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Die beleidigte Justiz.

Der Fall Marschner- Themal.

Bei großem Andrang von Mitgliedern der Justizbehörden und Rechtsanwälten begann heute morgen im fleinen Schwurgerichts­saal des alten Kriminalgebäudes unter Borsiz des Amtsgerichts­rats Ahlsdorf der Prozeß gegen den Rechtsanwalt The mal, den Redakteur des" M. M.", Ruppel und den Staatsanwaltsaffeffor Kempner . Die Anflage ist durch den Oberstaatsanwalt Tezlaff vertreten, die Berteidigung liegt in den Händen des Justizrats Dr. Löwenstein, Rechtsanwalt Dr. Paul Levi und des Borstands: mitgliedes der Anwaltskammer, Justizrat Dr. Weber. Landgerichts­direktor Dr. Marschner vertritt persönlich die Nebenklage. Ihm zur Seite fist Rechtsanwalt Dr. Alsberg.

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Nach Aufruf der Zeugen gibt Juftigrat Dr. Löwenstein im Auftrag des Rechtsanwalts Dr. Themals eine Erflärung ab, die dahingeht, daß es ihm ferngelegen habe, durch seine Mitteilungen an den M. M." das Gericht refp. den Landgerichtsdirektor an­zugreifen, und daß er nur im besten Glauben im Interesse seines Klienten zu wirken gehandelt habe. Redakteur Ruppel erklärt feinerseits, teine Beranlassung gehabt zu haben, an der Zuver läffigkeit der Themalschen Mitteilung zu zweifeln. Es folgt darauf die Verlesung des unter Antlage stehenden Artikels in der M. M.", der die Erklärung des Rechtsanwalts Themal enthält. Der M. M. hatte auf Grund der Themalschen Darstellung geschrieben, es hatte für den unvoreingenommenen Beurteiler feinen Zweifel geben können, daß sich im Beratungszimmer des Schwurgerichts ein Bor gang abgespielt habe, der zunächst zu einem staatsanwaltlichem Er mittlungsverfahren gegen Landgerichtsdirektor Marjchner und Genossen wegen Rechts beugung führen müsse. Ferner wird in derselben Nummer die Ansicht eines der höchsten preußischen Richter wiedergegeben, wonach an der Richtigkeit der oben genannten Tatsachen nicht zu zweifeln fei. Auf die Frage des Borfizenden, ob der Angeklagte Ruppel diesen höchsten Richter nennen wolle, folgt Nun tritt das Gericht in die verantwortliche Bernehmung des Angeklagten Rechtsanwalts Dr. Themal ein. Dieser stellt den Tatbestand folgendermaßen dar: Der Mein eidsprozeß, in dem die beiden Justizwachtmeister zu einer Ge­fängnisstrafe verurteilt wurden, hatte einen anderen Prozeß zur Grundlage, in dem ein Kartoffelhändler Lehmann des Wuchers angeflagt war, und sich für sein Alibi auf die beiden Justiz wachtmeister berufen hatte, mit denen er zur fraglichen Zeit in einem Lokal in der Nähe des Gerichts gefneipt haben wollte. Die Juftizwachtmeister bestätigten auch den Umstand, woraufhin gegen fie ein Ermittlungsverfahren megen Meineides eröffnet wurde. Nach deren Berurteilung erschienen fie bei bem Angeklagten und erzählten ihm, daß einige Geschworene, die sie aufgesucht haben, erflärt hätten, daß in der Sache zwei Abstimmungen im Beratungszimmer stattgefunden hätten. Bei der ersten Abstimmung hätten sechs Geschworene für Freispruch geftimmt. Nach einer längeren Diskussion seien aber vier Richter für den Freispruch, vier Richter für eine Verurteilung gewesen. Da habe Landgerichtsdirektor Dr. Marschner gesagt: Ich bin der fünfte für die Verurteilung, ich gebe den Aus= schlag. Rechtsanwalt Themal empfahl nun seinen Klienten, die Geschworenen zu bitten, von sich aus eine entsprechende Ein­gabe an das Gericht zu machen. Es felbst zu tun, weigerte er sich. Als er dann das Urteil erhielt, begab er sich in die Gerichtsschreiberei, um in diese Eingabe Einblick zu nehmen. Bei seinem dreimaligen Besuche in der Gerichtsschreiberei erhielt er vom Gerichtsschreiber in schroffer Form den Bescheid, daß die Eingabe noch nicht bei den Atten läge, und daß es überhaupt zweifelhaft fei, ob sie zu den Akten oder zu den Generalaften des Gerichts fäme. Auf sein Ersuchen, den Landgerichtsdirektor Dr. Marschner um Beschleunigung zu bitten, erhielt er leider brüsten Bescheid. Jedenfalls glaubte Rechtsanwalt Themal nicht zum Landgerichts­direktor Marschner gehen zu fönnen, und mußte andererseits fürchten, daß der Bescheid auf eine Beschwerde an die höhere Instanz zu spät tommen würde. Daher habe er das Material an die Presse weitergegeben.

