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DieWestdeutsche Arbeiterzeitung"' hat noch im Dezember ausgeführt, daß ein Zusammengehen mit der rückwärts drängenden Kraft der Deutschnationalen Partei eine politisch« Unmöglichkeit sei. Was aber Herrn Stegerwald und der Westdeutschen Arbeiterzeitung" im Dezember noch unmöglich schien, ist jetzt durch die Beschlüsse der Zentrumsfraktion möglich geworden. Und warum? Ehe eine Rechtsregierung kommt, so sagte Steger­wald, sei die Auflösung des Reichstags vorzuziehen. Aber das Zentrum wollte die Auflösung vermeiden, obgleich die Deutsche Lolkspartei und die anderen Regierungsparteien viel mehr Furcht vor einer Auflösung haben müßten, weil sie bei Reuwahlen die schwersten Berluste erleiden würden. Auch die Deutschnationalen fürchten die Auflösung, denn sie haben immer noch mit der Rache der betrogenen Sparer zu rechnen. Das Zentrum kann durch ein noch so gut stilisiertes Manifest den Eindruck nicht verwischen, den es durch sein« Schwenkung hervorgerufen hat.(Sehr richtig b. d. Soz.) Wenn in England, dem Mutterlande des Parla- mentarismus eine derartige grundlegende Aenderung in der Re- gierungszufammenfetzung stattgefunden hätte, so wäre der Appell an die Wählerschaft eine Selbstverständlichkeit gewesen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wir werden uns in wenigen Monaten wieder darüber sprechen und dann Ab- rechnung hallen.(Sehr richtig b. d. Soz.) Negierungskurs unS veutschnatlonale. Der Reichskanzler hat heute zu Beginn feiner Rede auseinander- gesetzt, daß er gewillt sei. denaltenKursweiterzusteuern. Er hat an die Spitze der Kasse seinen Freund Köhler gesetzt. Wir schätzen Herrn Köhler sehr, er hat sich noch bei der Enthüllung des Frank-Denkmals zur Republik bekannt. Wem, wir die Ueberzeugung hätten, daß alle Minister auf dieser Bank auf dem republikanischen Boden ständen, so könnten wir vielleicht etwas Dertrauen zu ihnen haben. Wir haben es ober nicht, und wir sehen mit einer gewissen Sorg« Herrn Köhler neben den deutschnationalen Ministern sitzen. Unbegreiflich bleibt mir immerhin, wie ausgerechnet ein Mann, wie der Abg. Graes , der in den Jahren ISIl) bis 1S12 neben dem. Herren Liebermann v. Sonnenberg gesessen hat. sich jetzt dazu gedrängt hat, Justizminister in dieser Judenrepublik zu werden. (Stürmische Heiterkeit, Lärm rechts.) Das entscheidende dabei ist aber folgendes: Bisher ist eine solche Demütigung einer Varlei, wie e» im Falle Groese gewesen ist. noch nicht vorgekommen.(Lebhafte Zu- stimmung link.) Wenn sich die Deutschnational« Bolkspartei da» gefallen ließ, dann tonn man erkennen, von welchem Machthunger diese Partei beseelt ist. Es wird sich ja bald zeigen, warum die Deutschnationalen in diese Regierung gegangen sind, und was sie für die Kreise heraus- zuholen versuchen werden, die hinter ihnen stehen. Einer Reihe von Punkten, die der Reichskanzler hier aufgeführt hat, können auch wir unsere Zustimmung geben. Es ist uns vom Reichskanzler oersichert worden, daß auch die Deutschnationalen seinen Richtlinien zuge- stimmt hätten. Es muß sich nun zeigen, od diese Richtlinien nur für die Minister gelten und nicht für die deutsch« nationale Fraktion und wie weit sie sich in der A g i t a- tion draußen bemerkbar machen werden. Wenn es sich um ein Bekenntnis aus innerster Ueberzeugung handelt« und nicht nur um ein Lippenbekenntnis, so könnte man sagen: Welche Wendung durch Gottes Fügung namentlich in der Außenpolitik! Jetzt erklären sich die Deutsch,, all onalen