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Nr. 64 44.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Gattenmord im Schulkeller.

Der Täter stellt sich selbst.

Ein Kapitalverbrechen wurde geffern nachmittag in der Ge­meindeschule in der Straße 4a, die inmiffen von Klein­fiedlergärten in nächster Nähe des Bahnhofs Gesund­ brunnen   liegt, entdeckt. In einem im zweiten Schulgebäude cfwas abseits liegenden Brennmaterialienteller wurde die Ceiche der 59jährigen Hermine Buchholz, der Ehefrau des an der Schule tätigen 56jährigen Heizers wilhelm Buchholz, in einer großen Blutlache liegend, mit einem Knebel im Munde er.

mordet aufgefunden. Auf einem Polizeirevler in Moabit   erschien geffern nachmittag Buchholz und bezichtigte fich des mor­des an seiner Frau. Mehrere Beamte eilten nach dem Schul­gebäude und fanden die Angaben des Buchholz bestätigt. Frau B. lag mit einer schweren Kopjverletzung, die ihren sofortigen Tod zur Folge gehabt hatte, in einem neben dem Hauptfeller liegenden Brennmaterialienteller. Der ganze Befund ließ fofort ein Ber­brechen erkennen. Die Mordkommission wurde alarmiert. Einige Kommiffare und mehrere Beamte der Kommission begaben sich unverzüglich an den Tatort. Es wurde festgestellt, daß Buchholz hinter dem Rücken feiner Frau mit einer Badefrau feit mehreren Jahren ein Verhältnis unterhielt. Die Ehefrau, die zunächst hier­von feine Kenntnis hatte, tam auf Grund einiger Beobachtungen hinter das Geheimnis. Fran B., die als sehr ruhige Frau geschildert wird, wollte froh der Untreue ihres Mannes eine Einigung herbei. führen. Der Mann dagegen wolle von seiner Liebschaft nicht laffen. Die Tat selbst will B. im Verlauf eines Streifes begangen haben. Frau Buchholz wollte am Freitag einige Besorgungen machen und bat ihren Mann, mitzukommen. Sie ging in den Keller hinunter, wo ihr Mann im Brennmaterialienfeller arbeitete. Zwischen beiden ist es nach feinen Angaben wieder zu einer erregten Auseinander­jehung gekommen, die sich derart zufpißte, daß er einen Ziegelstein ergriff und feiner Frau den Schädel einschlug. 3n der Schule fiel das Verschwinden der Frau nicht weiter auf, da die Frau des Heizers mit dem Lehrpersonal wenig in Berührung tam. Das Gewissen ließ aber dem Täter teine Ruhe. Er begab sich gestern in die Wohnung seiner Schwester, wo er sich nur furze Zeit aufhielt, und ging von dort zum nächsten Polizeirevier. Der Täter wurde noch gestern abend auf dem Polizeipräsidium eingehend vernommen. Er ist in vollem Umfange geftändig.

Wir erfahren zu der Tragödie noch folgende Einzelheiten: Buchholz ist als Heizer in dem großen Gebäude der 311. und 43. Gemeindeschule in der Straße 4a angestellt. In feiner Dienst wohnung lebten mit ihm seine drei Jahre ältere Frau Hermine geb. Hingst, die in Alt- Ruppin geboren ist, und zwei Zwillingstinder von 17 Jahren, ein Sohn und eine Tochter, die außer dem Hause Beschäftigung haben. Eine zweite Tochter ist bereits verheiratet. Die Ehe, die vor mehr als 25 Jahren geschlossen wurde, mar in letter Beit nicht mehr ungetrübt, besonders feit Frau Buchholz bemerkt zu haben glaubte, daß

