Einzelbild herunterladen
 
  
Sonntag 6. Lebruar 1927
Äus öer �ilm-AVelt
Vellage öes vorwärts
,
Die Zilme öer Woche. ,Slutsbrüöerschafi.'' sUfapalast am Zoo.) Die«iderstrebendston Empfindungen wollen sich nicht aus- gleichen lassen, wenn man diesen Film zu Ends gesehen hat. Die Gegensich« lassen sich nicht lösen, und es muß dab« bleiben: e» ist«in herrlickzes Machwert. Rein filmisch betrachtet ist etwas Vollendetes erreicht. In diesem Spiel ist keine Szene zu viel und zu wenig. Alles greist wunderbar Ineinander. Don vornherein ist die Spannung aufs stärlste gefesselt. Mit einem großen Rätsel setzt der Film ein, und dann wird da» Knäuel rückwärts entwirrt, cherbert B r s n o n weiß all« Mittel spielen zu lassen und mit dem geringsten Aufwand den stärksten Ssfelt zu erzielen. Kurzum artistisch kommt man aus der Bewunderung nicht heraus. Aber inhaltlich ist der Film«in ebenso volleildeter Kitsch, meintwegen«in Edelkitsch, voll Verlogen- heit, Rührsellgkelt, psychologischen und anderen Unmäglichkeiten. A. France und B. Shaw würden hier ein prächtiges Material finden, um die Lsrstiegenheit einer sogenannten Romantik zu entlarven. Wie dies« drei jungen Engländer im Hause ihrer Tante, die stch für sie opfert, aufwachsen und im Kriegsspiel schon all» die heldenhasten Tugenden vorwegnehmen, die sie später im Leben zeigen sollen, wirkt schon wahrhaft parodistlsch. Alle« trieft in diesem vornehmen Milieu von Edelmut, Größe, Treue, und was weiß ich, noch für Tugenden. Die schön« Tante soll eines Tages den großen Edelstein, den ihr davongegangener Mann hinterlassen hat, herausgeben, ab« da ist« nicht mehr vorhanden. Dt» drei Brüder geraten In verdacht, die Diebe zu sein. Nachts stiehlt stch der Aelteste davon und htnlerläßt einen Zettel, daß er es gewesen ist. Aber die beiden anderen wollen ebenso edelmütig sein und folgen ihm. In dar Fremdenlegion finden sich alle drei durch Zufall wieder, und von nun an ist da» Schicksal der drei Engländer verknüpft mit dem eine« kleinen Forts im heißen Sand« Afrikas  , das als äußerster Vorpostsn gegen die Tuareg  » vor- geschoben ist. Das Thema der Fremdenlegion, dsffenwegen der amerika  - nische Film bei den Franzosen   Unwillen erregt» und auch in Deutsch  - land zunächst bei den Zensur Schwierigkeiten fand, wird angeschlagen und prachtvoll durchgeführt. Was dort an Roheiten, BesttaNtäten und Gemeinheiten, an Lerschwörungen, Disziplinbrüchen und wilden Abenteuern gezeigt wird, kommt sicher bei anderen Kolonialtruppen in ähnlicher Weis« vor. Aber die Fremdenlegion ist eben da» Nasflsche Beispiel einer modernen Landstnechttrupp», die sich au« den Abenteurern, Ausgestoßenen und armen Teuseln aller Nationen zusammensetzt. Ist es übrigen» nicht schon bezeichnend, daß jeder dies« drei vornehmen jungen Engländer nicht» bessere» mit sein«« Leben anzufangeen weiß, als in dies« Hölle sich zu begeben? Mott- viert wird das einzig dadurch, daß sie in ihrer Jugend als Freund ihrer Tante einen Offizier der Fremdenlegion kennen lernten, der sie für die Romantik diese« Lebens entflammte. Sicherlich Ist In der Schilderung der Fremdenlegion nicht» übertrieben. Interessante Typen aus allen Dölkern sind dort vereint. Neben dem gerecht denkenden vornehme» Borgesetzten steht die Bestie In Gestalt eine« Sergeanten, der alle Lorzüg« de« tapfersten Draufgänger« mit den Gemeinheiten eines wüsten Rohling» und habgierigen Gauners ver- einigt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Belagerung des Forts durch die Tuareg  . Nach und noch werden alle Der- leidiger bis aus drei getötet. Nur zwei von den Engländern und der Sergeant find noch am Leben. Als der Seregant dem Der- wuudetsn seinen Edelstein rauben will, ersticht besten Bruder ihn und nimmt von dem Sterbenden Abschied. Denn in diesem Augen- blick ist die Ersatztrupp« erschienen. Der dritte Bruder, der bei der Ersahtruppe ist. wird in