Gibt es einen Weltäther?

Als experimentelle Grundlage der Einsteinschen Relativitäts­theorie gilt bekanntlich der von Michelson angestellte Bersuch, einen Einfluß der Erdbewegung auf die Lichtgeschwindigkeit nachzuweisen, und sein negativer Ausfall. Als zu Anfang des vorigen Jahres be­fannt wurde, der amerikanische Physiker Danton C. Miller habe den Verfuch mit Michelson auf einem Berge in 1800 Meter Höhe wieder holt und hier ein pofitives Ergebnis erhalten, hielten viele die Ein­steinschen Lehre für widerlegt. Es sollte die Bewegung der Erde gegen den raumfüllenden Aether, den Träger der Lichterscheinungen, munmehr bewiesen sein, die Michelson nur deshalb habe nicht fest stellen fönnen, weil der Aether an der Erde durch eine Art Reibung hafte und von ihr bei ihrer Bewegung mitgenommen werde, während in größerer Höhe die Reibung immer geringer werde. Daher ent­stehe dort ein Aetherwind " analog dem Winde, den ein fahrender eifenbahnzug in der Luft erzeugt. Die Geschwindigkeit dieses Aether

windes war nach Miller 10 Kilometer in der Sekunde.

Aber der Michelsonsche Bersuch ist keineswegs die einzige, ja nicht einmal die hauptsächlichste Stüße der Relativitätstheorie. Der Aether ist ja auch Träger der elektrischen Erscheinungen und der Einfluß der Erdbewegung muß fich auf fie ebenfalls bemerkbar machen; er ist aber fbets vergeblich gesucht worden. Zum Beispiel müßte auf einem elektrisch geladenen Kondensator eine drehende Rraft ausgeübt werden, der er, wenn die Aufhängung nur fein genug ift, auch folgt. Vor einigen zwanzig Jahren unternahmen bie Eng­länder Brouton und Nobel hierauf bezügliche Bersuche, die aber feine Spur einer Drehung ergaben. In neuerer Zeit hat der deutsche Phyfiter Prof. Tomasmet in Heidelberg diese Versuche mit ver­feinerten Inftrumenten sowohl in Heidelberg , also in ber Ebene, als auf dem Jungfraujoch in einer Höhe von 3500 Metern von neuem angestellt, wobei die Instrumente gegenüber dem älteren Berfuche außerordentlich verfeinert waren, so daß ein Aetherwind von nur 500 Meter in der Sekunde sich hätte bemerkbar machen müssen. Aber feine Spur davon fonnte festgestellt werden. Ja, die Verfeinerung der Instrumente ist von Tomaschet jegt so weit getrieben worden, daß selbst ein Netherwind von nur 100 meter in ber Gefunde nach weisbar fein müßte. Aber wiederum ist nichts davon feststellbar. In einem Vortrag, den er in der Physikalischen Ge­fellschaft in Berlin hielt, zeigte omaschet an einer Reihe von Lichtbildern feine Apparate und die Methoden und Er­gebnisse feiner Meffungen. Er kam zu dem Schluß, daß die Miller­schen Resultate auf bisher nicht bekannten Einflüssen beruhen müssen, feinesfalls aber auf dem von ihm behaupteten Aetherwind. Wenn man überhaupt an der Borstellung eines Nethers als Träger der Lichterscheinungen und der elektrischen Erscheinungen festhalten wolle, so fönne man ihm feineswegs eine irgendwie geartete mechanische Struktur zufchreiben und von Reibung und Geschwindigkeit seiner Teilchen sprechen. Die befriedigendste Erklärung für alle beobachteten Erscheinungen gibt eben doch die Relativitätstheorie Einsteins , die von der Borstellung des Aethers ganz abzusehen vermag. B- t.

Ohne Visum nach Danzig !

