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oben herab betrachtetes Feigenblatt gegenüber der Schwurgerichtsvorsitzenden willen bankensmerterweise das 1 diefer Interpellation auf einen späteren Zeitpunkt verschoben mos Deffentlichkeit. Geheimnis gelüftet.

So ist der Prozeß Marschner- Themal gegen den Willen seiner Veranstalter zu einem Prozesse gegen Emmin­ger und seine Schwurgerichte" geworden. Er ergab mit aller wünschenswerten Klarheit, daß das Zusammenwirten von Richtern und Laien in gemeinsamer Beratung zu nichts anderem führt, als zur Vorherrschaft der Juristen und dadurch zur Ausschaltung der im alten Schwurgerichts­system wirkenden unmittelbaren Rechtsprechung des Laien elements. Dieser Prozeß gegen Emminger muß daher den Anstoß geben, die Emmingerschen Schwurgerichte zu beseitigen und das alte Schwurgericht wieder einzuführen. Dabei ist allerdings das altpreußische Siebeverfahren zu be leitigen und die Berufung der Volksrichter aus allen Boltskreisen zu sichern.

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In diese neue Pragis hat der Prozeß hineingeleuchtet, der dieser Tage unter dem Namen Themal- Marschner­Prozeß vor einem Berliner   Schöffengericht verhandelt wurde. Wie unseren Lesern erinnerlich, waren unter dem Borsiz des Landgerichtsdirektors Marschner einige Justiz wachtmeister wegen Meineids angeklagt und verurteilt mor­den. Nachträglich hatten einige Geschworene Bedenten wegen der Form der Abstimmung im gemeinsamen Bera tungszimmer bekommen und eine Eingabe an das Gericht ge­macht, in der sie auf ihre Gewissensbedenken und vor allem darauf hinwiesen, daß nach ihrer Meinung die in der Em­minger Berordnung vorgesehene 3 weibrittelmehr heit des gemeinsamen Gerichts nicht erreicht worden fel. Rechtsanwalt Dr. Themal als Verteidiger der verurteil­ten Justizmachtmeister erfuhr von dieser Eingabe und wollte fie benutzen, um die Revision beim Reichsgericht stich­haltig begründen zu können. Denn wenn wirklich die 3wel Major Anker über die Deutschnationalen. drittelmehrheit für das Schuldig nicht vorhanden gewesen märe, so hätte das Urteil keine Rechtsgrundlage gehabt und würde aufgehoben worden sein. Seine in einer Berliner Zeitung   veröffentlichte Darstellung von den Dingen gab nun den Anlaß zu der Beleidigungsflage, die Landgerichtsdirektor Marschner gegen die Zeitung und den Rechtsanwalt anstrengte und die in der Nacht zum Sonntag mit der Verurteilung zu hohen Geldstrafen vorläufig geendet hat.

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Dem Herrn Marschner wird nachgerühmt, daß er ein be. fonders gewissenhafter und umsichtiger Borsigender sei und daß deshalb bei ihm am wenigsten von einer absichtlichen Berlegung der Rechtsvorschriften gesprochen werden dürfe. Setzen wir dies als zutreffend voraus, so ergibt sich aus dem Brozeß Marschner- Themal um so deutlicher die Unmög lichkeit des Emmingerschen Schwurgerichts"-Systems. Denn durch die Aussagen der gelehrten und der Laienrichter über die Borgänge im Beratungszimmer wurde auch dem Blindesten flargemacht, daß die ursprüngliche Auffassung der Laien wenigstens bei vieren von sechs durch die richterliche Diskutierkunst niedergerungen wurde. Selbst der als forretter Richter gerühmte Marschner veriet bei feiner Aussage, mie gotterhaben er sich gegenüber den Latenrichtern fühlt. Bielleicht wurde er in seiner Erregung am Zeugenstand offenherziger, als es ihm nachträglich felbft lieb fein mag. Er erzählte treuherzig, daß er zunächst einmal den Geschworenen Gelegenheit zur Aussprache gäbe, weil fie ,, f on ft an versetter Rede sterben". Bon einem der Geschworenen, und gerade von dem, der die Ein­gabe gemacht hat, versicherte er, daß ihm Gott mit seinem Amte feineswegs den dazu notwendigen Berstand gegeben" habe!

