hindern fornttc. Ihr« Rufe wurden zwar gehört, doch erschienen die Helfer zu spaL L. hat die Tat vermutlich wegen der unheilbaren Lähmung seiner Frau begangen. Seine Leiche wurde beschlagnahmt und in da? Schauhaus gebracht.
das �unfehlbare" Zählerfpftem. Und die PostVerwaltung ist stolz darauf. Äor einigen Togen berichteten wir ausführlich über einen Prozeß, in dem über das unzuverlässige Gesprächszähler- system der R e i ch s p o st Klage geführt wurde. Als Ver- treter der Reichspost trat in diesem Prozeß ein Postrot auf, der sich sehr energisch für die Vorzüglichkeit des augenblicklich bestehenden Systems ins Zeug legte und eine Zlenderung für ausgeschlossen erklärt«. Zu diesem interessanten Thema wird uns jetzt noch folgendes mitgeteilt: Vor einiger Zeit erhielt ein Fernsprechteilnehmer eine Gebühren- rechnung, die er wohl bezahlte, gegen deren Höhe er aber Protest einlegt«: er könne nicht so viel Gespräch« geführt haben. Und was erhielt er zur Antwort? Wörtlich folgendes Schreib«»:„Auf Ihr« Beanstandung unserer Gesprächszählung sür den Monat.... haben wir sämtlich» Unterlagen sür die Gesprächszählung nochmals eingehend geprüft und dabei festgestellt, daß von Ihrem Anschluß... nur 123 statt 223 Gespräche aufgekommen sind. Der infolg« eines bedauerlichen Irrtums zu viel erhobene Betrag von 12,58 M. wird Ihnen, wie bereits fernmündlich mitgeteilt, im Monat Januar 1927 gutgeschrieben." Ja, allerdings sehr bedauerlich— 223 Gespräche statt 123! Dies ist also das umibertreffliche Fernsprechzählersysiem. Es gibt aber schon eine Möglichkeit, die Herren von der Postoerwaltung davon zu überzeugen, daß es nicht so vortrefflich ist. Die Teilnehmer mögen nur immer genau ihre Gespräch« notieren und gegen unberechtigte Forderungen energisch Protest einlegen. Zuweilen hilft es, da ja irren— wie die Post selber zugibt— auch bei ihr menschlich ist. Herr von Lehn. Hochstapler oder Pechvogel? Wenn nicht dieser JSjährige Herr von Lehn als Zentraljigur dieses neuesten Moabiter Monsterprozesses seine 16 Mitangeklagten auf viele Kopflängen überragte, es verlohnte wohl kaum, von ihm Notiz zu nehmen, denn wochenlange Monsterprozesse gehören ja heute zum täglichen Brot in Moabit . Wenn man ihn so sprechen hört, sagt man stch: Aus dem hätte doch wahrlich was werden können. Und was ist aus ihm geworden? Ein vielfach vorbe- ftrafter Mensch. Weshalb? Das läßt sich heute noch dem ersten Eindruck noch nicht sagen. Ebensowenig aber läßt sich auch ent- scheiden, ob er Hochstapler oder Pechvogel ist. Schon als lölijähriger erhielt er von seineni Chef den Auftrag, eine Zigarettenfnials zu leiten. Ein Sittlichkeitsverbrechen, an dem er unichuldig sein will, brachte ihm drei Monate Gefängnis «in. Als er später in Hamburg als Kesselorbeiter sein Dasein fristete, geschah eines Tages ein Einbruchdiebstahl an der Stelle, wo er schlief. Er wurde verhaftet—, natürlich unschuldig. Mittellos aus dem Gefängnis entlasten, fiel er über die Handtasche einer Dame her. Dann führte ihn der Weg nach Holland , Belgien und Frankreich . Bald war er E i n so h r e r bei einer Motorsabrik, bald, Schrittmacher und Automobilfahrer beim Rennen. Bei Ausbruch des Krieges ging er als Freiwilliger ins Heer und brachte es bis zum V i z e w a ch t m e i st e r. Beim Ausbruch