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Offenheit das Wort zu ergreifen, so fann ich mich darauf be­rufen, daß ich während der zweijährigen Dauer unserer Ber­handlungen sehr viele Male in der mir zugänglichen Presse verschiedener Parteirichtungen, auch nach der anderen Seite hin Kritik übte, ich habe mir den Blick nicht trüben laffen, auch wenn meine Regierung die Grenzen des gemeinsamen Inter­effes verließ. Ich glaube, ohne unbescheiden zu sein, fagen zu dürfen, daß ich mein Wirken während der Vertragsverhand­lungen bis zum Antritt der neuen deutschen Regierung nicht für erfolglos halten darf und ziehe daraus das Recht, meine Stimme vor dem Zusammenbruch der Verhandlungen zu erheben.

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Die Kritik des Genossen Diamand an den Kräften, die auf deutscher Seite zum Abbruch der Verhandlungen drängen, berührt nicht die Tatsache, daß die polnische Außenpolitik denkbar un geschickt diesen Kräften in die Hände gearbeitet hat. Sie hätte es gerade bei Beginn der Bürgerblodregierung unter allen Umständen vermeiden müssen, durch Ausweisungen, zu denen fie formell vielleicht berechtigt war, einen deutschen Schritt in Warschau   zugunsten der Aufhebung dieser Ausweisungen zu provozieren. Im übrigen ver deckt dieser Streit über die politische Verantwortung an dem Scheitern der Verhandlungen nur die ökonomischen Kräfte, die auf beiden Seiten seit langem gegen eine Handels­vereinbarung mirfen. In Deutschland   sind es die Interessen der Großlandwirtschaft, die die Einfuhr von Agrarerzeugnissen aus Polen  verhindern wollen, in Polen   sind es die Interessen der Industrie und der Staatswirtschaft, die die Einfuhr deutscher Erzeugnisse beschränken möchten. Die deutsch  - polnischen Handelskämpfe find ein Schulbeispiel für den wirtschaftlichen Nationalismus zweier Staaten, die sich gegen­feitig die Einfuhr verhindern, statt die Ausfuhr zu fördern. Red. des Borwärts".

Der übergelaufene Becher.

Bon deutscher amtlicher Seite wird betont, daß die neuesten Aus­weisungen und Nichtverlängerungen abgelaufener Aufenthaltsbewilli­gungen nur der Tropfen gewesen sind, der einen vollen Becher zum Ueberlaufen gebracht hat. Als polnisches Entgegen­tommen wird hingestellt, daß die Regierung auf die polnisch- ober­schlesischen Behörden eingewirkt habe. Es ist richtig, daß der ostober­schlesische Woijewode nach Warschau   beschieden worden ist. Aber das Ergebnis der dortigen Konferenz war eben die Ablehnung der deutschen Forderung, die Ausweisungen nicht zu vollziehen. Die Ausweisungen selbst werden lediglich damit begründet, daß man den polnischen Beamten und Anwärtern eine lästige ausländische Kon­tourrenz vom Halse schaffen müsse; in dieser Denkweise aber erblickt man auf deutscher Seite eine Wertlosmachung eventueller polnischer

Zusagen in der Niederlassungsfrage von vornherein.

Deutschland   verklagt Polen   wegen Schadenersah.

Haag, 10 Februar.( WTB.) Beim Ständigen Internationalen Gerichtshof   ist eine neue Klage der deutschen Regierung gegen die polnische Regierung eingegangen. Diese Klage beruht auf der Ent­polnischen Regierung eingegangen.

Zur Einreichung der Klage vor dem Haager Gerichtshof wird offiziös und offiziell mitgeteilt: Ursprünglich hatte Deutschland   das Recht erhalten, die Rückgabe der Chorzow  - Werte zu fordern. Da jedoch die deutschen Vertreter erkannten, daß die Polen   in dem Bert große Veränderungen vorgenommen haben, und da man über­dies weiß, daß in deutschem Befiß und unter deutscher Leitung stehende Industriewerke in Polnisch- Oberschlesien die denkbar größten Schwierigkeiten zu bestehen haben, so trat das Verlangen nach Rüdgabe mehr in den Hintergrund und dafür die Forderung einer geldlichen Entschädigung in den Vordergrund. Poln bewies jedoch eine geringe Neigung, das zu bezahlen; daher wurde die neue Klage eingereicht, die eine Entschädigungszahlung Don 76 Millionen Mar? fordert.

