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Sachliche Wirtschaftsarbeit im Landbund?

Zur Grünen Woche".

Heute beginnt in Berlin   die Reihe der landwirtschaftlichen

Stegerwald an den Bürgerblock.

Jahrestagungen und Ausstellungen, die Grüne Woche  ". Das Ohne die Christlichen   keine Mehrheit.

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Schwergewicht dieser Beranstaltungen lag vor dem Kriege in den Maffenversammlungen bes Bundes der Landwirte", die im Zirtus Busch abgehalten wurden, und in denen die großen" Führer, Frei­herr v. Wangenheim, Dr. Roeside und der alte Januschauer" ihre unerhört demagogischen Reden zu halten pflegten. Das ist ein wenig anders geworden, seitdem der alte Bund der Landwirte im Land bund aufgegangen ift. Heute pflegt man auf den Grünen Wochen bie fachliche wirtschaftliche Arbeit" in den Bordergrund zu stellen. Die politischen Radau- Demonftrationen kommen dabei freilich auch nicht zu kurz weg. In diesem Jahre werden wir, wenn nicht alles täuscht, jedenfalls fehr viel davon hören, wie die Großlandwirtschaft bemüht ist, fich zu modernisieren und zu rationalifieren. Den Auftakt zu diesen Kundgebungen bilder eine Artikelferie, die fürzlich in dem Organ des Landbundes, der Deutschen Tageszeitung, erfchienen ist. Danach sieht es beinahe so aus, als wollten die politisch unbelehrbaren Großagrarier nun wenigstens auf wirtschaft. It chem Gebiete gründlich umlernen. Es wird bort ein großzügiges Programm entwickelt: Abfahförderung durch Qualitäts produktion, Standardisierung der landwirtschaftlichen Erzeugniffe nach amerikanischem Borbild, Anpassung der Produktion und der Absatorganisation an die Wünsche der Berbraucherschaft und des Handels. Der Handel und der letzte Berbraucher, beide follen besser und reeller bedient werden. Es wird anerkannt, daß die Be. vorzugung ausländischer Ware durch die Konsumentenschaft feine bloße Modesa che" ist, sondern daß die Auslandsware genommen wird, weil sie beffer fortiert, gefälliger aufgemacht, forg­fältiger verpackt und gleichmäßiger, oft auch besser ist.

Die Propaganda des Dienstes an Runden", wie sie Amerika  tennt, ist aber noch nicht alles. Man zitiert Emil Rathenau  , der einmal sagte: Wir müssen Bedürfnisse schaffen!" Dazu braucht man, so meint die ,, Deutsche Tageszeitung", eine Stei­gerung der Rauftraft bei ben breiten Maffen. Aber auch diesen weiteren Schritt tut der Bandbund, indem er durch den Timb feines Präsidenten Hepp erflären läßt, der Rernpunti des gegenwärtigen Wirtschaftsproblems sei die hebung der Rauftraft bei den Arbeitnehmern".

Das sind die Worte wo find die Taten? Stum, wenn wir fo umbescheiden fragen, wollen wir zunächst nicht vergessen, wann diese Worte gesprochen wurden: vor etwa vierzehn Tagen nämlich, als dem Großagrariertum alles baran gelegen fein mußte, fich im besten Lichte, tonsumentenfreundlich und handelsfreundlich zu zeigen, um den Herren vom Zentrum und von der Deutschen Bolts. partei zu bemeifen, daß bie Deutschnationalen, angetan mit wirtschaftspolitischen Gewändern ganz nach dem neuesten Mode Schnitt, höchft brauchbare partner für eine Regierungs. toalition abgeben würden, mit denen man auch vor den Ron­fumenten- und Arbeiterwählern jener Barteien noch Staat machen" tönnte.

Die wirtschaftspolitische Bragis der Landbündler fieht heute aber noch ganz anders aus. Der Handel hat bisher von einer Gemeinschaftsarbeit in den Fragen der Waren typifierung und-normalisierung noch nichts zu hören, geschweige denn zu spüren bekommen. Die Konsumentenschaft wird, unter der neuen Reichsregierung mehr denn je, statt des ,, Dienstes am Runden" die Folgen der Einheitsfront der Schutzöllner in Großindustrie und Landwirtschaft fühlen müssen. Und die Arbei terschaft hat statt einer hebung der Kauftraft" die Folgen der neuen Einheitsfront der Reaktionäre gegen jeben Fortschritt auf Lohn- und Sozialpolitischem Gebiete zu gewärtigen.