der Revolution will er vom Soldatenrat zum Komma n- danten von Brüssel ernannt worden sein. Ins zivile Leben zurückgekehrt versuchte er sich ehrlich durchs Leben zuschlagen: Zuerst als-Gründer von Spielklubs, dann als Pächter von Kabaretts. Nun aber ereilte ihn wieder einmal das Schicksal: dieses mal auf ganz eigentümliche Weise. Er wurde als Straßen- räuber verhaftet. Man jagte ihn als„Gefangnispaket" von einem Untersuchungsgefängnis ins andere 19 Monate lang durch ganz Deutscbland, um ihn schließlich aus freien Fuß zu setzen: Man hatte ihm seine Papiere gestohlen und ein anderer hatte auf dies« den Raub begangen, dessen man ihn beschuldigt. Und dann wurde er Direktor des Kasinos von Heiligsndamm. Ein Graf Baudifsin entlarvte ihn ober als vielfach vorbestraften Menschen. Nun eröffnet er eine kleine Osensabrik, arbeitst sich bald herauf und bezieht eine Zwölfzimmerwohnung am Kurfür- st e n d a m m. Mit der Jmlation bricht die Herrlichkeit zusammen. Er versucht sich in einem Keller in der Nochodstraße mit neuartigen Bcnzmmischungen. Dann scheint ihm das Glück schließlich zu lächeln. Eine Tante aus Amerika erfreut ihn mit einem Geschenk von 25 999 Mark: er erwirbt die Firma Apel u. Co. mit allen Schulden und beginnt eine weitverzweigte Tätigkeit im Verkauf von Autos. Die alten Gläubiger ober pfänden ihm ein Auto nach dem andern: er flüchtet schließlich aus Berlin und geht nach Paris . Dann steht er wieoer ohne einen Pfennig in Berlin . Jetzt hat er sich den bür- gerlichsn Namen Lehmann zugelegt. Ein alter Bekannter, Lohme , vielfach vorbeitraft, führt ihn mit dem Direktor der„Transmarina" in Hamburg zusammen und hier ereilt ihn wieder das Schicksal. Es werden Auws gekauft und oerkauft, und zwar in ganz Deutsch- lond. Neben kleinen Barzahlungen werden aus den Rest des Kauf- preise? Akzepts und Wechsel gegeben. Die werden natürlich nicht bezahlt. Für diese Betrügereien Hat nunmehr von Lehn sich zu- sammen mit 16 Genossen zu verantworten. Selbstmord eines Eisenbahnbeamten. Weil er endgültig abgebaut wurde, hat sich gestern der 28 Jahre alle Eisenbahnsupernumeror Alfred Simon aus der Donau- straße 29 zu Neukölln das Leben genommen. Simon war be- reit? sieben Jahre bei der Eifenbobn beschäftigt. Bor drei Iahren wurde er vorläufig abgebaut. Kürzlich erhielt er nun aber die Mit- teilung, daß seine Notierung gestrichen worden sei. Damit war seine Hoffnung, in der Eisonbahnverwaltung wieder an- und vor- märt-zukommen, vernichtet. Er nahm sich das Mißgeschick so zu Herzen, daß er sich am Dienstag mittag in der Wohnung, die er mit seinen Eltern teilte, durch einen Pistolenschuß schwer per- letzte. Im Krankenhaus erlag er seiner Verletzung. Reaktionäre Zensur bei der Bcrek. Wir schalten folgende Zuschrift: Das Berliner Anti-Kriegsmuieum veranstaltet an, 27. Januar iu der Schulaula Weinmeistorstraße 16/17 eine satirische Exkaiser- Geburtstagsfeier. zu der Ernst Friedrich als„Hauptgratulant" vorgesehen war. Die Berliner städtische Anschlag- und Reklomcwesen G. m. b. H.