Einheitstarif im einheitlichen Verkehr. Die Demagogen bei der Arbeit. Die Notwendigkeit, in Berlin zur Beseitigung des Bertehrs- elends die Berkehrsunternehmen zusammen- zufassen, wird von keinem Einsichtigen verkannt. Auch das kann im Ernst niemand mehr bestreiten, daß man die zusammen- gefaßten Unternehmen bei der weiteren Ausgestaltung wie bei dem Betrieb als eine Einheit behandeln muß. Daß aber das einheitliche Verkehrswesen alle seine Teile aus eigenem erhalten muß und daß auch für die Ausgestaltung der einzelnen Teile das Ganz« einheitlich die Kosten aufzu- bringen hat, das will manchen Leuten noch nicht in den Sinn. Die Kostenfrage, um die man bei keiner Ausgestaltung eines großen Unternehmens herumkommt, ist für die Demagogen von rechts und für die Demagogen von links, für die D e u t s ch n a t i o- » a l e n und für die K o m m u n i st e n, wieder einmal eine will- kom>nene Gelegenheit, sich als.Volksfreunde" z u g e- »ei gier Beachtung zu empfehlen. Das begreifen ihre Wortführer, daß bei dem notwendigen Ausbau der Untergrund- bahnen, die für die oerkehrsüberlastete Großstadt zurzeit dos ange- i!i«ssenste und leistungsfähigste Massenbeförderungsmittel sind, die .Kosten nicht aus dem Stadtsäckel beschafft werden können. Aber das bindert sie nicht, die zur Kostendeckung leider notwendige und an sich unerfreuliche Tariferhöhung zu bekämpfen, ohne daß sie einen gangbaren Weg zeigen könnten, auf dem man zu einer anderen Möglichkeit der Geldbeschaffung zu gelangen vermöchte. Dieses Verfahren ist zwar bar jedes Verantwortungsgefühls, aber bequem ist es— und es macht populär. Ueber die Gegen- werte, die der Konsument, der die Verkehrsmittel benutzende Ber- liner, für die Tariferhöhung eintauschen wird, geht man mit Still- schweigen hinweg. Daß eine Umsteigemöglichkeit größten Maßstabes erreicht wird, daß später der Ausbau des Unter- grundbahnnetzes für die Massen der Werktätigen und Schafsenden, der Arbeiter, Zlngestellten und Beamten, die täglichen Wege zwischen Wohnung und Arbeitsstätte verkürzt— »vas wiegt das den Demagogen von rechts und von links! Wie chohn wirkt es, daß selbst ein Blatt, wie die agrarische„Deutsche Tages- zeitung", sich jetzt als Beschützerin der Minderbemittelten unter der Berliner Bevölkerung aufspielen will. Die Ausgestaltung des Untergrundbahnnetze» hätte noch ein« Nebenwirkung, die in der jetzigen Zeit drückend st er Arbeits- losigkeit sehr willkommen sein muß. Sie könnte die Ar- bcitsgelegenheit vermehren und vielen Tausenden der jetzt Beschäftigungslosen auf lange Zeit wieder Lohn und Brot schaffen. Doch wir erwarten nicht, daß Deutschnationale solchen Erwägungen zugänglich sind._ Zwei Zluclzeugabftürze. Ursache das Schneegestöber gestern nachmittag. Das in den gestrigen Nachmittagsstunden plötzlich einsetzende starke Schneetreiben hatte dicht vor den Toren Berlins zwei Flugzeugabstürze zur Folge, die glücklicherweise ohne tödlich» Unfälle abgelaufen sind. Ein Eindecker der Deutschen Versuchs an st alt Adlcrshof startet« in den Nachmittagsstunden in Warnemünde
