geschlossen habe und gewillt sei, ihre Verfassung zu schützen, so hätten das Zentrum und, die Deutsche Volkspartei ihm sicher gern Verzeihung gewährt. Er hat es vorgezogen, ämtliche Handlungen, die im höchsten Maße P f l i ch t w i d r i g gewesen sind, als unverfänglich hinzustellen und hat sich herausgenommen, sich über � seine Entfernung vom Amte zu beschweren. In seinem ganzen Verhalten gelangt ein Mang'el an Aufrichtigkeit zum Ausdruck, der es Parteien, die die Republik ernstlich verteidigen wollen, verbieten muß, ihn zu halten. Ist es zu glauben, daß Herr v. Keudell den Inhalt der von ihm publizierten Verordnung vom IS. März 1920 nicht mehr kennt? Kommt es alle Tage vor, daß ein Beamter es wagt, diejenigen mit Strafe zu bedrohen, die Kundgebungen ihrer Regierung zu verbreiten unternehmen? Auf den Vorwurf, daß erKundgebungen der Regierung Ebert-Bauer zu veröffent- lichen unterlassen habe, hat Herr v. Keudell erwidert, solche Kundgebungen seien nicht zu seiner Kenntnis gelangt: andern- falls würe er sie gleifalls veröffentlicht haben. Dabei hat er die Kleinigkeit übersehen, daß er sich dann nach der von ihm selbst bekanntgemachten Verordnung strafbar gemacht haben würde. Wem will Herr v. Keudell einreden, daß er aus Begeisterung für die Republik in dos Gefängnis gegangen sein würde! Mag Herr v. Keudell nach dem Verbot des Vereins „Olympia " Mitgliedern desselben die Fortsetzung ihrer straf- bar gewordenen Vereinstätigkeit ermöglicht haben oder nicht, mag er sich um die Unterdrückung des Generalstreiks in der Zeit des Kapp-Putsches bemüht haben oder nicht, die Der» breitung der Verordnung der Kapp-Regierung vom IS. März 1920 allein und die Unwahrhaftigkeit seiner Der- t e i d i g u n g zwingen jede Partei, die sich zur Republik nicht bloß mit den Lippen bekennt, durch ein Mißtrauensvotum die Entscheidung des Preußischen Staatsministeriums zu bestätigen. Dieser Mann ist nicht würdig, in der deutschen Republik «in Amt zu bekleiden, noch weniger das eines Ministers und am allerwenigsten das des Verfassungsministers.,
Ran an üie Zutterknppe l Nationale Opposition Nebensache.— Wie Hngenberg den Bürgerblock anffasit. Hugenbergs„V i p r o", deutschnationale Abteilung, die die deutschnationale Provinzpresse mit Matern versorgt, erteilt den Deutschnationalen Befehle für ihre künftige Regierungs- Politik. Sie fordert Aktivität, aber nicht auf dem Gebiete der Außenpolitik. Was Locarno und Erfüllungspolitik anbetrifft, so ver- zeichnet sie nach Erörterung der Angelegenheit der Ost- fcstungen die volle Kapitulation der Deutschnationalen: „Die neuen deutschnationalen Minister sind an 'dem Abschluß dieser- Verhandlungen noch nicht beteiligt ge- w-scn. Aber wer weiß, ob sie den Abschluß anders hätten gestalten können! wir befinden uns feit dem Eintritt in den Völkerbund in einer außerordentlichen Zwangslage, der gegenüber bester Wille fast machtlos ist. So kann man es verstehen, wenn gerade im deutschnotionolen Lager über die neu« Regierungsbildung kein« Sieges- • freu de herrscht." j«•..... i i\:. i':' s->* Also Schluß mit der„nationalen Opposiliön"! Dafür um so inehr Aktivität in der Ausnutzung der Futterkrippe. Ron an Preußen! lautet Hugenbergs Parole: „Jetzt aber muß mit verstärkter Energie eine Wandlung der Regierungsverhältnisse in Preußen betrieben werden. Die Linksregierung in Preußen wendet sonst alles, was die meue Reichsregierung zum Guten führt, wieder zum Bösen. Schein- bar fühlt die Linke in Preußen schon ihr letztes Stündlein heran- kommen und sucht noch vorher zu zerstören, was nur in ihren Kräften liegt. Die billigsten Vorwände müssen dazu herhalten. Dem
Landrat von Antlam nimmt man sein Amt, well er einen Versanunlungssaal nicht verlassen hat, in dem irgendwo eine schwarz-weiß-rote Fahne gehangen hat Zahllose ander« B e- amte aus der schwarzen Liste, und man wartet nur auf den Augenblick, wo die Spione ähnliche Kapitalverbrechen melden." Sie wollen in Preußen ran, um die preußische Verwal- tung wieder fest in die Hände der Konservativen zu bringen. Die Futterkrippe ist alles, die„nationale Opposition" nichts.