„Derek" übernahm die Plakotierung zu dieser Der- onstoltung sür drei Tage. Die Plakate wurden aucb in der Nacht vom Montag zum Dienstag geklebt. Aber als am Dienstagmoraen der als reaktionärer Herr bekannte Direktor der„Derek", Kaiser, die Plakate mit der Karikatur seines Namensvetters sah, beanstandete er dieses Plakat und verbot die«eitere Plakatieruna. Dem Anti- Kriegsmuseum wurde das bereits eingezahlte Geld zurückerstattet, und Herr Direktor Kaiser erklärt«, daß er persönlich das Plakat inhibiert Kabe, da es öffentliches Aergernis errege. Es ist schon wiederhalt vorgekommen, daß dieser reaktionäre Herr es gewagt hat, bereits in voraus bezahlte Plakaticrungen nicht zum Anschlag zu bringen, wenn es ihm aus politischen Gründen mißfiel, während gerade in der letzten Zeit wiederholt Anschlage streng reaktionärer Kreise veröffentlicht wurden, die in ihrer natio- »alistischen Aufmachuno in der überwiegend republikanischen De- völkerung Berlin » off entliches Aergernis erregten. Das Anti-Kriegs- »nuseum hat gegen das Anschlagwesen Schadenersatzansprüche geltend gemacht und sich auch beschwerdeführend an die republikanischen Parteien des Stadtparlaments gewandt, damit ein für allem"! im allgemeinen öffentlich«» Int/rejse Abhilfe geschaffen wird.
Im übrigen entbehrt die ganze Sache nicht eines gewissen Humors dadurch, daß trotz Verbots des Herrn Direktors Kaiser die am Dienstag angeschlagenen Plakate bis Mittwoch nacht an den Säulen kleben bleiben müssen, da an jedem Mittwoch die Kleber laut Tarif ihren Ruhetag haben und erst am Donnerstag wieder plakatieren.'_ Zunktionarinnenkonferenz. Die Berliner Funktionärinnen hielten in ihrer Konferenz am Föeitag, den 21. Januar, ihre Iahresschau ab. Die Genossin I u ch a c z sprach zunächst über die Frauenkonferenz in Brüssel , die die Fortsetzung einer ganzen Reihe von Vcrhand- llmgen und Ereignissen war. Der Hamburger Kongreß hat als erster internationaler Kongreß nach dem Kriege eine Bedeutung, die noch weit in die Zukunft hineinragen wird. Schon damals hatten einzelne Frauen der Länder angefragt, ob dem Kongreß nicht ein Frauenkongrcß angeschlossen werden könnte. Damals haben die Genossinnen, die als Delegierte an dem Kon- gre� teilnahmen, sich zu einer Konserenz zusammengefunden� und ihre Wünsche sormulwrt. Es wurde ziemlich heiß um die Form gerungen, die der Frauenbewegung in der Internationale gegeben werden sollte. In den Debatten machten sich die verschieden- artigen Verhältniste in den einzelnen Ländern sehr stark bemerkbar. Das Ergebnis war die Wahl eines Fraucnkomitees von fünf Genossinnen, die die Lösung dieser Frage bis zum nächsten Kongreß vorbereiten sollten. Ihren Vorarbeiten ist es zu danken, daß in Marseilles eine besondere Frauenkonferenz stattfinden konnte. Di- Marseiller Konserenz hat ihre Vorschläge in einer Entschließung niedergelegt. Donach. sollte die Exe- kutive darüber beraten, wie ein ständiges internatio- nales Frauenkomitee zusammenzusetzen sei, das den Zielen und Methoden der Frauenbewegung dienen sollte. Das internatio- nale Sekretariat überwies einen Ausiühningsplon einer nach Brüssel einberufenen Frauenkonferenz zur Durchberatuna. Diese Konferenz hat einen Entwurf für ein Statut des Frauenkomitees ausgear- bcitet. Nach diesem Statut sind im Frauenkomitee vertreten: 3 Vertreterinnen für Großbritannien und Deutschland ; 2 Ver- treterinnen für Oesterreich, Belgien , Dänemark , Schweden , Tschecho- slowakei (1 Deutsche und 1 Tschechin), Polen : 1 Vertreterin für alle Länder. Dieser Vorschlags muß noch von der