damit«inverstanden, was der Reichskanzler hier vorgetragen hat. Aber man darf doch daran erinnern, wie die Deutschnotionolen früher zu den Fragen der Außenpolitik gestanden hoben, wie sie nach dem Kriege eine Politik befürworteten, die so recht nach dem Herzen der französischen Marschälle war. Cin aufklärenüer Zwischeafall. Jetzt hören wir. daß die Deulschnalionalen den bisherigen Ab- machungeu zustimmen, dem Londoner Abkomme» und den Locorno- vertrügen und daß sie auch die Rechtmäßigkeit des Zustandekommens dieser Verträge anerkennen, vor kurzem hat mau bei den Deutsch . nalioualen das rechtmäßige Zustandekommen nicht anerkannt. Weuu man dos jetzt tut. so wird man doch auch die Methoden dieser Außen- pvlltik anerkennen müssen. Abg. v. Kemnitz(Dnat.) ruft: Nein! Aha! Ein so hervorragender Diplomat, wie der Verfasser des Mexikobriefes sagt schon nein!(Lebhaste Bewegung im Hause.) Der Reichskanzler hat erklärt, daß von Revanche keine Red« inehr sein solle. Das ist selbstverständlich. Dann sollte man aber auch incht mehr über Elsaß -Lothring en reden, sondern die Grenzen anerkennen und ebenso, daß Elsaß-Lothringen nicht mehr auf dem

Wege der Gewall zu Deutschland zurückgeführt werden kann. Noch vor kurzem hat ia allerdings der deutschnationale Abgeordnete Freytagh-Loringhoven ausgerufen: Herr, mach uns frei! Gerade wenn man das Ziel der Befreiung der Rheinlande erreichen will, dann darf die deutsche Außenpolitik in keiner Weise in Zweifel gestellt werden. Das gilt aber auch für die innere P o l i t i k, die jetzt von einem deutschnationalen Minister aehandhabt werden soll. Es besteht ja nicht die geringste akute monarchistische Gefahr mehr. Die Deutsch - nationalen begnügen sich ja schon mit dem Ersatz des Heidelberger Saxo-Borussen Domela.(Stürmische Heiterkeit.) Die Deutschqatio- nalen haben jetzt zugegeben» daß durch die Nationalversammlung die Verfassung von Weimar ordnungsgemäß zu- stände gekommen ist. Sie haben ja auch olle republi- tonische» Symbole anerkannt. Das sind alles außer- ordentlich schöne Worte, aber wir werden sehen, wie die Talen dieser Regierung sich zu ihnen verhallen werden. die Einzelheiten ües Regierungsprogramms. Um ein Detail hervorzuheben: Das Ausführungsgesetz zu Art. 4 8 der Verfassung. In der Zeit als Friedrich Ebert Reichspräsident war, haben die Deutschnationalen dieses Ausführungs- gesetz immer oerlangt. Sie haben jetzt Gelegenheit, uns diesen Gesetz- entwurf bald zu bescheren. Wir werden uns ansehen, wie dieses Gesetz in Wirklichkeit aussieht! Es ist behauptet worden, daß die Deutschnationalen in den Vor- Verhandlungen verlangt hätten, daß in die Richtlinien ein« organische Fortentwicklung der Verfassung auf- genommen werden sollte. Wir werden ja in nächster Zeit hören, was sie darunter verstehen. Wenn die Deuischnationalen heute im Gegensatz zu ihrer Flucht aus der Regierung Luther im Oktober lg25 dies« Richtlinien akzeptiert haben, so deshalb, weil heute die vaterländischen Verbände, die ihnen damals Feuer unter den Frack gemacht haben, ihre wesentliche Kampskraft eingebüßt haben. Die Deutschnationalen haben heute ihre Schwenkung vorgenommen, weil sie den Druck der Wehrverbände nicht mehr so wie im Oktober 192S gespürt haben. Wenn man an diese Wehrverbände denkt, so muß man wohl zu- geben, daß sie in der JKLHe der Reichswehr nicht das geringste zu suchen haben.