als unnötig, als überflüffig sich erweist... Mir, die be rufenen Vertreter des Volfes, wir, die heute in überwiegender Mehrheit ein treues Befenntnis zur Demokratie abgelegt haben, wir gehen hinaus mit dem erneuten Gelöbnis, einzutreten für unser neues, demokratisches Deutschland. "( Beifall.)
Als der Präsident der Nationalversammlung diese Worte sprach, war zwar der Kapp- Putsch in Berlin bereits zufammengebrochen, in Süddeutschland war er gar nicht auf gekommen, aber aus Ostpreußen und Schlesien lagen noch immer schlechte Nachrichten vor, da sich die Militärdiktatur der dortigen Kappisten blutig austobte. Aus den Worten des Bräsidenten geht deutlich seine Auffassung hervor, daß der Generalstreif nötig gewesen war und es noch blieb in der Stunde, in der die Nationalversammlung zu sammentrat. Er sprach lediglich die Hoffnung aus, daß durch den völligen Zusammenbruch der Kappisten die Fortführung des Generalstreits sich sehr bald als unnötig erweisen würde.
Der Mann, der so sprach, gehörte auch dem Zentrum an. Es war Konstantin Fehrenbach . Bird das Zentrum im Falle Keudell im Sinne feiner verstorbenen Führer Burlage und Fehrenbach handeln oder wird es noch einmal umfallen?
Wirth und das Zentrum.
Soll er verbrannt werden?
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Birth hat am 5. Februar als einziger vom Zentrum gegen den Bürgerblock gestimmt. Die Zentrumspresse macht ihm darüber Borhaltungen und beruft sich auf die Disziplin. Am Sonntag will sich der Reichsparteiausichuß mit feinem Berhalten beschäftigen, das er selbst in der Zeitschrift Die Deutsche Republik" und in öffentlichen Versammlungen zu verteidigen beabsichtigt.
Der Konflift ist bedeutsam und in gewiffem Sinne tragisch. Bahlreiche Zentrumsabgeordnete, die sachlich auf demselben Standpunkt stehen wie Wirth, haben sich der Disziplin zähnefnirschend gefügt. In der Regierung, der Birth das Bertrauen verweigert, figt neben Marg und Brauns auch der Reichsfinanzminister Röhler, einer der ältesten Freunde und nächsten Gesinnungsgenoffen Wirths. Durch all das aber hat sich Birth nicht dazu bewegen laffen, sich der Haltung seiner Fraktion anzuschließen.
Wirth konnte eben nicht für den Bürgerblod stimmen! Der Mann, der ein Stück Bergangenheit des Zentrums, und nicht das schlechteste, repräsentiert, der Mann, der das Wort vom Be si z bürgerblod" geprägt hat, der versprochen hat, im Kampf zwischen Bürgern und Arbeitern auf Seite der Arbeiter zu stehen, der Mann, der mit dem Rufe Der Feind steht rechts!" in die Geschichte eingehen wird, fonnte nicht der Regierung Keudell sein Vertrauen
befunden!
Das Zentrum hätte eben nicht einen Beschluß fassen dürfen, der seinem einstigen Reichstanzler und Führer nur noch die Wahl ließ, entweder seine ganze Bergangenheit zu ver leugnen oder sich außerhalb der Fraktionsdisziplin zu stellen. Nun hat es sich selbst vor eine Wahl gestellt, die nicht weniger peinlich ist: Mit Reudell gegen Birth? Oder mit irth gegen Reudell?!
In einer Unterredung mit der Freiburger Tagespost" erließ Brälat Schofer, der badische Zentrumsführer, eine deutliche Mahnung an Wirths übereifrige Gegner. Wenn fein Rein den Sinn eines Warnungssignals habe, dann liege es materiell in der Gedankenrichtung des badischen Zentrums- wenn es auch formal zu weit gehe.
Für stärkere Bekämpfung des Alfoholmißbrauchs tritt ein An trag der sozialdemokratischen Landtagsfrattion ein, der von der Regierung verlangt, darauf hinzuwirken, daß die Zumeisung des Reiches an Preußen für solche Zwecke von dem vorgesehenen Betrag von 225 000 m. auf 500 000 m. erhöht wird.
Präventivzensur.
Bon Robert Breuer.
