchungen bislang schon 70 000 m. ausgegeben hat, daß der Prozeß, der jetzt laufe, abermals beträcht. liche Summen verschlinge und daß im Gegensatz dazu eine Gewehr. fugel inklusive der sonstigen für Hinrichtungen aufzuwendenden Spesen höchstens 10 M. foste. Was ist da billiger?" fragt der ,, Arminius ". Die Hinrichtung natürlich! rufen wir begeistert aus. Die Beweisführung des Arminius " ist zwingend und lückenlos. Es läßt sich nichts einwenden gegen sie. Sie stimmt aufs Haar. Allerdings muß der„ Arminius " bekennen, daß seine Idee nicht ganz originell ist, daß er vielmehr bei seiner verblüffenden Gedankenführung sich an das Vorbild angelehnt habe, das Tschangfolin gab, als er zehn chinesische Banfiers totschießen ließ. Aber schließlich fommt es ja nicht so sehr auf die Neuartigkeit eines Verfahrens als
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Die Ausflüchte, die natürlich das ganze Lügengebäude der Berleumder zum Zusammenbruch brachten, erinnern peinlich an eine moralische Vergewaltigung", die ein bayerischer Ministerpräsident bei dem Hitler- Butsch erlitten haben will. Mit ihrer Auffassung vom Eide find auch andere Bölkische man erinnere sich nur an Ehrhardt schon recht weitherzig umgegangen. Im vorliegenden Falle find diese im völkischen Lager offensichtlich weit verbreiteten Auffassungen einem Publizisten schlecht befommen, was einem Führer der völkischen Bewegung geziemt, ist eben einem kleinen Redakteur noch längst nicht erlaubt.
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Lippert ist übrigens von seinem Blatte aus anderen Gründen fristlos entlassen worden.
Um die Reform des Ehescheidungsrechts.
Volksparteiliche Anregungen.
Die außerordentlich brennende Frage einer Reform des Chefcheidungsrechts, für die die Sozialdemokratische Partei wiederholt einschneidende Forderungen erhoben hatte, wurde gestern im Rechtsausschuß des Reichstags behandelt. Großes Aufsehen erregte eine ausführliche Rede des volksparteilichen Abgeordneten und Rechts. sachverständigen Prof. Kahl, der im einzelnen die Gründe für die Zerrüttung von Ehen darlegte und zeigte, mie zwischen dem Ehe
auf dessen Zweckmäßigkeit an und dann: ehrt es nicht einen Bölfischen, wenn er bei aller streng arischen Deutschgläubigkeit das Gute sich doch auch vom Mongolen zu holen weiß. Er empfiehlt des gelben Mannes furzen Prozeß, obwohl diefer nicht etwa gerade chinesische Barmats egefutierte, sondern schlechtweg eine Reihe von Devisenspekulanten, Leute also, die während der Inflationsjahre zu Hunderten in Deutschland herumliefen, die oft hochgeachtete Namen trugen und nicht selten nationalistische Zeitungen auftauften und Butschorganisationen finanzierten! Gleichgültig, wenn in Aussicht steht, daß ein Gewehr abgeknallt werden kann, pfeift ein rechter Nationalist auf alle Unterschiede der Raffeeigentümlichkeiten, läßt er einen Mongolen seinen Lehrmeister fein, nimmt er in Kauf, daß die Kugel im Prinzip seine eigenen Gefinmungsfreunde trifft. Wie sehr er der verhaßten Republik auch die Peft auf den Leib wünscht: um den Preis der Befriedigung seiner Blutrunft gönnt er ihrem Etat sogar die Ersparnisse der Kugel.
Republit nicht ein menig entgegenfämen, woher sollte diese dann Aber freilich, wenn die Arminius "-Leute den Finanzen der auf die Dauer die Pensionen für Butschgeneräle nehmen, für deren Behandlung ja doch wohl feinesfalls jenes nationalistische Prinzip der Sparfamkeitsübung in Anwendung gebracht werden soll?