da» verlosten« schweigende Fort geschickt, in besten Schießscharten überall die toten Verteidiger lehnen. Er findet den toten Druder und berettet ihm, wie st» sich e, al« Kinder versprochen, ein Wikingergrab, indem er seine Letch« und damit da» ganze Fort in Brand setzt. Auch er flieht jetzt, findet den anderen Bruder. Dt« weitereu Abenteuer der beiden, bei denen der«ine sich opfert, um den anderen zu retten, dessen Rückkehr nach England und der trivial« Schluß mit obligater Verlobung seien nur angedeutet. Die Aufklärung der Geschichte ist wahrhaft deprimierend und jedes Kriminalschmöker» würdig. Di« ganze Treu« und Bluts- brüderschaft ist für ein Phantom«ine» lächerlichen Ehrbegriffs ver- geudet worden, und wir stehen am Ende vor einem gähnenden Nichts. Wie die Regie ist auch die Darstellung in I«dem Zuge auf« feinst« berechnet und von vortrefflichen Künstlern getragen. Ronald Eolman, Neil Hamilton   und Ralph Farbe» sind die drei Brüder. Biel mehr Möglichkeiten bietet freilich die Roll« des Sergeanten, die Noah Beery   bis aufs äußerste ausschöpft. Er gibt ein« wirklich bewundernswerte Leistung in der Darstellung stärkster Leidenschasten. Die Photographie ist in der Darbietung
der Wüstenbilder ganz außerordentlich, und auch die Musik, die Heymann zusammengestellt hat, gibt nicht bloß den Rhythmus des Fremdenlegionörmarsches, sondern auch den der Handlung prägnant wieder. D. ,vi» Sünde am Rinde/ (Richard-Oswald.  Dlchksplele.) Man wird in die Zeiten de» französischen Naturalismus Zurück� geführt, wenn man diesen Film sieht. Bor 25 Iahren war der Roman von Jules Renard  Poil de Eorotte"(Rotkopf) zu einem Drama verarbeitet worden und zeigt« unter der Meisterhand AntoineS, was naturalistische Regie und zarteste Stimmungskunst aus einem solchen Stoff machen kann. Es handelt sich um dl« Tragödie eines Kindes, das von seiner Mutter gehaßt wird, weil«s ein Spätling war und mit seinem roten Schopi und den vielen Sommersprossen nur um so mehr Gegenstand ihres Spotts und ihrer Verfolgung wurde. Ueberall wird der kleine Jacques vor den Geschwistern zurückgesetzt,«r hat kein« Zeit zum Spielen und muß die härtesten und dreckigsten Ar- betten machen. Und doch ist in dem kleinen Kerl alles Gesühl und Sehnsucht nach Liebe. Nur bei den Tieren, seinen Freunden und Kameraden, findet er Zuflucht und Trost. Aber eine« Tages kann er das Maß seiner Leiden nicht mehr ertragen, der Gedanke an Selbstmord läßt ihn nicht mehr los und schon hat er den Strick Um den Hals geschlungen, als endlich der Vater noch rechtzeitig dazu kommt, um ihn zu befreien. Der gut« brave Lepii hat sich bisher wenig um das Kind gekümmert, da ihn die Keiferel seines Weibes meist von Haus wegtrieb. Aber die Streich« seines älteren Hohne», der der Liebling der Mutler war, haben ihm endlich die Äugen geöffnet. Er wird scinem Kind« jetzt ein Freund und Helfer sein, und selig verklären sich die Züge des kleinen Jacques, da er Nun endlich nicht mehr allein ist in der Welt. Dieser wunderbare Stoff ist im Film natürlich mit breiterer Ausmalung des Milieus vorgeführt: was tm Drama ganz Konzen- irafion war auf das eine Thema, wird hier von Nebenhandlungen umspielt und mit dem Chor ver kleinen Stadt umgeben. Es ist ein kleines sranzösisches Provinznest mit seinem Iahrmarttstreiben und den gewichtigen Herren Ortspolitiiern. In der Regie des Julien D uv i vi er kommt einem manche« absonderlich vor, aber im ganzen hat er doch das Thema gut gestaltet. Lot allem hat er für den Darsteller des Jacques einen Jungen gesunden, der uns in feiner Verstoßenheii und Treuherzigkeit auf» inniaike rührt nicht weniger als seinerzeit die wunderbore Suzann« Depräz, die seinerzeit die Rolle un Drama spielte. Di« Mutter mit den männlichen Zügen und Herr Lepic selber, den Henry Krauß   als typischen französischen   Pro- olnzbürger spielte, sind wester beachtlich« Leistungen. Schade, daß man zu dem Film