Präventivzenjur bedeutet, daß der Theaterleiter das Manusfript des Stückes, das er aufführen möchte, vor der Einstudierung an die Senfurstelle gibt, damit diese ihr Einverständnis erkläre, oder das Stück ganz oder teilweise ablehne. Diese Präventivzenjur ist durch die Weimarer Berfassung aufgehoben. Es soll überhaupt feinerlei Senfur stattfinden; Literatur und Theater sollen frei sein. Nur für Lichtspiele und für den Schuß der Jugend sieht die Berfaffung Ausnahmen vor. Das hätte beffer nicht geschehen sollen. Solche Ausnahmen sind fast immer Breschen in der Mauer. Diesmal scheinen sich die Ausnahmen als Dampfwalzen bewähren zu wollen, die, über die Mauer dahingehend, nur noch Schutt und Trümmer übrig laffen. Die Sorge für die Jugendlichen wird zur Kulturpiage. Die Zenfur ist wieder da. In ihrer schlimmsten Form: als Präventive zenjur. Als Droffelung jedes Bagniffes, ja jedes Neutones der Dichtung und ihrer Darstellung auf der Bühne.
Es steht nunmehr fest, daß das neue Gesetz zum Schutz der Jugend bei Lustbarkeiten nicht, wie bisher angegeben, nur gegen die Rummelpläge, Jahrmarktsbuden und Schüßenfefte gemünzt ist; es foll jegliches Theater, jede Borlesung, jede Kunstausstellung erreichen fönnen. Diese Bermutung haben mißtrauische Leute gehegt, fowie fie den Gesetzestert por die Augen befamen. Aber die Regierung und die Regierungsparteien haben stets das Gegenteil behauptet. Haben von überflüssigen Aengsten gesprochen. Bon Syfterie des Liberalismus. Jegt find alle diese Berdunkelungsversuche zusammen gebrochen. Die Regierung hat durch fompetente Stelle( jo nennt sich bas) mit Seelenruhe erklären lassen, daß selbstverständlich und sozu fagen naturgemäß das beabsichtigte Gefes, getreu seinem Wortlaut, cuf Darstellungen aller Art angewandt werden soll. Also auch auf die Aufführungen der Staatstheater, der Stadttheater, der Bühnen, die fich eifersüchtig von jedem Kitsch und Schund fernhalten und sich hingebend der Literatur verpflichten. Sie alle fönnen, wenn Polizei oder Jugendamt Anstoß nehmen, für Jugendliche unter 18 Jahren gesperrt werden. Es foll selbstverständlich nichts gegen die Polizei gefagt fein, auch nichts gegen die Jugendämter, nicht einmal etwas gegen. deren blutarme Gouvernanten oder weibliche und männliche Tanten. Kein vernünftiger Mensch und gewiß fein Freund bes Boltes will die Jugend der Verdienstgier verantwortungsloser Schaubudenbefizer ausliefern und niemandem von uns liegt daran, daß( obgleich mancherlei hieronn zur Romantit unserer Kindertage gehört hat) Jugendliche die Geschichte vom Schinderhannes luftig auf Bappe gemalt, oder in der Schreckenstammer das Beil des Scharfrichteres Mumpelmuß oder die abgeschnittenen Haare der Kindesmörderin Miselmi zu begaffen bekommen. Wir wollen auch gang gewiß nicht Jugendliche zu Herrenabenden und banalen Radt fänen eingeladen feben. Aber muß um solcher sozialpädagogischer Hygiene millen ein Gefeß gemacht werden, das Präventivzenjur für has anständige Theater bedeutet? Und obendrein eine verständnis. tole felung der bildnerischen Phantasie der Jugend und ihrer Gemein mfeiten? Diese beiden grotesken Gefahren verbergen sich hinter der Maste des neuesten Jugendschuhes: die Abkehr der Theaterleiter von der jungen Literatur und die Ertötung der rhythmischen Gestaltungskraft in der Jugend selbst.