Eine Kommission von mehreren Mitgliedern der Rönigsberger und Danziger Eisenbahndirektionen weilte in diesen Tagen auf dem Dirschauer Bahnhof, um die für den kommenden Transit perfehr, Marienburg- Danzig erforderlichen Arbeiten zu besichtigen, die ihrer Vollendung entgegengehen. Für die beiden be­schleunigten Zugpaare der Strecke Danzig- Marienburg fommt das polnische Durchreisevisum in Fortfall, desgleichen die Zoll- und Ges pädfontrolle für alle Reisenden, die diese Züge in Dirschau nicht perlaffen

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Hochschulbildung für Arbeiter!

Preußens Erfolge- Studentische Selbstverwaltung.

Im Hauptausschuß des Preußischen Landtags kam am Freitag| Arbeiter- und Angestelltengewerkschaften sowie Beamtenorgan.­bei der Beratung des Haushalts der Universitäten und Technischen fationen aus Preußen und dem Reiche delegiert. An den ersten Behr Hochschulen zur Sprache, daß der Zustand zahlreicher Univer gängen haben porwiegend Angestellte( Gewerkschaftssekretäre) teil fitätskliniken und Institute in baulicher und sonstiger Be­genommen. Diefer prozentuale Anteil ist nachher gegenüber den direkt ziehung fehr zu wünschen übrig läßt. Beanstandet wurden Arbeitern, die aus den Betrieben tamen, zurüd= vor allem die Verhältnisse in Bonn , Berlin , Aachen und Kiel ; am gegangen. Die meisten Teilnehmer fehren in ihr Arbeitsverhältnis zurück. Der Nachwuchs soll sich aus der Arbeitstätigkeit selbst er­schlimmsten bestellt sei es mit der Berliner Frauenklinik. Für die geben. Selbstverständlich verleiht der Besuch der Akademie un Technischen Hochschulen wurde eine stärkere Pflege der Geifteswiffen mittelbar feine Anwartschaft auf Stellen. Der Minister sprach schaften verlangt. Für die Privatdozenten wurde eine Neu- dann über die regelung ihrer Stellung gefordert. Ausgiebig wurden die Möglich­teiten für den Zugang minderbemittelter Studenten zum Hochschul­studium erörtert.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Frage der studenti­fchen Selbstverwaltung neu aufgeworfen. Hierzu forderte Abg. Dr. Rosenfeld( Soz.), daß der großdeutsche Gedanke nicht ins Bölkische gebogen werde. Die Studentenschaft sei des Dantes der Selbständigkeit nicht wert, wenn fie dieses Recht nicht einwandfrei gebrauche. Man dürfe vor einer Ent­ziehung des Selbstbestimmungsrechts nicht zurückschreden. Die Technischen Hochschulen müßten Einrichtungen für die Allgemein bildung haben. Aufklärung über die schlechte Lage der Akademien fei nötig.

Der preußische Kultusminister über Arbeiterbildung. schuß zugunsten von Um- und Neubauten gestellt sind und teilte mit, Kultusminister Dr. Beder begrüßte die Anträge, die im Aus­daß es der Staatsregierung gelungen sei, für einige Anträge die not­wendigen Mittel bereitzustellen. Insbesondere würden die medizi­nischen Kliniken der Universität Berlin bedacht werden. Die Akademic der Arbeit in Frankfurt und die ganze Frage der hochschul­tigen Teil der Ermachsenenbildung darstelle, verdiene das besondere mäßigen Ausbildung von Arbeitern, die einen wich­Intereffe der Regierung und des Landtages. Die Akademie der Arbeit zur Universität Frankfurt entwickelt sich günstig. Ihre Lehrpläne umfassen: Wirtschaft, Recht, Staatslehre und Bolitik, Wirtschaftslehre und Schulpolitik. Alle diese Gebiete werden in wissenschaftlicher Problematit behandelt, wie und wo fie die Lebenswelt des Arbeiters berühren. Der Lehrförper be­steht aus drei Hauptdozenten; dazu finden zahlreiche Gastvorträge statt, und zwar aus allen Lagern und Weltanschauungsgebieten. Be fonders sorgfältig wird Seminararbeit gepflegt. Die Teil­nehmer gehen mit Ernst und Hingabe an das fachliche Studium, die Lehrgänge dauern neun Monate. Bis jetzt haben sechs Lehrgänge stattgefunden, an denen sich je 40 bis 80 Personen beteiligt haben. Städte, Behörden, Vereine usw. geben Stipendien. Im jezigen Lehr­gang befinden sich 26 Freistellen dieser Art und sieben Teil­nehmer auf eigene Roften. Die übrigen Mitglieder werden von