volksparteZ und Finanzausgleich. Auch die Volkspartei gegen Besteuerung des Existenz- Minimums? Im Zeichen des Bürgerblocks hielt am Sonnabend und Sonn- tag die Deutsche Bolls parte! einen Reichsbeamten- tag ab, in dem die Führer dieser Partei chr« Werbeparolen aus- gaben. Der Parteivorsitzende, Dr. Scholz, erklärte, die Sozialdemo- kratie sei gegen die Grundrecht« der Beamten, aber auch gewisse Kreise der Wirtschaft sähen die Beamten gewissermaßen als Drohnen im Bienen korbe an. Beamte und Wirtschaft sollten sich deshalb einmal an einen Tisch setzen. Mit dieser Forde- rung bestätigte er die aus christlichen Gewerkjchaftskreisen stammende Feststellung, daß die bürgerlichen Parteien das Unternehmer- tum und die Bureaukratie zusammenfassen wollten, um auf diese Weis« die Ansprüche der Arbeiter besser be- kämpfen zu können. Interessant war die Stellungnahme de» volksparteilichen Der- treters v. E y n« r n zu der Frag« des Finanzausgleiches. Während nämlich bisher die Deutsche Bolkspartei die Pläne der Industriekapitäne zur Wiedereinführung der Einkommen- steuerzuschläge der Gemeinden und der Besteuerung des Existenzminimums in der Oeffentllchteit begünstigt hatte, entdeckt« Freiherr v. Eynern, daß auf der ungleichen Grundloge der Einkommensteuer, die nach dem Ertrag verteilt wird, schwer ein Zuschlogsrecht der Genieinden aufgebaut werden könne. Dabei sei es sozial bedenklich, das Existenzminimum steuerlich heranzuziehen, wobei insbesondere große Teile der Beamtenschaft hart getroffen werden. Dieses Problem müsse von den Peamtenoertretern scharf beobachtet werden. Wie man sieht, setzt sich die von der Sozialdemokratie seit langem vertreten« Auffassung, daß das Zuschlagsrecht der Gemein- den nicht eingeführt werden dürfte, nun auch in rechtsstehenden Kreisen durch. Besonders erbaulich ist dabei, zu beobachten, wie die Deutsch « Bolkspartei sich den Interessen ihrer Industrie- führe r unterordnet, wenn sie sich die Gefolgschaft dieser ihrer Geldgeber nicht abspenstig machen will, ober für die Zwecke der Werbung unter den Beamten ganz plötzlich ihr soziales Herz zeigt. Das ist Grund genug für die Beamtenschost, den Liebesbekundungen der Herren um Scholz mit schärfstem Mißtrauen zu begegnen.