kein« besteren Beigaben spielt«, als dt«se alt- modischen amerikanischen Grotesken. D. -ver Pflanzendoktor/ Zu Ehren der Grünen Woche führte man in den Kammerspielen »inen tm Auftrage der bayerischen Stükstoffwerke durch die Ufa an- gefertigten Werbefilm vor, der die Vorzüge der. Kalkstickstosfdüngung in» recht« Licht setzen soll. Man begnügt» sich nicht damit, etwa nur an Beüpielen und Gegenbeispielen zu zeigen, wie di» Anwendung dieses Mittels die pflanzlichen und lienschcn Schädlinge vernichtet, sondern gab diesem sachverständigen Teil des Dr. Willi Makkus eine nette kleine Filmhandluno. deren Regie Willi Achsel   geführt hat, bei. In Oberbayern   ist'», im schönen Alpenvorland«. Der etwas grantige Schwalghofer, der in der Näh« von Dachau   seine Bauern- Wirtschaft hat, halt wohl etwa» vom Kunstdünger und ist auch sonst ein moderner Oekonom, aber von einem Pslanzenarzt will er nichts wissen. Da muß sich seine Tochter Burgl, die während seiner Krank  - fest den Hof verwaltet, selber halfen. Sie Host den Landwirtschasls- rat zu Hilf«, und er verordnet, nachdem er den Boden uniersucht hat. Kalkstickstoff. Und sein Rezept bewährt sich..Kaltstickstoff düngt den Acker, bekämpft das Unkraut und schützt Pflanzen vor Krank- heilen und Schädlingen." Das alles wird in prächtigen Beispielen in natur* vorgeführt, und selbst der dümmste Bauer muß dabei lernen» wie man Unkraut und die tierischen Schädlinge aus dem Gras, au» dem Hoser und aus den Gemüsen herausbringt. Damit die Leute eins Unterhaltung haben, gibt's dazwischen allerlei Gaudi, und ganz prächtig« Landschoitebilder umrahmen die Borgänge. Der aste Bauer wird natürlich bekehrt und der Pflanzendoltor bekommt zum Dank die Hand seiner Tochter. Die Landwirtschast aber ist um einen nützlichen und angenehmen Film bereichert. r. -die unheimlichen Drei/ tTaueahieo-Palast). Lon Chancy hat internationalen Ruf als der Meister der Maske. Die Amerikaner stellen diesen Schauspieler meistens her- aus, wenn sie dos Grauen verkörpern wollen. Lon Chancy ist«in Dämon und ein Mensch zugleich. Aus einem elenden Rummelplatz wirkt er als Bauchredner, neben ihm arbeiten ein Kraftmensch und ein Zwerg. Dieser wird vom Publikum gehänsell und er selbst ist brutal und ungrisfslustlg. So kommt es zum Krach, und die drei verlassen den Rummelplatz, weil sie stch dort alle Aussichten aus Verdienst verdorben haben. Der Bauchredner kommt auf di«
Idee, einen Bogelhandel zu eröffnen und stumme Papageien dank seiner Bauchrednerkunst als sprechende Vögel zu hohen Preisen zu verkaufen. Er verlleidet sich als Frau, spielt em altes Großmütter. chen, und der Zwerg wird als Enkelkind im Babyalter ausgegeben. Di« Betrüger kommen ganz gut durchs Leben, aber einmal, als da» Zwergbaby in seinem Wagen liegt und bei einem Reichen einen Schmuck fleht, kommen ihm Diebstahlsgedanten. Der Zwerg und der Kraftmensch brechen ein und ermorden den Reichen. Der
Bauchredner machte nicht mit, da Eisersucht ihn zu Hause hielt, denn sein Mädel hat den nichtsahnenden Keschäftsongestellten lieb ge- wonnen. Nun wird der Angestellte verdächtigt und die drei,.die
da» Mädchen gewaltsam mitnehmen, ergrelfen die Flucht. Der Ur schuldige soll zum Tod« verurteilt werden, da gesteht der Bauch- redner. Und dann kommt es, wie es in einem amerikanischen Film und in einer Liebesgeschicht« kommen muß, der Brave bekommt dos Mädel und der Bauchredner geht wieder auf den Rummel. Zwerg und Kraftmensch sind höchstwahrscheinlich von einem Menschenafien umgebracht worden, das bekam man nicht ganz zu sehen. Die Zensur halt« dies« Vorkommnisie vssenbar gemildert. Dieser Film ist nichts für Schwachnervige,«r stellt gewisse