Bei der vorläufigen Aussprache im besonderen Falle hatten vier Geschworene sich für Nichtschuldig ausgesprochen. Dann aber begann die Bearbeitung durch die gelehrten Richter. Die Geschworenen haben als Zeugen fast übereinstimmend be­fundet, daß Marschner über ihre vorläufige Meinungs­äußerung in große Erregung geraten ist- die erregte Form feiner Zeugenaussage vor dem Schöffengericht läßt das glaubhaft erscheinen und daß sie sich schließlich durch die richterliche Einwirkung haben mehr oder weniger umftimmen laffen. Die unmittelbare Wirkung ihrer Einbrüde aus der Schwurgerichtsverhandlung wurde im Beratungs­zimmer durch die lebhaften ,, Rechtsbelehrungen" durch den Vorsitzenden und die Richter zum Teil verwischt, so daß bei ihnen eine Art Minderwertigkeitsgefühl gegenüber dem juristischen Wissen der Richter entstand.

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Gerade diese Art von Beeinflussung aber hat der ur­fprüngliche Schwurgerichtsgedante ausschalten wollen. Das vom Gesez vorgeschriebene Geheimnis des Bera tungszimmers hat bisher den Umfang solcher Beein­fluffung nicht allgemein kenntlich werden lassen. In diesem Beleidigungsprozeß wurde aber um der höheren Ehre des

Das Lied vom braven Mann.

Bon Paul Gufmann.

Im Weltkrieg wurde das Heldentum eines Mannes danach be. messen, wie viele Leben auf der Feindesseite thm zu vernichten ge­Inugen war. Unterseebootflrüher und Fieger wetteiferten um den Ruhm, die höchste Refordziffer auf der Menschenjagd zu erringen. Dem immerhin hervorragenden Mut des einzelnen auf diesem Ge­biete wurden in der Deffentlichkeit Anerkennungen zuteil, wie solche in Friedenszeiten nur den höchsten Körper- und Geistesleistungen gezollt werden. Die Bernichtungsreforde wurden bekanntlich ge. bucht, wie heute die Resultate beim Wettschwimmen über den Kanal oder bei internationalen Sportkämpfen. Was aber besagt jenes Heldentum, das von der Mitwelt sogar auf Gedenksteinen verewigt worben ist, gegen ein anderes Heldentum von so unfaßbarer Größe, daß der kriegerische Ruhm dagegen wie eine Wermlichkeit erscheint.

,, Hoch klingt das Lied vom braven Mann" nein, es flingt nicht hoch wie die mit Fanfaren geschmetterten Kriegsgefänge, fon. dern bescheiden ertönt es unter dem soviel aufdringlicheren und be­langloseren Lärm des Tages. Aber dennoch, endlich einmal tann der Chroniſt der zeitlichen Jämmerlichkeiten freudig aufatmen, wenn er das Helbentum des Friedens ebenso belohnt sieht wie das Helden tum der Massentötung. Jener fleine Vorgang, der sich da in den Bereinigten Staaten zutrug, wo man die Büste Friz Stegers im Weißen Haus   zu Washington   aufgestellt hat, gibt wieder Mut, an die Solidarität der Menschheit zu glauben. Frizz Steger! Kein Sänger fand sich, feine Heldenhaftigkeit zu befingen, wie Gottfrieb Bürger jenen unbekannten braven Mann oder wie Goethe die schlichte Johann Sebus befungen hat. Sohn des Volkes, einfacher Matrose auf einem amerikanischen Dampfer, rettete er von der Be­fagung eines fremden, in Seenot geratenen Schiffes siebzehn Ber fonen, bis ihn selber der Tod ereilte. Siebzehnmal setzte jener junge Mensch sein Leben zur Erhaltung frember Leben aufs Spiel. Selbst die heroischsten Taten im Dienst der Menschheit müssen hinter diese Heldenhaftigkeit zurücktreten. Was ein Pearn geleistet hat, so groß es ist, es wurde von der Anteilnahme der ganzen zivilisierten Welt begleitet, und erhofftem Ruhm galt der Einsatz des eigenen Lebens. Der Arzt, der sich im Dienst der Wissenschaft mit todbringenden Bazillen impft, hat bei aller Seelengröße den Gedanken an die das Lebensopfer aufwiegende Anerkennung der Fachgenossen. Von dem eitlen Ruhm der Feldherrn oder jenes Königs, der nach seinen eigenen Worten Kriege entfesselte, um sich unsterblich zu machen, ganz zu schweigen. Friz Steger, der Sohn unbemittelter Eltern drunten in Süddeutschland  , vielleicht der Verlobte eines Mädchens, das feiner in Sehnsucht harrte, dachte an nichts anderes, als daß das Leben jedes einzelnen der siebzehn Matrosen mindestens fouiel mert fet mie das eigene. Ein Genie der Liebe, rettete er die Kanics raden aus schwerster Lebensgefahr, wie er vielleicht, wenn die furcht