Der Tod eines großen Sprachgelehrten. Der größte italienische Sprachforscher, Domenico Comparetti , ist im Alter von 92 Jahren in Florenz gestorben. Comparetti, der zuerst als Apothefer sein Brot verdiente, war ein leidenschaftlicher Verehrer der alten Sprachen und ist mehr als ein Menschenalter Professor der griechischen Literatur an der Universität Florenz gewesen. Aber feine Forschungen griffen über die flaffische Philologie weit hinaus, Mittelalter". Eine andere große Tat von ihm war die wissenso wurde er zuerst berühmt durch sein großes Werf Virgil im schaftliche Behandlung des finnischen Nationalepos, des„ Kalewala ", an dem er die Entstehung eines Kunstepos direkt aus der Volks. überlieferung heraus nachwies. Unter feinen zahlreichen aliphilo. logischen Schriften finden sich Bücher über Pindar und Sappho , zahlreiche Editionen, unter denen besonders die Herausgabe der zu Gortyn auf Kreta gefundenen Inschriften hervorragt. Besonders Ausgrabung gedrungen, die jezt beginnen soll. stel hat er über Hertulanum gearbeitet; er hat auf die systematische
Preis für Cyril 1927. Ein Freund Inrischer Dichtung hat in diesem Jahre einen Preis für Lyrit in Höhe von 1500 m. ge ſtiftet. Er beabsichtigt, diesen Preis jährlich auszusetzen. Der 3wed der Stiftung ist, lyrischen Persönlichkeiten zur Geltung zu verhelfen. Einsendungen, die mindestens zehn, höchstens fünfzehn ungebrudte Gedichte enthalten sollen, find in Maschinenschrift bis zum 15. März an den Schuhverband deutscher Schriftsteller, Berlin richten. Die Manuskripte sind anonym, nur mit einem Kenn W. 57, Bülowstr. 22, mit der Aufschrift Preis für Lyrif" zu wort persehen, einzureichen. Die Bewerber haben in einem Umschlag, der nur auf der Außenseite die Worte Preis für Lyrit 1927"
scheidungsrecht und dem Leben eine große Lüde flafft. Die Aus →→ füllung dieser Lücke sei notwendig aus zwei Gründen: einmal deswegen, weil sonst die Selbsthilfe durch Inszenierung gefälschter Chefcheidungsgründe, wie Ehebruch oder böswilliges Berlassen, zum andern aber, weil der Richter oft weiß, daß ihm die unwahrheit vorgetragen wird, was den Gang der Berhandlung und die Urteilsfällung nachteilig beeinflußt. Eine Aenderung müsse eintreten. Kahl schlug dazu vor, den Ehescheidungsparagraphen derart zu ergänzen, daß auch dann auf Scheidung geflagt werden kann. wenn ohne nachweisbares Verschulden eines Eheteils die eheliche Gemeinschaft schwer zerrüttet wird, und wenn ferner die Ehegatten mindestens ein Jahr vor dem Scheidungsantrag getrennt gelebt haben. Die Scheidung soll erst dann ausgesprochen werden, wenn die Ehegatten dem Gericht einen rechtsgültigen Bertrag vorgelegt haben, in welchem die gegenseitige Unterhaltspflicht, die Zuteilung und Erziehung der Kinder geregelt ist.
Gegenüber diesen Anregungen, die bei den anwesenden, dem 3entrum und der Deutschnationalen Partei angehörigen weiblichen Reichstagsmitgliedern auf scharfen Widerstand stießen, vertrat Dr. Kahl, seine Anregungen zu formulieren. Die Stellungnahme Frau Dr. Stegmann( Soz.) den sozialdemokratischen Antrag, bat aber Brof. Kahls, der aus rechtlichen Gründen in einen Gegensatz zu seinen Koalitions freunden geraten ist, läßt intereffante Auseinandersetzungen über das Ehescheidungsproblem erwarten.
Die Besetzung der Diplomatenposten. Sozialdemokratische Vorschläge zur Umgestaltung des auswärtigen Dienstes.
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Die Beratung des Haushalts des Auswärtigen Amtes, die den Ausschuß für den Reichshaushalt in seiner Dienstagfizung beschäftigte, kam über die zu einem erheblichen Teil vertrauliche- allgemeine Aussprache nicht hinaus. Die Berichterstatter Dr. Hö tfd)( Dnat.) und Dietrich( Dem.) be grüßten es, daß die Einnahmen wieder um 1 Million Mark zurückgegangen seien, da sie in der Hauptsache aus Baßgebühren bestehen. Es fei erfreulich, daß Deutschland , mas Europa betreffe, den Bestand an Konsulaten vor dem Kriege wieder erreicht habe; dagegen sei dies in den übrigen Erdteilen noch keineswegs der Fall. Ohne genaue Kenntnis der Wirtschaft und Wirtschaftspolitik der anderen Länder sei unter den heutigen Verhältnissen feine gute Außenpolitik zu treiben.
Auf die Ausführungen der Referenten antwortete der Reichsaußenminister Dr. Stresemann. Die politische Vertretung dürfe im Auswärtigen Amt gegenüber der wirtschaftlichen nicht Ländern hauptsächlich wirtschaftliche Fragen zu verhandeln, und die zurücktreten. Auf der anderen Seite hätten wir mit manchen Gesandten in diesen Ländern müßten mit richtigen Augen auch unsere wirtschaftlichen Interessen beobachten. In der Frage der Wahlkonsuln neige er persönlich der Meinung zu, daß sie in manchen Ländern nicht zu entbehren seien.