Doehring macht ein eigenes Geschäft auf. Nachdem der Dom- und Haßprediger Dr. Doehring aus dem Evangelischen Bunde ausgeschifft worden ist, besinnt er sich auf die Haupttugenden jedes wahrhaft Deutschen : er gründet einen neuen Verein! Im Reichsboten", dem Organ der zurückgebliebensten evangelischen Bastoren, erläßt er einen spaltenlangen Aufruf zur Gründung eines Luther- Ringes", der aktives Christentum auf reformatorischer Grundlage" betreiben soll. mit Luthers Geist in der Westentasche will er hinein in den Staat" gehen und eine neue politische und soziale Welt gestalten. Er spricht selbst von der„ grauenhaften Verworren heit und dem Halbdunkel unserer Tage", dem er rücksichtslos sich entgegenstellen will. Zur Berstärkung dieser grauenhaften Verworrenheit trägt freilich der neue Luther sein gut Teil bei, indem er die Arbeit des Luther - Ringes auch mit der sozialen Frage verknüpfen will. Er will das Neue Testament anrufen, um zu lehren, wie der Arbeitgeber zum Arbeitnehmer tommt". Vielleicht will er in Zukunft an die Spitze seiner Aufrufe bas schöne Bibelwort segen:„ Wer seinem Arbeiter den Lohn nicht gibt, der ist ein Bluthund!"
Das Wichtigste indessen scheint an der ganzen Neugründung der Kampf gegen den Evangelischen Bund zu sein, der Herrn Doehring nicht mehr an seiner Spize fehen wollte. Für diesen Rampf braucht der„ neue Luther" natürlich Geld. Zu diesem Zwede will er einen Luther Pfennig sammeln und fordert seine Freunde auf, täglich einen Pfennig zu sparen und am Reformationstage ihm abzuliefern. Es schwebte ihm augenscheinlich dabei der Anti- Luther- Mann Tegel vor, als dessen Wahlpruch überliefert wurde:" Sobald das Geld im Raften flingt, die Seele in den Himmel springt."
Wenn die Gründung des Luther- Ringes Erfolg hat, so fann das zwischen ihm und den übrigen evangelischen Bünden ein angenehmes Geraufe geben. Wie ja auch der wirkliche Luther fich mit anderen Reformatoren weiblich herumgefagbalgt hat. Bielleicht denkt Doehring jedoch zeitweilig auch daran, daß Berlin schon einmal einen zweiten Luther" gesehen hat, der auch aus der Hofpredigertaste stammte. Der Name Stöders wird ihm nicht unbekannt sein und das Ergebnis der Stöderei ebensowenig. Bon dem ganzen Stöder- Wert, das einst Berlin und halb Deutschland in Bewegung seẞte, ist nichts anderes übrig geblieben als der deutschnationale Abgeordnete Mumm, der Schwieger. sohn jenes zweiten Luther ist. Von dem dritten Luther " Doehring aber dürfte nicht einmal ein Mumm übrigbleiben!
Ostoberschlesische Zustände.
Abg. Genoffe Kowoll überfallen.
In der vorigen Woche ist der deutsch - sozialdemokratische Ab. geordnete Rowoli, Mitglied des ostoberschlesischen Landtags und Hauptrebatteur des" Boltswille" in Rattowik, von Strolchen überfallen, mißhandelt und erheblich verlegt worden. De die unaufhörlichen Konfistationen und Breffeprozesse den unerschrocken fämpfenden„ Boltswillen" nicht leiblich umbringen fonnten, versuchen die Uebernationalisten vom Berband der polnischen Aufständischen" jetzt, die geistige Arbeit für die deutsche Arbeiter und Angestelltenklasse in Ostoberschlesien zu erschlagen! Bezeichnend für die Zustände in diesem Gebiet, die ungeachtet der Bölkerbundskontrolle bestehen, find folgende Ausführungen des Staitomizer Boltswillen":
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Wie hundert andere Mißhandlungen deutscher Minderheitsangehörigen, mehrere Bombenattentate, Banditen ftüde, Bersammlungsi prengungen, so wird auch Darum hat auch Genosse Komoll darauf verzichtet, später die dieses Heldenstück" der Bielschowizer Patrioten" ungefühnt bleiben. Polizei zu verständigen; denn bei allem Protokollieren kommt doch bei den Untersuchungen nichts heraus, die Schuldigen, obgleich sie der ganzen Oeffentlichkeit, wie im Königshütter Fall, be fannt sind, fönnen von den Behörden nicht zur Berantwortung gezogen werden, weil sie nicht zu ermitteln" find! Es wäre darum ein direktes Wunder, wenn in diesem Falle etwas von den
Nehmen wir an, das Staatstheater studiert das Stück eines jungen Dichters ein. Ein sexuelles Broblem. Eine Zerstörung alter Tafeln. Ein Jubilate neuer Menschlichkeit. Ungewohnter. Etma: heute erlebte Rabale und Liebe oder ein verjüngtes Frühlingsermachen. Bei der Aufführung erhigen fich die Geiſter. Bielleicht breitet sich auch Andacht über die zuhörende Gemeinde. Aber der Polizist, der unschuldige Mißversteher, nimmt Anstoß. Glaubt die Jugend bedroht. Der zuständige Dezernent tut dito. Der junge Dichter wird gesperrt für jeden, der nicht achtzehnjährig ist, für jeden, der noch nicht die Köpfungsreife erlangt hat. Mit achtzehn Jahren fann man in Deutschland legal zum Tode verurteilt und hingerichtet werden. Aber im übrigen wird man geschützt.
