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Stelters Motorrad.

Und Lipperts Behauptungen.

Die Auseinandersetzungen im völlischen Lager sind schon auf Die Auseinandersetzungen im völlischen Lager sind schon auf dem Gebiete angelangt, auf dem bisher alle antisemitischen Be­wegungen Deutschlands geendet haben: auf dem des Krachs und der persönlichen gegenseitigen Herabsetzung! Die Reiniger des öffent­lichen Lebens" er stiden in gegenseitigen Vorwürfen und Beschimpfungen.

neben der Brahmanenrefigion stand und wie Luthers Pro-| Gnadenmittelmotors unbedingt der Borzug zu geben und es testantismus von vielen Fürsten aus Abneigung gegen dieBrah- wäre fogar zu bedauern, wenn der weitere Siegeszug der manenmacht begünstigt wurde, durch die Gegenreformation Technik die Tibetaner dahin brächte, die zierlich kalligraphischen der letzteren so gründlich verdrängt, daß er heute auf der ganzen Schriftrollen ihrer Gebetsorgeln durch Grammophonplatten zu Halbinsel( von Birma und Ceylon abgesehen) taum noch eine erfeßen. halbe Million Anhänger aufweist. Hier oben, an der Grenze Bald nachdem wir diese Gebetsstätten hinter uns hatten, Tibets , fand die Religion des Buddah erst über tausend Jahre gelangten wir in die Teegärten, von denen der nächste nach dem Tode des Stifters Zugang, in einer Zeit, als der Bericht handeln wird. Buddhismus im inneren Indien schon im Schwinden begriffen war. Vermischt und verschmolzen mit dem alteingesessenen roh- primitiven Geister- und Gespensterglauben nahm hier auch der Buddhismus , im schroffften Gegensatz zu seinem ursprünglichen, fast völlig zeremonielosen Wesen eine aber­gläubische, mit viel Aeußerlichkeit auftretende Form an, unter dem Namen des ,, amaismus". Der Hohepriester diefer Religion, der in Lhasa ( Tibet ) refidierende Dalai Lama , genießt als die irdische Verkörperung des Buddah göttliche Berehrung. Mönchtum und Klostermesen sind start verbreitet. Der Weg zu einem solchen Kloster ist filometerweit durch hohe Stangen bezeichnet, an denen beschriebene Tücher flattern, auf welche die Gebetstegte gemalt sind, die, diesem Glauben nach, der Wind zu Gott emporträgt. 3u den berühmtesten seiner Art gehört das Kloster Ghoom, das uns gezeigt wurde. Innen steht eine vier Meter hohe vergoldete Statue des Buddha und eine ebensolche des Dalai Lama . Beide sind, nach unseren ästhetischen Begriffen, mehr ansprechend als viele der Grimaffen, die wir zuweilen in Hindutempeln bestimmter Art fanden. Zahlreiche große Wachsbehälter mit brennenden Dochten umgeben diese und die kleineren Bilder des Kloster­tempels. Tag und Nacht hält einer von den vierzig Mönchen hier Wache. Aus einer aufgelegten ,, Fremdenliste", die neben belgischen und schwedischen Prinzen auch deutsche Namen zeigte, wurde uns ersichtlich, daß die vorhergehenden Besucher größere oder kleinere Geldspenden hinterließen. Auch wir bequemten uns zu dieser Subskription und erhielten dafür die Zusicherung, daß Buddha jedem Spender fleine Wünsche erfülle. Die meinigen, daß mein Gaul etwas Raison an­nehmen und mir nicht alle Knochen zerquetschen möge, gingen bald darauf in Erfüllung ob durch Buddhas Machtgebot oder durch natürliche Ermüdung der Mähre, tann ich nicht jagen.

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Das nächste Fahnenfpalier, das wir passieren mußten, führte zu einem der Gebetshügel", wo Laien und Priester ihre Andacht verrichten. Ob man von Andacht mit gutem Gewissen reden fann, ist allerdings fraglich, denn hier vollzieht sich die Anbetung des Herrn der Heerscharen sozusagen am laufenden Bande nach Fordischem System. Ursprünglich wurden wohl die eintönigen litaneiartigen Silben und Säße in rascher Folge hergeleiert, bis erfinderische Leute auf die Idee kamen, die aufgeschriebenen Terte um eine Rolle laufen. zu laffen, um sie so in der Häufigkeit der Tourenzahl dem

Himmel zu übermitteln: es entstand die weltberühmte tibeta­

nische Gebetsmühle".