ihr Mann feine Neigung einer anderen zugewandt hatte. Es tam wiederholt zu heftigen Auftritten. Ganz unerträglich murden die ehelichen Verhältnisse im letzten halben Jahre, fo daß Frau Buchholz ihren Kindern gegenüber mehrmals Selbst­mordgebanten äußerte. 2m geftrigen Montag erschien der Heizer bei einer verheirateten Schwester, die in der Gegend des Brenzlauer Berges mohnt und teilte mit, baß seine Frau feit mehreren Tagen( purios verschwunden sei. Sein ganzes Gebaren war so eigentümlich und seine Reden so wirr, daß die Schwester mit ihm nach dem 68. Polizeirepier ging, um Anzeige zu erstatten. Von dort aus wurde das zuständige Wohnrevier des Mannes, das 49., benachrichtigt. Die Beamten begaben sich alsbald nach dem Schulgebäude und suchten es gründlich ab. Was fie fanden, veranlaßte fie, die Mordkommission der Kriminalpolizei zu alarmieren. Der stellvertretende Chef der Kriminalpolizei, Regie rungsrat Scholz, entsandte Kriminalrat Gennat   sowie die Kommissare Dr. Anuschat und Quoß mit ihren Beamten an den Tatort.

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Gerichtstag.

Bon Fred Bérence.

Copyright 1925 by Paul Zsolnay  , Wien  ' Einen Augenblic später war die Mutter bei mir. Gie fekte fich an den Bettrand und nahm meine Hände: Warum hast du deinen Bater erzürnt?"

Aber Mama, ich fann dich ja nicht wegen eines Fehlers, den ich nicht begangen habe, um Berzeihung bitten; du weißt doch, wie ich dir dankbar bin, daß du mich von dort ge­holt haft."

Ich weiß es, Liebling."

Mama, es ist schrecklich gewesen und ohne dich wäre ich noch bort, es ist ja seine Schuld, daß ich überhaupt hinge­tommen bin."

Die Mutter richtete sich auf, ihr Geficht war eisig ge­woorden, sie warf mir einen stahlharten Blick zu, der mich er blaffen ließ.

Dein Vater hatte recht, es war nicht richtig von mir, dich wie einen vernünftigen Jungen zu behandeln, du bist ganz herzlos."

Ich wollte etwas einwenden, aber die Worte erstarben auf meinen Lippen; ich ließ meinen Kopf auf die Kissen sinken und wünschte nur zu sterben.

,, Man sagt, daß die Kinder die Eltern vereinen, aber du entzweist deine Eltern."

Sie warf mir noch einen verächtlichen letzten Blick zu und verließ das Zimmer, die Tür ins Schloß werfend.

Einige Minuten verstrichen und ich verstand noch immer nicht, was die Mutter gesagt hatte. Das ist ja nicht wahr.. Mama, du haft diese Worte nicht gesprochen... es ist nicht wahr

Ich preßte die Finger in den Mund, um nicht zu schreien, ich war zerschmettert, vernichtet. Die fürchterliche Szene aus dem Stall fiel mir ein und ich mußte plötzlich, daß die Beitschenhiebe, die mir damals die Haut zerrissen hatten, meniger meh getan hatten als die Worte meiner Mutter. Ich fprang aus dem Bett und ging zum Fenster: ob man sehr piel leidet?" Ich schauderte und fah meinen blutigen, zer­schmetterten Rörper, in dem noch Leben war.

Ich schlüpfte ins Bett zurüd.

Und wenn ich ins Waffer ginge?" Die Großmutter be hauptete neulich, daß man nur einige Minuten leidet, dann

Im rechten Seitenflügel des ausgedehnten Gebäudes, das ziemlich einfam auf großem Laubengelände steht, befinden sich die Kellerräume, in denen auch die Heizungsanlagen liegen. Dicht am Eingang zu dem Heisteller führt eine Tür in einen fleinen unbeleuchteten Raum, in dem Holz, altes Eisen und anderes Blutlache tot auf dem Boden. Der Gerichtsarzt, Geheimrat Fraenkel, Gerümpel abgestellt wird. Hier lag Frau Buchholz in einer großen der die Leiche befichtigte, stellte fest, daß