Die Auflösung üer Memellanütags. Neuwahl unterm Kriegszustand? Aus Litauen schreibt man uns: Di« Begründung der Auflösung des Memeltändischen Landtages, die man von den Kvwnoer Maß- gebenden zu hören bekommt, behauptet, daß am Vorabend der Auf- lösung geheime Zusammenkünfte revolutionärer Art einer Gruppe memelländischer Landtagsabgeordneter. festgestellt worden feien, womit die deutschen Abgeordneten gemeint sind. Der Gouverneur erhielt telegraphisch die dringende Anweisung, den Sejm unoer- züälich auszulösen.. Diese Geschichte-Hot sich aber als eine sehr Harm- lost, ja sogar komische Begebenheit entpuppt, so daß man es in Kowno vorgezogen hat, stillschweigend darüber hinweg zu gehen: Eine Sitzung des Landtages war auf Montag einberufen. Der memelländische Gouverneur hatte es jedoch für zweckmäßig er- achtet, die Sitzung schon am Sonnabend abholten zu lassen, um den von ihm zuletzt ernannten Präsidenten des Direktoriums, Schwell- nus, ein Vertrauensvotum zu verschaffen. Die Abge- ordneten betrachteten diesen Befehl als eine unwürdige Zumutung und kurz entschlossen begaben sie sich zum Bahnhof, um ihre Weekend- reis« anzutreten. E» läßt sich jetzt nicht mehr feststellen, ob diese
Weekend sehnsucht auch den- Zweck hatte, den Landtag beschlußun- fähig zu machen. Tatsache ist, daß der neu ernannt« Direktorium- Präsident sich vor einem zu drei Diertel leeren Haust sah, als er feine Regierungserklärung abgeben wollte. Es ist bekannt, wie groß das Memelland ist und über wieviel Eisenbahnlinien es verfügt. Dennoch hielt die litauische Regierung es für unglaublich, daß mehrer« Land- tagsabgeordnete sich im Zug« trafen, und sich natürlich auch unter- hielten: für die Regierung war das eine verabredete geheime Aus- fahrt einer Gruppe umstürzlerischer Abgeordneter. Die überall im Memelland verstreuten litauischen Spitzel haben ihren Borge- setzten aus schnellstem Wege diese neuest« Entdeckung gemeldet, die- selben verständigten in aller Eile die Zentralmacht in Kovmo und ... innerhalb zwei Stunden war der Landtag ausgelöst. Die deutschen Abgeordneten des Memeler Landtages haben den Ministerpräsidenten Valdemaras ersucht, den Kriegszustand, der in Memel immer noch besteht, aufzuheben, da eine Wahl- kampagne unter diesen Umständen gar nicht denkbar sei. Balde- maras soll zwar versprochen haben, es zu tun, bis jetzt ist es aber nicht geschehen und viel Zeit bleibt nicht übrig. Für ein« Wahl- kampagne reichen vier bis fünf Wochen nicht aus und wenn der Kriegszustand auch noch aufgehoben werden wird, so wird das nur eine Demonstration der litauischen Regierung sein, um sich vor der Außenwelt zu rechtfertigen, denn nutzen wird dies« Großzügigkeit wahrscheinlich nicht mehr. In einem so kleinen Lande mit so großen Leidenschaften, wie es das Memelland nun einmal ist, bedarf es zumindest einiger Ueberlegung, bevor sich der Bürger über die An- wendung seines Wahlrechts im klaren ist. Jetzt aber wütet die litauische Militärzensur ganz toll in der deutschen Memel - presse. Di« 60 000 Wähler Memels haben am 4. März 2g Abgeordnete zu wählen. IS Abgeordnete könnten ein« Mehrheit bilden, die ein ihren Wünschen entsprechendes Direktorium regierungsfähig machen könnte. Würden z. B. die Litauer in dem bisherigen Landtage nur annähernd soviel Abgeordnet« gehabt haben, dann würde man bei den derzeitigen Sitten, die nun«mmol in der Politik herrschen, es verstehen, daß die Litauer vor keinem Mittel zurückichrecken, um sich eine solche Mehrheit zu verschaffen, da aber die rassereinen Litauer bis jetzt nur sage und schreib« zwei Abgeordnete gehabt hoben, ist es zumindest lächerlich, wenn man soviel Müh« verschwendet, und den guten Ruf und die Sympathien der Außenstehenden aufs Spiel setzt, um im besten Fall« noch einen oder zwei Sitz« zu erhalten. Das litauische Volk dürft« weniger al» irgend «in anderes eine ftemdstämmige und schwer geprüfte Volks- gemeinschast einer so harten Probe auszusetzen, da es ja selbst als Märtyrer auftritt und die Rolle eines Inquisitors ihm desto weniger paßt, die ganz gewiß Litauen keine Sympathien in W i l n a wirbt, das Litauen so oft zurückfordert.