Für die Gesundheit des Nachwuchses! Aus der Geschichte der Berliner Schulgesundheitspflege.|

Der Berliner Verein für Schulgesundheits­pflege besteht jetzt fünfundzwanzig Jahre. Die Bollen­dung seines ersten Bierteljahrhunderts feierte er in einer Sigung, an der Aerzte, Schulmänner und Bertreter von Behörden teilnahmen. Geheimer Sanitätsrat Dr. Benda, einer der Gründer des Vereins und sein langjähriger Schriftführer, gab einen Ueberblick Schuljugend. Dr. Benda und der Augenarzt Prof. Dr. Siler über die Bereinsarbeit für das wohl der Berliner

wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der jezige Bereinsvorsitzende Stadtmedizinalrat Prof. Dr. D. Drigalsti schilderte in feinem Festvortrag über Fünfundzwanzig Jahre Schulge sundheitspflege in Deutschland " den Siegeszug des Ge­bankens der Schulgesundheitspflege und die wachsenden Erfolge der treuen Arbeit des deutschen Schularztes. Aus Erfahrungen, die er felber vor einer Reihe von Jahren als Schularzt in Halle gemacht hat, berichtete er über den mit Hilfe der Schule geführten Rampf gegen anstedende Krankheiten. Nicht nur die Hebertragung von Scharlach und Dipiherie, die den Schuffindern jo gefährlich find, sondern auch die Weiterverbreitung der Tuberkuloje fann durch die Schulärzte, wenn die Eltern die ihnen gegebenen Rat­schläge einfichtig befolgen, eingedämmt werden. Der Stadtmedizinal rat mies hin auf die Wichtigkeit der dem Schularzt möglich werden­den Erfennung von Krantheitsanlagen, auf den Entwicklung begriffenen Krankheiten der verschiedensten Art, auf den Gegen der rechtzeitigen Feststellung von schon in der hehen Bert gesundheitlicher Belehrung, die von der Schule aus durch den Schularzt in die Familie gelangt. Er betonte die Notwendigkeit, die Lehrerbildung durch weitgehende hinein­ziehung der Gesundheitslehre zu vervollständigen.

Bei diesem Rückblick auf die Geschichte der Schulgesundheits­pflege fällt uns ein, wie schwer es einmal in Berlin gewesen ist, bie Forderung ärztlicher Fürsorge für unsere Schuljugend durchzu sehen. Wenn wir unseren Blick nicht nur um ein Bierteljahrhundert, sondern noch um ein Dugend Jahre weiter zurückschweifen lassen, stoßen wir auf das unerfreuliche Bild der Kämpfe, die in der Ber­liner Stadtverordnetenversammlung von 1890 ab um die Aner­tennung des Rechtes auf Schulgesundheitspflege geführt werden mußten. Die damals noch redyt fleine sozial bemotrafische Stadtverordnetenfraktion hat das Berdienst, in Berlin diesen Gedanken in unermüdlicher Arbeit und zäher Ausdauer zum Siege geführt zu haben. Damals wurde sie um dieser Forderung willen von führenden" Männern der Stadtverwaltung befämpft, von engstirnigen Spieß bürgern der Stadtverordnetenversammlung verlacht und verhöhnt. Wer möchte heute, wo den Segen der Schulgesundheitspflege auch der Kurzfichtigste erkennt, den Arzt wieder aus der Schule weg­wünschen und hinauswerfen? Jenen Borfämpfern der Berliner Sozialdemokratie foll es undergeffen fein, daß sie, unbeirri durch alles Gefchrei und allen Hohn, dem Siegeszug Der Schulgesundheitspflege in Berlin die Wege ebneten.

Der Tote im Tegeler Forst.

Einen graufigen Fund machte heute morgen ein Mann aus der Siedlung Schulzendorf im Jagen 89 der Tegeler Forst Etwa 50 meter pom Schulzendorfer Bahndamm entfernt lag auf einer fleinen Anhöhe in einer Rute die Leiche eines Mannes, deffen Kleidung an den Erdboben festgefroren war. Geficht und Hals waren von Raubzeug bis zur Unfenntlichkeit zernagt. Der Mann benachrichtigte die Tegeler Striminalpolizei, bie bann auch die Morbinspektion A des Polizeipräsidiums in Kenninis fegte. Der Tote war, wie festgestellt wurde, vollständig angekleidet und trug schwarze Handschuhe. Nach Papieren, die man bei ihm fand, ist er ein 35 Jahre alter aus Triest gebürtiger Arbeiter auf Anton gemejen, der zuletzt in Berlin in der Dranienstraße 204 wohnte. Die Lodesursache fann erst durch Obbuftion festgestellt werden. Die Mordinspektion A ist in Berbindung mit der Tegeler Kriminalpolizei mit der weiteren Aufklärung beschäftigt.