die Frau mit einem 3iegelftein erschlagen

worden war. Der erste Schlag hatte die rechte Ropffeite getroffen Ohr dadurch zerfetzt worden. Der zweite Hieb traf die rechte Kinn und vermutlich den Schädel zertrümmert, außerdem war das rechte feite. Ferner entdeckte man an der Leiche Drudspuren am Halse. Der Mörder hatte seinem Opfer, um es am Schreien zu hindern, ein Stück von einem Scheuerlappen als Knebel in den Mund gestoßen und zwar mit solcher Gewalt, daß das Gebiß der Frau herausgefallen war. Buchholz, der verhaftet wurde, gab denn auch mit merkwürdiger Ruhe zu, daß er feine Ehefrau schon am forschungen offenbarten ein seltsames Bild des Charakters dieses vergangenen Freitag mit dem Ziegelstein erschlagen habe. Die Nach­Mannes. Seit Freitag, nachmittags 2% Uhr, hatte niemand mehr die Frau gesehen. Als die Zwillinge später von ihrer Arbeit nach Haufe tamen und den Bater befragten, erzählte er ihnen, die Mutter fei um 5 Uhr in die Markthalle gegangen und noch nicht wieder heimgekehrt. Während die Kinder zu Hause blieben und warteten, ging Buchholz selbst aus, angeblich, um nach der Verschwundenen zu suchen. Er fehrte um 11% Uhr zurück und berichtete, daß alles Anzeige gemacht. In seinem Wesen war teine Unruhe Suchen vergeblich gewesen sei. Er hatte bereits auf dem Revier au merken. Am Sonnabend vormittag suchte er dann die verheiratete Lochter auf und erzählte ihr ebenfalls von dem Berschwinden der Mutter. Mit seinen beiden Töchtern begab er sich gestern auf das Bolizeipräsidium, um in der Vermißtenzentrale wiederum Meldung zu machen.

Er frieb die graufige Komödie seinen Kindern gegenüber soweit, daß er mit ihnen das Schauhaus auffuchte, um unter den unbekannten Toten nach der Frau und Mutter zu forschen. Auf dem Rückwege, am Stettiner Bahnhof, suchte er eine Bedürfnisanstalt auf, während die Töchter auf ihn warten sollten. Er kam jedoch nicht zu ihnen zurüd, sondern entfernte fich durch einen anderen Ausgang. Am Montag ereilte ihn fein Geschick. Der Berhaftete gestand den Mord an seiner Frau ein, fann aber für feine grauenhafte Tat feinen Beweggrund angeben. Schuldienst als Heizer tätig ist, seit einiger Zeit dem 21fohol Es ist festgestellt, daß Buchholz, der seit 20 Jahren im städtischen Renuß zuneigte und infolgebeffen nervös überreizt mor. genuß zuneigte und infolgebeffen nervös überreizt war. Lehrer und Schüler des Gebäude verlassen hatten, in den Heizungs Allem Anschein nach hat er die unglückliche Frau am Freitag, als teller gelockt und dort erschlagen. Der Befund läßt darauf fchließen, Rampf zwischen dem Mörder und seinem Opfer war fo heftig, daß daß Frau Buchholz sich aus allen Kräften zur Wehr gesezt hat. Der der Frau die Nadeln und der Kamm aus dem Haar fielen. Welche Endzwecke Buchholz damit verfolgte, baß er die Ermordete jo lange als Vermiste ausgab, läßt sich noch nicht fagen. Die Leiche der Frau wurde zur Obduktion beschlagnahmt und nach dem Schauhaule gebracht, Buchholz selbst in das Polizeipräsidium.

Mehrung der Heiraten in Berlin  .