Zrantenfälsthersthutz. Durch die Horthyjustiz. Ein besonderer Senat des Budapester Strafgerichtshoses beschäftigt sich seit einiger Zeit nur mit Preßprozessen, die mit der Frankenfälscherangelegenheit in Zusammenhang stehen. Die Angeklagten sind durchweg Redakteure der— wenn man das so nennen kann— linksstehenden oder neutralen Press«, die irgendeine Nachricht über die Fälscher, über ihre Freunde oder Verbindungen gebracht haben. Den Reigen der Kläger führt der wackere Feldbischos Zadravecz, der allein mehr als hundert Prozesse angestrengt hat. allen diesen Prozessen verlangt er auch Schaden ersastz wegen moralischer Schädi- gung. Bis jetzt wurden drei solche Berleumdung-prozesse zu Ende geführt. In dem ersten wurde der gewesene Chesredakteur des. seither.eingestellten„BilqgI Geza FeUly, zu 14 Tagen Gefängnis und 1000 Pengö Geldstrafe verurteilt. Ein R-daktcur des Konzerns der.,Az-Est"-BlStter. Levai, wurde in zwei Fällen zu je 800 Pengö Geldstraf« verurteilt. Da insgesamt etwa dreihundert Preßprozesse angestrengt sind— Kläger sind in ollen diesen Fällen die Fälscher oder ihre Eipp- schast—, wird die ungarische Justiz einige Wochen mit diesen Pro- zessen beschäftigt sein und der ungarisch« Staat wird durch die ver- hältnismäßig hohen Geldstrafen zu einer onsehn- lichen Einnahm« gelangen. Die französische Nationalbant be- gnügte sich mit der symbolischen Entschädigung von einem Gold- franken.
Volksbühne. Slrindbergs„Traumspiel". Kaum hatte Strindberg 1901 Harrtet Bosse geheiratet, als er jchor wieder an die Besreiung aus dieser dritten Ehe dachte, die formal erst drei Jahre später geschieden wurde. Aber, in dem genia- lcn und tragisch bejessenen Narren branrte nicht mehr die Lust, jede Gesellschaft und Erheiterung von sich wegzustoßen. Er bereut« wie ein unter dem Altern seufzender Mann, daß er eine allzu große Em- samkeit selber verschuldet habe. Um diese Zeit begeht Otto Weiniger, der Philosoph der Weiberoerachtung, Selbstmord. Auch Strindberg spielt eine Weile mit der Idee des Selbstmordes. Wenn er sich irotzdem wieder zum Leben ermuntert, jo wird ihm dieser neue Lebensmut möglich, weil er sich in die schöpferische Einsamkeit Beet- Hovens schmachtend hineingrübelt. Er dichtet das.T r a u m s p i e l", dessen moralische Lösung die falsch ausgelegte Brahmanenlehre ist. daß nur Resignation und Verneinung der banalen Glücksmöglich- keiten den Menschen zur Seelenfreiheit bringen. Das„Traumspiei" endet, indem alle Menschen, die ein eigenes Seelendasein durch- kämpfen wollten, verzichten und die symbolischen Gegenstände von sich werfen, an denen sie hingen. Dieses„Traumspiei" hat über die Bühne zu gespenstern. Der Regisseur, der dem Geständnis nur näturalistisch nachhilft, tötet die Phantasie. Der Regisseur Fritz Holl und der Bühnenarchitekt Edward S u h r vereinigen sich jedoch, um für das„Traumspiel" eine überdeutliche, milieühafte Behausung zu schassen. Dann wird selbst Brahmas Reich zu nichts anderem als einer landläufigen Wannseelandschast. Wir zittern nicht, wir zögern nur, in den Spuk einzutreten. Beginnt Jndra seiner Tochter Segensworte auf die Reise mitzugeber, dann hören wir in der Voltsbühne nur ein« deklamierende Oberlehrerstimme, die der Göttertochter ein Schul- Pensum aufgibt, doch keine himmlische Ausgabe. Zerschnitten ist die Illusion, es bedroht Nüchternheit den Höver und Zuschauer. Die Himmelstochter hat sich zu hüten, das Experiment ihrer Erdenwanderung wie eine Heroine von der Heilsarme« zu unter- nehmen, e-ie darf nicht sehr selbstbewußt zu den Menschen hin- untersteigen, träumerisch und empfänglich hat sie den Himmel zu verlassen. Frau Agnes Straub spielt von Ansang an alles das mit zu gewaltigen Tönen. Selten auch, daß Alexander G r a n a ch die gespenstige Symbolik des Traumspiels erreicht. Jv letzter Zeit ist er von dem lobenswerten Bemühen erfaßt, jede krampfhafte Komödiavtenmanie loszuwerden. Nun aber, da er sich so bewußt dämpft, bleibt er seiner Traumgespensterrolle das Dämonische schuldig. Er hätte die Banalität des halben und falschen Menschen- freundes ins Karikaturistische zu steigern. Doch er zieht es vor. sich in der Sphäre des Bürgerlichen zu halten. Wenn Karl Ludwig A ch a z. der dl« getragenen Töne liebt, den liebesbesessenen Offizier. den sehnsüchtig unersättlichen uvd närrischen Liebhaber des Stückes spielt, so muß er sich einen Stoß geben, um aus seiner lyrischen Natur in das Gespenstische hivüberzutorkeln. Auch ihm fehlen Taumel und überschwängliche Verlorenheit. Und von allen ist nur Herr Stöcke! mit so viel Komödiantenmuckep und grotesken Gaben ausgezeichnet, daß er echt und erschreckend unter den symbolischen Gespenstern des Trauerspiels herumgeistert.