Ein neues Kinderheim für Reinidendorf. In diesen Tagen wird in Reinickendorf mit dem Bau eines neuen Kinderheims begonnen. Damit wird einer Notwendigkeit im Bezirk, die sich als sehr dringend erwies, Rechnung getragen. Es handelt sich bei dem neuen Reinidendorfer Kinderheim lediglich um ein Lagesheim, in dem also die Kinder nur tagsüber untergebracht sind und das als Erfaz für das bestehende unzureichende Heim in den alten

Wirtschaftshochschule für Arbeifer.

Auch in diesem Jahre ist auf dem Gebiete des Arbeuer bildungswesens eine enge 3usammenarbeit zwischen tech­nischer Hochschule, Universität und der Arbeiterschaft möglich gewesen. Insbesondere hat an der Universität alle die Einrichtung der­artiger Abendkurse durch die Mitarbeit der Professoren gute Erfolge gehabt. Aehnliche Kurse haben an der Lechnischen Hochschule Aachen stattgefunden. Die Arbeiterwirtschaftsturse an der Hochschule für Politif werden vom Ministerium fachlich und finanziell gefördert. Ebenso hat das Ministerium fich gemeinsam mit der Stadt Berlin an der Beranstaltung gewiffer Wirtschaftskurse für Industrie­angestellte beteiligt. Bom Minifterium werden alle wertvollen Einrichtungen, die dem Arbeiterbildungswesen dienen, fachlich und nach Maßgabe der finanziellen Mittel unmittelbar unterstützt. Die Einrichtung von Lehrmittelfammlungen für Arbeiterschulen ist in die Lehrerkreisen. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufs­Wege geleitet. Unmittelbare Zusammenarbeit besteht mit dem Handelsministerium in der Ausbildung von Berufsberatern aus beratung ist wichtig. Bei der Universität Münster ist ein Seminar für Gewerkschaftswesen eingerichtet worden, die erste Einrichtung dieser Art an einer Universität. Diese soll das Urmaterial aus der Praxis der Wirtschaft und der Organisationen

und damit

die Arbeiterfrage überhaupt an die Studenten heranbringen.

Der Minister sprach sodann über den Verfassungstamp f in der Studentenschaft. In der Studentenfchaft wie in der Jugend überhaupt habe von jeher ein gewisser Radikalismus geherrscht, den dieser Jugend niemand verübele. Aber der Radikalismus dürfe nicht soweit gehen, daß gewiffe Gruppen versuchten, sich über bie Autorität des Staates hinwegzusehen. Das Ministerium habe nie baran gedacht, die Studentenschaft zu zwingen, Tschechen und Bolen fönne nicht dadurch verwischt werden, daß durch eine gefchickte Ver­an der Koalition zu beteiligen. Die Linie der Politif des Minifteriums fönne nicht dadurch verwischt werden, daß durch eine geschickte Ber­wechselung der Begriffe, völkisch" und Boltstum" die Deffentlichkeit zu beeinflussen versucht würde. Der Minister wisse sich in dieser Frage mit der großen Mehrheit des Landtages eins.

Gebäuden am Schäfersee gedacht ist. Das Haus, bas das Kinder­heim beherbergen wird, foll am Ufer des reizvollen Schäfersees gebaut werden. Im Erdgeschoß sind ein Aufenthaltsraum für etma hundert Kinder, ein geräumiger Ruberaum mit Beranda und eine Küche vorgesehen. Selbstverständlich werden auch Badeeinrichtungen eingebaut, so daß das neue Heim in bezug auf Reinlichkeit und Hygiene nichts zu wünschen übrig laffen dürfte. Im ausgebauten Dachgeschoß wird die aus zwei Zimmern und Zubehör bestehende Wohnung des Hausmeisters untergebracht. Die Baukosten werden etwa 40 000. betragen.

Ein geheimnisvoller Todesfall. Mord wegen der Lebensversicherung?