ist er als alte Frau, wunderbar in der Gerichtsverhandlung, wie er im letzten Augenblick den Unschuldigen reitet. Tod Browning  , hatte seine Aufgaben klar erkannt, er führt« strssf Und recht be­achtenswert die' Regie. Er bietet eine durchaus echte Filmkunst, weist auf jedes kommende Ereignis bildlich hin, hält stets In Span- nung, und so verbliebt, trotz der spürbaren Zensurschere, ein Film- werk von großer Bedeutung. Nebst Lön Chancy war auch der Zwerg ein Dämon, sonst hotte man keinen Wert auf zweckent- svrechend« Rollenbesetzung gelegt. Das war jammerschode, denn Loa Chancy oerträgt nicht nur schönste Konkurrerz. er fordert sie durch sein überragendes Können nahezu heraus.«. d. ,vie Jcou ohne Namen/ 2. Teil. (Phocbvv-Palast). Der zweite Teil bietet keine überraschende Wendungen. Immer wieder rettet sich Violett Iefkry im letzten Augenblick» Und schließlich bekennt sich Frank Millon In Tokio   als geschlagen. Zwei Paare oerloben sich, eigentlich hätte man das Pergnügen in New Park hilligsr haben können. Einige Szenen sind witzig erfunden, etwa Bobby Dir im Hotelzimmer in Angst vor Erdbeben, andere zeigen. daß Elga Brink   sich weder vor Raiten noch vor Schlangen iürchtet. Hervorragend sino wieder die Nüturaiiinahmen vom Pang-tse«kiang oder au» Japan  , aber das Ganze bleibt matt und geht auf wie eine einlache, mathematische Gleichung. Der Manuskriptnertasser Hot. sich das Leben dach zu leicht gemacht. Ein unüberbrückbarer Bruch klafil zwischen der naturalistischen Landschaft uiid dem märchcn- basten Geschehen wie immer in diesen abenteuerlichen Reisefilmen. Aber früher wurde dieser Bruch verhüllt durch eine temperamcnt- volle und interessante Handlung, man fragte überhaupt nicht nach der Nichtigkeit der Borgänge. Hier fehlt die Handlung, und der Bruch liegt osse».. Merkwürchig, mit welchen verbrauchten Requisiten Brennert arbeitet. Müssen in Japan   unbedingt Geishas vorgeführt werden oder in China   Flußpiraten, die seit Iabren jeden Aben- teurerroman oder jeden Film, der in Asten spielt, bevölkern? Brennert verzichtet daraus, originell zu sein. Zu bewundern, was der Regisieur Georg I a c o b y aus diesen verstaubte» Dingen macht. wie er sich bemüht, diesen Rest von Handlung zu steigern und -zu konzentrieren und wie er die Landschastsbilder in die Handlung hineinkomponiert, aber auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die ganze Art dieser Reisercvuen überlebt ist. Auch die Schau- spieler tönnen es nicht, sell'st nicht einmal Georg A l« r a n d e r, der seinen Bobby Dix genau so witzig spiest wie den Bobby Dodd. mir dem er die Reihe dieser humokistilchen Unglücksraben vor Iabren begann. Das Resultat ist eine angenehm« Unterhaltung! der tünst- lerisch« Wert bleibt gering. Nicht auf breite Anlagung, aus Vor- sührung landschaftlicher Kuriositäten, sondern auf Konzentralion der Handlung,-aus Tempo und auf ftstlase Ausdeutung der darstelle­rischen Leistung kommt es an. F. 3. -Die instigen Vagabunden/ (Smelka-Palast). Man hat schon so oft herzlich über P a t und P a t a ch o n ge- lacht und ist deshalb dankbar, wenn man sie nur lieht. Das ist auch der Grund, weshalb alle Ihre Filme fo ungewöhnlich günstig auf- aenommen werden. Urban Gab führte bei den lustigen Vago- ounden die Regie. Cr liebt keine Höhepunkte, er liebt einzig die Burleske. Er ist nur einaeslellt auf die Wirkung sür lang und hager und dick und klein. So lind Pat Utzd Patachon, bloß Um der Augen- blickswirtung wegen, Schlitlschuhverleiher, Ztehmänner und als Schornsteinseaer und regelrechte Einbrecher Jäger nach einem Testa­ment. Daß sich zum«chluß alles zum Guten wendet, versteht sich von selbst. Ost wird die Sache diesmal etwas zu burlesk, und der sonst so gesunde nordische Humor kommt nicht zum Durchbrnch. Aber, e» wird laut und viel gelacht, der Zweck des Films ist erfüllt. Dennoch werden Pat und Patachon nicht gar zu oft aus»n» losgelassen? e b
Weiße Woche KeSiDeSISnCae verkaufen wir von Montag, den 7. Februar bis Sonnabend, den 12. Februar
WürenHäusef
WedUihUt: JfefwfdtendcWrfcg Str. ZI* CftarlOg.. Stosinenatr.%« Südosten: Sraefeatr. ZI* Cstcn: frankfurter JtUee OO