Das Urteil eines Kenners.

den: die Behörde sollte die Möglichkeit erhalten, die erforderlichen Ermittlungen über die Todesurfache des Mädchens vorzunehmen, Es mußte festgestellt werden, ob die Handlungen der Polizeibeamten rechtmäßig waren und die Behandlung der Liesbeth Kolomat im Krantenhaus zweckmäßig gewesen war.

Und da geschah etwas unerwartetes und unvorhergesehenes. Die Polizei drehte den Spieß um und stürzte sich mit der ganzen Bucht ihres behördlichen Apparates auf die Mutter des verstorbenen mädchens, also auf die Verfasserin des Buches. Man holte die Frau Kolomat aus dem katholischen   Kloster Hafelünne, wo sie sich auf­hielt sie war nach dem Tode ihrer Tochter zum Katholizismus übergetreten, stedte sie ins Gefängnis und erhob gegen sie die An­schuldigung megen Ruppelei an ihrer eigenen Tochter. Man ging babei fo rigoros vor, daß man drei Tage lang ihre Familie über die Berhaftung in Unkenntnis ließ. Erst als der Mann am Sonntag seine Frau im Kloster aufsuchen wollte, erfuhr er, daß sie bereits die Behörde hat am Freitag von der Polizei geholt worden war somit feit der Berhaftung der Liesbeth, also seit 1924, anscheinend nichts zugelernt. Die Justizbehörde eröffnete aber ihrerseits gegen die Frau Kolomat das Ermittlungsverfahren. Das gab auch der Bremer Senat   in einer offiziellen Erklärung bekannt.

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In einer demokratischen Versammlung für Berlin- Mitte  sprach gestern abend der Abg. Koch. Er lehnte eine Eini- Hört man aber, auf welche Weise die Polizei zu ihrer Anklage gung mit der Boltspartei, die unter der heutigen Führung gekommen ist, so erscheint die ganze Angelegenheit erst in richtiger feineswegs liberal sei, entschieden ab, gab der Hoffnung Aus Beleuchtung. Liesbeth Kolomat ist im April 1924 gestorben. Aber druck, daß die gegenwärtige Koalition vor die Wähler bereits im Mai 1926 hatte die Polizei eine Abschrift des Buches treten werde und fündigte an, daß der Fall Keudell- Bom Leben getötet" in Händen. Ihr waren also die darin er­hobenen Antlagen befann be tante auch die Roffe, bie bie Tresdom feineswegs erlebigt fet. Mutter im Leben ihrer Tochter gespielt hatte. Sie ging aber weder den Anflagen des Buches nach, noch erhob sie Anklage gegen die Mutter. Jetzt plöglich, nach faft zwei Jahren, da die Anklagen der Mutter Gegenstand öffentlicher Erörterungen geworden sind, dreht fie den Spieß um und erhebt Antlage gegen ble Mutter wegen Ruppelei! Ja, wem wollte da nicht der Berdacht aufsteigen, daß es fich hier um ein 2blentungsmanöver handelt? Eine Tatsache bedarf aber noch besonderer Erwähnung.