3u Zuchthaus begnadigt. Die letzten in Litauen   zum Tode ver­urteilten vier Kommunisten sind begnadigt worden. Die Todesstrafe wurde in lebenslängliche bzw. in einem Falle in 15jährige Zuchthaus­ftrafe umgewandelt.

Bei den Naturfreunden.

Leider macht die schwierige wirtschaftliche Lage es den meisten Arbeitern und Angestellten unmöglich, ihre farge Freizeit außerhalb Berlins   zu verbringen. Wer das Geld zu einer Reise aufbringen fann, pflegt die Sommerzeit vorzuziehen, so daß die Heime der Genossenschaft im Winter fast leer stehen. Und doch bietet ein solcher Aufenthalt, wie wir ihn in diesem Winter in Friedrich rod a genießen fonnten, reiche Erholung und Kräftigung, vielleicht noch mehr als im Sommer.

Das Genossenschaftsheim*) in Friedrichroda   liegt eine halbe Stunde füdlich der Stadt, mitten im herrlichen Tannen­wald, fast 600 Meter hoch. Es ist dem Großstädter ein Labsal, diese würzige, reine Luft einzuatmen, die selbst bei 15 Grad Kälte nicht unangenehm ist, da die hohen Tannen die rauhen Winde abhalten. Rodel- und Bobbahn enden am Hause, nach allen Seiten führen be­queme Wege, die bei hohem Schnee durch den Schneepflug gang- und fahrbar gehalten werden. Ein junger, tüchtiger Genosse, von der Genossenschaft beauftragt, hält, unentgeltlich für die Mitglieder, einen Schneeschuhkursus ab, der allen Teilnehmern große Freude und gute Ausbildung gewährleistet. Die Zimmer sind sauber, gut geheizt, elektrisch beleuchtet. Für die langen Abende steht ein fleinerer ge­mütlicher Aufenthaltsraum, und bei zahlreichem Besuch der wunder­fchöne große Speisesaal zur Verfügung. Eine umfangreiche Bibliothet, Schachspiele, Tageszeitungen helfen die Zeit verkürzen.

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Die Weihnachtsfeiertage wurden verschönt durch die vielen jungen Sportgenossen, die nach des Tages Freuden und Leiden- abends frohe Lieder fangen beim Schein der Kerzen am Weihnachtsbaum. Für das leibliche Wohl forgen Genosse Reimschüssel und Frau in vorbildlicher Weise, unterstützt von dem allzeit fröhlichen Töchterlein und dem getreuen Hausburschen Alfred. Ein freundschaftlicher Ton herrscht unter allen Mitgliedern. Schon vom ersten Tage an fühlt man: Wir sind unter Gleichgesinnten. Im freundlichen Gedanken­austausch lernt einer den andern kennen und würdigen.

Nicht nur der Sportler und rüstige Wanderer, auch der körperlich weniger Leistungsfähige findet hier Ruhe, Erholung, Kräftigung. Nach unseren Erfahrungen können wir allen Genossen empfehlen, die Heime auch im Winter in Anspruch zu nehmen. In allen muß der Gedanke lebendig werden, daß es unumgänglich nötig ist, neue Freunde zu werben, sich selbst und der Genoffenschaft zu Nuß und Frommen. Willi Marste.

Loheland- Gymnastik. Die Vorführung im Blüthner  - Saal zeigte sehr gut durchtrainierte Körper, war also vom tanztechnischen Standpunkt aus interessant. Da aber die Loheland  - Schule die einzelnen, mit wenigen Ausnahmen streng mathematisch- mufi­talisch durchkomponierten lebungen nicht zu Tänzen zusammenfaßt, fendern sie bewußt einzeln als Gymnastik- Darbietungen bestehen läßt, so war diese Veranstaltung für ein tanzinteressiertes Publitum taum bestimmt. Welchem Zwecke diente sie aber dann? Einen geschlossenen Ueberblick über das Loheland  - System gewährte sie nicht,

*) Geschäftsstelle für Berlin  : Wilhelm Grothe, D. 112, Weichsel  ftraße 10.