Nach einer Mitteilung in den Berliner   Wirtschaftsberichten ( herausgegeben vom Statistischen Amt der Stadt Berlin  ) hat die in Berlin   im Jahre 1925 beobachtete Mehrung der heiraten auch im Jahre 1926 fortgedauert. In 1926 wurden hier 36 593 Ehen geschlossen, dagegen in 1925 mur 35 092 und in 1924 gar mur 30 650. Auf das Taufend der durchschnittlichen Be­vötferungszahl tamen in 1926 8,9 Cheschließungen. in 1923 nur 8,7. in 1924 mur 7,8. Das Jahr 1924 hatte einen Tiefstand gehabt, nach­dem in den ersten Jahren nach Kriegsschluß die Eheschließungs ziffern ganz außerordentlich hoch gewesen waren. Im Gebiet des heutigen Berlin   wurden in 1919 und 1920 51 835 unb 52 833 Ehen

eine wunderbare Musik hört; schließlich stirbt man, ohne es zu wiffen, ja, ja, ich geh' ins Wasser.

Diefer Gedanke gefiel mir, ich malte mir die Verzweif­lung meiner Mutter aus... und genoß sie im vorhinein.

...

Plötzlich durchzuckte mich ein fürchterlicher Gedanke: ,, Ge­wiß wird fie im ersten Moment außer sich fein, aber dann vielleicht wird sie sich freuen, mit ihm allein zu bleiben sie hat mich ja nicht mehr lieb... Mama, Mama..."

Endlich brach ich in Schluchzen aus, das ich unter der Dede versteckte Am nächsten Morgen, als ich aufstand, hatte ich das blinde Vertrauen zu ihr verloren. Die schreckliche Angst, die dort" meine treue Begleiterin gewesen war, er faßte mich wieder, zugleich hatte sich der erste Keim der Bitter­feit in meine Geele gefentt.

Mädchen für alles.

Diese Szene war nur ein Vorspiel für zahlreiche andere, die sich ein paarmal wöchentlich wiederholten. Damals, als ich an der Liebe meiner Mutter zweifeln mußt, begann ich mit meinem Tagebuch, ein armfeliges, halbzerrissenes Heft, das ich mir durch alle Wechselfälle des Lebens gerettet. Ich finde ein paar bezeichnende Säße darin:

Heute abend sage ich Alice etwas; Papa versteht es schlecht und ohne irgendeine Erklärung zu verlangen, schlägt er mich und schickt mich zu Bett; ich darf nicht einmal meine Schulaufgaben machen."

Ich erinnere mich nicht mehr der Szene, noch deffen, was ich damals Alice gesagt habe, aber ich erinnere mich an viele Schläge. Er riß mich an den Haaren, ohrfeigte mich und schickte mich mit einem Fußstoß in mein Simmer. Ich legte mich voller But schlafen.

"

Am nächsten Tag füßte er mich zärtlich, um mir zu zeigen, daß er mir verziehen habe. Manchmal fehte er mit überzeugtem Ton hinzu: Wenn du wüßteft, wie du meinem Herzen nahestehst! Mich schmerzt es mehr als dich, wenn ich dich strafen muß. Frage nur die Mama; gestern tonnte ich gar nicht essen."

Als er das erstemal diese Worte sprach, es waren immer die gleichen, war ich sehr gerührt und hätte ihn am liebsten um Berzeihung gebeten. Ich schlang die Arme um feinen Hals, barg meinen Kopf an seiner Bruft und flüsterte: Papa, Bapa  ," Er preßte mich an sich, daß ich fast erstickt wäre, ich fah Tränen in seinen Augen blinfen: Wir werden gute Freunde fein, nicht wahr, mein großer Junge?"