Jrredenta in Polen  .

Folgen der Unterdrückungspolitik. 13arichau, 28. Januar.  ( WIB.) Der Sejm   hat die Generalaussprache über das Budget beendet. Der Vertreler der Ukraine  , der Abg. Wafynczut, erörterte das Recht des ufrain!- fchen Bolles auf einen freien und unabhängigen Staat. Er erflärte: 2llein in Polen   beträgt das von Utrainern ge­fchloffen befiedelte ethnographische Gebiet 143 000 Quadrattilo­meter. Die Utrainische Bereinigte und Unabhängige Republik ist heute das Cofungswort der ukrainischen Maffen nach dem Beispiel, das uns die Geschichte Poleas gibt, das ich bei feinez Befreiung auf die Sympathien des Westens geffügt hat.

Der Ichte nicht verhaftete Abgeordnete der weißrussischen Hromada, Stobolewfti, führte heftige Klagen gegen die Unter­drückung der Weißrussen durch die polnischen Behörden. Bier und fechs Jahre Gefängnis feien für die polnischen Gerichte, die den Willen der Behörden vollstreckten, eine Kleinigkeit. Es tomme vor, daß nach dreijähriger Berwaltungshaft das höchste Gericht die Unschuld des Häftlings feststellt. Das weißrussische Bolf wolle Land und Brot, Arbeit und Recht. Der Einfluß von Minit( Sowjet- Weißrußland. Red. des Vorw."), wo der welßrussische Bauer jeine eigenen Schulen erhalte, feine eigene Sulfur pflegen fönne, beruhe auf diesem Verlangen des weiß ruffischen Bolles. Der Redner fuhr fort: Die Hromada hat seiner zeit ihr Programm veröffentlicht, das bei den Behörden feinen Widerspruch hervorgerufen hat. Dann aber begann ein Cod fpigel- und Berleumdungsfeldzug gegen unfere Or­gan fafion. Die Hromada zählt gegenwärtig 100 000 Mitglieder, the gehören mindestens 70 Broj. der Einwohner Weißrußlands   an. Wir wollen die welgruffische Bewegung in eine Organisation ju­jammenfassen. The zerstört diefe Organisation. Auf euch fällt die Berantwortung für die Folgen folcher politif.

Ein radikaler Abgeordneter Polizeiagent? Warichan, 28. Januar.  ( TB.) Bie Glos Brawdy"( Organ Pilsudskis. Red. des Borm.") behauptet, war der Führer der Radi­talen Unabhängigen Bauernpartei, Abg. Silvester Wojewuditt, der bei der vorletzten Sejmfißung wegen seiner lärmenden Stellung nahme gegen die Berhaftung weißrussischer Abgeordneten auf einen Monat von den Sigungen ausgeschlossen wurde, langere 3eit gent der polnischen politischen Bolizei. von der er große finanzielle 3uwendungen erhielt. Das Blatt fäßt durchblicken, daß Bojewubfti euch über die Tätigteit seiner weißrussisch   en Roflegen, mit deren politischer Richtung er nach außen hin sympathisierte, geheime Berichte an die Das Blatt bezeichnet politische Polizei gegeben hat. Bojewudsfi als einen neuen Afeff imd fordert ihn auf, bei der Staatsanwaltschaft Untersuchung gegen fich zu beantragen, da sonst Jeines Bleibens unter anständigen Leuten nicht mehr fein fönne. Bie der Ost- Expreß hierzu meldet, bestreitet Wojewubffi alle Anschuldigungen und verlangt ein sogenanntes Marshalls. gericht, b. h. Untersuchung durch den Sejmmarschall.

In der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesell­fchaft hielt gestern abend der Zentrumsführer und Borfitzende des Gesamtverbandes der Deutschen   Gewerkschaften, Adam Steger­walb, einen Bortrag über das Arbeitszeitproblem in Deutschland   und die Ratifizierung des 23­tommens von Washington  .

Wer regiert, muß Opfer bringen.

Herr Stegerwald   hatte sich die Pointe seiner Ausführungen zum Schluß aufgehoben. Er fagle: Die jezige Regierung hat teine Mehrheit ohne die Abgeordneten, die aus dem Gesamtverband der deutschen Gewerkschaften( chriftlich) hernorgegangen find.

Diese Abgeordneten sind nicht gewillt, den billigen Jakob zu

ipielen.