Die Sensation des Abends bildete doch das Auftreten des ehemaligen fronprinzlichen Adjutanten und deutschnationalen Agitators, Major a. D. Anker. Nach dem Bericht des Berl. Tagebl." führte er u. a. aus:

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Glauben Sie mir, das Uebelfte an den Deutschnationalen ist, daß ihr Monarchismus nicht echt ist. Ich war doch Wahrer der monarchistischen Interessen. nirgends habe ich bösartigere Klatschereien und mehr üble Nachrede gehört, als in den Kreisen, die dem Throne am nächsten standen. In jenen Tagen, als es nicht ungefährlich war, die Epauletten des Offiziers zu tragen, hat jenen Kreisen der Mut gefehlt. Sie sind ins Maufel och ge trochen. Heute haben sie das große MauL Nach zwei Jahren stehe ich zum erstenmal wieder in einer politischen Ber. fammlung. Zwei Jahre habe ich gebraucht, um Klarheit zu ge­winnen. Es steht mir nicht an, die Richtlinien Ihres Parteiführers zu ergänzen, aber eines möchte ich empfehlen, nicht nur den falschen Patriotismus der Deutfchnationalen zu entlarven, der nur ein Bor­wand für brutale Klaffenherrschaft ist, sondern auch flar zu sagen, daß wir ein neues, freies und glückliches Deutschland   wünschen, das geachtet ist im Rate der Bölfer, ein starkes innerlich und geiftig freies Deutschland  .

Zu der deutschnationalen Arbeiterversammlung", die mir an anderer Stelle besprechen, ist das ein ganz hübsches Gegenstück!

Dom Leben getötet.

... oder durch Salvarsan vergiftet? Das Schicksal ber 16jährigen Grete Machan ist erst vor wenigen Lagen in einem Aufsatz der Genoffin Bohm- Schuch im Vorwärts" gewürdigt worden. Die Anklagen gegen Polizei und Krankenhaus, beren Schuld am Tode des Kindes in den Tagebüchern der Mutter behauptet wird, bemegen nach wie vor die Deffentlichkeit. Der Fall der jungen Grete jetzt ist ja ihr richtiger Name bereits bekannt, fie hieß Liesbeth Kolomat, ist aber über die engen Grenzen Bre mens hinausgewachsen. Geschieht nicht Aehnliches auch an anderen Orten?

Unser Bremer   Parteiorgan hatte zu allererst die Feststellungen gemacht, daß der Ort der Handlung Bremen   ist und daß die im Buche ,, Bom Leben getötet" geschilderten Tatsachen der Wirt­lichkeit entsprechen. Unsere Bremer   Genossen hatten darauf in der Bürgerschaft eine Interpellation eingebracht, die in diese Angelegen heit Licht bringen sollte. Auf Ersuchen der Polizei ist die Besprechung

bar Kriegsgeißel ihn dazu gepeitscht hätte, fie getötet haben würde. Entsezensvoller Gedanke, daß auf allen Seiten der Kriegsmädhte manch ein Friz Eteger töten mußte, weil seine Liebe zertreten wurde. Denn der Sohn des Boltes haßt nicht den Sohn des anderen Boltes, und jener Instinkt, der das eigene Leben verwirft, um das fremde zu retten, ist ursprünglicher als der von den Nutznießern des Böllermordes gepriesene Haß.

Die Ehrung Fritz Stegers im Weißen Haus   zu Washington  ist ein feierlicherer Aft der Berneigung vor dem heldenhaften Mann tannten Soldaten. Hundert Feldherrndenkmäler mit ihrem prunt. des Bolles als die symbolische Geste vor dem Grabmal des unbe vollen Kriegsschmuck wiegt diese fleine weiße Büste auf, die ein großes Bolt einem deutschen Matrosen, einem Refordmann der Nächstenliebe, unter den Büsten seiner großen Staatsmänner und Gelehrten errichtet hat.

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Eine Versuchsstelle für Hauswirtschaft.

Selbst die tüchtigste Hausfrau ist oft außerstande, beim Einkauf neu angepriesener Haushaltsartikel zu erkennen, ob sie praktisch und dauerhaft sind. Ein unpraktischer Einkauf bedeutet aber immer eine unwirtschaftliche Geldausgabe, die wir uns heute meniger denn je leisten können. So hat der Reichsverband deutscher Hausfrauen­tisch wissenschaftliche Bersuchsstelle für" haus. Dereine eine sehr zeitgemäße Aufgabe erfüllt, als er 1925 die Brat. wirtschaft" in Leipzig   gründete. Hier werden hauswirtschaft liche Artitel praktisch und wissenschaftlich geprüft und einwandfrei gute Erzeugnisse mit einem Sempel versehen, und zwar Nahrungs­und Genußmittel, die fabrikmäßig hergestellt sind, Koch- und Bad apparate, Küchenmaschinen und Geräte, Buß- und Reinigungsmittel und Textilwaren. Ausgesprochene Lurusgegenstände und fosmetische und medizinische Artikel sind ausgeschlossen. Ein Gegenstand be tommt das empfehlende Abzeichen eine schmalblättrige Blüten­frone in einem auf der Spize stehenden Biereck und in der Mitte die Buchstaben R. D. H. menn