Auf hölzernem Handgriff steckt eine Drahtachse, um die fich eine Kupferdose von der Größe einer Ronfervenbüchse dreht. Die Drehung bewirkt eine angehängte Bleifugel, welche durch Bewegung des Holzgriffes in rotierende Schwingung perfetzt wird. Die profane Aehnlichkeit dieses Himmels instrumentes mit einer Stielhandgrante ist unbestreitbar. Die darin befindliche mehrmals gefaltete Papierrolle enthält etma dreitausend sauber aufgezeichnete Gebetssprüche in tibetanischer Schrift. In einem gelehrten Buche, das ich bei mir habe und das ein deutscher Professor geschrieben hat, finde ich die Be­rechnung, daß man bei richtigem Gebrauch der Maschine und einiger Uebung mit Leichtigkeit 3 542 400 Gebete pro Minute produzieren" fann. Diese Vergröberung einer religiösen Ülebung mag dem Europäer lächerlich erscheinen. Bedenkt man aber, wieviele Anhänger anderer Religionen ihre Gebete ebenfalls gewohnheitsmäßig und gedankenlos leiern, so ist demgegenüber diesem System eines geräuschlos rotierenden

Die treue Nymphe."

Theater in der Königgräger Straße.

Die letzten Worte der Erinnerung über Agnes Sorma waren niedergeschrieben. Die Reporterpflicht rief nach dem Theater in der Königgräger Straße. Aber die Sorma- Stimme lebte immer noch im Gedächtnis. Die schmelzende Kantilene, die schmeichelnde Schwermut, die verzaubernde Heiterkeit. Die Sehnsucht hörte nicht auf, daß diefer Klang irgendwie in einem erneuten Körper wieder aufleben möge. Die Schöpfung, die nicht nur boshaft ist, die auch gütig sein fann, liebt es doch manchmal, dem einen Geschöpf ihre Gabe zu entziehen, um sie dem anderen zur fünftigen Pflege zu schenken. Und wir hörten Elisabeth Bergner und hofften: das tröstende Wunder ist geschehen. Das Wunder geschah jedoch nicht. Die Sorma- Stimme ist für immer verstummt, und es wird arme Menschen geben, die sich nicht einmal an der Erinnerung freuen fönnen.

Denn Elisabeth Bergner ist heiser. Ihre Kehle scheint aus. getrocknet und abgebraucht, manchmal sogar zerbrochen. Ein allzu schwaches Mädchen hat sich allzu sehr angestrengt. Nun fann eine Künstlerin, die schon in den ersten Parkettreihen unverständlich bleibt, auch durch andere schauspielerische Talente erquicken: durch rührende Schmächtigkeit, durch Bewegungen, die innerlichen Schmetz verraten, durch die Seele des Auges und verwirrende Unschuld. Elisabeth Bergner befriedigte keinerlei Wunsch. Mit Birtuosität nur grub sie sich in eine Rolle hinein, die von zwei fläglichen Theater machern erfunden wurde. Und sie übertrieb die Schlichtheit, fie unterstrich die Jungfräulichkeit, sie verzuderte die Süßigkeit, fie drängte sich vor mit ihrer Bescheidenheit. Ob Heroinenpose oder Zwergenpose, wenn beides nicht Natur, sondern nur stilisierte Ma­nier zum Erzwingen des Effektes ist, dann enthüllen sich Untugenden und Mängel sehr bald,