Der Stahlhelm gegen Jungdo.

Kriegserklärung mit Bedauern.

Der Bundesvorstand des Stahlhelm- Bundes hat, wie er in seinem Organ in Fettbrud mitteilt, beschlossen, die fran zosenfreundliche Politik" des Jungdeutschen Ordens" auf bas schärfte zu bekämpfen und zu diesem Zwecke die Stahlhelmgruppen jedem Verkehr mit den Einheiten des Jungdo zu verbieten! Natürlich aus nationalen" Grün­den unter ,, Bedauern", daß der Jungdo andere Wege gehe.

Um das zu unterstreichen, hat der Bundesvorstand auch gleich auf einen Beschluß der französischen   Front fämpfer geantwortet. Diese hatten ihren aufrichtigen Friedenswillen zum Ausdruck gebracht und die Er­wartung ausgesprochen, daß in Deutschland   die Ab rüstung der Geister eine friedliche Verständigung möglich mache.

Kuf dies Friedensangebot antwortet der Stahlhelm, der durch seinen Bundesführer dem Außenminister Strese mann nahesteht, daß die Forderung nach Abrüstung der Geister gegen seine Begriffe von nationaler würde und Ehre verstoße! Worauf man in Frankreich   sich natürlich den notwendigen Vers machen wird!

Die Selbstmorde im Reichsheer. Eine Statistik des Reichswehrministeriums. Nach einer soeben herausgekommenen Statistik des Reichswehr­ministeriums hat sich der Mannschaftsstand des Reichsheeres im Jahre 1926 insgesamt um 3 Proz. vermindert. Bon diesem Abgang entfällt ein Teil auf Selbstmorde und zwar haben im Jahre 1925 nicht weniger als 143 Angehörige des Heeres und der Marine Selbstmord begangen, welche traurige Zahl im Jahre 1926 allerdings auf 96 zurückgegangen ist. Dach der Statistit haben die Selbstmorde im Reichsheer seit 1924 ständig abgenommen und im abgelaufenen Jahr den tiefsten Stand seit 1921 erreicht. Die ein zelnen Jahre zeigen beim Reichsheer ohne Marine folgendes Bild: 105 Selbstmorde 1,1 vom Tausend

1921

1922

106

1923

117

1924

132

129 90

1925 1926

= 1,14

= 1,18

= 1,39

= 1,36

= 0,94

Bei der Reichsmarine ist die Zahl der Selbstmorde bedeutend geringer, nicht nur absolut genommen, was ja aus der viel gerin­geren Mannschaftsstärke der Marine ohne weiteres folgt, sondern

anscheinend auch verhältnismäßig.

Soldatenmißhandlungen.

10 Wachtmeister und Obergefreite zu Gefängnis verurteilt.

Einen anderen Soldaten ließ dieser Soldatenerzieher non einem Obergefreiten gewaltsam an eine Pferdeschermaschine schleifen und dort festhalten. Ein Unteroffizier mußte sodann dem Manne mit der Pferdeschermaschine die Kopfhaare ver= hneiden; in diesem Zustande trieb er dann den Mann zum Friseur. Dienstbeschwerden wurden vor den Augen der Leute zer­riffen und durch Drohungen wurden sie zur Zurücknahme solcher

veranlaßt.

der unmenschlichen Grausamkeiten und der Zustände in der repu­Die Vernehmung der 20 Zeugen ergab ein empörendes Bild blikanischen Reichswehr  , die, wie ein als Zeuge vernommener Unter­offizier richtig bemertte, von der französischen   Fremdenlegion faum übertrumpft werden könnten. Der Schwadronschef hat sich um die ihm anvertraute Schwadron überhaupt nicht getüm­mert; er überließ alles seinem Oberwachtmeister. Der Ober­in Behandlung nahm, gab diesen lediglich den Rat, sich zu be­stabsarzt, der mehrere verwundete und mißhandelte Soldaten schweren; weiter tat auch er nichts.

zehnstüdiger Verhandlung zu Jahr Gefängnis, ein Der Hauptangetlagte Oberwachtmeister Priegnig wurde nach Wachtmeister zu Monaten Gefängnis verurteilt. Acht unteroffiziere und Obergefreite erhielten 3 bzw. 2 Wochen Ge­fängnis, ein Gefreiter wurde freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte weit höhere Strafen beantragt. An der Verhandlung nahmen als Vertreter der Heeresleitung der Oberstleutnant v. Dühr. mann und ein Beauftragter der 3. Kavalleriebrigade teil, die von dem Ergebnis der Verhandlung der Heeresleitung Bericht erstatten sollen.