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er im Haushalt eine pratische Hilfe bedeutet im Sinne einer vernunftgemäßen, zeit und fraftsparenden Haushaltsführung, oder wenn er der Pflege des Hausrats dient;

durch seine Benutzung fein Schaden für die Gesundheit ent. steht,

bei seiner Benugung das damit in Berührung fommende Material nicht leidet, jein Material und feine Berarbeitung dem betreffenden 3wed entspricht und sein Preis angemessen ist;

feine Benugung im Haushalt, unter Berücksichtigung der oben. genannten Gesichtspuntte, eine Geld- und Materialersparnis be­deutet;

feine Einführung in den deutschen Handel der deutschen Bolts. mirtschaft in teiner Weise nachteilig ist.

Die Berfuchsstelle arbeitet Hand in Hand mit verschiebenen wissenschaftlichen Instituten und sie befizt selbst eine große Berfuchs. Bestehens fchon fo piet gute Arbeit geleistet, um die Spreu vom füche zur praktischen Grprobung. Sie hat in der kurzen Zeit ihres Weizen zu sondern, daß sich heute schon viele Hausfrauen mit Recht durch das fleine Abzeichen bestimmen laffen.

Das Buch der Mutter ließ durchbliden, daß ihre Tochter infolge der Salvarsan- Behandlung gestorben fei. Die neuerdings von einem Berliner   Blatte veröffentlichten ergänzenden Tagebücher der Frau Rolomat geben Andeutungen wieder, die im gleichen Sinne von den Aerzten und Krantenschwestern gemacht sein sollen. Der bekannte frühere Polizeiarzt und Gegner der Salvarsanbehandlung Prof. Dr. Dreuws hat in einem Briefe an den Vorsitzenden des Bremer Senats sich erboten, in diesem Falle als Sachverständiger zur Fest­ftellung der wahren Todesursache der Liesbeth Kolomat beizutragen, Er behauptet, daß alle Symptome, die bei der Verstorbenen vor ihrem Tode verzeichnet wurden, auf eine Salvarfanvergif= tung hinweisen. So erhält dieser Fall gerade in dem Augenblic, wo das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtsfrankheiten die Be­handlung der Geschlechtserfrantungen ausschließlich in die Hände der approbierten Aerzte gegeben hat und gewissermaßen eine Zwangsbehandlung vorschreibt, eine ganz besondere Bedeutung. Ob die Salvarsanbehandlung unter gemissen Umständen tödlich sein kann oder nicht, mögen die ärztlichen Rapazitäten entscheiden; ob aber die Liesbeth Kolomat an der Salvarsanbehandlung zugrunde ge­gangen ist, ist im Intereffe der Verhütung ähnlicher Fälle für die Deffentlichkeit von größter Bebeutung. So grotest die Anflage gegen die Mutter des verstorbenen Mädchens erscheinen mag, viel leicht wird gerade durch sie die Möglichkeit gegeben werden, in öffent­licher Gerichtsverhandlung ben wahren Sachverhalt des traurigen Schicksals der Familie Kolomat. festzulegen.

Freiflug für Reichstagsabgeordnete? Zwischen dem Reich und der Lufthansa ist über die Frage verhandelt worden, ob es möglich fai, den Reichstagsabgeordneten freie Beförderung im Flugzeug zu gewähren. Die Frage ist zunächst verneint morben, weil man zu großen Andrang befürchtet, der den zahlenden Baffagieren die Flug. An sich wäre es sehr wünschensivert, gelegenheit nehmen würde. wenn ermöglicht würde, daß die entfernter wohnenden Abgeordneten auf dem fürzesten Weg nach Berlin   gebracht werden. Vielleicht würden dann die Klagen über das Fehlen von Abgeordneten bei wichtigen Abstimmungen weniger zahlreich sein!