Der dramatisierte Roman, den Margarete Kennedy schrieb und den sie mit Basil Dean für die Bühne zurechtbaute, ist aller Sings nach abgebrauchtem Rezept zusammengetragen. Man spielt das Rührstück von der Treuen Nymphe" seit zwei Jahren ununter brochen in London . Die New Yorker sind auch angestedt, sogar

in Moskau finden die Leute Gefallen an der Geschichte von dem herzkranken Aschenbrödel, das dem genialen Musitus die ewige Treue hält und vom Herzflaps getötet wird, als sich herausstellt, daß der Musitus es schließlich doch nicht wagt, die so aufopfernd angeboiene Jungfernschaft zu stören. Was beweist die Begeisterung der Lon­boner und New Yorker und besonders der Enthusiasmus der Mos tauer? Daß es leichter ist, eine ganze Railerfamilie auszurotten als den abgenutztesten Sitsch. Die Londoner und New Yorker dürfen fich wenigstens darauf berufen, daß es für ihre züchtigen Ohren ungeheuer fühn flingt, wenn ein unberührtes Mädchen ihre Keusch helt so standhaft anbietet. Aber die Moskauer, die so stolz darauf find, daß sie die Borniertheit des Spießbürgers in solchen Herzens­fragen abfbafften!

Bittor Barnowity, der Regiffeur, bewegt anfänglich einige

Bir gönnen ihnen das Bergnügen und nehmen nur nebenher von diesen Dingen Notiz. So registrierten wir das an die völkischen Gaue gerichtete Rundschreiben bes früheren Hauptschrift leiters" des Deutschen Tageblattes", Lippert, in dem behauptet wurde, daß der völkische Hauptmacher Stelter sich von den Deutschen Werten ein Motorrad habe schenken lassen und daß seit dieser Schenkung die Angriffe auf die Deutschen Werte abgeblasen worden feien.

Diese Angaben Lipperts gaben unseren politischen Rari. taturisten Beranlassung, dem Motorradler Stelter für einen Augenblic seine Aufmerksamkeit zu schenken. Damit ist jedoch der zu öffentlichem Ruhm gelangte Mann nicht zufrieden; er schicht uns vielmehr eine feierliche Berichtigung auf Grund des§ 11 des Preß, gefeges". Darin bestreitet er, daß er sich ein Motorrad habe schenken lassen". Und fügt hinzu:

Bahr ist vielmehr, daß das Motorrad im Wege des Anzeigengegengeschäftes von dem damaligen Bächter des Deutschen Taeblatts", dem Verlagshaus Georg König, er­worben wurde, von welchem ich es erst nach drei Monaten fäuflich erwarb, nachdem es porher von ihm vergeblich anderweitig öffentlich zum Verkauf angeboten worden war.

die in dem Blatte dauernd der Korruption bezichtigt wird, ist schon merkwürdig genug. Daß man Motorräder statt Geld in Zahlung nimmt, ist noch merkwürdiger. Und daß der Herausgeber" des Blattes das von der Korruptions "-Firma bezogene Motorrad fäuflich zu welchem Breise wird nicht mitgeteilt erwirbt, ift

Schön! Das Anzeigengeschäft" des Berlegers mit einer Firma,

beinahe am merkwürdigsten.

Indessen mag sich Stelter mit Lippert por dem Richter ausein­andersetzen. Sie haben doch beide laut genug nach dem Staats­anwalt gerufen. Warum finden sie ihn jeßt nicht?

Die Abstimmungen im Reichstag. Abstimmung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Aus dem Setretariat ber foglalbemotratischen Reichstagsfrattion wird uns geschrieben:

In einer Reihe von Zuschriften aus dem Reiche wird gefragt, weshalb die Fraktion an den jüngsten Abstimmungen nicht voll­zählig teilgenommen habe. Aus den jeßt vorliegenden Ab. ftimmungslisten tonnten wir folgendes feststellen:

Bei der Abstimmung über das von den Regierungsparteien eingebrachte Bertrauensvotum für die neue Regierung am 5. Februar haben 20 fozialdemokratische Abgeordnete gefehlt: 12 Genossen waren infolge schwerer Erfrantung ent­schuldigt, 4 Genoffen haben an einer außerordentlich wichtigen Reichstonferenz der Bergarbeiter in Bochum teil­nehmen müssen, 4 Genossen waren durch Verpflichtungen gegenüber ihrem Wahlkreise oder ihrem Amte verhindert, an der Abstimmung teilzunehmen.