Dienstag, 8. Februar 1927

geschlossen, 13,6 und 13,7 pro Lausend der Bevölkerungszahl. Danady brachten die Jahre 1921, 1922, 1923, 1924 nur 45 138, 47 685, 41 519, 30 650 Eheschließungen, b. h. 11,6 12,1 10,5 7,8 Che schließungen pro Tausend der Bevölkerungszahl. Vergleichen muß man die Ergebnisse der letzten Jahre nicht mit denen von 1919. 1920 ufm., die unter dem Einfluß der Nachholung aufgeschobener Chefchließungen standen, sondern mit der Zeit vor dem Kriege. Schon in 1913 murden in dem Gebiet des heutigen Berlin   nur noch 36 280 Chen geschlossen, 9,1 pro Tausend der damaligen Be pölferungszahl. 1926 brachte, wie oben angegeben, 36593 Che­fchließungen, 8,9 pro Tausend der jetzigen Bevölkerungszahl. Hier nach ist in 1926 die Zahl der Eheschließungen von 1913 absolut überholt und relativ fast erreicht worden.

Ein Abtreibungsprozeß.

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Furchtbares Zuchthausurteil für eine Sechzigjährige. mehr, so half die weise Frau K. Ganz Niederschöneweide wußte es: Gab es feine andere Hilfe die Polizei fannte sie; einmal überraschte sie sie direkt bei der Arbeit. und zwar stets mit Erfolg. Auch Damals gab es neun Monate Gefängnis; früher einmal schon drei Monate. Als die schon bejahrte Frau K. wieder heiratete und sich nun eigentlich zur Ruhe sehen konnte, da ihr Mann genug für beide verdiente, führte sie trotzdem ihre Praxis weiter. gend gehabt habe und die Mädchen davor habe schüßen wollen, daß Sie selbst sagt, daß fie als uneheliches Kind eine traurige Ju­sie uneheliche Mütter würden. Wie dem auch sei: eines Tages mar das Malheur da. Ein junges Mädchen D., an dem sie den Eingriff vorgenommen hatte, starb an Blutvergiftung. Die Adresse der K. hatte das Mädchen von ihrer Kollegin 2. erfahren: auch dieser hatte die K. geholfen. Gerade der Fall der W. aber ist äußerst charakteristisch. Sie hatte einen Arzt konsultiert, der die Schwangerschaft bei ihr feftftelite, jedoch einen Eingriff bei ihr vor­Frau K. Als diese ihr in ihrer Not geholfen hatte, forgte sie selbst zunehmen aus begreiflichen Gründen ablehnte. So ging fie zur redend für weitere Klientel. Die D. hatte aber erst die St. aufgesucht. nachdem fie selbst verschiedene innere und äußere Mittel erfolglos versucht hatte. Durch ihren Tod wurde auch der Fall der W. be fannt. Das Schöffengericht hatte die W. zu drei Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist und die Frau K. zu zwei Jahren Zucht­haus und drei Jahren Chrverluft verurteilt. Die Berufungskammer hob jedoch das Urteil in bezug auf die R. auf und verwies die Sache teidiger, R.-. Dr. Mendel, vor dem Landgericht II für mildernde an das Schwurgericht", wo sie zuständig war. Obgleich der Ver­Umstände plädierte, da auch eine Gefängnisstrafe für die fast 60jährige Frau dem Gefeße genügen würde, verurteilte das Gericht dem Antrage des Staatsanwalts gemäß die Angeklagte doch zu der gleichen Strafe wie das Schöffengericht. Von einem Haftbefehl Lied: Hätte man der Forderung der Sozialdemo wurde allerdings Abftand genommen. Es ist also immer das gleiche in den ersten drei Monaten freizugeben, je hätten tratie entsprochen, die 2 btreibung der Leibesfrucht Diese beiden Mädchen nicht die weife Frau" aufzusuchen branchen, ganz Niederschöneweide   und Umgebung wußte, daß man bei der und die D. märe mohl heute noch am Leben. Und dann das andere: Frau K. Hilfe finden kann, eine empfiehlt sie der anderen. Bedarf Fassung, dem Rechtsbewußtsein des Boltes nicht entspricht? es noch anderer Beweise, daß der§ 218, auch in der neuen, milderen Er fordert aber stets neue Opfer.

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Zehnminutenverkehr auf Stadt- und Ringbahn.