(Sehr richtig bei den Sozialdemokraten.) Der Reichskanzler hat sich heute auf die v i e r Punkte vom 18. Dezember bezogen. Es kommt jetzt aber weniger auf schöne Reden an, als auf ein scharfes Durchgreifen. Wir werden uns im einzelnen darüber bei der Beratung der Kapitel Heer und Marine beim Etat noch unterhalten. Für heute nur soviel: Wir haben zu dem Reichswehrminister nicht das vertrauen, daß er jetzt das nochholt, was er in 7 Jahren versäumt hat.(Sehr richtig! bei dc-n Sozialdemoraten.) Die Summe von Miß- trauen, die sich bei uns gegen ihn angesammelt hat, ist auf das neue Kabinett übertragbar. Im übrigen scheinen ja die Tag« de» Herrn Reichswehrministers gezählt zu sein. Di« Deutsche Volkspartei will den dritten Minister haben, vielleicht hilft Herr Geßter etwa» nach. Indem er zur Deutschen Volksparlei übertritt. Her mit öem �rbeitszeitnotgesetz! In seinem sozialpolitischen Programm hat der Reichskanzler uns eine ganz« Reihe von Einzelheiten vorgetragen. aber die Massen draußen warten jetzt daraus, daß bald etwas ge- scheh«. Und das wird der Punkt sein, an dem sich bald die Geister scheiden. Hier werden die schönsten Sätze nichts Helsen . Hier wird es sich darum handein, ob die von dem Manifest des Zentrums ver- langte Fortführung und Vollendung der deutschen Sozialpolitik erreicht wird. Und dos wird nicht fo einfach sein. Wir kennen ja die Erstärungen der Arbeitgeber verbände gegen die baldige Ratifizierung des Washingtoner Ab- kommen?. Sie möchten zu gerne weiter die Zeit ausnützen, in der die Arbeiter durch Furcht vor der Arbeitslosigkeit gezwungen sind, Arbeitszellen durchzuhalten, die sie mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit eigentlich nicht verantworten können.(Lebhaste Zu- stimmung bei den Sozialdemokraten.) Die christlichen Arbeiter sind über die langen Arbeitszeiten von derselben Verzweiflung ge- packt wie die Mitglieder der freien Gewerkschaften. Sie brauchen nur zu lesen, was im Organ der christlichen Arbeiter, im Deutschen über die Arbeitszeit steht, über die zwölfstündige Arbeitsbereitsckiaft, die sich zu einer Schichtdauer auswächst und zur Regel wird. Auch der Abg. Stegerwald hat sich in einer Rede in der-Weltwirt- schaftlichen Gesellschaft" über die unmenschlichen Arbeitszeiten ausgelassen, denen heute vielfach die deutsche Arbeiterklasse noch unterworfen ist. Er hat verlangt, daß die bestehenden Unzuträglich-

keiten durch ein N o t g e s e tz beseitigt werden. Wir fügen hinzu: Dieses Rotgesetz muß bald kommen und da» Washingtoner Abkommen muß bald ratifiziert werden. (Sehr richtig links!) Der Reichsuerkehrsminister Koch, der zu den Arbeiterabgeordneten der Regierungsparteien gehört, Hai auf dem lchten Parteitag der Deutschnationalen auseinandergesetzt, als er von dem Elend der Arbeitslosen sprach, daß diese mit 21 M. Unterstützung nicht durchkommen könnten. Und weiter erklärte er Als guke Ehristen, die wir doch in unserer parkei sein sollen, müssen wir unser Brot mii den hungernden keilen. Ich richte an die Parlelsreunde die Mahnung: Seid nicht nur kalle Rechner. sondern seid IKenschen, die gern den Menschen Helsen wollen, seid Ehristen der Tat!" Wir werden ja bald sehen, was die Vürperblockregierung für die Arbeiter getan hat und was die Kapitalisten durch sie in ihre Scheuern gebracht haben. Wir werden uns ja auch mit den Herren Großgrundbesitzern auseinandersetzen müssen ijber unseren Antrag auf Suspendierung der Roggenzölle bis zun, 30. Juni d. I. wegen des unerhörten Steigens der Roggenpreise und wegen der Verschlechterung der Ernährung, die die Preissteigerung zur Folge haben muß.