Echter Monarchismus.

Deutsche Kaiserpartei gegen Deutschnationale. Um einem bringenden Bedürfnis abzuhelfen haben irgend welche Leute, die vorziehen, anonym zu bleiben, eine deutsche Raiserpartei aufgezogen, deren Geschäftsstelle fich in Berlin  , Wilhelmstr. 37/38, befinden soll. Das erste Heft einer Zeitschrift dieser Wilhelmianer ist bereits erschienen und trägt als Herausgeber, Drucker und verantwortlichen Schriftleiter lauter Namen, denen man die Pseudonymität weithin ansieht. Bei der Monarchistenfeier im Kriegervereinshaus versuchte die Deutsche Kaiserpartei" ihre Weibe schriften verteilen zu lassen. Das war aber sogar den alten Offizie: en so unangenehm, daß sie die Verteiler hinausgeleiten ließen. In diesen Werbeschriften wird das Volkskaisertum gefordert und aus= geführt, daß man sich durchaus auf dem Boden der Reichsverfassung bewege, die vollkommene Freiheit der friedlichen Meinungsäußerung gewähre. Die Deutsch nationalen werden in den Schriften der Kaiserpartei als Berräter heftig angegriffen. Es

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wird ihnen besonders schwer angefreidet, daß sie zum Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold geschworen hätten.

Der offene Brief der ehemaligen Schriftleitung des Deutschen Tageblatts" an die Gesamtleitung der deutschvölkischen Freiheits­bewegung, der in die Geschäftspraktiken der Bölfischen hineinleuchtet, versezt das Deutsche Tageblatt" in peinliche Verlegenheit. Es bringt längere Ausführungen in eigener Sache", in denen der im offenen Brief behauptete Tatsachenfomplex abgeleugnet wird. Der Versuch, die Behauptungen der Briefschreiber es find ihrer vier fräften, wird nicht gemacht und kann wahrscheinlich auch nicht ge­macht werden.

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zu ent

Schwerin  , 11. Februar.( Eigener Drahbericht.) Das medlen burgische Amtsgericht Ludwigsluft verhandelte am Donners­tag gegen elf Wachtmeister und Unteroffiziere des Reiter regiments Nr. 14 in Ludwigslust   wegen vorfäßlicher fchwerer Untergebenenmihhandlung in 14 Fällen. Hauptangeklagter war der geschäftsführende Oberwachtmeister Briegnig der 1. Schwadron, der seit dem 18. Dezember 1926 in Untersuchungshaft sigt. Er war beschuldigt, unter Mißbrauch feiner Dienst gewalt vorfäßlich untergebene zu mit Strafe bedrohten Handlungen bestimmt zu haben, indem er in sogenannten Gefreitenbesprechungen die Gefreiten zur Erziehung der Mann schaften mittels Prügel aufforderte. Bei Nichterfüllung solcher Befehle drohte er, die Gefreiten von der Beförderung auszuschließen. In vier Fällen gab er direkten Befehl an Obergefreite zur Bervorstand der französischen Sozialistischen Partei hat beschlossen, zum Die Wahlreform in antreich und die Sozialisten. Der Partei­prügelung von Mannschaften mit Ochiengiemern 27. Februar den Nationalrat nach Paris   einzuberufen, um und Leibriemen. Nach der erfolgten Mißhandlung verlangte die Stellung der Partei zur Wahlreform festzulegen. Er hat er Meldung, die auch stets erstattet wurde. Die Mißhandlungen gleichzeitig den Jahrestongreß der Partei auf den 17. April der Mannschaften waren wochenlang an deren Körper sichtbar. 1927 festgelegt.