Stegerwald   wies zunächst darauf hin, daß in Deutschland   sich eine fortgefegte Broletarisierung des Boltes voll­eine fortgefeßte Proletarisierung des Boltes voll und mit Bezug auf die Deutschnationalen und die Bolfspartei fügte ziehe und daß es eine Illusion sei, zu glauben, man fönne die Herr Stegerwald   hinzu: Wer regiert, muß Opfer bringen." Danach politische Demokratie durchführen, ohne entsprechende mirt werde ich in Zukunft mein Berhalten einrichten! fchaftliche Wandlungen. Auf das Problem der Arbeitszeit ein­gehend, sagte er, daß diefes nicht mur ein wissenschaftlicies fei, fendern ein Problem, in dem fich die sozialen, wirtschaftlichen, fulturellen Einflüsse treuzten.

Ohne foziales Ziele ende die Wirtschaft in einer Sadgaffe.

Bei der Erfassung des Problems der Arbeitszei t müsse man berücksichtigen, daß für den industriellen Arbeiter der Arbeitsraum nicht Lebensraum set. Man müsse alle darauf hinarbeiten, die Zeit zu verkürzen, die der Arbeiter gezwungen fet, im Urbeitsraum tätig zu sein. Es sei ein Irrtum, wenn die Unternehmer immer wieder barauf hinwiesen, daß die Frage der Arbeitsdauer wesentlich ein Problem der Wirtschaftlichkeit sei. Nicht mur einzelne Betriebe, die barin in Deutschland   vorangingen, wie 3eiß und Bold, bewiesen, baß eine turze Arbeitszeit hie Wirtschaftlichkeit des Unter nehmens durchaus nicht ausfchließe Man fönne fagen, daß die in der Arbeitszeit am meisten fortgeschrittenen Länder gleichzeitig die tonfurrenzfähigsten Länder sind.

Nach einem geschichtlichen Erfurs über die internationale Sozialgefeggebung und einer furzen Sfizzierung des 2 b- Sozialgefeggebung und einer furzen Sfizzierung des 2 b. tommens Don Washington und der Regelung der in den verschiedenen Ländern, wobei Herr Arbeitszeit Stegerwald den Tatsachen etwas Gewalt antat, fam ber Redner mieber auf die Regelung des Arbeitszeitproblems in   Deutschland zurüd. In   Deutschland bewege man sich immer in Extremen. So habe er vor dem Kriege bei einer Studienreise nach England feststellen können, daß die englische Echwerindustrie das Dret fchichtenfnft em durchgeführt hatte, obwohl fe technisch gegen­über der   deutschen Schwerindustrte sich im Rüdftand befand, während die   deutsche Schwerindustrie noch bas 3 meifchichten inftem beibehalten hatte und ohne dieses nicht auszufominen glaubte. Nach der Staatsumwälzung hätte man dagegen in   Deutsch, land den schematischen Achtstundentag eingeführt. Dieser sei nach dem Zusammbruch der Mart allerdings geloert worden. Dabei fel man so weit gegangen, baß man geradezu

unmenschliche Arbeitszeiten

burchgeführt habe.   Stegerwald zitiert in diesem Zusammenhange die rheinische Brauntohlenindustrie, wo die Arbeiter 3 mölf Stunden gearbeitet und durch die weiten Wege zur Arbeitsstelle täglich fünfzehn bis sechzehn Stunden von ihren Familien ferngehalten worden seien. Darin wären feitdem Besserungen eingetreten. Herr   Stegerwald vergaß nur, daß sein Besserungen eingetreten. Herr   Stegerwald vergaß nur, daß sein Parteifreund, der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, noch vor ganz furzer Zeit für den mitteldeutschen Brauntohlenbergbau einen Schiedsspruch für verbindlich erklärte, der diese unmenschliche Ar­beitszeit zuläßt.

Immerhin sagt Herr Stegerwalb. baß jene Zeit, wo es um Leben und Sterben ging und bie Arbeitsgeit gelndert werden mußte, Borbei sei. In den fontinuierlichen Betrieben müsse wieder Die dreigeteilte Schicht überall eingeführt merden. Deutschland tommt um die Rafifizierung des Abkommens von   Washington nicht mehr herum." Sobald   Deutschland ratifiziert haben werde, würde auch in ben Ländern, die noch nicht das Abkommen von Washington ratifiziert haben, die Ratifizierung nurmehr eine Frage der Zeit sein.