jede Orientierungsmöglichkeit genommen wurde und er sich zu einer Notlandung entschließen mußte. Auch nach unten war die Sicht völlig genommen: der Führer mußte auf gut Glück die Landung wagen. Etwa 10 Meter über dem Erdboden tauchten plötzlich Ge- bände auf. Der Führer konnte seinen Apparat aber nicht mehr .hochreißen und prallte mit großer Wucht gegen das Dach ■eines Schuppens des Magerviehhofes. Das Flugzeug überschlug sich, bohrte sich mit dem Propeller in die Erde und wurde stark beschädigt. Während der Pilot M. mit leichteren Ver- letzungen davonkam, wurde sein Begleiter und Beobachter Helmut H., der in der Augustastraße 43 zu Wilmersdorf wohnt, schwer ver- letzt. Bewußtlos wurde er durch die Lichtenberger Feuerwehr, die alarmiert worden war, in das Hubertus-Krankenhaus geschafft.— Der zweite Absturz, bei dem der Flugzeugführer unver- letzt blieb, ereignete sich fast um dieselbe Zeit aus dem Gelände des Gutes S« e h o? bei Teltow . Ein Verkehrsflugzeug der Deutschen Lufthansa, das sich ohne Passagier« auf dem Flug nach dem .tzafen Tempelhof befand, mußte infolge des Schneegestöbers nieder- gehen. Der Apparat überschlug sich und wurde erheblich be- schädigt. Der Führer stieg zur Verwunderung der zu Hilf« eilenden Landleute, die den Vorfall beobachtet hotten, völlig unoer- s« h r t aus der Führerkabine. Die Lichterfelder "Feuerwehr nahm die Bergungsarbeiten des Flugzeuges, das sich tief in den weichen 'Ackerboden gebohrt hatte, vor.*
Staütratswahl in Pankow . Zum stellvertretenden Bürgermeister wurde der Demokrat Dr. T a e g e r mit 25 von 47 abgegebenen Stimmen ge- wähll. Der durch diese Wahl freigewordene Posten eines besol- beten Stadtrats wurde in der Stichwahl durch den Genosien Gütig besetzt._» Die Potsdamer Attenbeseitigungsaffäre. Der wegen Amtsunterschlagung verhaftete Iustizobersekretär Erich R i e s n e r von der Strafabteilung des Amtsgerichts Potsdam hat nunmehr ein volles Geständnis abgelegt. R. hat zugegeben, daß er Tausende von Strafgeldern unterschlagen hat, um seine Verwandten, die in wirtschaftliche Not geraten waren, zu uiüerstützen. Die Verwandten hätten natürlich von den Verfehlun- gen nichts gewußt. Sowohl die Aktenbeseitigung als auch die Unter- jchlagungen will R. allein unternommen haben. Der Iustizfisku« hat auf die Wohnungseinrichtung des Verhafteten Beschlag gelegt, so daß ein Teil des Schadens gedeckt werden kann. Wie einem die Afriderieus-Marke angedreht wird.. Ein Leser unseres Blattes berichtet uns folgende Geschichte: „Daß Stingls Fridertcus-Marke auf den Berliner Postämtern nicht „geht", ist eine bekannt« Tatsache. Die Mehrheit der Berliner Be- völkerung besteht aus waschechten Republikanern, die, wenn sie nach auswärts einen Brief schreiben, statt einer Fridericus-Marke zwei Schiller - Marken kleben. Und da wollte ich letzthin meinen Be- darf an Schiller-Marken decken und, um den Schalterbeamten die Slrbeit zu erleichleru. bewaffnete ich mich mit einigen Zehnpfennig- stücken, um den Briefmarkenautomat zu benutzen. Aber siehe da: der Automat, der für einen Groschen zwei Schiller-Marken hergibt, nahm meine Groschen nicht an: sie waren ihm zu dick. Der Auto- niat, der die Zehnpfennigmarken verabfolgt, war gefräßfger— er schluckte gleich den ersten Groschen.(Hätte ich gewußt, daß das auch ein Hohenzollern -Automat war!!!) Lorher hatte ich aber auf
die Marke gesehen, die auf seiner Vorderseite angebracht war. Unschuldig prangte in dem kleinen Glasrähmchen eine gute alte Zehnpfennigmarke mit dem Reichsadler. Aber dann... der Groschen siel... kling ling machte der schlaue Auto- mat... ich griff hinein... und--- hatte«ine Fridericus-Marke in den Fingern! Schlauer Postdirektor, so schlägt man den Republikanern ein Schnippchen I Na, für deine Schlauheit mußten die Schalterbeamten büßen, weil ich auf die weitere Benutzung des falschen Fridericus-Automaten verzichtete. Also: auf reelle Weise wird man Fridericus Rex nicht los, er muß erst in unlauteren Wettbewerb mit Schiller treten. Wo ich das erlebt habe? Auf dem Postamt W ö7 in der Steinmetzstraße."