Die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens über den Achts stundentag durch den Senat erfolgte unter dem doppelten Vorbehalt, die Wirkung der Ratifizierung für Frankreich   nicht nur von der durios Deutschland  , wie das die Kammer getan hat, sondern auch von der vorherigen Ratifizierung des Washingtoner Abkommens but vorherigen Ratifizierung dieses Abkommens durch Großbritannien  abhängig zu machen. Das Gesetz muß also wieder an die Kammer zurückgehen.

auch nicht der ergänzenden Einführung, die eine Loheland  - Lehrerin| gab. Der Mensch, der im Raum empfindet, daß er in einem Strom darinnen steht", und der andere, ungeloheländerte, der noch nicht hindurch kann durch die Dichte seines Leibes" sind immerhin nicht ohne weiteres vorstellbare Dinge. Die Loheland  - Schülerinnen, die die Uebungen vorführten, zeigten in der Bewegung vollendete Mustelbeherrschung. Aber die unbeweglich todernsten Gesichter, die sie auch bei spielend- anmutigen Uebungen beibehielten, in Ver­bindung mit bewußt verhäßlichender Haartracht und astetischer Kleidung weiße Rittel, nazu hochgeschlossen, die faum die Knie weiße Kittel, nazu hochgeschlossen, die kaum die Knie freilassen, mit breiten naturfarbenen Lederriemen gegürtet gab allen Darbietungen etwas unbeschreiblich Trauriges. Und im Still stand zeigten gar alle Loheländerinnen infolge weitestgehender Muskelentspannung Ansatz zur Hühnerbrust und Rückgratvertrüm­mung. Ernsthaft und traurig ging der Zuschauer heim. Tes.

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Hanns Heinz Ewers   las auf Einladung des wissenschaftlich humanitären Komitees im Institut für Segualwissen schaften Sexualpsychologisches aus seinen Werfen. Zu Anfang sprach er wenige Worte über seine Werte selbst. Und das war nicht das Uninteressanteste an diesem Abend. Er sei im ersten Augen­blid darüber erstaunt gewesen, als man ihn aufgefordert habe, Segualpsychologisches aus seinen Werken vorzulesen. Habe er über haupt derartiges geschrieben? Und dann sei er verblüfft gewesen, feststellen zu müssen, daß es fast kein feruelles Problem gebe, das er nicht irgendwann angefaßt hätte. So habe er in der Erzählung Der Tod des Jesus Maria Friedel" den seelischen Hermaphroditis mus geschildert. Im Sauberlehrling" den Flagelantismus, Masochis mus und Sadismus, in den Ameisen" die lesbische Liebe, im Bam­pyr" Geschwisterliebe und dann endlich auch die Nefrophilie. Es fei aber nie seine Absicht gewesen, sexualpsychologische Probleme zu lösen. Und er habe auch nie zu diesem Zwed spezielle Studien ge­trieben. Es sei ihm einfach nur an der fünstlerischen Darstellung dieser Themen gelegen. Es fomme eben bei dem Künstler nie auf das Was, sondern stets auf das Wie an. Um zu beweisen, daß selbst das Widerlichste in der künstlerischen Darstellung nicht ab. Stoßend zu wirken brauche, wolle er die Erzählung, die von der Metrophilie, der Liebe zu Leichen, handele, vorlesen. Und Hanns Heinz Ewers   las und erbrachte den Beweis für sein können in der Darstellung des Gräßlichsten und Unausdenkbaren auf feruellem Gebiet in einer Weise, daß es nur packte und bestürzte, nicht aber anwiderte. Auch erbrachte er den Beweis für sein können in der Vortragskunst. 3wei andere kleine Erzählungen, die er las, waren harmloser Natur und zeigten Hanns Heinz Ewers   als ebenso feinen Psychologen wie Humoristen.