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) wir sehen in dieser Regierung eine Bürgerblockregierung. Der Reichspräsident von Hindenburg hak den Reichskanzler ersucht, eine Regierung aus der Grundlage einer Mehrheil der bürgerlichen Varkeien zu bilden. Hie bürgerliche Parteien, hie Arbeikerklasse! Das ist dle Termi­nologie von Karl Marx, , es scheint also, daß der Marxismus noch Fortschritte macht.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der Abg. Lambach hat neulich in der politischen Wochenschrift darauf aufmerksam gemacht, daß ein Drittel aller Reichsangehürigen zum Bürgertum im weitesten Sinne und zwei Drittel zur Arbeit- nehmerschaft zu rechnen sind. Er führte weiter aus, daß die bürger- lichen Parteien an Wählern und Einfluß verlieren würden, wenn die Arbecknehmer bei den Vertretern der anderen Berufsständ« auf kalten Klassenegoismus stoßen. Run, wir werden ja bei mehr als einer Gelegenheit sehen, wie sich der Klassenegoismus der Besitzenden zeigen wird. Der Reichskanzler hat auch kurz von der Wohnungsfrage gesprochen. In dem Manifest der Zentrumspartei hieß es darüber: Schrittweise Beseitigung der Wohnunqszwangswirtschaft und dazu als Ergänzung: die unvermeidlich« Heraufsetzung der Mieten soll durch entsprechend« Löhn« und Gehälter ausgeglichen werden. Auf dem Wege der Gesetzgebung ist aber«ine Erhöhung der Löhne und Gehälter schwer zu erveichen. Es darf also erst an«in« Heraus- setzunq der Mieten gedacht werden, wenn die Löhne imb Gehälter erhöht sind. Solange das nicht geschehen ist. dürfen Sie(zum Zen- trum) der Herauffetzung der Mieten nicht zustimmen. DI« Arbeiter oller Schichten und aller Parteien fürchten vor allen Dingen auch, daß sie unter der neuen Regierung nicht dos Maß von politischer Gleichberechtigung erholten, das ihnen zusteht. Ich erinnere daran, daß der Kandidat der christlichen Arbeiter in Köln nicht Regierungspräsident werden durste. Glauben Si«. daß nach dieser Regierungsbildung dieser Fall ein einziger bleiben wird? Di« Sozialdemokratische Partei wird jedenfalls alle Kraft daran setzen. daß den Arbeitern, Angestellten und Beamten die formale Gleich- bcrechtigung nicht nur auf dem Papier der Verfassung steht, sondern, daß sie in die Wirklichkeit umgesetzt wird. Wir Sozialdemokraten haben die Verfassung dieses Staates mitgefchaffen. Wir sind stolz darauf, daß es gelang, durch das Werk von Weimar den deutschen Staat gegen die Zerreißungsabsichlen der Enleniemililärs zu reilen. Wir haben uns mit aller Kraft dagegen gewehrt, daß in diesem Staat der Arbeiter, wie«inst im Obrigkeitsstaat, nur als Objökt der Gesetzgebung gewertet wird. Rein, er soll auf allen Ge- bieten Subjekt der Gesetzgebung sein. Wir sind auch in der Opposition gewillt, positiv für diesen neuen Staat, den wir mitgefchaffen haben, einzusehen. Wir waren zur Mitarbeit an der Regierung dieses Staates bereit. Man hat unter dem Druck.. des Bcfitzbürgerblocks unsere Bereitschaft zurückgewiesen. Man hat dafür eine Partei, die bisher in ihren Reihen die gehässigst« Bekämpfung der Republik geduldet hat, in diese Regierung aufgenommen. Wir haben gegen die Einbeziehung dieser Partei in die Regierung dr schwersten Bedenken und wir werden das auch verfaslungsmähig zmn Ausdruck bringen. Wir wünschen dieser Regierung, dos sage ich ganz offen, ein baldiges Ende. Je länger si« aber leben wird, desto mehr wird unser Weizen blühen. vis aber diese Regierung ihr Ende finden wird, werde? wir unermüdlich kämpfen um die soziale Ausgeslallung der d' Ischen Republik.(Stürmischer Beifall b. d. Soz.)