Das Arbeitsschußgefek, das jetzt dem Reichswirtschafts. rat vorliege, fei so ausgearbeitet, daß es die Ratifizierung des 2b. tommens von   Washington ermögliche. Man könne damit rechnen, daß im April 1928(!) das Gefeß in Kraft treten würde. Aller bings würden mit der Ratifizierung weber die Befürchtungen der Unternehmer, noch die Erwartungen der Arbeiter fich als gerecht. fertigt erweisen. Das Arbeitsschutzgeses", fagte Herr Stegerwald, geht den Unternehmern zu weit, den Arbeitern nicht weit genug. mir persönlich geht es auch nicht weit genug. Die Ausnahmen, die es zuläßt, sind mir zu meitmalig."

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Abzug der Militärkontrollkommission.

Zum 31. Januar.

Die Interalliierte militärfontrollfom mission wird, wie nunmehr feststeht, zum 31. Januar ihre Tätigkeit einstellen und   Berlin verlassen. Davon wird sie die Reichsregierung in einem besonderen Schreiben unterrichten. Die Kommission, an deren Spize General a Ich steht, setzte sich zuletzt aus 38 Offizieren, in der großen Mehrzahl   Franzosen, zusammen. Das technische und sonstige Hilfspersonal betrug rund 80 Personen. Nach den in   Genf getroffenen Bereinbarungen geht die Regelung etwa noch verbleibender Restpunkte nach dem 31. Januar auf die Militärattachés bei den Botschaften ber einzelnen Hauptmächte unserer einstigen Gegner über. Die Verhandlungen finden also in Zukunft auf dem üblichen diplomatischen Wege statt. Daher findet auch die Heeres- Friebenstommission mit dem 1. Februar ihr Ende.

Noch schwebende Detailfragen in   Paris.  Paris, 28. Januar  .( Eigener Drahtbericht.) Am Freitag vor mittag und nachmittag haben Sizungen zwischen dem Interalliierten Militärtomitee und der   deutschen Delegation stattgefunden. Es wird erflärt, daß der Abschluß der Berhandlungen noch durch einige Detailfragen und wegen ber bis Freitag nachmittag noch un gelöften   deutschen Regierungskrise fich verzögere. Man hofft aber immer noch, daß am 31. Januar die Botschafterfonferenz die Frage der   deutschen Eniwaffnung endgültig liquidle.

ren wird.

Sowjetrußland als Paradies-

ber Bureaukraten.

Der Dampf der Somjdregierung gegen die immer mehr um   fidh greifende Bureautratifierung ist in der Tat eine Sisyphus. arbeit. Aus dem legten Bericht des Boltstommiffars der Arbeiter. und Bauernkontrolle ist zu ersehen, daß die großangelegte Sparfam

Es besteht Uebereinstimmung im Reichstag, das beweisen die Richtlinien der neuen Regierung(?!); es besteht Uebereinstimmung von den Deutschnationalen bis zu den Sozialdemokraten, daß die gegenwärtig bestehenden Unzuträglichkeiten in der Frage der Arbeitszeit

auf notgefehlichem Wege abgeändert werden müssen. Ueber das Ausmaß dieser Abänderungen", fügte Herr Steger­  wald etwas elegisch hinzu, wird es allerdings Streit geben."

So Herr Adam   Stegerwald, ein Führer des Zentrums, Bor­fizender des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften. Seine Ausführungen richten sich vor allem an die Adresse der Deutschnationalen und der Boltspartet Ausführungen verpflichten aber auch ihn selbst und feine Barteigen offen. Wir registrieren diese Ausführungen für heute und werden sehen, wie die christlichen Gewerkschafts. verireter im Reichstag, die ja nicht nur im Zentrum, sondern auch in der Bayerischen Boltspartei, in der Deutschnationalen Bolts. partei und in der Deutschen Volkspartei fizen, diese Ausführungen ihres Führers mit ihrer eigenen Haltung in Weberein. Stimmung bringen werden und wie weit sie entschlossen und in der Lage find, auf ihre Parteien im Sinne der Ausführungen Stegermalbs einzumirten

Besorgnisse bei den Zentrumsarbeitern.  