Alfo, das Staatstheater wird den Eingriff verschmerzen; aber auch ihm wird er unangenehm sein. Es tann nicht erhebend wirken, wenn am Eingang die Tafel aushängt: für Jugendliche verboten. Das dürfte auch manchen Vater und manche Mutter grufeln machen. Immerhin, das Staatstheater wird es verschmerzen. Auf Kosten der Steuerzahler. Aber, wenn das gleiche einem Stadttheater geschieht, einem Bächter, einem Privatunternehmer? Was dann? Dann wird er fich sagen: nie wieder Experiment. Spiel Charlens Tante", aber versuche es nicht mit Bronnen oder mit Barlach oder mit dem großen Unbekannten, auf den wir alle warten. Wenn er wirklich noch ein Fünfchen Mut behält, wird er von da an jedes neue Bühnenbuch, das ihm zugesandt wird, zunächst der Polizei oder dem Jugendamt überweisen. Um Antwort wird gebeten. Und das eben ist: Präventivzenfur. Bon hinten herum. Ohne formalen Verfaffungsbruch gegen den Sinn der Verfassung, gegen deren Geist und Moral. Und die Polizei? Die wird gewiß einen weiten Atem haben, wird tolerant sein, und das Jugendamt wird meinen, daß ein Fisch, der wirklich schwimmen lernen will, frühzeitig ins Wasser geworfen werden muß. Er wird normalerweise sogar darin geboren. Aber Polizei und Jugendamt werden nicht für das Normale sein, sondern für die Vorsicht, für die Heimlichkeit, für die Berheim lichung, für die Heuchelei, für den Respekt vor allen Philistern und Spießern, für die Angst vor Nasen und Vorgesetzten. Die Polizei wird die ihr aufgehalfte Bräventivzensur präventiv handhaben und lieber einmal mehr als einmal weniger den unternehmungsheiteren Theaterleiter marnen. Und wiederum: das nennt man Bräventiv zenfur. Bon hinten herum. Und gegen den Geist der Verfassung. Und nun etwa nicht: Baule, du raseft. Bielmehr: Deutsches Bolt, dich hat die Tfetfefliege gebiffen.
Wenn die Berdunkler und Brovokateure der lebenden Jugend all das nicht wollen, wenn sie wirklich mur den Kot meinen, fo brauchen sie nur unferem Rat zu folgen, unserem Verlangen, unserem geistigen Befehl: fie brauchen nur dem Gesez einzufügen, daß es auf ernsthafte Theateraufführungen, auf ernste Literatur, auf Kunstausstellungen, für die maßgebende Künstler verantwortlich zeichnen, auf Borlesungen meltgeachteter Bersönlichkeiten, auf das Liebesmerben emig irrenden Berdens, auf die Sehnsucht nach neuen Horizonten nicht angemandt werden darf. Ein Narr wartet auf Befcheid. Wir wiffen schon: das Gefeh ist genau fo gemeint, wie ihr es da münscht: aber dergleichen läßt sich nicht formulieren. So wird es also bei der Präventivzensur bleiben, bei der Engelmacherei an junger Dichtung, an junger Malerei, an junger Kunft, aus der, wie die Geschichte lehrt, Gott sich eher offenbart als aus Paragraphen. Und was nun die schöpferische Phantasie der Jugendlichen be
Behörden in Szene gesetzt werden sollte. Wir sind zu der Uebers zeugung gekommen, weil wir bis heut auf ein Verfahren gegen
die drei Bombenattente auf den„ Bolkswille" warten.. Aber wir sollen zu den polnischen Behörden volles Bertrauen haben. Wir können hier hundert andere ungefühnte Fälle darlegen, verzichten aber darauf, dern Banditen fann man nicht belehren und die Behörden bleiben stumm oder teilen einfach mit, daß ein öffentliches Interesse nicht vorliegt.