Exekutive bestätigt werden. Die Genossin Tode n Hagen sprach dann kurz über die während des Jahres geleistete Arbeit. Im Anschluß daran wurden Vorschläge für die Vertretung der Frauen im erweiterten Bezirksvorstand, für die Delegierten zum Parteitag und zum Frauentag in Kiel gemacht. Für den erweiterten Bezirksvorstand wurden gewählt die Genossinnen Klara � Böhm- Schuch(284 Stimemn), Wachenheim (250 Stimmen), Hcheiben- huber(223 Stimmen), als ihre Stelloertreterinncn die Ge- nostinnen Wengeis(216 Stimmen) Kresse(193 stimmen), Scholz (175 Stimmen). Für die Vorschläge zum Parteitag erhielten die Genossinnen Wurm 295, Kresse 199, Scholz 173, Meier 168 Stim- men. Zum Frauentag wurden vorgeschlagen folgende Genossinnen: Kay(291 Stimmen), Hanna Kühn-Eharlottenburg(149 Stimmen), Bormann(126 Stimmen), Beidler(115 Stimmen). Uebcr die Zahl der Delegierten und Personen entscheidet der nächste Bezirks- Parteitag. Zwei Anträge wurden einstimmig angenommen: 1. Der Bezirkstag' wird gebeten, sich folgendem Antrag an den Parteitag anzuschließep.:„Der Parteivofftand wird beauftragt, regelmäßig mindestens vierteljährlich einmal kleine gemeinverständ- lich abgefaßte Broschüren für die Agitation herauszugeben. Jede zweite Broschüre soll der Frauenagitation besonders gewidmet sein." — 2. Die Frauenkonferenz vom 21. Januar 1927 richtet an den Bezirksvorstand den Antrag, regelmäßig alle acht Wochen die „Frauenstimme" in 599 999 Exemplaren oss Agitationsnummer herauszugeben.__
Haftentlassung des Bankiers Lindcmann. Nachdem der Kommerzienrat Karl Liudemann rm Dezember gegen Stellung einer Sicherheit von 19 999 M. aus der Haft ent- lassen worden war, wurden ebenfalls Anträge auf Freilassung seines Bruders, des Bankiers Otto Lindemann, gestellt, die aber von der Strafkammer, selbst gegen Kaution, nicht gewährt wurde. Nunmehr hatten auf Grund des neuen Verfahrens die Verteidiger «in mündliches Verfahren beantragt, dos gestern vom Untersuchung?- richter, Lcmdgerichtsrat Kohen, erfolgt«. Inzwischen war die Bor- Untersuchung in der Spritlchmugglerossäre, in der die Brüder Linde- mann das S ch m»u g ge l sch i f f„Pelikan" finanziert hatten, so wcft gediehen, daß sämtliche Zeugen vernommen worden waren. Da demnach«ine Verdunkelungsgefahr nicht mehr besteht, gab der Unter- suchungsrichter jetzt sein« Zustimmung zur Haftentlassung von Karl Lindemann. Von dem Hauptbeteiligten an der Spritschmuggelafsär«, dem Ingenieur B a u e r, der' mit seinem Motorboot unter dem Stander des.Kaiserlichen Jachtklubs" den Sprit von der See ins Inland beförderte, fehlt bisher jede Spur. Es wird daher gegen die übrigen Beschuldigten allein Anklage erhoben werden müssen. Diskussionsabend der Jmpsgegner. Der Deutsche Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung lud alle Gleichgesinnten wie auch seine Gegner zu einem Diskusswnsabcnd in Haverlands Feftsoal, Neue Friedrichstraße. In der außerordentlich stark besuchten Versammlung wurde das Für und Widtr dieser ewig strittigen Frage wieder einmal gründlich erörtert, und die Majorität der Jmpsgegner behauptete siegreich das Feld. Der Referent des Abends, Dr. von N i e s s e n, Dresden , hielt der ganzen Impifrage eine richtiggehende Grabrede; er wandte sich mit scharfen Worten gegen das Reichsimpfgesetz und seine Auswirkungen. Die Jmpsgegner stehen bekanntlich auf