Der geheimnisvolle Tod eines jungen Mannes beschäftigt zurzeit die Kriminalpolizei in Neustrelitz . Seit dem Som­mer 1926 befand sich bei dem Gutspächter Krüger in Blankensee bei Neustrelitz der 26jährige Knecht Karl Rohde in Stellung.

Im Dezember versicherte Krüger diesen jungen Mann durch den Agenten Brauer aus Blankenfee mit 50 000 m., bie nach 25 Jahren im Erlebnisfall an Rohde, im vorzeitigen Todesfall aber an Krüger zu zahlen waren, ber auch für die Brämien aufzufommen hatte. Seit einigen Tagen war Rohde verschwunden. Jegzt fand man ihn tot wieder. Der Erbpachthof Krügers llegt bei Blan­fenfee an der Bahnstrede Berlin - Neustrelitz an einem großen See, der jetzt ausgetreten ist und die angrenzenden Wiesen überschwemmt hat. In einem Kahn, der früher hulb auf dem Lande lag, jetzt aber in das Wasser hineingeschoben war, fand man Rohde als Leiche wie­der. Er lag am Bug des Kahns, der mit einem 2 Zentner wiegen­den Pflug beschwert mar, so daß er unterging. Es wird ange­nommen, daß Rohde allein nicht imstande gewesen sei, diesen so be­lafteten Kahn in das Waffer hineinzuschieben. Beil nun Krüger die Auszahlung der Bersicherungsjumme beantragte, so ist ber erdacht entstanden, daß ein Berbrechen vorliegt mit dem weck, die 50 000 m. zu erhalten. Krüger und der Versicherungs­agent Brauer wurden gestern zu einer Bernehmung zur Kriminal­polizei in Neu- Strelik gebracht. Sie bestreiten, bei dem Tode Rohdes irgendwie ihre Hand im Spiel gehabt zu haben. Die Neu­Strelizer Kriminalpolizei ist noch dabei, alle ihre Angaben nach zuprüfen. Die Leiche Rohdes, deren vorläufige Besichtigung fein bestimmtes Ergebnis hatte, wurde nach dem Karolinenftift in Neu­Strelik gebracht und wird dort heute obduziert werden. Erst so fann die Todesursache festgestellt werden.

Wie uns noch turz vor Redaktionsschluß übermittelt wird, hat sich der Verdacht verstärkt, daß Rohde einem wohlüberlegten und vorbereiteten Berbrechen zum Opfer gefallen ist. Rohde, ein lebensfroder und solider junger Mann, wurde zudem an einer Stelle aufgefunden, die einen Unglücksfall als ausgefchloffen er­fcheinen läßt. Der verhaftete Gutspächter Krüger bestreitet jedoch nach wie vor, ebenso wie der Agent Brauer, jede Schuld.

Unter

Die Schlägereien in der Müllerstraße. Als die Bölkischen gefchloffen abmarschierten! Zu der Schlägerei in einer völkischen Versammlung in der Müllerstraße, wobei vier weitere Personen zum Teil schwer verlegt wurden, erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Die Bersammlung, bie furz nach 8 Uhr begonnen hatte, dauerte bis 41 Uhr nachts. Nach Bersammlungsschluß versuchten die Na­tionalsozialisten gefchloffen abzumarschieren. Bor den Sälen hatte sich jedoch eine sehr große Menigen.. menge angesammelt, die eine drohende Haltung einnahm. Eix fehr startes Scupoaufgebot wurde alarmiert, das die Menge nach der Geestraße und Luxemburger Straße zu abdrängte. starter Bebedung marschierten dann 300 Bersammlungsteil­nehmer burch die Ostender Straße in Richtung Bahnhof Butlig Straße. Am Augustenburger Blag hatte sich wieder eine große Zahl politisch Andersgesinnter eingefunden, die auf die marschierenden Nationalsozialisten Steine schleuderten. Die Polizei nahm 17 Ber­haftungen vor. Auch in der Müller- und in den umliegen­den Straßen tam es trotz der späten Nachtftunde zu Schlägereien. Bier Perfonen wurden durch Steine verlegt und muß­ten nach der städtischen Rettungsstelle gebracht werben, wo ihnen Motverbände angelegt wurden. Die Namen der Berlegten find: Walter Merten, Bromberger Str. 3, Kopfftich; Franz Brige, Rigaer Str. 89, Ohrftich; Reinhold Witte, Felle. straße 6, Handstich; Ernst Soubert, Oranienburg , Ropfftichs