Köln, 28. Januar  .( Eigener Drahtbericht.) Die politischen Bore gänge der letzten Tage haben, wie zu erwarten war, in den Reihen der fatholischen Arbeiterschaft Westdeutschlands außerorbent tiche Erregung hervorgerufen. Am Freitag abend ist die Rheinische Bolkswacht", das offizielle Drgan der   Kölner Zentrums. partet, genötigt, die wachsende Opposition in den eigenen Rethen einzudämmen, indem sie zunächst der Sozialdemokratie bie Schulb für die politische Entwicklung, die zur Rechtsregierung führte, zuschlebt, dann aber über diese Rechtsregierung mit Nachdruck be tont, daß es fich nur um einen Bersuch handle, der die Ben­trumswählerschaft und die Zentrumsfrattion berechtige, jedes er laubte Maß weitestgehender Zurückhaltung und höchster Wachsamteit wie nur bedingt gewährtes Bertrauen in die neue Gemeinschaft einzubringen. Gegenüber den Deutschnationalen sei 3urüdhal tung bis zum Mißtrauen verständlich und berechtigt. Sie hätten für ihre Mitarbeit einstweilen nichts anderes zu fordern als den Glauben, daß ihr Bekenntnis zu den grundlegenden Richtlinien für die Regierungsarbeit ehrlich gemeint sei. Sie müßten in 3u funft erst beweisen, daß sie des Glaubens an ihre Auf­richtigtett mürdig sind. Der größte Teil der Zentrumsanhänger werbe der neuen Regierungsbilbung mit bentbar geringfter Sympathie gegenüberstehen.

Gegen das Arbeitsschuhgeseh

stundentag!

für den Acht.  

Köln, 28. Januar  .( Eigener Drahtbericht.) Die Kölner christ liche Arbeiterschaft nahm in einer großen Rundgebung Stellung zur Arbeitszeitfrage und zum Arbeitsschutzgesehentwurf. Die Ver fammlung tam zur einmütigen Ablehnung des Ar beitsschußgefegentwurfs und verlangte entschieden die gefeßliche Anerkennung und Durchführung einer Höchstarbeitszeit

von acht Stunden.

Die jetzt geltende Arbeitszeitregelung beruhe auf einer in außer gewöhnlicher Zeit erlassenen Berordnung. Inzwischen hätten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend geändert, fo daß die Arbeitnehmer einen Anspruch darauf haben, daß die Ergeb niffe einer rationalisierten Wirtschaft in erster Linie auch der Ar­beiterfchaft in höherem Lohn und verfürzter Arbeitszeit zugute.

tommen.

feitstampagne, trog aller Erwartungen, nicht zur Berminderung, sondern vielmehr zur Steigerung der Beamtenzahl geführt habe. In den staatlichen Behörden der   Sowjetunion betrug die Beamten­zahl im Jahre 1925/26 852 083. Für das Jahr 1926/27 mar eine Berringerung dieser Zahl um 8663 vorgesehen. In Wirklichkeit jedoch ist die Beamtenzahl noch um 49 666 gestiegen. Dasselbe trifft auch in bezug auf die einzelnen Republiken der   Sowjetunion 3 Am deutlichsten kann man das Wachstum des bureaufratischen Apparats in   Moskau sehen. Die Beamtenzahl betrug dort im Jahre 1923 48 663, im Jahre 1924 62 923, im Jahre 1925

79 814 und im Jahre 1926 103 783!

Nach der Ansicht des Bolfskommissars der Arbeiter. ynd Bauernkontrolle liegt die Ursache des ununterbrochenen Bachstums der Beamtenzahl in den bureaukratischen System, das eine wahre Bapierflut nach fich zieht. Aber der Bolks. tommiffar, dessen Bericht von unglaublichen, aber der Wirklichkeit entnommenen Anekdoten über die Auswüchse des Bureautra. tismus und der Papierwirtschaft wimmelt, sieht jedoch nicht, daß der Bureaukratismus selbst eine unvermeidliche Folge des Regimes der Willkür und der Diktatur ist, das keine wirkliche Selbstbetätigung und Selbstverwaltung der Bevölkerung duldet. Rein Kommissariat der Arbeiter- und Bauernkontrolle tann die Kontrolle der Bevöl ferung selbst, der Deffentlichkeit, der freien Presse und der unabhängigen Partelen und Organisationen ersetzen.

Die litauische Pogromwelle. Antisemitische Krawalle in der Universität.  Kowno, 28. Januar  .( DE.) Der chriftliche" Studentenverband an der Universität Kowno hat eine Entschließung angenommen, in der die Segierung christlicher Leichen durch jüdische Studierende als Beleidigung des chriftlichen Glaubens und der litauischen Natio nalwürbe" bezeichnet wurde! Auf Grund dieses Beschlusses hin berten die chriftlichen Studenten die Juden am Betreten des Ana­tomischen Instituts, was zu Krawallen und Schlägereien führte. Der Direktor dieses Instituts hat darauf bis zur Beilegung des Ronflitis deffen Schließung verfügt.