Eine Universität für Negerinnen. Auf den gewöhnlichen Kol legs, die von den weißen Frauen besucht werden, ist für die Negerin fein Blaz, da ja in Amerita ein Weißer nicht einmal in demselben Hause wohnen oder in derselben Straßenbahn fahren will, die ein Neger benugt. Mit Hilfe einer Sammlung ist nun eine Universität für schwarze Hörerinnen in Albuquerque   errichtet worden, die aus­schließlich für die schwarzen Frauen bestimmt ist. Die meisten Lehrer find allerdings Weiße, da noch nicht genügend Neger gefunden sind, um die ganzen Lehrstühle der Hochschule mit schwarzen Professoren zu besetzen. Die meisten bedeutenderen weißen Lehrer wiesen erst zustande gekommen. Es werden hier weibliche Aerzte und Rechts­das Angebot mit Entrüstung zurück. Endlich war doch eine Einigung berater ausgebildet. Ferner erhalten die Negerinnen Unterricht auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft, so daß sie nun ihre Ziele erreichen können, den weißen Frauen an Bildung nicht nachzustehen. Nebenher wird auch Sport in großem Umfange getrieben, findet aber bei den Negerinnen feine Gegenliebe. Vor dem Besuch der Universität müssen die Negerinnen sich einer Prüfung unterziehen, ob sie auch das erforderliche Maß von Wissen auf allen Gebieten befizen. Bei der Eröffnung hat sich herausgestellt, daß nur 3 Broz. aller aufnahmelustigen Negerinnen halbwegs den Ansprüchen ge= nügten, die an sie gestellt wurden. Die anderen wurden darum der Vorschule überwiesen.

Shaws englisch- fchwedische Literaturstiftung. Shaw hat jetzt Stiftung" aufgeftellt, für die er den ihm zuerkannten Teil des Nobel endgültig die Stetuten der Englisch  - Schwedischen Literarischen Breifes zur Verfügung gestellt hat. Die Stiftung soll die Kenntnis schwedischer Kunst und Literatur in England verbreiten. Shaw wird der Ehrenvorsiz angeboten werden. Die Gesellschaft wird sich zu­nächst mit der Herstellung einer Strindberg- Uebersetzung beschäftigen. Die Sinfen der Summe betragen ungefähr 6000 Stronen jährlich.

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Die Vorstellungen der erwerbslojen Schou'pieler bringen als erfies Drama Gerhart Hauptmanns Weber", inszeniert von Brofeffor Ferdinand Gregori  . Der Einbeitseintrittspreis beträgt 80 Vf. Die beit en ersten Auffübrungen finden statt: am Dienstag in den Prachtsälen am allee, abends 8 Ubr. Märchenbrunnen und am Mittwoch im Böhmischen Brauhaus, Landsberger

3m Leffing- Museum( pricht Tonnerstag, 8 Uhr, aum Todestage Leifings und dem 250. Todestage Svinozas Dr. Boul ltenberg über Reffing unb Spinoza  . Danach Aufführung von Leffings Luftspiel Die Matrone pon Epbelus",

Aus der Gesellschaft. In her Thalien Mundschau erscheint ein Ge dichtchen, das durchaus dem land süblichen Durchschnitt entspricht. Aber... in einer note wird dazu bemerkt, daß die Verfasserin die 14 jährige Utenfelin des berühmten Kriegsministers von Roon ist. Das ist dann freilich

etwas anderes.

Pro'effor Briefch von der Universität Leipzig wurde van der Gefellschaft für Bigchiche Forschung von Giokbritanien, auch für 1927/28 zum Gren präsidenten gewählt. Brof. Drefch mar, als man ibn für 1925/26 wählte, ber erfte deutsche Präsident, ber feit 40 Sabren bestehenden Gesellschaft, die mit der egatten Erforschung von offulten Phänomen befaßt.

Eine lex neinze in Amerifa. Der Kongreßabgeordnete Wilson bat eine Borlage ausgearbeitet, nach ber 67 Theateritide, die in New Port aufgeführt obigen feten. Unter den verbotenen Staden werden sich auch Beifels werden oder noch zur Aufführung gelangen sollen, perboten werben, da sie Bodsgefang und Sudermanns, Heimat befinden.