men würden, ließ seine Enttäuschung über den langsamen Gang der Entwicklung merken, worauf ihm Brandes erwiderte:Sie haben es in der Zwischenzeit weiter gebracht als ich. Sie haben 20 Millionen Menschen. 4 Millionen Wähler hinter sich. Sie sind von Sieg zu Sieg geschritten. Ich dagegen werde in verschiedenen Ländern von höchstens einigen tausend gelesen." Bebel antwortete mit feiner Höflichkeit und mit einer Wendung", sagt Brandes, die mich im Munde dieses volkstümlichen Agitators überraschte"; Sie haben vielleicht keine so große Zahl hinter sich wie ich. aber wer weiß, ob Sie nicht auf diese andere Weis« ebenso viel Einfluß haben können. Sie haben auf die Offiziere eingewirkt, ich aus die Gemeinen. Niemand von uns kann sehen, was mehr bedeutet."

.Skudienflistung des deutschen Volkes." In einem Erlaß des preußischen Kultusministers werden die Provinzialfchulkollegien er- neut auf die bei der W'rtschaftshilf« der Deutschen Studentenschast in Dresden bestehend«Studienstiftung des deutschen Volkes " hinge- wiesen, die besonders für begabte Abiturienten, denen die Milte! fehlen, das Studium zu ermöglichen, bestimmt ist. Wie der Amtlich« Preußische Pressedienst schreibt, bietet die Dirischaftshilf« neben ihren besonderen Fürsorgeeinrichtungen für die höheren Schulen die Möglichkeit planmäßiger Begabtenförderung über die Schule hinaus. Reben der Vergebung von Schuigeldbefreiung und Erziehung?- beihilfen kann die höhere Schule einzelne ganz besondere Bcnabun- gen der Studienstiftung empfehlen und ihnen so unter Umständen das Studium erst ermöglichen. Der Minister ersucht die Provinzial- schulkollegien, dem Problem wirksamer Begabtenförderung im allge- meinen, wie den besonderen Aufgaben der Studienstiftung bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihr« Aufmerksamkeit zuzuwenden und innerhalb der höheren Schulen Verständnis dafür zu erwecken. Die Möglichkeit, sich näher über die Wirtschaftshilfe und ihr« Elnrichtun- gen zu unterrichten, gibt das von ihr herausgegeben« Jahrbuch und eine feit Herbst v. I. vierteljährlich erscheinende Zeitschrift; beide sollen bei sich bietender Gelegenheit auch den Schülern der Oberprima zugänzlich gemacht werden. Auch die persischen kronjaweleu... Aus Paris wird gemeldet, daß dortig« Juwellere aufgefordert worden sind, die persischen Krön- juwelen noch ihrem heutigen Marktwert zu taxieren. Di« neue persische Regierung hat beschlossen, den Juwelenfchotz der entthronten Schahsamili« auf den Markt zu bringen und hofft, darauf«inen Erlös von etwa 1 Milliarde Franken zu erhalten, der den Grund­stock des Kapitals einer neuen Staatsbank bilden soll.