R- L

Neuen Truppe" und zitierte Ifflands Wort: Weil das Publikum das Stück nicht verstanden hat, wollen wir es morgen noch einmal spielen". Die beiden folgenden etwas verstaubien Werke, Eduard von Keyserlings Zweiafter Benignes Er. lebnis" und Wildgans In Ewigkeit Amen" hatten aber mit dieser Einführung feinen verständlichen Zusammenhang. Der Gerichtsaft von Wildgans, das weitaus glücklicher gewählte der beiden Stücke, litt an mangelhaftem Tempo und an der Abhängig. feit der Schauspieler vom Souffleurkasten, die freilich noch mehr in dem Wert Keyserlings zutage trat. Außerdem ist Keyserlings blut­armer 3weiafter höchstens zu einer bis auf jede Einzelheit inein­ander abgestimmten Aufführung auf einer Kammerbühne geeignet, teineswegs für ein Volkstheater in Neukölln. Ez.

Heinrich Zille  . Die Fülle fünstlerischer Persönlichkeiten ist heute zum mindesten in Deutschland   groß. Zu gleicher Zeit stellen in Berlin   Kotoschto, Georg Groß   und Felix Müller ihre Bildnisse von Zeitgenossen aus; in Dresden   zeigt man das Lebenswert des nun 60jährigen Molde   in zwei großen Ausstellungen, und so nebenbei gibt die Kunsthandlung Sagert in der Potsdamer Straße   einen Ueberblick über das Zeichenwert von Heinrich Bille. Bille hat niemals Bilder gemalt, aber er hat das Leben des Berliner   Boltes in seinen Zeichnungen und Aquarellen wie fein anderer erfaßt und mit Wahrheit darzustellen gewußt, und das ist genug für einen großen Künstler. Nicht auf großartiges Format und Technit tommt es in der Kunst an, sondern auf Wahrheit der Empfindung und Dar­ftellung. Aus der Tiefe des Boikes gefommen, hat Meister Zille allezeit ein Herz für die Freuden und Leiden des Boltes gehabt. Er verschönert nichts, er zeichnet, was sein unbestechliches Auge ficht, und das ist manchmal nicht gerade schmeichelhaft für das Pro­letariat und noch weniger für den Bourgeois. So wenig wie Groß oder Dig ist Bille darum für einen Verherrlicher des vierten Standes zu erklären. Immer aber wird Zilles Kunst volkstümlich sein, weil fie einfach ist und allgemeinverständlich und groß in ihrer Schlicht­heit, die überall das Schwerste ift. P. F. S.

Hineingefallene amerikanische   Sifflichkeitskämpen. Aus Nem Dort wird gemeldet: Die Theaterdirektoren, Schauspieler und Schauspielerinnen, die an der Aufführung der Gefangenen" von Bourdet mitgewirkt hatten und, wie wir gestern mitteilten, per haftet worden waren, da nach der Auffassung der Polizei das Stück unfittlich" ist, sind gegen Kaution freigelassen worden. bereits verfügte Schließung der Theater, an welchen das Stück ges geben worden war, ist auf eine Beschwerde hin wieder aufgehoben und die Fortsetzung der Aufführung der Gefangenen" freigegeben

worden.

Auch die

Theaterabend in Neukölln. Es ist schade, wenn man dort tadeln muß, wo man gern loben würde. Aber so erfreulich es ist, Die Deutsche Kunstgemeinschaft zeigt in ihren Räumen im Schloß vom wenn versucht wird, schlechten Filmen durch gute Vorträge und 13. Februar bis 18. März eine Ausstellung junger Maler. Gleichzeitig wird Theater Konkurrenz zu machen, und so hoffnungsvoll man den näch- grubbe und der Abftraften eröffnet. Außerdem enthalten die am 13. Februar eine Sonderausstellung von Künstlern ber November. sten Vortragsabenden im Städtischen Theateriaal in Ausstellungsräume wie immer Stunftwerte aller Richtungen und Arten Neukölln entgegensieht, die Friz Kortner, Ernst Toller  , Stefan sowie eine ständige Bildnis ausstellung. 3weig bestreiten wollen diefer erste Abend der Neuen Truppe" war eine Niete. In seiner guten und tapferen Borrede sprach Alfred Beierle  , der mit Manfred Fürft für die fünft. Lerfiche Leitung verantwortlich zeichnet, von den Absichten der

Jm Kailer- Friedrich- Museum bält Dr. B. Daun, Dezernent für Kunst im Polizeipräsidinm, am 13., borm. 10-11 Uhr, bortrag über die Gemälde Gemälde ber spätitalienisgen, ipanischen und englisen Sule