Am Nachmittag singt die Sopranistin Mariola von Wollcy Lieder von Schubert und Schumann. Eine an sich schöne Stimme, die ober ein hochgeschraubter Mezzosopran ist. Dann spielt das Trio Meyer-Marx neben Mozart und Beethoven das Brahms-Trio C-Dur, opus 87, und bietet durch seinen wundervoll beseelten Bortrag einen Ausgleich für den unzureichenden Gesang. Der erste Teil des Abends gehört Jakob Wassermann . Der Kritiker Fritz Engels entwirft das Porträt des Schriftstellers und richtet dabei scharfe Angriffe gegen fanatische Rassenfctischisten. Wassermann liest ein Kapitel aus seinem letzten Roman„Aufruhr um den Junker Ernst" und die kurze Novelle„Die Kaunzin". Merkwürdig ein- dringlich klingt diese liefe, schwere Stimme, die nicht frei von Dialekt ist. Endlich zeigt sich ein großer Romanschriststeller auch als bedeutender Vorleser, der scharf charakterisierend doch immer die große epische Linie wahrt. Außerdem drei interessante Vorträge. Nor- b e r t Jacques, der Verfasser des Dr. Mabuse und daneben bc- kannter Weltreisender, spricht in geschliffenen Sätzen über das Theater der Chinesen. Um die Anschaulichkeit zu steigern, führt Jacques Grammophonaufnahmen chinesischer Lieder vor, und daneben gibt er Vergleiche zwischen abendländischer und oft- asiatischer Musik. Der erste Vortrog des Professors P r e u ß in dem Zyklus„Soziole Probleme der Völkerkunde" bewegt sich in streng wistenschoftlichen Bohnen. Allerdings etwas trocken, aber vor- bildlich konzentriert gibt er einen klaren Umriß von den Zusammen- hängen von Wirtschaft, Religion und Kunst. Leo Horwitz sprach über den heimischen Markt, der heimischen Erzeugung, ein Beitrag zur Lösung des Arbeitsbeschaffungsproblems. Eigenproduk- t i o n und so wenig wie möglich Geld ins Ausland ist sein« Devise.
dem Standpunkt, daß die Impfung nicht nur keine Immvnstät. foi»» dern geradezu eine Bereitschaft zur Ausnahme der verschiedenen Krankheitserreger im menschlichen Körper hervorruft. An Hand von Lichtbildern aus seiner ärztlichen Praxis führte er verschiedene Bei- spiele vor, die seine Auffassung der ganzen Angelegenheft vom rem medizinischen wie vom allgemeinen Standpunkt erläutern mute. Nach ihm sprachen dann noch Rechtsanwalt Dünnwold-Gero, Dr. Winjch. der seine Meinung in witziger Bortragsweise zu Gehör brachte, und viele andere. Für die Minorität der Impfanhanger brach Dr. Wachtel eine Lanze, der das Publikum einfach für nicht zuständig erklärte, trotz seiner eifrigen Anwaltschaft ober die starke Gegenpartei nicht überzeugen konnte.� Der Schluß der Versammlung brachte eine einstimmig gcsaßic Resolution im Sinne der oben gekennzeichneten überwältigenden Mehrheit der Versammlung. Der»Ulenspeigel" mit üer Saüehose. Eine V-leidigungsklagc vor dem Reichsgericht. Mit was für Bagatellsachen sich manchmal doch die allen ehr- würdigen Reichsgerichtsräte zu befassen hoben! So konnte man vor kurzem den humorvollen Vortrag des berichterstattenden Reichs- gerichtsrats über eine kleine, wahre Geschichte aus dem Hannove» rischen miterleben. Da ist in einem Dorf« ein Schulmeister. An warmen Sommertagen liebt er es in Badehosen auf der Wiese sich von der Sonne bestrahlen zu lasten. Oder er rudert den Fluß hin- auf, nur mit der Badehose