Aus eigener Wissenschaft können wir einen Beitrag sowohl zur Rennzeichnung der Wojewodschaft Kattowi wie auch zum Be weis dafür beisteuern, daß unsere polnischen Genossen gegen den polnischen Nationalismus ihre internationale Pflicht erfüllen: Als lehthin in Kattowih die Vertreter der polnisch- sozialistischen Arbeiter. universitäten( unserem Bildungswesen entsprechend) tagten, schickte der Wojewode einen seiner Beamten, der die Tagung begrüßen fellte. Dieser Gentleman mißbrauchte sein Ami, um eine Rede vom„ gemeinsamen Feind, der allen Polen ohne Klassen- und Parteiunterschied auf diesem heißen Boden gegenüberstehe", zu halten. Da aber schrie ihn der als Vertreter der Polnischen Sozialis stischen Partei anwesende Abg. Gen. Dr. Diamand vor allem Volf an:" Was erlauben Sie sich, hier zu sagen?!" Der Beamte eilte darauf zum Schluß. Als aber nun als Vertreter des Reichsbildungsausschusses in Berlin Gen. Weimann das Wort erhielt, wurde er mit einer stürmischen und langandauernden Ovation empfangen das war die Antwort an die Wojewodschaft!
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Aufgaben des Auswärtigen Amts.
Die Beratungen im Haushaltsausschuß. Der Ausschuß für den Reichshaushalt erledigte in seiner Montagssigung zunächst einige Anträge, die zum Etat des Aus wärtigen Amis gestellt und an den ständigen Unterausschuß verwiesen worden waren. So wurde u. a. ein neuer Titel bewilligt und mit 500 000 m. dotiert, durch den der für den inländischen Handel und die inländische Industrie überaus wichtige mirtschaftliche Nachrichtendienst der ausländi schen miffionen auf eine neue Basis gestellt werden soll. Angenommen wurde ferner nach Befürwortung durch den Genossen Hoch eine Entschließung, in der die Regierung ersucht wird, zu erwägen, das Personal der Reichsstelle für Nachlässe und Nachforschungen im Auslande zu vermindern und außerdem gleichzeitig den Sparfommissar mit dieser Angelegenheit zu befaffen. mart für Sachverständige im Ausland fordert, die der Eine längere Debatte entspann sich bei dem Titel, der 450 000 Förderung der deutschen Land- und Forstwirtschaft, des deutschen Handels und der Industrie, sowie der Sozial- und Kulturpolitik dienen sollen. Hierzu lag ein deutschnationaler Antrag vor, der verlangte, die vorgesehenen sechs Stellen für landwirtschaftgliche Sachverständige im Ausland baldigst zu besetzen, ferner eine Erhöhung der Zahl dieser Attachés, entsprechend dem infolge der Kriegs- und Nachkriegszeit veränderten Bedürfnis vorzunehmen. Genosse Stücklen wies mit Nachdruck darauf hin, daß die Anstellung von Sozialattachés im Ausland mindestens so wichtig und so notwendig sei, wie die von landwirtschaftlichen Sachverständigen, und es wurde darauf der erste Teil des Antrags angenommen, der zweite- abgelehnt.
Bei der Beratung des Haushalts des Reichsministeriums. für Ernährung und Landwirtschaft wurden 600 000 m. zur Erbauung eines Berfuchs- Fischdampfers mit Rühlanlagen neu eingelegt und folgende Entschließung angenommen: Angesichts der diesjährigen Mißernte an Wein in weiten Weinbaubezirken sollen Maßnahmen zur Linderung der Not der kleinen Winzer ergriffen werden und soweit die Notlage der Betroffenen es erfordert, zinslose
Stundung der fälligen Zinsraten der Winzerfrebite gewährt werden.
Vor allem aber wurde gegen den Widerspruch der Regierung nach wiederholter und dringender Befürwortung durch die Genpffin BohmSchuch und Genoffen Hoch ein sozialdemokratischer An trag angenommen, der zum 3wed der Kinderspeisung in den Etat neu 5 millionen einsett.