Ver Zngend- und ZNSnnerchor Harmonie in Cbarlottenburg veranstaltet am Sonnlag, 71/, Uhr, in der Hochschut« für Äufit unter Leitung von Max Schaarschmidt ein den.Stimmen der Völler« Liedern" gewidmetes Konzert. Splelplanänderuvz, In der Städtischen Oper werden am 13., vorm. Wl, Uhr,Die Perser" gegeben. Seat M'ohesa wird am 13., mittags 12 Uhr, in der Komödie nach langjähriger Abwesenheit von Berlin in neuen Tänzen austreten. Zw veuliche» Lyzenm-Ülob, Lützowpiatz 8. findet eine KollektivauS» fiellung älterer und neuerer Bilder von Käthe Münzer-Zieumaun statt. Plastik: Frieda Stuckelmann.

Ruf öer Rotehorn-?nsel. «in Ausblick auf die Deutsche Thealerausstellung. (S o n d e r b« r i ch t d« sVorwärts".) Magdeburg , Z. Februar. Die Deutsche Theateraus st ellung Magdeburg, hübsch übersichtlich aufgebaut, ist vorläufig noch mit wenigen Schritten zu umschreiten denn sie steht als Modell imRathausfaalder Stadt Magdeburg . In grünem Plastilin, von blauen Flecken dem Stdols-Mittog-See und der Elbe begrenzt, ist die Rote- Horn-Jnsel dargestellt, und fix und fertig erheben sich darauf all« Gebäude, die einmal dle äußere Schal« der Theaterausstellung ab- geben sollen. In der Wirklichkeit ist freilich noch nicht allzu viel davon vor- Händen, d. h. das Gelände ist da. die Anlagen auf derRotehorn- Insel. Im Sommer sicher sehr schön, wahrscheinlich sogar bei Frostwetter sehr schön, bsi Regenwetter aber peinlich plastilin-ähnlich. Was man an den Schuhen davon heimbringt, bestätigt fast vergessene Schulweisheit: Magdeburg steht auf ausgezeichnet fruchtbarem Lehmboden. In diesem Lehmboden wird gegraben, fundamentiert l stellenweise ist man sogar schon weiter), um der Theaterausstellung Haus und Hof zu schassen. Denn ein richtiger, gutumschlossener Hof- platz ist gewissermaßen als auditorium maximum vorgesehen. An­gedeutet wird er vorläufig durch die von Taut für dieMiama", die Mitteldeutsche Ausftellung Magdeburg erbauten Hallen, die für. di« Theaterausstellung übernommen und nur im Innern entsprechend umgestaltet werden. Ein Turm soll sich als Wahrzeichen der Aus- stelkung am Haupteingang sechzig Meter»hoch erheben. Gegenwärtig ist davon eine Betondecke mit neunundachtzig eingerammten Pfählen und einigem anderen Zubehör sehr unterirdisch vorhanden. Aber man hat ausgerechnet, daß der Turm in etwa zwei Monaten ferttg ist, wenn er täglich einen Meter wächst und da kein Einsichts- voller gegen diese Rechnung etwas einwenden kann, kann man ja darauf hoffen, daß die Theaterausstellung Magdeburg 1S27 Mai- September nicht mit allzu großer Verspätung beginnt. Freilich gibt es da noch andere Bauten, für die aber hoffentlich di« Magd«- burger Rechenkunst auch schon eine einwandfreie Lösung hat: die S t a d t h a l l e, deren Struktur trotz Modell und Grundrissen noch nicht klar ersichtlich ist, da der Grundbau auf Anbauten berechnet ist: dann eine Versuchsbühne, ein Freilichttheater, Er- gänzungsbauten, Tore und Zufahrt« st raßem Di« Rotehorn-Jnsel ist«In ideales Ausstellungsgelände, geräumig, frei gelegen und doch unmittelbar an der Stadt, die ihre Hauptver- bindunqsstraße mit der Insel in der Ebertbrücke hat. Die fertige Ausstellung wird sich also äußerlich sicher ebenso nett und freundlich präsentieren wie ihr Modell im Magdeburger Rathaussaal. Was aber wird ihr Kern sein? Es ist viel, sehr viel versprochen, und wenn nur s a st alle» erfüllt wird, so darf man zufrieden sein.