Bei der Abstimmung über die Mißtrauensanträge gegen den deutschnationalen Reichsinnenminister von Reudell

Bohèmebilder phantastisch und bunt. Ein verwilderter Künstler hausstand, in dem es von Halbjungfrauen, mannstollen Weibchen, Schmaroßern, Kunstschiebern und Narren wimmelt, ist mit Ber­gnügen anzusehen und anzuhören. Der Anfang ist versprechend, doch auf das amüsierende Durcheinander soll das Schauspiel folgen. Leider folgt nur das langweilige Melodrama. 3u spielen ist nur noch eine verlogene und alberne Psychologie. Es gelingt am besten Walter Janssen , der dem genialen Musitus beinahe zu einer gefunden Natur verhilft. Und das herumschwirrende Weibervolt wird besonders durch Olly Böhein, Margarete Schlegel und Johanna Hofer würdig präsentiert. Dann aber fommen Bartien, in denen der schlimme, mit Sentimentalität überladene ober mit verfälschtem Sarkasmus gespickte Tegt nicht mehr zu retten ist. Max Hochdorf .

Aphorismen.

Bon Friedrich Kanzler.

Friedrich Kahßler, der große Schaufpleler, feine Dichter und eigenartige Denter, veröffentlicht im neuesten Heft der Monatsschriit Die Literatur" nene Aphorismen, von denen wir einige wiedergeben.

Derselbe Geist, der die geistigen Werke der Menschen schafft, ist es auch, der in den Trägen und Gleichmütigen die Begeisterung für diese Werke zu wecken versteht. Beide sind ein und derfelbe Geift und wohnen in einem Haus. Denn was ist das herrlichste Werk ohne die Begeisterung, die es fühlen und verstehen lehrt? Hier liegt ein herrliches Buch auf dem Tisch, das wartet, und dort liegt ein dumpfer Mensch und schläft. Ehe die beiden nicht zueinander geführt sind durch Begeisterung, lebt teine Kunst.

Es gibt Menschen, die eine lächerliche Angst davor haben, alt zu erscheinen. Nicht äußerlich; aber daß man sagen fönnte: er geht nicht mit der Beit mit. Was für Kapriolen da so ein leidlich be jahrter Hengst ausführt, damit man ihn noch für fähig hält, das Fohlentum aus dem Grunde zu verstehen. Solche Menschen werden nirgends heimisch, nirgends bleiben sie geiftig so tief haften, daß sie Wurzel fchlagen fönnten. Geiftig leßhaft werden, verbauern, ver trocknen, nein, bas sollen sie belleibe nicht. Aber Wurzel schlagen! Das heißt nichts anderes, als Säfte aus der Tiefe ziehen, besto tiefer, je inbrünstiger die Wurzeln graben. Oder sind Bäume, die nach unten, nach oben und nach allen Seiten Arme, Hände ftreden, zu emp­fangen, zu suchen. zu danken, zu fegnen etwa in Gefahr, zu ver. trodnen? Im Gegenteil, fie merben jedes Frühjahr wieder von neuem jung, buchstäblich und augenfällig. Hüten wir uns alfo, zu ängstlich um die Mitgeher- Jugend au buhlen. Eines Tages stehen wir mit weißen Hacren und turzgebliebenem Hemdchen auf unserem Grabe und versuchen vergebens, es länger zu ziehen. Wenn wir feine Wurzeln haben, an denen wir uns im Dunkel dann nachher feine Wurzeln haben, an denen wir uns im Dunkel dann nachher entlangtasten fönnen, um ans Licht zu gelangen was dann? Denn dazu sind Wurzeln da. Sie reichen bis ans Licht, wenn es richtige Wurzeln sind.

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Biele verstehen unter Geist etwas, das nur in Büchern zu finden ift. Anderen bedeutet Geist etwa Wiz. Dritten Scharfsinn oder

am 11. Februar fehlten 18 sozialdemokratische Abgeordnete; 10 Ge nossen waren durch schwere Ertrantung entschuldigt, 3 Ge­nossen mußten zur Teilnahme an der Sitzung der Eretutive der Sozialistischen Internationale in Paris abreisen, 5 Genoffen waren infolge Verpflichtungen gegenüber ihrem Wahltreise oder ihrem Amt verhindert, an der Abstimmung teilzunehmen.