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_ reikag. den 4. Jebruar. abends 7Hz Ahr, im grohen Vortrags- aal des Deutschen Krankenkassenhauses. Berliner Straße 137 lCäcilienhauS) Lichtbildervortrag der Aktien Schulgemcinfchaft Charlottenburg „jAiis dem Leben der westlichen Schule". Referent: Stadtverordneter Rektor Max Kreuziger. Eltern, besucht diesen glufklärung?vortrag und meldet Eure Kinder für die weltliche Schule beim Rektor Gen. Wilhelm Schmucker in der 34. Gemeindeschule, Spreestraße 39, an!— Anmeldungen auf Ein- und Um'chulung werden dort entgegengenommen.
Hlockenweihe unü volksentscheiü. Gefängnisstrafe für ein Reichsbanncrmitglied, ob- gleich seine Schuld nicht bewiesen werden konnte. Am 29. Juni v. I., einem Sonntag, fand die Weihe der neuen Glocken in der A p o st e l- P a u l u s- K i r ch e in Schöneberg statt. An demselben Tage war bekanntlich auch die Volksabstimmung über die Fürstenenteignung, und in unmittelbarer Nähe der Kirche befand sich ein Abstimmungslokal. An der Glockenweihe hatte auch eine Abteilung des Stahlhelm, etwa 29 Mann, in voller Aus- rüstung mit Fahnen und Abzeichen teilgenommen, die vor der Kirche, aber mehr in der Nähe des Abstimmungslokals Auf- stellung genommen hatten. Schon vor der Kirche war es zu lär- menden Szenen gekommen. Als die Stahlhelmtruppe nach beendeter Feier in der Kirche abzog, wurde sie von einer izroßen Menschen- menge durch die Goltzstraße mit Johlen und Schimpfen oerfolgt. Das Gedränge vermehrte sich, als auch am Winterfeldtplatz aus der Katho- lischen Kirche die Besucher des dortigen Gottesdienstes heraus- strömten. Di« Demonstranten bombardierten die Stcchlhelmleute am Winterfeldtplatz mit Steinen, und es wurden auch mehrere von diesen getroffen. Die Stahlhelmleute mußten vor der Masse in einen Hausflur flüchten, und. dieser wurde bis zum Erscheinen der Polizei von einer Menge in drohender Haltung umlagert. Dieser Vorgang hatte ein Nachspiel gestern vor dem Erweiterten Schöffen- gericht Schöneberg gegen ein Mitglied des Reichsbanners Much und ein Mitglied des Roten Frontkämpferbundes , Schulz wegen schweren Landfriebensbruches. Much behauptete, daß er aus der Barbarossastraße gekommen sei und den Zusammenlauf gesehen habe. Als Angehöriger des Reichsbanners habe er sich verpflichtet gefühlt, einzugreisen, falls jemand in Gefahr sein sollte. Dadurch sei er in das Gedränge gekommen und selbst gestoßen worden. Er selbst habe aber sich nicht an irgendeiner Gewalttätigkeit beteiligt. Von den Zeugen wollte einer in Much den Mann wiedererkannt haben, der ihm einen Schlag ins Genick gegeben hatte. Andere Zeugen hatten Much nur im Gedränge gesehen, darunter auch ein mit Much be- kannte» Mitglied des Windthorstbundes, der die Vorgänge von der Kirchenfrettreppe aus beobachtet hatte. Der zweite Angeklagt« Schulz war vor dem Wahllokal als Zettelverteiler tätig gewesen und hatte es als Provokation betrachtet, daß der Stahlhelm in Paradestellung sich unmittelbar vor dem Abstimmungslokal auf- hielt. Er hatte darüber geschimpft und schließlich die Polizei ange- rufen, die dann auch die Stohlhelmtruppe aufforderte, sich vor der Kirche aufzustellen. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld betrachtete es als eine Provokation der Arbeiterschaft, daß man es für angebracht gehalten habe, gerade an dem Tage der Volksabstimmung den Stahlhelmtrupp in Unisonn mit Wzeichen und Fahnen vor dem Wahllokal aufmarschieren zu lassen, und daß man gerade an diesem Tage die Glockenweihe veranstaltete. Zu der Zeit, als Schulz ein- schritt, sei es weder zu einer Zusammenrottung, noch zu Gewalt- tätigkeiten gekommen. Es sei daher die Anklage unverständlich, und er beantrage nicht nur gleich dem Staatsanwalt die Freisprechung des Schulz, sondern auch die Auferlegung der Kosten der Verteidigung desselben auf die Staatskasse. Gegen Much hatte der Staatsanwalt wegen schweren Landfriedensbruchs 6 Monate Gefängnis beantragt. Das Schöffengericht sprach Schulz frei, da eine Teilnahme an der Zusammenrottung nicht erwiesen sei, lehnte aber die Ueber- nähme der Verteidigungskosten ob, weil Schulz immerhin durch die Schimpfworte dazu beigetragen habe, daß die Erregung der Menge gesteigert wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt hätte es leicht zu einer Explosion kommen können. Bei Much wurde nur einfacher Land- friedensbruch angenommen. Es ließ sich nicht einwandfrei nachweisen, daß er auf die Stahlhelmleute mit eingeschlagen habe. Nach seinem eigenen Eingeständnis ist er aber in die Mass« hineingelaufen, und er mußte gesehen haben, daß der flüchtige Trupp durch eine um das Drei- bis Vierfache überlegene Menschenmenge in Bedrängnis geraten war. Damit hat er sich der Teilnahme einer Zusammenrottung schuldig gemocht. Der Staat sei verpflichtet, die freie Meinungsäußerung jeder Richtung zu schützen. Much wurde wegen einfachen Landfriedensbruches zu 3 Monaten Gefäng- n i» verurteilt, es wurde ihm aber Bewährungsfrist bewilligt, da er nach Ansicht des Gerichts aus Leichtsinn und Unersahrenheft ae- Handelt habe. Das Urteil recht sich auch in seiner Begründung würdig den anderen Urteilen gegen Reichsbannermitglieder an. Obgleich also nicht einwandfrei festgestellt werden konnte, ob M. auf die Stahlhelm- leute eingeschlagen hat, obgleich nicht einmal erwiesen war, daß er sich überhaupt an der Zusammenrottung auf irgendeine Weise be- teiligt hat, erfolgt seine Verurteilung. Stahlhelmleute müssen aber von deutschen Gerichen besonders geschützt werden. Wie wäre das Urteil wohl ausgefallen, wenn umgekehrt Reichsbannerleute in die Lage der Stahlhelmer geraten wären? Geht nicht zur Bühne! Der Kartellverband deutscher Bühnenongehö- r i g e r hat in seiner letzten Sitzung die Berichte über die w i r t- schaftliche Lage der Theater in Deutschland , Oesterreich, in der Tschechoslwakei und in der Schweiz entgegengenommen und mft großem Bedauern festgestellt, daß der Zulauf zum Theater- beruf in immer größerem Umfange erfolgt, während die Möglichkeit. Bühnenangestellte in Theaterbetricben unterzubringen, immer geringer wird. Andererseits werden alljährlich immer mehr