Genosse Dr. Breitscheid ist der Ansicht, daß wirtschaft liche Fragen für die deutsche Außenpolitif gegenüber den rein politischen Fragen immer mehr in den Bordergrund rüden, so daß eine starke Berücksichtigung dieser wirtschaftlichen. Fragen durchaus zu begrüßen ist. Die Zeit der Botschafter sei bis zu einem gewissen Grad vorüber, jest tomme die Zeit der Konsuln. Auch der Gedanke der Sozialattachés sei durchaus erwägenswert. Bedenklich sei es aber, wenn bei der Auswahl des Diplomatennachwuchses auf die Vermögensverhältn nisse der Kandidaten Rücksicht genommen werden müsse. Es müsse alles getan werden, um eine solche Rüdlichtnahme unnötigs zu machen. Nach seiner Kenntnis meldeten sich auch so wenige Bürgerliche zur diplomatischen Kariere, meil sie der Ueberzeugung feien; in dieser Karriere faum Chancen zu haben. Zum Schluß regte Genoffe Breitscheid an, eine jährliche Zusammen. stellung der Berträge und ausgetauschten diplomatischen Noten herauszubringen.
Reichsaußenminister Dr. Stresemann hielt diese Anregung des Genossen Dr. Breitscheid für sehr beachtlich. Durch derartige zufammenfaffende Publikationen werde die politische Arbeit un bedingt erleichtert.
trägt, das von ihnen gebrauchte Kennwort sowie ihre Adresse an Rechtsanwalt und Notar Dr. Wenzel Goldbaum, Berlin W. 66, Wilhelmstr. 52, gleichzeitig einzusenden. Der Preis wird unter allen Umständen und ungeteilt am 1. Mai 1927 verteilt. Für die Stiftung zeichnen: Dr. Gottfried Bermann Fischer , Dr. Ernst Blaß. Loerte, Paul Wiegler , Dr. Alfred Wolffenstein. George Groß , Armin T. Wegner , Mar Herrmann- Neiße, Oskar
A
3m Reiche der ewigen Wunder. Ein sportgerechter Alpenfilm ohne fenfationelle Handlung und Berstiegenheiten wurde im Langen Norddeutschen Stiverbandes vorgeführt. Eine Winterbesteigung des bed Birchow- Haus zunächst für Mitglieder des Alpenvereins und des Biz Bernina, des höchsten Berges der Ostschweiz , die Rudolf Meyer und Ernst Haberkorn aufgenommen haben, vermittelt den einer tüchtigen alpinen Leistung. Die Reise, der Wintersport in unmittelbaren Eindruck eines prächtigen Winteralpenmilieus und Arosa , St. Moritz und Pontresina , die Besteigung selbst mit ihren Gefahren der Schneebrücken und Gratwanderungen werden em gehend geschildert. Vor allem entzückt die Herrlichkeit der Schneelandschaft und der Ausblicke und nicht minder die saufende SchneeKürzungen diesen unfrisierten Naturfilm auch dem großen schuhfahrt auch den Nichtalpinisten. Man sollte mit einigen Bublifum zugänglich machen.
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r.
Arbeit und Radio. Die Vereinigung der Webereien von Burnley teilt in ihrem Monatsbericht für Januar mit, daß sie beabsichtigt, in allen Betrieben ihrer Mitglieder Anschluß an den Rundfunk und Installation von Lautsprechern durchzuführen. Voraussetzung dafür fei allerdings, daß es gelingt, das Geräusch der Maschinen so weit zu dämpfen, daß die Darbietungen des Rundfunkprogramms überhaupt gehört werden. Versuche in dieser Richtung sind im Gange und versprechen gute Fortschritte. Es wird darauf verwiesen, daß der Lärm der Webereibetriebe erheblich zu den Ermüdungserscheinungen in der Arbeiterschaft beiträgt, und daß man von der beabsichtigten Reform günstige Wirkungen auf den Arbeitsertrag erwartet.
eine Ausstellung von Werken Edvard Munchs vor, für die Ludwig Juſti Munch- usftellung in der Nafionalgalerie. Die Rationalgalerie bereitet in Delo die Abreben getroffen hat. Außer den Bildern, die die MunchAusstellung in Mannheim enthält, werden besonders die Werte des Künstlers aus der Nationalgalerie in Oslo felbft feine Hauptwerfe
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aus der Galerie in Bergen und aus der Werkstatt Munchs selbst erwartet. Die Junge Szene veranstaltet am Donnerstag 8 Uhr im GrotrianSteinweg Saal, Bellebueitr. 14, elnen tezitationsabend unter zugunsten des notleibenden Dichters Jakob Haringer . Mitwirkung von Lotte Loebinger , Mar Koninffi und Richard Weimar
explosiver Stoffe, it, wie aus Baris gemeldet wird, im Alter von 79 Jahren geftorben. Turpin war besonders vor dem Striege febr populär, trotzdem
Eugène Turpin , der Erfinder des Melinit, sowie zahlreicher anderer
fam er wegen angeblichen Landesverrats ins Gefängnis..
Briefe Nifolais gefunden. In dem ehemals Tatferlichen Luftschloß Quit schloß Beterhof bei Leningrad ist eine größere Zahl pon Briefen des lehten Baren Nitolai II. aufgefunden worden. En ähnlicher und wurde bekannt biese Brieje werden vermutlich veröffentlicht werden. Itch erst fürzlich in einem anderen Luftschloß, Gatschina, gemacht. Auch