Wir dürfen folgendes nicht vergessen: Je mehr dieses Drama der Anhäufung von Unglück traumhaft und nicht realistisch ausge- führt wird, desto bequemer überwinden wir es. Irgendwie hat ja immer nur das Gleichnis anstatt der Wirklichkeit hörbar zu werden. Strindberg selber wollte sich durch das„Traumspie!" inneren Frieden verschaffen, indem er all« Bilder des Weltenelends wie«in heulender Knabe übertrieb. Das Extrem, das er sich ausdachte, sollte ihm als Seelenmedizin helfen. Er wollte, haben wir ihn richtig begriffen, den allzu hitzigen Pessimismus abstoßen. Darum dürfen wir ihn und seiv Werk nicht allzu ernst nehmen, sogar dann nicht, wenn es uns mit mächtigem Pathos ans Herz geschoben wird. ____ J Max Hochdorf. Chorkonzerte. Der jüngste Sonntag war für die Männerchöre von tiefer,«in- schneidender Bedeutung. Zwei Dereine traten m ihren Konzerten außer dem Männerchor mit gemischtem Chor auf den Plan. Eine gewaltige Revolution, die freudig begrüßt werden darf. Das erste dieser Konzerte gab«in auswärtiger Gesangverein, der Rathen o- wer„Vorwärts" im Saalbau Friedrichshain. Der Berliner Walter Poas hat hier eine vorbildliche Institution geschaffen. Denn mit den beiden Chören tritt noch«in Orchester in Aktion, dos organisch mit ihnen verbunden ist und gleichermaßen aus Liebhabern besteht. In einem gewählten Programm, das nur Klassikernamen höchster Prägung aufwies, erwiesen sich die zwei Chöre des„Borwärts" als absolut erstklassig, die mit einem Schlag sich die Gunst unseres einheimischen Publikums errangen. Eins ausgezeichnete Stimmkultur und Textbehandlung, vor ollem aber die plastische groß« Linie und«ine Ausdruckskraft höchsten Formats sind dem Männerchor nachzurühmen. Aber auch der gemischt« Chor Walter Paas' und fein Gesangverein können auf ihre einjährige Arbeit und ihren hiesigen Erfolg stolz sein. Die Orchesterabteilung. die musikalisch ebenfalls sehr Tüchtiges leistet, hat natürlich noch ganz andere Schwierigkeiten zu überwinden. Während der Streicher- chor durchweg gut ist, stehen die Bläser, vor allem dos Holz, bis jetzt mit der idealen Tongebung noch etwas auf kriegerischem Fuße. Aber ihrem Fleiß und ihrer freudigen Begeisterung, die überall durch- blickt, werden auch diese enormen Schwierigkeiten sich fügen. Jeden- falls blickten die festlich geschmückten schönen Statuen Wilhelm Lieb- knechts und Ferdinand Lassalles voller Anerkennung auf di«„Pro- vinzler", die uns Großstädtern manche Nuß zu knocken geben. Max Schaarschmidt und sein Männerchor a r- m o n i e" gehen noch einen Schritt weiter. In den Spuren Rosebery d.Argutos"wandelnd, des Reformators der Kinderchöre, gliedert sich der Männerchor einem Iugendchor an. Das Problem ist voll g«. •glück. Wie fröhlich, energisch und sicher schmetterten die Kinder mit den Großen oder auch allein ihre ausländischen Volkslieder. Der• Männerchor blieb nicht zurück. Di«„Stimmen der Völker" mit ihrem versöhnenden Einklang hinterließen ein gutes Echo. Auch hier wird tüchtig gearbeitet._ Heinrich Maurer. vi« wilhelm-Suhnerl-vaesiellung, die vor Ostern in den Räumen der TiertunltauSstellmig im Zoologischen Karten ,«iöst»et wird,«rfäbrt eine tröge Bereicherung.durch etwa»00(«emälde des Tier- und kljrikamaler», ie soeben aü» London eingetroffen sind.