Schauspieler ansgebildek. Es ffl vSMg ausgeschlossen, daß diese vielen Anfänger in Theaterbetrieben untergebracht werden können. Diese Umstände veranlassen den Kartellverband, an alle Eltern, an die Lehrer sowie an alle Berufsberatungsstellen die dringende Bitte zu richten, alle Jugendlichen auf das eindring- lichfte vor der Ergreifung des Theaterberufs zu warnen. Es ist die Pflicht aller für die Berufsberatung verantwortlichen Stellen, darauf Hinzuwessen, daß ein großer Prozentsatz der sich zum Bühnen- beruf drängenden Personen notwendig der Verelendung anheimfallen muß, und daß nur Leichtfertigkeit oder volle Verkennung der Theaterverhältmsse dazu führen kann, den Theater- beruf zw ergreifen._ Die Telephonverteuerung. Teilweise Verbesserung des Gebühreuenttvurfs. Der Arbeitsausschuß des Verwaltungsrates der R e i ch s p o st hat den Entwurf einer neuen Fernsprechordnung in mehreren Sitzungen eingehend behandelt und nach Abwägung aller. Gründe für und wider beschlossen, der Vollversammlung des Ver- waltungsrats folgende Regelung der Gebühren für den Fernsprech- ortsverkehr vorzuschlagen: Die Grundgebühr für die Bereitstellung des Fernsprech- anschlusses soll statt 6 bis 12 Reichsmark,-wie der Entwurf der Ver- waltung vorsieht, drei- bis neun Reichsmark monatlich betragen. Die Ortsgesprächsgebühren sollen je nach dem Verkehrs- umfang auf zehn, neun und acht Pfennige bemessen werden, min- bestens haben die Teilnehmer 29 bis 49 Ortsgespräche im Monat zu bezahlen. Der Vorschlag bedeutet gegenüber der Verwaltungs- vorläge eine Verbesserung für die Wenigsprecher und gleichzeitig gegenüber der jetzigen Gcbührenregelung auch eine fühlbare Er- 'eichterung für die Vielsprecher.— Die Ferngesprächsgebühren für Entfernungen zwischen 15 und 75 Kilometer sollen von 45, 99 und 129 Ps. auf 49, 99 und 99 Pf. ermäßigt werden. Die Gebühr für Ferngespräche, die die Dauer von drei Minuten übersteigen, wird allgemein nach Einzelminuten berechnet werden. In der Zeit von sieben Uhr abends bis acht Uhr früh sollen im Fernverkehr nur zwei Drittel der Tagessäge erhoben werden. Im Sprechoerkehr der Groß- städte mit den benachbarten Ortsnetzen sind erhebliche Gebühren- ermäßigungen beabsichtigt. Herabgesetzt werden serner die meisten Sätze der Einrichtungsgebühren, die Gebühren für das Herbeirufen von Personen, sür die Voranmeldung und eine Reihe anderer Ge- bühren. Die Gebühr sür die Benutzung der Münzfernsprecher soll 19 V f e n n i g e betragen, so daß die besonderen Wertmarken zu 15 Pfennig wegfallen können. Die Volloersammlung des Ver- walwngsrates wird in der nächsten Woche zusammentteten.