Reichsparteiausschuß des Zentrums.

Bertrauen zur Zentrumsfraktion.

Der Reichsparteiausschuß des Zentrums befaßte fich am Sonntag in Berlin mit der Neuorientierung der Sentrumspolitik im Reich. Alle Reichsminister des Zentrums wohnten den Ver­handlungen bei. Die Beratungen wurden mit der Annahme folgender Entschließung abgeschlossen:

des

Der am Sonntag in Berlin tagende Reichsparteiausschuß Deutschen Zentrums billigt die Politik der 3entrumsfraktion des Reichstags und spricht ihr das Ver­trauen aus."

Die Verhandlungen des Parteiausschusses selbst sind sehr ein. tönig verlaufen und waren in der Hauptfache ausgefüllt durch Reden der maßgebenden Zentrumsabgeordneten wie Dr. Brauns, Stegerwald, Kaas usw. Auch Wirth nahm im Verlauf der Debatte das Wort, um seine Haltung gegenüber der neuen Re­gierung zu rechtfertigen. Marg erwiderte ihm sehr schwach. Als der Vorsitzende schließlich die Annahme der vorgelegten Entschließung feststellte, hatte Dr. Wirth bereits den Saal verlassen. Der Reichsparteiausschuß des Zentrums hat sowohl Marg als auch Wirth gehört. Niemand erwartete, daß der Ausschuß die 3entrumspolitik nicht billigen und sich geschlossen auf die Seite: Wirths stellen würde. Er hat aber auch nicht Stellung nach der anderen Seite genommen, sondern hat über die Abstimmung Wirths meber gesprochen, noch Beschlüsse gefaßt. Die Enthaltsam. heit des Ausschusses in diesem Punkte scheint uns mindestens von der gleichen Bedeutung zu sein wie sein Vertrauensbeschluß gegen. über der Zentrumsfraktion.

China und England.

Eine Erklärung des Völkerbundsvertreters Tschu.

Genf , 14. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der chinesische Bertreter im Bölkerbundsrat, Tschu, hat der Presse eine Er­

klärung übergeben, in welcher er sich zu der Entfendung britischer Truppen nach Schanghai äußert, jedoch ohne zu dem Exposé der britischen Regierung an den Bölferbund Steilung zu nehmen. Bol­fchafter Tidhu bezeichnet die britische Truppenentfendung nach Schang­hal als eine Maßnahme, welche die Welt in die Zeit von 1914 zurüd­werfe. Die Chinesen werden sich nie dem britischen willen unterwerfen, und so lange werde auch der Bontott gegen England weifer dauern.

Bis jeht sei China in der Art behandelt worden, wie man Kinder

durch kleine Süßigkeiten beruhigen will. Damit könne aber das Problem nicht gelöst werden. Botschafter Tschu beruft sich auf die Erklärungen von Macdonald und Cloyd George und führt zum Schluß aus, daß es vorläufig noch dahingestellt fein müsse, ob der Bölferbund zur Behandlung der Frage kompetent sel oder nicht.

Ganz fidher aber sei, daß er, der Botschafter Tschu, zur Ber­tretung von ganz China befugt sei, weil alle Chinesen froh ihrer inneren politischen Streifigfelten einig felen na dj außen zur Verteidigung der Selbständigkeit ihres Landes.

Englischer Truppeneinzug in Schanghai . Schanghai , 14. februar.( Reuter.) Zum erstenmal seit dem Eoreraufstand find europäische Truppen heute hier ge. landet worden. 3 wei englische Regimenter 30gen mit Musik und Fahnen durch die Hauptstraßen von Schanghai . Der Marsch, der über eine Strede von insgesamt 5 englischen Meilen Länge zu den vorgesehenen Quartieren ging, hatte riesige Menfchen maffen angezogen. Die Truppen wurden von den Europäern mit jubelnden Kundgebungen empfangen.

| Verstand. Bierten ist Geist ein Ding, das fürchten macht, weil es da ift, ohne Störper zu haben. Fünfte und wenige fehen in ihm einen sehr weifen, viel älteren Bruder, der stets zu tommen bereit ist, sobald sie eine fleine geheime Tür ihm öffnen, bie niemand tennt als der Hausherr selbst.