Ende der völkischen Reichstagsfraffion. In Verfolg des gegen den völkischen Abgeordneten Rube von dessen Partei ausgesproche= nen Ausschluffes find numehr auch die Abgeordneten Reventlow, v. Ramin und Stöhr aus der Reichstagsfraktion der Böltischen Freiheitspartei ausgeschieden. Die Fraktion gilt damit als gesprengt und geht infolgedessen der Rechte einer Fraktion im Reichstag verlustig.
trifft. Nach dem Gesez, das sie schützen will, fann ihnen verboten werden, an Aufführungen mitzuwirken, deren Sinn und Rhythmus sie selbst bestimmen. An Jugendchören, an Sprechchören, an der Aufführung von Sophokles , von Schiller , an der Darstellung jenes unbewußten, das aus dem Taft des jungen Herzen heraus, aus dem Marsch und dem Tanzschritt der Jugend sich gestaltet. Das wird immer die Berüden madeln machen, wird immer Revolution be= deuten, vielleicht auch des Ethischen, der tagesüblichen Sitte, der vierbankverehrten Tradition.
Aber, wedelt der Gefeggeber: wegen politischer, sozialer, religiöser oder ethischer Tendenz darf ja den Jugendlichen fein Bers und fein Sang verboten werden. Das Ethische, das Religiöse, das Politische als solches ist frei. Als solches? Dann wird man eben finden, daß nebenbei doch noch etwas Berbietbares festzustellen ist, etwa zuviel Frühlingsgeist, oder zuviel rebellische Luft, oder zuviel leuchtende Augen und flopfende Brüste. Man wird schon irgend etwas vorbringen fönnen. Es genügt übrigens schon, daß das Damofles. schmert des polizeilichen Zugriffs auch über dem Selbstspiel der Jugend schwebt, um ihm die Naivität zu rauben. Auch hier: Präventiozenfur an neuer Geburt.
Was soll eigentlich aus Deutschland werden? Ein Totenhof, ein Baradies der Büttel, ein Reford der( mit 150 Reichsmark) Frühbestraften? Gesetzgeber, Gesetzgeber. der Geist läßt sich nicht töten, er mehet von wannen er will. Gesetzgeber, die Füße derer, die dich auf den Moderader werfen, stehen vor der Tür.
Das Bölferbundssekretariat und die Deuffche Theaterausstellung
Magdeburg 1927. Bei der Deutschen Theaterausstellung Magdeburg ist durch Bermittlung des deutschen Konfulats in Genf eine Anregung des Völkerbundssekretariats eingelaufen, nach der die Zeitschrift der Deutschen Theaterausstellung Die vierte Wand" dem laufend zugesandt werden möchte, damit von dort aus für die AusInternationalen Institut für geistige Zusammenarbeit in Paris [ tellung, die eine der wichtigsten Teile der deutschen Kultur wieder. spiegeln soll, das Interesse ausländischer Kreise geweckt werden könne.
Dr. Ernst Cohn- Wiener wird auf Einladung der Boltsbühne E. V. im Horsaal des Kunstgewerbe Muieums, Bring- brecht- Str. 7 a, zwei Lichtbildervortrage balten, die feine Eindrüde über Länder, Böller und bildende Kunst in Zentralafien wiedergeben. Der erste Vortrag findet ant 12., abends 8 Uhr, statt. Einlakfarten 0,70 Mart.
Schauspieler- Nach vorstellung im Theater am Nollendorfplet. Für die Bohlfahrtskaffen der Bühnengenossenschaft gelangt am 10., abends 11" br. ber Schmant Müller's" mit Mag Adalbert in der Hauptrolle, zur Aufführung. Karten find nur im Bureau des Bezirksverbandes, Keithstr. 11, erhältlich.
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Die neue Truppe"( instlerische Leitung Alfred Belerle und Manfred Fürst ) veranstaltet am 10., abends 8 1hr, ihren eriten Gastspielabend im Städtischen Ebeater Neukölln, Bergitrage 147. führung gelangen: Benignens Erlebnis von E. v. Keyserling und„ In Zur Auf Emigleit Amen von Anton Wildgans .
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.Die Sieben. Unter diesem Namen haben fich die Maler Brofessor 23. Maillard, Hans Michaelson, Delar Dehme, Peterpaul Bilarski, Baul Speer, Fris Steinert, Elfe Biegandt zu einer Ausstellungsgemeinschaft zusammengeschlossen. Die 1. Seranstaltung wird Anfang März in den Räumen der Galerie Alfred Heller, Kurfürstendamm 44, stattfinden.