bekleidet— die Dorfbewohner nennen dies Kleidungsstück den dreieckigen Lappen; am Steuer sitzt in voller Kleidung seine Kollegin, die Lehrerin — die Leute bezeichneten dics Zusammensein als„intimen Verkehr". Am schlimmsten war aber auf den Schulmeister der Besitzer eines Fischereibetriebs zu sprechen; der störende Schwimmunterricht, den der Lehrer seinen Buben er- teille, hatte es ihm und seinen Fischen angetan. Das„sillsame' Dorf befand sich wegen des„unsiftlichen Lebenswandels" des ver- heirateten Lehrers in hellstem Aufruhr: man halle ihn noch nach 10 Uhr die Kollegin begleiten sehen. Die Badehose erregte immer größeres„öffentliches Aergernis": die Tochter des Fischereibesitzcrs weigerte sich, dem Lehrer das Mittagesten zu bringen, wenn er mit dem schamlosen„dreieckigen Lappen" ausstafsiert in der Sonne graste. An die vorgesetzte Behörde flogen Beschwerden: der Schul- rat nahm Dernehmungen vor: ja selbst eine Reise nach Berlin schien notwendig. Was Wunder, daß die erhitzten Gemüter der Dorf- bewohner sich schließlich in Beleidigungen und Derleumduntzen Lust machten. Als der Lehrer eines Tages nur mit der berüchtigten Badehose bedeckt auf der Brücke stand, die von der Badeanstalt führte und die Lehrerin im Badekostüm sich �u ihm gesellte, sag:e der Fischereibesitzer zu einigen Schulbuben, die wohl wieder seine Fische zu stören beabsichtigten:„Was wollt ihr denn hier? Eue? U l e n s p e i g e l steht aus der Brücke."„Ulenspeigel", das war schon eine Beleidigung. Und als der Fischereibesitzer eines Tages den Schulrat traf, der im Begriff stand, in der bewußten An- gelegenheit nach Berlin zu fahren, da meinte er:„Die Fahrt jei unnütz, da ja das ganze Dorf über den„intimen Verkehr" zwischen Lehrer und Lehrerin Bescheid wisse." Das war schon eine böswillige Dsrleumdung eines verheirateten Mannes, dessen eheliche Treue über allem'Zweifel erhaben war. Es half dem Landwirt nichts, daß er vor Gericht den„Ulenspeigel" als ganz harmlosen Gesellen darstellte, dem die Stadt Braunschweig selbt ein Denkmal gestellt habe. Und auch den„intimen Verkehr" als ein« harmlose An- gelegenheit verwandest wissen wollte. Das Urteil lautete auf 29 Mark Geldstrafe. Auch die Berufungsinstanz komste der Ansicht des Fischereibesitzers nicht beipflichten und bestätigte das erste Urteil. Und die Herren Reichsgerichtsröte fanden wenig Ber- ständnis für die Harmlosigkeft der Bezeichnung„Ulenspeigel" und des Begriffes„intimer Berkehr": sie verwarfen die Revision. Dies ist die wahre Geschichte von dem„Ulenspeigel mit der Badehose" und der Beleidigungsklage vor dem Reichsgericht. B«! der sonst so ernsten Materie., die..die. Herren Reichsgerichtsräte zu erledigen Kabett, dürste man ihnen diese kleine humorvolle Äv- wechslung schön gönnen.'- �~
Er wollte Kinobesitzer werden. I l Wegen fortgesetzter Unterschlagungen, die er durch Fälschungen verdeckte, wurde ein 39 Jahre alter Buchhalter Emil Bloch aus der Fraunhoferstroße feftgsvommen. Bloch war feit Iahren bei einer großen Baufirma angestellt und genoß dort volles Ber - trauen. Sein Einkommen genügte ihm nicht. Um seine Lag« zu oerbessern, wollte er«in kleines Kapital, das er besaß, gewinn- bringend arbeiten lasten. Das glaubte er am besten durch E r- bauung und Einrichtung eines Kinos erreichen zu können. So begann er denn bereits im Jahre 1924 mft dem Bau. Bald aber mußte er erkennen, daß sein Kapllal nicht ausreichte, ihn zu vollendet,, von der Einrichtung ganz abgesehen.