Internationale Volkslieder. In letzter Zeit haben mehrfach Volkslieder aus aller Welt die Programme von Chorkonzerten be­stritten. Man freut sich darüber. Auch das ist ein Schritt zu innerer, wahrhafter Berständigung, wenn man fich die Lieder seiner Nachbarn zu eigen macht und sie so gern und so oft wie die des eigenen Landes fingt. War also schon aus diesem Gesichtspunkt heraus das zweite Konzert, das die A- capella - Bereinigung des Berliner Boltschors in diesem Winter in der Singakademie gab, zu begrüßen, so war es das besonders wegen der hochstehenden Qualität der Darbietungen. Der Dirigent des Chors, Dr. Ernst Bander, hat in der Stimmerziehung sehr saubere Arbeit geleistet. Die vierstimmigen Chorwerke wurden mit bewundernswerter Brä zision gebracht, und die Musikfreudigkeit der Sänger und Sängerinnen befeelte jedes Wert. Zu ben Chordarbietungen gefellten sich er. gänzend Soloporträge, für die Swen Scholander gewonnen worden war. Dieser alte und doch so junge Meister der Laute versteht die beglückende Kunst, seine Lieder zu leben. Er gibt nicht blutleeres, äfthetisierendes Mandolinen oder Gitarrengefäufel, sondern glut­volle, flingende Heiterkeit. Mit den schwedischen und franzöfifchen Bolksliedern, die er brachte, löste er den berechtigten Jubel des ge­füllten Saales aus.

tes.

am Freitag früh Professor Ludwig Rabltofer, der Borstand des Profeffor Radlfofer gefforben. Wie erst jetzt bekannt wird, ift Alter von faft 98 Jahren gestorben. Er hatte bis vor vierzehn " Herbariums" in München im Pflanzenphysiologischen Institut, im Tagen noch täglich Dienst gemacht. Auf seinen Wunsch wurde sein Ableben nicht befanntgegeben, so daß nur einige Kollegen, die durch Bufall von seinem Tode erfahren hatten, an der Bestattung teil­nehmen konnten. Die wissenschaftliche Arbeit Radlfofers, wohl des ältesten Gelehrten Deutschlands , hat vielfach hohe Anerkennung durch die wissenschaftlichen Rörperschaften gefunden. Der Ver­storbene ist hier erst vor furzem ausführlich gewürdigt worden.

Gaffipiel der Comedie française. Wie her Morgen" mitteilt, wird die thre Reile nach Berlin fortsegen, wo bas Bariser Theater bet Reinhardt Parifer Comedie française im März in Wien naitieren. Sie wird dan auftreten wird.

Im Thea er des Welens wird von Dienstag an die Operette Die Bosimeisterin" von Leon Hessel unter Leitung des Komponisten aufgefügt.

Eine technische Jafultät an der Universität Münster ist projektiert, Unf einem Abend der Weltwirtschaftlichen Gesellschaft in Münster teilte ber Reftor der Universität. Prof. Lug, mit, dak der Provinzialausichuk dafür eine Million Mart acftiftet babe. Die Stadt Münster hat 1.5 Millionen Mark Aur Verfügung gestelt; etwa 0,5 Millionen Mark sollen von interessierten Induſtriefreien aufgebracht werden.

reisen der Diiginalverleger ein Ationsausfchuk gebildet. Es wurde ferner Für Einführung der tünfzigjährigen Schußfriff wurde in Berlin und den beschlossen, das deutsche Bolt über die Notwendigkeit biejer Gesekesänderung aufzuklären( was nicht ganz leicht fein dürfte!)

Im Wissenschaftlichen Verein spricht Mittwoch, abends 8 Uhr, im qoßen Sofaal, Georgenftr. 84/86, err Filcher v. Bofunzyn über Forte dritte im Luftverkehr( mit Lichtbildern). Der Vortrag ist öffentlich.