Vor allem sei das Wort des Ausstellungsprospektes zittert: Die deutsche Theater-Ausstellung 1927 hat sich das Ziel gestecktGegen- wart zu zeigen statt Vergangenheit! Eine Ausstellung zu werden, kein Museum!" Das ist«in guter und erfreulicher Leitsatz. Auch dort, wo Historisches geboten wird und natürlich kann ein« Theaterausstellung auch das nicht vernachlässigen, dai� es nicht nach Mumien und Königsgräbern riechen, sondern das Lebendige der Kunst kann und wird sich auch hier in den Vordergrund stellen lassen. Interessantes wird überreich vorhanden fein aus vergangenen Jahr- zehnten und Jahrhunderten wie aus der Gegenwart. Rosinen, um di« sich das Publikum reißen wird. Aber daneben wird es anderes geben, wichtigeres: die Formulierung des Theaters als Kultur- faktor bitte nicht als Kultur aufgab«! als die Kunstform, die die stärkste Fühlung mit dem Publikum besitzt, die daher der stärkste Kunstausdruck chrer Zeit auch in negativem Sinne ist. Große Theatervereinigungen und Verbände, darunter die Volksbühne, wollen die Ausstellung beschicken und auch ihre Tagungen im Rahmen der Ausstellung abhalten. Auch damit wird das Gegenwärtige, Lebendige der Theaterkunst hoffentlich«ine er- freulich« Betonung erfahren. Trude E. Schulz.

Ein Jünfunöachtzigfähriger. Georg Brandes , der berühmte dänische Literaturhistoriker, feiert heute seinen 85. Geburtstag. Von seinen Werten dürfte in Deutschland am meisten bekannt sein dieH a u p t st r ö m u n g e n der Literatur des 19. Jahrhunderts" und sein ..G o e t h«".. Als politischer Schriftsteller darf Brandes wohl als eine der markantesten Persönlichkeiten des westeuropäischen Liberalismus bezeichnet werden, aber gerade infolge dieser Einstellung konnte er der deutschen Politik, ihrer Art und ihren Notwendigkeiten fetten ganz gerecht werden. Ueber die nordschleswigsche Frage schrieb er vor dem Kriege ein# sehr anfechtbare deutschfeindliche Broschüre, während er sich im Kriege bemühte, Licht und Schatten gleichmäßig zu verteilen, zur groheu Enttäuschung seiner vielen Freunde und Bewunderer in Westeuropa . Nach dem Kriege beschäftigte er sich vor allem mit der Geschichte des Urchristentums. Die Fruchte dieser Arbeit sind die drei WerkeDie Sag« oonIesus",Paulus" undU r ch r i st e n t u m". In einem vor einigen Tagen im KopenhagenerSocial- demokrat" erschienenen ArttkelBismarck und die So- zialdemokratie feiner Zeit" berichtet Brandes von einer Begegnung, die er im Jahre 1891 mit Bebel gehabt hat. Dabei teilt er folgendes mis der sehr interessanten und bezeichnenden Unter. redung mit: Bebel Hab« ihn gefragt, ob er denn an gar nichts glaube und Brandes antwortete darauf:Verzeihung, ich glaube fürs erste ganz fest an di« menschliche Dummheit und sodann an di« Langsamkeit der Entwicklung und di« Möglichkeit geschichtlichen Niederganges und Rückschrittes" Zwanzig Jahre später traf Bran- des Bebel wieder und das Gespräch kam auf jene Unterhaltung zurück. Bebel, der(wie Brandes schreibt) in den neunziger Iahren davon überzeugt war, daß In wenigen Jahren der Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft und die sozialistische Revolution kam-