- Weil er keinen Kredit bekommen konnte, so griff er jetzt.zu Unter- schlagungen und Betrügereien. Er wertete Quittungen, die ihn, au-- gezahlt wurden, so hoch auf, daß es lohnte, z. B. von 84 auf 684 M. Das konnte er lange fortsetzen, weil er als Vertrauensmann fast gar nicht kontrolliert wurde. Mit 159999 Mark, die er auf dieje Weis« nach und noch in seine Hände brachte, stellte er auch das Kino fertig. Jetzt hoffte er aus den Einnahmen des Betriebes die Unterschlagungen allmählich decken und seiner Firma den Schade» ersetzen zu können. Da kam jedoch plötzlich gründliche Revision uno deckte die Fälschungen auf. Bloch gab alles zu und verpfändete auch der Baufirma das Kino, das in der ersten Zett Zuschüste verlangt halle, jetzt aber in der Tat mft Ueberschüsten arbeitet. Bloch wurde dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Schwere Berkehrsftörvng im Hochbahnbetrieb. Auf der östlichen Strecke der Hochbahn entstand gestern abend kurz nach 9 Uhr eine empfindliche Verkehrsstörung. Auf Dahnhof Warschauer Brücke waren die Haupt- sicherungen durchgebrannt, so daß der Verkehr m beiden Richtungen bis zum Kottbusser Tor lahmgelegt war. Der Kurz- schluß halle besonders einen riesigen Andrang auf den Bahnhöfen Warschauer Brücke und Strolauer Tor zur Folge, weil die Flach. bahn als Zubringerstrecke für die Hochbahn in Betrieb blieb und fortgesetzt neue Fohrgastmaster- anbrachte.. Die sofort alarmierte Bekricbswache von Gleisdreieck konnte erst nach längerem Arbeiten die Störung wenigstens insofern beheben, als die Züge, wenn auch in bedeutend verlangsamten Tempo, bis Kottbuster"Tor ver- kehren konnten. Der Bahnhof Warschauer Brücke mußte ober längere Zeit für den Verkehr gesperrt bleiben; die von Kottbuster Tor ankommenden Züge wurden gleich hinter der Station Osthofen zurückgclcitet. Falsche Fünfzigrentenmarkscheine im Umlauf. Von den Rentenbankscheinen zu 59 Rcntenmark mit dem Kopf- bildnis, Ausgabe vom 20. Mörz 1925, Ist in Berlin eine Nachahmung aufgetaucht. Diese Fälschung ist an einem befände- ren Merkmal zu erkennen: An den echten Scheinen zeigt sich. besonders wenn man sie gegen das Lickft hält, bei dem Wasser- zeichen muster auf dem dnickfreien Rand rechts von dem Kopf- bildnis, daß die hellen und dunklen Stellen des Wasterzeichens leicht verschwommen ineinander übergehen. Bei dem Wasserzeichenmuster auf den falschen Scheinen heben sicki die dunklen Linien scharf be- arenzt gegen die hellen Stellen des Wasserzeichens ob. Ein zweite» Merkmal ist für den Laien schwer zu erkennen. Die Direktion der Deutschen Rentenbonk hat auf die Ergreifung der Fälscher eine Belohnung bis zu 19 999 Mark ausgesetzt. Mitteilungen. die auf die Spur der Fälscher führen können und die auf Wunsch streng vertraulich behandelt werden, erbittet Kriminalkommissar von Liebermann, Alt« Leipziger Straße 16, Anruf Merkur 3789. Eine segensreiche Einrichtung ist im Derwaltungsbezirk Wedding getroffen worden. Das Bezirksamt Wedding hat nämlich mit Be» ginn dieses Jahres in der Wallst ra ß e 16, vorn eine Treppe. eine Eheberatung» stelle eröffnet.« der erfahren«