Der neue Fahrplan, der im Stadt, Ring- und Borortverkehr umfangreiche Berbefferungen porjieht, tritt heute, am 8. Februar, in Kraft. Wie bereits bekannt, bringt der neue Fahrplan auf der Ringbahn den 3ehnminuten vertebe an Stelle des Fünf­zehnminutenverkehrs während des ganzen Tages, bis auf die beiden legten Betriebsstunden und auf den Stadtbahnvorortstrecken nach und schöne weide- Johannisthal bis gegen 8,30 Uhr abends. Die 3ug= pon Grunewald, Lichtenberg- Friedrichsfelte, Köpenid und Nieder­folge in den Zeiten des starten Berufsverkehrs wird verdichtet: zwischen der Stadtbahn, Köpenick   und Friedrichshagen   bis auf fünf und zwischen der Stadtbahn und Ertner und Grünau   bis auf zehn Minuten, Ferner sind eine neue Südringperbindung, durchlaufende Ringzüge, neue Anschlüsse auf den Uebergangs­stationen und Halbzüge auf der Stadt- und Ringbahn vor­gesehen.

Auf dem Weg zur Schule tanzte ich fast vor Freude. Dovi Tage nachher schlug er mich wieder ganz grundlos, und an nächsten Morgen ließ ich seine Liebkojungen gleichgültig über mich ergehen. Als er mir die Hand gab und sagte: Wir merden gute Freunde sein, nicht wahr, mein großer Junge," erwiderte ich taum seinen Händedruck und dachte: Ja, bis zum nächstenmal!"

So verging ein Teil des Binters. Bald nach Neujahr fiel mir auf, daß mein Bater nicht mehr so häufig fortging; er schüßte immer ein anderes Unwohlfein vor und blieb manch­mal den ganzen Tag im Bett. Er stand erst gegen zehn Uhr auf, obwohl er vor zehn Uhr abends zu Bett zu gehen pflegte, fleidete sich an und begab sich zur Stadt, um seine Geschäfte zu besorgen.

Defters fühlte ich, wenn er mich füßte, daß sein Atem einen eigenartigen Geruch ausströmte; da blickte ihn dann immer meine Mutter mit strengen Augen an. Seit einigen Wochen stand wieder diefer traurige Ausdruck auf ihrem Ge­sicht, aber anders, als sie ihn damals vor unserer ersten Trennung gehabt hatte. Auch fand sie nie mehr das schmerz­liche, gute Lächeln wie in Genf  . Ihre Züge waren verzerrt, ihre blauen Augen wurden groß und nehmen eine ftählerne Färbung an; ihre Lippen wurden dünner, fie feufzte oft, weinte aber fast nie mehr. Sie hatte nervöse und haftige Be­wegungen und war erschreckend mager geworden.

Eines Tages, als sie frank lag und mein Bater zu Hause geblieben war unter dem Vorwand, sie zu pflegen, rief er mich in die Küche, zog ein Fläschchen aus seiner Tasche und befahl mir: Sol' rasch ein wenig Rognat für deine Mutter, es ist ihr sehr schlecht, der Kognat wird ihr gut fun."

Ich lief fort, aber als ich zurüdtam, nahm der Bater die Flasche, fekte sie an den Mund und leerte sie zur Hälfte.

Dieser Kognaf ist scheußlich, er wird deiner Mutter nur schaden; bring mir noch eine Flasche, aber geh' ins Café Charret."

Ich fannte den instinktiven Abscheu meiner Mutter vor jedem geistigen Getränt, und eine Ahnung stieg in mir auf.

,, Lauf ,. lauf, fagte der Bater. Ich ging und zögerte einen Augenblic, bevor ich die Schwelle des Caféhauses be trat. Endlich gab ich mir einen Rud und ging hinein. Der Saal war in eine Rauchwolfe gehüllt, ein beizender Geruch würgte mich im Hals. An der Kassa thronte eine Frau, die mich mit mißtrauischen Blicken musterte.

( Fortsetzung folgt.)