Musik und Tanz. In der Tanzschule Ruth Aller- bard sprach Friedrich Wilckens zu dem Thema„Musik u n d T a n z". Er stellte die Forderung nach einer musikalischen Ausbildung aller Tänzer und Tänzerinnen, die überhaupt zu Musik tanzen wollen. Musikalische Unbildung verführe, meint er. oft zu völligem Verkennen eines Musikwerks, so daß statt einer Einheit von Musik und Tanz ein Nebeneinander entsteht, in dem das ein« auf Kosten des anderen das Uebergewicht hat. Ost kommt es dabei sogar zu einer völligen Mißdeutung des musikalischen Ausdrucks durch den Tänzer. Der Bortrogende erläuterte dann, welche Ele- menle in der Musik wesentlich für den Tanz sind. Sowohl Rhythmik als auch Melodie oder Harmonie können durch den tänzerischen Aus- druck gegeben werden, nur muß eines davon in dem Musikwert das Uebergewicht haben. Treten zwei oder gar alle drei Element« gleichwertig auf, so ist die Musik sür den Tanz weniger wirtsam. Wilckens, der alle seine Ausführungen musikalisch erläutern, charakterisierte dann noch in Einzelheiten für den Tanz geeignet« Musik. Musik erst nach einem schon vorhandenen Tanz zu kompo- Nieren häll er für überflüssig. An einem Walzer von Schulhojs zeigte er, wie durch Umwertung der vorhandenen Musik sich bereit, vorhandene Werte durchaus wirkungsvoll verwenden lassen.— Di« Ansichten Wilckens' entsprechen der von den meisten Musikern ge- teilten, von den modernen Tänzern aber mit Recht abgelehnten Aus. sassung. Der moderne Kunsttanz ist und soll sein eine selbständige Kunst. Wenn er zu seiner Unterstützung eine musikalische Begleitung braucht, so wird diese am besten nachträglich zu den vom Tänzer ge- schaftenen Tänzen komponiert. Benutzt der Tänzer als Begleitung schon vorhandene Musitstücke, so steht es ihm frei, diese für sein« künstlerischen Bedürfnisse mehr oder weniger umzugestalten. In der modernen Tanzkunst ist der Tanz der führende, die Musik der dienende Faktor. „vom Nassischen lns Moderne" nannte Marcelle Baum einen Tonznachmittag, den sie im Theater am Kursürsten- dämm gab. Dieser ein wenig nach Wissenschaft klingende Titel besagte aber nur, daß teils nach klassisefcr, teils nach moderne: Musik getanzt wurde. Im Grunde biet« Marcelle Daum stet- da- selbe, ein« ausgezeichnete Technik, die sich ober vorläufig noch in verblüffenden Manegekunststücken auslebt, vielleicht, weil di« Tön- zerin noch sehr das Bewußtsein davon hat, wie schwer dies« Technik erworben ist. Doch werden Darbietungen dieser Art langwettia. wenn man zwei Nachmittagsstunden damit füllt. In einem Zigeunertanz und in dem schon bekannten„Der blau« Vogel ", der an die geschmacklose Einleilung gehängt erschien, bot sie Besseres. Piotr Stal, ihr Partner, zeiate in einem Sola..Champion' daß er mehr als nur Muskelkraft besitzt. In den meisten übrigen Darbietungen beschränkt« er sich darauf diese zu beweisen und d-.- Zwischenzeit mit schönen Posen auszus'üll-n. I o h. L a s o w s k i. der im Rohmen des Nachmitians einia« Geigerso'i spielte, zeigte sich als virtuose von beachtenswerter Ausdruckskraft. Tes.
.Vi« bvnle calerne.» Aus dicker am 10.. in den Me'an-irZumrn de« Zovloail-iien K-il len« st.tttfiiidende»»ünsilerredoute werden die originell'ten und schöniien Kostüme prämiiert werden n.id die Laieroenköniain lSriqitt« Helnti wird den AuSerwäblien einen«Gutschein»ick«in Porträt überreichen. Hierfür baden«ch erste«erliner Maler ,»r vnsügung gestellt, unter ihnen: Crftk, Oppler, Pcchstein, Spiro, Jaetel u. a.