§ 218. Auch Acrztc unter Anklage. � Daß Aerzte und nicht mehr, wie früher, fast nur sogenannte weise Frauen unter der Anklage stehen, sich gegen den 8 218 ver- gangen zu haben, wird jetzt Im Moobiter Kriminalgericht zu einer immer häufigeren Erscheinung. Abgesehen von den bereits ab- geurteilten Fällen sollen noch gegen eine ganze Reihe, zum Teil jüngerer Aerzte, derartige Verfahren schweben. Jetzt mußte sich das Landgericht II mit einem tödlich verlaufenen Fall beschäftig«», der zu einer Anklage wegen Abtreibung und fahr- lässiger Tötung gegen die Aerzte Dr. K. und S. geführt hatte. Eines Tages war ein 19 j ä h r i g e s Mädchen in ein Krankenhaus mit einer schweren Bauchfellentzündung eingeliefert worden. Es wurde zwar sofort eine Operation vorgenommen, jedoch starb die Patientin wenige Stunden danach. Da der Verdacht einer, st r a f b a re n Handlung vorlag, wurde die Sektion angeordnet, die auch ergab, daß wichttg« Organe bei dem Mädchen durchbohrt worden waren. Die Ermittlungen führten dann zu der Anklage gegen die genannten Aerzte. die das Mädchen kurz vor der Einlieferung in das Kranken- baus aufgesucht hatte. Einen bei der Verstorbenen vorgefundenen Zettel mit der Adresse einer weisen Frau suchten nun die An- geklagten in der Weise zu ihrer Entlastung zu verwerten, daß sie be- baupteten. das junge Mädchen habe böchstwahrscheinlich vor dem Besuch bei ihnen diese weife Frau aufgesucht, und hierauf sei der spätere ärztliche Befund zurückzuführen. Sie selbst wollten nur eine Untersuchung der Patienttn vorgenommen und eine Bauchfell- entzündüng festgestellt haben. Das Schöffengericht sprach die Angeklagten auch von der Beschuldigung der Abtreibung frei, verurteill« sie aber wegen fahrlässiger Tötung zu je 3 Monaten Gefängnis. Hiergegen legten die Angeklagten Berufung ein, zu deren Verhandlung bekannte Autoritäten, wie die Professoren Dllhrßen und Bracht als Gutachter geladen waren. Nach viel- stündiger Verhandlung eirdete diese auf Grund der Gutachten mit der Verwerfung der Berufung. Nach Ansicht der Straf- kammer wäre das junge Mädchen im Hinblick auf die Gutachten nicht mehr imstande gewesen, die Aerzte aufzusuchen, wenn es schon vorher die fraglichen Verletzungen infolg« eines anderweitigen Eingriffes erlitten gehabt hätte._ Einbrecher im Konsum. Schwere Arbeit hatten Einbrecher, die in der Nacht zum Mittwoch die 157. Filiale der K o n s u m- G e n o s s e n s ch a s t in der Sieg- friedstraße 36/37 zu Neukölln heimsuchten. Sie meißelte» von dem Lichtschacht das Eisengitter weg, gelangten so in den Keller, öffneten mit dem Meißel auch die gut gesicherte Tür zum Verkaufs- räum und stahlen außer 199 M. Bargeld für über 3999 M. Seiden- stoffe, Wollwaren. Zigarren und Zigaretten. Die Beute müssen sie mit einem Fuhrwerk weggeschafft haben. Mitteilungen an die Krimi- nalinspektion Neukölln. Ein Gegner der Republik ! Im Mai vorigen Jahres wurden Reichsbannerleute am Witten - bergplatz von dem Mogistratsangeftellten Herbett v. Widdern vom Omnibus herab beschimpft. Die Reichsbannerleute ließen den Herrn feststellen, weil sie nicht dulden wollten, daß die Reichsfarbcn durch den Ruf:„Nieder mit schworzrotmostrich" beleidigt werden In dem kürzlich abgehaltenen Termin wurde v. Widdern zu 2 9 9 m' Geldstrafe oder 29 Tage Haft verurteilt. Der Staatsanwalt wollte das Bergehen mit 399 M. geahndet sehen."°°lsanwau Ein Zwölfjährig«« durch Gas,"-rgiflek. Auf tragische Weise kam gestern nacht der zwolftahrige Schüler Werner Lade- mann in der elterlichen Wohnung Brunnen st raßellö ums Lebe». Schlechter Raumverhältnisse wegen mußte das Kind in der Küche schlafen. Als die Mutter ihr Kind heute früh wecken wollte. fand sie es in der völlig mit Gas angefüllten Küche leblos im Bett liegen. Wiederbelebungsversuche waren leider ohne Erfolg. Der Knabe hatte den Hahn der Gaslampe nicht ganz geschlossen, so daß im Laufe der Nacht größere Gasmengen entströmen konnten, die seinen Tod zur Folge hotten. .. 3"i- öossaNsUsche h-chschute. Das Seminar des Genossen Dr. Her, s-llt heute tnsolge Erkrankung de» R-serenten auS.
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BESONDERS MILD UND BEKÖMMLICH